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Making of: Oxygene von Jean-Michel Jarre

Die Entstehungsgeschichte von Jean-Michel Jarres Album Oxygene

11. März 2022

Wolltet ihr schon immer wissen, wie Jean-Michel Jarre Oxygene aufgenommen hat und wie die äußeren Umstände dieses unsterbliche Epos geprägt haben? Selbstverständlich hat Jean-Michel Jarre schon selber sehr oft darüber berichtet, wie sein Werk entstanden ist, aber diese Erzählungen sind bis heute ein Flickenteppich geblieben.

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Fans werden in dem YouTube-Video von „The Enby Adventures Of Ruby“ nicht viel Neues erfahren. Allen Unwissenden und Neugierigen werden die essenziellen Informationen in einem Video kompakt zusammengefasst. Die wichtigsten Stationen in seinem Leben, die Weggefährten, Instrumente und Umstände werden beschrieben, die zu dem Album Oxygene führten.

Das Video hat durchaus einen hohen Unterhaltungswert, aber man sollte nicht jede Information für bare Münze nehmen. Die 20 Minuten fassen die Fakten gut zusammen, es ist aber nicht immer ganz korrekt. Beispielsweise ist der Einfluss von Michel Geiss auf Jean-Michel Jarre unumstritten. Die Frage ist, wie weit dieser Einfluss ging? Manch einer unterstellt Jarre absolute Unfähigkeit, der ohne Michel Geiss verloren gewesen wäre.

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Das Video tendiert dazu, den Einfluss auf Jean Michel Jarre größer darzustellen, als er meiner Ansicht war. Das Kapitel ist deshalb problematisch, weil Jarre zu diesem Zeitpunkt schon ein Studioprofi war, der an großen Hits der französischen Pop-Szene beteiligt war und durch sein Studium genau wusste, wie Synthesizer funktionieren.

Die Eminent U310

Vor Oxygene besaßen die elektronischen Werke von Jarre eine andere Ästhetik. Mit Oxygene vollzog der Künstler Jarre eine Innovation in Sounddesign und Komposition. Mehrere Aspekte dürften dafür verantwortlich gewesen sein. Jarre hat in seiner Küche aufgenommen und nicht in einem professionellen Tonstudio, was zu der Zeit außergewöhnlich war. Wahrscheinlich unterstütze die Küche die Klangforschung, da es kein Geld- und Zeitdruck gab, der in professionellen Tonstudios vorherrschte.

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Umstritten ist auch der Einfluss der Komposition Popcorn von Gershon Kingsley auf den Track Oxygene 4. Es stimmt, dass Jarre vor Oxygene eine Coverversion von Popcorn veröffentlicht hat. Auch wenn Gemeinsamkeiten in der Tonabfolge von Popcorn und von Oxygene 4 vorhanden sind, ist die Stimmung der beiden Tracks grundverschieden. Popcorn klingt nach Party und Oxygene 4 wird von Melancholie getragen.

Electro-Harmonix Small Stone Neuauflage

Es wird leider nicht erzählt, dass Jarre seine Gitarre verkauft hat, um ein EMS VCS 3 in London zu kaufen, Jarres ersten Synthesizer. Merkwürdig erscheint mir, dass der Electro-Harmonix Small Stone Phaser keine Erwähnung findet, denn ohne ihn hätte die Eminent U310 nicht diese unglaublichen schönen Pads erzeugen können. Es war eines der ersten Geheimnisse des Jarres Sounds, die mir offenbart wurde: Ein Phaser und Strings erzeugen instant Jean-Michel Jarre Sound.

Der EMS VCS3 von 1969

Leider wird auch nicht auf die Bedeutung der Revox B77 eingegangen, der Jarre eine sehr große Bedeutung für den Oxygene Sound zuschreibt, um genau zu sein 40 %. Rausgefallen ist auch die Tatsache, dass das Mellotron damals defekt war und nur eine Note ausgeben konnte. Dieser Grundton war der Ausgangspunkt für einige Kompositionen auf Oxygene.

Schön ist, dass Francis Dreyfus vorkommt, dem es zu verdanken ist, dass Oxygene veröffentlicht wurde. Verantwortlich für das Cover ist Michel Granger, der in der Dokumentation auch erwähnt wird.

Das Video von The Enby Adventures Of Ruby ist gelungen, da es einen kurzen Überblick über ein sehr wichtiges Werk der elektronischen Musik bietet, was mich und viele andere zutiefst geprägt hat.

Im Rahmen der DVD „Oxygene – Live in your Livingroom“ stellte der Maestro einige der Instrumente vor, die den Sound von Oxygene prägten.

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Kurz und knapp aber ok! Mein Problem mit JMJ war, daß er immer so auf die Kacke gehauen hat. Das hat seine Musik vor dem ganzen Pomp kleiner gemacht als sie tatsächlich war. In Wirklichkeit ist die Musik introvertiert und öffnet einen persönlichen inneren Horizont. Das hat er in meinen Augen verdrängt und vergeigt. In den Macho 70ern hatte man es eben schwer, so erkläre ich mir das. Und wenn Mutti das dann noch Kacke findet, nun ja, was soll man sagen? In der Familie musstest du schon was vorlegen um abstinken zu können. :)

    P.S. Finde das erste Bild extrem gut, soll wohl zeigen was nötig ist um bahnbrechende Alben zu produzieren, wenn du am richtigen Ort, der richtige Mensch, zur richtigen Zeit bist. ;)

  2. Profilbild
    dAS hEIKO AHU

    Ja, ein frisches Interview mit dem inzwischen über 70jährigen wäre schöner gewesen, als der Hinweis auf ein Youtubevideo. Aber ich denke über Jarres Musik, seine Erfolge und seine Gerätschaften ist schon das meiste erzählt worden. Auf der anderen Seite scheint mir der Franzose in Beiträgen wie ein Kind das einem sein Zimmer und die Spielsachen zeigt. Das kann für den Interviewer schon mal too much sein.

    Was die „Pomp-Geschichte“ angeht, hab ich die Vermutung, dass das aus seiner Jugend und dem schwierigen Verhältnis zu seinem Vater herrührt. Maurice Jarre galt bis zu seinem Tod 2009 als einer der erfolgreichsten Filmkomponisten aller Zeiten. Ghost, Club der Toten Dichter, Gorillas im Nebel oder Mad Max III waren eher schon Routine. Seine 3 Oscars erhielt er alle für Filme von David Lean (Reise nach Indien, Dr. Schiwago, Lwrence von Arabien). Jean Michelle war ein Schiedungskind und wollte immer, dass sein Vater seine Musikalität mit ihm teilte. Dies lehnte der klassische Musiker allerdings bis zum Ende ab.
    Ich denke schon, dass das mit eine der Triebfedern für seinen Erfolg ist oder war. Zu zeigen, was man kann. Andererseits war der Erfolg der 80er 90er so groß, dass man Konzerte für mehr als 1.000.000 Menschen gab – einfach, weil man dazu in der Lage war. Ich hatte jedoch immer den Eindruck, dass er das nicht aus Angeberei tat, sondern weil seine Musik seinen Hörern gilt.

    • Profilbild
      Monolith2063

      @dAS hEIKO Ja, Jean-Michel Jarre wurde quasi sein Leben lang von seinem Vater quasi wie ein Fremder behandelt. Es gab diese Situation, wo er ihn in Los Angeles besucht hat, beide schon nicht mehr jung und sein Vater ihn in der Lounge eines Hotels treffen wollte. Er wollte seinen eigenen Sohn nicht in sein Haus einladen… das, so meinte Jean-Michel, sagt wohl einiges über ihre Beziehung aus.

      Seine Konzerte sollen eine Anlehnung an die Tradition der Straßenfeste sein, wie eine Art Zirkus, eine Unterhaltung der Menschen. Nur eben ein wenig größer.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Monolith2063 „Ja, Jean-Michel Jarre wurde quasi sein Leben lang von seinem Vater quasi wie ein Fremder behandelt. Es gab diese Situation, wo er ihn in Los Angeles besucht hat, beide schon nicht mehr jung und sein Vater ihn in der Lounge eines Hotels treffen wollte. Er wollte seinen eigenen Sohn nicht in sein Haus einladen… das, so meinte Jean-Michel, sagte wohl einiges über ihre Beziehung aus.“

        Scheint als steckt in seinen Memoiren ein kleines Drama. Verfilmung? Ich möchte unterhalten werden! Ironie aus. Ich find ihn schon symphatisch, jetzt, er konnte es damals als Popans der Bourgeoisie nur nie so richtig rüberbringen und seine Musik galt lange als banal. Synthpop eben. Ich war da wie sein Vater, distanziert, aber der Sound auf HiFi war geil. Verwöhnt oder Scheidungskind mit Vaterkomplex oder beides oder egal? Wähle aus. Danke für die Musik JMJ! ;)

  3. Profilbild
    WOK

    Für mich ist dieses Video nichts weiter als eine wirre Aneinanderreihung von Bildschnipseln, begleitet von endlosem Gefasel eines Typen, der sich selber gerne reden hört. Komplett uninformativ und unwichtig.

  4. Profilbild
    PaulusS

    Ich glaube auch nicht, dass Jarre wenig dazu beigetragen hat. Es war eben eine entsprechende Zusammenarbeit mit verschiedenen Weggefährten. Vor einigen Jahren war ich bei Rehberg im Studio und er hat mir erzählt, dass er damals nach Frankreich gefahren ist und viel mit den EMS-Geräten experimentiert und Jarre das aufgenommen hat, was anschließend selektiert und geschnitten wurde. Das war zumindest bei Equinoxe so.

  5. Profilbild
    Flowwater AHU

    Herr Jarre wird mir in ewiger Erinnerung bleiben. Ich behaupte mal frech, dass 50% der Wegbereitung für elektronische Musik auf seine Kappe gehen (die anderen 50% sind dann Kraftwerk). Herr Schulze kam für mich später hinzu; die frühesten Alben von ihm habe ich damals als Kind (»Blackdance« habe ich mir mit 14 gekauft) als »zu intellektuell« abgetan. Dann kam »Trancefer« … und ich war auch hier verkauft … und konnte danach die neuer Sachen vom Herrn Jarre nur noch schwer ertragen. Heute geht die aktuelle Musik des Herrn gar nicht mehr … es geht echt nicht mehr …

    Danke dafür (nicht ironisch gemeint) an Robert Henke aka Monolake, Wolfgang Voigt aka Gas, Sasu Ripatti aka Vladislav Delay und Stefan Betke aka Pole (gehört seit der Jahrtausendwende bis heute zu der Musik, die nahzu täglich bei mir spielt). 💖💖💖

    Und natürlich meine eigene Musik (kein Witz, muss auch mal erwähnt werden). 😇😜🤪

      • Profilbild
        Flowwater AHU

        @THo65 Meinst Du? Ich meine mich erinnern zu können, dass das ein wenig später war – nicht viel, aber doch ein paar Jahre – dass die massentauglich wurden.

        • Profilbild
          THo65 AHU

          @Flowwater Naja, gegründet wurde Tangerine Dream schon drei Jahre vor Kraftwerk und JMJ kam erst 1976 mit Oxygene.
          Tangerine Dream war da schon ziemlich erfolgreich, aber über die Massentauglichkeit kann man natürlich streiten…

    • Profilbild
      0gravity

      @Flowwater „Wegbereiter“ müsste man mal definieren. Was den Bekanntheitsgrad angeht würde ich dir aber recht geben. In der breiten, nur oberflächlich an Musik interessierten Öffentlichkeit, kannte „man“ beim Thema „elektronische Musik“ eigentlich nur JMJ und Kraftwerk.
      Tangerine Dream, Schulze und andere waren da weitgehend unbekannt.

    • Profilbild
      Aljen AHU

      @Flowwater „[…] konnte danach die neuer Sachen vom Herrn Jarre nur noch schwer ertragen.“

      Mich zogen schon die magnetischen Felder nicht mehr an. Vielleicht, weil ich Oxygene so intensiv inhalierte, dass ich nur wegen später täglichen Tagundnachtgleiche zu etwas anderem kam. Oder vielleicht auch, weil ich überhaupt keinen Bezug zu dem namensgebenden Standardwerk der surrealistischen „écriture automatique“ des Heiligenduos Breton/Éluard feststellen konnte.

      „Heute geht die aktuelle Musik des Herrn gar nicht mehr … es geht echt nicht mehr …“

      Ich hab es immer mal wieder versucht, seinem späteren Werk eine oder mehrere Chancen zu geben. Ohne Erfolg. Ausnahme: „Oxygene live in your living room“ – das aber natürlich aus anderen Gründen, allen voran wegen eines gewissen Holzkeils aka Türstopper-Latch-Switch. :-)

      Die beiden ersten berühmten Alben von JMJ wurden IMHO zugleich sein Fluch. Oder, um mal wieder André Breton zu paraphrasieren: JMJs Tor zur Welt der Imagination öffnete sich mit Oxygene und schloß mit Equinoxe. Parallelen gibt es ja gerade in der Strömung, von der die Rede, genug: Giorgio de Chirico, Louis Aragon, meinetwegen auch Salvador Dalí – um nur drei von so vielen zu nennen – hatten ihre kurze großartige Schöpfungsphase. Danach kopierten sie sich nur noch selbst oder wechselten zu diktatorischen Systemen. Immerhin: Letzteres bleibt JMJ zum Glück bis dato erspart.

  6. Profilbild
    Monolith2063

    Kleine Korrektur: Die Orgel heißt „Eminent 310 Unique“ oder 310U, aber nicht U310. Ist eine Orgel und kein U-Boot. Und dann zeigt das oberste Bild keine 310 Unique, sondern eine 310 Theatre. Die Farben der Kippschalter sind anders, die Theatre hat zusätzlich über den Kippschaltern eine Lichtleiste und auch eine einfache Rhythmusmaschine mit 8 Presets eingebaut. Ist aber ansonsten aber das gleiche Gerät.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Monolith2063 Mega-offtopic, sorry.
      Stichwort: Rhythmusmaschine,
      Hat jemand schonmal einen solchen Klopfgeist aus einer Orgel ausgebaut und extern zum Laufen gebracht?
      Unsere Familienorgel habe ich leider verschrottet ohne mir darüber Gedanken zu machen.
      Was war das für ein fetter, warmer und druckvoller Sound…… bad ass

    • Profilbild
      PaulusS

      @Monolith2063 Das mit dem glücklicherweise verhinderten Schicksal von Equinoxe 7 habe ich auch gelesen.
      Es wäre interessant zu erfahren, was bspw nicht den Weg auf die Alben gefunden hat. Zu Equinoxe 1 gibt es jedenfalls ein Video, dass leider nie veröffentlicht werden durfte. Schade eigentlich, da es wohl den ersten Platz abgeräumt haben soll.

  7. Profilbild
    Joerg

    Hier gehts doch um Jan Michael und OXYGENE.

    Nett HiFi, aber mir dann doch „zu glatt“ – irgendwie ohne Ecken und Kanten.
    Die, die ihn für einen Meilenstein halten, werden mich prügeln, aber für mich tendiert das fast in Richtung GEMA-freie Fahrstuhlmucke.

    • Profilbild
      Septimon

      @Joerg Na ja, Geschmäcker sind verschieden, aber trotzdem interessant zu sehen, wie die Musik gemacht ist

  8. Profilbild
    MC 500

    „Leider wird auch nicht auf die Bedeutung der Revox B 77 eingegangen, der Jarre eine sehr große Bedeutung für den Oxygene Sound zuschreibt, um genau zu sein 40 %. “

    Ob das wirklich die Revox B 77 war ? Selbige ist erst 1978 auf dem Markt erschienen. Er meinte wohl die A 77. Die passt auch besser zum Oxygene Erscheinungsjahr 1976.

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