Goldie
Goldie:
Mein eigenes Album, ich weiß. Ich muss mich dafür entschuldigen, seit SaturnzReturn so viel Zeit verstrichen lassen zu haben, doch ich habe schlimme Zeiten mit meiner Plattenfirma hinter mir. Ich habe den Leuten neues Material vorgespielt und gemerkt, dass sie nicht richtig dahinter standen. Doch das ist es nun mal, was ich mache: sehr, sehr tiefer Drum&Bass. Die Vermarktbarkeit davon interessiert mich nicht. Kommerziell zu sein ist nur insofern interessant, als dass du eine große Anzahl von Leuten erreichst und deine Musik als solche akzeptiert wird. Mir ist eines klar geworden: Timeless und SaturnzReturn sind zwei sehr unterschiedlich Dinge, die aber in direkter Verbindung zueinander stehen. Gemeinsam mit dem dritten Album, das den Arbeitstitel Sonik Terrorism trägt, bilden sie ein Dreieck. Timeless ist ein nach außen gerichtetes Werk. Es handelt von einem Kind, das ins Ghetto gestoßen wurde, und nach und nach realisiert, worum es im Leben überhaupt geht. SaturnzReturn hingegen ist sehr introvertiert, es geht um mich und mein Leben. Das ist wie mit der Wissenschaft: Entweder gehst du mikroskopisch vor oder aber teleskopisch. Wenn du nach innen blickst, wirst du mehr Dinge über dich erfahren, als wenn du die Sterne betrachtest. Doch Leute haben Angst vor der eigenen Tiefe, den eigenen Abgründen. In SaturnzReturn ging es mir darum, mein Schmerz zu erforschen und in den Griff zu bekommen. Mit diesen beiden Alben als Grundlage bin ich nun reif für das dritte Album.
Goldie:
Bereits als ich mit dem Material ins Studio ging, wusste ich, dass es nicht akzeptiert werden würde. Mir war klar, dass man mich dafür ans Kreuz nageln würde. Ich habe mich fast ein wenig wie Jesus gefühlt! Doch es gibt einen Punkt, an dem du merkst, dass du bei einer solchen Reise ins Innere auf dich allein gestellt bist. Leute wollen nicht in die Tiefe gezogen werden, sie müssen immer wieder an die Oberfläche, um nach Luft zu schnappen. Mit SaturnzReturn ist es mir gelungen, ohne Luft zu tauchen. Wäre es nach den Kritikern gegangen, hätte ich Timeless 2 gemacht, dann Timeless 3, Timeless 4… Kritiker sind doch die Sorte Menschen, die über etwas schreiben, weil es außerhalb ihrer Reichweite ist. Drückt jemand aufs Gas und überholt sie, dann schreien sie doch nur, man solle auf sie warten.
Goldie:
Ich bin kein herausragend guter DJ, meine Leistung liegt eher in der Auswahl der Tracks, die ich getroffen habe; und die ist sehr persönlich. Es ist eine Ansammlung kleiner Gedanken und Emotionen von Menschen, die Teil eines großen Ganzen sind. Ich bin lediglich der Künstler, der mit all diesen Farben – Leute aus der Szene, die etwas zu sagen haben – ein großes Gemälde entwirft.
Goldie:
Der Unterschied liegt darin, dass ich mit INCredible Sound of Drum’n’Bass dieses Musikgenre vorstellen wollte, während Goldie.co.uk zeigt, in welche Richtung sich die Szene entwickelt hat. Natürlich sind auch ein paar alte Platten drauf zu finden, doch in der Zusammenstellung ergeben sie einen neuen Blickwinkel. Es geht um das Heranwachsen einer zweiten Generation von Drum&Bass-Künstlern. Es ist fast so, als würde ich mir meine Krone vom Kopf nehmen und anderen überreichen.