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Legendäre Keyboarder: Elton John, seine Musik, sein Leben

The Rocket Man

17. Februar 2024

Report: Legendäre Keyboarder - Elton JohnElton John nimmt in unserer Reihe legendärer Keyboarder eine Ausnahmestellung ein. Erstmal trifft die Bezeichnung „Keyboarder“ nur bedingt zu – er ist vor allem ein Spitzenpianist. Und zugleich einer der größten Popstars der Welt mit geschätzten 350 bis 450 Millionen verkauften Tonträgern.

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Seit dem 15. Januar 2024 ist John nun auch ein EGOT. Das ist die Abkürzung für die vier wichtigsten Auszeichnungen im Showbusiness: Emmy-, Grammy-, Oscar- und Tony-Award. Den Grand Slam des Entertainments haben bisher nur wenige  gewonnen: Darunter Audrey Hepburn, Whoopi Goldberg, Andrew Lloyd Webber und zuletzt Viola Davis. Bei der 75. Emmy-Gala erreichte Elton John den elitären EGOT-Status mit dem Varieté-Special „Elton John Live: Farewell From Dodger Stadium“. Kleiner Wermutstropfen: Wegen einer Knieoperation konnte Elton John den Preis nicht selbst entgegennehmen.

Ausgestattet mit einer grandiosen und vielseitigen Stimme, die bis ins Falsett reicht, besitzt Elton John  eine unglaubliche Begabung für einprägsame Songs. Seine berühmten Balladen verraten manchmal einen gewissen Hang zur Melodramatik. Gemeinsam mit seinem langjährigen Textschreiber Bernie Taupin entstanden vor allem in den 70er-Jahren eine Reihe von Hitalben für die Ewigkeit. 2018 hatte er seine Abschiedstournee begonnen – die Farewell Yellow Brick Road. Wegen Corona musste sie zwei Jahre lang unterbrochen werden, bevor er sie 2022 wieder aufnahm. Hier der Song, der der Tour ihren Namen gab, gespielt 2022 im Dodger Stadium in Los Angeles.

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Nach mehr als 300 gefeierten Shows in den USA, Australien und Europa und über 800 Millionen Euro an Ticketerlösen hat Elton John am 9. Juli 2023 in Stockholm sein letztes Live-Konzert gegeben. In dem zweieinhalbstündigen Konzert waren noch einmal seine größten Hits zu hören: Rocket Man, I’m Still Standing, der Crocodile Rock und natürlich auch die Ballade Candle in the Wind. Elton John war da schon 76 Jahre alt, freute sich über seine „wundervollste Karriere“, die reich an Höhen und Tiefen war. Gleich dem Rocket Man hatte er einen kometenhaften Aufstieg, aber er wusste damals schon:  It’s lonely out in space und kalt ist es auch – In fact, it’s cold as hell –  und so richtig ist es eigentlich nur auszuhalten, wenn man zugedröhnt ist: And I’m gonna be high as a kite by then. Und auch darauf verstand sich Elton John sehr gut, bis es ihn fast umgebracht hätte. Bevor ich seine Geschichte hier erzähle, will ich zwei Episoden schildern, die mir besonders im Gedächtnis haften geblieben sind.

Elton John und The Who

Elton John steht in übergroßen braunen Schnürstiefeln an einem Flipperautomaten, an den ein Keyboard angeschlossen ist. Die ausgestellten Hochwasserhosen erreichen kaum den Rand seiner gigantischen Boots, er trägt ein glitzerndes Oberteil und eine blau-rot-grüne Pudelmütze, mit einer silbernen Flipperkugel als Bommel. Auf der Nase sein Markenzeichen: Eine riesige Brille! Dieses Exemplar ist mit Strass besetzt und funkelt wie tausend Diamanten. Elton John spielt in Ken Russels Verfilmung der Rockoper Tommy von 1975 den seit Jahren unangefochtenen Pinball Wizard.

Von einem frenetisch jubelndem Publikum angefeuert, liefert er sich auf offener Bühne ein Duell mit dem taubstummen und blinden Jungen Tommy Walker. Tommy wird von The Who-Sänger Roger Daltrey verkörpert. Die Band steht auf der Bühne und spielt sich die Seele aus dem Leib, während Tommy den Pinball Wizard entthront. Der singt sichtlich konsterniert: That deaf, dumb and blind kid/ Sure plays a mean pinball.

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Das Ganze steuert auf einen ekstatischen Höhepunkt zu. Drummer Keith Moon beginnt damit, seine Drums umzustoßen, während Gitarrist Pete Townshend und Bassist John Entwistle ihre Instrumente in die Lautsprecherboxen rammen und auf der Bühne zertrümmern.

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Flinke Piano-Triolen für den Pinball Wizard

Der Film Tommy lief seit seinem Erscheinen oft in den Berliner Programmkinos und hat damals großen Eindruck auf mich gemacht. Neben Elton John traten andere bekannte Musiker wie Eric Clapton und – besonders stark – Tina Turner als Acid Queen auf. Zwar habe ich persönlich dem zweiten Opus magnum der Who – Quadrophenia – immer den Vorzug gegeben. Aber Tommy hatte durch die Neueinspielung für den Film sehr gewonnen. Und Pinball Wizard war durch das fulminante Piano-Intro von Elton John zu einem meiner Lieblingssongs avanciert. Klavierakkorde bauen Spannung auf, die sich dann in Kaskaden irrwitzig schnell gespielter Triolen entlädt. Im Laufe des Songs liefert Elton John ein astreines Rock’n’Roll-Piano ab, das sich perfekt mit Townshends Gitarre verzahnt. Technische Brillanz, raffinierte Rhythmik und ein Gespür für Melodien, die nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen, zeichnen Elton John aus.

Abschied von Prinzessin Diana

Das zweite Erlebnis mit Elton John, das sich unauslöschlich in mein Gedächtnis eingebrannt hat, teile ich mit zwei Milliarden Menschen.  So viele Zuschauer verfolgen weltweit am 6. September 1997 auf ihren TV-Geräten die Trauerfeier für Prinzessin Diana. Die „Königin der Herzen“ ist am 31. August 1997 auf der Flucht vor Paparazzi in einem Pariser Tunnel bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Und jetzt sitzt Elton John in der Westminster Abbey am Klavier: Ganz in Schwarz gekleidet, mit einer dezenten Brille zollt er Diana Tribut, mit der ihn eine innige Freundschaft verband. Er spielt Candle in the wind, den Song, den er 1973 zusammen mit seinem langjährigen Textschreiber Bernie Taupin für die Hollywood-Ikone Marilyn Monroe komponiert hatte. Nachdem die königliche Familie Elton John gebeten hatte, auf der Trauerfeier zu spielen, schrieb Bernie Taupin den ursprünglichen Text leicht um. So wurde die Anfangszeile von „Goodbye Norma Jean, though I never knew you at all“ in „Goodbye England’s rose, may you ever grow in our hearts“ geändert. Elton John beschrieb die Situation später als „surreal“. Er mochte Hunderte Konzerte vor großem Publikum souverän absolviert haben – an diesem Tag stand er verständlicherweise unter einer gewaltigen Anspannung: „Was mir durch den Kopf ging, war: ‚Sing keine falsche Note. Versuch, den Gleichmut zu behalten. Versuch einfach, dein Bestes zu geben, ohne irgendeine Emotion zu zeigen … Mein Herz klopfte ziemlich schnell, muss ich sagen.“ (DW)

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Bernie Taupin hatte sich gewünscht, „dass es so klingt, als sänge ein ganzes Land“. Und tatsächlich: Wer bisher noch die Tränen hatte zurückhalten konnte, zückte spätestens jetzt das Taschentuch. Der damals 12-jährige Sohn Dianas Prinz Harry beschrieb später die Wirkung des Liedes als gewaltig: „Es war, als hätte jemand einen Pfeil durch meine seelischen Abwehrkräfte geschossen.“ (DW) In diesem Moment fand die Trauer einer Nation ihren gültigen Ausdruck.

Goodbye England’s rose /From a country lost without your soul/Who’ll miss the wings of your compassion/ More than you’ll ever know

Dass die königliche Familie den Auftritt Elton Johns ermöglicht hatte, schlug eine Brücke zu all denjenigen, die das distanzierte Verhalten der Queen in den Tagen nach Dianas Tod befremdet hatte.

Goodbye, England’s Rose stürmt weltweit die Charts

Der Song Goodbye, England’s Rose wurde eine Woche nach Dianas Beisetzung im Londoner Townhouse Studios unter Leitung des langjährigen Beatles-Produzenten Sir George Martin eingespielt.  In einem Arrangement mit Streichern und Oboe. Die Single wurde ein unglaublicher Erfolg: Bereits in der ersten Woche verkaufte sie sich 1,5 Millionen mal und erreichte in vielen Ländern Platz die Spitzenposition in den Charts, so in den USA, Großbritannien und Deutschland. In den USA  belegte sie 41 Wochen Platz 1. Weltweit wurden von Goodbye, England’s Rose 37 Millionen Exemplare verkauft; dafür gab es einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde als erfolgreichste Single aller Zeiten. Vermutlich verkaufte sich Bing Crosbys White Christmas noch öfter, doch da liegen keine gesicherten Zahlen vor. Die Erlöse von Goodbye, England’s Rose fließen bis heute in den damals gegründeten Diana Prince of Wales Memorial Fund.

Kein Haus voller Liebe

Elton John wurde am 27. März 1947 als Reginald Kenneth Dwight in Pinner geboren, das im nordwestlichen Londoner Stadtbezirk Harrow liegt. Der Vater war ein ehemaliger Trompeter der Royal Air Force. Vielleicht hatte er seinem Sohn die Musikalität vererbt, ansonsten war ihm sein Sprössling ziemlich egal. In einem Interview mit dem Guardian erinnert sich Elton John an sein freudloses Elternhaus. „Mein Vater war streng und distanziert und hatte ein schreckliches Temperament; meine Mutter war streitsüchtig und neigte zu düsteren Stimmungen. Als sie zusammen waren, kann ich mich nur an eisiges Schweigen oder schreiende Auseinandersetzungen erinnern. In den Auseinandersetzungen ging es meist um mich und meine Erziehung.“ (far out magazine)

Das problematische Verhältnis zu seinem Vater hat Elton John 1995 mit Hilfe seines kongenialen Texters Bernie Taupin in dem Song Made in England verarbeitet: I had a quit-me father, had a love-me mother

In seiner schwierigen Kindheit liegt auch der Grund für späteren Drogen- und Alkoholkonsum. Elton John brauchte viele Jahre, um mit sich ins Reine zu kommen und tiefsitzende Gefühle von Ablehnung und Selbsthass zu verarbeiten.

Little Richard, Jerry Lewis und Fats Domino – Elton Johns große Vorbilder

In dem Song Made in England hat Elton John aber auch verraten, was ihn in den oft düsteren Kindheitstagen getröstet hat: I had Little Richard and that black piano.

Und so ist Made in England auch nicht etwa eine leicht larmoyante Ballade geworden, sondern eine Up-Tempo-Nummer, die gut in die Beine geht.

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Weil Mutter Sheila nur wenig Zeit für den kleinen Reginald hatte, kümmerte sich vor allem seine Großmutter Ivy Sewell um den Jungen. Sie gab auch den Anstoß, dass er schon mit drei, vier Jahren mit dem Klavierspielen begann. Er besaß Talent und konnte mit fünf Jahren bereits Lieder, die im Radio liefen, ohne Noten nachspielen. Als 11-Jähriger bekam er ein Stipendium für die Royal Academy of Music. Sechs Jahre widmete er dem Studium der klassischen Musik, konnte sich aber parallel als Pianist in einem Pub ein stattliches Repertoire populärer Songs aneignen.

Als Einflüsse nennt Elton John drei Lieblingspianisten: „Die Klavierspieler, die mein Leben verändert haben, waren Little Richard, Jerry Lewis und Fats Domino. Besonders die ersten beiden, als ich sie live im Konzert sah – Little Richard stand einfach auf und spielte weiter Klavier, und Jerry Lewis kletterte überall hin und spielte dabei Klavier und machte auch einige andere Dinge, die mich reizten.“ Über Little Richard fand er nach dessen Tod im Jahr 2020 bewegende Worte: „Ohne Zweifel – musikalisch, gesanglich und visuell – war er mein größter Einfluss. Ihn als Teenager live zu sehen, war zu diesem Zeitpunkt das aufregendste Ereignis in meinem Leben. Gänsehaut, Elektrizität und Freude kamen aus jeder Pore.“ (far out magazine)

Report: Legendäre Keyboarder - Elton John

Elton John wollte es seinen großen Vorbildern Little Richard, Jerry Lewis und Fats Domino gleichtun und spielte mit vollem Körpereinsatz.

Aus Reginald Dwight wird Elton John

Mitte der 60er-Jahre war Reginald Dwight Gründungsmitglied der Band Bluesology. Die Band, bestehend aus Gitarrist Stuart Brown, Bassist Rex Bishop und Schlagzeuger Mick Inkpen, begleitete zunächst US-Größen wie Doris Troy oder die Blue Belles mit Patti LaBelle auf ihren UK- und Europatourneen. Später wurde die Gruppe zur Hausband von Long John Baldry, der als einer der Väter der britischen Bluesbewegung gilt. Die Vornamen von John Baldry und des Band-Saxofonisten Elton Deans inspirierten den jungen Tastenspieler später zu dem Namen, der ihn unsterblich machen sollte: Elton John. Das klang wirklich besser als Reginald Dwight. Zumal ich bei Dwight immer an den etwas manischen Charakter Dwight Schrute aus einer meiner Lieblingsserien The office denken muss. Das passt auch insofern wunderschön, als es zeigt, dass bestimmte Namen sowohl als Vor- als auch als Nachname gebräuchlich sind. Ausgerechnet das wurde Elton John im Laufe seiner Karriere aber immer mal wieder streitig gemacht.

Rowan Atkins: Muss es nicht John Elton heißen?

Es gibt ein wunderbares Interview, in dem Rowan Atkinson – besser bekannt als Mr.  Bean – die ganze Zeit darauf herumreitet, dass Elton kein richtiger Vorname wäre. Er müsste eigentlich John Elton heißen. Der so Bedrängte versucht mit mäßigen Erfolg, das Gespräch immer wieder auf die Musik zu lenken. Genervt will Elton John schließlich schon aufstehen, als Atkinson es noch einmal versucht: „Nein, warte, warte. Letzte Frage: Du hast im Laufe der Jahre enorme Erfolge erzielt, aber deine allererste britische Solo-Nummer-Eins-Nummer kam dieses Jahr mit Sacrifice! Nun meine große Frage: Glaubst du, du hättest so lange auf eine Nummer Eins warten müssen, wenn es nicht um deinen offensichtlich verrückten, sinnlosen, bescheuerten Namen gegangen wäre?“

Worauf Elton John ihn erschießt und ausruft: „What a head-dick!“

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Das Ganze wird noch lustiger, wenn man weiß, dass angeblich Groucho Marx in den 70er-Jahren Elton John bei einer Party ebenfalls wegen seines Namens aufzog. Bis dieser die Arme hochriss und ausrief: „Don’t shoot me! I’m just the piano player.” Und so hatte er gleichzeitig einen Namen für eines seiner Hitalben aus dieser Schaffensperiode gefunden. Doch damit haben wir ein wenig vorgegriffen.

Das Traumpaar: Elton John und sein Texter Bernie Taupin

Auch wenn sich Elton John bei der Namensfindung von seinem Bandleader Long John Baldry hatte inspirieren lassen – dessen Dominanz in der Gruppe behagte ihm auf Dauer nicht. Erfolglos bewarb er sich als Sänger bei King Crimson und Gentle Giant. Er sprach auch beim neugegründeten Plattenlabel  Liberty Records vor, die per Anzeige nach Komponisten suchten. Dadurch lernte er den Songtexter Bernie Taupin aus Lincolnshire kennen, der sich ebenfalls beworben hatte. Elton John begann Musik zu Taupins Texten zu schreiben. Das funktionierte so gut, dass beide von dem Musikverleger Dick James für seinem Musikverlag DJM unter Vertrag genommen wurden. Das Duo lieferte Popmusik wie vom Fließband für verschiedene Sänger, dazu kamen Cover-Versionen bekannter Titel für Billig-Labels, die in Supermärkten vertickt wurden.

Report: Legendäre Keyboarder - Elton John

Elton Johns Debütalbum Empty Sky aus dem Jahr 1969 wurde von den Plattenkäufern noch weitgehend ignoriert

Endlich – im Sommer 1969 veröffentlich Elton John sein Debütalbum Empty Sky, das auf einer Vierspur-Maschine produziert worden war.  Stephen Thomas Erlewine urteilt in allmusic: „Empty Sky ist durchaus bezeichnend für die Zeit nach Sgt. Peppers Ära. Mit seinen anspruchsvollen Arrangements und Texten ist klar, dass John und Taupin mit dem Album ein großes Statement setzen wollten.“ Der Kritiker stellt aber auch klar: „Auf Empty Sky gibt es keine vergessenen Juwelen, aber es lässt Johns Potenzial erkennen.“ Beim Erscheinen bekam das Album gute Kritiken, wurde von den Plattenkäufern aber ignoriert. DJM-Chef Dick James gab dem Duo eine zweite Chance. Und mehr noch – er heuerte den Produzenten Gus Dudgeon und den Arrangeur Paul Buckmaster an, der geschmackvolle Streicherparts beisteuerte. Das Album Elton John kam 1970 heraus und lieferte mit My Song einen US-Top 10-Hit. 1971 tritt Elton John mit diesem Song bei Top of the Pops auf.

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Der Rolling Stone Album Guide urteilt: „My Song verbindet einen lässiges folkiges Gefühl von Intimität mit einer sorgfältig ausgearbeiteten Pop-Melodie, ohne dabei zu kalkuliert zu klingen.“ (New York 1992, S.372) „Noch allerdings“, so führt Kritiker Mark Coleman weiter aus „deute wenig auf das extravagante Top-40 Klaviergeklimper jenes Wunderkindes hin, das hinter diese sensiblen Stücken lauerte.“

Report: Elton John

Obwohl Tumbleweed Connection thematisch ein amerikanisches Album ist – das Cover wurde in Sussex aufgenommen. Fotograf Digby Oven platzierte Elton John vor dem Bahnhof Sheffield Park aus dem späten 19. Jahrhundert und schuf so ein stimmiges Coverfoto.

Elton John: Tumbleweed Connection

Bemerkenswert ist das Produktiontempo des Duos John/Taupin. Bernie Taupin haut neue Texte teilweise im Stundentempo raus, Elton John braucht für seine Kompositionen kaum länger. Und so erscheint im selben Jahr Tumbleweed Connection. Ein Konzeptalbum über den Wilden Westen, das in Country & Western und Americana-Klängen schwelgt und es in den USA bis auf Platz 5 der Billboard 200 Charts schafft. Die Musik ist deutlich inspiriert von The Band und dem Klavierspiel Leon Russells. „Tumbleweed Connection von 1971 bedarf keiner Verbesserung; es ist eines der besten Country-Rock-Alben, das je von Londoner Cowboys geschrieben wurde“, urteilt David Fricke im Rolling Stone. Und die Los Angeles Times stellt lakonisch fest: „Tumbleweed Connection ist das nahezu perfekte Album, das Künstler oft eine ganze Karriere lang zu produzieren versuchen.“ (eltonjohn.com)

Für seine Elton John Band engagierte er den Schlagzeuger Nigel Olsson und den Bassisten Dee Murray, beides frühere Mitglieder der Spencer Davis Group. Auf dem Album teilte Elton John sich die zusätzliche Keyboardarbeit an der Hammondorgel mit Brian Dee. Für die Gitarrenparts war Cale Quaye zuständig und unter den Background-Sängerinnen befindet sich keine Geringere als Dusty Springfield. Schlagzeuger Nigel Olsson sprach  in einem Interview von „magischen Momenten“, wenn er sich an diese Ära zurückerinnert: „Meistens haben wir zugehört, wie es geschrieben wurde, also wussten wir im Grunde, wie wir es spielen würden. Als wir dann ins Studio gingen, um diese Platten aufzunehmen, sagte niemand mehr: ‚Du spielst diesen und jenen Part‘, wir waren alle so im Einklang mit jedem einzelnen. Ansonsten floss es einfach … so machen wir es immer noch. Wir gehen ins Studio und er schreibt den Song an Ort und Stelle und 15 oder 20 Minuten später gehen wir hinein und schneiden den Song.“ (Yorkshire Post)

Elton John war jetzt ständig auf Tournee und spielte vor ausverkauften Hallen. An seine Verkleidungen musste sich die Band erst einmal gewöhnen, erinnert sich Schlagzeuger Nigel Olsson: „Als er das erste Mal in diesen verrückten Klamotten auftauchte, haben wir immer gelacht und gesagt: ‚Das ziehst du doch nicht an, oder?‘ und er hat gesagt: ‚Oh doch, das tue ich‘.“  Und das verfehlte seinen Eindruck auch nicht beim Publikum: „Die Leute schauten und sagten ‚Das ist ein Witz, oder?‘ und dann, als wir anfingen zu spielen, erschreckten wir sie zu Tode und sie sagten ‚Oh, sie sind gut‘.“ (Yorkshire Post)

Report: Elton John

Mit Honky Château landete Elton John auch in den USA einen Nummer 1-Erfolg.

Dem nächsten Album Madman Across the Water merkt man ein klein wenig die Zeitnot an, in der es produziert wurde. Was vor allem für das Songmaterial gilt, weniger für die Produktion, die wieder mit üppigen Streicherarrangements und Gospelchören aufwartet. Weil Taupins Texte wiederum Amerika thematisieren, lief das Album in den USA wesentlich besser als in Elton Johns Heimat. Allmusic bewertet Madman Across the Water als ein „ehrgeiziges und lohnendes Werk und John erreichte nie wieder seine düstere, introspektive Atmosphäre.“

Honky Château eröffnet den Reigen der Nummer 1-Alben

1972 gelang den beiden dann ein echter Knaller: Honky Château enthält die Hit-Singles Honky Cat und Rocket Man, das Gegenstück zu David Bowies Space Oddity. Honky Château sollte Elton Johns erstes Nummer 1-Album in den USA werden. Honky Château bedeutet so viel wie „verrufenes Schloss“ und bezieht sich auf den Aufnahmeort Château d’Hérouville nördlich von Paris. Elton John fand die Atmosphäre in dem Schloss aus dem 17. Jahrhundert äußerst inspirierend: „Du konntest in einem Raum mit Kerzenleuchtern aus dem 13. Jahrhundert deine Aufnahmen machen, mit Blick auf endlose Felder.“ (Philip Norman: Elton John. 1991, S. 194) In der Band gab es allerdings Spannungen. Elton John wollte das musikalische Spektrum der Band erweitern und holte den Gitarristen Davey Johnstone von Magna Carta dazu. Der hatte bei Madman Across the Water ein wenig akustische Gitarre gespielt. Jetzt sollte er vollwertiges Bandenmitglied werden. Bassist Murray und Drummer Olsson moserten, dass sei mit ihnen so nicht abgesprochen gewesen. Da soll ihnen Elton John recht kühl beschieden haben, dass es jedem freistünde zu gehen. Neben Piano spielt Elton John auf dem Album auch Hammond Orgel, Fender Rhodes und Harmonium. Dave Hentschel, der später vor allem für seine Zusammenarbeit mit Genesis bekannt wurde, bedient die ARP Synthesizer.

In den Worten von allmusic-Kritiker Erlewine ist Honky Château „die konzentrierteste und vollendetste Sammlung von Liedern, die Elton John und Bernie Taupin je geschrieben haben … was Honky Château zu einem Klassiker macht, ist das Songwriting und die Art und Weise, wie John unterschiedliche Stränge der Roots-Musik zu unverwechselbarem und eigenwilligem Pop verbindet.“ Hier die Liveaufführung von Rocket Man in der Royal Festival Hall in London:

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Don’t Shoot Me I’m Only the Piano Player und Goodbye Yellow Brick Road

Die Hitmaschine Taupin/John lief jetzt wie geschmiert: Auf Honky Château folgten sechs weitere Nummer 1-Alben: Im Jahr 1973 erschien Don’t Shoot Me I’m Only the Piano Player, eine einzigartige Mischung aus „Nostalgie, bubblegum und MOR“. (Rolling Stone Album Guide, 1992, S.373). Höhepunkte des Albums sind die bewegende Ballade Daniel und der Song Teacher I need You, der von einem Schuljungen handelt, der sich in seine Lehrerin verknallt: It’s a natural achievement/ Conquering my homework/ With her image pounding in my brain.

Report: Elton John

Auf dem Album Don’t shoot me I’m only the Piano Player erweist Elton John einigen seiner musikalischen Vorbilder die Referenz

Auf Don’t Shoot Me I’m Only the Piano Player befindet sich auch das berühmt-berüchtigte Crocodile Rock, dessen Refrain bei jedem Elton John-Konzert aus 10.000 Kehlen mitgesungen wird: Laa, la-la-la-la-laa/La-la-la-la-laa/La-la-la-la-laa. Oder wie Colin Larkin treffend angemerkt hat „We hate to love it“. (All Time Top 1000 Albums, London 1994, S.46) Der Stil des Albums ist sehr abwechslungsreich. Man könnte auch sagen eklektizistisch und das ist kein Zufall. Elton John wollte sich bewusst vor den Idolen seiner Jugend verneigen. Crocodile Rock ist eine Hommage an den US-amerikanischen Rock’Roll-Sänger Bobby Vee, bei Midnight Creeper hatte er die Rolling Stones im Sinn und Van Morrison bei High Flying Bird. Was auch auffällt: Die straffe Besetzungsliste. Während manche Alben Dutzende Mitwirkende nennen, tritt hier die Kernband Johnstone, Murray, Olsson an. Verstärkt lediglich durch eine drei Mann starke Bläsergruppe und Ken Scott beim Titel Daniel an einem nicht näher spezifizierten Synthesizer.

Report: Legendäre Keyboarder - Elton John

Goodbye Yellow Brick Road ist ein absolutes Highlight in Elton Johns Diskographie.

Ebenfalls 1973 kommt Goodbye Yellow Brick Road in die Plattenläden, „konzipiert als Blockbusteralbum“ (allmusic), das vielen Fans und Kritikern als eines der besten Elton John-Alben überhaupt gilt. Der Albumtitel bezieht sich auf das Musical The Wizard of Oz aus dem Jahr 1939 mit Judy Garland. Da führt die gelbe Ziegelsteinstraße in die Smaragdstadt, in der der Zauberer wohnt. Der ambitionierte Versuch, „ein Doppelalbum ohne Füller zu produzieren gelingt Elton John besser als irgend einem anderen“, schreibt Colin Larkin. Und freut sich über „eine brillante Mischung aus Traurigkeit und Pathos“. (All Time Top 100 Albums, S.15). Es beginnt mit dem 11-minütigen Funeral for a Friend/Love Lies Bleeding und bietet mit Candle in the Wind und Bennie & the Jets zwei Songs, die im Werk Elton Johns kanonischen Rang besitzen. Auf Funeral for a friend ist übrigens ein ARP 2500 zu hören, den Dave Hentschel bedient. Elton John spielt neben seinem Klavier noch Fender Rhodes, Mellotron und eine Farfisa Orgel.

Auf Goodbye Yellow Brick Road ist ein ARP 2500 zu hören. Die Synthesizer bei den berühmten Alben Elton Johns in den siebziger Jahren scheinen allesamt ARP-Instrumente gewesen zu sein.

Von Caribou bis Rock of the Westies

1974 folgte dann das künstlerisch deutlich schwächere Caribou und das Compilationsalbum Greatest Hits.  Und schließlich 1975 Captain Fantastic and the Brown Dirt Cowboy. Captain Fantastic ist natürlich niemand anderes als Elton John, während sich hinter dem Brown Dirt Cowboy sein langjähriger Texter Bernie Taupin verbirgt. Das Album erlangte aufgrund der Vorbestellungen schon vor der Auslieferung Goldstatus. Für allmusic-Kritiker Erlewine ist Captain Fantastic ihr bestes Album seit Tumbleweed Connection, „das jeden von ihnen auf dem Höhepunkt seiner Kräfte zeigt, während John geschmeidigen, elastischen, vielseitigen Pop kreiert und Taupins unergründliches Wortspiel eindrucksvoll und sogar bewegend ist.“ Elton John selbst schätzt Captain Fantastic ganz besonders hoch ein: „… wahrscheinlich mein bestes Album, weil es in keiner Weise kommerziell war. Wir hatten zwar Songs wie Someone Saved My Life Tonight, der einer der besten Songs ist, den Bernie und ich je zusammen geschrieben haben, aber ob ein Song wie dieser heutzutage eine Single sein könnte, mit sechs Minuten Länge, ist fraglich.“ In dem Interview mit Cameron Crow aus dem Jahr 2006 führt er weiter aus: „Captain Fantastic wurde von Anfang bis Ende in fortlaufender Reihenfolge geschrieben, als eine Art Geschichte über die Auseinandersetzung mit dem Scheitern – oder dem verzweifelten Versuch, eben nicht zu scheitern. Wir haben diese Geschichte gelebt.“ Elton John betätigt sich auf Captain Fantastic als Keyboardallrounder: Er spielt neben Klavier, Fender Rhodes, Hohner Clavinet, Cembalo, ARP String Ensemble und Mellotron. Am ARP Synthesizer schraubt wiederum David Hentschel.

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Die fantasievolle Cover-Gestaltung von Captain Fantastic stammt von dem Pop Artist Alan Aldridge, der sich von Gemälden des Renaissancemalers Hieronymus Bosch inspirieren ließ

Captain Fantastic war das letzte Album der 70er-Jahre, das Elton John mit seiner klassischen Besetzung produzierte. Für Rock of the Westies, das ebenfalls 1975 erschien, nahm er einige personelle Umstellungen vor. Bassist Murray und Drummer Olsson wurden entlassen und durch Kenny Passarelli und Roger Pope ersetzt. Dave Johnstone blieb Gitarrist, aber zusätzlich spielte Caleb Quaye elektrische und akustische Gitarre auf dem Album, während Ray Cooper für die Percussion zuständig war. Die Keyboardparts (außer Klavier) übernahm James Newton Howard, der u. a. ein Elka Rhapsody Stringensemble spielte, ein Hohner Clavinet und ARP-Synthesizer. Wer einmal in den ersten Song Medley hineinhören mag: Bei Part 3 Ugly spielt James Newton Howard ein dermaßen flinkes und abgefahrenes D6 – da fallen einem die Ohren ab. Rock of the Westies wurde vom Rolling Stone als „eines der besten Hard Rock-Alben der siebziger Jahre“ gerühmt und lieferte mit Island Girl einen US-Nummer 1-Hit.

Das Hohner Clavinet wird auf einigen Alben Elton Johns eingesetzt.

 Intermezzo 1: Was macht Elton Johns Klavierspiel aus?

Elton Johns Klavierspiel besticht durch die Brillanz eines klassisch trainierten Pianisten, rhythmische Präzision und ein untrügliches Gefühl für Ohrwürmer. Leicht zu spielen sind seine Songs nicht, zumal er dazu ja auch immer noch singt. Statt die Vokallinie zu doppeln, ist der Klavierpart bei ihm meist gegenläufig. Die rechte Hand umspielt die Melodie mit Arpeggien, während die Linke synkopierte Oktaven hämmert und so für einen starken Groove sorgt. Tatsächlich gibt es einige besondere Tricks und Kniffe, die für Elton Johns Stil typisch sind. Einige seiner Stilmittel werden auf der Klavierseite counterpointmusic beschrieben, die ich hier noch etwas näher erläutere. So verwendet Elton John gerne Slash-Akkorde, die ursprünglich aus dem Jazz stammen. Unter einem Slash-Chord versteht man einen Akkord, dessen eigentlicher Grundton nicht im Bass liegt. Dadurch ergeben sich interessante harmonische Mehrdeutigkeiten. Ein Beispiel wäre ein D-Dur Akkord, der im Bass ein Fis hat. Zuweilen bleibt der Basston auch wie ein Orgelpunkt liegen und dient mehreren wechselnden Akkorden als Bassfundament.

Ebenso benutzt Elton John gerne Akkordumkehrungen: Ein C-Dur Akkord hat die Grundstellung C-E-G, woraus in der ersten Umkehrung E-G-C und in der zweiten Umkehrung G-C-E wird. Man kann auf diese Weise aus einem Akkord gewissermaßen mehr herausholen. Die Klangfarbe verändert sich etwas, die harmonische Palette wird dadurch größer, ohne dass die Noten verändert werden müssten. Ein weiteres Stilmittel, das Elton John gerne einsetzt, ist das Arpeggieren – er löst die Akkordstruktur in Einzeltöne auf. Diese werden wie beim eingangs bereits erwähnten Pinball Wizard oft in sehr schnellem Tempo gespielt, was einen regelrechten Sog erzeugt. Ähnlich wie der Arpeggiator beim Roland Jupiter-8 im Random-Mode, erzeugt auch Elton John gerne vielfältige Muster. Das sonst übliche die Klaviatur Herauf- oder Hinuntereilen wird durch subtile Patterns auflöst, die fast zufällig klingen können. Ein Beispiel hierfür ist der Song Tiny Dancer von Elton Johns viertem Album Mad Man across the Water.

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Seinen Anfangszeiten als Sessionmusiker in verschiedenen Rhythm and Blues-Formationen verdankt Elton John ein unglaublich ausgeprägtes Gefühl für Grooves und rhythmische Akzente. Teilweise setzt er das Klavier wie ein Schlagzeug ein, liefert Fills und zusätzliche Synkopen zu Bass und Schlagzeug.

Ein 8 Millionen-Dollarvertrag und exzessive Bühnenshows

Bereits 1973 hatte Elton John sein eigenes Label Rockets gegründet, auf dem Künstler wie Neil Sedaka und Kiki Dee erschienen. Gemeinsam mit der Sängerin Kiki Dee landet er 1976 den Dancefloor-Hit Don’t Go Breaking My Heart. Interessanterweise brachte Elton John seine eigenen Alben weiter bei MCA heraus. Das Label hatte ihm einen lukrativen 8-Millionen-Dollarvertrag angeboten. Das war damals die höchste bekanntgewordene Garantiesumme für einen Rockkünstler. Als frischgebackener Superstar sammelte Elton John Domizile in England, Frankreich und den USA. Und er leistet sich – man gönnt sich ja schließlich sonst nichts – den Fußballclub FC Watford. Ja, er schafft es sogar, als Präsident und Direktor den Verein in die erste englische Liga zu hieven. Der Fußballclub revanchiert sich: Auf dem Album A Single Man aus dem Jahr 1978 singen die Clubmitglieder mit.

So wie David Bowie im Laufe seiner Karriere immer wieder in neue Rollen schlüpfte von Ziggy Stardust über Major Tom bis zum Thin white duke, so erdachte Texter Bernie Taupin für Elton John Dutzende unterschiedliche Identitäten: Ob als Astronaut (Rocket Man), Bandit (Ballad of a well known gun), Indianer (Indian Sunset), Kettensträfling (Rotten peaches), vor allem aber als Rockstar. Der Charakter Bennie in Bennie & the Jets ist zwar eine Frau, aber Taupins Beschreibung hätte auch gut auf eines der extravaganten Outfits von Elton John gepasst. 

“She’s got electric boots, a mohair suit/ You know I read it in a magazine, oh…“

Diese Live-Version aus Sidney von 1986 zeigt Elton John in einem seiner etwas auffälligeren Outfits. Bei 6:20 liegt er dann unter dem Piano und spielt trotzdem weiter.

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In bestickten Hot Pants, Batman T-Shirt und einer Brille mit batteriegetriebenen Scheibenwischern sprang er beim Finale seiner Show aufs Piano, hechtete über den Flügel, bearbeitete die Tasten mit Füßen und Ellbogen und verkündete hinterher empörten Kritikern: „Ich möchte, dass man nicht zu ernst nimmt.“ (B.Graves, S. Schmidt-Joos: Das neue Rocklexikon, Hamburg 1990, Band 1, S.406) Die exzentrische  Bühnenshow half Elton John nach eigener Aussage, die Minderwertigkeitskomplexe, unter denen er als dickliches Kind gelitten hatte, zu kompensieren. Inzwischen war aus ihm längst ein extravagant gekleideter Pop-Star geworden mit einer „Fangemeinde auf Beatlemania-Niveau“. (the Guardian)

Drogenmissbrauch und ein „Gärtner“ namens Bob Dylan

Geld und weltweite Berühmtheit vermochten aber nicht die Wunden der Vergangenheit zu heilen. Elton John begann Kokain zu nehmen und hatte ein massives Alkoholproblem. Zertrümmerte Hotelzimmer, weinende Pressesprecherinnen, persönliche Freunde, die auf sein Geheiß um die halbe Welt zu ihm fliegen – nur um vom gelangweilten Meister alsbald wieder zurückgeschickt zu werden. Elton John weiß um seine Abgründe: „Mein Verhalten war so sprunghaft und so unberechenbar. Und es ist immer noch in mir, um jeden Moment zu explodieren … Ich kann einen Tag haben, an dem alles in meinem Leben so gut läuft und dann stehe ich auf und habe das Gefühl, die Welt ist gegen mich. Warum, das weiß ich nicht.“ (the guardian)

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Die deutsche Ausgabe von Elton Johns Autobiographie

Über seine weniger für ihn einnehmenden Seiten hat Elton John sehr ehrlich in seiner hochgelobten Autobiographie Me gesprochen, die fern von Selbstbeweihräucherung ist. Manches was er schreibt, war damals sicher sehr peinlich. Es liest sich aber in der Rückschau sehr lustig. Etwa eine Episode, die sich auf einem Gartenfest von Elton John zugetragen hat: „Es war bereits später am Abend, ich schwebte und stand völlig neben mir, als ein verwahrlost aussehender Typ, den ich nicht erkannte, auf die Party kam. Wer zur Hölle war das? Es musste ein Angestellter sein, ein Gärtner. Ich verlangte lautstark zu wissen, was der Gärtner sich dabei dachte, sich einen Drink zu genehmigen. Es gab einen Moment entsetzten Schweigens.“ Ja nun – der „Gärtner“ ist kein anderer als Bob Dylan. George Harrison nahm den zugedröhnten Gastgeber daraufhin zur Seite: „Elton, ich bin der festen Überzeugung, du solltest es mit dem guten alten Marschierpulver etwas langsamer angehen lassen.“ 

Ein Interview verursacht einen Karriereknick

Seine Sucht bildet auch den Ausgangspunkt für das musikalische Biopic Rocketman von 2019: Da sucht Elton John im Alter von 40 Jahren eine Drogenhilfe-Gruppe auf. Er litt sehr unter seinem lieblosen Elternhaus. „Der Selbsthass, das fehlende Selbstwertgefühl, das kommt alles aus meiner Kindheit“, verriet er im Guardian. „Mein ganzes Leben lang, bis ich nüchtern wurde, hatte ich Angst, mit jemandem zu sprechen. Als ich zur Behandlung ging, fragte man mich, wie ich mich fühle und ich sagte: ‚Ich weiß nicht, ich fühle gar nichts.‘ Als ich dann auftaute, entdeckte ich, dass ich sehr wohl Gefühle hatte und die reichten lange zurück.“

Elton John musste später die Erfahrung machen, dass die Menschen, die er liebte, durchaus auch eigennützige Motive hatten. Von 1970 bis 1975 war er mit seinem Manager John Reid zusammen. Die Beziehung scheiterte daran, dass Reid sehr offensichtlich auch an Elton Johns Geld interessiert war. Allerdings betreute er auch nach der Trennung Johns geschäftliche Angelegenheiten bis 1998.  Reid kommt in Eltons Biographie verhältnismäßig glimpflich davon. Elton John kommentierte das, er würde doch „keine Nadeln in Voodoo-Puppen stecken“. Sein Klavierspiel ist geschliffen, sein Mundwerk nicht immer.

Mitte der 70er-Jahre gab es einen Knick in Elton Johns Karriere. Er hatte sich in einem Interview mit dem Rolling Stone 1976 als bisexuell geoutet. Offen zuzugeben, dass er schwul war, traute er sich da noch nicht. „Einige Radiosender in Amerika verbrannten meine Platten, aber im Allgemeinen kam ich damit durch. Die Leute schätzten Ehrlichkeit.“ (the guardian) Dennoch wendeten sich einige Fans damals von ihm ab, die Plattenverkäufe schrumpften.

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Das Cover des Soundtracks zum Film Rocket Man aus dem Jahr 2019

Intermezzo 2: Elton John und seine Klaviere

Der Studiostandard für Klaviere war früher Steinway, meist ein 7-Fuß-Instrument, was 212 cm Länge entspricht. Für die Abnahme des Klaviersounds wurden gerne 2 Neumann U-67 Großmembran-Röhren-Kondensatormikrofone eingesetzt und das Signal etwas komprimiert, um für einen durchsetzungsfähigen  Pianosound zu sorgen. Elton Johns eigentliches Leib- und Magenfabrikat ist aber seit vielen Jahren Yamaha und natürlich macht er gerne auch ein wenig Reklame für diese Instrumente: „Wenn es um mein Klavier geht, teilt Yamaha meine Philosophie, dass alles, was nicht perfekt ist, einfach nicht gut genug ist. Ich habe das Gefühl, dass ich mich immer darauf verlassen kann, dass mein Yamaha-Klavier mir sein Bestes gibt.“ Zuletzt standen ihm vier 9-Fuß-Konzertflügel Yamaha Disklavier DCFIII zur Verfügung. Der Übersichtlichkeit halber wurden die Flügel bei Yamaha als Instrumente A bis D bezeichnet. „Außerdem gibt es noch ein Piano E, einen 7’6-Zoll-Yamaha-Flügel in London, der für den Großteil der Studioarbeit verwendet wird“, berichtet Eltons Tourdirektor Keith Bradley.

Elton Johns tiefste emotionale Bindung gilt freilich Klavier A, kein anderes Grand Piano dürfte weiter gereist sein: Es hat den Kreml gesehen, das Weiße Haus, Gianni Versaces Wohnzimmer und war auch bei der Oscar-Verleihung dabei. „Unser Problem ist, dass A für die abendlichen, dreistündigen Tourneeshows verwendet wurde, während die anderen Flügel eher herumgeflogen werden, etwa für besondere einstündige Auftritte oder für die Übertragung eines einzelnen Liedes im Fernsehen.“ Weil Modell B bis D dadurch weniger gespielt werden, fühlten sie sich ein wenig steif an. Deshalb brachte Yamaha alle Instrumente an einem Ort zusammen, wo die Klavierexperten so lange an der Mechanik herumschraubten, bis auch die „Ersatzinstrumente“ ein 1a-Spielgefühl boten. Es hat zweifellos seine Vorzüge, ein Superendorser zu sein. Elton John hat es nie geschätzt, sich mit Keyboard-Burgen zu umgeben. Er wollte stets nur an seinem geliebten Flügel sitzen, wobei die modernen Yamaha Klaviere zugleich MIDI-Controller sind. So kann Elton John über die Flügeltastatur auch Streicherklänge oder das E-Piano bei Daniel spielen, erläutert Eltons langjähriger Klaviertechniker Dale Sticha: „Anstatt dass Elton die Instrumente wechseln muss, machen wir das Klavier zu diesen Instrumenten. Das Publikum hört normalerweise eine vielschichtige Mischung aus akustischen und elektronischen Klavieren, die alle über die Yamaha 01V-Mischer in Eltons Rack laufen.“ Die zusätzlichen Sounds stammen vor allem vom Yamaha Motif.

Yamaha fertigte speziell für Elton John The Million Dollar Piano an (Foto: Yamaha)

2011 lieferte Yamaha für Elton John eine Sonderanfertigung aus, die als The Million Dollar Piano bekannt wurde. Ab September 2011 hatte Elton John ein mehrjähriges Engagement im Colosseum im Caesars Palace, Las Vegas. Im Vorfeld wandte sich der Künstler in einer Videobotschaft an Yamaha: Er hatte die Idee für ein Klavier, das sich während seiner Auftritte auf der Bühne aus dem Nichts materialisieren könnte. Yamahas Klavierbauer kombinierten eine CFX-Konzertflügelmechanik unter einer Acrylplatte mit scheinbar schwerelosen Beinen aus Acryl. 68 LED-Videodisplays sorgten dafür, dass das Klavier auf der Bühne wie ein Chamäleon mit seiner Umgebung verschmilzt. Um dann sein Aussehen spektakulär verändern zu können, genau abgestimmt zum Verlauf des gespielten Songs. The Million Dollar Piano ist ein echtes Wunderwerk der Technik. Nichts wurde dem Zufall überlassen: So testeten die Yamaha-Techniker, wie sich das Acryl unter warmen Scheinwerferlicht ausdehnen würde. Mit einem Dummy in Originalgröße und Computergrafiken wurde simuliert, wie der Flügel in wechselnden Beleuchtungssituationen auf der Bühne aussehen würde. Eine ausverkaufte Show wurde im Februar 2012 auch gefilmt. In diesem kurzen Zusammenschnitt kann man The Million Dollar Piano in Aktion sehen.

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Im Januar 2013 ermöglichte die spezielle Technik des von Yamaha patentierten Disklaviers eine Weltpremiere. Elton John gab ein Remote-Live-Konzert, bei dem jede Nuance seines Klavierspiels via Internet zu einem Flügel mit entsprechender Technik übertragen wurde. Das eigentliche Konzert fand im Hyperion Theatre des Disneyland Los Angeles vor 1.200 geladenen Gästen statt. Mehrere tausend weitere Zuschauer konnten das Konzert in Tokyo, Paris, Singapur, Toronto, Melbourne und Hamburg miterleben. Sie sahen die Videoübertragung und hörten eine Mischung aus der live gestreamten Bandmusik und dem Yamaha-Flügel, der wie von Geisterhand Elton Johns Klavierspiel akkurat abbildete.

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Für Blue Moves versammelte Elton John eine große Anzahl hervorragender Musiker um sich. Das Album wurde trotzdem zwiespältig rezipiert.

Elton John löst seine Band auf und überwirft sich mit Bernie Taupin

Im Sommer 1975 hatte sich Elton John nach einem umjubelte Konzert im Wembley Stadion von seiner langjährigen Band getrennt. Er hat seinen Gastauftritt in der Rockoper Tommy, den wir weiter oben schon ausführlich gewürdigt haben. Und er schreibt an einem Doppelalbum Blue Moves. Dabei wirkten u. a. die prominenten US-Bläser Randy und Michael Brecker, David Sanborn, Barry Rogers sowie der Perkussionist Ray Cooper mit. Unter den Background-Sängern finden wir einige illustre Namen: David Crosby und Graham Nash. Die Keyboards teilt sich Elton John (Piano, Cembalo Harmonium) wieder mit James Newton Howard, der Fender Rhodes, Hammond Orgel, Mellotron, Clavinet und Synthesizer spielt. Das Album erhielt sehr gemischte Kritiken: Christian Graf zitiert in seinem Rock Musik Lexikon (Europa, Bd. 1, S.406) aus Sounds: „aufgeblasen-luftleere Songs, Zuckerbäcker-Arrangements und dummdreiste Konditor-Lyrik“. Ziemlich viel Wortgeklingel, Herr Kritiker, würde ich sagen. Tatsächlich spiegelt das Album aber eine gewisse Erschöpfung des Meisters. Wie groß die Krise tatsächlich war, in die Elton John gestürzt war, merkt man auch daran, dass er sich mit seinem langjährigen Textschreiber Bernie Taupin überwarf. Taupin, der nichts auf Elton John kommen lässt, bleibt in einem Interview eher vage: „Es ging nur darum, dass wir nicht miteinander kommunizieren konnten und möglicherweise auch um Drogen.“

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Beim Album A Single Man war Bernie Taupin nicht beteiligt. Die Lyrics schrieb Gary Osborne.

Ein schräges Diskoalbum und Reunion mit Bernie Taupin

Elton John, auch gesundheitlich angeschlagen, reduzierte seinen Plattenausstoß etwas. 1978 erschien A Single Man, das er zusammen mit Gary Osborne geschrieben hatte, es aber nicht in die Top 20 schaffte. „Wo Taupins Lyrik überraschend, vielseitig und brillant war, gelang es Osborne bestenfalls, solides Handwerk vorzuweisen. Wo Osborne Brot und Butter gab, hätte Taupin feines Gebäck gereicht.“ (Philip Norman: Elton John. 1991, S. 363) Vielleicht ist deshalb der stimmigste und bei weitem beliebteste Titel auf dem Album Song for Guy, der praktisch komplett instrumental ist, und mich immer sehr stark an Supertramp erinnert hat. Benannt ist der Song nach dem 17-jährigen Botenjungen Guy Burchett, der bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen war.

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1979 kam Elton Johns 13. Studioalbum auf den Markt: Victim of Love war ein verspäteter Versuch, auf der damals bereits wieder abebbenden Disco-Welle zu reiten. Es gibt viel Slapbass und die typischen elektronischen „piuu“-Disco-Drumeffekte. Für Rolling Stone Kritiker Mark Coleman stellt Victim of Love eindeutig den „Tiefpunkt“ seiner Karriere dar: „Mal im Ernst – eine Disconummer Johnny B. Goode ist einfach unfassbar.“ (Rolling Stone Album Guide, New York 1992, S.373) In den 1980er-Jahren besann sich Elton John wieder auf die Zusammenarbeit mit Bernie Taupin, von dem er selbst einmal gesagt hat: „Wenn es Bernie Taupin nicht gäbe, gäbe es keinen Elton John.“

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Auf Victim of Love flirtet Elton John mit Discomusik

Das Album 21 at 33 warf mit Little Jeannie mal wieder eine Top-Ten-Single ab. 1981 wechselte Elton John zu Geffen Records. Das zweite Album für Geffen Jump Up! ist eine Erwähnung wert, wegen des Songs Empty Garden (Hey Hey Johnny), einer Hommage an John Lennon. Insgesamt verkauft das Album aber nur reichlich 600.000 Exemplare. Für einen Künstler wie Elton John, der von Goodbye Yellow Brick Road 30 Millionen absetzen konnte, waren das eher enttäuschende Zahlen. Die 80er-Jahren brachten neue Musikrichtungen wie New Wave und eine Generation neuer Stars wie Madonna, Duran Duran, Wham, a-ha, Bonny Tyler oder Sting. Es schien auf einmal, als ob Elton John nicht mehr ganz so angesagt war. Doch der ließ sich nicht unterkriegen und veröffentlichte 1983 Too Low for Zero mit der Top-Ten-Single I Guess That’s Why They Call It the Blues und dem MTV-Hit I’m Still Standing. Bernie Taupin hatte den Titel eigentlich auf eine verflossene Liebe gemünzt, die wissen sollte, dass man auch alleine ganz gut klarkommen würde. Aber als er merkte, dass alle Welt den Song als eine selbstbewusste Kampfansage Elton Johns interpretierte, hat ihn das nicht gestört: „Viele empfinden den Song als Hymne auf Eltons unerschütterlichen Überlebenswillen.“ Und das sei für ihn „völlig okay“. (80s80sRadio)

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Elton John hatte den energiegeladenen, melodienseligen Pop also immer noch drauf: „Er  legte ein Comeback hin, ohne in die Falle der üblichen Show Biz-Survivor-Klischees zu tappen“, registriert Mark Coleman im Rolling Stone Album Guide erleichtert. Und auch in den kommenden Jahren lieferte Elton John verlässlich Top-Ten Hits ab wie Sad Songs (Say So Much) (1984), Nikita (1986) oder I Don’t Want to Go on with You (1988). Obwohl seine Karriere wieder Fahrt aufgenommen hatte, war Elton John weiter kokain- und alkoholabhängig.

Eine Alibi-Hochzeit und der Kampf gegen die Drogensucht

Als Elton John sich 1976 als bisexuell geoutet hatte, war das nur die halbe Wahrheit. Erst später räumte er ein, dass er tatsächlich Angst davor hatte, offen zuzugeben, dass er homosexuell sei. Um sein Image in der Öffentlichkeit zu korrigieren, heiratete Elton John 1984 die deutsche Ton-Ingenieurin Renate Blauel. Offizielle Dauer der Ehe: vier Jahre. Aber bereits während der Flitterwochen offenbarte Elton John seiner Frau, dass er sie nicht lieben würde. „Sie war die nobelste Frau, die ich je getroffen habe, aber es sollte nicht sein. Ich lebte eine Lüge“, sollte Elton John später sagen. (nau.ch)

Heute erscheint das alles schwer vorstellbar. Aber damals litten viele Homosexuelle unter den Vorurteilen, die in großen Teilen der Gesellschaft verbreitet waren. Und das galt umso mehr für Künstler, die im Licht der Öffentlichkeit standen. Das hatte zum Beispiel auch einem Künstler wie Billy Preston zugesetzt, der auf ein Outing deshalb zeitlebens verzichtete. In Großbritannien war es vor allem das Yellow Press-Blatt The Sun, das Elton John mit homophoben Beschimpfungen überzog. 1988 konnte er die Zeitung erfolgreich auf Schadensersatz verklagen.  

1988 sollte zu einem entscheidenden Jahr für Elton John werden. Er zog er einen vorläufigen Schlussstrich unter sein bisheriges Leben als Popstar.  Nach einem fünftägigen Marathon-Auftritt im Madison Square Garden versteigerte er alle seine Kostüme, dazu Tausende von Erinnerungsstücken und seine umfangreiche Plattensammlung bei Sotheby’s. Das war ein Abschied und zugleich ein symbolischer Wendepunkt. In den nächsten zwei Jahren kämpfte John sowohl gegen seine Drogenabhängigkeit als auch gegen Bulimie.

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Das Album Sleeping with the Past enthielt mit Sacrifice! einen großen Hit für Elton John

Sacrifice! – Der Song, auf den Bernie Taupin stolz ist

1989 erscheint Sacrifice! als zweite Single-Auskopplung von Elton Johns mittlerweile 22. Studioalbum Sleeping with the past. Sacrifice! ist in Großbritannien eine Nummer 1 und wird mit Platin ausgezeichnet. Bernie Taupin hat sich immer dagegen gewehrt, die 70er-Jahre als den eigentlichen Höhepunkt ihrer Zusammenarbeit zu betrachten. Da sei durchaus nicht alles großartig gewesen, während auch in den späteren Jahren viele wirklich gute Lieder entstanden seien.  Sacrifice! ist der Song, von dem Bernie Taupin sagt, dass er ihn mit dem größten Stolz erfüllen würde: „Er ist so realistisch und kommt aus einem Ort des echten Schmerzes. Es ist fast wie die Antithese zu Your Song, das so jungfräulich ist. Das ist der Beginn der Reise, wie man die Liebe wahrnimmt. Sacrifice‘ ist die Fortsetzung davon, wo man herausfindet, dass Liebe manchmal ein hartes Spiel ist.“ (smoothradio)

Das dazugehörige Video zeigt Supermodel Yasmeen Ghauri und Chris Isaak als Paar, das nach der Geburt der Tochter mit Eheproblemen zu kämpfen hat. Schließlich zieht der Mann die Tochter alleine groß.

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David Giles schreibt in der Musik Week: „Elton ist in gedämpfter, wehmütiger Stimmung – es ist eine Ballade und darin liegt in diesen Tagen seine Stärke -, aber sie trägt den Stempel eines wahren Songwriter-Genies, das angeborene Gespür dafür, welcher Akkord als nächstes kommt, um die interessanteste Melodie zu ergeben.“ Die Instrumentierung von Sacrifice! ist bis auf Gitarre und Bass ziemlich elektronisch: Elton John spielt das Roland Digital Piano RD-1000, es gibt einen DX-7, einen Roland Alpha Juno und einen Fairlight zu hören und die Drums stammen von einer Linn LM-1.

Wer in den 80ern etwas auf sich hielt, setzte natürlich auch einen Fairlight ein

Elton John: Erfolg mit Filmmusik

1991 war Elton John trocken und runter von den Drogen. Und ein Jahr später meldet er sich mit The One zurück. Das Album, dessen Cover von Gianni Versace gestaltet worden war, erreichte Platz 8 der US-Charts und erhielt Doppelplatin. In Deutschland, Österreich und der Schweiz stieg es bis auf Platz 1. Elton John und Bernie Taupin wurden wieder hoch gehandelt. Auf dem Song Understanding Women ist David Gilmour an der Gitarre zu hören, bei Runaway Train spielt Eric Clapton Gitarre und singt mit Elton John im Duett. Das zuletzt favorisierte Digitalklavier Roland RD-1000 tauscht er gegen ein Disklavier von Yamaha.

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Das stilvolle Cover von The One stammt von Gianni Versace

Gemeinsam unterzeichnen Elton John und Bernie Taupin 1992 bei Warner/Chappell Music einen Verlagsvertrag über geschätzte 39 Millionen Dollar. Auch mit Filmmusik ist Elton John erfolgreich. 1995 gewinnt er seinen ersten Oscar in der Kategorie „Bester Song“ für Can You Feel the Love Tonight aus dem Disneyfilm „Der König der Löwen“ (1994) ein. Texter war hierbei Tim Rice. Den zweiten Oscar bekam er 2020 für den Song (I’m Gonna) Love Me Again aus dem Film „Rocket Man“. Dieses Mal gemeinsam mit Bernie Taupin.

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Für Can You Feel the Love Tonight vom Soundtrack zu Lion King heimste Elton John 1995 einen Oskar für den besten Filmsong ein

Doch damit haben wir zeitlich etwas vorgegriffen. Über den Schock, den der Tod von Prinzessin Diana bei ihm ausgelöst hatte und seiner Neuaufnahme von Candle in the wind habe ich bereits geschrieben. Es sollte sein größter Erfolg werden. 2000 spendiert ihm die CBS eine Sondersendung, bei der er seine größten Hits im Madison Square Garden aufführte. Selbstredend wurde auch daraus ein Album – One Night Only. Interessanter sind die Songs from the West Coast, die 2001 erschienen. Umtriebig wie eh und je brachte er in den nächsten Jahren Peachtree Road heraus, The Captain and the kid sowie ein Duettalbum mit Leon Russell.

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Elton John hat Leon Russell, mit dem er 2010 das Album The Union produzierte, sehr bewundert

Das Album The Union zeigt, dass Elton John mit dem richtigen Sparringsparter an der Seite durchaus nicht immer seinen Stiefel durchziehen muss. Der Charme der Songs liegt hier gerade in den Gegensätzen der beiden: „Hier der nasale, wohl akzentuierte britische Gentleman, da der schnoddrige Alt-Cowboy … lässig, aber nie nachlässig: Diese Altherren-Runde hat eine Menge wohltemperierten, guten alten Bourbon im Regal.“ (laut.de)

Hier das großartige If it wasn’t for bad in einer Liveversion aus dem New Yorker Bacon Theatre:

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Leon Russel mit der rauchigen Stimme und dem langen weißen Bart war für 5 Jahrzehnte eine Legende, der seine Fans mit Gospel, Soul, Blues und Countrymusik begeisterte. Als er 2016 im Alter von 76 Jahren starb, war Elton John einer der ersten, die sich über Twitter zu Wort meldeten: „Mein Liebling Leon Russell ist in der Nacht von uns gegangen. Er war ein Mentor, eine Inspiration und so wohlwollend zu mir. Ich habe ihn geliebt und werde ihn immer lieben.“ (Spiegel)

Intermezzo 3: Kim Bullard – Keyboarder in der Elton John Band

Ein Interview von Kim Bullard mit Music Radar lässt erahnen, welchen technischen Aufwand Elton John in den 2000er Jahren bei Live-Konzerten betrieben hat. Kim Bullard wurde 2009 festes Mitglied der Elton John Band. Er hatte zuvor mit Crosby, Stills & Nash, Poco, Santana, Katy Rose aber auch mit Acts wie Nine Inch Nails und Megadeath zusammengearbeitet. Das Allerwichtigste schien Redundanz zu sein, alles war doppelt und dreifach vorhanden: „Elton ist so ein weltweiter Star, dass wir drei völlig separate Backline-Rigs haben, die überall auf der Welt stehen können, sodass wir Ausrüstung verschicken und einfliegen können, um bei Bedarf einmalige Shows zu machen.“ Für alle drei Rigs gab es noch ein Backup, so dass es sich am Ende um sechs komplette Ausrüstungssätze handelte. Und das hatte natürlich sofort Konsequenzen, wenn ein Update erforderlich war. „Jede Änderung erfordert einen Austausch bei allen sechs Rigs. Daher versuchen wir immer, das Beste aus dem herauszuholen, was wir haben und das hat für uns gut funktioniert. Die Rigs haben sich als äußerst stabil erwiesen und sie klingen großartig. Wir haben Songs, wo wirklich einiges passiert, was bedeutet, dass ich viel zu covern habe.“

Ein Kurzweil 2600 gehörte zum Liverig der Elton John Band

Tim Bullards Keyboard-Rig bestand aus zwei Kurzweil 2600 und zwei Yamaha Motifs, die mit einer Digital Music Corp MX-8 MIDI Patchbay verbunden waren. So konnte er zusätzliche Roland XV-5080 Module ansteuern, die mit mehreren Karten ausgerüstet waren. Dazu kam ein PC-Laptop mit HALion, auf dem Soft-Synthesizer-Versionen vom Yamaha DX7, Minimoog und Prophet-5 sowie der Hammond-B3-Klon B4 von Native Instruments gespeichert waren.

Vier Sampler/Workstations sind ja eine Menge Holz, aber Bullert wollte seinerzeit keines der Schlachtschiffe missen: „Ich möchte nicht die Möglichkeit menschlichen Versagens hinzufügen, indem ich mitten im Song Patch-Änderungen vornehmen muss, deshalb nutzen wir alle vier Keyboards, um die Sounds zu verteilen. Wir brauchen all diesen physischen Raum.“ Die einzelnen Keyboards wurden nicht spezialisiert eingesetzt. Grundsätzlich konnte über MIDI-Patching jedes Keyboard Sounds von jedem anderen Keyboard, Rack-Synthesizer oder Soft-Synthesizer wiedergeben.

Empirical Labs Fatso Model el7x

Der Empirical Labs Fatso Model EL7X simuliert u. a. die Bandsättigung eines analogen Tonbandes

Elton John-Konzerte waren schon immer etwas teurer, aber dafür bekam das Publikum auch einen richtig guten Sound geboten: „Wir haben einen Super-High-End-VCA am Hauptausgang zum FOH (der für das Publikum optimierte sogenannte Front of House-Mix), der parallel von zwei Lautstärkepedalen gesteuert wird.“ Zwischen Mischpult und VCA war außerdem ein Empirical Labs Fatso geschaltet, der dem Sound zusätzlichen Punch und Wärme hinzufügen sollte: „Er hält gleichzeitig die Pegel aus dem Mischpult in Schach. Das hilft uns, auf die Gain-Struktur zu achten. Das ganze Rig wird mit einer sehr gut funktionierenden Stromquelle betrieben.“

Elton Johns Musik benutzt oft Streicherklänge und da hat Kim Bullard seine eigene Philosophie. Er nutzte Kombinationen aus Solo-Patches und kleinen Besetzungen wie Quartett oder Kammerstreicher. „Ein Problem, das ich bei vielen Streicherbibliotheken festgestellt habe, ist, dass sie beispielsweise 30 oder 40 Spieler auf einer Note haben. Das klingt erstaunlich, wenn man eine Note spielt. Aber wenn man vier oder fünf Noten auf einem Streicherpart spielt, landet man bei 200 Saiten. Das ist lächerlich!“ Und vor allem entsteht am Ende ein ungenießbarer Soundbrei. Bullerts Tipp: „Eine geringere Anzahl von Samples pro Note verbessert die Artikulation, verleiht den Streichern Charakter und sorgt dafür, dass sie in einem Mix besser sprechen.“

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Auf dem Cover zu den Lockdown Sessions von 2021 demonstriert Elton John, dass Corona-Schutzmaßnahmen durchaus stylish aussehen können

Elton John: Zeit der Rückschau und Blick nach vorne

2011 unterschrieb Elton John in Las Vegas einen Vertrag mit Caesars Palace, wo er in den nächsten Jahren an die 200 Mal die Show The Million Dollar Piano aufführte. Das hinderte ihn nicht daran, auch weiter Alben zu veröffentlichen: 2013 erschien the Diving Board, 2016 Wonderful Crazy Night, das erste Album, das er mit seiner alten Tourband aufgenommen hat seit The Captain & the Kid. Nun begann langsam die Zeit der Rückschau. Universal veröffentlichte 2017 die Diamonds-Compilation und 2018 startete Elton John seine Abschiedstournee. Passend dazu erschien 2019 seine Autobiographie. Die Pandemie konnte seine weltweite Farewell-Tour zeitweise ausbremsen, nicht aber seine Kreativität. Gemeinsam mit zahlreichen anderen Künstlern wie Eddie Vedder, Charlie Puth, Young Thug, Stevie Nicks oder den Gorillaz produzierte er die von allen stilistischen Barrieren befreiten Lockdown Sessions, die 2021 veröffentlicht werden. Der Guardian bezeichnet Lockdown Sessions als „eine mit Pailletten besetzte Wundertüte aus Klängen und Stilen, die eher an ein fabelhaft experimentelles Mixtape als an ein traditionelles Studioalbum erinnert.“ Das Spektrum reicht von einem Metallica-Cover mit Miley Cyrus und Finish Line, einem souligen Duett mit Altmeister Stevie Wonder bis zu der Rap-Ballade Always Love You, wo er von Young Thug und Nicki Minaj unterstützt wird.

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Elton John wird für sein Engagement gegen Aids geadelt

Neben der fantastischen Musik, die Elton John seinen Fans geschenkt hat, gehört zu seiner Lebensleistung auch sein unermüdliches Engagement im Kampf gegen HIV und Aids. 1992 gründete er wenige Monate nach dem Tod des Queen-Sängers Freddie Mercury, mit dem er eng befreundet war, eine Stiftung für Aids-Kranke. Eine runde halbe Milliarde Dollar hat die Stiftung bisher eingesammelt. Bemerkenswert ist, dass Elton John eigens Songs veröffentlichte, die AIDS thematisierten und deren Erlöse direkt der Stiftung zugute kamen. Der erste stammt vom Album The One aus dem Jahr 1992 und heißt The last song:

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Elton John wurde, nachdem er sich offen zu seiner Homosexualität bekannte, zu einem der bekanntesten Vertreter und Fürsprecher der LGBTQ+-Bewegung, der sich jederzeit offen gegen Homophobie einsetzt. Bereits 1995 wurde Elton John von Queen Elisabeth II für seine wohltätigen Projekte vor allem „gegen Aids und für die Gleichberechtigung Homosexueller“ zum „Commander of the Order of the British Empire“ ernannt. 1998 wurde er als Knight Bachelor in den britischen Adelsstand aufgenommen – seitdem darf er sich Sir Elton John nennen. 2019 wurde er nach Paris in den Elysée-Palast eingeladen und von Präsident Macron zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Elton John konnte diese Ehrung im Beisein seines Ehemanns und langjährigen Partners David Furnish und der beiden gemeinsamen Kinder entgegen nehmen. So ändern sich die Zeiten.

Elton John: Nach 20 Jahren ein Nummer 1 Hit in Großbritannien

Im Oktober 2021 gelingt Elton John das Kunststück – nach 20 Jahren landet er wieder einen UK-Nummer 1 Hit. Gemeinsam mit Duo Lipa mit dem Titel Cold Heart. „Ich kann euch nicht sagen, wieviel mir das bedeutet“, meldete sich der Künstler auf Instagram. Im Bademantel, denn er erholte sich gerade von einer Hüftoperation. Tja, auch ein Elton John wird nicht jünger. Aber er schafft es spielend, Musik zu produzieren, die die Boomer anspricht, aber auch die TikTok-Generation zum Tanzen bringt. „Ich habe nie das Verlangen verloren, neue Musik zu hören“, sagt Elton John: „Ich durchstöbere Websites des NME und ähnlicher Seiten, um Platten zu finden, die ich sonst nicht gehört hätte. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Sachen. Mit den meisten jungen Künstlern auf dem Album Lockdown Sessions habe ich mich angefreundet und ich liebe es, neue Platten zu promoten.“ (Guardian)

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Elton John: Ich bin ein Überlebender

Er kann inzwischen abgeklärt auf sein altes Leben zurückschauen: ‚Ich bin ein Überlebender. Ich habe viele Dinge überlebt. Das Leben ist voller Fallstricke, auch wenn man nüchtern ist. Ich kann jetzt mit ihnen klarkommen, weil ich nicht weglaufen und mich verstecken muss“ (Variety) Für Elton John steht fest, dass es letztlich die Liebe zur Musik und die Arbeit war, die ihn gerettet hat: „Ich habe eine enorme Neigung zur Arbeit. Selbst als ich auf dem Tiefpunkt war, hat mich die Arbeit am Leben gehalten. Ich bin immer noch auf Tournee gegangen. Ich habe immer noch Platten aufgenommen und das hat mich am Leben gehalten. Ich habe mich nicht einfach abgekapselt, sonst wäre ich nicht mehr hier. Ich habe die Musik so sehr geliebt und ich bin immer noch der Fan, der ich mit 15 oder 16 Jahren war.“ (gq-magazine)

Und wie soll die Zukunft aussehen? „Ich werde Platten aufnehmen und meine Radiosendung machen, aber was das Reisen und die Auftritte angeht? Ich habe genug Beifall bekommen. Ich will bei meiner Familie sein. Ich will mit meinen Jungs zusammen sein. Ich werde immer noch kreativ sein, aber ich möchte nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, hierhin und dorthin zu fliegen. Ich kann nicht mehr tun, als ich jetzt getan habe und abgesehen von der einen oder anderen Wohltätigkeitssache, die sich vielleicht ergibt, war’s das für mich.“ (Guardian)

Ich wünsche dem Rocket Man Elton John alles Gute und freue mich auf noch manche musikalische Sternstunde.

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Forum
  1. Profilbild
    CDRowell AHU

    Dieser Artikel ist für mich sehr ergreifend und angenehm zu lesen!😬👍
    Dadurch werde ich diesen Tag gut starten!😃
    Vielen Dank für deine Zeilen!! 😎

    • Profilbild
      costello RED

      @CDRowell Danke lieber CDRowell! Ich freue mich, dass Du mit Elton gut in den Tag gestartet bist.🙂

  2. Profilbild
    chardt

    Danke für diesen tollen Artikel! Mein persönliches Highlight in Sachen Sir Elton ist sein Auftritt in der Muppet Show, bei dem er seinen Humor zeigen kann. Unter anderem ist er in ständig wechselnden schrillen Kostümen zu sehen, wie damals üblich – doch als die Muppets sich von ihm verabschieden wollen und dazu ebenfalls die wildesten Fummel angezogen haben, kommt er im edlen Anzug aus der Garderobe, jeder Zoll ein englischer Gentleman, und meint nur „You guys look funny!“ :)
    Musikalisch ist er nicht immer mein Ding, aber Too Low For Zero steht dann doch im Regal, und natürlich der Tommy-Soundtrack.

    • Profilbild
      costello RED

      @chardt Danke chardt, auch für den Hinweis auf Elton John und die Muppets Show 🙂 Da hätte tatsächlich noch ein Clip in den Beitrag gehört – so funny!

  3. Profilbild
    liquid orange AHU

    Danke für den hervorragenden Artikel!!!
    Elton Johns Musik – vor allem die 70er-Sachen – hörten meine Frau und ich früher sehr viel, ab den 80ern wurden andere Sachen bevorzugt und die Platten blieben meist im Regal. Aber wir wollten ihn doch einmal live sehen und konnten – mit 2 Jahren Verspätung – ihn dann letztes Jahr im Hallenstadion in Zürich sehen. Eines der besten Konzerte die ich je gesehen und gehört habe. Diese unglaubliche Energie vom ersten bis zum letzten Song, die perfekte Show, die hervorragenden Musiker, das war wirklich beeindruckend.
    Egal wie man zu seiner Musik steht, diese Aussage ist nur bemerkenswert:
    „Die britische Poplegende Elton John hat einen britischen Chart-Rekord gebrochen. Wie die Official Charts Company am Mittwoch mitteilte, gelang es dem 74-Jährigen als erstem Künstler, über einen Zeitraum von sechs Jahrzehnten jeweils mindestens einmal pro Jahrzehnt in die Top Ten der britischen Hitparade zu kommen“.
    (Quelle: https://www.watson.ch/leben/grossbritannien/244949919-top-ten-hits-in-sechs-jahrzehnten-elton-john-bricht-chart-rekord)

    Nochmals danke für den Artikel, wirklich super geschrieben!!!

  4. Profilbild
    Woody

    Danke für diesen ausführlichen Artikel.
    Und nicht alleine wegen des Sketches mit Rowan Atkinson, den kannte ich noch nicht :-)

    • Profilbild
      costello RED

      @Woody Danke Woody, Rowan Atkinson ist immer super und Elton John spielt auch ganz wunderbar mit.

    • Profilbild
      bluebell AHU

      @Sven Rosswog Das war schon immer klar, dass Elton John ein Konstrukt ist wie Maier Kurt. Wer die Familie Heinz Becker kennt, weiß, dass der Maier Kurt mit Vorname Kurt und Nachname Maier heißt.

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      costello RED

      @TobyB Moin TobyB! Sehr schöner Clip mit James Corden! 🙂Ob man auf die Musik von Elton John steht oder nicht: Der Man ist auf alle Fälle ein erstklassiger Entertainer.

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    NDA

    … und wieder mal ein „echter Costello“ in epischer Breite 😉.
    Daher gleich mal ein Herzliches Dankeschön allein für die Zeit und den Aufwand, den Du in Deine Artikel hineinsteckst 😀.

    Musikalisch zwar selbst kein Elton John Fan, hat mich zumindest das Interesse bewegt, a bisserl mehr als die oberflächlich bekannten Fakten über diesen Ausnahmekünstler zu erfahren.

    Was nehme ich speziell aus diesem Artikel mit? Die Aussage und den Ratschlag von Elton John, wie Profis mit Druck umgehen, um im alles entscheidenden Situationen (wie beim Abschied von Prinzessin Diana) selbst in äußerst emotionalen Momenten die Leistung auf den Punkt zu bringen:
    „Was mir durch den Kopf ging, war: ‚Sing keine falsche Note. Versuch, den Gleichmut zu behalten. Versuch einfach, dein Bestes zu geben, ohne irgendeine Emotion zu zeigen … Mein Herz klopfte ziemlich schnell, muss ich sagen.“

    Neben einer gesunden Portion Selbstvertrauen gehören dazu sicher vor allem jahrelanges intensivstes Lernen, Üben (also regelmäßiges Wiederholen) sowie die Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nur dadurch gelingen die erforderlichen Abläufe – geistig wie Bewegungen – mit quasi automatischer Präzision und Sicherheit. Nicht zu vergessen, das dann auch über Minuten, ein ganzes Konzert oder vom Spektrum und allgemein weiter gefaßt über die `Langstrecke´ halten zu können.

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      costello RED

      @NDA Hi NDA, herzlichen Dank für Dein tolles Feedback. Ich freue mich sehr. dass Du – obwohl kein Elton John-Fan – so einiges doch für Dich aus dem Artikel ziehen konntest. 🙂

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      plumperquatsch

      @NDA Wie halte ich eine „Grabrede“ ohne in Tränen auszubrechen?

      onkel john wirft sich einen betablocker ein (senkt den Puls & Blutdruck), und schon fällt man nicht mehr so leicht aus der Rolle. Das ist kein großes Geheimnis. Funktioniert auch mit Prüfungsangst o.ä. ;)

  6. Profilbild
    Kraut Control

    Ich hatte das große Glück, ihn letztes Jahr bei seiner Abschiedstour live erleben zu dürfen. Die Spielfreude von ihm und seinen Musikern war offensichtlich, zweieinhalb Stunden allerbeste Unterhaltung. Danke für den wunderbar informativen Artikel, der auch immer mal auf Eltons Gerätschaften eingeht. Dass Eltons Johns größter Hit vom gleichnamigen Album im Artikel zu „My Song“ wird, ist gar nicht mal so unpassend. 😉

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    Digitalist

    Vielen Dank für den tollen Artikel.
    Elton John gehört wohl zu den wenigen Künstlern, zu denen man hunderte Artikel und Bücher lesen kann und trotzdem jedesmal noch etwas neues erfährt.
    Interessant wieviel Aufwand hier auch technisch zb. seitens Yamaha betrieben wurde.

  8. Profilbild
    Moodsmusik

    Was für ein Ausnahmetalent, seine Lieder seine Songs sind unvergesslich und gehen jedes Mal wieder erneut sofort ins Ohr.
    Ich Pack das Elton John Fieber, alle Jahre immer wieder aufs Neue.

  9. Profilbild
    0gravity

    Ich warte ja immer noch auf das Buch mit Costellos gesammelten Werken.
    Vielen Dank für den tollen Artikel über einen tollen Künstler und die schöne Zeitreise.
    Die Hintergründe zu seinem Instrumentarium fand ich sehr aufschlussreich, darüber hatte ich woanders bisher noch nichts gelesen.

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