Pedale, die Gitarristen und Synthesizer-Spieler erfreuen
Effektpedale auf der Superbooth 2024? Ja, die gab es tatsächlich und ich habe mich mal auf eine Entdeckungsreise durch die Messe gemacht. Spannend ist zu sehen, dass einige der Pedale ihren Ursprung in Eurorack-Modulen haben und so können Gitarristen von den Innovationen der Modular-Synthesizer-Szene profitieren. Und ich hoffe, dass dieser Trend anhält, weil in diesem Bereich viele spannende Effekte zu finden sind.
Inhaltsverzeichnis
Erica Synths – Nightverb
Erica Synth hat ja bereits einige Desktop-Effektgeräte auf den Markt gebracht und mit dem Nightverb ergänzt nun ein Reverb-Pedal das Sortiment. Das Nightverb wurde gemeinsam mit 112dB entwickelt und harmoniert sicherlich ganz hervorragend mit dem Zen Delay. Mit insgesamt 15 Potis lassen sich einige Parameter in Echtzeit bearbeiten und die Range reicht von einem dezenten Raum-Hall bis zu bombastischen Freeze-Effekten. Über das kleine Display samt Encoder lassen sich zusätzliche Einstellungen vornehmen. Mit einer effektiven Klangregelung kann der Reverb-Sound sehr schön geformt werden. Das Erica Synth Nightverb-Effektgerät ist natürlich komplett in Stereo aufgebaut und wird ab dem Sommer erhältlich sein.
Chase Bliss – Onward und Lossy
Chase Bliss konnten mit dem neuen Onward-Pedal überraschen, einem „Dynamic Sampler“. Das Onward ist eine Kombination aus einem Freeze-Effekt und einem Glitch-Effekt, die separat oder gemeinsam aktiviert werden können. Nutzt man beide Seiten gleichzeitig, interagieren die beiden Effekte und beeinflussen sich aufgrund des internen Side-Chainings und des „Dynamic Ducking“-Effekts gegenseitig. Seine Wurzeln hat das Pedal im Outward von Cooper FX. Cooper FX-Gründer Tom Majeski hat das Onward natürlich mit entwickelt und war dementsprechend mit den Jungs und dem Mädel von Chase Bliss mit am Stand auf der Superbooth anzutreffen. Das Onward ist wirklich ein großartiges Ambient- und Sound-Mangling-Pedal und ich hätte Stunden an dem Stand von Chase Bliss verbringen können. Auch Chase Bliss-Mitarbeiter Zack konnte sich kaum losreißen und wir hatten eine Menge Spaß zusammen.
Mit internen Effekten wie Verzerrung, Octave und Chorus, einem Swell-Effekt und dem Error, der zufällige Fehler in die Freeze- und Glitch-Sounds einbaut, kann das Signal ordentlich verfremdet werden. Das Onward ist ein Stereo-Effektgerät. Und wenn man dann noch die DIP-Switches nutzt, kann man die Manipulation des Effekts noch auf die Spitze treiben. Wir werden das Chase Bliss Onward auf jeden Fall hier testen und vorstellen.
Das Chase Bliss Lossy, das bereits vor ein paar Monaten veröffentlicht wurde, konnte am Stand von Chase Bliss natürlich auch angetestet werden. Das Pedal basiert auf einem Plug-in von Goodhertz und simuliert den Qualitätsverlust von MP3-Files. Dadurch lassen sich wirklich spannende Effekte erzeugen, die definitiv überraschen. In einem Setting wird das Decay gedämpft und die Gitarre klingt plötzlich wie ein Banjo.
Warm Audio – RingerBringer
Warm Audio hat ja bereits einige legendäre Effektgeräte neu aufgelegt. Vom Klon Centaur, über einen Mutron Phaser, bis zum Tone Bender werden die Effektpedale mit viel Liebe zum Detail rekonstruiert. Der RingerBringer von Warm Audio bringt nun in Form eines Ring-Modulators eines der legendärsten Moog Moogerfooger-Pedale zurück auf den Markt. Das Pedal ist komplett analog aufgebaut und orientiert sich optisch ebenfalls stark an seinem Vorbild. Allerdings ist das Gehäuse kompakter und damit Pedalboard-freundlicher als der MF-102. Sämtliche Control-Voltage-Anschlüsse wurden ebenfalls integriert. Auch Musikern, die bisher noch keinen Ring-Modulator ausprobiert haben, lege ich dieses Pedal wärmstens ans Herz, denn eine seiner großen Stärken sind richtig gute Tremolo-Sounds.
Und wenn man die Rate moduliert, ändert sich das Tremolo vom langsamen Wabern bis zu schnellem Klackern. Aber auch die Ring-Modulations-Sounds sind hier richtig gut. Mir wurde übrigens gesagt, dass der RingerBringer erst der Anfang sei und dass noch Clones weiterer Moogerfooger-Pedale von Warm Audio auf den Markt kommen werden. Ich habe natürlich gleich mal für das Delay gestimmt, aber der Murf wäre natürlich auch interessant.
Eventide – H90
Das Eventide H90 ist ja schon etwas länger auf dem Markt und wir haben es hier bereits getestet. Vor Kurzem wurden aber noch zwei neue Algorithmen integriert: Aggravate und Sticky Tape. Aggravate ist ein Octave-Fuzz-Algorithmus, der sich an den legendären Sounds der 70er-Jahre orientiert. Der Sound lässt sich mit vielen Parametern fein einstellen und ein integriertes Envelope-Filter und Ducking machen dieses Octave-Fuzz zu etwas ganz Besonderem.
Der Sticky-Tape-Algorithmus ist, wie der Name schon sagt, ein Tape-Echo, das nicht gut gewartet wurde. Und so glänzt es mit spannender Modulation und ordentlich Schmutz. Es lassen sich auch die Flanging-Effekte erzeugen, die man aus der Studiotechnik kennt. Man kann diesen Effekt aber auch einfach nutzen, um seinen Sound anzudicken und ihm mit dem integrierten Kompressor etwas Tape-Wärme zu verleihen. Ein wirklich gelungenes Update, das vielleicht auch den etwas unmotivierten Mitarbeiter am Eventide-Stand vom Vorteil des H90 gegenüber den zwei H9 überzeugen könnte, wenn er es einmal ausprobiert hätte.
Endorphin.es – Golden Master und Ghost
Endorphin.es war in diesem Jahr auf der Superbooth, um ihre neuen Eurorack-Module zu präsentieren. Trotzdem habe ich natürlich einen Blick auf ihre beiden Pedale geworfen, die beide Ende 2023 auf den Markt gebracht wurden und ihren Ursprung in den entsprechenden Eurorack-Modulen haben. Firmengründer Andreas hat seine Geräte mit so viel Leidenschaft und Liebe vorgestellt, dass man einfach nur begeistert sein konnte. Das Endorphin.es Ghost haben wir ja bereits hier getestet und ein Testbericht über das Golden Master wird definitiv in Kürze folgen.
Das Ghost-Pedal kann mit seinem flexiblen Effekt-Routing, der intuitiven Bedienung und seinen großartigen Ambient-Sounds überzeugen. Seine Distortion-, Filter-, Delay- und Reverb-Sounds können sehr flexibel per internem LFO moduliert werden.
Das Golden Master ist ein Multiband-Prozessor mit Equalizer, Kompressor und Mitte/Seiten-Prozessor, die gleichzeitig genutzt werden können. Damit wird das Stereo-Pedal zu einem perfekten Helferlein auf dem Pedalboard oder im Studio, um den Sound druckvoll und durchsetzungsfähig zu machen. Die Stereobreite kann pro Band separat eingestellt werden und mit der Option, einzelne Bänder stummzuschalten, lassen sich insbesondere in der elektronischen Musik spannende Effekte und Übergänge erzeugen.
Polyend – Press
Überraschend hat Polyend mit dem Press einen analogen Kompressor auf den Markt gebracht. Ebenso wie der Mitarbeiter am Eventide-Stand sprang der Funke zwischen dem Mitarbeiter am Polyend-Stand und dem Gerät wohl nicht so recht über, aber glücklicherweise kann man auf einer Messe ja auch immer selbst ein wenig in das Gerät eintauchen. Der optische Stereo-Kompressor mit Side-Chain soll sich perfekt mit dem Tracker aus eigenem Hause ergänzen und ist natürlich auch für Gitarristen geeignet. Der Studio-Kompressor im Pedalformat lässt sich mit den für einen Kompressor üblichen Parametern Threshold, Radio, Make-up, Mix, Attack und Release einstellen. Dazu gesellt sich ein Tilt-EQ und Highpass- und Lowpass-Filter für die Side-Chain. Im Herbst wird dieses Effektgerät erhältlich sein und es wird grob zwischen 350,- bis 450,- Euro kosten.
Bastl – Thyme+
Auch wenn das Bastl Thyme+ kein Bodentreter für uns Gitarristen ist, so gehört dieses Desktop-Gerät definitiv in diese Übersicht, da es ein großartiges Delay ist. Als Update des Thyme hat das Thyme+ ein optisches Make-over bekommen und kann nun mit einem kompakteren Gehäuse aufwarten. Darüber hinaus wurden die Anschlüsse optimiert und so gibt es jetzt zwei Mono-Inputs anstelle des 6,3 mm Stereo-Inputs und die DIN-5 MIDI-Buchsen wurden durch 3,5 mm TRS-Buchsen ersetzt. Größere Potiknöpfe erleichtern zudem die Bedienung. Aufgrund des geänderten Platinendesigns konnte das gesamte Gehäuse nun flacher gestaltet werden.
Aber auch unter der Haube hat sich in Form eines besseren Audio-Codec und Firmware-Updates einiges getan. Das Thyme+ punktet mit seinen authentischen Multi-Head-Tape-Delay-Sounds, die in unterschiedlichster Weise moduliert werden können. So kann jedem Poti eine unterschiedliche Modulation zugeordnet werden. Das geht also weit über ein schnödes Delay hinaus und klingt wirklich klasse.
Animal Factory Amplifcation – Godeater und Ozymandias
Animal Factory Amplification präsentierte je einen Prototypen des Godeater und des Ozymandias. Beide Pedale sind Verzerrer für Bassgitarren und haben einige Besonderheiten. Das Ozymandias ist ein Dual-Overdrive und der Godeater ein Distortion-Pedal. Sie sind für den Bass abgestimmt und sollen das Low-End erhalten, ohne dass man das cleane Signal einblenden muss. Der Godeater bietet zahlreiche Potis für die Abstimmung der Frequenzen und des Gains und beide Pedale kommen in einem schicken Gehäusen daher.
ALM/Busy Circuits – MFX Pedal
In der Gitarrenszene wohl noch gänzlich ungekannt ist die Firma ALM/Busy Circuits. Sie haben eines ihrer Eurorack-Module in ein Pedal gepackt und damit könnte sich das in Zukunft ändern. Das „MFX Pedal“ bietet 18 Effekte in Form von Delays, Reverbs, Modulation und Verzerrer und arbeitet in Stereo.
Weitere Effektpedale auf der Superbooth
Neben diesen neuen Effektpedalen waren noch bereits bekannte Effektgeräte von Dreadbox zu sehen und Boredbrain präsentierte seinen Patchulator. Obwohl Earthquaker Devices als Aussteller vor Ort waren, haben sie sich entschieden, dieses Mal nur ihr neues Eurorack-Modul zu präsentieren.
TouellSkouam zeigte ein Fuzz-Pedal namens Strakal Brulu mit Feedback und einem kompakten Filter, das beispielsweise für Korg Volcas perfekt sein soll.
Die Modul-Schmiede Cosmotronic hat sein beliebtes Kompressor-Modul Messor als Pedal rausgebracht. Es lässt sich durch die neue Form einfacher in jedes Setup integrieren und könnte auch etwas für Gitarristen sein. Der Stereo-Kompressor basiert auf einem VCA und bietet eine Side-Chain-Funktion.
Hi, also mein Strakal Brulu ist eindeutig ein Fuzz der härteren Gangart, kein Phaser. Würde mich wundern wenn sie das geändert hätten…
@Bave the Dutcher Strakal Orsel ist ein Overdrive in meinem Rack, mit zwei Röhren, auch sehr hübsch, auch sehr laut, auch sehr heftig. Heiß und fettig.
@Bave the Dutcher Mit deren Heklev glaub ich kriegst du Modulationseffekte hin.
das Panda Audio Future Impact V4 Pedal fand ich sehr interessant, mit internem voll editierbarem Synth / MIdi out für externe Geräte und einem ziemlich gutem Preis