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Making of: The Cure, Disintegration (1989)

Spiderman is having you for dinner tonight!

18. April 2021

Making of The Cure Disintegration Recording und Equipment

Da war ein Mann. Er sah aus wie eine Krähe. Ein Mann, der jammerte. Viel und ungehemmt, auf seinen Platten, vor der Welt. Beuteschema Melancholie: Da nahm jemand das Gefühl der Pumpkins vorweg. Der Mann, der aussah wie eine Krähe, sang von Spinnen. Und der Mann, der von Spinnen sang, beeinflusste eine ganze Generation des Alternative Rock. Und des Shoegaze. Und des Gothic Rock. Dreamwave. Und so weiter.

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Es gibt diese in Stein gemeißelten Formeln, die bringen hier und da großen Songs hervor. Catchy. Dynamisch. Bevor es zu Disintegration kam, übte sich Robert Smith im Aufsagen besagter Formeln. Dann aber schloss er einen Teil von sich weg, in einem Keller namens Disintegration. Das Nette: Er gab uns allen den Schlüssel zu besagtem Keller. Und sah uns dabei zu, wie wir hinabstiegen und dann selbst einen kleinen Teil von uns dort zurückließen.

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Gleich vorweg: ich lernte The Cure spät schätzen. Mein Interesse an eingängigen Songs war nicht sonderlich ausgeprägt. Und ich mochte Smiths Stimme lange nicht. Zuviel Entbehrung, zu viel Glorie, zu oft „I“ in den Texten. Aber das ist okay. Mit Disintegration änderte sich das. Und ich verstand, warum Trent Reznor, Warpaint, Arcade Fire und so viele anderen diese Innigkeit mit dem Album verbinden. Es ist ein zäher Wams von einem Album, ein Beet im Herbst, eine Ode an die Unzufriedenheit. Viele finden Disintegration verzweifelt. Ich nicht. Dafür holt Robert einen zu oft ab. Ist ein bisschen wie mit Tagebuchschreiben: manchmal enden die Einträge mit „I can’t do this anymore.“ Das hier jedoch ist: „Looks like rain. Read you tomorrow.“

Robert Smith, Lol Tulhurst – The Cure im Umbruch

1986. Los Angeles. The Cure waren auf ihrer USA-Tour, um die Songs ihrer Platte „The Head on the door“ zu promoten. Es war die Post-Breakup-Phase, als man sich als Band wieder gefunden hatte. The Happy Sad – die Songs auf der Platte waren beflügelt. Akustische Befreiungsschläge, Musik als Selbstzweck, weniger als Ventil. Das war ein Stück weit nachvollziehbar. Das Tal, das man vorher durchschritten hatte, hörte auf den Namen Pornography (1982), ein pompöser Jung’sche Blick in den Spiegel. Me and I and Me and I and…Selbstpersiflage, ein Stück weit. Das war zu viel, zu dicht und zu aufwendig arrangiert, um die trostlose Message glaubhaft zu transportieren. Also ließ man das Kind zum Spielen raus, es wühlte im Dreck und kam mit Gold und Platin zurück.

Bis im Juli ’86, im Forum auf Manchester Blvd, ein Kerl mit einem Messer auf die Bühne stieg.

Es ging um ein Mädchen namens Andrea. Der Schmerz reichte tief, Wunden wurden zugefügt, auf der Bühne. Der Mann stach sich in die Brust, verfehlte sein Herz nur knapp. Am Ende rang ihn die Security nieder, aber man kommt nicht umhin, zu denken, dass der Anblick die eine oder andere Saat in Roberts Kopf gelegt haben könnte. Vielleicht geht das zu weit. Vielleicht war und ist dieses Ereignis für Robert nur eine bedeutungslose Fußnote. Vielleicht dämmte das Ereignis aber etwas. Karriereschleife – am Ende steht man plötzlich im Schatten des ersten, monumentalen Baumes, den man gepflanzt hat – Pornography.

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Die Frage bleibt: Was passiert, wenn Musiker die Lust an der eigenen Musik verlieren?

Experimente. For this record we deicided to try something new…we tried to find out what the band is really about…after the last record we kind of felt burnt out. Als The Cure dieses Gefühl einholten, füllten sie gerade Stadien. Die Welt sagt dir, du bist ein Genie. Ja, mag sein, ein paar machen sich lustig, denn du verkaufst Selbstmitleid als Ode und bist ein Typ, der Cajal aufträgt. Aber fuck me, die Songs gehen ins Ohr. Und die Platten verkaufen sich. Oder? Läuft. Ich bin Robert Smith. Im Tourbus schaust du dann auf deine Diskographie und merkst: Da klafft was, da fehlt was,  und ich habe Angst, dass ich es niemals füllen werde. Plötzlich ist da diese Angst. Was, wenn sie etwas ganz anderes in meiner Musik sehen als ich selbst? Was, wenn ich mein eigenes Relief nicht wiedererkennen würde, sollte ich es durch die Augen von jemand anderem sehen?

„Nennt mich Ismael.“ So beginnt der Roman Moby Dick von Herman Melville. Man kommt nicht umhin, die Parallelen zwischen Ismael und Rob zu bemerken. Beide kränkeln an Melancholie, potenziert durch die Privilegien, derer man sich im eigenen Leben ausgeliefert sieht. Der eine fährt auf hohe See, um als Matrose der Melancholie des seelenfressenden Goldkäfigs zu entkommen und trifft dort auf den Weißen Wal, das letzte Symbol. Der andere zieht nach West London und sucht seinen persönlichen Weißen Wal mithilfe seiner Jugendliebe und LSD, einer schrecklichen Depression anheim gefallen und völlig durcheinander geworfen durch die die Stimme im Hinterkopf, die einem sagt, dass man eben kein Genie ist, dass das alles keinen Sinn macht und dass es mit 30 zu spät ist für ein Magnum Opus.

The Cure Distintegrate – Gothic, Shoegaze & Alternative

Robert Smith hates. Was genau, fragt ihr? Von Duran Duran über REM bis zu Simple Minds alle Bands, die im Fährwasser des aufrichtigen Pop Rock trieben und den Sprung von den 80er in die 90er einigermaßen würdevoll über die Bühne gebracht hatten. Diese allgegenwärtige Abneigung war es auch, die ein tiefes Band zum Gründungsmitglied Laurence „Lol“ Tolhurst schlug. Man sonnte sich im misanthropischen Schwarzlicht, oft gemeinsam.

Muss also extrem unangenehm gewesen sein, so jemanden aus der Band zu schmeißen. Nichts anderes war passiert: Tolhurst war auf der Tour 1987 so besoffen gewesen, dass er einen großen Teil der Zeit einfach am Keyboard hing und einfachste Akkordwechsel verfehlte. Es wurde toxisch. Die anderen Bandmitglieder waren genervt, so genervt, dass sie Lol spüren ließen, was man von seinem Verhalten hielt. Was wiederum den Konsum verstärkte. Was dafür sorgte, dass sich die Live-Aussetzer häuften. Am Ende ersetzte ihn Tour-Keyboarder Roger O’Donnell vollständig, aber das kam nach den Aufnahmen zu Disintegrate – der Reihe nach.

Alles kippte gewissermaßen: die Stadien waren voll, aber Robert fühlte sich irrelevanter denn je. Ein langjähriger Freund verwandelte sich zunehmend in eine Schattengestalt, sein LSD-Konsum half nicht gerade mit der Depression, und in seinem Kopf hing die ganze Zeit dieses Diktum wie eine graue Wolke über die Erfolge der letzten Jahre: Back to Pornography, back to Pornography, back to…und da waren da diese Spinnen. Diese luziden Episoden, diese induzierten Höllentrips – sie ließen Rob auf besagten Keller stoßen.

Zurück zu was also? Zur Traurigkeit? Zur pompösen Ausgestaltung dieser? Erneut? Nein. Rob beschloss, sich Zeit zu lassen. Und das merkt man den Songs an. Sie wirken, als hätten sie bereits Jahre in seinem Unterbewusstsein mariniert. Sie lassen sich Zeit. Bauen sich auf. Sie hetzen keinem Crescendo entgegen, sondern stapeln Schicht auf Schicht auf Schicht, mit einer Finesse, wie es Jahrzehnte später nur der Post Rock hinbekam. Diese hypnotischen Mantras am Bass, diese Stagnation in den Liedern, als würde man mühselig auf einem schwarzen Berg eine schwarze Flagge hissen. Selbst Roberts „Gejammer“ veränderte sich. Es wurde manischer, aber nicht alberner. Der Schmerz, den The Cure verkörperten, hatte sich nie echter angefühlt.

Making of the The Cure album – Disintegration

Es gibt zwei Versionen darüber, wie die Entstehung von Disintegrate ablief. Robert Smiths Version.

Und da ist die von Roger O’Donnell.

Der eine sinnierte von der dunklen Blase, die man schuf, um der Atmosphäre der 32, von sich selbst Großteils im Alleingang vorkomponierten Tracks gerecht zu werden. Der andere erzählt von einer lockeren, bisweilen sogar fröhlichen Atmosphäre. Roger beschrieb die Stimmung vor Ort ungefähr so:

„Ich erinnere mich sehr deutlich daran, gelacht und Blödsinn gemacht zu haben im Kontrollraum, während Robert „Disintegration“ einsang. Als es dann daran ging, sich den Kram anzuhören, war wieder ernste Miene gesagt. Ich bin nicht sicher, wie er das gemacht hat, ehrlich gesagt. Zu keinem Zeitpunkt war die Atmosphäre wirklich ernst im Studio und wenn man sich das Album anhört, könnte man meinen, wir saßen alle beisammen und haben uns unsere Pulsadern aufgeschnitten, während Kerzen im Raum standen und Ketten von der Decke hingen.

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Klingt das glaubwürdig? Irgendwie schon. Zumindest steht es zum krassen Widerspruch zu Robert Smiths Darstellung. Für Robert Smith waren die Aufnahmen eine persönlichere Angelegenheit als zuvor. Er hatte die Songs im luziden Alleingang in seiner Londoner Wohnung geschrieben und sich in den Kopf gesetzt, die Essenz von Pornography in ein reiferes Gerüst zu überführen. Roger und die anderen waren sich dessen nicht bewusst („Für uns war das einfach die nächste Cure-Platte“ – O-Ton O’Donnell). Für sie war die Stimmung der Pre-Production-Phase, als man die 32 Songs in Devon aufgenommen hatte, ein ungefähres Stimmungsbarometer für das, was für die Aufnahmen zu erwarten war. Vielleicht wollte Robert bewusst dagegen halten. Insofern scheinen beide Parteien in ihrer Wahrnehmung gewissermaßen entkoppelt voneinander gewesen zu sein. Robert Smith meinte hierzu Jahre später:

Ich verhielt mich wie ein Mönch, sprach mit niemandem. Das war ein wenig eingebildet, im Nachhinein betrachtet. Aber ich wollte eine etwas unangenehme Atmosphäre schaffen.

Musikalisch zog man nichtsdestotrotz an einem Strang. Man besann sich auf die atmosphärische Essenz der Ursprünge und entschied sich für die Aufnahmen in den Hookend Recording Studios in Oxfordshire. Wer sich verregnete, tiefgrüne, englische Landschaften vorstellt, liegt richtig. Es handelt sich um ein Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert, das zum Studio umgebaut worden war. Es war kalt, ungemütlich und ein klarer Kontrast zu der glamourösen Welt, die The Cure bewusst hinter sich lassen wollten. Es gab Brände in Roberts Zimmer, die fast seine Lyrics-Zettel verzehrt hatten. Es gab Streitereien. Und Stunden des Schweigens.

The Cure Disintegration – Equipment beim Recording

Über das Equipment, das während den Aufnahmen zu Disintegrate zum Einsatz kam, gibt es widersprüchliche Angaben. Speziell zu Robert Smith’s Gitarren und Amps gibt es zum Teil sich widersprechende Quellen. Beispielsweise hält sich hartnäckig die Behauptung, der für den Shoegaze Sound so wichtige Roland JC sei bei dem Album zum Einsatz gekommen. Doch die letzte, wirklich dokumentierte Nutzung des Roland JC-120 auf Roberts Seite ist die zu „Seventeen Seconds“ bei der Aufnahme des Songs „A Forest“.

Stattdessen kam auf Gitarrenseite tatsächlich ein Ampeg Combo SVT112 zum Einsatz sowie ein Marshall Bluesbreaker Combo. Auch auf einen Vox AC30 soll Robert im beschaulichen Oxfordshire zurückgegriffen haben. Seine in den 80ern reichlich ausgewachsene Gitarrensammlung ist ebenfalls oftmals dokumentiert worden, aber es gibt unterschiedliche Angaben dazu, was bei welchen Songs zum Einsatz kam. Was sich sagen lässt: Sowohl eine Gibson SG als auch eine Fender Jazzmaster nutzte Robert häufig, aber was auch bei Aufnahmen zum Einsatz kam: Eine Gretsch Tennesse Rose, National Gitarren sowie akustische Gitarren von Takamine und halbakustische Gibsons wie die ES335. Auf „Pictures of You“ kam sogar eine Sitar von Danelectro zum Einsatz. Auch der EHX Electric Mistress war Teil der Aufnahmen. Wer die Platte jedoch kennt, weiß: Der definierende Soundaspekt der Platte ist der Bass. Robert spielte den Fender Bass VI zumeist wie eine Gitarre und garnierte ihn mit Boss-Modulation: raus kam dieser Touch Magie, den die Platte in Sachen Sound zweifelsohne hat. Was man auf der Platte hört, ist in erster Linie auch vor allem eben Robert Smiths. Seine charakteristische, gitarrenartige Spielweise des Fender Bass VI ist allgegenwärtig und Simon Gallup, der auf semiakustische Bässe von Gibson und Fender zurückgriff sowie auf den Aufnahmen Ernie Ball Bässe nutzte, musste bis zu einem gewissen Grad Roberts Vision ein Stück weit weichen – sein Beitrag auf der Platte ist vergleichsweise dünn. Aus Synthesizer-Seite ist gesichert überliefert, das ein polyphoner Solina sowie die High Strings eines Roland JX zum Einsatz kamen.

Was den dünnen Beitrag angeht: Ähnliches gilt für Lol Tolhurst, dessen Alkoholismus bei den Aufnahmen in Oxfordshire ein kritisches Maß erreicht hatte. In Roger O’Donnells Memoiren über die Aufnahmen zu dem Album werden die Details ausgespart, aber anscheinend bekam es der daueralkoholisierte Lol mit übler Schikane zu tun. Für Robert, der mit Disintegration sein musikalisches Denkmal setzen wollte, war sein Verhalten einfach nicht akzeptabel und die Atmosphäre war bisweilen so vergiftet, dass Robert Lols einzigen Beitrag zur Platte – namentlich die Grundlage zu „Homesick“ – beinahe vom Album genommen hätte. Roger musste einen großen Teil seiner Parts neu aufnehmen und im Grunde war Lols Verhalten zu jenem Zeitpunkt der Sargnagel zu seinem Bestehen in der Band. Am Ende hielt nur noch Robert selbst an Lol fest – und das will was heißen. Nach Lols katastrophaler Performance der Disintegration-Setlist in den Rak Studios für erste, ausgewählte Zuhörer schrieb Rob seinem alten Freund einen Brief. Über zwanzig Jahre später erst stieß Lol (vorübergehend) zur Liveband von The Cure zurück.

Disintegration von The Cure – die Songs, das Album

Die erfolgreichste Single der Band ist „Lovesong“. Interessanterweise hatte Simon Gallup die Musik geschrieben, aber Robert hatte den Song lyrisch seiner geliebten Mary gewidmet, der Jugendliebe, die er mit 14 im Theaterunterricht kennengelernt hatte. Interessant auch:

Die Band hasste den Song.

Roger O’Donnells Memoiren zur Entstehung des Albums zeigen Szenen, wo sich wüst beschimpft wurde und die Zukunft des Songs in Frage gestellt wurde. Wurmt es Robert, dass die erfolgreichste Single der Band von Gallup komponiert worden ist? Wenn man ihn selbst fragt: Nein. Er hat sich genug auf die Fahne zu schreiben. Disintegration ist ein unglaubliches Album.

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Es brachte den „Drone“ in den Sound der Band, die Geduld am Klang und nahm diesen hektischen Anspruch heraus, in allem den perfekten Song zu suchen. Es ist ein Album der Pedaleffekte, ohne Frage: vollgepackt mit sirupartigem Chorus und Flanger, unterkühlten Hi-Pass-Reverbs und glockigem Delay, wie beispielsweise bei „Prayers for Rain“. Über „Lovesong“ sagte Robert Smith ganz offen:

„Es dauerte zehn Jahre bis ich den Punkt erreichte, wo ich komfortabel genug in meiner eigenen Haut war, um einen eingängigen Liebessong zu singen.“

Entsprechend stellt der Song auch einen ordentlichen Kontrast zum Rest dar – eine kurze Öffnung, ein Herunterlassen der Defensive und somit ein Schlüsselmoment der Platte. Im unmittelbaren Vergleich dazu wirkt „Plainsong“ wie eine Ode an die innere Erkaltung: Glockenspiel, gefolgt von stolpernden Synthies und Gitarren – ein Midtempo-Gigant, der sich über zwei Minuten Zeit lässt, ehe Robert ans Mikro geht. „Fascination Street“ zieht das Tempo an, fühlt sich an wie eine letzte Fahrt, bleibt aber bei der Formel: Abstraktes Intro, Bass und Synthie legen das melancholische Fundament, und Robert stapelt eine Gitarrenspur auf die nächste, während „Closedown“ eine Selbstgeißelung sondergleichen in einem von Tombs und Fender Bass getragenem Gerüst darstellt. Und „Lullaby“ – vielleicht mein liebster Track der 80er Jahre – hat eine unnachahmliche Stimmung, angesiedelt zwischen bittersüßer Melancholie und zuckenden Auswüchsen, blankem Angstwispern, die abrupt abreißen – Spiderman is having you for dinner tonight.

Die Bedenken der Plattenfirma, das die fast sperrige, geduldige Platte ein Flop sein könnte, waren fehlgeleitet. „Lovesong“ dominierte die Charts in den USA und mit Disintegration schaffte Robert das, was er sich in seinen luziden, psychedelischen Trips versprochen hatte: uns einen seltsamen Keller zu bauen, in dem wir ein Stück von uns unterbringen können. Es ist eine unsagbar intime Platte, an der man immer wieder sein Herz aufs Neue verliert. In diesem Sinne:

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hey Dimi,

    danke für den Artikel! Dieses Album hat mich damals beim Austragen von Werbezetteln in der Nachbarschaft begleitet, machte den Schülerjob erträglicher! Das Intro hat mich immer wieder umgehauen. Vor allem aber „Pictures of you“ blieb mein all time favorite von The Cure, so herrlich melancholisch. Geile Band, cooler Frontman.

    Danke für die Erinnerung!

    • Profilbild
      Dimitri RED

      Hey Marcus

      Gern geschehen. Die Rolle übernahm „Bloody Kisses“ von Type O Negative bei mir – das Austragen von Zeitungen im Winter wird damit für immer verbunden bleiben.

      Die Disintegration erinnert mich persönlich aber auch an eine sehr spezielle Zeit. Wird immer einen „special place“ behalten.

      LG!

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    Atarikid AHU

    Mit 16 von Nürnberg nach München gestoppt (das ging 1989 noch), für 50 Mark die Karte gekauft, Haare noch mit anderen Fans gestylt und los gings… War eins der besten Konzerte meines Lebens. Cure mit ner tollen Besetzung (Tolhurst noch an der Korg M1 Workstation ^^)… Nach dem Konzert vor der Olympiahalle gepennt (war saukalt des Nachts) und dann am nächsten Morgen hochzufrieden wieder Richtung Nürnberg gestoppt… Was für ein Abenteuer…

  3. Profilbild
    teofilo

    7Hier gab es schon einige schöne Artikel zu Platten der 80er. Disintegration war auf meiner Wunschliste – Danke dafür. 1989 war das Ende der „80er“ absehbar (bspw. Stock, Aitken, Waterman und Acid). Und dann kamen hier Songs, die Hoffnung auf neverending 80er machten.
    Ich mochte Cure (in den 80ern) eigentlich, habe es jedoch nicht zugegeben, da ich mit den „Fans“ nichts anfangen konnte. (Aus meiner Sicht hatten DeMo, H17 und HL nicht mit Cure gemein, bis auf „schwarz“;o)
    Lullaby hatte jedoch eine unglaubliche Stimmung, aufgrund dessen ich meine Cure-Phase nachholte, ohne Depressionen;o)
    Ich habe über die Jahre mittlerweile drei Tracks, die „inspiriert von Lullaby“ sind.
    Danke für den Artikel!
    P.S. Es gibt unheimlich viel „depressive“ Musik. The Cure ist für mich „schöne Melancholie“, ohne dass man „depressiv“ sein muss oder wird.

  4. Profilbild
    OscSync AHU

    Danke für diesen Bericht! The Cure haben viele tolle Platten und Songs hervorgebracht, aber Disintegration ist der Monolith, der zeitlos, dunkel und schön in der Brandung die Jahrzehnte überdauert. Der Anfang vom Plainsong hat mich als 12jähriger senkrecht im Bett sitzen lassen und macht mir heute, über 30 Jahre später, immer noch eine Gänsehaut. Das Album ist von vorne bis hinten eine Reise für Ohren und Gefühle, facettenreich und dunkel schillernd, und doch aus einem Guss.

  5. Profilbild
    Sven Blau AHU

    Gehört zu den 10 wichtigsten Platten in meinem Leben..

    Plainsong hat mich schon aus mancher Depression gerissen

  6. Profilbild
    fatzratz AHU

    Respekt! Das ist ja mal ein schön und leidenschaftlich geschriebener Artikel! Die Resonanz der Platte im Autor singt durch den ganzen Text und bringt auch den Leser ins Mitschwingen … das nenn ich mal „vibey“ :)

  7. Profilbild
    illlumen

    Wunderschön geschrieben. Ich kann mit dem filigranen, aber auch teilweise sehr euphorischen Schreibstil einiges anfangen. Passt auch sehr gut zu meiner Beziehung mit The Cure. Hat auch bei mir gedauert (und dauert immer noch), bis ich da einen Zugang finde, der bleibt. Es fühlt sich eher an, als würde ich immer wieder neue Wege finden zur Band und deren einzigartigen Atmosphären. Disintegration (und der schöne Text) erlebe ich da definitiv als Brücken, als Wegbereiter. Danke dafür. An Robert und an Dimi.

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    elbonzoseco

    Sehr schöner Artikel! Ich bin mit dem Wish Album eingestiegen (gehört bei der ersten Freundin :D), aber im Nachhinein hat sich dann auch Disintegration als Favorit herausgestellt. Eine der schönsten Referenzen ist im ersten Antman Film, als plötzlich Plainsong einsetzt:
    https://www.youtube.com/watch?v=-TsqVnyZiHM

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    Mr.Ketoujin

    Ich bin jetzt nicht der größte Experte wenn es um The Cure geht, obwohl ich sie in den 80er durchaus mochte, aber zum Verständis von Desinteration finde ich das „kiss me“ x3 Album nicht unwichtig. Desinteration empfand ich als Gegengewicht zu dieser. Jede für sich sehr konsequent aber sehr unterschiedlich.

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      OscSync AHU

      @Mr.Ketoujin Ein Stückweit sehe ich Kiss Me auch als Hinleitung zu Disintegration. KMx3 wirkte mehr wie ein Sammelsurium teilweise sehr bunter Songs, aber bei einigen einige deutet sich bereits die dunkle Stimmung und Abkehr vom blümeranten Popformat an. „The Kiss“, „Fight“ und „If Only Tonight We Could Sleep“ sind für mich solche Kandidaten.

      Der Disintegration-Nachfolger „Wish“ übernimmt für mein Ohr zum Teil das Disintegration-Format und führt es in einem deutlich rockigeren und erdigeren Format entsprechend des frühen 90er-Zeitgeists weiter.

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        Everpure AHU

        @OscSync Das ist schon ein bisschen lustig: Ich gebe dir recht und habe das gleiche auch beim Lesen des Artikels gedacht. Und gleichzeitig war es für mich immer so, dass auch Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me sehr stringent und „durchkomponiert“ klang. Ich empfand die Wechsel zwischen den poppigen und den düsteren, lärmenden Liedern nie als Brüche. Aber Disintegration kommt definitiv im besten Sinn monolithisch daher. 🖤

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          OscSync AHU

          @Everpure Vielleicht muss ich Kiss me auch einfach mal wieder am Stück hören. Das ist ein Album, bei dem ich selektiv einzelne Songs ansteuere, daher hat sich bei mir nicht unbedingt ein durchkomponierter Eindruck eingestellt. Aber vielleicht tue ich dem Album damit auch unrecht. Das ist mal eine Aufgabe für heute Abend. :-)

  10. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Close to me, lullaby und love song wurden zeitweise derart penetrant auf mtv gesendet das man sich über technotronic regelrecht gefreut hat…

    Ich empfinde frühe Alben wie faith oder das sehr elektronische japanese whispers „echter“.
    Disintegration war zu glatt. Entgegen Roberts Frisur.
    Und irgendwann ist auch das Vogelnest nicht mehr mit dem nötigen Ernst zu betrachten.
    Cave oder Bargeld können doch auch in Würde altern.

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      Everpure AHU

      Naja, ob die Herren Cave oder Bargeld „würdevoller“ altern als der Dicke, ist ja eher eine Frage des Styles. Nick Cave trägt auch seit gefühlt dreißig Jahren den gleichen Anzug und die gleiche Frisur, letztere nur mit wachsenden Geheimratsecken…

      Aber ich finde deine Aussage interessant, dass du Disintegration „zu glatt“ findest. Was genau ist es, das diese Platte glatter macht als zum Beispiel Faith?

      Bin übrigens sehr sehr großer Fan beider Alben und kann mich nicht entscheiden, welches Nummer eins oder zwei ist!

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        AMAZONA Archiv

        @Everpure Hi everpure!
        Ok, der Vergleich mit den obengenannten hinkt. Vielleicht eher Billy Idol); das würde aber dem Genius eines Smith nicht gerecht. Ich kann nur sagen das es mich traurig stimmt Robert Smith so auf der Bühne zu sehen. Er sieht heute wirklich gruselig aus.

        Faith und alle anderen frühen Alben finde ich deeper. Roher. Weniger „Bombast“. Weniger Arena. Weniger dunkler glamour. Nicht so gestylt. Gefühlt einfach echter. Charlotte sometimes oder just one kiss sind dunkle Perlen.
        Smith sagt ja selbst das er nach faith aufhören wollte Texte zu schreiben, er hätte bereits alles gesagt.
        Aber hey, was soll‘s. The Cure haben mein Leben als Hörer und Musiker bereichert, egal welches Album nun besser sein soll als ein anderes. Schwamm drüber.

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          Wer würde mit 60 sein Image ändern, wenn man für die Frisur a la aufgeplatztes Sofakissen und verschmierten Lippenstift bekannt ist?

  11. Profilbild
    ESPenlaub

    In den 80ern war ich Level 42 und Funk Fan. Eine Liebesbeziehung brachte mir dann Anne Clark, Bauhaus und natürlich Cure näher. Daher bis heute meine Lieblingsband. 3 x Live gesehen. Und dann vor ein paar Jahren „Toni Erdmann“ beim Kino unterm Sternenhimmel. Ich war eh schon beeindruckt von diesem Film. Der Film ist zu Ende, der Abspann beginnt und der erste Akkord von Plainsong drückt mich in den Sessel. Ich war völlig geflasht. Draussen, Sternenhimmel, Riesenleinwand und völlig überraschend nach so einem Film: The Cure. Ich habe sogar ne Mail an die Produktionsfirma geschrieben, wie die auf diese Idee kamen. Nix gehört. Egal. Hammer!
    PS: Seit Anfang letzten Jahres als Startseite im Browser Cure/Tourdates. Ausser einem abgesagten Festival wg Corona, keine alleinigen Konzerte mehr………

  12. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Disintegration war für mich eine Offenbarung, ist immer noch eine meiner Lieblingsplatten. Ein Meisterwerk.
    Ach ja, der Vergleich mit Moby Dick ist total falsch, bei Moby Dick gehts um Rache und Besessenheit, dass sind andere Abgründe. ;)

  13. Profilbild
    Killnoizer

    Schon seltsam das man sich so am äußeren eines Künstlers aufhängen kann … Allerdings ist die relativ aktuelle Livepräsenz ( YouTube ) beeindruckend, ich bin Cure Fan seit 1980 und kann mit dem besprochenen Album leider garnichts anfangen , für mich ist spätestens bei Lovecats Schluss mit der Band , aber ein ganzes Konzert aus den letzten fünf Jahren ist absolut großartig.

  14. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    „da nahm jemand das Gefühl der Pumpkins vorweg“

    Ab da hatte ich hatte ich auf nachfolgende Sätze keine Lust mehr. Was denken Strunz, Flasche leer?

  15. Profilbild
    Tai AHU

    Gratuliere Dimitri. Sehr gut geschrieben. Über eine Band, die ich nur einmal gesehen hab (17 Seconds Tour), die mich immer wieder faszinierte, obwohl ich nicht auf Jammerlapps stehe. (Thom Yorke ist auch ne Ausnahme) Er hätte sich in jungen Jahren kein Beispiel an Siouxsie nehmen sollen, die konnte das, er nicht. Smith ist für mich ein prima Beispiel für Style in der Musik und absolut fehlenden Style bei sich selbst. Bei der Rede Hall of Fame werde ich richtig traurig, aber das sehen viele bestimmt nicht so.

  16. Profilbild
    Frank, just Frank

    Sehr schöner Artikel zu einer der wunderbarsten Platten einer großartigen Band. Freu mich jetzt schon wie Bolle, sie im Oktober wieder live zu sehen.

  17. Profilbild
    Tomtom AHU 1

    „Disintegration“ war für mich 1989 eine Offenbarung und wie sich herausstellte, musste sich alles was danach von The Cure kam, mit „Disintegration“ messen lassen. Dieses Jahr feiert das Nachfolgealbum „Wish“ seinen 30. Geburtstag. Auch ein gutes Album, sogar noch erfolgreicher als „Disintegration“, etwas abwechslungsreicher in der Stilistik, für mich kommt es aber an „Disintegration“ nicht heran. Und alles was danach kam, hat mich nur noch mit den Schultern zucken lassen.

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