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Test: Blackstar St. James Combo EL34, Gitarrenverstärker

Leichter Röhrenamp mit starken Features

26. September 2023

Blackstar St. James Titel

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Gerade mal 12,8 kg bringt er auf die Waage, der kleine Blackstar St. James Combo. Und er ist, so man der Werbung trauen darf, „The World’s Lightest 50 Watt Valve Amp“. Allein dafür könnte ich die Briten knutschen. Wenn das Ding jetzt noch klingt, haben wir ein ernstzunehmendes Arbeitstier vor uns, das uns die Arbeit auf der Bühne und im Studio buchstäblich erleichtert. Schaumerma!

Die Blackstar St. James Amps im Überblick

Der hier zum Test stehende Blackstar St. James Combo ist Teil einer ganzen Serie von Combos und Tops, die jeweils mit EL34- oder 6L6-Röhren geliefert werden. Allen gemeinsam ist die Leistung von 50 W, Unterschiede gibt es dann noch in der Bestückung mit den Speakern. Hier stehen jeweils ein 1× 12“ und ein 2× 12“ Combo zur Verfügung. Die Topteile können über ein 2× 12“ Cabinet betrieben werden, bei dem die Speaker übereinander angeordnet sind und die Rückseite mit einem Handgriff teilweise entfernt werden kann.

Blackstar St. James Amp Komplett

Die Blackstar St. James Serie umfasst mehrere Tops, Combos und Cabinets

Bei allen Modellen werden speziell entwickelte „Zephyr“ Speaker verwendet, die in enger Zusammenarbeit mit Celestion entstanden sind und die, dank ihrer neuen Bauweise, deutlich leichter sind als die herkömmlichen Speaker. Trotzdem will man den klassischen Sound eines „Vintage 30“ erreicht haben. Die Speaker arbeiten dabei mit klassischen Eisenkernen, nicht wie so oft bei modernen Varianten mit Neodym-Magneten.

Blackstar St. James Amp Front

Optisch unterscheiden sich die Amps durch schwarzes (6L6) oder beiges, „Fawn“ genanntes Tolex bei der EL34-Variante. Wie zu vermuten, soll der EL34 betriebene Verstärker den klassischen Low-Gain-Rocksound liefern, während der 6L6-Kollege eher das High-Gain-Monster mimt. Die Amps sind zweikanalig aufgebaut, der EL34 Amp verfügt über einen schaltbaren Boost von 10dB in der Eingangsstufe, beim 6L6 Amp kommt eine Voicing-Schaltung zum Einsatz.

Die CabRig-Funktion im Blackstar St. James Combo

Allen Verstärkern der Serie gemeinsam ist ein mehr als interessantes Feature, nämlich die CabRig-Funktion. Wer den Blackstar St. James für Recording einsetzen will, sollte sich mit dieser Möglichkeit unbedingt auseinandersetzen. Grundsätzlich gibt es dabei zwei Möglichkeiten, den Blackstar St. James Combo oder das Topteil zu verwenden. Entweder, man verbindet den Amp direkt per USB mit dem Rechner, dann fungiert er gleichermaßen als Audiointerface, oder man verkabelt „klassisch“ per XLR und nutzt den Rechner zur Steuerung der CabRig-Funktion.

Blackstar St. James Amp Back

Zunächst muss dazu die „Architect Software“ von der Hersteller Homepage geladen werden. Dabei handelt es sich um ein mächtiges Werkzeug, das insgesamt 23 Virtual-Cabinets, 6 Mikrofone, 6 unterschiedliche Räume sowie einen EQ bietet. Wer möchte, kann natürlich auch eigene Impulse-Responses nutzen, dazu bedarf es allerdings eines externen Cab-Loaders, die internen Cabs der Architect-Software können dazu umgangen werden. Wer den Amp ohne den eingebauten Speaker als Recording-Device nutzen möchte, braucht sich um die Endstufe keine Sorgen zu machen. Eine eingebaute „Reactive Load“-Schaltung ermöglicht den Betrieb des Verstärkers ohne die Last einer Box.

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Weitere Facts & Features des Blackstar St. James Combo

Schauen wir uns nun mal die weiteren Features der St. James Amps an, stellvertretend kommt jetzt der hier vorliegende EL34 1× 12“ Combo unters Messer. Mt Abmessungen von 535 × 462 × 259 mm ist der Combo handlich und dank des niedrigen Gewichtes auch schnell verstaut und in den vierten Stock getragen. Der solide Tragegriff an der Oberseite des Gehäuses macht den Kasten zu einem schicken Modeaccessoire für die Einkaufszentren der Welt. Die Konstruktion ist stabil genug, um ein Flattern oder Umherwandern des Amps bei hohen Lautstärken zu verhindern.

Blackstar St. James Amp Angled

Das Bedienpanel befindet sich oben im Gehäuse und ist so versenkt, dass kein Regler oder Schalter übersteht. Das habe ich leider auch schon anders erlebt und erwähne es deshalb extra. Die Front des Blackstar St. James Combo besteht größtenteils aus der schwarzen Frontbespannung, die den 12“ Speaker wirkungsvoll schützt. Die obere Front trägt den Schriftzug, der beim Einschalten des Amps von hinten beleuchtet wird. Direkt darüber, an der Oberseite des Gehäuses, befindet sich ein Lüftungsgitter. Nicht vergessen, hier handelt es sich um einen Röhrenamp, der produziert schon in hohem Maße Wärme.

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Blackstar St. James 50 EL34 H Fawn
Blackstar St. James 50 EL34 H Fawn
Kundenbewertung:
(3)

Die Rückseite ist im unteren Bereich des Gehäuses zu etwa einem Drittel offen, aber mit einem Gitter geschützt. Sämtliche Anschlüsse und Schalter (bis auf den Instrumenten-Input) befinden sich – und das ist jetzt mein erster Kritikpunkt – versenkt im Gehäuse. Und zwar so, dass sie nur von unten zu erreichen sind. Steht der Combo auf dem Boden oder in der Nähe einer Wand, wird die Verkabelung zum Sport. Dafür sind dann Kabel und Schalter natürlich geschützt, trotzdem hätte ich ein versenktes Brett mit allen Anschlüssen praktikabler gefunden. Eine auf der Rückseite angebrachte „Landkarte“ ermöglicht nach einiger Eingewöhnungszeit dann auch das blinde Verkabeln, ohne dass man den Verstärker hochheben oder auf den Kopf drehen muss.

Blackstar St. James Combo – Das Bedienfeld

Starten wir ganz links außen und schauen uns die einzelnen Knöpfe, Schalter und Regler der Reihe nach an. Der Power-Schalter setzt den Blackstar St. James Combo unter Strom, der Standby-Schalter macht ihn dann betriebsbereit, sofern man den eingebauten Lautsprecher zu Gehör bringen will. Steht der Standby-Schalter auf „0“, wird das Signal auf den reaktiven Attenuator geleitet und der Speaker bleibt stumm. Dies ist der Modus, der für die Nutzung des Recording-Outputs oder des Kopfhörers gedacht ist. Das Gitarrensignal durchläuft dabei weiterhin den gesamten Verstärker vom Input bis hinter die Endstufe – durch den reaktiven Attenuator und die CabRig und ermöglicht so, den kompletten Verstärkersound inklusive Endstufe zu hören.

Direkt neben den beiden stabilen Schaltknüppeln befindet sich der Master-Regler, der die Gesamtlautstärke des Amps bestimmt. Dieser wirkt auch auf die alternativen Ausgänge für Recording und Kopfhörer. Ein kleiner dreistufiger Schalter daneben bietet die Auswahl zwischen drei unterschiedlichen Ausgangspegeln. Im 50-Watt-Modus brüllt der Kleine die komplette Power aus dem Speaker. Wer in kleineren Aufnahmeräumen, Bars, Clubs oder zu Hause schneller an die Endstufensättigung gelangen will, kann den 2-Watt-Modus wählen. Der Amp produziert aber auch hier noch eine brutale Lautstärke. Die Einstellung „Sag“ führt zu einem früheren „Einbrechen“ des Netzteils, was sich in einer leichten Kompression des Sounds und einem etwas geringeren Headroom führt.

Headroom meint – das sei für Einsteiger kurz eingeschoben –die Fähigkeit des Verstärkers, einen cleanen Ton ohne jegliche Verzerrung zu produzieren. Hat der Verstärker einen großen Headroom, kann er hohe, cleane Lautstärken produzieren. Gitarristen, wie David Gilmour zum Beispiel, nutzen solche Amps mit großem Headroom, um einen mächtigen Ton zu erzeugen, der dann ideal mit Effektpedalen – und hier sind primär Verzerrer gemeint – umgehen kann.

Blackstar St. James Amp Panel Detail

Der Rest des Bedienfeldes des St. James ist schnell erklärt. Der Reverb-Regler mischt einen Hall hinzu, die drei Regler für Treble, Middle und Bass erklären sich selbst. Allerdings gibt’s eine kleine Besonderheit, denn beim EL34-Modell ist der Mittenregler im Zerrkanal als aktive Mittenabsenkung/-anhebung konzipiert, die sich bei Mittelstellung des Reglers neutral verhält und bei Betätigung die Einstellung von Bass und Treble nicht tangiert. Ob das den Klang des cleanen Kanals negativ beeinflusst, wird der Praxistest zeigen, denn im Clean-Kanal ist die Funktion des Reglers „normal“

Volume II und Gain II beeinflussen Verzerrung und Lautstärke des Zerrkanals, Volume I regelt die Lautstärke des cleanen Kanals. Die beiden Schalterchen für die Kanalwahl und den 10 dB Boost für Kanal II sind bei Nutzung des mitgelieferten Fußschalters außer Betrieb.

Die Rückseite des Blackstar St. James

Das Panel auf der Rückseite, das, wie oben beschrieben, ein klein wenig versteckt montiert ist, hat es in sich. Hier findet gewissermaßen die komplette Funktionspalette des Verstärkers statt. Also werden wir auch hier der Reihe nach alle Möglichkeiten durchgehen. Wer sich kurz einen Kaffee holen möchte, hat jetzt die Gelegenheit.

Blackstar St. James Amp Back Manual

Das erste Böppelchen auf der Unterseite außen rechts verbirgt die Hauptsicherung, daneben ist Platz für den Kaltgerätestecker. Und hier ist jetzt mal eine echte Innovation verbaut, denn das Netzteil des St. James kann mit allen Spannungen im Bereich von 100 V bis 240 V und mit 50 und 60 Hz versorgt werden. Deshalb funktioniert der Amp überall auf der Welt und kann auch Schwankungen der lokalen Netzversorgung ausgleichen. Klasse!

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Blackstar St. James 50 6L6 212 Black
Blackstar St. James 50 6L6 212 Black Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Der erste der drei Speaker-Ausgänge kann einen 16 Ohm Lautsprecher betreiben, hier ist der interne Speaker angeschlossen. Wer einen externen 16 Ohm Lautsprecher verwendet, muss das Kabel des internen Speakers abziehen. Es ist aber auch möglich den internen und einen externen Lautsprecher zu verwenden, wenn beide über eine Impedanz von 16 Ohm verfügen. Die beiden anderen Ausgänge sind als Entweder/Oder-Anschlüsse zu betrachten. Entweder, man schließt EINE externe 8 Ohm Box an, oder ZWEI externe 16 Ohm-Boxen. Klingt kompliziert? Ist es auch, gehört bei Röhrenverstärkern aber zum Basiswissen. Eine falsche Box am falschen Anschluss kann den Verstärker in ein kleines Wölkchen verwandeln. Ohne Anschluss an einen Lautsprecher darf der Amp allerdings, wie oben schon erwähnt, betrieben werden, da in diesem Fall die Last der Endstufe auf den eingebauten Attenuator geleitet wird.

Es folgen die Recording-Ausgänge. Der zur Verfügung stehende XLR-Anschluss liefert ein Monosignal, das auch bei Verwendung einer Stereo-Boxensimulation in der Architect-Software zu einem Monosignal zusammengemischt wird. Wer dieses Signal in Stereo abgreifen möchte, muss auf die Buchse für den Kopfhörer zurückgreifen, denn hier liegt das Signal in Stereo an. Das klingt zunächst unlogisch, ist aber in einer Live-Situation von Vorteil, weil hier in der Regel das Monosignal ausreichend ist. So bekommt der Tontechniker nur ein Kabel und trotzdem beide Boxensimulationen. Im Studio ist die Verwendung einer Stereoklinke durchaus praktikabel und problemlos. Ein kleiner Schalter ruft eine von drei CabRig-Kombinationen auf, die über die Software bearbeitet und gespeichert werden können.

Blackstar St. James Amp Back Panel

Das Back-Panel ist nur schwer zu erreichen

Einen Effekt-Loop gibt’s auch, dieser kann mittels Schalter von -10 dB auf +4 dB umgeschaltet werden, je nach verwendetem Equipment. Der mitgelieferte Fußschalter kann an die nächste Buchse angeschlossen werden. Wer die Kanäle und den Boost mit externem Equipment, wie einem MIDI-Switcher, schalten möchte, findet in der Anleitung die Belegung der TRS-Klinke. Der USB-Ausgang verlangt für die Kommunikation mit dem Rechner nach einem USB-A/B Kabel.

So klingt der Blackstar St. James EL34 Combo

Hui, das war ganz schön viel Information für so einen kleinen Amp, oder? Aber der Funktionsumfang und die durchdachten Features verlangen schon nach einer ausführlichen Erklärung. Doch jetzt geht’s endlich an den Klang. Für die ersten Beispiele wurde der Blackstar St. James Combo mit einem Kondensatormikrofon abgenommen, das sich etwa 5 cm vor der Frontbespannung befindet. Der Sound ist großartig dynamisch, im cleanen Bereich sanft und jazzig, im 2. Kanal rau und ungeschliffen. Der Reverb klingt selbst bei höchster Einstellung angenehm und dicht, ohne den Sound zu vermüllen. Die Boost-Funktion setzt dem zweiten Kanal schön die Krone auf.

Die nächsten Audiofiles widmen sich dem Recording-Out und der CabRig, wobei ich eher zufällig Cabs und Mics ausgewählt habe.

Als USB-Interface kann der Blackstar St. James Combo auch überzeugen, auch hier habe ich Cabs und Rigs zufällig gewählt

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Fazit

Wahnsinn, was der kleine Blackstar St. James Combo da raushaut. Dieser Sound ist eine ideale Basis und kann hervorragend mit externem Equipment aufgemotzt werden. Zusammen mit meinen Pedalen kann ich mir diesen Amp als ständigen Begleiter für etwaige Gigs vorstellen. Die zahlreichen Möglichkeiten des Recordings sind schlicht grandios, der mittlerweile auf deutlich unter 1.000 Euro reduzierte Preis ist eine Kampfansage. Wer einen Amp mit mehr Gain benötigt, sollte sich die 6L6-Version anhören. Allein das schlecht erreichbare Back-Panel versaut dem St. James Combo die „Best Buy“-Bewertung. Die Topteile machen das da deutlich besser.

Plus

  • Sound
  • Recording-Möglichkeiten
  • geringes Gewicht
  • Preis

Minus

  • Back Panel schwer zu erreichen

Preis

  • 949,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    dr noetigenfallz

    Die Beispiele mit dem DI Ausgang sind bei mir allesamt Digital übersteuert.
    Abgesehen davon, danke für den Test. Der Amp interessiert mich schon lange.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hoch lebe der Röhrenamp! Aber diese Modelling Kisten sind einfach nicht mein Ding. Tolles Gerät!

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