Die DI-Boxen von Radial im Praxistest!
Inhaltsverzeichnis
Dieser Workshop beschäftigt sich mit einem Thema, welches in der Praxis viel zu wenig Beachtung findet. Wir lesen viel über Bässe, Amps, Boxen und diverse Effekte, wollen unseren Sound so perfekt wie möglich gestalten, machen uns aber selten darüber Gedanken, wie wir dieses Signal an den FoH transportieren. Wie oft habe ich Musiker kennengelernt, die extrem hochwertiges Equipment am Start hatten, jedoch keine Ahnung hatten, welchen Einfluss die DI-Box auf ihren Klang hat. Man nimmt die vor Ort, egal ob aktiv oder passiv und spielt einfach. Da diese Komponente jedoch einen großen Einfluss auf unseren Sound hat, wollen wir nun mal ein wenig tiefer in das Thema einsteigen.
Wofür braucht man eine DI Box überhaupt?
Eine Direct Injection oder Direct Input Box ist ein Gerät, das von Musikern und Tontechnikern verwendet wird, um Audiosignale von elektrischen Instrumenten wie Gitarren, Bässen oder Keyboards direkt in ein Mischpult oder eine andere Quelle zu übertragen. Es gibt mehrere Gründe, warum dies über eine DI-Box und nicht direkt aus dem Instrument oder Amp passieren sollte.
Zu einem geht es schlicht und einfach um die Signalqualität. Wenn ein elektrisches Instrument direkt an ein Mischpult angeschlossen wird, kann der Sound nämlich darunter leiden. Viele Instrumente, wie passive Gitarren oder Bässe, haben hohe Ausgangsimpedanzen, was dann wiederum zu einem Verlust an Klarheit und Dynamik führen können. Eine DI-Box wandelt das hochohmige Signal des Instruments in ein niederohmiges Signal um, welches besser mit dem Mischpult kompatibel ist. So bleibt die Qualität des Signals erhalten und wird, je nach DI-Box und persönlichem Geschmack, noch verbessert.
Ein weiterer Grund für den Einsatz einer DI-Box ist die Vermeidung von Brummschleifen. Diese entstehen oft, wenn mehrere Geräte miteinander verbunden sind und es zu einer Erdungsunwucht kommt. Dies kann zu dem allseits bekannten und sehr störenden Brummen im Audiosignal führen. Eine DI-Box verfügt in der Regel über einen Erdungsschalter, mit dem solche Brummschleifen vermieden werden können.
Darüber hinaus bieten die meisten DI-Boxen auch die Möglichkeit zur Phasenumkehrung. Manchmal kann es vorkommen, dass zwei Signale miteinander interferieren und sich gegenseitig auslöschen. Durch die Phasenumkehrung in der DI-Box kann dieses Problem behoben werden, indem die Phase eines der Signale umgekehrt wird. Dadurch können Musiker sicherstellen, dass ihre Instrumente im Mix gut zusammenklingen.
Zu guter Letzt hilft eine DI-Box bei der Isolation des Signals. Wenn ein Instrument direkt an ein Mischpult angeschlossen wird, kann es zu unerwünschten Störungen durch andere elektrische Geräte oder Kabel kommen, sei es Ladegeräte für das Handy oder Stromquellen für das Licht im gleichen Stromkreislauf. Nicht immer können diese aus logistischen Gründen getrennt werden, weswegen auch hier der Einsatz einer DI-Box sinnvoll ist.
Gründe gibt es also genug, solch ein Kästchen zu verwenden …
Worin unterscheidet sich eine aktive von einer passiven DI?
Wer beginnt, sich mit der Thematik intensiver zu beschäftigen, stößt bei seiner Recherche schnell auf die Begriffe „aktiv“ und „passiv“. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Variante liegt in der Art und Weise, wie das Eingangssignal verstärkt wird. Eine passive DI-Box ist im Wesentlichen ein Transformator, der das hochohmige Signal eines elektrischen Instruments in ein niederohmiges Signal umwandelt. Sie verfügt über keine eingebaute Verstärkung oder Stromversorgung, was bedeutet, dass sie nur den Signalpegel anpasst. Passive DI-Boxen sind in der Regel auch einfacher aufgebaut und erfordern keine Batterien oder externe Stromversorgung. Sie sind oft preisgünstiger als aktive DI-Boxen und eignen sich in der Regel gut für den Einsatz mit Instrumenten, die bereits ein starkes Ausgangssignal haben.
Eine aktive DI-Box hingegen verfügt über einen eingebauten Preamp, der das Eingangssignal verstärkt. Sie benötigt eine Stromversorgung, entweder durch Batterien oder über Phantomspeisung vom Mischpult oder Audiointerface. Die zusätzliche Verstärkung ist besonders nützlich, wenn das Eingangssignal schwach ist oder über längere Kabelwege übertragen werden muss. Sie bieten auch eine höhere Rauschunterdrückung und bessere Fähigkeit, die Impedanz anzupassen.
Ob man sich im Allgemeinen für eine aktive oder passive DI-Box entscheidet, hängt also von vielen verschiedenen Faktoren ab, weswegen die Frage nach der richtigen Wahl hier auch nicht endgültig beantwortet werden kann. In diesem Workshop, der auch gleichzeitig ein Vergleichstest ist, werden wir uns daher darauf konzentrieren, welche Variante für E-Bassisten sinnvoller sind.
Die Testgeräte: Radial JDI & Radial J48
Unsere beide Testgeräte kommen vom renommierten Hersteller Radial Engineering aus Kanada. Diese gehören zu den großen Marktführern im Bereich Audiotechnik und werden von Musikern auf der ganzen Welt gespielt. Beide DI-Boxens wurden robust und massiv gebaut, dazu bestens verarbeitet. Plastik im Gehäuse sucht man vergebens, hier trifft die Beschreibung „unkaputtbar“ perfekt zu. Die Anschlüsse finden wir an den Seiten, so wie es eigentlich auch bei den meisten DI-Boxen üblich ist. Alle Ein- und Ausgänge sowie die dazugehörigen Schalter wurden übersichtlich angeordnet, so dass man sich sofort problemlos zurechtfinden kann.Nahezu völlig identisch ist die Vorderseite (wenn man das hier mal so nennen kann). Dort finden wir einen Klinken-Input und Output sowie zwei kleine Schalter. Einer davon senkt die Eingangsempfindlchkeit um 15 dB ab, der andere beinhaltet die Merge-Funktion, welche den Ausgang „Through“ zu einem weiteren Eingang umfunktioniert, so dass zwei Stereo-Signale eingespeist und zu einem Mono-Signal umgewandelt werden können. Bei der Radial J48 wurde zwischen den beiden Schaltern noch zusätzlich eine kleine LED angebracht, welche uns anzeigt, ob die Stromversorgung aktiv ist.
Die Rückseite der beiden DI-Boxen ist wiederum etwas unterschiedlich, wenn auch das Design gleich ist. Auf der linken Seite finden wir den XLR-Ausgang, daneben dann drei weitere kleine Schalter. Bei der Radial JDI kann mann einerseits die Phase um 180 Grad drehen, den Groundlift aktivieren und eine Speaker-Funktion aktivieren, welche es ermöglich, die JDI zwischen Amp und Box zu platzieren und dort das Signal abzugreifen. Dies ist auch genau die Eigenschaft, welche die J48 nicht besitzt. Dafür besitzt diese einen Low-Cut, also einen Highpass-Filter, welches das Signal bei 80 Hz beschneidet und somit in den tiefen Frequenzen etwas aufräumt.
Radial JDI vs. J48: Der Sound
Kommen wir nur zum entscheidenen Punkt: Wie unterschiedlich klingen die beiden DI-Boxen? Um dies zu testen, habe ich verschiedene Bässe mit den gleichen Kabeln in die beiden Geräte eingespielt und beim Interface lediglich die Pegel angepasst, um alle Signale am Ende gleich laut zu haben. Dass diese Vorgehensweise mit Sicherheit kein 100 % neutral-objektiver Testaufbau ist, habe ich natürlich auf dem Schirm, denn jede Komponente in der Signalkette beeinflusst den Klang und das Interface spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Jedoch sollte es reichen, grundlegende Eigenschaften darzustellen und die Unterschiede herauszuarbeiten. Starten tun wir mit einem passiven Bass und nutzen dazu den Klassiker schlechthin, einen Fender Precision Bass von 1965, natürlich bespannt mit Flatwounds.
In meinen Ohren ist der Unterschied hörbar, wenn auch nicht extrem oder überdeutlich. Die Radial J48 entwickelt im Unterschied zur JDI feinere Obertöne und klingt damit räumlicher. Auch werden die „Nebengeräusche“ wie das Treffen der Saite auf das Griffbrett oder das leichte Schnarren besser abgebildet. In den tiefen Registern, besonders auf der E-Saite, habe ich das Gefühl, bei der JDI etwas mehr Kompression zu hören, welche sich in einen gewissen Druck im Ton äußert. Die Radfial J4 scheint auch hier etwas genauer aufzulösen, die tiefen Noten haben gefühlt mehr Sustain.
Unser nächster Bass ist ein wunderbarer passiver Jazzbass von Knut Reiter, der mit klassischen Singlecoils von Kloppmann ausgestattet ist. Als Saiten nutze ich hier Nickel Roundwounds von Sadowksy, besonderes Augenmerk gilt hier natürlich dem tiefen Low B.
Auch hier hat in meinen Ohren die Radial J48 ganz leicht die Nase vorn. Das Signal klingt wärmer und runder, irgendwie in sich stimmiger. Allerdings muss man sagen, dass der Unterschied zwischen den beiden Boxen eher gering ist und nur wenig ins Gewicht fällt.
Der nächste Bass ist ein schöner Sadowsky NYC Modern, den ihr bereits aus diesem Artikel kennt. Jetzt schauen wir mal, wie sich die beiden DI-Boxen mit einem aktiven Bass verhalten.
Bei diesem Slapriff ist zum ersten Mal ein deutlicher Unterscheid hörbar. Gerade die tiefen Noten profitieren enorm von der besseren Auflösung der aktiven Radial J48, was sich aber auch mit meiner Erfahrung live deckt. Dort habe ich nämlich immer das Gefühl, dass ich aus einem aktiven Setup mit Preamp den besseren Slapsound bekomme als aus einem passiven.
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Es geht nochmal zurück zu Bässen ohne Onboard-Preamp, dieser schöne Fretless von Oliver Lang soll auch seine Chance bekommen, die beiden Kästchen zu testen.
Hier ist für mich der bisher größte Unterschied zu hören. Im Vergleich zur passiven Radial JDI klingt die J48 deutlich offener, dynamischer, voller und runder. Jedes noch so kleine Detail wird übertragen, die Glissandi wirken lebendiger, die Obertöne strahlen mehr, was man besonders an den Harmonics zu Beginn hört. Ganz klar, hier ist eine aktive DI ein echter Gamechanger.
Zum Abschluss noch ein kleiner Test mit meinem Fodera Monarch, um die Funktion des Lowcut bei 80 Hz zu testen. Vollständigkeitshalber gibt es hier nun 4 kurze Aufnahmen, einmal wie bei den vorherigen Beispielen in die JDI und die J48, dann eine mit eingeschalteten Lowcut und dann noch mal eine, bei der ich am Bass wieder die Bässe geboostet habe.
Diese kleine Runde finde ich unter „bassistischen“ Gesichtspunkten sehr interessant. Der sehr schnelle, an Jaco angelehnte, 16tel Riff stellt einige Anforderungen an Spieler und Equipment, da die vielen Töne samt Deadnotes gut dargestellt werden müssen. Der Unterschied zwischen JDI und J48 ist hier wieder eher gering, ich höre vor allem ein etwas weniger druckvolles tiefes „F“ im ersten Bund bei der aktiven Variante. Wirklich interessant wird es jedoch mit dem eingeschaltetem Lowcut. Dieser räumt den Bassbereich gut auf, der Sound wird klarer und definierter, was speziell einem busy Riff wie diesem sehr gut tut. Wenn man wiederum am Instrument die Bässe etwas boostet, entsteht ein sehr schöner Effekt, der mir gut gefällt. Die Elektronik des Fodera setzt nämlich bei 40 Hz an, was oft zu mulmigen Frequenzen führt. Da diese aber dankt des Lowcut gar nicht durchkommen, entsteht ein runder Ton bei 80 Hz mit Defintion, Wärme und Tiefe.
Quo Vadis: Radial JDI oder Radial J48?
Kommen wir zur unserer Ausgangsfrage zurück:
- Sollten E-Bassisten lieber zu aktiven oder passiven DI-Box greifen?
Meines Erachtens nach lässt sich dies nicht eindeutig beantworten, weswegen es bis heute wohl beide Varianten auf dem Markt gibt. Für meine Ohren konnte man schon hören, dass die aktive Radial J48 in puncto Sound, Dynamik und Details etwas die Nase vor der Radial JDI hat. Bei den passiven Bässen wir der Fender Precision Bass, der Knut Reiter Jazzbass sowie der Oliver Lang Fretless ist das auch zu hören, die Signale aus der J48 klingen etwas frischer und lebendiger. Bei den beiden Bässen mit einer aktiven Elektronik relativiert sich das schon wieder. Sowohl der Fodera Monarch als auch der Sadowsky NYC Modern haben einen speziell für den Bass abgestimmten internen Preamp, der das Signal bearbeitet und optimal verstärkt. Die DI-Box hat hier keinen so großen Einfluss mehr, entsprechend gering fallen die Unterschiede aus. Hier wäre die Möglichkeit des Lowcut bei 80 Hz der Grund, zur aktiven J48 zu greifen, da diese Funktion beim E-Bass sehr sinnvoll ist. Eine Ausnahme bildet jedoch wiederum der Slap-Riff, bei dem die J48 die eindeutig bessere Figur macht.
Am Ende ist die Entscheidung, ob passive oder aktive DI-Box, eine Frage des persönlichen Geschmacks, abhängig vom Setup und der Situation, in der sie eingesetzt werden soll. Zu Hause beim Üben über Kopfhörer oder im Studio möchte ich schon den optimalen Klang haben, weswegen hier meine erste Wahl die Radial J48 wäre. Im Livebetrieb nutze ich in der Regel aber einen Preamp in der Signalkette, weswegen ich da der JDI den Vorzug geben würde, da die passive Variante am Ende weniger anfällig für Fehler ist. Das mag vielleicht etwas übertrieben sein da die Boxen extrem robust sind und eigentlich kaum kaputtgehen können, trotzdem ist mein Devise auf der Bühne immer „keep it simple“. Müsste ich mich aber definitiv zwischen einer der beiden Boxen entscheiden, würde ich am Ende der Radial J48 den Vorzug geben, da mir ein detailreichere Klang wichtiger wäre als die passive Funktionsweise ohne Strom. Unabhängig haben wir es hier mit zwei extrem hochwertigen Produkten zu tun und es lohnt es sich, einfach beide dazuhaben.
Sehr schön und in einfachen Worten erklärt, was eine DI-Box macht und warum sie verwendet wird bzw. werden sollte. Auch mit den Klangbeispielen ist das sehr eindrücklich, wie eine aktive / passive DI-Box den Klang unterschiedlich verändern kann.👍
Was vielleicht noch ein interessanter Test wäre: Wie sich der Klang zwischen einer günstigen, einer mittleren und einer teuren DI-Box unterscheidet (also für einen weiteren Artikel).
Sehr interessant und informativ und das am ersten Advent.. vielen Dank.
PS. Tolle Instrumente!
Danke für diesen tollen Artikel und die sehr guten Hörbeispiele.