Einstige FM-Königsklasse
Mein erster FM-Synthesizer war der Yamaha DX11und kurze Zeit darauf folgte ein für meine damaligen Verhältnisse fast unbezahlbarer Yamaha DX7S. Der Sound der FM-Synthese hat mich seinerzeit vollkommen eingenommen. Besonders angetan hatten es mir der „Super Bass“, die Harfe, die Tubular Bells und … wie konnte es anders sein, … die gläsernen Rhodes-Sounds.
Inhaltsverzeichnis
- Jahre 1 nach Korg M1
- Im raschen Überblick: Die SY77 Details
- Yamaha SY77: AWM2 Engine
- SY77: AFM Engine und RCM
- Der Multi-Mode des FM-Synthesizers
- Der integrierte Sequencer
- Keyboard, Sounds und Handling
- Rackmodul: Yamaha TG77
- Der Große Bruder Yamaha SY99
- Sounds, Cards und 3rd Party
- Aktueller Status, Service
- Kauftipps
- Audio-Tracks
- Der Yamaha SY77 on YouTube
Nachdem sich die Presets nicht nur auf den gängigen Pop-Songs verewigt hatten, sondern auch auf meinen bescheidenen, musikalischen Werken, wollte die Kreation eigener, neuer Klänge aber nicht so recht gelingen. Der Yamaha DX7S wich bald daraufhin einer Korg M1 Workstation. (An dieser Stelle gleich ein herzlicher Dank an Binoy Chatterji für die tollen SY77-Bilder.)
Und wieder bewegte ich mich brav im ewigen Fluss der Mainstream-Preset-Sounds. Schließlich kündigte Yamaha 1989 den SY77 an, der versprach, die FM-Welt mit der Sample-Sound-Welt zu verbinden. Das klang nicht nur vielversprechend, sondern weckte auch die Hoffnung, dass durch die Kombination ein besserer Zugang zu eigens erstellten Klängen möglich sein konnte. Und tatsächlich, genau so war es, denn bereits der Austausch von AWM- oder FM-Elementen innerhalb eines komplexen Sounds führte bereits zu vollkommen neuen Ergebnissen. Hinzu kam die gewohnt und leicht durchschaubare Nachbearbeitung mit Filtern, Hüllkurven, LFO und dergleichen. Man war also nciht gezwungen, auf der puren FM-Ebene Klänge neu zu programmieren, auch wenn das natürlich ebenfalls möglich war, sondern man konnte FM-Elemente quasi als Basis für eigene Soundkreationen nutzen und diese mit AWM-Elementen anreichern und editieren.
Sind der Yamaha SY77 und ich deshalb nun ein Leben lang Freunde geblieben? Nein. Ich würde es eher als Hassliebe bezeichnen. Ich kann eigentlich gar nicht mehr genau sagen, wie oft ich einen SY77, TG77 oder einen SY99 erworben und dann doch wieder abgestoßen habe. Es ging nie ohne ihn, aber es ging auch nie lange mit ihm. Ein Messgrad ist auch immer die Menge an Sounds, die ich mit der Zeit in meinen E-MU IV Sampler übertragen habe. Von keinem anderen Synthesizer dürfte ich eine so umfangreiche Sample-Library besitzen wie von der SY77-Serie. Inzwischen sind diese fein säuberlich in den NI-Kontakt übertragen worden.
Aber wie ihr euch denken könnt, kommt eben nichts an die Lebendigkeit eines echten FM-Sounds heran. Und noch während ich diese Zeilen schreibe, überlege ich gerade, ob es nicht mal wieder an der Zeit wäre, sich einen Yamaha TG77 zuzulegen. ;-)
Ich wünsche euch einen entspannten Vintage-Samstag
Euer Peter Grandl
Jahre 1 nach Korg M1
Frischer Wind weht aus Yamahas Synthesizer Portfolio! 1989 heißt die neue Errungenschaft Yamaha SY77 und der Hersteller nimmt damit Abschied von der puren FM-Ära. Nachdem es ohne Samples nicht mehr geht, die FM Möglichkeiten aber noch lange nicht ausgereizt sind, hat man sich für eine Engine mit beiden Klangerzeugungsverfahren entschieden. Und lässt diese obendrein mit der neuen Methode namens RCM interagieren. Wie das genau funktioniert, lesen Sie weiter unten.
Im raschen Überblick: Die SY77 Details
5 Oktaven Keyboard mit Velocity und Aftertouch, großes beleuchtetes 240 x 64 Punkte LC-Display, 3 Wheels, 2 MB AWM2 Sample-ROM, AFM-Engine mit 6 Operatoren à 16 Waveforms und 45 Algorithmen, 128 ROM- und 64 RAM-Presets, dazu je 16 ROM- und RAM-Multis, eingebautes Floppy-Disk-Laufwerk und Card-Slot für Massenspeicherungen, 32-stimmig polyphon und 16-fach multitimbral, 2x Reverb- und Modulationseffekt Prozessoren und 2 Stereausgänge.
Hier eine Infografik, die zeigt, wie Single- und Multimode aufgebaut sind.
Klingt schon mal ganz ok. Schauen wir uns das im Einzelnen an.
Yamaha SY77: AWM2 Engine
Das 2 MB Sample-ROM liefert 112 16-Bit Instrumente, darunter auch ein Grand Piano. Aus heutiger Sicht ist das ganz schön knapp, damals sieht man das durchaus genauso. Die Auswahl ist jedoch ziemlich clever und eher eine Art effizientes Konzentrat, denn neben den 33 etwas speicherintensiveren Instruments sind es 22 Waves, 9 Typ OSC Waveform, 12 Transients sowie 15 Effekt-Samples plus 20 Drums und Percussions. Damit kann man schon so einiges anfangen, rechnet man die Features der Synthesizer-Engine dazu, die zur Manipulation bereitsteht. Zudem können weitere Samples via Card-Slot aufgerufen werden und Yamaha bietet im Laufe der Zeit immerhin rund 30 Sets an. Die Klangqualität der Sample-Abteilung ist durchschnittlich, nicht besonders brillant jedenfalls. Immerhin lassen sich innerhalb einer Voice bis zu vier Sounds mischen, was sich ähnlich anderen Sampleplayern dieser Ära bereits pur schon durchaus hören lassen kann.
Aber es gibt vor allem eine überaus passable 24 dB Filter-Section, 40 eher mäßige DSP-Effekte sowie verschiedene Play-Modes wie Split, Layer und Stereo-Panning, womit man den Content nochmals erstaunlich aufhübschen kann. Die vier mischbaren Sounds heißen hier Elements und es gibt verschiedene Modes, diese miteinander zu kombinieren. Es müssen nicht mal ausschließlich AWM-Samples sein, AFM-Sounds dürfen hier mitspielen, und hinterher geht’s noch in die digitale Filter-Section, wobei jedes Element gleich zwei solcher Typ Lowpass und Highpass durchlaufen kann. Diese als Multi-Stage Time Variant Filter bezeichnete Section bietet vor allem Resonance und das sogar mit einer Range bis zur Eigenschwingung, was zu jener Zeit bei einem digitalen Filter noch nicht selbstverständlich ist.
Die Hüllkurven fürs Filter bestehen aus immerhin fünf Parametern, dazu kommt der LFO, und alles das macht aus dem SY77 einen ziemlich individuellen und leistungsstarken Sample-basierten Synthesizer. Sie sind erstmals loopbar und auch fürs Panning einzusetzen.
SY77: AFM Engine und RCM
Zugelegt gegenüber den beiden DX-Generationen hat die FM-Engine, daher bezeichnet man sie als Advanced. Die jetzt 45 Algorithmen bieten nicht nur zahlreiche Verknüpfungsmöglichkeiten, sondern auch bis zu 3 Feedback-Schleifen für Modulatoren. Obendrein liefern die Operatoren neben Sinusschwingungen weitere 13 Waveforms, genügend Basismaterial also für viele neue FM Sounds. Als angenehmer Nebeneffekt können DX7 Sounds geladen werden, wodurch ein enormer Grundstock an sofort nutzbarem Klangmaterial bereitsteht. Diese lassen sich dann zwar genau so wie sie sind einsetzen, jedoch auch als Template für Neuschöpfungen verwenden, immerhin liefert die AFM-Engine viele zusätzliche Möglichkeiten gegenüber den DX-Modellen.
Dazu zählt auch: AWM2 und AFM können miteinander und die Methode dafür nennt sich RCM = Realtime Convolution and Modulation. Klingt toll, nur was ist es und was geht damit? Yamaha beschreibt es so: „Dieser Begriff steht für die Möglichkeit, AFM-Operatoren mit gesampelten Schwingungsformen zu modulieren.“ Aha. Noch weniger redselig sind die Publikationen Yamaha SY77 Cheater’s Guide and Cookbook und Herbert Janssens SY77/SY99 Programming Workshop, da findet das Thema RCM einfach nicht statt.
Rückblende: Kurz nach der SY77 Präsentation, irgendwann Ende 1989, unterhalte ich mich mit Yamaha Soundprogrammierer Peter Jung und frage nach: „Was macht man eigentlich mit RCM und taugt das was?“ Seine Antwort: „Es ist ein bisschen Zufall, ob was Vernünftiges dabei rauskommt.“ Für diesen Artikel greife ich also tief in mein Archiv und fische ein Audio-Cassette-Tape von damals raus, Peters erste Sounds mit RCM sind dort drauf. Hören Sie einfach mal rein, ist in der Playlist unter dem Titel 1989 PJ RCM. Aber denken Sie dran, das Tape lag beinahe 30 Jahre lang bei mir in einer fast vergessenen Kiste, es ist also spürbar gealtert, was man auch hört. Heute sind wir ein bisschen schlauer, denn mit RCM kann man offenbar auf eine durchaus raffinierte Weise recht exotisch klingende Sounds erzeugen. Da sich die Sache nie als besonders populär herausgestellt hat, ist das ein klarer Fall für Leute mit Forschergeist. Yamahas FM-Basis dagegen ist in einigen Artikeln bei Amazona bereits ausführlich dargelegt, schauen Sie zum Beispiel einfach mal hier rein. Einen besonderen Trick gibt’s beim SY77 aber dennoch: Der frei programmierbare Algorithmus, wofür es allerdings einer Software bedarf, etwa Emagic SoundDiver.
Der Multi-Mode des FM-Synthesizers
Im 16-fachen Multi-Mode gibt es eine Einschränkung , da hier die Effect-Section auf die Parts verteilt wird, jene aber dort nicht gestackt werden können. Herstellerseits hat man sich nämlich für ein fixes 16 Part/MIDI-Channel Konzept entschieden. Sie haben oben von 32-stimmiger Polyphonie gelesen, nicht wahr? Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn: 16 Stimmen für AWM und 16 für AFM.
Insofern eine klitzekleine Mogelpackung, das Maximum halt nur beim Sequencer- und MIDI-Betrieb ausgenutzt werden kann, jedenfalls sofern man clever kalkuliert.
Der integrierte Sequencer
Mit 16.000 Noten bei maximal 99 Patterns Kapazität entspricht der Realtime/Step-Sequencer den Standards jener Zeit. Neben schönen Extra-Funktionen wie Track Offset kann man in Echtzeit SysEx-Informationen aufzeichnen, so dass Klangveränderungen während der Wiedergabe möglich sind und das auch nachträglich klappt. Track 16 ist für Drum-Patterns vorgesehen, das spart zudem Speicherplatz. Da nur ein Song intern gespeichert werden kann, zeigt sich hier der Vorteil der Datensicherung auf Floppy-Disk, die neben Songs auch für bis zu 400 Presets gut ist.
Keyboard, Sounds und Handling
Das Instrument ist in typischer Yamaha Tradition ziemlich robust gebaut. Gleich drei Wheels hat man spendiert, das ist ungewöhnlich, dazu die Controller-Foot-Pedals und Switch sowie Breath-Control. Während die DX7II Serie zwei programmierbare Control-Slider hat, gibt’s die beim SY77 leider nicht. Auch ist das Handling der Menüsteuerung nicht ohne Tücken, man findet sich immer wieder Enter, Yes, und Go Kommandos ausgesetzt. Andererseits wiederum nette Gimmicks, etwa Volume-Morphing von einem Element zum nächsten. Der SY77 Sound ist pauschal gesagt ziemlich wuchtig, vor allem verglichen mit der vorhergehenden DX-Generation. Und obwohl die Samples selbst nicht gerade brillant sind, in der Summe der Layers und nach Feinschliff mittels Filter-Section und Multi-Effekten klingt die Sache dann durchaus alles andere als blass, sondern eher rotzig bis gelegentlich trashy und auf jeden Fall ordentlich selbstbewusst.
Rackmodul: Yamaha TG77
1990 erfüllt sich endlich der Wunsch vieler Musiker nach einem Expander des Yamaha SY77. Während einige Wettbewerber die Expander ihrer Workstations oft in 2 HE oder sogar nur in 1 HE schmalen 19″-Einheiten veröffentlichen, präsentiert sich der Yamaha TG77 in stolzen 3 HE und mit dem elbenso großen grafikfähigen Display der Keyboardversion.
Die Erfahrung von KORG mit der Expanderversion des Korg M1 hatte gezeigt, dass Sequencer in der Rack-Version kaum genutzt werden, weshalb der Yamaha TG77 konsequent auf einen Sequenzer verzichtet und stattdessen, neben den zwei Stereoausgängen der Keyboardversion, weitere 8 Einzelausgänge zur Verfügung stellt. Während die Einzelausgänge dafür vorgesehen sind, deren Signale jeweils in externem Mischpult weiter zu bearbeiten, etwa mit EQ und individuellen Effekten, sind auch die beiden Stereoausgänge vielseitig verwendbar. Die Elements und Voices lassen sich nämlich sowohl den Einzelausgängen als auch einem oder beiden Groups beschicken. Intern wird das umfangreich gemischt, etwa mit Tuning, Panning, Note-Shift und individuellen Volumes. Und die Drums und Percussions kann man 61 Noten zuordnen und das als Single-Voice verwalten, was einem zur damaligen Zeit durchaus eine separate Drum-Machine erspart.
Vor allem im MIDI-Verbund macht der Yamaha TG77 eine besonders gute Figur, siehe Multi-Mode Beschreibung beim SY77. Zudem ist das Handling sehr praxisfreundlich geraten, alle wichtigen Funktionen sind direkt per Taster erreichbar. Auch dank der großen Tipptaster und der übersichtlich gegliederten Menüführung ist der Yamaha TG77 einer der wenigen Expander, die sich wirklich gut programmieren und bedienen lassen.
Auf der Vorderseite befinden sich Card-Slots für weitere Samples und Presets sowie eine Kopfhörerbuchse für einen bequemen Zugriff
An dieser Stelle auch nochmals ein Auszug aus dem Yamaha Originalprospekt von 1990. Immer wieder schön zu lesen, wie die Hersteller vollmundig ihre neueste Klangerzeugung in höchsten Tönen loben.
Der Große Bruder Yamaha SY99
Dem Yamaha SY99 haben wir auf Grund seiner Ausstattung und Bedeutung auch einen komplett eigenen und sehr ausführlichen GREEN BOX Report gewidmet, den ihr HIER findet.
Der Yamaha SY99 ist die edle Hochsee-Yacht unter den Yamaha Keyboards jener Zeit, und zwar wegen seines voluminösen Erscheinungsbildes mit 76er sehr gut bespielbarer Tastatur und einer überaus leistungsstarken Engine. Gut ein Jahr nach der Präsentation des SY77 hat der Hersteller eigentlich alles reingepackt, was die Wunschliste der Musiker hergibt. Im nun 8 MB großen Sample-ROM sind 267 Instrumente und One-Shots in vorwiegend hochwertiger Klangqualität untergebracht, weitere können nicht nur per Card, sondern auch via Floppy-Disk geladen werden. Dafür stehen werksseitig 0,5 MB bereit, man kann zusätzlich Expansion-Blocks kaufen, das Maximum ist 3 MB. Neben proprietärem Format lädt der SY99 zudem Samples vom hauseigenen TX16W Sampler und akzeptiert MIDI-Sample-Dump-Standard. Es gibt gegenüber dem kleineren Bruder auch 63 Multi-Effekte der besseren Art, denn statt der Basis SPX50D im SY77, wo etwa die maximale Delay-Time von nur 300 ms kritisiert wird, stehen hier SPX900 und SPX1000 Pate. In Sachen Microtonal-Tuning gibt’s beim SY99 nun immerhin 64 Tables. Die Abteilung Sequencer vermeldet ebenfalls Zuwachs mit einer Kapazität von jetzt 20.000 Noten und 10 Songs.
Lassen wir an dieser Stelle Synthesizer-Enthusiast Robert Skerjanc zu Wort kommen. Seine Passion gilt oft Vintage-Orgeln der edleren Kategorie wie Allen Theatre Deluxe 3, Lowrey Celebration C500 und Yamaha HX-1. Über Letztere hat er bei AMAZONA.de auch einen Artikel beigesteuert, den Sie hier lesen können. Er besitzt aber auch einen Yamaha SY99 und hat für AMAZONA.de den oben erwähnten GREEN BOX Report beigesteuert, der wirklich sehr empfehlenswert ist, und verschiedene erläuternde Audio-Tracks bekommen Sie von ihm auch zu hören. Diesen Artikel finden Sie hier.
Sounds, Cards und 3rd Party
Yamaha bietet eine ganze Reihe sogenannter Voice-Card-Sets mit Samples plus Presets an, darunter Brass Section, String Section, Sax, Syn Wave, Drums. Dazu weitere reine Presets-Soundbänke, programmiert von bekannten Sound-Designern wie Michael Bodicker und Shofuku, sowie speziell auf bestimmte Regionen abgestimmte Collections, etwa die European Collection, genauso wie welche für spezielle Styles, z.B. House & Latin. Diese Ambition ist nicht zufällig entstanden, sondern handfeste Gründe sind es: Das Kaufpublikum ist nach der Präsentation des SY77 von den Werksprogrammen nicht rundum überzeugt. Anhand der oben genannten Titel ahnen Sie sicher schon warum. Doch Yamaha ist rührig, das Headquarter in Tokio spricht mit den Produktspezialisten in sämtlichen Landesniederlassungen rund um den Globus und entscheidet sich, mit weiterem Content nachzulegen.
Nach einem knappen Jahr sind jede Menge neuer Samples und Presets unter Dach und Fach und wird danach vom deutschen Produktmanager so beschrieben: „Das Sample-ROM im SY-77 erscheint zuerst noch nicht optimal. Speziell die Drums überzeugen nicht. Deswegen bringt Deutschland die Konzept-Card Rock & Pop ins Rennen. Auf ihr werden amtliche Drums, Bässe und passende Bläser, E-Piano und Synthwaves kombiniert. Zusätzlich erstellt Japan eine Sax 1 Card, mit keinem Geringeren als John Robinson. Die Bläser von Tower of Power sind aufgenommen, ebenso ein angesagtes US-Streichorchester für die Strings Section Card.
Das R&D Studio Tokio hat für Syn Wave 1 alte analoge Synthesizer gesampelt und aus dem R&D London kommt nach einer Session mit Percussions die Card House & Latin mit Unterstützung von Gerd Führs. Dave Bristow ruft das EMS-Software Project ins Leben, die Sounds von dort werden speziell auf die Musikstile in Europa abgestimmt. Auch für Tanzmusik, Filmvertonung, Klassik, New Age – einfach alle Bereiche und Wünsche werden abgedeckt. Dazu Cards von Profis wie Shofuku, so dass bis Ende 1990 über 30 Titel mit rund 3.500 Sounds durch die Yamaha Library verfügbar sind, wahrscheinlich die größte Klangauswahl, die ein Hersteller in weniger als einem Jahr zustande gebracht hat.“
Mit diesem Package geht die Reise für Leute des Soundteams nach Japan, wo die endgültigen Auswahlen getroffen werden und mithilfe der Alchemy Software alles ins SY77 Format gebracht wird.
Dazu kommen neben der Kompatibilität zu den hauseigenen PCM-Cards für SY55 und SY85 reihenweise Angebote der in jenen Tagen sehr rührigen 3rd Party Companys Sound Source Unlimited, Valhala, Patchman Music, Metra Sound und weiteren. Darunter ist die deutsche Firma Easy Sounds, bekannt als Haus- und Hof-Lieferant für Yamaha und namentlich Peter Krischker, der seine SY77 Soundbänke auch heute nach wie vor im Lieferprogramm hat, hier. Für den kompletten Überblick zum jemals produzierten Soundangebot schauen Sie einfach nach bei Klangarchivar Bobby Blues – und zwar hier.
Begonnen hat die Tutorial Tradition mit der DX-Serie und zumindest ansatzweise wird das auch beim SY77 fortgeführt. Alexander Publishing etwa veröffentlicht das Buch Yamaha SY77 Sound Making Book Level 1. Herbert Janssen bietet auf seiner Website hier eine ganze Reihe hilfreicher Texte sowie Sounds und Samples zum Download.
Verglichen mit der vorhergehenden DX-Serie ist es seitens 3rd Party Aktivitäten außerhalb des Sound- und Tutorial-Business etwas stiller. Musitronics hat für SY77 und TG77 eine PCM-Expansion entwickelt, die den internen ROM-Content von 4 auf 8 MB verdoppelt. Geboten werden Rock-Piano, E-Piano, Clavinet, Acoustic Guitars, Bässe, Wind und Brass Instruments, Strings, Choir, Synthesizer-Sounds und Drums. Alles das inklusive einer Presets-Soundbank, wo die neuen Samples verwendet sind. Und Musitronics hat sich auch den SY99 vorgeknöpft. Unter der Systemvoraussetzung OS 1.57 können von denen Low Power Static RAMs verbaut werden, deren Inhalt mit Lithium-Batterien gehalten wird. Ob das aktuell ist? Die betreffende Page jedenfalls gibt’s hier noch.
Aktueller Status, Service
Die Instrumente sind insgesamt ziemlich robust verarbeitet und ertragen auch dauerhaften Bühnenstress. Mögliche Troublemaker sind Displays, die mal matt und halbblind werden können. So was kann man bei etablierten Servicestationen wie Ampology in Form bringen lassen. Andere Probleme sind nicht weniger untypisch für Keyboards generell, darunter fallen Low-Battery Status, Disk-Load Probleme und labile Tastenkontakte.
Kauftipps
Auf dem Gebrauchtmarkt sind diese Instrumente immer noch im erträglichen Rahmen, obwohl auch hier die Preise steigen. Für jemanden, der mehr FM als nur Yamaha DX7 will und dazu eine coole Hardware-Synth-Engine, dazu auch mit richtig guten Waveform-Samples und experimentellem RCM hantieren möchte, der ist mit einem Yamaha SY77 bestens bedient. Ist es alleine der schnell verfügbare eigenwillige Sound dieser Serie und besonders viel Platz ist gibt’s auch nicht, dann genügt der Yamaha TG77, und mit Glück sind noch ein paar Cards dabei. Die Edelversion ist ein RAM-aufgerüsteter Yamaha SY99, der neben den klanglichen Möglichkeiten als Masterkeyboard noch eine richtig tolle Tastatur zu bieten hat, sofern man keine pianistischen Ansprüche stellt.
Audio-Tracks
Neben den verlinkten YouTube Clips haben wir hier als Audiodemos unsere Playlist mit den historischen Peter Jung Tracks von 1989. Die stammen, wie beschrieben, von einem Tape, das all die Jahre überlebt hat. Neben den RCM-Demos ist auch ein BC Breath-Control Track dabei. Viel Spaß :)
Der Yamaha SY77 on YouTube
Zu guter Letzt haben wir wieder einige interessante YT-Videos für euch zusammengestellt, die das Potential der SY-Serie beleuchten oder einfach nur geschichtlich von Bedeutung sind:
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Und hier im Demosong Cynthia lässt der Yamaha SY77 die 80er aufleben:
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der SY77 war mein erster Kontakt mit einer WS und hat damals einen Bandkollegen gehört. Tauchte danach dann immer wieder auch bei anderen im Studio auf und heute besitze ich ihn endlich auch ! Ich liebe seinen Sound weil es als Digitaler Synth so „Lush“ klingen kann.
Ein echter Klassiker, der auch heute noch gut in die eigenen Produktionen integrierbar wäre, aber ich glaube die Gebrauchtmarktpreise sind zur Zeit ziemlich hoch. Vielen Dank für die schöne Samstagmorgen Lektüre.
P.S. Peter Grandl: Ich würde mir deine Kontakt Library mit all den selbsterstellten Samples deines Hardware Fundus gerne mal anschauen. Wäre das nicht mal eine Idee für einen Artikel oder ein Give Away?
Korg M1
Ich LIEBE meine »Korg M1«. Nicht nur, dass es der erste richtige Synthesizer war, den ich Anfang der 90er erstanden habe (wenn ich mal den »Yamaha SK10« außen vor lasse), nein, sie ist auch bis heute im Einsatz. Die Batterie musste ausgetauscht werden, dabei haben wir bemerkt, dass die linken äußeren Tasten verbogen waren (ich habe keine Ahnung, wie das passiert ist) … und dann wurde das langsam verblassende grüne Display auch gleich noch durch ein weißes OLED-Display ausgetauscht (sehr apart im Dunklen, alles erledigt von »Werkstatt Matlack« hier im Süden).
Und, nein, das typische House-Klavier und die Orgel kann ich aus der M1 nicht mehr hören. Leider wird die Workstation oftmals mit genau diesen Sounds assoziiert. Die M1 beliefert mich bis heute mit selbstgemachten Sounds … einer der Gründe, warum mir das Interview mit Basicnoise das Herz hat aufgehen lassen.
Das musste ich bei Erwähnung der M1 einfach schreiben. Einen »TG-77« von Yamaha besitze ich auch … aber der fristet ein eher trauriges Dasein. Ich werde den wohl verkaufen.
Meinen TG 77 habe ich aus den „Müll“ gezogen. Display habe ich auch schon getauscht. Würde ich nicht mehr hergeben wollen!
Der SY77 war mein erster echter Synth und blieb dann 15 Jahre mein Arbeitspferd im Heimstudio. Er war flexibel genug für alles und mit etwas Übung hatte man die Sounds schnell auf besondere Anforderungen angepaßt, und er inspirierte zu unzähligen Songs.
Die etwas laue Drumsektion wurde durch einen Roland TD7 ergänzt, und für brachiale Solos kam dann der Yamaha VL1-m dazu. Mit dem Trio hatte ich eine gute Bandbreite an der Hand und konnte viele Stilrichtungen auch im Bereich Film und Werbung gut bedienen.
Heute hängt er betriebsbereit an seinem Ehrenplatz an der Wand – aber für aktuelles setze ich ihn nicht mehr ein, da VSTs hier flexibler sind und schneller am Start (insb. FMs von Arturia und Halion 6) – und ich die 100% Soundgleichheit nicht benötige. Aber manchmal, wenn man denn doch den einen Sound braucht, den man damals mit Liebe und Mühe programmiert hatte, dann erwachen seine Schaltkreise wieder zum Leben….
Der SY 99 ist einer meiner liebsten Synths ever.
Ich wünsche meinem ein noch recht langes Leben.
Er kann auch warm und „analog“ klingen – brachial sowieso.
Die RCM in meinem SY99 verwende ich öfters mal als quasi 7. FM-Operator. Entweder mit reinem Sinus oder mit selbstgemachten additiven single cycle waves.
Ja, der TG 77 ist wahrscheinlich der einzige Synth, dessen Verkauf ich etwas bereue (und ich hatte auch nen Juno 6….). Ich erinnere mich an die WIRKLICH tollen FM-Sounds, die man teils mit Filter und den PCMs aufhübschen konnte. Gefühlt kommt da mein MODX nicht mit, was aber wahrscheinlich auch einem sentimentalen Gefühl geschuldet ist :D
Nachdem sich hier augenscheinlich die SY77-Experten und -Fans tummeln:
Es gab zuletzt (im Zusammenhang mit Montage M) Statements a la „SY77 ist der stärkste FM-Synth aller Zeiten“.
Stimmt das? Ist der stärker als die Montagen? Oder der obskure FS1R?
@moinho Kommt wohl auf die Sichtweise an. Da bei FM ja meistens mehrere Carrier-Modulator-Stränge parallel benutzt werden, bringen die 2 zusätzlichen Operatoren im Montage gar nicht mal so viel. Im SY kann man zwei AFM-Elemente layern, da hat man dann sogar 12 Operatoren. Auch die drei wählbaren Feedback-Schleifen im SY77 gibt es so im Montage nicht.
Aber es gibt sicher auch Sachen, die der Montage besser kann.
@schmudo Danke! Und wie siehts mit nem FS1R aus?
Ich hatte den auch mal für eine gewisse Zeit, habe ihn dann aber wieder abgegeben. Positiv fand ich den wirklich exzellenten Sound und vor allem, dass die Tastatur und die Tonerzeugung wirklich gut aufeinander abgestimmt sind. Das trägt wirklich viel zu dem Gesamterlebnis und den Ausdrucksmöglichkeiten bei und hieran erkennt man, dass bei Yamaha wirklich Instrumentenbauer und nicht nur ein paar Technik-Freaks am Werk waren.
Großartig auch die drei Feedback-Schleifen im FM-Teil. Warum die bei späteren FM-Engines wieder eingesammelt wurden, verstehe ich nicht.
Was ich nicht mochte, und warum er letztlich gehen musste, ist die Tatsache, dass man bei FM immer einen ganzen Wald von Operatorenhüllkurven anpassen muss, um eine Feinabstimmung des Sounds vorzunehmen. Das und diese komische Unart von Rates anstatt Times in den Hüllkurven. Da hat jemand einfach die technisch leichtere Implementierung gewählt und das dem Benutzer kommentarlos vor die Füße geworfen. Es hat mir einfach keinen Spaß gemacht, damit Sounds zu basteln, dabei schrecke ich vor Parametermonstern mit menübasierter Oberfläche eigentlich nicht zurück.
Hallo, hat jemand von Euch Erfahrungen mit der Musitronics PCM Erweiterung ?
Wenn ja, wie lief der Einbau und wie klingts ? lohnt sich der Einbau?
Grx und Euch einen guten Rutsch!