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Test: Yamaha KX8

Yamaha KX8

22. Oktober 2008

Irgendwann kommt alles wieder zurück, egal ob im Kino (dann heißt es „Reloaded“), in der Musik (wo es dann „Remix“ genannt wird) oder in der Politik (wo es uns dann als „Re-Senidee“ verkauft wird). Warum sollte das auch beim Studioequipment anders sein? Auch das Yamaha KX-8 ist nicht wirklich neu: Da gab es Anfang der 80er nämlich mal das KX-88, ein noch heute geradezu legendäres Masterkeyboard, das – unverwüstlich, wie es ist – zum Teil auch noch heute auf so mancher Bühne und in so manchem Studio seinen Dienst versieht. Markenzeichen waren – neben dem Bandscheibenvorfall des Besitzers, der die gut 30 Kilo zu wuchten hatte – die solide Hammermechanik, die angenehm intuitive Bedienbarkeit und die Anschlussmöglichkeit für einen Breath Controller; letzterer war damals gerade extrem angesagt, während er heute immer häufiger gerade von jüngeren Musikern für medizinisches Equipment für Asthmatiker gehalten wird. Aber wie gesagt – alles kommt irgendwann wieder zurück …

Beim KX88 und seinem kleinen Bruder, dem KX76, fand die Wiedergeburt bereits vor einigen Monaten in Form des KX25, KX49 und KX61 statt; das KX8 wurde nun mit etwas Verspätung nachgeschoben.

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Das KX8 Controller Keyboard

Das KX8 Controller Keyboard

KX8 ausgepackt

Das KX8 ist ein USB-Controller-Keyboard mit 88 Tasten ohne eigene Klangerzeugung, dessen Stärke (und damit auch Haupteinsatzgebiet) die Musikproduktion am Rechner mit Sequenzer-Software ist. Am besten ist da Cubase geeignet, da einige der Kontrollfeatures direkt auf diese Software zugeschnitten sind; Steinbergs Cubase AI4 und einige PlugIns gehören daher auch gleich mit zum Lieferumfang. Es können aber auch andere Sequenzerprogramme angesteuert werden: Auf Knopfdruck können auch die Voreinstellungen zum Digital Performer, zu Logic und Sonar gewählt werden, weitere lassen sich von Hand anpassen.

Die Verbindung zum Rechner und die Ansteuerung der VST-Instrumente werden per USB vorgenommen, es können aber auch externe Klangerzeuger via MIDI kontrolliert werden. Als kleines Extra wurde dem KX8 ein Arpeggiator mit 342 Arpeggio-Typen spendiert.

Die Stromversorgung kann wahlweise per USB oder per beiliegendem Netzteil erfolgen; letztere Variante ist angebracht, wenn Sie zum Beispiel einen Hub ohne eigene Stromversorgung benutzen. Auf der Rückseite befindet sich – neben den beiden MIDI-Buchsen und der Buchse für das Netzteil – noch ein Anschluss für einen optionalen Fußschalter; auf ein Expressionpedal muss aber verzichtet werden.

Anschlussarmut auf der Rückseite

Anschlussarmut auf der Rückseite

Plaste & Elaste

Wer noch das KX88 vor Augen hat, dürfte beim Anblick des KX8 in eine kurze Schreckstarre verfallen, was zuerst einmal an der kaum bühnentauglichen Leichtbauweise liegen dürfte. Nun gibt es ja Kunststoff (wie etwa der des ProKeys88 von M-Audio, der gerade zufällig neben mir in meinem Studio steht) und Kunststoff (wie der des Joghurtbechers, der auf dem ProKeys steht) – der Kunststoff des KX8 liegt irgendwo dazwischen, ist also nicht wirklich für den Einsatz außerhalb der vier Wände geeignet. Dass er mit knapp 15 Kilo dann auch nur knapp die Hälfte seines legendären Urvaters wiegt, ist eben nicht nur ein Zeichen dafür, dass hier eine andere Tastaturmechanik zum Einsatz gekommen ist. Aber gut: Das KX8 hat in erster Linie seinen Platz am Rechner, und dafür sollte die Ultraleichtbauweise wohl ausreichen.

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Zweiter, wenn auch kleinerer Schreck: Wer ist denn auf die Idee gekommen, die beiden Controllräder nicht mehr links neben die Tastatur, sondern in die linke obere Gehäuseecke zu verbannen? Ein Schicksal, das der KX8 übrigens auch mit dem KX61 teilt, während die beiden kleineren Modelle, KX49 und KX25, Pitch Bend und Modulationsrad noch da haben, wo sie hingehören. Das Argument „Platzmangel“ lassen wir da nicht gelten: Mit 134 Zentimetern gehört der KX8 durchaus noch zu den kürzeren Vertretern der Masterkeyboards mit 88 Tasten.

Controlletti

Genug genörgelt – kommen wir zu den angenehmen Seiten des KX8. Da wären zum einen die sehr umfangreiche DAW-Bedienungseinheit: Die besitzt nicht nur die inzwischen obligatorischen Transportbuttons, sondern überdies auch Spursteuerungstasten, Programmtasten und Cubase-Funktionstasten, die je nach Cubase-Version mit weiteren Befehlen wie „Sound Browser“, „Mixer“ oder „Quantize“ belegt sind oder auch selber mit Befehlen belegt werden dürfen.

Auf Knopfdruck kann man praktischerweise auch direkt vom KX8 aus Spuren in Cubase anlegen; leider lassen sich aber nicht alle Cubase-Funktionen über das KX8 ausführen, hin und wieder – wie bei der VSTi-Auswahl – muss man dann doch die Computermaus bemühen. Immerhin gibt’s bei den Transporttasten aber auch eine für den Cycle-Modus, können Spuren auf Solo gestellt oder gemuted werden, kann man per Cursor-Tasten auf dem KX durch die Tracks steppen und über die spezielle VSTi-Taste das dort anliegende Instrument öffnen. Für die Soundauswahl muss man dann aber schließlich doch wieder zurück an den PC – weshalb man den möglichst in der Nähe und das Mauspad direkt auf dem Controller-Keyboard haben sollte.

Spuren lassen sich via KX8 auf Knopfdruck generieren

Spuren lassen sich via KX8 auf Knopfdruck generieren

Stichwort VSTi: Speziell für die VST-Instrumente gibt es auch vier Endlos-Controller, die bereits mit 30 Steuerungsvorlagen für die gängigsten PlugIns von Steinberg, Native Instruments, Korg, M-Audio, Arturia und anderen ausgestattet sind. Unter Cubase werden diese sogar automatisch erkannt und das passende Template gewählt; selbst bei einem Spurwechsel wirft der KX da nichts durcheinander. Mit diesen Templates kann man direkt auf die wichtigsten Parameter Einfluss nehmen, insgesamt können jeweils acht Parameter pro Vorlage manipuliert werden. Die Änderungen der Werte werden dann jeweils auch kurz im mit 2×16 Zeichen nicht übermäßig großen Display angezeigt. Sämtliche Templates können auch verändert und an andere VST-Instrumente angepasst werden.

Auch die Belegung einiger Tasten (2x Assign, 2x Function, dazu Mute, Solo, VSTi-Window und Add Instrument Track) lässt sich ändern; das geschieht in den Geräteeinstellungen von Cubase. Wer will, kann dann über diese Buttons auch jede andere Aktion auslösen, sofern er die vorgegebene sowieso nicht benötigt – sehr praktisch.

Extras

In die Abteilung „Extras“ fällt der Arpeggiator mit seinen 342 voreingestellten Arpeggio-Typen für alle möglichen Instrumente. Neben Drums, Percussion, Bass und Synthie-Sequenzen gibt’s unter anderem auch Muster für Gitarre, Bläser, Strings, Keyboards und viele mehr; die insgesamt 540 Phrasen und Rhythmus-Pattern sind gut geeignet, am Boden liegende Kreativkräfte ideentechnisch zu unterstützen. Jedes einzelnes Pattern kann aber auch verändert und an bestehendes Material angepasst werden; die Ergebnisse werden dann automatisch in den internen Speicher geschrieben und bleiben auch nach dem Ausschalten erhalten. Wer dann doch lieber wieder die Werksoriginale hätte, bemüht das Factory-Set. Die Arpeggios werden entweder durch interne oder externe Taktgeber gesteuert, können also MIDI-Clock-Signale von außen empfangen und so zum Beispiel von Cubase angesteuert werden.

Die Arpeggio-Bedienung

Die Arpeggio-Bedienung

Fazit

Auf der Habenseite kann der KX8 eine vorzügliche DAW-Fernsteuerung verbuchen, die besonders unter Cubase ihr Potenzial entfaltet, mit etwas Feinarbeit aber auch mit anderen Sequenzerprogrammen willig zusammenarbeitet. Für die Anpassung sind auch keine großen technischen Kenntnisse erforderlich, wie überhaupt die Bedienung recht intuitiv über die Bühne geht, so dass das KX8 auch durchaus einsteigerfreundlich ist.  Die anschlagdynamische Tastatur mit den 88 gewichteten Tasten und der Graded Hammer-Mechanik ist für diese Preisklasse sehr ordentlich, aber wie immer bei Tastaturen auch Geschmackssache; ich persönlich fand sie recht angenehm. Der Arpeggiator schließlich stellt sich als nettes Kreativspielzeug dar, das für so manche Idee gut ist – allerdings sollte man sein Potenzial da auch nicht überbewerten, so etwas nutzt sich auch schnell ab.

Auf der anderen Seite stehen die doch wenig robuste Verarbeitung des Gehäuses sowie kleinere Lücken im Workflow durch die nicht ganz konsequente DAW-Fernsteuerung. Letztere ergeben aber kein dickes Minus: Bei der ohnehin schon für ein Masterkeyboard sehr opulenten DAW-Fernbedienung sind besagte kleine Lücken eher ein Luxusproblem.

Mit auf die Bühne sollte man das KX8 besser nicht nehmen; wer aber ein gutes Einspielkeyboard für seine Studioumgebung sucht – oder eine DAW-Fernbedienung mit ordentlicher Tastatur – der sollte den Kauf eines KX8 ruhig mal in Erwägung ziehen. In dieser Preisklasse kommen sonst bei den Controller-Keyboards noch das Fatar VMK 188 Plus und das SL-990 XP, das ESI K.ON, das CME UF80 oder das M-Audios ProKey 88 in Frage – allesamt aber ohne die guten DAW-Eigenschaften, dafür aber teilweise mit eigenen Sounds. Unter dem Strich ist das KX8 ein ordentliches Gerät – so legendär wie sein Vorgänger wird es aber gewiss nicht werden.

Die Familie KX (der Kleinste fehlt)

Die Familie KX (der Kleinste fehlt)

PLUS

+++ gute DAW-Fernbedienung

++ 30 Templates für VST-Instrumente …

++ … die automatische erkannt werden

+ ordentliche Tastatur

+ eingebauter Arpeggiator

+ umfangreiche Transporttasten

+ acht frei belegbare Buttons

MINUS

— wenig robustes Kunststoffgehäuse

– nur ein Pedalanschluss

– DAW-Steuerung nicht ganz konsequent

– Kontrollräder nicht neben der Tastatur

PREISE

UVP: 689 Euro

Straßenpreis: 579 Euro

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Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Ich habe das KX8 auch hier zum Testen stehen, werde es aber wieder zurückschicken. Die Verarbeitung geht gar nicht, wie ich finde. Nicht nur das Plastik, sondern auch die Holzbodenplatte schrecken mich ab. Die Tastatur ist für eine Graded Hammer sehr leichtgängig, aber durchaus brauchbar, wenn man das Speilgefühl mag. Die Bedienelemente gehen dafür OK. Nichts klappert oder rappelt. Die DAW-Einbindung finde ich auch gut und ich war überrascht, wie einfach das geht. Ein vorher getestetes VMK188+ von Fatar hat da total geloost.
    Ich würde dem KX8 aber nur ein „Gut +“ geben, wegen der schlechten allgemeinen Verarbeitung des Gehäuses im Vergleich zu anderen MKs. Ein „Sehr gut“ halte ich für zu hoch gegriffen.

    • Profilbild
      m.steinwachs RED

      Es kommt halt darauf an, wie sehr man die Verarbeitung des Gehäuses in die Wertung mit einfließen lässt. Aufgrund der sehr guten Technik und der Tatsache, dass das KX8 eher fürs Studio und nicht für die Bühne bestimmt ist, habe ich mich zu einem „sehr gut“ durchgerungen.

      • Avatar
        AMAZONA Archiv

        @m.steinwachs Ich habe übrigens mal bei Yamaha nachgefragt, was die Bodenplatte angeht. Die Antwort: „ALLE grossen Yamaha 88 Tasten Synths haben aber Holzböden. Metall ist zu schwer und macht zuviel Krach bei den gewichteten Tastaturen. (…) Mo8 hat also Holzboden und Plastikgehäuse. Für Metallgehäuse und Holzbodenplatte müssten Sie einen Motif wählen.“ Das heisst also, selbst der MOTIF XS8 hat eine Holzbodenplatte.

        • Avatar
          AMAZONA Archiv

          Ja, alle 88er Yamahas haben einen Holzboden. Ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich die Ursache für die leise Hammermechanik ist, aber ich hatte noch nie ein 88er Key, das geräuschärmer als der MO8 ist. Vermutlich gilt das auch für die anderen, großen Yamahas. Andere Tastaturen (Roland!) können schonmal den Nachbarn nerven.

      • Profilbild
        Dreitagebart

        @m.steinwachs Genau richtig! Das Gerät wir von den meisten wohl ausschließlich im Studio genutzt, daher ist die Verarbeitung des KX-8 (man sollte auch den moderaten Preis bedenken) absolut OK und das „SEHR GUT“ gerechtfertigt.

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Als Minuspunkt würde ich aber auch das fehlende Aftertouch nennen, das ist in der (Preis-)Kategorie schon verwunderlich. Das alte KX88 hatte dies jedoch implementiert.

    • Avatar
      AMAZONA Archiv

      Tja, finde ich eigentlich auch eine schöne Funktion. Allerdings kann man sie auch prima durch das MOD-Wheel ersetzen. Leider sitzen die Wheels oben auf dem Gerät, etwas ungünstig die Anordnung.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Für den Listenpreis hätte ich es wahrscheinlich nicht genommen aber um den aktuellen Straßenpreis ist das KX8 einfach TOP und ungeschlagen in der Preisklasse.
    Würde es sofort wieder kaufen allein wegen der DAW Steuerung. Ich habe es in Logic eingebunden und das Arbeiten macht richtig Laune. Einfach per Tastendruck am KX eine neue Audiospur anlegen mit Enter am KX bestätigen, Gitarre zur Hand nehmen am KX8 Record drücken einspielen und fertig ist ein Take. Dann gleich direkt am KX8 die nächste Spur anlegen und recorden… ein Traum. Man braucht garnicht mehr die Maus berühren. Das hat mich bisher immer total gestresst wenn ich alleine gerabeitet habe und mit Gitarre, Kopfhörer-Kabelsalat und Maussteuerung herumjonglieren mußte.

    VSTi Spuren anlegen funktioniert natürlich genauso gut und mit den Pfeiltasten kann man vom KX aus bequem durch die komplette Logic Library steppen. Das war bisher der größte Minuspunkt bei praktisch allen VSTis – einfach Sounds durchzusteppen, abgesehen davon dass viele VSTis nur mit Bänken zu 64 Sounds daherkommen. Über die Cubase oder Logic interne Library geht es dank der Pfeiltasten am KX aber problemlos.

    Übrigens kann man in Logic so natürlich auch jedes beliebige Pluginpresets durchsteppen was fürs Sounddesign direkt vom Keyboard aus – nur mit den Ohren als Entscheidungshilfe ganz andere Ergebnisse bringt als wenn man sich durch irgendwelche tollen Presetnamen – wenn auch nur unbewusst beeinflussen lässt.

    Mein größter Kritikpunkt ist dass im gedruckten Handbuch fast nicht auf die Integration in anderen DAWs als Cubase eingegangen wird. Hatte zunächst einen Notenhänger und die Steuerung wollte auch nicht so richtig. Habe schließlich hinbekommen und bin jetzt total begeistert.
    Fürs Studio mit Cubase oder Logic kann ich das KX8 nur jedem Empfehlen

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