Die kleinen, treuen Helferlein
Vorwort der Redaktion:
2017 hat uns Armin Bauer den folgenden Vergleichstest für Pop Filter geschrieben und drei Jahre später sind noch alle getesteten Produkte auf dem Markt erhältlich. Mit aktuellen Preisen, Bildern und Links versehen, möchten wir euch diesen Vergleich nicht entgehen lassen, denn die treuen Studio-Helfer werden unserer Meinung nach viel zu oft vernachlässigt. Darüber hinaus findet ihr weiteres Zubehör in unserem Artikel „Das beste Zubehör für Tonstudios“.
Heute widmen wir uns einem anscheinend unspektakulären Helfer im Studioalltag, dem Pop-Filter. Für Gesangsaufnahmen ist er ein unabdingbares Utensil. Dieser Filter verhindert auf rein mechanische Weise durch eine Membran, dass zu starke Luftströme, wie sie beim Artikulieren vorwiegend von „P“- und „B“-Lauten auftreten, ungebremst auf die Kapsel des Mikros treffen und dort ein lautes Ploppen erzeugen. Wer sich der Problematik nicht bewusst ist, hält nun einfach mal eine Hand nahe vor den Mund und sagt: „P“. Ein zweiter positiver Aspekt des Pop Filters ist das Fernhalten von Feuchtigkeit, die durchaus den Mund des Vokalisten verlassen kann. Das teure Mikro weiß Trockenheit zu schätzen.
Üblicherweise besteht der Pop Filter aus einem feinen, nylonartigen Stoff, der zweilagig auf einen runden Rahmen aufgespannt ist und mittels eines Schwanenhalses am Mikrofonständer befestigt wird. Inzwischen haben sich aber auch einige alternative Bauweisen etabliert.
Zum Test haben sich nun sieben verschiedene Modelle quer durch alle Preisbereiche eingefunden. Neben der Eignung für den Einsatzzweck werden wir auch die mechanische Funktionalität überprüfen und auch ein waches Ohr für etwaige Klangveränderungen haben.
Die Pop-Filter-Kandidaten des Vergleichstests
K&M Popkiller 23956
Los geht es mit dem Klassiker an sich, dem Popkiller des deutschen Herstellers König & Meyer. Der Filter ist zweilagig, die beiden Nylonschirme sind in einen schwarzen Kunststoffrahmen mit 13 cm Durchmesser eingespannt. Der Schwanenhals hat eine Länge von 32 cm und lässt so genug Spielraum für die optimale Platzierung. Eine Schraubklemmung erlaubt die Anbringung des Filters an Rohre bis zu 30 mm Durchmesser. Mit 18,60 Euro wird der Popkiller 23956 recht günstig angeboten.
K&M 23966
Mit dem 23966 hat K&M noch einen zweiten Filter zum Test geschickt. Aufbau und Material entsprechen dem 23956, allein der Schirmdurchmesser hat sich hier auf 20 cm vergrößert. Dafür wird ein kleiner Aufpreis fällig, für 29,- Euro wird der XL Popkiller verkauft.
Aspen Pittman Model PFM+
Einen etwas anderen Weg geht der amerikanische Hersteller Aspen Pittman Designs mit seinem PFM+. Hier wurde ein Metallgitter verwendet, das durch seine Struktur den Luftstrom um 35° nach unten lenkt. Die Grundfläche ist leicht gewölbt, 85 mm breit und ca. 115 mm hoch. Das Metall wird von einer Gummilippe abgeschlossen.
Befestigt wird der Ploppschutz mit zwei Magneten, die an einem kleinen Metallwinkel aufgeklebt sind, direkt an der Mikrofonspinne. Das klappt natürlich nur mit einer Metallspinne und evtl. lässt sich auch da nicht die optimale Position finden. Für diesen Fall hat Aspen Pittman dem Paket noch einen 32 cm langen Schwanenhals beigelegt, zwischen dessen beiden Rädelmuttern sich der Filter einklemmen oder einfach mit den Magneten anklippen lässt. Am anderen Ende wird dann der große Metallausleger an den Mikroständer angeschraubt. Der PFL+ kann derzeit nur direkt vom Hersteller in den USA bezogen werden, der Preis (ohne Versand) beträgt 39,- US-Dollar.
Pop Audio Pop Filter Studio Edition
Der Name ist Programm bei der englischen Firma aus Cambridge, sie stellen lediglich Pop Filter her. Bei der Studio Edition werden drei verschiedene Filter aus zwei Lagen Nylon, Schaum und doppellagigem Metallgitter mitgeliefert. Jede der Scheiben hat einen Durchmesser von 16,5 cm. Der Schwanenhals aus Kugelgelenken wird mit einer Klemmklammer am Stativ befestigt und ist ca. 38 cm lang. Die einzelnen Filter können durch einen Bajonettverschluss blitzschnell gewechselt werden. 79,- Euro möchte Pop Audio für die Studio Edition haben, einzeln kosten Foam-, Metal- und Fabric-Filter zwischen 25,- und 30,- Euro.
JZ Microphones Pop-Filter
Auch die Mikrofonmanufaktur JZ Microphones aus Lettland hat einen eigenen Pop-Filter entworfen. Die zwei Lagen aus dünnmaschigem Metallgeflecht haben hierbei eine wellenförmige Struktur erhalten. Der Filter ist mit einem Durchmesser von 10 cm relativ klein. Der Schwanenhals ist hingegen mit 42 cm recht lang ausgefallen. Am Stativ gehalten wird der Pop Filter mit einer Schraubklemme. Mit 111,- Euro lässt sich JZ Microphones ihren Beitrag zum Thema nicht gerade günstig bezahlen.
Rycote InVision Studio Kit
Mit 85,- Euro ist das Rycote Studio Kit etwas günstiger. Hier wird allerdings auch gleich die USM Universal Spinne mitgeliefert, die für sich alleine schon mit 55,- Euro zu Buche schlägt. Somit verbleiben auf den InVision Universal Pop Filter gerade mal 30,- Euro. Der Filter separat gekauft kommt auf 33,- Euro, ist einzeln also auch nicht viel teurer.
Der Filter besteht aus offenporigem Schaum, der in einem ovalen Rahmen aus Kunststoff mit den Maßen 13 x 15,5 cm eingelegt ist. So ist der Filter leicht zu tauschen oder zum Reinigen zu entnehmen. Ein Ersatzfilter liegt übrigens schon bei. Der Filter wird direkt an den äußeren Ring der USM Spinne geschraubt. Die Spinne ist für Mikrofone von 18 – 55 mm Durchmesser konzipiert. Das Mikro wird durch vier Drehschrauben gehalten. Auch eckige Mikros, wie z.B. das AKG 414, lassen sich so sicher einspannen. Die Verbindung zwischen innerem und äußerem Ring wird durch elastische Kunststoffelemente realisiert. Für amerikanische Mikrofonständer liegt noch ein entsprechender Gewindeadapter bei.
Pauly SuperScreen P120 – T30 + C
Der SuperScreen wird von Tontechniker und Erfinder Hilmar Pauly in Gießen gefertigt. „All Parts made in Germany“ steht deshalb nicht ohne Stolz auf der Pappverpackung. Die zwei Gewebelagen sind in einen gelochten Aluminiumring mit 12 cm Durchmesser eingespannt. Dabei wurden Spannung und Laufrichtung der beiden Lagen variiert. Ein 30 cm langer Schwanenhals befestigt den Filter vor dem Mikro. Dabei wird die Befestigung einfach vor der Mikrofonspinne auf den Mikroständer aufgeschraubt.
Eine zweite Befestigungsplatte für amerikanische 5/8 Zoll Gewinde liegt bei. Alternativ kann der Pop Filter auch mit dem beiliegenden Adapterkegel auf einen separaten Mikroständer aufgeschraubt werden. So erklärt sich auch der etwas kryptische Produktname, P120 (Durchmesser Filter), T30 (Länge Schwanenhals) +C (inklusive Adapter-Cone). Durch seine Materialien und Konstruktion ist der Filter superleicht, sehr edel wirkt der mattgraue Strukturlack. So viel Liebe zum Detail und perfekte Verarbeitung haben ihren Preis. 169,- Euro kostet der Spaß.
Wie testen?
Einen Pop-Filter habe ich noch nicht für Amazona getestet, weshalb mir hier auch keine bewährten Testroutinen zur Verfügung stehen. Und dann auch noch ein Vergleich, bei dem keines der Modelle benachteiligt werden sollte. Wie ist das am Besten zu bewerkstelligen?
Nun, das Wichtigste am Pop-Filter ist die Unterdrückung der Pop-Geräusche. Das werde ich an einem Beispielsatz überprüfen:„Peter Pan probt Bungee Springen im Piratenkostüm“ kommt mir da spontan zugeflogen.
Der nächste Punkt ist eine etwaige Klangverfälschung der verschiedenen Filter. Um hier eine möglichst objektive Beurteilung vornehmen zu können, werde ich zwei Gesangspassagen, einmal weiblich, einmal männlich, über einen Studiomonitor zuspielen. Eine weitere Überprüfung wird mit weißem Rauschen geschehen.
Poptest
Ich habe zunächst beim Rycote Paket den Abstand Mikro – Filter abgemessen, da er hier festliegt. Für einen direkten Vergleich versuche ich das auch bei den anderen Kandidaten so einzuhalten. Auch der Abstand Filter – Sprecher sollte natürlich möglichst gleich bleiben.
Das erste Soundfile nehme ich ohne Pop Filter auf, als Mikrofon kommt das SPL Nugget zum Einsatz, ein Derivat des bekannten und beliebten Audio Technica AT4040.
Hier wird sehr deutlich die Problematik aufgezeigt: Die „P“-Laute machen sich durch lautes Ploppen bemerkbar, die Aufnahme ist so komplett unbrauchbar. Auch wird unheimlich viel Pegel verschenkt, da diese Signalspitzen ca. 4x lauter sind als der Rest des Signals.
Da wollen wir doch mal schauen, wie viel Verbesserungspotential unsere Filter ermöglichen. Ich beginne mit dem K&M 23956.
Schon optisch zeigt die Datei an, dass die Peaks komplett verschwunden sind.
Auch akustisch sind keine Spitzen mehr wahrzunehmen.
Das hört man auch, die Aufnahme hört sich wie zu stark komprimiert an, die Dynamik geht dadurch etwas verloren. Die eigentliche Aufgabe wird vom K&M Filter aber wunderbar bewältigt.
Eine ganz ähnliche Charakteristik liefert der größere K&M Filter 23966:
Hier werden die Transienten aber nicht so rigoros gekappt, die Aufnahme klingt lebendiger. Auch bleibt etwas mehr vom Gesamtpegel erhalten.
Somit darf der große K&M Pop Killer durchaus als die minimal musikalischere Alternative zum Standardfilter angesehen werden.
Mit dem Aspen Pittman PFM+ hören wir den ersten Metall-Filter im Test.
Das einlagige Gitter lässt den Klang gut passieren, die Sprache klingt etwas offener als bei den vorherigen Beispielen. Allerdings werden die Pegelspitzen der P-Laute weniger gekappt, problematisch erscheint das hier aber nicht.
Auch der nächste Filter ist aus feinmaschigem Metallgitter, diesmal zweilagig aufgebaut.
Der Pop Audio Metall-Filter unterdrückt wirkungsvoll die Poplaute, erhält trotzdem gut die Dynamik, klingt allerdings recht höhenreich und damit etwas metallisch.
Das macht der Pop Audio Foam Filter aus einer dicken, offenporigen Schaumschicht besser.
Die Pegelspitzen werden hier zwar etwas weniger eingebremst, insgesamt klingt die Aufnahme aber im Frequenzgang stimmiger. Die Dynamik bleibt in beiden Alternativen ähnlich gut erhalten.
Pop Audio liefert in der Studio Edition aber noch einen dritten Filterrahmen mit, den Fabric Filter, klassisch mit zweilagigem Gewebe bespannt.
Dieser reiht sich ziemlich genau zwischen seine beiden Alternativen ein. Die Poplaute werden ähnlich gut unterdrückt, wie es der Metall-Filter macht, akustisch ist er näher am Foam-Filter. Dabei klingt er etwas heller als dieser, gleichzeitig aber auch etwas komprimierter.
Auch unser nächster Kandidat, der Pop-Filter von JZ Microphones, bietet Besonderes.
Die beiden Lagen des Metallgitters sind wellenförmig gestaltet. In der Mitte ist ein Distanzstift angebracht.
Akustisch weiß der Filter zu gefallen, die Poplaute werden gedämpft, aber nicht zu stark unterdrückt. So erhält man einen offenen, neutralen Klang, der sich seine Lebendigkeit gut erhält.
Mit dem Rycote InVision Studio Kit kommt ein Paket aus Spinne und Pop-Filter. In dieser Kombination wurde auch der Test durchgeführt.
Es war aber auch möglich, den Filter an der bisher benutzten Audio Technica Spinne zu befestigen.
Die Popunterdrückung des recht großporigen Filters ist nicht ganz optimal, hier kommt noch Einiges durch. Durch die Bauweise ist hier auch keine Korrektur durch eine Variation des Abstands zur Mikrokapsel möglich. Positiv ist der recht unverfälschte, offene Klang, den der Filter liefert.
Unser letzter Filter ist der SuperScreen von Pauly.
Die Transienten werden hier wirkungsvoll abgefangen, die Entfernung der Poplaute könnte etwas deutlicher vonstatten gehen.
Dafür punktet der Pauly Filter mit einer großen Dynamik und sehr neutralem Klangbild, dem der Einsatz des Hilfsmittels nicht anzuhören ist.
Für die zweite Runde muss ich mich nun nicht selbst bemühen, sondern bediene mich zweier Stimmen aus dem Logic Fundus. Carla und Clyde nenne sich die beiden Herrschaften. Das Mikro steht hier im Abstand von ca. 35 cm mittig vor einer Emes Violett HR Monitorbox.
In einem zweiten Durchgang spiele ich weißes Rauschen ab und lege die grafische Analyse des frei aufgenommenen Files mit dem jeweiligen Pop-Filter übereinander. Die rote Linie beschreibt die Aufnahme ohne Filter, die grüne Kurve ist das Frequenzspektrogramm mit dem jeweiligen Filter, gelb stellen sich die Überschneidungen der beiden Kurven dar.
Zunächst dürfen wieder die beiden K&M Filter ran. Der 23956 liefert eine fast unverfälschte Aufnahme.
Das zeigt auch die grafische Analyse.
Die Kurven verlaufen innerhalb geringer Toleranzen parallel, deutliche Unterschiede sind nicht auszumachen. Erst im Bereich ab 5000 Hz wirkt der Filter minimal dämpfend. Bei ganz genauem Hinhören mit einem guten Kopfhörer ist das gerade noch zu bemerken, das Air Band und damit die Hallfahne in diesem Bereich verliert minimal an Präsenz. Auch die im Plopplaut Beispiel wahrgenommene Kompression ist hier geringfügig vorhanden, was vorwiegend bei Carla in Erscheinung tritt.
Auch beim größeren 23966 sind nur marginale Unterschiede zu hören.
Die grafischen Kurven verraten, dass der Filter in den Höhenbereichen etwas näher an der Originalkurve dran ist, ab 15 kHz sind sie quasi wieder identisch.
Nun, das ist für mich und wahrscheinlich alle Leser jenseits der Pubertät weniger von Relevanz.
Weiter geht es wieder mit dem Aspen Pittman PFM+.
Der einlagige Metallfilter liefert ein überzeugendes Ergebnis ab, ich würde mir nur schwerlich zutrauen, hier im Blindtest einen Unterschied zum Original wahrzunehmen. Das weist auch die Grafik aus, die Kurven verlaufen über den gesamten Hörbereich nahezu deckungsgleich.
Da kann unser nächster Metallfilter, der Pop Audio Metal Filter, nicht ganz mithalten. Bei Clara fällt die zu deutliche Artikulation des „D“ auf. Zudem erscheint der Klang in den Mitten ein wenig dünn, was vor allem Clydes sonore Stimme den Druck nimmt.
Dadurch klingt das File etwas höhenlastig. Dies wird durch die grafische Analyse nicht gestützt.
Hier verlaufen die Kurven im relevanten Bereich dicht beieinander, den Ausreißer sieht man ab ca. 5,5 kHz, was sich allerdings nicht akustisch ausdrückt.
Beim zweiten Pop Audio Filter, dem Foam Filter verlaufen die Kurven bis in den Höhenbereich perfekt deckungsgleich.
Trotzdem ist ein Unterschied zu hören, der Filter scheint die Tiefmitten etwas zu betonen.
Das hört sich an, als würde die Stimme näher an der Membran sein und somit den Nahbesprecheffekt des Mikros in Anspruch nehmen. Die Abweichungen im Frequenzgang über 7 kHz sind akustisch nicht wahrzunehmen.
Kleines Zwischenfazit: Grafische Darstellungen zur Illustration sind zwar schön und gut, die einzig wahre Beurteilung eines Klanges sollte aber mit den Ohren, nicht mit den Augen erfolgen.
Aber machen wir weiter mit dem dritten Kandidaten von Pop Audio, dem Fabric Filter. Dieser klingt recht ähnlich zum Foam Filter, die geringe Kompression, wie ich sie im Plopptest vorgefunden habe, ist auch hier zu vermelden.
Die etwas hellere Grundabstimmung, die ich beim Plopptest ebenfalls vorgefunden habe, ist bei den Gesangsbeispielen nicht vorzufinden.
Auffällig ist auch hier wieder das Auseinanderdriften der Kurven ab ca. 8 kHz.
Da dies bei allen drei Filtermodellen ähnlich auftritt, ist das evtl. auf die Ausfertigung der identischen Rahmen zurückzuführen.
Akustisch ganz hervorragend präsentiert sich auch unser nächster Metallfilter, der Pop Filter von JZ Microphones.
Hier ist bei beiden Stimmen beim besten Willen kein Unterschied herauszuhören. Der JZ Filter erhält somit die Dynamik und den Klang über den gesamten Frequenzbereich. Das wird auch von der Grafik unterstrichen, die bis auf sehr geringe Abweichungen in den Tiefmitten nahezu deckungsgleich ist.
Wenig klangliche Abweichungen liefert auch der Rycote InVision Universal Pop Filter. Bei Carla ist allerdings zu hören, dass die Transienten etwas unterdrückt werden, entsprechend weniger frisch klingt die Stimme.
Davon ist bei Clyde nichts zu bemerken, hier erhält sein Vortrag ein gewisses Funkeln in den oberen Höhen. Das ist diesem Mal auch wirklich aus dem Frequenzdiagramm abzulesen, zwischen 13 und 18 kHz weist der Filter eine Betonung auf.
Als letzten Kandidaten hören wir uns den SuperScreen von Pauly an, ein Filter mit zwei Gewebelagen.
Ganz 100% neutral klingt der SuperScreen nicht. Frequenzgang und Intonation bleiben zwar erhalten, der Gesang wirkt aber ein wenig seidiger. Tatsächlich empfinde ich das Signal edler wie die Ausgangsspur ohne Filter. Hat evtl. mit dem gekonnten Einbremsen der Transienten zu tun. Optisch zeigt sich, dass der Frequenzgang weitgehend erhalten bleibt.
Verarbeitung und Handling
Diese beiden Punkte sind für einen sorgenfreien Einsatz natürlich, wie bei jedem Equipment, wichtig und sollen ebenfalls in die Gesamtwertung einfließen.
K&M ist für seine gut verarbeiteten und langlebigen Produkte bekannt. So gibt es auch an den beiden Pop Filtern 23956 und 23966 hier nichts auszusetzen.
Aufgefallen ist mir hier, dass die Klemmung im Durchmesser gegenüber dem älteren Modell, das ich selbst einsetze, vergrößert wurde und der Filter nun auch an dickeren Rohren bis 30 mm befestigt werden kann. Geblieben ist, dass der Schwanenhals bei größeren Biegungen wieder etwas zurück wippt und man so oft mehrmals korrigieren muss, um die optimale Position zu finden. Auch das Gewinde Schwanenhals zu Klemme wird manchmal locker und muss nachgezogen werden, obwohl K&M hier schon mit einem Sprengring arbeitet. Schön sind die Gummipuffer in der Klemme, die störende Kratzer an den Rohren vermeiden. Gerade in Anbetracht des niedrigen Preises kann für die beiden Popkiller nur eine sehr gute Wertung vergeben werden.
Das kann der Aspen Pittman PFM+ leider nicht mithalten. Zunächst einmal hat sich schon ganz zu Beginn des Tests einer der Magneten gelöst, der Zweite folgte im weiteren Verlauf.
Da auch mehrere Nutzer diesen Umstand beschreiben, sollte die Company da schnellstmöglich Abhilfe schaffen. Wenn der Filter mit seinen Halteelementen benutzt wird, ist es ein ziemliches Gefummel, die drei Teile passgenau auszurichten. Zudem wird die ganze Konstruktion durch das übermassive Klemmteil recht schwer. Fazit: Gute Idee, über die Umsetzung sollte Aspen Pittman nochmals nachdenken. Positiv ist natürlich der günstige Preis der Lösung zu beurteilen.
Dagegen macht das Arbeiten mit der Pop Audio Studio Filter Edition richtig Spaß. Der Filter wird mit einer Klemme blitzschnell und ganz ohne Schrauben am Stativ befestigt.
Der Ausleger aus Kugelelementen hält selbst bei extremen Biegungen seine Position Millimeter genau. Die einzelnen Filter sind durch den Bajonettverschluss praktisch und schnell auszutauschen. Die Komponenten sind gut verarbeitet und dürften sich auch im Langzeiteinsatz bewähren.
Auch der JZ Pop Filter ist prima verarbeitet. Die Klemme ist gut bedienbar, der Schwanenhals durch seine Länge variabel auszurichten. Allerdings wippt auch er bei geringen Radien wieder etwas zurück. Aufpassen muss man beim wellenförmigen Drahtgeflecht, hier ist bei unvorsichtiger Behandlung schnell eine Delle eingedrückt.
Da kann bei der Rycote Lösung wenig passieren, die Konstruktion ist fast komplett aus nahezu unzerbrechlichem Kunststoff.
Die Filtermatte kann zur Reinigung ganz leicht entnommen werden, während des Trocknens kann mit dem Ersatzfilter weiter gearbeitet werden. Der Abstand Filter/Mikro ist nicht variabel, das hat seine Vor- und Nachteile. Jedenfalls bleibt so immer dieselbe Situation erhalten. Etwas unpraktisch ist, dass der Filter die vordere Schraube der Halterung etwas verdeckt, diese ist nur mit spitzen Fingern zu bedienen. Hier kann man sich allerdings mit der etwas seitlichen Anordnung des Filters behelfen.
Der Pauly SuperScreen ist das absolut edelste und durchdachteste Teil des Vergleichstests.
Der offene Filterrahmen hat entgratete Löcher, um dem Luftstrom keine Kanten zu bieten, der extra für dieses Produkt entworfene Schwanenhals hält sauber seine Position. Zwischen Schwanenhals und Filter sitzt eine Rädelschraube zur besseren Ausrichtung. Etwas fummelig ist hingegen die Befestigung am Mikroständer, da das gute Stück einfach auf das Gewinde aufgesteckt und mit der Mikrofonspinne arretiert wird. Wem das zu umständlich erscheint, der kann den SuperScreen auf mit dem beiliegenden Cone komplett entkoppelt auf einem separaten Mikroständer platzieren.
Bewertung
Fangen wir wieder mit den beiden K&M Popkiller an. Zu absolut moderaten Preisen bietet der deutsche Hersteller hier zwei Klassiker an, die sich schon seit Jahren in unzähligen Studios bewähren. Die Plopp-Unterdrückung ist ganz hervorragend gelöst, der Klang nahezu unverfälscht. Bemerkbar macht sich eine leichte Kompression, die beim kleineren der beiden Filter etwas ausgeprägter auftritt. Die K&M Filter werden durch ihre gute Verarbeitung lange Zeit ihren Dienst tun. Da macht es recht wenig Sinn, auf noch günstigere Produkte auszuweichen.
Der Aspen Pittman PFM+ erledigt akustisch seinen Job wirklich gut, ein weiterer Pluspunkt ist die dezente Optik. Leider macht sich der Filter sein Ergebnis durch deutliche Fertigungsmängel und komplizierte Ausrichtung wieder zunichte. So ist er in dieser Form nur schwerlich zu empfehlen.
Darunter hat die Pop Audio Filter Studio Edition nicht zu leiden. Clevere Ideen wurde handwerklich gut umgesetzt. Akustisch liefern alle drei Filter einige Verfärbungen, durch das Konzept lässt sich aber für jeden Sänger der passende Filter aus den verschiedenen Möglichkeiten finden. Für diese Variabilität ist der aufgerufene Preis durchaus als günstig zu sehen.
Die 100,- Euro Marke überschreiten wir mit dem JZ Microphones Pop Filter. Das gut verarbeitete Produkt schafft eine gute Plopp-Unterdrückung und beeinflusst den Klang in keinster Weise. Durch seinen geringen Durchmesser ist er dezent einsetzbar, muss aber auch recht exakt ausgerichtet werden.
Hier hat der Rycote Filter keine Schwierigkeiten, seine Position ist fix vorgegeben. Bei der Plopp-Unterdrückung liegt er eher im unteren Mittelfeld, leichtere klangliche Veränderungen sind bemerkbar. Trotzdem liefert der Filter, gerade auch gemessen an seinem günstigen Preis, ein gutes Ergebnis.
Der Pauly SuperScreen ist mit Abstand das teuerste Produkt im Test. Dafür ist er sehr hochwertig verarbeitet und beeinflusst den Sound höchstens im positiven Sinn. Die Plopp-Vermeidung erledigen einige Kandidaten etwas besser, er sollte also vielleicht mit etwas Abstand besungen und besprochen werden. Praktisch ist die alternative Anbringung auf einem separaten Stativ, was den Filter zusätzlich noch entkoppelt.
SACKLZEMENT!!
Mensch, Armin……. Da hast Du Dich ja wieder mal mächtig in´s Zeug gelegt. So einen ausführlicher Test dieser unentbehrlichen Helferlein habe ich ja noch nirgendwo gelesen.
Deine Aussagen bezüglich der K & M Anti-Popper kann ich unterschreiben: Absolut praxistauglich. Hab 6 Stück von der kleineren Ausführung seit Jahren im Studioeinsatz. Sind super langlebig, günstig in der Anschaffung und „Made in Germany“!
Musikalische Grüße
Onkel Sigi
Hi Sigi,
danke dir mal wieder für das Lob.
War schon ne recht ausufernde Arbeit, aber du weisst ja, wie es ist, man weiss manchmal halt nicht auf was man sich einlässt…
Hat aber Spaß gemacht, weil ich selbst nicht wusste was dabei heraus kommt und es mal wieder gezeigt hat, dass es sinnvoll ist auch so „Kleinigkeiten“ im Studio Aufmerksamkeit zu widmen.
Treffliches Titelbild. ?
Wer auch immer dieses Titelbild zu dieser Headline ausgesucht hat: Danke! Ich hab Tränen gelacht :D :D den Artikel muss ich später mal in Ruhe lesen :)
Grandioser unterhaltsamer Test. Volle Punkte! Ich freue mich darüber, das auch mal »kleine Dinge« den Weg ins Teststudio finden. Davon gerne mehr.
Eine Frage: Kann man die Schwanenhälse der K&M-Pops austauschen?
Es gibt diese Teile ja auch separat zu kaufen.
Ein Test steht aber noch aus: Wie schlägt sich der gebogende Drahtkleider-Damenstrump- Popschutz (bekannt aus den Videos zu »We are the World«) im Vergleich?
@Franz Walsch Du wirst es nicht glauben, habe ich mir überlegt. Hatte ich ja früher (ganz früher) auch, Drahtkleiderbügel, Mama´s Strumpfhose hautfarben, die Geschichte mit Gaffa am Mikroständer befestigt.
Das um die 20,- für den K&M zu sparen? Der Gedanke zum Selbstbau ist ja immer verlockend, aber da gibt es lohnendere Objekte.
„Its A Mans World“..
aber ich habe trotzdem ziemlich lachen müssen !!! Wer denkt sich bei Euch so etwas aus?
@lena Ich war´s nicht, fand es aber farblich sehr adrett und deshalb Daumen hoch.
Ach übrigens, nur mal so interessehalber: Wo sind denn die Kollegen, die neulich wieder so vehement Soundbeispiele eingefordert haben?
Hier sind welche dabei, hier machen sie nach meiner Auffassung Sinn. Ein Feedback wäre hilfreich.
Ich musste erstmal schauen was denn ein popfilter ist, dachte dann, ok ist doch nicht aus Gummi…. Popp und plopp Filter. Früher mit Omas Strumpfhosen, heute gibt es ja alles zu kaufen.
Tester doch mal verschiedene Netz entstör Filter alla Furman und co
Gute Idee, ich habe einen Furman seit Ewigkeiten in meinem Live-Rack, was genau er macht weiss ich immer noch nicht. Solange es gut geht ist das ja auch nicht von Interesse.
@Armin Bauer Netzfilter sind aber jetzt auch langsam eine aussterbende gattung weil immer mehr audiowege digital werden; im profibereich seh ich heut nur noch ein UPS pro rack das aber natürlich auch filtert.
Wäre aber sicher interessant zu sehen wie stark ich die fahrstuhlgeräusche damit eliminieren könnte (ich kann mittlerweile 4{!} verschiedene am brummen identifizieren)
Ein super Test,
hätte ich nicht schon Ewigkeiten den kleinen K&M würde ich ihn mir aufgrund dieses Artikels wieder kaufen. Günstig und Robust wenn ich denke wie oft Ich schon mit ihm Umgezogen bin und wieviel Menschen
da schon hindurch gesungen und gebrüllt haben und der feine Bezug lebt noch immer.
Danke für den tollen Test. Der Überblick ist hochwillkommen. Ich muss mir dringend auch einen Pop-Schutz zulegen, da ich jetzt auch hin- und wieder etwas einsinge, um die Wirkung eines Hall- oder Chorusgerätes zu demonstrieren. Ich habe mir jetzt – bitte nicht lachen – mit einem Teesieb geholfen, das ich vor das SM58 gehalten habe. Die Explosivlaute hat es wirkungsvoll unterbunden :)
Vielen Dank für den erschöpflichen Test. Mir reicht ein Filter einer Hausmarke von einem der beiden großen Verkäufer.
Wie haltet Ihr es mit der Reinigung in Corona-Zeiten nach jedem Gebrauch? Im Fernsehen sieht man ja diese in Plastik eingepackten Mikros (da kann ich mir die Investition in tolle Mikros wohl gleich sparen).
Ich finde es schon merkwürdig. Jedesmal, wenn ich den Gesang durch den Pop-Filter jage, kommt Jazz bei raus. Die poppigen Elemente des Gesangs gehen immer flöten.
Aber mal ernsthaft. Die K&Ms sind über jeden Zweifel erhaben. Schon seit 10 Jahren oder so EINEN Pop-Filter dauerhaft im Einsatz. Nix zu meckern. Aber Wunder bewirken kann natürlich kein Pop-Filter. Irgendein Plosivlaut kommt ab und zu mal durch.
Wichtig ist vor allem, auf einen guten Abstand zu achten und den Gesang nicht straight auf das Mikro zu richten, dann hat man schon die halbe Miete.