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Test: Universal Audio SC-1, Großmembran-Modeling-Mikrofon

Großmembran-Mikrofon modelliert 18 Mikrofon-Klassiker

1. Januar 2024
universal audio sc1 test des modeling mikrofons

Universal Audio SC-1, Großmembran-Modeling-Mikrofon

Erst seit gut anderthalb Jahren ist Universal Audio aus Scotts Valley (Kalifornien) auch im Mikrofonbereich aktiv, bastelt seitdem aber beständig an seinem Line-up. Das besteht aktuell aus den drei Bock-Mikrofonen (167, 187, 251), zwei Sphere-Modellen (LX, DLX) und den beiden S-Klasse-Vertretern SD-1 und SP-1 – wobei das „S“ für „Standard“ steht. Jetzt hat Universal Audio besagte S-Klasse um ein drittes Modell, das SC-1 erweitert, ein Großmembran-Kondensatormikrofon mit Hemisphere-Mikrofon-Modeling-System, um die Klassiker zu emulieren. Wie gut gelingt das? „Perfekt für Gesang, Akustikgitarre, Streicher und sogar laute Gitarrenboxen“, behauptet der Hersteller. Stimmt das? Schauen wir uns das Mikrofon einmal näher an.

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Universal Audio SC-1

Universal Audio SC-1: Technische Daten

Das Universal Audio SC-1 ist ein Großmembran-Kondensatormikrofon mit Hemisphere-Mikrofon-Modeling-System und der fixen Richtcharakteristik Niere. Den Frequenzbereich gibt der Hersteller mit den üblichen 20 – 20.000 Hz an, den maximum SPL mit durchaus beachtlichen 145 dB. Da kann man schon mal Drums oder die Gitarrenbox aus nächster Nähe abnehmen, ohne dass das Mikrofon überfordert wäre. Das Eigenrauschen (Self Noise) liegt bei 12 dB, ein sehr ordentlicher Wert, damit sind auch recht leise Aufnahmen möglich. Die Empfindlichkeit (der Übertragungsfaktor) schließlich wird mit -39 dB angegeben, was im Normbereich liegt, aber nur bei dynamischen Mikrofonen eigentlich wirklich von größerer Bedeutung ist.

Universal Audio SC-1

Lieferumfang des Universal Audio SC-1

Das Universal Audio SC-1 kommt in einem nüchternen schwarzen Karton mit recht edlem weißen Prägedruck für den Namenszug. Im Inneren dann aber nicht die übliche Sicherung aus Schaumstoff und Styropor, sondern eine stabile Tragetasche, in der das Mikrofon gut gesichert liegt. Clever gelöst, so hat man gleich eine praktische Aufbewahrungs- und Transportmöglichkeit. Ebenfalls noch mit dabei ist eine passende Mikrofonhalterung, ein Gewindeadapter (5/8 auf 3/8) und ein kleines Faltblatt mit den technischen Spezifikationen und der Hinweis, wie ich an das Hemisphere-Plug-in komme. Also – bis auf einen Windschutz – alles dabei, um direkt loszulegen.

Universal Audio SC-1

Die Hemisphere-Plug-in-Installation: It’s a very long way …

Um das Hemisphere-Plug-in herunterladen zu können, muss ich zunächst das Mikrofon registrieren. Wozu ich wiederum die App „UA Connect“ benötige. So praktisch diese unternehmensspezifischen Verwaltungstools ja auch sein mögen, so nervig werden sie mit der Zeit auch. Ich habe – natürlich auch bedingt durch meine Testertätigkeit – inzwischen Dutzende davon auf dem Rechner. Installiert wird dann aber erst (noch) einmal der „Pace Licence Support Win64“, um am Ende noch einen Neustart des Systems zu fordern. Dabei wollte ich doch nur das Mikrofon registrieren. Nächster Schritt: „Add Hardware“ und die Seriennummer eingeben. Ist das auch erledigt, tauchen ein User-Guide (der sich jedoch lediglich als ziemlich nutzlose Kopie des Mini-Faltblatts mit den Spezifikationen erweist), ein SC-1 FAQ und die Hemisphere Mic Collection im UA Connect auf. Letztere eben noch aktivieren, herunterladen und – seltsam, direkt nach dem Download kommt die Meldung „Installation complete“. Hm. Wo denn? Ich starte die Suchfunktion meines Filebrowsers und werde unter anderem in den Standard-VST3-Verzeichnissen (und den Avid .aax-Speicherorten) fündig. Ändern lässt sich der Installationspfad nicht, da die Installation wie gesagt ungefragt und automatisch direkt nach dem Download erfolgt. Immerhin, das Hemisphere-Plug-in ist endlich einsatzbereit.

Das Hemisphere-Plug-in: Virtuelle Mikrofone und Features

„Füge die reichen Texturen von acht legendären Röhren- und Solid-State Großmembran-Kondensatoren zu Deinem Studio hinzu und verleihe Deinen Vocals, Gitarren, Streichern und allem anderen einen geschmeidigen, professionellen Sound.“ Fordert uns Universal Audio auf. Die Zahl der emulierten Mikrofone und die Typen unterscheidet sich übrigens bei den drei S-Modellen: SD-1 und SP-1 haben jeweils „nur“ fünf, aber eben andere, mehr zum Hardware-Mikrofon passende Emulations-Modelle in ihrem Hemisphere-Plug-in. Die wiederum lassen sich auch problemlos mit dem SC-1 aufrufen, indem ich im Plug-in einfach SD-1 oder SP-1 als Hardware angebe – das angeschlossene Mikrofon wird also nicht überprüft. Weshalb ich sogar auch jedes andere Mikrofon zusammen mit dem Hemisphere-Plug-in nutzen kann. Klanglich ist das Ergebnis dann unter Umständen ein wenig anders, weil es eben eine andere Hardware ist, die nicht auf das angegebene Modelling-Mikrofon abgestimmt ist – aber es funktioniert. Wie das mit anderen Mikrofonen klingt, probiere ich natürlich später mal aus.

Um zu sehen, um welche Mikrofone es sich hier im SC-Hemisphere-Plug-in handelt, müssen wir die offiziell im Plug-in genannten (Fantasie-) Namen erst einmal übersetzen. Das ist aber kein Problem, da die im Plug-in abgebildeten Mikrofone denen ihrer großen Vorbilder entsprechen, lediglich die jeweiligen Hersteller-Typenschilder wurden dort gegen das prägnante UA-Logo ausgetauscht. Folgende Mikrofon-Legenden sind im Plug-in im Angebot:

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Universal Audio SC-1

Die Modelle des SC-1

SC-1:

Universal Audio SC-1

Die Modeling-Mikrofone des SD-1

SD-1:

Universal Audio SC-1

Diese fünf Modelle sind beim SP-1 dabei. Na, erkannt?

SP-1:

  • SD-54 = Neumann KM54
  • SD-56 =Neumann KM56
  • SD-84 =Neumann KM84
  • SD-86 = Shure SM86
  • SD-451 = AKG C451

Tatsächlich also eine schöne Palette an Klassikern. Allein das SC-1-Paket hätte einen Gesamtwert von knapp 38.000,- Euro – falls sich jemand alle dortigen Mikrofone im Original anschaffen möchte. Um es aber vorwegzunehmen: Wie nah nun die Emulation an das jeweilige Vorbild kommt, kann ich (natürlich) leider nur anhand von Vergleichsaufnahmen im Netz beurteilen, da fast alle oben angeführten Mikrofone weit oberhalb meiner Gehaltsklasse liegen. Einige haben wir hier auf AMAZONA.de getestet, auch dort findet ihr also Vergleichsaufnahmen – einfach den Links folgen. Und falls ihr eines der Originale selber im Studio habt, freue ich mich über eure Kommentare dazu.

Neben der reinen Emulation der Mikrofone bietet das – optisch ansprechende und leicht zu bedienende Plug-in – einiges an zusätzlichen Möglichkeiten der Klangmanipulation. Dazu gehört ein dreistufiges Filter (Aus + 3 Wirkstufen), ein „Proximity“-Regler (-100 bis +100), mit dem sich der Nahbesprechungseffekt verändern lässt, ohne dass ich selber bei der Aufnahme den Abstand zum Mikrofon ändern muss und einen Axis-Regler (0 bis 180 Grad) für den Einsprechwinkel. Mitunter sind den Drehreglern aber auch sehr spezielle Features zugedacht (die dann meist auch beim Vorbild zu finden sind), die dann im jeweiligen Info erklärt werden. So aktiviert zum Beispiel bei einigen die Filterstellung 1 den Low-Cut, Filterstellung 2 das Pad und Position 3 beides gleichzeitig, bei anderen wieder gibt es unterschiedlich abgestufte Filter (meist 60 / 100 / 200 Hz). Beim DN-7 (Shure SM7A) bedeutet „Axis 180“ wiederum einen Betrieb mit Windscreen, „Axis 0“ ist gleich der Betrieb ohne Windscreen. Da muss man dann von Fall zu Fall nachlesen. Ebenfalls noch mit dabei: Ein Polaritätsschalter, ein Power-Schalter und ein Output-Regler (-12 dB bis +12 dB). Mit dem Plug-in kann ich praktischerweise den Klang sowohl live während der Aufnahme, aber auch  nachträglich nach der Aufnahme verändern. Und so einfach mal alle virtuellen Mikrofone durchtesten, um zu hören, welcher Sound am besten passt.

Universal Audio SC-1

Einsatz des Universal Audio SC-1 im Tonstudio

Bei meinem Test zum Universal Audio SD-1 hatte ich damals herausgefunden, dass das SD-1 eigentlich ein umgelabeltes und leicht umgebautes Music Villa MV-3 ist. Nun, eine Ähnlichkeit zu einem Music Villa-Mikrofon konnte ich beim SC-1 nicht feststellen. Das SC-1 kommt im typisch cremeweißen Look der Universal-Audio-S-Klasse, dazu ein mattschwarzer, engmaschiger Gitterkorb und die Raute mit dem UA-Logo auf der Vorderseite: Das hat schon einen gewissen Vintage-Charme. Mit seinen Maßen von 16,1 x 5,1 cm ist das SC-1 angenehm kompakt gehalten, bringt es – dank seines Stahlgehäuses – aber trotzdem auf ein Gewicht 363 g. Was für ein Kondensator-Großmembran zwar eher ein Leichtgewicht ist, sich wegen seiner geringen Baugröße aber doch recht massiv und schwer anfühlt. Die mitgelieferte Mikrofonhalterung mit dem 180-Grad-Gelenk erlaubt eine bombenfeste, passgenaue Einstellung, da wackelt nichts, das Gelenk hält gut. Durch das Gitter ist die goldbedampfte Membran gut sichtbar; über die Größe macht der Hersteller selber zwar keine Angaben, eine eigene Messung ergab ca. 2,5 cm, also die „vorgeschriebene“ Großmembrangröße von einem Zoll.

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Mehr Informationen

 

Das Universal Audio SC-1 im Praxistest und die Mikrofon-Modelle des Plug-ins

Klangbeispiele können immer nur Anhaltspunkte sein, ist der Sound doch stets auch vom Raum, dem Audiointerface, von Stimme/Instrument oder der Spiel/Sprechweise abhängig. Wer wirklich wissen will, wie ein Mikrofon klingt, muss das schon eine Weile im eigenen Tonstudio testen. Das nur eben vorab.

Im Praxistest möchte ich zum einen checken, wie das SC-1 „pur“ klingt, aber natürlich auch, wie viel das Hemisphere-Plug-in zur Klangverbesserung beitragen kann – immerhin wird das SC-1 als Modeling-Mikrofon verkauft. Beginnen werde ich mit Sprachaufnahmen. Bei den verschiedenen virtuellen Mikrofontypen kommt es auf Nuancen im Klang an. Um das Ergebnis dann nicht durch leicht unterschiedliche Entfernungen zum Mikrofon oder unterschiedliche Aussprachen/Betonungen zu verfälschen, habe ich einmal zwei Sätze aus den News aufgenommen und diese dann anschließend mit dem Plug-in mit den 18 verschiedenen digitalen Modellen nachträglich bearbeitet. Das Plug-in funktioniert entweder in der Nachbereitung oder aber auch in Echtzeit mit einem Apollo-Interface (genauer: mit dem DSP darin), sagt der Hersteller. Was ich aber leider nicht besitze, daher erfolgten meine Aufnahmen über ein Scarlett 2i2 4th Gen. Die Echtzeit sollte aber eigentlich auch mit einem ausreichend starken PC drin sein. Meiner ist nun schon älter (der neue kommt erst Anfang nächsten Jahres), so dass ich da bei den Versuchs-Echtzeitaufnahmen in meiner DAW ganz leichte Latenzen hatte.

Hier zu Beginn erst einmal das Universal Audio SC-1 ohne das Plug-in:

Anschließend zum direkten Vergleich eine Aufnahme mit dem Rode Broadcaster, das ich sonst u. a. ebenfalls für meine Sprachaufnahmen nutze.

Mein Eindruck: Das SC-1 klingt differenziert und präsent und löst gerade die Mitten sehr schön auf. Ein ausgewogenes, rundes Klangbild, das sich wirklich hören lassen kann. Aber das war ja zu erwarten: Ein Mikrofon, das angetreten ist, die Klassiker zu emulieren/nachzumodellieren, muss ja nun auch die passende Hardware dafür mitbringen.

Jetzt kommt das Plug-in zum Einsatz. Ich werde zuerst mal alle virtuellen Mikrofone in der neutralen Grundeinstellung ausprobieren („alle Parameter auf null“), und anschließend dann hier und da schauen, was es mit Filter, Axis oder Proximity auf sich hat. Das Plug-in bietet auch fertige Presets für verschiedene Aufnahmesituationen an, bei denen die einzelnen Parameter und die Mikrofone bereits voreingestellt sind. Auch da werde ich später einige testen.

Beginnen wir mit den Modellen, die für das SC-1 gedacht sind. Diese Klassiker sind in erster Linie für Vocals, Akustikgitarre oder Piano gut geeignet, aber auch für Streicher (Neumann TLM 103, AKG C414, Coles 4038) oder Drum Overheads (AKG C12, ELA M251, AKG C414), was auch das Einsatzgebiet des SC-1 umreißt.

Universal Audio SC-1

Die Unterschiede zum unbehandelten Original sind gut zu hören. Teilweise etwas voller und auch etwas wärmer als der Sound ohne Plug-in, mit einem präzisen Klangbild. Das trifft die Original-Vorbilder schon recht gut (wenn ich mir die Beispiele im Netz anhöre). Man müsste – wie gesagt – aber auch die (teuren) Originale im direkten Vergleich hören, um hundertprozentig zu erfahren, was das Plug-in leistet und was die Parameter an Klangveränderung bewirken – Letzteres kommt gleich.

Vorher aber noch die Mikrofonmodelle, die eigentlich dem SD-Modell zugeordnet sind, die aber auch mit dem SC-1 funktionieren. Das Hemisphere-Plug-in war übrigens zum Zeitpunkt meines SD-1-Tests noch nicht verfügbar (das ist erst im November erschienen), daher hatte ich das damals nicht mit ausprobieren können. Die virtuellen Mikrofon-Nachbauten zum SD-1 sind besonders gut geeignet für Vocals, Voice Overs und Gitarren-Amps, aber auch für Brass (RCA 77DX) oder speziellere Einsätze an den Drums (Beyerdynamic M 88, Electro Voice RE20, Shure SM7A).

Auch hier hört man zwar Parallelen zu den Originalen, aber nicht so deutlich wie bei den dezidierten SC-1-Modellen. Das SD-1 ist nun mal dynamisches Mikrofon (und kein Kondensatormikrofon) mit einer anderen Grundklangfarbe und einer anderen Technik als das SC-1, wie auch das Shure, das Beyerdynamic (Tauchspule mit Hyperniere), das RCA 77 (passives Multipattern-Bändchenmikrofon) oder das Sennheiser (dynamisches Mikrofon mit Tauchspule). Daher kann man da kein hundertprozentiges 1:1-Abbild erwarten, aber arbeiten lässt sich damit trotzdem – einfach mal durchhören und durchprobieren.

Und zum Schluss des Schnelldurchlaufs die Modelle, die dem SP-1 zugeordnet sind. Das SP-1 ist ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon (Pencil Microphone), das paarweise verkauft wird, gedacht für die Aufnahme akustischer Instrumente, Drums und Percussion. Und so sind dann auch die im Plug-in zugeordneten Instrumente allesamt Kleinmembraner für diese Anwendungsbereiche. Ich habe trotzdem mal geschaut, was sie (in Ermangelung von Drums) mit meiner Sprachaufnahme mit dem Großmembraner SC-1 machen.

Universal Audio SC-1

Hemisphere-Presets für Sprache und Vocals

Wie schon erwähnt, gibt es aber auch fertig konfigurierte Presets, die die passenden Modelling-Mikrofone anbieten und dazu auch die Parameter anpassen. Für Sprache und Vocals sind das zum Beispiel:

„Warm Vocal“ mit dem LD 67 (Neumann U67), mit einer leichten erhöhten Annäherung und einer etwas verdrehten Achse:

„Airy Vocal“ mit dem LD-12 (AKG C12):

„Pop Vocal“ mit dem LD-251 (Telefunken ELA M251)

Oder die „Rap Vocal“ mit dem LD-800 (Coles 4038)

Während die vier Beispiele alle dem SC-1 zugeordnet sind, finden sich bei den SD-1 Modellen einige Presets mehr für das gesprochene Wort:

„Radio Vocal“ – natürlich mit dem DN-7 (Shure SM7A), das mit leicht erhöhter Proximity so richtig schön voll klingt:

Oder das „Spoken Word“, bei dem das DN-20 (Electro Voice RE20) mit leicht verdrehter Achse zum Einsatz kommt, so dass es dann etwas mittig und im Mix sehr durchsetzungsfähig scheint.

Universal Audio SC-1

Das Universal Audio SC-1 im Praxistest mit Gitarren

Hören wir jetzt mal, wie sich das SC-1 mit E- und A-Gitarren schlägt. Hier eine Aufnahme einer Akustikgitarre mit dem SC-1 ohne Plug-in. Das Mikrofon war etwa 15-20 cm vom Schallloch entfernt.

Das klingt doch schon mal sehr gut und differenziert. Geht es noch besser mit dem Preset „Acoustic Guitar“ (AKG C414)?

Universal Audio SC-1

Zum einen deutlich druckvoller, andererseits aber auch etwas weniger klar, finde ich. Nicht unbedingt ein Gewinn. Etwas besser gefällt mir da das Preset „Nylon String“ mit dem SD-86 (Shure SM86), das etwas luftiger klingt – obwohl eigentlich ein SD-1 Preset.

Mit einem Maximum SPL von 145 dB sollte man mit dem Universal Audio SC-1 ja auch gut eine E-Gitarre direkt von der Box abnehmen können. Also schiebe ich das Mikrofon etwa 10 cm vor meine kleine Fender Box und lege los. Wie gehabt erst einmal ohne Plug-in:

Etwas dumpf, was aber natürlich auch am Brat-Sound liegt. Macht es das Preset „Electric Guitar“ mit dem legendären RCA-77DX besser?

Ja, das bringt etwas Transparenz rein. Jetzt mal ein etwas sanfterer Sound – erst einmal ohne Plug-in:

Hier sorgt dasselbe Preset für mehr Schärfe und Durchsetzungsvermögen.

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Die Parameter im Hemisphere-Plug-in

Schuldig bin ich euch auch noch die Parameter im Hemisphere-Plug-in, mit denen ich den Klang des Universal Audio SC-1 weiter anpassen kann. Als Beispiel-Modell habe ich mir das LD-47 (Neumann U47) herausgepickt. Mit dem Proximity-Regler lässt sich der Abstand zum Mikrofon und damit auch der Nahbesprechungseffekt verändern. Null = neutral, -100 = weiter weg, +100 näher ran, was aber natürlich auch stufenlos geht. Das Ergebnis ist erstaunlich realistisch.

Das Filter hat die Einstellungen Aus, Niedrig, Mittel und Hoch. In einigen Fällen entspricht das den Schaltern und Einstellungen am echten Mikrofon. Hier mal wieder am Beispiel LD-47 (Neumann U47), mit 60 / 100 / 200 Hz.

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(2)

Beim LD-87 (Neumann U87) dagegen entsprechen die Filterstellungen den Einstellungen HPF, Pad sowie HPF+Pad – wie beim Vorbild auch.

Mit der Axis-Funktion lässt sich das Mikrofon virtuell aus der Achse drehen, wobei der Regler dann den geänderten Frequenzgang modelliert. Manche Mikrofone sind recht anfällig dafür, bei anderen dagegen hört man kaum einen Unterschied.

Universal Audio SC-1

Das Hemisphere-Plug-in mit einem anderen Mikrofon

Fast vergessen: Eingangs erwähnte ich ja, dass das Hemisphere-Plug-in auch mit jedem anderen Mikrofon funktioniert. Hier mal das Broadcaster, erst noch einmal ohne Plug-in, dann mit dem DN-7 (Shure SM7A) und schließlich mit dem LD-87 (Neumann 87). Hört ihr die feinen Unterschiede zum SC-1 mit denselben Modellen? (Klangbeispiele 11 und 5).

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Fazit

Das Universal Audio SC-1 plus Hemisphere-Plug-in ist ein extrem vielseitiges, flexibles und vor allem klangstarkes Paket. Schon der Grundklang des sehr solide verarbeiteten SC-1 hat mich völlig überzeugt. Zusammen mit dem Plug-in, das 18 zum Teil legendäre Mikrofon-Klassiker mitbringt, ist das dann ein umso mächtigeres Werkzeug – vor allem mit den zusätzlichen Einstellmöglichkeiten wie Mikrofonabstand, Filter und Achsveränderung. Anders als beim deutlich teureren Universal Audio Sphere DLX und dem Sphere-Plugin (mit 38 Modellen und DUAL-Mikrofon-Feature, Preis 1.649,- Euro) ist die Richtcharakteristik hier zwar auf die Niere beschränkt, aber auch so bietet das schon mannigfaltige Möglichkeiten, den Klang gehörig aufzuwerten und an die eigenen Vorstellungen (oder an die Stimme vor dem Mikrofon) perfekt anzupassen. Und sich so den „Neumann-Touch“ nach Hause zu holen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass das Plug-in auch mit jedem anderen Mikrofon eingesetzt werden. Alles in allem ein fettes, sehr empfehlenswertes Paket aus sehr gutem Mikrofon und leistungsstarkem Modelling-Plugin.

Plus

  • solide Verarbeitung des SC-1
  • ansprechendes Retro-Design
  • sehr guter, ausgewogener Grundklang
  • Hemisphere-Plugin modelliert 18 (8+5+5) Mikrofon-Klassiker (Neumann, Coles, AKG etc.)
  • Software/Plugin gestattet weitere Klanganpassungen (Abstand, Achse, Filter)
  • leichte Bedienbarkeit des Plug-ins
  • Hemisphere funktioniert auch mit anderen Mikrofonen
  • inklusive gepolsterter Tragetasche und Mikrofonhalterung

Minus

  • Handbuch auf Quickstart-Faltblatt-Niveau

Preis

  • 549,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Fadermaster

    Ich kann mir nicht helfen, für mich sind das lediglich Presets eines sehr guten dynamischen Equalizers der da im Hintergrund werkelt. Es gibt ja auch nicht *den* U87 Sound – da spielen so viele weitere Parameter noch eine Rolle. Da ich fast ausschliesslich mich selber aufnehme habe ich mir deshalb ein Mikro gegönnt, das mit meiner Stimme harmoniert und auch bei der Abnahme akustischer Instrumente eine gute Figur abgibt (ein Neumann TLM-102).

    Vielleicht profitieren ja diejenigen von solchen Lösungen, die immer wieder mit anderen Akteuren vor dem Mikro klarkommen müssen.

    • Profilbild
      bluebell AHU

      @Fadermaster Ich bin da auch skeptisch. Der Purist, der Kammermusik oder akustischen Jazz aufnimmt, will wohl doch eher die Originale.

      Der Rest verunstaltet das Signal mit Exciter, Deesser und EQ eh bis zur Unkenntlichkeit :)

      • Profilbild
        Fadermaster

        @bluebell Bisschen schwarz/weiss gedacht zumal die anvisierte Zielgruppe ja eher genau dazwischen liegt, oder?

  2. Profilbild
    TEEEMEY

    Wenn so ein recht preiswertes, aber amtliches Mikrofon Künstler dazu bringt, sich inspiriert zu fühlen, dann ist die Mission accomplished. Während irgendwelche privilegierten Puristen dekadent über sphärische low- und high-Frequenzen schwurbeln, arbeiten sich junge Talente den Hintern ab, mit dem, was sie kriegen können. Gott, bin ich froh, in welcher Zeit wir leben, wo ich schon mit ganz wenig viel Spaß beim Musizieren haben darf.

  3. Profilbild
    WunderBro

    Leider leider: Die Klangbeispiele sind kritisch abgehört recht schlimm, begonnen beim unbearbeiteten Mikrofon, Mitten an mindestens einer Stelle weggedrückt und seltsam, im Präsenz/Höhenbereich gibt es ein Pfeifen, das mich fast schon leicht an einen Bitcrusher erinnert. Mit Software on top ändert sich das nicht, alle Beispiele behalten diesen „Signature-Fehler“ und klingen einfach nach derselben Aufnahme mit anderer Frequenzbalance. Die Trefferquote liegt gefühlt bei 20-30%, ich erkenne was man wollte und warum, weil ich die meisten der Modellmikros kenne bzw besitze. Aber das ist weit entfernt von einem Ersatz für die Originale. Ein einziges, gutes Mikrofon, das nichts kaputt macht, ist imho deutlich sinnvoller als ein minderes Ausgangssignal, auf welches man dann Plugins legt. Die Krux ist hier einfach die Qualität des/der Mikros, ähnlich wie beim Slate Mikro (welches ich auch besitze und eine ähnliche Meinung habe). Interessieren würde mich das Townsend Mikro, das kenne ich noch nicht aber es macht zumindest insgesamt einen Höherwertigen Eindruck, der auf bessere Grundqualität zumindest hoffen lässt.

  4. Profilbild
    harrymudd AHU

    Das Problem bei diesen Mic-Sims ist, das eine Kapsel sämtliche Mikrofone simulieren soll, was physikalisch nicht geht.
    Nur den Frequenzgang zu simulieren reicht da nicht. Da spielen Dinge wie bewegte Masse, Strömungswiderstände und Polardiagramme eine nicht unwichtige Rolle bei dem Klang eines Mikrofons.

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