100 Watt to go!
Inhaltsverzeichnis
Der Blackstar AMPED 1 ist ein 100 W Gitarrenverstärker im Bodenformat. Das klingt zunächst mal traumhaft. Jeder Bühnengitarrist kennt es: Schleppen der Röhrenboliden. Tritt man häufig auf, kann das wirklich nervig werden. Wie schön wäre es, eine kompakte Lösung zu haben, die einerseits laut genug für die Bühne ist und auch noch wirklich überzeugen klänge und selbst den Röhrenpuristen befriedigte, der ja seine Amps nur mitschleppt, weil er bis dato noch keine akzeptable Alternative gefunden hat. Der Blackstar AMPED 1 ist sicherlich eine Konkurrenz zum Amp1 von Thomas Blug, der seit Jahren in diesem Segment den Platzhirschen markiert. Da man sich beim Blackstar AMPED1 auf nur zwei Presets (Kanäle) beschränken muss, zeigt er sich im Bühnenbetrieb sicherlich nicht ganz so flexibel und ist deswegen vermutlich auch günstiger. Im heutigen Testkandidaten wurde auch keine Röhre verbaut, deswegen ist es umso interessanter herauszufinden, ob dieser sich klanglich und dynamisch wie ein Röhrenverstärker verhält, dann würden tatsächlich Träume wahr.
Blackstar AMPED 1 – Facts & Features
Der Blackstar AMPED 1 ist extrem robust verarbeitet und macht einen wertigen Eindruck. Er wurde üppig mit zeitgemäßen Ausstattungsmerkmalen bestückt, als da wären:
Kopfhörerbuchse zum leisen Üben, ein im Pegel regelbarer XLR-Line-Out zum Aufnehmen oder für den FOH-Mann, drei am „Pedal“ umschaltbare Cab-Rig-Variationen, zwei 9 V Ausgänge für Effektpedale (max. Output: 500 mA). Der „Pedalverstärker“akzeptiert Netzspannungen zwischen 100 und 264 V, 50/60 Hz und kann damit problemlos ohne Adapter weltweit eingesetzt werden. Und dies alles bei kompakten Maßen von (B x H x T): 200 x 81 x 149 mm und einem Gewicht von nur schlappen 1,53 kg. Mithilfe der USB-Schnittstelle kann die Kommunikation mit dem Computer und der kostenlos herunterladbaren Architect-Software erfolgen. Auch ein digitaler Hall ist eingebaut und kann mit dem linken Fußtaster (Relaissteuerung) aktiviert werden. In der Effektschleife, also nach der Vorstufe, die sicherlich auch mal „zerren“ darf (seriell/ parallel in der Architect Software schaltbar), kann man seine „zeitbasierenden Effektpedale“ wie Delay, Hall oder Modulationspedale platzieren. Der rechte Taster schaltet zwischen einem speicherbaren Preset und dem Klang, der aus den momentan eingestellten Parametern resultiert, um. Schaltet man das Pedal ein, wird das Blackstar-Logo weiß beleuchtet.
Mitgeliefert werden das Loop-Kabel (TRS), ein Kaltgerätekabel und ein USB C-Kabel zum Anschluss an den Computer. Mithilfe des MIDI-Adapters (Miniklinke auf 5-Pol DIN) ließe sich der AMPED1 auch in ein bestehendes MIDI-Setup integrieren.
Bedienelemente
Die Bedienelemente des weißen Frontpanels sind übersichtlich und logisch strukturiert angeordnet. Ein kleiner Kippschalter gestattet das Einstellen der gewünschten Endstufenleistung, hierbei kann man zwischen einem Watt, 20 Watt und 100 Watt wählen. Für zu Hause eignet sich die 1 Watt Einstellung also optimal. Die 20 Watt liefern dann schon ordentlichen Schub, während die 100 Watt Einstellung eine enorme Lautstärke bereitstellt, aber natürlich auch die größte Dynamik bietet.
Die Potis erfreuen sich einer guten Qualität, arbeiten weich mit dem gewünschten leichten Widerstand. Ein digitaler Hall mit Federhall-Charakteristik lässt sich mit dem linken Fußtaster (Relaissteuerung) auf Wunsch ein- und ausschalten. Der Preset-Fußschalter stellt das abgespeicherte Preset jederzeit wieder her. Durch ein kurzes Gedrückthalten wird der momentan eingestellte Sound als Preset abgespeichert und ist dann jederzeit wieder abrufbar. Die Mastervolume-Lautstärke wird dabei nicht mit abgespeichert.
Der AMPED1 besitzt einen dreikanaligen EQ mit Bass, Middle und Treble. Die Endstufensimulation gestattet die Auswahl diverser Endstufen-Responses, als da wären: KT88, 6L6, EL34, 6V6, EL84 und linear. Letztere empfiehlt sich gut für die Zusammenarbeit mit weiteren Modelern.
Der Vorverstärker bietet drei verschiedene Voices: USA (Fender Clean-Stil), UK (Marshall-Stil) und FLAT. Der AMPED1 ist gleichfalls die perfekte Recording-Lösung, da man mithilfe der Software eine Vielzahl an Presets speichern und aufrufen kann.
Stirnseite
Auf der Stirnseite findet man erfreulicherweise zwei 9 V Ausgänge für die Versorgung weiterer Effektpedale (max. kombinierter Output: 500 mA). Mitgeliefert wird auch ein Loop-TRS-Kabel, welches man bei Bedarf in die Loop-Buchse einklinkt. Dieses ist ein Y-Kabel mit einer Stereoklinke und zwei Mono-Klinkenbuchsen, mit dem man beispielsweise ein Delay, Hall oder diverse weitere Modulationseffekte (Pedale) im Effektweg platzieren könnte. Sogenannte „zeitbasierende Effekte“ sind grundsätzlich besser hinter der Vorstufe aufgehoben, wenn man sich der „Zerrung“ aus der Vorstufe bedient, was sich in diesem Fall ausgesprochen lohnt.
Wir finden gleichfalls eine Miniklinkenbuchse als MIDI-Schnittstelle (Adapter auf 5-poligen DIN-Buchse im Lieferumfang) und die USB-C-Schnittstelle für die Kommunikation mit dem Computer.
An den AMPED1 können Lautsprecherboxen mit einer Impedanz von 8 bzw. 16 Ohm angeschlossen werden. Mithilfe der kostenlos herunterladbaren Software lassen sich verschiedene Reverb-Effekte und Boxensimulationen realisieren und auch in den AMPED1 laden.
Verbesserungsvorschläge:
Der Amped1 ist, wie ich feststellte, ein einkanaliger Verstärker. Schaltet man beispielsweise von einem klaren Sound (z. B. mit Gain auf Rechtsanschlag), der als Preset gespeichert wurde, auf den UK-Sound (gleichfalls mit Gain auf Rechtsanschlag) um, so ist der Lautstärkesprung zu groß, da die Master-Lautstärke nicht mit dem Preset abgespeichert wird, (was natürlich praxistauglich ist). Ich hätte mir noch einen zusätzlichen Regler für die Kanallautstärke gewünscht, dann wäre der AMPED1 ein richtiger Zweikanaler und auf der Bühne noch flexibler. Das würde auch sicherlich einige weitere Käufer anlocken.
Sound
Was zunächst angenehm auffällt: Der AMPED1 ist ausgesprochen nebengeräuscharm. Hört man bei Röhrenverstärkern oft ein leises Brummen, da beispielsweise die Endröhren nicht perfekt gematcht sind oder die Heizung der Röhren ein leises 50 Hz Brummen induzieren, herrscht hier Ruhe. Der eingebaute Lüfter verhält sich in einem ruhigen Raum angenehm leise, im Betrieb ist er sicherlich nicht wahrzunehmen.
Die Klangcharakteristiken der britischen und amerikanischen Abteilung treffen den Nagel auf den Kopf. Der UK-Einstellung klingt ausgesprochen authentisch mit den kräftigen Mitten, aber auch die USA-Einstellung trifft die typische Klangcharakteristik ziemlich genau. Die sechs Röhrenendstufensimulationen liefern gleichfalls realitätsnahe Ergebnisse und sind klanglich sehr ansprechend.
Zum Testen habe ich ein Delay-Pedal an den Loop (Effektweg) angeschlossen, um zu erfahren, ob sich eingeschleifte Pedal korrekt verhalten und pegelmäßig harmonieren. Pedale funktionieren im Effektweg problemlos. Ich hätte mir einen abgewinkelten Klinkenstecker gewünscht, da man doch viel Platz verschwendet, wenn der gerade Klinkenstecker so weit heraussteht, vielleicht beherzigt Blackstar diesen Gedanken.
Wir hören nun diverse Sounds durch die CAB-Rig-3 Einstellungen, direkt in mein Audiointerface gespielt.
Natürlich wollen wir wissen, ob der AMPED1 einen richtig guten Fender Amp glaubwürdig simulieren kann. Dazu hören wir meine Strat mit der Einstellung USA und der Endstufenvariante 6V6, wie man diese in einem Fender Deluxe vorfindet:
Stellen wir den kleinen Kippschalter auf UK, erhalten wir einen satten und glaubwürdigen Marshall-Style Crunch-Ton. Wir hören einen schönen Cruch-Sound mit UK-Einstellung der Vorstufe und EL34 in der Endstufe:
Ein cleaner Sound benötigt meist etwas Räumlichkeit. Wir hören den USA Clean-Sound (6V6) zunächst ohne Hall und aktivieren diesen dann nach einigen Sekunden, um die Qualität des Raums beurteilen zu können:
Der Klang des Halls ist sicherlich ansprechend, es sind jedoch feine Unterschiede zu einem richtigen Federhall auszumachen. Für mich klingt der integrierte Reverb so, als ob er eher einen Raum erzeugt als eine Federhallsimulation. Man kann mithilfe der Architect-Software jedoch eine Vielzahl von Alternativen auswählen und diese auch im Pedal selbst speichern.
Die verschiedenen Endstufenvarianten klingen beim USA Clean-Ton folgendermaßen. Ich habe eine kurze Phrase in den Looper gespielt und die Endstufenvariationen dann umgeschaltet. Die Reihenfolge ist: KT88, 6L6, EL34, 6V6 und EL84. Hier kann man bereits erahnen, welche Klangvielfalt „das Pedal“ bereitstellt:
Nun hören wir den UK-Sound, welcher sehr „marshallesque“ bzw. nach Blackstar klingt. Wie man weiß, ist die Firma Blackstar aus ehemaligen Mitarbeitern von Marshall hervorgegangen. Alle Regler der Klangregelung stehen auf „Noon“, der Gain-Regler wurde recht weit aufgerissen und nacheinander mit den Endstufenvariationen KT88, 6L6, EL34, 6V6 und EL84 angespielt:
Das klingt alles ausgesprochen realitätsnah. Hier hat Blackstar einen guten Job gemacht, da sowohl klanglich und ausstattungsmäßig keine Wünsche offenbleiben.
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
Stratocaster – Blackstar AMPED 1 – MOTU M4 – Mac mit Logic (etwas Delay hinzugefügt).
Jepp, das klingt hübsch, bis auf den – schon bemängelten – Hall, der zwar hallt, aber nicht federt. Auch noch kein Drama, aber für mich schon ein Mangel: die Nähe der Tretknöpfe zu den Potis. Da hätte ich mir – bei aller Handlichkeit, die ganz meins ist oder wäre – doch entweder einen Schutzbügel gewünscht oder aber doch mehr Abstand. Nu ja, um es klein und so superpraktisch zu halten, gäbe ich dem Bügel den Vorzug. Dass für einen solchen, der Abbildung nach zu urteilen, nicht mehr so richtig Platz gewesen wäre, bestärkte aber meine Bedenken, im Eifer des Konzerts vielleicht doch mal versehentlich einen Poti zu zerdätschen beim Tritt auf den Schalter.
Mir könnte das passieren: mit Schuhgröße 47 und dem Mund meist am Mikro, gerade beim Umschalten zwischen, sagen wir, Vers und Refrain. Beim Singen und Spielen gleichzeitig lässt sich live oft kaum oder nur unzureichend nach unten gucken, zumindest nicht mit zuverlässiger Feinmotorik im Stiefelspitzchen.
Aber im Großen und Ganzen sehr passables Kästchen, das mit der Anschlussvielfalt und dem Klang auch nicht überteuert wirkt. Schöner Artikel!
Pedalboard Guitar Amps sidn einfach aktuel das Ding auf das scheinbar jeder aufspring. Finde das Prinzip relativ langweilig und irgendwo zwischen den Stühlen. Da kann man auch direkt mit dem Rechner arbeiten.