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Test: Blackstar Studio 10 KT88, Gitarrenverstärker

Der röhrende Ein-Ender

5. März 2019
Blackstar Studio 10 KT88

Der Blackstar Studio 10 KT88

Kleine Röhrenverstärker sind noch immer nicht aus der Mode. Warum auch? Weniger Gewicht, keine überflüssige Leistung, kompaktere Ausmaße, all das ist von Vorteil, es sei denn, man ist ständig auf großen Bühnen unterwegs. Zum zehnjährigen Firmenjubiläum brachte Blackstar nun den Blackstar Studio 10 an den Start. Diesen gibt es in drei Endstufenvarianten zu erstehen, wobei man sich hier zwischen den Endstufenröhren 6L6, EL 34 oder KT 88 Röhren entscheiden muss. Diese drei Röhren (neben der 6V6 oder El84, welche kleinere Leistungen erzeugen) haben sich ja bereits seit Jahrzehnten in einer Vielzahl von Röhrenverstärker bewährt. Jeder der drei Endröhrentypen des Blackstar Studio 10 korrespondiert auch mit der Farbe des Verstärkers. Unser Studio 10 KT88 wurde mit einem außerordentlich ansprechenden Grün bezogen.

Blackstar Studio 10 KT88 – Facts & Features

Der Blackstar Studio 10 KT88 besitzt die kompakten Abmessungen (B x T x H) von 473 x 251 x 421 mm und bringt das Gewicht von 14,9 kg auf die Waage. Es existieren nämlich auch Röhrenverstärker mit ca. 15 Watt, welche teilweise etwas leichter sind, was aber meist aufgrund der Klangqualität des Combos geht. Das lässt ahnen, dass das gewählte Holz schon eine recht ordentliche Stärke aufweist und dadurch der Klang positiv beeinflusst werden könnte. Ob diese Vermutung zutrifft, hören wir später.

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Für das Styling des kleinen „Zehnwatters“ hat Blackstar sich an den im Moment außergewöhnlich angesagten Friedman Amps aus Amerika orientiert. Diese verwenden nämlich auch gerne den sexy dunkelgrünen Tolexbezug auf einigen ihrer Amps. Auch das goldene Piping harmoniert gut mit dem grünen Tolex und unterstützt den klassischen Look. Im Lieferumfang befindet sich ein Fußschalter, welcher den schaltbaren Boost (Overdrive) schaltet.

In der Vorstufe befindet sich erstaunlicherweise nur eine einzige ECC83 Röhre. Wenn man das beträchtliche Maß an Gain-Reserven hört, welches der Amp im Overdrive Modus (kleiner Schalter gedrückt) an den Start bringt, muss man fast vermuten, dass hier noch Operationsverstärker auf Halbleiterbasis mithelfen, aber das ist keinesfalls schlecht, wenn man es geschickt anstellt. Eine Leistungsreduktion (z. B. auf 5 bzw. 1 Watt), wie sie mittlerweile viele Verstärker anbieten, existiert beim kleinen Blackstar nicht. Die weiße Schrift auf dem Frontpanel lässt sich gut ablesen, vor allem, wenn man wie in der Praxis vor dem Amp steht.

Die Endstufenleistung von 10 W wird mit einer KT88 Endstufenröhre erreicht, deswegen nennt sich das Ganze dann im Fachjargon „Single Ended“. Der Verstärker wurde mit einem 12″ Celestion Seventy-80 Lautsprecher bestückt, der sich erfahrungsgemäß gut für Blues und Rock eignet.

Bedienelemente

Da die Anzahl an Bedienelementen angenehm gering ist, kommt man sicherlich schnell zum gewünschten Klang. Gain regelt den Verzerrungsgrad, Master bestimmt die Endlautstärke. Einen klassischen Klangregler besitzt der Studio 10 KT88 nicht, aber wie bei jedem Blackstar Verstärker, ist der sogenannte ISF-Regler an Bord, welcher eine britische (mehr Mitten, weniger Bass) oder auch amerikanische Einstellung (Mitten gescoopt) erlaubt. Möglich wird das durch die Verwendung eines Stereopotis, welches gleichzeitig die Mitten und Höhen beeinflusst.

Blackstar Studio 10 KT88 IFS

Auszug aus der Bedienungsanleitung

Alle drei Variationen des Blackstar Studio 10 besitzen einen kleinen Schalter am Frontpanel, der mehr Vorstufenverzerrung in den Signalweg schaltet. Bei der EL 34 Variante heißt dieser „Boost“, beim 6L6 Modell hört er auf den „Namen Drive Select“ und bei unserer KT88 Version heißt er „Overdrive“. Der Name für unsere Variante KT88 ist sicherlich passend, da das Signal hier bei Bedarf ordentlich gesättigt werden kann, wie wir später noch hören werden.

 

Blackstar Studio 10 KT88_Panel

Spartanische Ausstattung, an Bord ist natürlich auch der von Blackstar patentierte ISF-Regler

Ein Halleffekt wurde gleichfalls implementiert. Dieser ist digital, so kann auch auf eine Hallspirale am Boden des Verstärkers verzichtet werden. Auch das „Raumschiff Orion mäßige“ Scheppern entfällt somit, falls die Bühne einmal wackeln sollte. Der Reverb-Regler mischt erwartungsgemäß den Hallanteil mit dem Originalsignal. Die Qualität des Halls ist ordentlich und völlig ausreichend für den Live-Betrieb.

Blackstar Studio 10 KT88 – Rückseite

Ein serieller Effektweg ist auch vorhanden. Dieser kann im Pegel mit dem „FX Loop Level“-Schalter an die vorhandenen Effektgeräte angepasst (von -10 dBV auf +4 dBV) werden, damit man beispielsweise nicht nur Pedale, sondern auch Rack-Effekte bzw. Studioprozessoren integrieren möchte, welche gerne mit diesem Pegel arbeiten.

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Blackstar Studio 10 KT88_Back

Halboffene Rückwand, das schwarze Lochblech schützt die Röhren und den Lautsprecher

Sämtliche Buchsen (abgesehen von der Eingangsbuchse) wurden auf der Rückseite an der Unterseite des Chassis angebracht. Eine schwarze Metallplatte mit weißer Beschriftung informiert uns, wo sich welche Buchse befindet. Zur linken Seite des Effektweges finden wir eine „Emulated Output“- bzw. Kopfhörerbuchse. Wie zu vermuten, kann man hier einen Kopfhörer anschließen. Der interne Lautsprecher wird dann natürlich abgeschaltet und die Nerven der Mitbewohner geschont. Die Buchse funktioniert gleichzeitig als „Recording Out“. Zur Aufnahme muss laut Anleitung ein Stereokabel verwendet werden, was letztendlich bei einer Abnahme in mono nicht wirklich Sinn ergibt.

Fußschalter

Der mitgelieferte und vollständig aus Metall hergestellte Fußschalter aktiviert den Overdrive. Ist der  Boost aktiv, leuchtet eine rote LED. Das Anschlusskabel besitzt eine Länge von rund vier Metern und ist damit sicherlich ausreichend lang auch für eine (kleinere) Bühne. Wer auch den Hall schalten möchte, kann, kann z. B. den optional erhältlichen Fußschalter (FS-8) von Blackstar anschließen.

Blackstar Studio 10 KT88 Back 2

Zugriff auf die Effekt-Loop, den Fußschalteranschluss und die Lautsprecherausgänge dezent von unten

Sound

Hier kann man wieder einmal feststellen, dass ein recht einfach aufgebauter Röhrenverstärker ohne viel Schnörkel den lebendigsten und ehrlichsten Ton erzeugen kann. Zunächst ist man erstaunt, was zehn Röhrenwatt an Lautstärke entfesseln können. Das hat sicherlich auch mit der guten Abstimmung der Gehäusemaße und der guten Harmonie mit dem eingebauten Lautsprecher zu tun.

Der klare Grundsound des Blackstar Studio 10 KT88 (hier ISF Regler auf 12 h) ist bereits ausgesprochen angenehm. Der produzierte Ton hat glockige Höhen und Volumen, ohne im Bass schwammig zu werden oder in irgendeinem Frequenzband zu nerven.

Der digitale Halleffekt klingt recht ordentlich und reicht für den Live-Betrieb vollkommen aus. Bereits bei 9 h hat man ein schönes Ambiente. Nimmt man im Studio auf, könnte man sich ja auch eines qualitativ hochwertigeren Halls bedienen.

Bewegt man den Gain-Regler jenseits der 12 h Stellung, bleibt der Amp klar (Overdrive aus). Eine mit Humbuckern bestückte Gitarre entlockt dem Amp dann bei weiterem Aufdrehen langsam, aber sicher einen schönen Crunchsound. Dieser klingt angenehm natürlich und lebendig, vorausgesetzt der ISF-Regler steht nicht zu weit im „amerikanischen Sektor“. Mit meiner PRS Custom 24 klingt das dann so:

Steht der Gain-Regler auf Maximum und ist der Overdrive noch aus, zerrt der Amp schon recht ordentlich, hier zuerst mit „britischem“ Klangcharakter:

Hier mit amerikanischem Charakter, ISF-Regler auf 16 h:

Wenn man den kleinen, weißen Overdrive-Druckschalter am Frontpanel betätigt, wird dies mit einem enormen Lautstärkeanstieg quittiert, deswegen hier lieber sachte vorgehen. Der 10-Watt-Bolide mutiert dann fast schon zur Gain-Bestie, da die erzeugte Verzerrung bei Rechtsanschlag des Gain-Reglers bereits bis in die Nähe der Metal-Abteilung ragt, insbesondere dann, wenn man den ISF-Regler in der „amerikanischen“ Hälfte bewegt, wobei die Mitten spürbar gescoopt werden. Für den Einsatz auf der Bühne könnte dieser enorme Lautstärkesprung für manchen sicherlich zu heftig ausfallen.

Klingen könnte dies folgendermaßen:

Der Sound des Emulated Out ist, verglichen mit einer Abnahme mit Mikrofon, qualitativ deutlich unterlegen und klingt leblos und undynamisch. Hier kommt meine Strat, mit einem DiMarzio Chopper am Steg bestückt, zum Einsatz:

Um einen Vergleich der drei Blackstar Studio 10 Modelle zu bekommen, wäre diese Seite evtl. hilfreich. Womöglich interessiert sich jemand von euch auch für eine cleanere bzw. klanglich leicht abweichende Variante dieses Amps.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:

PRS Custom 24, 30th Anniversary – Blackstar Studio 10 KT88 – Shure SM57 – Apogee Duett – Mac mit Logic (etwas Delay hinzugefügt).

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Fazit

Fürs Studio oder auch bei kleineren Livegigs ist der Blackstar Studio 10 KT88 ein idealer Partner, da er klanglich zwar einerseits puristisch, aber andererseits auch flexibel ist. Er kann sogar zur High-Gain-Maschine mutieren, wenn es notwendig sein sollte. Die erfreulich kompakten Maße lassen den erwachsenen und sehr ehrlichen Ton zunächst nicht vermuten. Das Gehäuse wurde gut auf den eingebauten Lautsprecher abgestimmt, auch die Existenz eines Effekt-Loops mit Pegelanpassung ist nicht selbstverständlich. Der einzige Schwachpunkt ist die bescheidene Klangqualität des Emulated Outs, was den sehr guten Gesamteindruck jedoch nicht wirklich schmälert. Eine Abnahme mit Mikrofon ist im Allgemeinen generell immer vorzuziehen.

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Optik
  • Effektloop
  • Von "Clean bis Mean" überzeugend

Minus

  • Klang des Recording-Ausgangs

Preis

  • Ladenpreis: 579,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    sletman

    Moin,
    erstmal danke für den Test, das ist mit Sicherheit ein interessanter Amp und die Soundbeispiele sind sehr schön. Schön, aber eben auch deutlich mit Delay angereichert, und da setzt meine Kritik an den Beispielen an: durch das Delay werden die Sounds natürlich größer, räumlicher, es wird dem Hörer dadurch aber ein verfälschter Eindruck des Amps gegeben. Ich kann auch den eingebauten Hall nicht mehr beurteilen, was ich extrem schade finde. Warum wird nicht zumindest auf den Einsatz eines Delays explizit hingewiesen?

  2. Profilbild
    Johannes Krayer RED

    Hallo sletman,
    im Test wird der eingebaute Hall des Amps benutzt und es wird auch explizit auf den Einsatz eines Delays (ganz am Ende des Tests steht zu lesen, Delay in Logic hinzugefügt) hingewiesen. Das Delay füge ich nicht zur Verschleierung hinzu, sondern ich würde dies live beim Spielen entsprechender Passagen genau so machen. Ob man ein Delay einsetzt oder nicht, ist letztlich Geschmacksache, manche Kollegen tun dies, andere nicht. Das genaue Beurteilen des Sounds eines Amps ist anhand der Hörbeispiele sowieso schwierig, da alleine Deine Finger mit exakt demselben Equipment bereits signifikant unterschiedlich klingen würden. Um sich ein grobes Bild zu machen, sollte es aber ausreichen.

    • Profilbild
      sletman

      @Johannes Krayer Moin Johannes,
      entschuldige bitte, das habe ich dann tatsächlich überlesen, mea culpa!
      Ich will Dir damit auch mitnichten unterstellen, dass Du das Delay zur Verschleierung einsetzt, dennoch finde ich es ärgerlich, dass man eben nicht genau den nackten Amp, sondern einen angehübschten Amp hört (klar, ich hab auch nicht Deine Gitarren und Kabel und Finger und ich nutze auch sehr gerne ein Delay für meine Instrumente), vielleicht bin ich in dem Punkt auch einfach zu pedantisch.

  3. Profilbild
    Guernica

    Der KT88 scheint auch optisch der intersanteste Vertreter des Trios zu sein. Ein direkter Vergleich der drei Geschwister wäre trotzdem interesant. Vielleicht noch machbar?

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