Sadowsky - Singlecoils vs. Splitcoils!
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Die Bässe von Roger Sadowksy sind in aller Munde und genießen aktuell einen echten Hype. Seit diese ihre Metroline Serie von Japan nach Deutschland in die Produktstionshallen von Warwick verlagert haben, ist die Popularität hierzulande noch gestiegen. Die Masterbuild Serie bekommt überall großes Lob, sowohl Verarbeitung und Sound sollen nahe an ihren großen Brüdern aus der USA dran sein. Und mit genau den zuletzt genannten Instrumenten wollen wir uns in diesem Test beschäftigen.
Die Sadowksy NYC Bässe
Vor mir stehen zwei wunderschöne Bässe, die ähnlich wie verschieden zugleich sind. Beide haben 5 Saiten, kommen direkt aus NYC und gehören zu dem Besten, was der Markt zu bieten hat. Einer hört auf den Namen Sadowksy NYC 24 Fret Modern Bass, der andere wird als Sadowksy NYC 21 Fret Jazz Bass. Ein Korpus aus Sumpfesche und ein Hals samt Griffbrett aus Ahorn sorgen für den klassischen Ton, allseits bekannt und beliebt. Die 34er Mensur ist ebenso gesetzt und gilt seit Leo Fenders Entwürfen als Standard. In der Anzahl der Bünde unterscheiden sie sich, während der Sadowksy NYC Modern hoch bis zur 24 geht, hat der NYC Jazzbass lediglich 21 davon. Auch die Formgebung ist verschieden: Der Jazzbass ist nahe am originalen Entwurf aus den 60er-Jahren, der Modern bringt wiederum seine eigene Note mit. Mit etwas weniger Schwung am unteren Ende des Korpus und einem anderes gearteten Cutaways zeigt dieser ganz leichte Anleihen eines Precision Bass, gilt in meine Augen aber eher als eine eigenständige Form. Was beiden wiederum gemeinsam ist und auch von seinen Vorbildern aus dem Hause Fender unterscheidet, ist das Chambering. Hier werden aufwendige Hohlkammern in den Korpus gearbeitet, um das Gewicht zu reduzieren sowie mehr Resonanz zu erzeugen, ähnlich einem akustischen Instrument. Jeder Bass wiegt daher auch nur um die 3,8 kg was für einen 5-Saiter ein echtes Leichtgewicht ist.
Zu einem echten Sadowksy Bass gehört natürlich der berühmte Preamp. In meinem letzten Workshop Bassgitarren im Vergleich habe ich bereits ein paar Worte zu diesem unverwechselbaren Sound geschrieben und ihn mit anderen Bässen verglichen. Während also das Innenleben der beiden Elektronikfächern identisch ist, befinden sich auf der Oberfläche wiederum unterschiedliche Pickups. Der Sadowsky NYC 21 Fret Jazz Bass hat zwei Singlecoils in klassischer 60er-Position, also passend zu seiner Form. Der Sadowsky NYC 24 Fret Modern Bass besitzt zwei Splitcoils im Format von Soapbars, von denen der vordere ungefähr in Höhe eines Precis sitzt. In unserem Test vergleichen wir also nicht die klassische 60er-Jazzbass mit der Modern-Position, sondern auch den Unterschied zwischen Singlecoils und Splitcoils.
Neben den technischen Unterschieden in Form und Ausstattung müssen wir natürlich auch über die Optik reden. Der Sadowksy NYC 24 Fret Modern Bass wurde in einem wirklich schönen Lake Placid Blue lackiert und hat dazu ein weißer Pearloid Schlagbrett bekommen. Unser klassischer Jazzbass wiederum kommt mit einer tollen Decke aus Mango daher, die durch einen dünnen, klaren Lack geschützt wird. Somit ist der Modern eher im Look eines Vintage-Instrument gehalten, das traditionelle Instrument kommt dafür edel und modern daher. Irgendwie verkehrte Welt, jedoch völlig egal, ich finde beide richtig hübsch!
Die Hardware ist, bis auf die Farbe, bei beiden Instrumenten identisch. Auf dem Sadowsky NYC 24 Fret Modern Bass finden sich, passend zum old-school Look, Tuner und Bridge aus Chrome. Der Sadowsky NYC 21 Fret Jazz Bass hat wiederum welche in Schwarz bekommen. Die bei allen Bässen von Roger gleichen schwarzen Potiknöpfe runden das stimmige Gesamtbild stimmig ab.
Sadowsky Bässe – Verarbeitung und Bespielbarkeit
Bei dieser Preisklasse erwartet man natürlich eine perfekte Verarbeitung, immerhin kostet ein Sadowksy NYC heute locker über 6.000,- Euro neu. Diesem Anspruch können diese beiden Bässe auch standhalten, hier stimmt einfach alles. Jede Schraube sitzt perfekt, wo sie sein muss, jede Fräsung wurde auf den Millimeter genau ausgeführt, unsaubere Stellen sucht man selbst mit der Lupe vergeblich. Bei Bässe fühlen sich extrem hochwertig und edel unter den Fingern an und machen allein von der Haptik schon großen Spaß. Beim Umhängen wird mir auch nochmal das super geringe Gewicht bewusst, wir haben hier echte Fliegengewichte die man am Körper fast gar nicht merkt. Im direkten Vergleich bringt der Sadowsky NYC 21 Fret Jazz Bass etwas mehr Kopflastigkeit mit sich, was wohl am kürzen Horn liegt Diese ist aber extrem gering, da gibt es deutlich schlimmere Instrumente. Beide Hälse haben ein hauseigenes Shaping, was ich als mittel-kräftiges D-Profil bezeichnen würde. Sie liegen sofort angenehm und vertraut in der Hand, nicht zu dick und nicht zu dünn und sind in allen Lagen wunderbar zu bespielen. Der dünne Nitro-Lack auf der Halsrückseite behindert auch nicht bei schwitzigeren Händen und wurde genau in der richtigen Stärke aufgetragen.
Auch die Bespielbarkeit ist auf beiden Instrumenten allererste Sahne. Wenn man will, kann man eine ultraflache Saitenlage fahren, ohne besonderen Fretbuzz zu erhalten. Das Stringspacing an der Bridge beträgt 19 mm, was sich sehr gut anfühlt und klasse bespielen lässt. Beide Instrumente haben eine unterschiedliche Sattelbreite, während der Sadowksy NYC 24 Fret Modern Bass ein etwas breiteres Profil von ca. 4,64 cm besitzt, ist der Jazzbass mit 4,45 cm minimal schmaler. Der kleine, aber feine Unterschied fällt im direkten Vergleich natürlich auf, ist aber weniger stark ausgeprägt als der Unterschied zwischen einem Fender Precision und Jazz Bass. Unabhängig davon lassen sich beide Bässe wie Butter spielen und das ist allen Lagen, einfach absolute Weltklasse. Das Gefühl ähnelt einem klassischen Vintage-Instrument in edler Ausführung, quasi das Beste aus beiden Welten. Ausreden, warum eine für die Finger anspruchsvolle Stelle im Song nicht klappt, liefern diese Bässe definitiv nicht mehr, hier ist alles in Perfektion machbar!
Der Sound beider Sadowksy Bässe
Trocken angespielt hört man bei beiden Bässen sofort den schnellen Attack von Esche und Ahorn. Es knurrt gut, dazu schwingt der Ton sauber und lange aus, Sustain haben beide mehr als genug und erinnern eher an Modelle mit einem durchgehendem Hals. Dazu vibriert der ganze Body richtig mit, das Chambering sorgt für ein akustischen Feeling und einen lauten Ton. Ein wirklicher Unterschied zwischen den beiden Bässen ist unplugged nicht zu hören. Der Sadowsky NYC 21 Fret Jazz Bass wirkt etwas schneller und spritziger, was vielleicht mit dem kürzeren Hals zusammenhängt, dieser spricht wohl eine Nuance schneller an. Dafür scheint der der Sadowsky NYC 24 Fret Modern Bass wiederum etwas runder im Ton zu klingen. Allerdings sprechen wir hier über absolute Nuancen, die so wohl auch nur im direkten Vergleich wahrzunehmen sind. Ob man diese wirklich auf die unterschiedlichen Bauformen zurückführen kann, mag ich nicht mit letzter Sicherheit zu sagen. Selbst zwei völlig identische Bässe klingen bekanntlich auch nie exakt gleich.
Kommen wir nun zum direkten Vergleich der Sounds am Interface. Wie unterschiedlich klingen die beiden Bässe, welche nahezu baugleich sind, jedoch mit unterschiedlichen Pickups an verschiedenen Positionen bestückt sind? Als erstes hören wir in den passiven Sound rein, beide Tonabnehmer in Mittenstellung mit einer offenen Tonblende:
Sofort wird klar: So ähnlich die Bässe unplugged auch klingen, so unterschiedlich ist der Sound am Amp. Beide haben zwar das für Esche und Ahorn typische Knurren, jedoch betonen sie völlig unterschiedliche Frequenzen. Der Sadowsky NYC 21 Fret Jazz Bass klingt groß, sauber, rund und bringt den typischen Cut in den Mitten mit sich. Dadurch werden die ganz tiefen Frequenzen sowie die crispy Höhen betont, in der Mitte fehlt es wiederum. Der Sadowksy NYC 24 Fret Modern Bass wiederum hat diese Frequenzen zwischen 300 – 1000 Hz. Er klingt etwas rauer und ungezähmter, hat irgendwie mehr „Knorz“ im Ton.
Eine wichtiges Kriterium bei jedem 5-Saiter ist natürlich das Low-B. Leider trifft man immer wieder Exemplare, bei denen die tiefen Noten quasi tot sind und kein Sustain entwickeln. Unsere beiden Bässe von Sadowsky haben das Problem jedoch nicht, wie man hier eindrucksvoll hören kann.
Hören wir nun in die Beispiele mit den einzelnen Pickups hinein. Der Preamp bleibt immer noch aus, so dass wir die passiven Sounds miteinander vergleichen können. Nun werden die Unterschiede zwischen den Instrumenten richtig deutlich! Man hört den spritzigen Sound der Singlecoils im Sadowsky NYC 21 Fret Jazz Bass und den komprimierten Sound der Splitcoils im Modern Bass. Beim Neck-Pickup ist der Unterschiedlich umso intensiver zu hören, da diese ja auch verschiedene Positionen haben. Während hier der Jazz Bass seinem Namen alle Ehre macht, kommen beim Modern richtige Anklänge eines Precision Basses durch. Die beiden Bridge-Pickups sind wiederum ähnlicher zueinander, die unterschiedliche Bauart hört man aber dennoch sofort raus.
Kommen wir nun zum eigentlichen Sound, nämlich dem mit der legendären Sadowsky Elektronik. Bei allen Beispielen habe ich Bässe und Höhen gleich stark geboostet, so in etwa über den halben Regelweg. Auch hier bleiben die Unterschiede zwischen den Instrumenten erhalten. Die Elektronik bügelt zwar nichts platt, aber fügt ihren charakteristischen Sound hörbar dem Gesamtbild hinzu. Welchen Bass man am Ende lieber mag, ist in meinen Augen eine Frage des subjektiven Geschmacks. Der eine mag den Jazz Bass lieber, der andere den Precision Bass. Einer mag lieber den Sound von Singlecoils, einer anderer der von Splitcoils. Beides hat Vor- und Nachteile und am Ende hängt es natürlich auch vom Kontext ab. Überrascht hat mich lediglich der Sound beim Slapping. Hier hätte ich Vorfeld gedacht, dass mir klassische Sadowksy NYC 21 Fret Jazz Bass besser gefallen wird. Am Ende hatte jedoch der Sadowsky NYC 24 Fret Modern Bass diesbezüglich ein klein wenig die Nase vorn, was vermutlich an der natürlichen Kompression der Splitcoils liegt. Allerdings ist das beim direkten Spiel ins Interface ohne richtigen Bass-Preamp auch nur bedingt aussagekräftig, je nach Amp und Setup mag das auch wieder anders ausfallen.
Aus meiner Erfahrung ist es so, dass wenn man 20 Bässe testet, klingen diese tatsächlich alle unterschiedlich! Teste ich 20 Gitarren, dann klingen diese irgendwie alle fast gleich, die Unterschiede sind bei Gitarren wesentlich geringer als bei Bassgitarren. Das hat mich bisher so fasziniert, dass ich sehr viele schöne Bässe habe und. Ich inzwischen streng davon abhalten muss, weitere zu kaufen 🤣🤣🤣.