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Making of: Kraftwerk, Autobahn (1974)

Fun, fun, fun auf der Autobahn

14. August 2021

Kraftwerk - Autobahn

Wie beginne ich nur einen Artikel über Kraftwerk und ihr Autobahn-Album? Dass das US-Magazin LA Weekly Kraftwerk vor einigen Jahren mal als „einflussreicher als die Beatles“ bezeichnet hat? Und der britische Guardian einst sogar titelte, Kraftwerk sei „die einflussreichste Band der Welt“? Vielleicht etwas zu abgedroschen und zu dick für den Einstieg. Vielleicht doch besser mit der Tatsache, dass „Autobahn“ der erste große Erfolg der Band war, der namensgebende Titelsong es in verkürzter Form bis in die Top Ten schaffte? Nein, das hebe ich mir für später auf. Oder doch damit, dass ein Großteil der Kritiker der schreibenden Zunft damals dieses bahnbrechende Album größtenteils ignorierte, verpennte oder gar verriss, wie der Spiegel oder der Rolling Stone, weil sie so gar nichts damit anfangen konnten?

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Hm, nein, die Rezeption des Albums bietet Stoff für ein eigenes Kapitel, zu schade für den Start. Ein probates Mittel, den Leser „abzuholen“ und neugierig zu machen, ist ja auch, Persönliches und Privates einfließen zu lassen. Aber interessiert es denn wirklich jemanden, dass ich – als „Autobahn“ erschien – musikalisch eher noch zwischen ELP, Chick Corea und Dizzy Gillespie pendelte, unsterblich in die blonde Claudia aus dem Nachbarhaus verliebt war und selber – wie Kraftwerk auch – aus Düsseldorf komme? Wohl eher nicht. Nein, am besten beginne ich damit, dass es tatsächlich ein „Kraftwerk Songbook: Liederbuch für Klavier, Gesang, Gitarre“ gibt, mit „Autobahn“ auf dem Cover und als Starttitel. Wir fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn für das Lagefeuer zum Mitsingen, zwischen Guantanamera und Morning has Broken, während im Feuer das Stockbrot verkohlt. Was all meine anfänglichen Startideen doch wunderbar vereint: Auf der einen Seite die große Bewunderung für das Phänomen Kraftwerk und die Autobahn (die so groß ist, dass man das Werk dem Rest der Welt in einem Songbook näherbringt, damit sie daran teilhaben kann), auf der anderen Seite der Glaube, man könne die Faszination, die Einzigartigkeit Kraftwerk und Autobahn an ein Lagerfeuer transportieren.

Kraftwerk - Autobahn

Kraftwerk Live 1976 (by Ueli Frey, Wikimedia)

Kraftwerk: Organisation – Wie alles begann

Um die Bedeutung des Albums „Autobahn“ und seine Entstehungsgeschichte besser zu verstehen, müssen wir ein paar Jahre zurückgehen, denn alles gehört ja irgendwie zusammen, eins kommt zum anderen und alles baut aufeinander auf. Oder so. „Autobahn“ ist die fast schon logische Konsequenz aus der Zeit und den Alben davor und kann nicht für sich allein betrachtet werden. Ich werde daher etwas weiter ausholen. Wem das zu viel Kraftwerk-Historie ist, springt einfach zum Abschnitt „Autobahn“ (wird aber einiges verpassen). Vorab noch: Die hier aufgeführten Zitate stammen (wenn nicht anders angegeben) aus dem Buch „Electri_City – Elektronische Musik aus Düsseldorf“ von Rüdiger Esch aus dem Jahr 2014 – ein lesenswertes Buch, bei dem aber so manches Zitat aber mit Vorsicht zu genießen ist. Teils, weil die Erinnerungen der Befragten hin und wieder nach 40 Jahren wohl schon verblasst waren, teils aber auch, weil der ein oder andere von vergangenen Animositäten geleitet wurde oder sich selber einfach als wesentlich wichtiger und glanzvoller darstellt (oder in Erinnerung hat) als er wirklich war.

Ein weiteres Buch, auf das ich mich öfter beziehe, ist „Mensch. Maschinen. Musik. – Das Gesamtkunstwerk Kraftwerk“, herausgegeben von Uwe Schütte, aus dem ebenfalls einige der hier angeführten Zitate kommen. Und schließlich habe ich auch noch Interviews mit englischsprachigen Magazinen und die raren Video-Interviews mit Ralf Hütter für die Recherche genutzt. All das nach bestem Wissen und Gewissen; mangels Kraftwerk-Autobiografie bleiben aber eine Menge Fragezeichen.

Alles begann 1968 an der Kunst (Jazz?) Akademie in Remscheid, wo sich Ralf Hütter (* 20. August 1946 in Krefeld) und Florian Schneider-Esleben (* 7. April 1947 in Öhningen-Kattenhorn oder Düsseldorf – da ist sich die Musikwelt uneins, gest. 21. April 2020 in Düsseldorf) kennenlernten. Hütter studierte erst in Remscheid (andere Quellen geben Aachen an), dann Orgel an der Musikhochschule Düsseldorf, wo Schneider sich zehn Jahre lang an der  Querflöte ausbildete und anschließend noch Musikwissenschaft in Köln studierte; Schneider war Multi-Instrumentalist, spielte nebenher noch Geige, Gitarre und Klavier. „Ralf Hütter war der intellektuelle Mensch – Florian Schneider eher der wilde, erratische Typ“, sagte der spätere Bandkollege Karl Bartos in einem Interview. Einen „äußerst seltsamen, sich selbst zugewandten Burschen“, nannte Musikerkollege Hans-Joachim Roedelius Florian Schneider einmal. Schneider und Hütter einte die Vorliebe der avantgardistischen Musik, Stockhausen, Henry oder Schaeffer gehörten zu ihren frühen musikalischen Einflüssen – und der Spaß an der Improvisation. „Wir sprachen dieselbe Sprache. Wir waren Einzelgänger, Eigenbrötler. Herr Kling und Herr Klang. Zwei Einzelgänger ergeben einen Doppelgänger“, beschrieb Ralf Hütter selber sein Verhältnis zu Florian Schneider (der seit dem zweiten Kraftwerk-Album auf den Zusatz „Esleben“ verzichtete).

Kraftwerk - Autobahn

Tone Float von Organisation

Im selben Jahr gründeten sie zusammen mit Basil Hammoudi, Butch Hauf und Alfred Möricks die „Organisation zur Verwirklichung gemeinsamer Musikkonzepte“ oder kurz „Organisation“, mit der man sich durch Uni-Konzerte und kleine Läden improvisierte. Das einzige Album der Band – Tone Float – erschien 1970 in Großbritannien bei RCA Victor, Stilrichtung experimenteller Krautrock, der gerade besonders angesagt war, aufgenommen übrigens von Conny Plank in einem Tonstudio in einem Raffineriegelände bei Wesseling. Musikalische Parallelen zu (späteren) anderen Bands wie Tangerine Dream, Can, Neu!, Ash Ra Tempel, Faust, Popol Vuh oder Amon Düül waren unverkennbar. Dass das Album dann in Deutschland trotzdem floppte, lag einfach daran, dass das Album in Deutschland nur als Import erhältlich war, da der RCA-Vertrieb ausschließlich in England tätig war. Hier gibt es das komplette Album zum Anhören:

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Am 25. April 1970 trat Organisation im Rahmen des Pop & Blues-Festival in der Essener Grugahalle letztmalig auf. Wovon es einen zeittypisch psychedelisch-verfremdeten Mitschnitt gibt, mit einem sehr jungen Florian Schneider an der Querflöte und Ralf Hütter an der Orgel. Pascal Bussy beschreibt „Tone Float“ in seinem Buch „Die Kraftwerk Story“ als „die ersten suchenden Schritte von zwei Musikern, die eventuell aus den Zwängen ausbrechen würden, die ihnen durch unstrukturierte improvisierte Musik auferlegt wurden.“

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Zur selben Zeit spielten Hütter und Schneider aber auch noch mit anderen Düsseldorfer Musikern zusammen, mit denen sie ihre Vorliebe für Experimentelles und neue Klänge noch mehr ausleben konnten. Wie etwa mit Eberhard Kranemanns programmatischer Experimentalband „Piss Off“. „Ralf und Florian waren, wie alle anderen auch, immer auf diversen Jamsessions. Das war die Zeit der Jugendzentren…“ erinnert sich Bodo Staiger (Sinus, Rheingold – Esch S.37).

Schon damals versuchte vor allem Florian Schneider, sich von herkömmlichen Klängen zu lösen. „Zu der Zeit arbeitete Florian vor allem mit elektrisch verstärkten Flöten, die er durch allerhand Filter jagte. (…) Zwischen elektrischem Flötenmodul und Endverstärker hatte Florian Echogeräte mit unterschiedlichen Echogeschwindigkeiten verkabelt, sodass sich Tongebirge überlappender Flötenklänge verschiedener Tempi und Rhythmen ergaben“ (Kranemann – Esch S.37). Auch experimentierte er mit einer elektrischen Geige, die er im Sitzen spielte.

Hier das Kraftwerk-Konzert von 1970 in Soest in voller Länge, aufgezeichnet vom WDR Rockpalast.

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Ende 1970 entschied RCA dann, Organisation nicht weiter produzieren zu wollen. Schneider und Hütter kam das ganz gelegen. Die ständige Improvisiererei, die endlosen Diskussionen, die sich aufgrund der demokratischen Struktur der Band ergaben, das war nicht ihr Ding. Es war die Geburtsstunde von Kraftwerk.

Kraftwerk - Autobahn

Das erste Kraftwerk-Album

Kraftwerk: Die „Nullnummern“ vor der Autobahn

Der Name „Kraftwerk“ war schon in der Endphase von Organisation im Gespräch. Laut Fred Mönicks habe man schon kurz nach der Veröffentlichung von Tone Floats als Kraftwerk zu spielen begonnen, doch habe die Plattenfirma RCA auf einem Namen bestanden, der besser für den englischen Markt geeignet sei. Frei von diesen Zwängen konnten sich Schneider und Hütter für den Namen Kraftwerk für ihr neues Projekt entscheiden. „Kraftwerk ist keine Band. Es ist ein Projekt, das wir „Mensch-Maschine“ nennen“, erklärte Florian Schneider einige Jahre später. Mit dem deutschen Namen ging es den Gründern auch um das Entwickeln eines neuen Nationalbewusstseins nach dem Nationalsozialismus und einer Abgrenzung gegenüber der als amerikanisiert empfundenen Kultur in Deutschland – eine Entwicklung, die später dann im Album „Autobahn“ ihren Höhepunkt fand. Dieser Versuch, einen speziell deutschen Sound zu schaffen (wobei Kraftwerk rechtspopulistische Tendenzen eindeutig ablehnte, auch wenn Lester Bangs sich 1975 zu der Überschrift „Kraftwerk: The Final Solution to the Music Problem“ hinreißen ließ), wird mitunter auch als einer der Wegbereiter der Neuen Deutschen Welle gesehen – nicht musikalisch, sondern als nationale Musikströmung. „We woke up in the late 60s and realized Germany had become an American colony (…) There was no German culture, no German music, nothing. It was like living in a vacuum”, bemerkte Hütter mal in einem Interview mit Tim Barr (Schütte S.36). Und Wolfgang Flür erklärte später, man habe der angloamerikanischen Musikübermacht etwas entgegensetzen wollen, „das so erschreckend deutsch sein würde, dass man uns dafür geliebt hat.“ (Schütte S.51)

In diesem Interview mit DT64 von 1991 erzählt Ralf Hütter auch etwas über die Anfänge von Kraftwerk (ab 31:30)

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Dass Kraftwerk als längerfristiges Projekt geplant war, ist schon aus der Tatsache ersichtlich, dass Kraftwerk begann, sich an der Mintropstraße in Düsseldorf das mittlerweile berühmte Kling Klang Studio einzurichten. Im Juli/August 1970 wurde die erste Platte „Kraftwerk“  aufgenommen, wieder von Conny Plank, erschienen bei Philips/Phonogram, auf dem Cover der berühmte rotweiße Kegel. Als Schlagzeuger wurden Andreas Hohmann und Klaus Dinger verpflichtet. Das Album entsprach stilistisch dem damals populären Krautrock; der Titelsong „Ruckzuck“ mit den markanten repetitiven kurzen Querflötensounds, den minimalistischen Elementen und den jazzartigen Strukturen wurde zur Titelmelodie der ARD-Politsendung „Kennzeichen D“, was Kraftwerk zu zusätzlicher Popularität verhalf und den Song auch öfter mal ins Radio brachte. „Kraftwerk“ hielt sich immerhin fünf Wochen in den Charts und erreicht Platz 30.

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Kurze Zeit später stieg Ralf Hütter für ein halbes Jahr aus, um sein Architekturstudium zu beenden. Schneider holte den Gitarristen Michael Rother hinzu, was den Krautrock-Aspekt noch mehr betonte. In der ungewöhnlichen Besetzung Drums, Gitarre und Querflöte gab es 1971 unter anderem auch einen Auftritt im Beat Club.

https://www.youtube.com/watch?v=L9W3PnyHYxc

Kraftwerk - Autobahn

Das zweite Kraftwerk-Album

Beim zweiten Album „Kraftwerk 2“ war Ralf Hütter dann wieder dabei, während Dinger und Rother Kraftwerk verließen und Neu! gründeten. Auch auf diesem Album – dieses Mal mit einem grünweißen Leitkegel auf dem Cover – kamen noch keine Synthies zum Einsatz, wohl aber eine Rhythmusmaschine und einiges an klanglichen Verfremdungen. Ansonsten: Orgel, Glocken, Bass, Harmonika, Flöten, Geige und Gitarre, der Stil ging erneut in Richtung experimenteller Krautrock, mehr Ambient, weniger Rhythmus. Allein die Songtitel wie „Strom“, „Spule 4“ oder „Wellenlänge“ ließen anklingen, wohin die Reise gehen sollte. Aufgenommen wurde das Album im Star Studio in Hamburg, wo Conny Plank damals noch beschäftigt war; tagsüber produzierte er Mainstream, nachts in seiner Freizeit dann die Bands, die ihm am Herzen lagen. „Tagsüber hatte Conny seinen Angestelltenjob gemacht und große Orchester aufgenommen, und nachts hatten sie ihm wohl erlaubt, das Studio privat für sich zu nutzen“ (Kranemann – Esch S.69). „Kraftwerk 2“ blieb nur zwei Wochen in den deutschen Charts und erreichte dort lediglich Platz 36.

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Kraftwerk - Autobahn

Das dritte Album, Ralf und Florian

Damit konnten Schneider/Hütter nicht zufrieden sein. So ist das dritte Album „Ralf & Florian“, das zwischen Mai und Juli (unter anderem) mit Conny Plank im neuen Kling Klang Studio aufgenommen wurde, dann auch schon deutlich elektronischer als die beiden Vorgänger, auch kamen da zum ersten Mal einige Synthies zum Einsatz. Wolfgang Flür, der im selben Jahr bei Kraftwerk einstieg (und für Kraftwerk in diesem Jahr auch das erste elektronische Schlagzeug baute), erinnert sich: „Zu diesem Zeitpunkt zogen bei Kraftwerk endgültig die modernen Sounds ein, nur sahen die meisten Synthesizer noch aus wie Wurlitzer Orgeln, alles schön in Nussbaumfurnier. Florian hatte einen EMS Synthi AKS, der ARP Odyssey (der laut einem Zeitzeugen erst nach der Produktion von Autobahn angeschafft wurde – Anm. des Verfassers), der war schon etwas moderner.“ (Esch S.87) Und Eberhard Kranemann ergänzt:“ Ihre Musik wurde erstmals auch elektronisch erzeugt. Schon das erste Stück des Albums, „Elektrisches Roulette“, präsentierte stolz Klänge vom Minimoog end EMS Synthi AKS. Tracks wie Kristallo, Tanzmusik oder eben das Elektrische Roulette klingen deutlich rhythmischer und strukturierter und lassen einen Ausblick auf den späteren, typischen Kraftwerksound zu; in der „Ananas Symphonie“ kommen auch erstmals bei Kraftwerk Vocoder-Stimmen zum Einsatz, die später zu einem der Markenzeichen wurden und auch auf der Autobahn Verwendung fanden. In seiner Rezension auf den „Babyblauen Seiten“ schrieb Thomas Schüßler 2003 dann auch ganz richtig: „Kraftwerk lassen auf ihrem dritten Album die Soundexperimente weitgehend hinter sich und begeben sich auf den Weg hin zu mehr songorientierten Strukturen.“ Und Jörg Schumann bringt es ebendort auf den Punkt, wenn er schreibt: „“Ralf und Florian“ ist der Autobahnzubringer, die Autobahnauffahrt.“

 

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Sehenswert ihr Auftritt 1973, wo sie den Titel „Tanzmusik“ spielten. Sehenswert nicht nur wegen Ralf Hütters Frisur und der fürchterlichen Anmoderation, sondern auch wegen des von Florian Schneider entwickelten und von Wolfgang Flür provisorisch gebauten elektronischen Schlagzeugs von Wolfgang Flür, das er mit Stricknadeln spielte und aus dem hinten noch wahllos Kabel hingen. „Wir hatten das elektrische Schlagzeug nur zusammengefrickelt, weil mir das Schlagzeug, das bei denen in der Ecke stand, zu peinlich war, um damit im Fernsehen aufzutreten. (…) Dieser Auftritt war wichtig für mich, das war ein Wendepunkt, da hat es bei mir elektrohistorisch gefunkt“ (Esch S.91), sagte er später. Durch die Rhythmusmaschine und die einfachen Synthesizer-Melodien schimmerten da schon erste Anklänge zum späteren Elektro-Pop von Autobahn durch.

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Das Cover – gestaltet von Beuys-Schüler Emil Schult, der dann auch für das Autobahn-Cover verantwortlich war – gibt sich, als Abgrenzung zu den anderen deutschen Krautrock-Bands, fast schon irritierend deutsch: Die Namen der beiden in Frakturschrift, der rotweiße Kegel klein dazwischen, darunter ein großes Schwarzweiß-Foto mit zwei braven Jungs. Der Erfolg des Albums war allerdings mäßig: Lediglich in den USA (wo es ein Jahr später unter dem Vertigo-Label veröffentlicht wurde) war es für fünf Wochen in den Charts zu finden, kam dort aber über Platz 160 nicht hinaus. Es wurde Zeit für einen Cut.

Kraftwerk - Autobahn

Autobahn – Die Platte habe ich seit 1975, daher schon leicht ramponiert

Autobahn – die Geburtsstunde des Elektro-Pop

1973 beschlossen Ralf Hütter und Florian Schneider schließlich, Kraftwerk neu zu erfinden und (fast) komplett auf elektronische Klangerzeugung zu setzen. „Man kann die Neuzeit nicht auf der Gitarre darstellen“, erklärte Hütter später, und „Die ganze Rockmusik ist für uns archaisch (…) Die Musik der technisierten Welt lässt sich nur auf einem Instrumentarium der technisierten Welt darstellen“ (Schütte S.51). Die ersten drei Kraftwerkplatten wurden seitdem von ihnen totgeschwiegen, komplett ignoriert und sind später auch nie auf CD erschienen; auch auf den Compilations tauchten sie nicht auf. Ralf Hütter hatte die ersten drei Alben später dann auch als „Nullnummern“, als eine Art Skizzenbuch, bezeichnet. „Vielleicht, weil sie ihr eigenes Denkmal schützen wollen. Aber dadurch würde ja auch kein Denkmal eingerissen. Das sind nun mal Dinge, die sie gemacht haben, bevor sie die großen Elektropioniere wurden“ mutmaßte Hans Lampe, der in Hamburg mit Plank als Toningenieur gearbeitet hatte, seinem Lehrmeister später ins Rheinland folgte und später bei Neu! und La Düsseldorf als Drummer spielte. Dementsprechend hatte Gitarrist Klaus Roeder dann auch seinen letzten Auftritt auf einem Kraftwerk-Album  und verließ anschließend die Band. Dafür kam dann der bereits erwähnte (damals) Drummer Wolfgang Flür hinzu. „Autobahn“ erschien dann im November 1974.

Fun, fun, fun auf der Autobahn

In einem Interview mit einem englischen Magazin erzählte Wolfgang Flür die Hintergründe zur Entstehungsgeschichte des Titelsongs: „Deutschland hatte sich nach dem Krieg stark entwickelt. Es wurden mehr und mehr Autobahnen gebaut. Es gab immer längere Strecken auf denen man immer schneller fahren konnte. Auch die Autos wurden leistungsstärker, schneller und schöner. Junge Männer, die wir inzwischen geworden waren, konnten sich solche Autos sogar leisten. Also fuhren wir nur zum Spaß auf die Autobahn. Erst 120, dann 140 und dann sogar 150 Kilometer schnell. Dann öffneten wir die Fenster und hörten auf die Geräusche. Und den Wind. Und all das bauten wir in unsere Musik ein.“ Wobei man wissen sollte, dass alles um und zu Autobahn ohne Wissen und Zutun von Wolfgang Flür ablief. Der namensgebende Titel-Track belegt auf der LP die komplette A-Seite und ist 22:30 lang – mehr passte damals einfach nicht auf eine Seite. Laut Flür ist der Track die musikalische Beschreibung einer Autobahnfahrt von Düsseldorf nach Hamburg. Die Maschinensounds stehen für den Ruhrpott, die langen Flötentöne für das Münsterland. „Kurzum: VW und Daimler, weite Landschaften, dazwischen die sich windende Autobahn – eine klassische deutsche Geschichte.“ (Flür – Esch S.98) Während die Anti-Atomkraft- und auch die Umweltbewegung (langsam) Fahrt aufnahm und man angesichts der dramatisch gestiegenen Zahl an Verkehrstoten bei uns erstmals über ein Tempolimit nachdachte, setzten Kraftwerk der deutschen Autobahn ein fast schon nostalgisches Denkmal, irgendwo im musikalischen Niemandsland zwischen Bernd Clüver und Jürgen Marcus auf der einen Seite und all den deutschen Bands, die (meist erfolglos) versuchten, die großen englischen und US-amerikanischen Vorbilder zu kopieren.

Autobahn ist das erste Lied von Kraftwerk, bei dem explizit auch Gesang zum Einsatz kommt. Im Ohr geblieben ist das „Fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn“ (das – wie der restliche Text auch – in Zusammenarbeit mit Emil Schult entstand); kein Wunder, taucht es in der Langversion doch rund 50x auf. Die übrigen Textzeilen sind sehr überschaubar:

Vor uns liegt ein weites Tal
Die Sonne scheint mit Glitzerstrahl

Fahrbahn ist ein graues Band
Weiße Streifen, grüner Rand

Jetzt schalten wir ja das Radio an
Aus dem Lautsprecher klingt es dann
Wir fahr’n auf der Autobahn

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Funfact am Rande: In den USA verstanden viele Hörer den Refrain als „Fun, fun, fun auf der Autobahn“, was den Titel dort nur noch populärer machte. Weil der Song für das Radio viel zu lang war, erschien Autobahn auch als stark gekürzte, ca. 3-minütige Single-Fassung für den amerikanischen Markt, die dort auch von den Mainstream-Stationen gespielt wurde. Eine weitere spezielle (blau gefärbte) Kurzversion lag der Ausgabe 04/2019 des Musikexpress bei, anlässlich der Musikexpress-Auszeichnung für das Album als „besten Platte Deutschlands.“

Musikalisch sollte der Song die Monotonie einer langen Autofahrt wiedergeben. Was gut gelingt, obwohl die Langfassung musikalisch durchaus abwechslungsreich und vor allem auch – anders als die früheren Werke – Ton für Ton durchkomponiert ist. Der repetitive Bass, der eher beiläufige Sprechgesang, die Geräuschkulisse und die eher ruhigen Melodielinien und Klangteppiche haben dann aber doch eine enorm beruhigende, fast einschläfernde Wirkung – eben genau wie eine Fahrt auf der Autobahn.

Autobahn: Die B-Seite

Die B-Seite ist wesentlich weniger innovativ und dürfte heute nur noch den Fans bekannt sein. Da ist zum einen die zweigliedrige „Kometenmelodie“ (aufgenommen in Wolperath bei Conny Plank), erst ruhig und sphärisch mit diversen Klangexperimenten, später im zweiten Teil dann auch mit Arpeggien und Rhythmus – schon etwas mehr „Autobahn-like“. Die beiden Tracks waren bereits 1973 schon einmal als Single unter dem Namen „Kohoutek – Kometenmelodie“ veröffentlicht worden.

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„Mitternacht“ ist eher eine teils düstere, minimalistische Klangcollage, die gut zur Vertonung eines Horrorfilms passen würde, teils mit (verfremdeten) Natursounds, aber auch mit vielen Synthie-Spielereien und einem dunklen Bass und Klaus Röder an der E-Geige.

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Der „Morgenspaziergang“ beginnt mit Filtersweeps (die Vögel imitieren sollen) plus einer ländlich klingenden Flöte mit fast schon fröhlich-lieblichen Melodien und einem harmlosen Klavier. So ist die B-Seite noch wesentlich mit der alten, experimentellen Kraftwerk-Tradition verhaftet, während die A-Seite mit Autobahn den Weg in die Zukunft von Kraftwerk weist.

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Autobahn: Die Produktion

Der Autobahn-Track wurde im Kling Klang Studio in Düsseldorf von Conny Plank aufgenommen und später dann in seinem Studio abgemischt. Der bei allen vier bisherigen Kraftwerk-Produktionen aber mehr war als „nur“ der Toningenieur. „Conny war ein leidenschaftlicher Bastler und Tüftler, war immer am Ausprobieren und Experimentieren: Rückwärtsecho, Rückwärtshall und der ganze Kram…“ (Esch S.71) und „ Er hat jede Kreativität noch einmal gepusht. Und dann kamen eben so Titel wie Autobahn dabei heraus.“ (Hans Lampe – Esch S.100). Eberhard Kranemann geht da noch weiter: „Autobahn ist für mich einer der ursprünglichsten Kraftwerk-Titel, und in einer bemerkenswerten Weise hat Konrad denen in seiner Funktion als Produzent oder Engineer zu diesem epochalen Sound verholfen.“ (Esch S.97) Ob dem wirklich so ist, lassen wir mal offen. Conny Plank hatte zu der Zeit, als Autobahn entstand, bereits damit begonnen, sein eigenes Studio in einem alten Bauernhof in Wolperath (35 km südöstlich von Köln) aufzubauen. Gleichzeitig bastelte er sich auch ein mobiles Studio mit Mehrspurmaschine und Mischpult in einen alten Volvo Kombi. Damit fuhr er dann die 60 Kilometer (auf der Autobahn!) nach Düsseldorf, um mit Kraftwerk den Autobahn-Song aufzunehmen. In der Zeit übernachtete er in der Villa von Florian Schneider (bzw. dessen Eltern), nur an den Wochenenden fuhr er nach Hause. „Erst mal was wegschaffen, getorkelt wird dann nach der Arbeit“, war seine Devise. (Esch S.97)

Als Instrumente werden unter anderem ein Minimoog (der schon auf „Ralf und Florian“ eingesetzt worden war), der EMS Synthi AKS und ein Farfisa Professional Piano aufgeführt, dazu eine umgebaute Farfisa Rhythm Unit 10 und der Vox Percussion King sowie auf der Effekt-Ebene das Mutron Biphase und das Schulte Compact Phasing A. Dazu kam auch der Vocoder zum Einsatz (den Florian Schneider von Ingenieur Peter Leunig extra bauen ließ), der in der Ananas-Symphonie seine Premiere erlebt hatte, plus einiges an herkömmlichen bzw. modifizierten Instrumenten, wie die E-Geige, Gitarre und diverse Flöten. Der ARP Odyssey, der auf einem Mitschnitt eines „Autobahn Midnight Special“ zu sehen ist, der 1975 im US-Fernsehen produziert wurde, kam erst später dazu.

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Kraftwerk waren damit wahrhaftig nicht die ersten, die Synthesizer einsetzten, aber wohl die ersten, die das Pop-Potential der noch relativ jungen Geräte-Generation erkannten, statt weiter einen auf musikalische Avantgarde zu machen. (Ok, abgesehen von Pop Corn von Hot Butter aus dem Jahr 1972). Interessanterweise werden die Synthesizer auf dem Album selber aber gar nicht als solche benannt – dort ist lediglich etwas geheimnisvoll von „Electronics“ die Rede.

Die Geräusche zu Beginn von Autobahn (Autotür, startendes Auto, Radiosequenz wurden von Geräuschplatten übernommen, während die Motorensounds und die Windgeräusche per Synthesizer erzeugt worden waren. Wolfgang Flür glaubt sich zu erinnern: „Bei Autobahn wurden per Minimoog ewig an den Motorensounds und Windgeräuschen geschraubt, die nachher ziemlich echt klangen. Sie wurden mit dem Mobile Equipment von Klangmeister Conny Plank eingefangen und im sogenannten Multitrack-Verfahren aufgenommen. Später hat Plank das in seinem gerade fertig gezimmerten Tonstudio gemixt“ (Wolfgang Flür, Esch S.99). Einem Augenzeugen nach irrt Flür hier aber: Für diese Sounds wurde nicht der Minimoog, sondern der EMS Synthi AKS genutzt. Flür war ja weder bei den Aufnahmen im Kling Klang Studio, noch bei der Abmischung in Conny’s Studio anwesend.

Kraftwerk - Autobahn

Die Rückseite des Autobahn-Covers

Autobahn: Das Cover

Das Cover mit der hügeligen Landschaft, dem fast leeren Autobahn-Band (auf dem lediglich mit einem Benz und einem VW zwei deutsche Autos unterwegs sind), dem fast schon kitschigen Sonnenuntergang und dem kleinen Autobahn-Verkehrsschild wurde von Emil Schult entworfen; es existiert im Klang Klang Studio das originale Ölgemälde, das Hütter und Schneider für einen nicht unbedeutenden Betrag erworben hatten. Klein im Rückspiegel zu sehen sind die vier Musiker, die dann auch die Rückseite des Covers zieren. Auf der 2009 erschienenen remasterten Neuauflage ist dann auf der Vorderseite lediglich ein großes Autobahn-Verkehrsschild abgebildet.

Erfolge und Kritiken

Das Album hielt sich acht Wochen in den deutschen Charts und erreichte dort Platz 7. Noch erfolgreicher war es im Ausland: In UK kletterte es bis auf Platz 4 und blieb 21 Wochen in den Charts, in den USA kam es bis Platz 5 und auf 22 Wochen Aufenthaltsdauer in den US-Charts. Die extra für den US-Markt gekürzte Single-Version (die auf Wunsch des Capitol Records Manager Ira Blacker entstanden war) war sogar die erste Platte mit deutschem Text, die es in die amerikanischen (Single)-Charts schaffte und dort immerhin Platz 25 erreichte. Und der Stern titelte damals: „Wie kommt Sauerkraut in amerikanische Hitparaden?“

Trotz des kommerziellen Erfolges war sich die Kritik aber uneins. So schrieb John Mendelsohn damals im Rolling Stone Magazine: „Wir wollen ihnen ja nicht unrecht tun, dem Ralf, Florian, Klaus oder auch dem Wolfgang, die wahrscheinlich total nette Typen sind. Aber: Dis ist nicht so gut wie Walter Carlos, der es seit Monaten nicht in die Top Ten geschafft hat.“ („Dis ist nicht so gut“ übrigens auch im englischen Originaltext). Werner Burkhardt schrieb damals über Kraftwerk „Mein Urteil interessiert mich hier nicht mal selbst“ und Manfred Sack über „Autobahn“: „So etwas gehört eigentlich gar nicht veröffentlicht.“ Die New York Times hingegen sah in diesem „ältesten nicht-chemischen Weg zur Versenkung einen der wichtigsten Musiktrends dieses Jahrzehnts“.

Kraftwerk - Autobahn

Kraftwerk in späteren Jahren live

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Fazit

Aus heutiger Sicht mag „Autobahn“ mit dem Abstand von gut 47 Jahren fast schon nett und belanglos erscheinen, doch war der Bruch mit der damaligen deutschen Musik, die Abkehr von ausgelatschten Wegen, die völlig neue Nutzung elektronischer Instrumente und die Melange aus Experimentierfreude und elektronischem Minimalismus geradezu revolutionär. Nicht ohne Grund gelten Kraftwerk heute als Wegbereiter des Techno, als Pioniere des Elektropop, ihr musikalischer Einfluss darf getrost als epochal bezeichnet werden. 2021 wurden sie aufgrund ihrer Bedeutung für die Rockmusik in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen, die LA Times nannte sie – wie anfangs erwähnt – „einflussreicher als die Beatles“. Kraftwerk inspirierte unzählige Künstler, darunter David Bowie, Human League, Joy Division, Moby, Duran, Depeche Mode (wie sie alle selber erklärten) und viele mehr. Mit „Autobahn“ stellte Kraftwerk dafür die entscheidende Weiche. Und, ach ja – das mit der blonden Claudia aus dem Nachbarhaus hat dann leider nicht geklappt.

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Forum
  1. Profile Photo
    Tyrell RED 1

    Lieber Dirk, nochmals vielen Dank für Deinen Input und Dir lieber Matthias, für die umfangreiche Recherche und Ausarbeitung. Ein weiterer Meilenstein unserer Making-Of-Serie!

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      0gravity

      @Tyrell Ja, diese Making-Of Serie ist wirklich ganz großes Kino.
      Und hier noch ergänzt durch Zeitzeugen. Thumbs up.

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    jaxson

    Die Titelmelodie von „Kennzeichen D“ ist das Lied „Waiting“ von Santana… keine Ahnung was Kraftwerk damit zutun haben soll…

    • Profile Photo
      Dirk Matten RED

      @jaxson Beim Start dieser Sendereihe wurde Ruckzuck von der deutschen Elektronikband Kraftwerk aus deren gleichnamigem Album als Titelmusik gewählt. Insbesondere der stakkatoartige elektronische Klang der Musik und der mechanisierte Druckherstellungsprozess von Nationalitätskennzeichenaufklebern ergaben einen für die damalige Zeit eindrucksvollen Vor-/Abspann. Im weiteren Verlauf der Sendereihe wurde im Prozess von Relauncharbeiten Waiting der Band Santana als Titelmusik ausgewählt.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Kennzeichen_D_(Fernsehsendung)

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      Tyrell RED 1

      @jaxson Beim Start der Serie 1971, wurde Kraftwerk verwendet. Erst später wechselte man zu dem Stück von Santana.

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      m.steinwachs RED

      @jaxson Als Kennzeichen D 1971 startete, war Ruckzuck von Kraftwerk die Erkennungsmelodie. Santana kam danach.

      „Beim Start dieser Sendereihe wurde Ruckzuck von der deutschen Elektronikband Kraftwerk aus deren gleichnamigem Album als Titelmusik gewählt. Insbesondere der stakkatoartige elektronische Klang der Musik und der mechanisierte Druckherstellungsprozess von Nationalitätskennzeichenaufklebern ergaben einen für die damalige Zeit eindrucksvollen Vor-/Abspann. Im weiteren Verlauf der Sendereihe wurde im Prozess von Relauncharbeiten Waiting der Band Santana als Titelmusik ausgewählt.“

      (Da waren Dirk und Peter schneller :-) )

  3. Profile Photo
    Filterspiel AHU

    „die ersten suchenden Schritte von zwei Musikern, die eventuell aus den Zwängen ausbrechen würden, die ihnen durch unstrukturierte improvisierte Musik auferlegt wurden.“

    Eventually meint im englischen „schlussendlich / irgendwann“ im deutschen eher „möglicherweise“. Ich gehe davon aus, dass das Zitat im Original dem englischen entstammt?

    Klasse making off!

    • Profile Photo
      m.steinwachs RED

      @Filterspiel Pascal Bussy ist gebürtiger Franzose und hat diverse Bücher über Kraftwerk, aber auch über Can oder John Coltrane geschrieben. Da er auch für Island Records und Warner tätig war, nehme ich mal an, dass seine Bücher im Original wohl vermutlich auf Englisch erschienen sind; zumindest die Kraftwerk-Bücher erschienen bei Bosworth in London. Insofern: Ja, vermutlich eine schlampige Übersetzung. Ich hatte das Zitat nur auf Deutsch gefunden.

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        Dirk Matten RED

        @m.steinwachs Bussy hatte mich mal angerufen und wollte mir Löcher in den Bauch fragen. Ich hab’s mit der Begründung „Geschäftsgeheimnis“ abgelehnt. Das war die Verabredung zwischen Florian Schneider und mir beim ersten Zusammentreffen.

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          nativeVS AHU

          @Dirk Matten Schade, dass wir demnach auch nie etwas darueber in der angedrohten Autobiographie darueber lesen werden koennen.

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            Dirk Matten RED

            @nativeVS Für Ralf Hütter ist das Werk entscheidend, die Personen und alles weitere treten da naturgemäß ein paar Schritte zurück. Das gehört zum künstlerischen Grundverständnis zu Kraftwerk. Einverstanden?

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        AMAZONA Archiv

        @m.steinwachs Ja, leider in schlechtem Englisch — wenn ein Franzose Englisch schreibt, neigt er zu unnötigen Manierismen, die sich auf Dauer recht mühselig lesen. Besser wäre es gewesen, er hätte auf Französisch geschrieben und man hätte anschließend den Originaltext in alle möglichen Sprachen übersetzt.

        Die deutsche Variante seines Buches wurde von Ingeborg Schober übersetzt — leider ebenso holprig, wie die Vorlage geschrieben ist.

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    liquid orange AHU

    Danke für den sehr interessanten Artikel! Ich finde nicht, dass Autobahn heute „nett und belanglos“ klingt, sondern nach wie vor zum genauen zuhören auffordert. Da steckt doch sehr viel mehr drin als man erst meint…

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      m.steinwachs RED

      @liquid orange Das finde ich ebenfalls nicht. Ich meinte das auch eher in den Ohren jüngerer Radiohörer, die die Vorgeschichte und die Bedeutung dieses Tracks nicht kennen und nicht wissen, wie bahnbrechend er war. Autobahn hat ja vieles vorweg genommen, das später selbstverständlich wurde.

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    AMAZONA Archiv

    „[…] Der ARP Odyssey, der auf einem Mitschnitt eines „Autobahn Midnight Special“ zu sehen ist, der 1975 im US-Fernsehen produziert wurde, kam erst später dazu. […]“

    Dafür würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen — es gibt auf dem Titelstück einige Melodielinien, die klanglich eigentlich nur zum (weißen) ARP Odyssey passen.

    Da ich aber nicht dabei war — was weiß ich schon?

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      Dirk Matten RED

      Der ARP Odyssey von Conny Plank und der von Florian Schneider wurden auf meine Vermittlung hin erst nach der Fertigstellung des Titelstücks angeschafft.

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        Sven Blau AHU

        @Dirk Matten Aber vielleicht wurde er ja auf Kometenmelodie 2 eingesetzt? Die schneidende Melodie – das klingt so gar nicht nach Minimoog, irgendwie…

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          Dirk Matten RED

          @Sven Blau Ich schrieb ja, dass der ARP Odyssey nicht auf dem Titelstück Autobahn eingesetzt wurde. Kometenmelodie 2 wurde viel später aufgenommen und zwar in Conny’s Studio. Da steuert Florian Schneider mit seiner Flöte über den von mir gelieferten EMS Pitch-to-Voltage-Converter einen Synthesizer an. Zeitlich käme es hin, dass es der ARP Odyssey von Conny Plank war, den er auf meine Vermittlung direkt vom europäischen Großhändler MCH zum EK bekam. Auf jeden Fall wollte Florian Schneider dann auch einen, den wir dann gemeinsam in seinem Oldtimer Mercedes S-Klasse mit Flachkühler bei der Firma MCH in Bodegraven, Holland, abgeholt haben. Auch zum EK.

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            Sven Blau AHU

            @Dirk Matten Es muss der Odyssey gewesen sein, das Lead klignt so schneidend, wie ein Sync-Sound. Das mit der Flöte und dem Pitch to Cv war mir auch neu, macht aber Sinn. Ich bin bisher immer von einem Layer-Sound ausgegangen. Also ein Layer Flötenspiel und ein Layer Odyssey.

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    Flowwater AHU

    »Autobahn«, meine musikalische Entjungferung im Alter von ca. 12 Jahren, zusammen mit Mike Oldfield »Tubular Bells« und Jean-Michel Jarre »Oxygene« sowie ein klein wenig später noch Tangerine Dream »Rubycon«. Meine Transformation zum merkwürdigen Nerd hat dann »Die Mensch-Maschine« eingeleitet. Aber erst Klaus Schulze »Trancefer« – das ich bis heute für eines der großartigsten Elektronik-Alben überhaupt halte – hat mich zum glühenden Synth-Nerd werden lassen. Boa, war DAS Konzert geil!

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    toneup RED

    Wenn man das Buch von Wolfgang Flür liest, gewinnt man den Eindruck, das Conny Plank Autobahn nicht nur mit seinem mobilen Studio im Hof des Kling Klang aufgenommen hat, sondern auch maßgeblich am Sound Design beteiligt war. Dafür wurde er pauschal (bescheiden) entlohnt und war finanziell nicht am Erfolg beteiligt, ein Umstand mit dem er lt. Aussagen seiner Witwe durchaus gehadert hat. Da ging es aber weniger uns Geld, eher um Zwischenmenschliches . Überhaupt gewinnt man bei Lektüre von Flürs Buch den Eindruck, das der Umgang mit ehemaligen Mitarbeitern nicht der beste gewesen sein soll, besonders in Punkto Wertschätzung von eingebrachten Leistungen. Flür beschreibt zum Beispiel, dass er nach der Trennung von der Band draufgekommen ist, das Schneider das Drumpad, an dessen Design er massgeblich beteiligt war, ohne sein Wissen in den USA zum Patent angemeldet hatte. Nachdem einige Passagen des Buches aufgrund von Rechtsstreitigkeiten mit Hütter/Schneider entfernt wurden, diese aber geblieben ist, könnte da ja was dran sein. Schade eigentlich.

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      Dirk Matten RED

      @toneup Aus dem Nähkästchen, bin Zeitzeuge.
      Sämtliche Passagen vom Titelstück Autobahn wurden (ohne Wissen Dritter) in monatelangen Arbeitsschritten komponiert, klanglich definiert und eingeprobt, sodass Plank lediglich als fürstlich bezahlter Toningenieur (rund DM 13.000) in seinem Volvo Kombi sitzend das dann aufnahm, was Ralf Hütter und Florian Schneider im Studio einspielten. Von einer Produzententätigkeit oder Bezahlung jenseits des vorher verabredeten Betrages war nie die Rede. Nachdem sich Ralf Hütter und Florian von Conny Plank bei den Verhandlungen mit der Plattenfirma zum Album Ralf & Florian getäuscht sahen, sie aber seine tontechnischen Fähigkeiten schätzten, war Conny Plank für sie als Produzent nicht mehr tragbar. Ich wurde von Plank of auf Ralf Hütter und Florian angesprochen, wie es denen denn so gehe und was sie momentan machte, mir gegenüber hatte er sich nie über die Situation beschwert. Das Prinzip der manuellen Spielbarkeit der Rhythmusgeräte per Drahtverbindung war die Idee von Florian Schneider, außerdem muss es wohl zwei Ausführungen der Drumpads gegeben haben. Eins davon hat Wolfgang Flür sicherlich gebaut. Es gibt interne Informationen, nach denen Wolfgang Flür das Vertrauen gegenüber Ralf Hütter und Florian Schneider mehrmals maßgeblich verletzt hat, da ist für mich eine gewisse Zurückhaltung ihm gegenüber mehr als verständlich. Das Skript der ersten Ausgabe des Buches wurde Ralf Hütter von Wolfgang Flür für einen namhaften Geldbetrag exklusiv angeboten. Auch verständlich, dass er nicht darauf einging und rechtliche Schritte einleitete.

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        toneup RED

        @Dirk Matten Danke für die ausführliche Information, für mich ein Erkenntnisgewinn. Ich kannte nur die Schilderung von Herrn Flür aus seinem Buch. Da ich es erst vor einigen Wochen als Sommerlektüre gelesen habe, ist mir der Inhalt noch frisch im Gedächtnis. Ich formuliere es einmal so – Herr Flür hat wohl einige Kränkungen im Zusammenhang mit Kraftwerk abbekommen, zumindest ist da ein permanenter Unterton in diese Richtung herauslesbar. All das ändert aber nichts an meiner persönlichen Wertschätzung der Arbeit von Hütter, Schneider und vor allem Conny Plank , von ihm und seinen Produktionen und seinem Motto „mein Instrument ist das Tonstudio“.

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          Dirk Matten RED

          @toneup Er gibt sich gekränkt, um seine durchaus bescheidene Position als Studio-/Liveschlagzeuger, Möbelschreiner und Fahrer bei Kraftwerk aufzuwerten. Er konnte das Timing nicht halten, bei den Studioaufnahmen bedeutet das eine Vielzahl von neuen Parts, die immer wieder neu aufgenommen werden mussten (Trans Europ Express), was dazu führte, dass Ralf Hütter bei uns eine Schaltmatrx (Triggersummer) als Ergänzung zum Synthanorma Sequenzer in Auftrag gab. Florian Schneider zu mir: „Der Rhythmus muss stabilisiert werden.“ Iive war diese nicht angeschlossen, Wolfgang Flür wirkte dann quasi als Schauspieler, der mit kompetentem Gesichtsausdruck die Schalter umlegte. Irgendwann hatten sich seine Aufgaben erledigt, er wurde dann nicht mehr engagiert.

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    Anthony Rother AHU

    Vielen Dank für den tollen Artikel.

    Für mich ging’s als 10 Jähriger mit einer Kassettenaufnahme vom Album „Computerwelt“ los.

    Bis Anfang der 90er waren Kraftwerk für mich ein großes Geheimnis und Informationen so gut wie keine zu bekommen.
    Erst mit dem aufkommen des Internets habe ich mehr über Kraftwerk erfahren können.

    Einen ausführlichen Artikel zum Album „Electric Cafe“ würde ich mir wünschen.

    Aus nostalgischen Gründen verzichte ich auf die Bezeichnung „Techno Pop“.

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    AMAZONA Archiv

    Ich erinnere mich an den brütend heißen Sommer 1975, als die „Autobahn“-Single nebst „Kometenmelodie 2“ im Radio rauf und runter dudelte. Ich war drei, und die Musik und das Surren des Ventilators, der zur Kühlung in meinem Zimmer stand, waren der Soundtrack zum Dahindösen in sommerlicher Hitze.

    „Autobahn“ in voller Länge (ich wußte ja nicht, daß eine ganze Schallplatte so heißt) hörte ich zum ersten Mal in Berlin-Wilmersdorf, und wie es der Zufall (?) so wollte, auf der Düsseldorfer Straße. Das war im Sommer 1978.

    Ein Kunstlehrer bei uns an der Schule hatte bei Beuys studiert, und als er 1983 („Tour de France“-SIngle) mitbekam, daß ich Kraftwerk hörte, erzählte er mir, daß er einen aus dem Kraftwerk-Umfeld kenne, weil er mit ihm zusammen studiert hatte: Emil Schult.

    Hat eigentlich gestern irgendwer dem Onkel Ralf zum 75. herzliche Geburtstagsgrüße ausgerichtet?

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        AMAZONA Archiv

        @Dirk Matten Uh, Glück gehabt.

        Ich dachte schon, ich hätte es verpennt.

        Aber trotzdem schon jetzt gute Gesundheit und noch manch glückliche Wiederkehr gewünscht.

  10. Profile Photo
    toneup RED

    Auch von meiner Seite vielen Dank für den ausführlichen Artikel und auch nochmals Danke für die Insider-Informationen von Herrn Matten – immer lesenswert. Wenn ich mir jetzt auch noch etwas wünschen dürfte, wäre es ein Artikel über Conny Plank.

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      liquid orange AHU

      @toneup In den Krautrock-Artikeln in den letzten eclipsed – ich meine es waren 6 Artikel – sind ein einige Infos zu Conny Plank.

  11. Profile Photo
    0gravity

    @M.Steinwach, vielen Dank für den sehr interessanten Bericht.
    Von mir aus könnte hier auch die Entstehung der weiteren Kraftwerk Alben so ausführlich besprochen werden.

  12. Profile Photo
    hubschat

    Siehe auch die Referenz zu Kraftwerk bei „The Big Lebowski“, als der Dude bei Maude Lebowski die LP „Nagelbett“ der Gruppe „Autobahn“ findet (3 Typen in Mensch-Maschine-Aufmachung)

  13. Profile Photo
    Sven Blau AHU

    Ein Leben ohne „Autobahn“ kann ich mir gar nicht vorstellen – das Stück ist in sich so geschlossen, einfach perfekt. Am besten gefallen mir immer noch die Passagen mit Querflöte und Gitarre, das gibt dem ganzen so eine schöne melancholische Leichtigkeit.

  14. Profile Photo
    DieDolle

    Würde mich über eine umfangreiche Bio des Herrn Matten sehr freuen (was man da wohl alles erfahren könnte:-!!) kaufe das dicke Buch sofort wenn es dann bald verfügbar ist…….100%!!!

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      Dirk Matten RED

      @DieDolle Ich bin doch da, außerdem gibt es gibt meine Homepage und meinen Facebook-Auftritt. Alles Weitere würde gegen das Prinzip der Vertraulichkeit verstoßen.

  15. Profile Photo
    Organist007 AHU

    Vielen Dank für diesen Super-Artikel !

    Die frühen Kraftwerk (prä Autobahn) werden aber zu Unecht verschmäht.
    Klingt heute wieder beinahe zeitlos !

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      m.steinwachs RED

      @Organist007 Die frühen Kraftwerk-Jahre werden ja auch nicht unbedingt offiziell verschmäht. Es war/ist ja Kraftwerk selber, die davon nichts mehr wissen wollen und die die alten Sachen dann auch nie neu aufgelegt haben (etwa als CD oder als Remaster) und danach auch nie wieder live gespielt hatten. Daher sind die einfach nicht mehr so präsent.

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        Dirk Matten RED

        @m.steinwachs Die Electropop-Phase von Kraftwerk beginnt mit Autobahn, Ralf Hütter bezeichnet die ersten 3 Alben als eine Art „Skizzenbuch“. Mir gegenüber hat er mehrmals erwähnt, dass diese in klanglich überarbeiteter Form inkl. zusätzlichem Bildmaterail vorliegen und er sie irgendwann als Doppelalbum veröffentlichen wird. Ihm fehlt lediglich ein angemessener Anlass.

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      Sven Blau AHU

      @Organist007 1975. Er kam als zusätzlicher Schlagwerker für die anstehende USA-Tournee ins Boot. Im Gegensatz zu Wolfgang Flür ist Karl Bartos ausgebildeter Musiker.

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          DANIEL FISCH

          @Organist007 Stimmt. Und „Communication“ von 2003 finde ich mindestens genau so gelungen. Hoffe dass er noch ein Album auf dem Niveau herausbringt. Von Kraftwerk erwarte ich kein neues Material mehr. Ralf sagt zwar seit etwa 10 Jahren dass sie unentwegt an neuen Liedern arbeiten, aber meine Hoffnung tendiert inzwischen gegen null… [Seufz]

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    Jakspin

    Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel. Zur erwähnten Literatur würd ich noch Karl Bartos Buch nennen. „Der Klang der Maschine“ ist großartig.

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      Dirk Matten RED

      @Jakspin Wer etwas über die Person Karl Bartos erfahren möchte, mag sich das Buch zulegen. Wer mehr über Kraftwerk erfahren möchte – und ich vermute einmal, dass das der Großteil der Leser ist – wird eher mit Belanglosigkeiten abgespeist. Interessent wäre vor allen Dingen gewesen, mehr über den tatsächlichen Trennungsgrund zu lesen, aber das passt dann wohl nicht in die Schönfärberei rein und das juristische Lektorat hat offenbar ein Veto eingelegt. Dass er, so wie mir von beteiligten Personen unanhängig von einander mitgeteilt wurde, Ralf Hütter vorschlug, dessen langjährigen Partner Florian Schneider rauszuwerfen, um seinen Platz einzunehmen, ist sicherlich nichts, womit man beim Leser groß punkten kann. Wie das genau mit dem von ihm eingebrachten Hindemith Thema für Tour de France war, was Hütter und Schneider nachträglich einen beträchtlichen finanziellen Schaden einbrachte, wäre sicherlich auch einen Abschnitt wert gewesen. Ich vermute, obwohl er bei Kraftwerk war, das künstlerische Konzept jedoch nie verstanden hat, so ist ja auch sein Buch zu bewerten. Eben ein Buch voller Belanglosigkeiten.

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        DANIEL FISCH

        @Dirk Matten Danke für die Insider-Infos. Ich finde Karls Soloalben und sein Input bei KW gut und hatte daher auch sein Buch gelesen und konnte seine angegebenen Beweggründe, KW zu verlassen, nachvollziehen. Ich bin schon etwas enttäuscht wenn sein Verhalten Florian gegenüber der Realität entspricht. In Interviews kam Karl immer sehr angenehm rüber. Natürlich bekommt ein gewöhnlicher Fan keinen Einblick in die tatsächlichen Geschehnisse – besonders nicht bei einer Band wie KW, die so gut wie keinen Blick hinter die Kulissen zulässt. Es gab ja schon genügend Rechtsstreitigkeiten, als Flür sein Buch rausbrachte…

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          Dirk Matten RED

          @DANIEL FISCH Karl Bartos hat Kraftwerk nicht freiwillig verlassen, er ist rausgeflogen. Eigentlich ist er eine tragische Person, die meinte, Florian Schneider ersetzen zu können. Wir dumm muss man sein, das im Beisein von Ralf Hütter und Florian Schneider vorzubringen. Den Floh hat ihn mutmaßlich Emil Schult ins Ohr gesetzt. Dafür spricht, dass Florian Schneider mir einmal sagte: „Wenn Emil vorne reinkommt, gehe ich hinten raus.“

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            DANIEL FISCH

            @Dirk Matten Ja, das zeugt in der Tat von Selbstüberschätzung. So ein Plan hätte höchstens dann funktioniert, wenn Ralf und Florian nicht mehr miteinander gekonnt hätten, aus persönlichen oder musikalischen Gründen. Der Schuss ging ja dann nach hinten los für Karl. Interessant einen Blick in die MenschMaschine werfen zu können.

  17. Profile Photo
    Son of MooG AHU

    Ich hatte mir das blaue Doppel-Album gekauft, auf dem ‚Autobahn‘ und ‚Kometenmelodie 2‘ drauf sind, zusammen mit ‚Vom Himmel hoch‘, ‚Stratovarius‘ und ‚Ruckzuck‘ vom ersten Album sowie ‚Kling Klang‘ und ‚Wellenlänge‘ vom zweiten. Dabei gefielen mir von Anfang an die früheren Stücke weitaus besser und nach ‚Radioaktivität‘ und ‚Trans Europa Express‘ bin ich vollends zu Tangerine Dream geschwenkt…

  18. Profile Photo
    TobyB RED

    Super Artikel. Kraftwerk ob man sie nun mag oder nicht, haben in der internationalen Musik, Pop und Co. Meilensteine gesetzt und neue Wege eröffnet. Das muss man einfach so sehen. Ohne Kraftwerk hätte Sheffield, Manchester anders geklungen. Hip Hop und Electro stünden immer noch bei Funky Breaks und I said a hippedihopp, dont stop. Ich bin nicht der allergrösste Fan. Aber ohne Kraftwerk und deren Inspiration, würde mir musikalisch eine Farbe fehlen.

  19. Profile Photo
    AMAZONA Archiv

    Beim Durchlesen gerade noch aufgefallen:

    „[…] Die beiden Tracks waren bereits 1973 schon einmal als Single unter dem Namen „Kohoutek – Kometenmelodie“ veröffentlicht worden. […]“

    Das stimmt so nicht — die Kohoutek-Single reißt zwar das „Kometenmelodie“-Thema an, klingt aber ganz anders und hat mit der Fassung auf der 1975er Singleauskopplung der „Kometenmelodie“ (bzw. den gleichnamigen Stücken auf der LP) nicht viel gemeinsam.

    Die Kohoutek-Single wirkt eher wie ein improvisierter Schnellschuß, eine Verlegenheitslösung, um noch eben auf den damaligen Kometenhype aufzuspringen, wobei die Albumfassung klingt, als hätten sich die Macher nochmal hingesetzt und sich überlegt, wie man es dieses Mal richtig angehen könnte.

    Die Musik von TD und Schulze wurde damals auch alle naselang in diesem Zusammenhang verwendet — war halt neu und fremdartig und irgendwie „ko(s)misch“.

  20. Profile Photo
    MC 500

    In diesem Zusammenhang ist es vielleicht von Interesse, das in den USA damals eine quadrofonische 8-Track Kassette von „Autobahn“ angeboten wurde. Der 4-kanalige Quadro-Mix soll wohl auch von Conny Plank erstellt worden sein und nicht mit der 2-kanaligen Stereoversion identisch sein.

  21. Profile Photo
    Tai AHU

    Mir gefällt Autobahn. Der Song, nicht das Album. Die anderen Songs höre ich nicht mehr. Aber Autobahn war ein entscheidender Schritt. Hin zur Mensch Maschine und Computerwelt. Da hat die Gruppe das Maximum erreicht. Bei TEE und Radioaktivität sind sie auf dem Weg.

  22. Profile Photo
    Aljen AHU

    Beim wiederholten lesen des Artikels fällt mir eine Kleinigkeit ein:

    Was waren das 2021 noch für schöne Zeiten, als man einen alten Artikel wörtlich zitieren durfte, wo Walter Walter hieß und noch nicht Wendy, ohne dass gleich (rein zufällig) selbsternannte Selbstjustiziäristinn#*3NN auftauchten u unter vorgehaltener Zwille die Redakteure nötigten, die Geschichte zu verfälschen.

    Nur mal so.

    Zum Bedenken, wie schnell Ungutes passieren kann.

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