Wenn Keyboard Wizards für die Glotze schreiben
Inhaltsverzeichnis
- Jan Hammer: The First Seven Days
- there is no guitar on this album
- Jazz Fusion – über den Unsinn musikalischer Schubladen
- Eine musikalische Familie
- Prager Frühling: Jan Hammer geht in die USA
- Mahavishnu Orchestra
- Jan Hammer: Gefühl vor Schnelligkeit
- Like Children
- Timeless
- Jan Hammer Group
- Zusammenarbeit mit Jeff Beck
- Jan Hammer – seine Keyboards Ende der 70er Jahre
- Spezielles Verhältnis zum Fender Rhodes
- Black Sheep – Jan Hammers „Gitarren“-Album
- Das Probe-Umhängekeyboard
- Zusammenarbeit mit Neal Schon und Al DiMeola
- Jan Hammer – Miami Vice
- „Beyond the mind’s eye“ – Musik für Videospiele
- Jan Hammer – Zurück zu den Anfängen
Jan Hammer hat das Glück – oder Pech, wie man es sehen will – dass sein Name für immer mit der US-Serie „Miami Vice“ aus den 80er Jahren verbunden ist. Glück, weil die TV-Mucke ihn weltweit bekannt machte und er das große Geld verdiente. Das „Miami Vice Theme“ stand in den US-Charts 22 Wochen auf Platz 1. Aber auch in UK, Deutschland und Österreich schaffte es das „Miami Vice Theme“ mit seinem Hightech-Sound in die Top 5.
Pech, weil Jan Hammer, wenn man ehrlich ist, sich von den damals gefundenen Formeln nie wieder hat ganz befreien können. Einen Miami Vice-Sampler betitelte er selbstironisch mit „Escape from Television“. Hört man in „Seasons, Pt. 1“ hinein, das im Juli 2018 veröffentlicht wurde, überkommt einen ein starkes Deja Vu-Gefühl. Sogar der Titel mancher Songs weckt Erinnerungen an den Soundtrack der 80er Jahre: „Miami-Night“ oder „Ocean Drive“.
Da ist er wieder – der cleane teure Sound, der nach Fairlight, Linn Drum und DX7 klingt. „Slick“ würde man im englischen sagen – „glatt“. Aber auch digital, wobei die analoge Studioecke damals bei Jan Hammer auch nicht schlecht bestückt war mit Memorymoog und Roland Jupiter 8. Wer auf Gear-Listen abfährt, war bei Jan Hammer immer schon an der richtigen Adresse.
Zur Einstimmung das „Miami Vice Theme“ – mit Jan Hammer am Fairlight und dem Probe-Umhängekeyboard für das ultimative E-Gitarrenfeeling:
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Bis zum Mega-Erfolg von Miami Vice war es freilich ein weiter Weg – und wer diese relativ sparsame, dabei höchst effiziente Melodieführung zum Beispiel auf „Crockett’s Theme“ hört, mag kaum glauben, dass Jan Hammer mal Keyboarder beim Mahavishnu Orchestra war. Jene legendäre Jazz Rock Formation um den britischen Gitarristen John McLaughlin, bei der ich immer das Gefühl hatte, die Musiker bekämen automatisch Elektroschocks verpasst, falls sie nicht gefühlte 1000 Noten pro Minute abfeuern würden. Auch wenn ich beim „Aktenstudium“ für diesen Artikel im „Rolling Stone Album Guide“ auf einen wirklich süßen Satz gestoßen bin – “The Inner Mounting Flame“ und „Birds of Fire“ sind viel anhörbarere Alben, als Nicht-Gitarrenliebhaber erwarten würden“ – so bin ich doch froh, dass das nicht meine erste Begegnung mit Jan Hammer sein sollte. Ich hätte die besondere Qualität dieser Musik damals einfach noch nicht richtig zu würdigen gewusst. Das Kennenlernen lag aber dennoch einige Zeit vor der Miami Vice-Ära.
Jan Hammer: The First Seven Days
1975 bekam ich von meinem Bruder, der immer auf meine musikalische Früherziehung bedacht war, das Album „The First Seven Days“ geschenkt. Eine musikalische Schöpfungsgeschichte, deren Konzept der Künstler wie folgt beschreibt: „Wenn man davon ausgeht, dass jeder dieser Tage zwischen einem Tag und 100 Millionen Jahren gedauert hat, treffen sich die wissenschaftliche und die biblische Sichtweise in bestimmten Punkten. Diese Punkte waren die Inspiration für dieses Album“. Ob die Fans sich wirklich so eingehend mit der Genesis beschäftigen wollten, sei dahingestellt. Für sie machte wohl mehr der intensive Gebrauch von Synthesizern das Album zu einer faszinierenden Angelegenheit. Jan Hammer spielt auf diesem Album fast alle Instrumente selbst: Klavier, Fender Rhodes, Moog Synthesizer, weiter einen Oberheim-Synthesizer (entweder das SEM-Modul oder sogar schon einen Two Voice – der 1975 gerade auf den Markt kam) und einen Freeman String Symphonizer. Dieser von Ken Freeman erfundene Urahn aller Stringsynthesizer besitzt zwei Oszillatoren, verzögertes Vibrato und einen „Animations“-Effekt, der dem Sound ein tiefes 4,5 Hz Vibrato hinzufügt. Weitere bekannte Nutzer waren Pete Sinfield, Caravan und PFM. Zusätzlich zum Symphonizer setzte Hammer sehr prominent ein Mellotron ein und spielte Drums und Percussion. David Earle Johnson steuert auf zwei Tracks Congas und zusätzliche Percussion bei. Und auf vier Tracks spielt Steven Kindler Violine.
there is no guitar on this album
Aber irgendwie scheinen die Credits nicht ganz vollständig zu sein. Wer zum Teufel spielt auf dem Album diese Wahnsinnsgitarre? Jan Hammer scheint diese Konfusion beim Hörer vorausgeahnt zu haben. Und so findet sich auf dem Cover der leicht provokant-selbstbewusste Hinweis: „For those concerned: there is no guitar on this album.“
Wenn ich den Eröffnungssong „Earth in Search of a Sun“ höre, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Auf „Jeff Beck with the Jan Hammer Group Live“ (1977) ist übrigens eine formidable Live-Aufnahme dieses Songs zu hören. Dieser „iiiuuuuhh“-Tiefpassfiltersound vom Oberheim dringt auf „richtigen“ Boxen mit anständigen Tieftönern tief in die Magengrube, es klingt einfach göttlich – dieses Adjektiv sei im Zusammenhang mit „The First Seven Days“ einmal erlaubt. Eine treibende Sequenz erhebt sich über die Mellotron-Klänge und bei 3:05 setzt dann die Hammer-Gitarre ein. Jan Hammers makellose Pitchbending-Technik trägt viel zur Glaubwürdigkeit bei. Und natürlich kommt die Verwendung eines echten Gitarren-Amps in diesem Zusammenhang auch nicht schlecht: „Den Leadsound im Solo haben wir – ob du es glaubst oder nicht – über einen Pignose Amp eingespielt“ , verrät Hammer im Interview mit Contemporary Keyboard im Oktober 1978. „Einen originalen Pignose, abgenommen mit Neumann Mikrofonen. Wir haben ihn zum Rauchen gebracht, es hat den Lautsprecher durchgeschmolzen.“
Neben dem Pignose experimentierte Hammer im Studio mit allen möglichen Verstärkern von Hiwatt über Fender bis Marshall. Eine entscheidende Rolle für den speziellen Jan Hammer-Sound auf „The First Seven Days“ spielte auch der Bode Frequency Shifter: „Ein fantastisches Tool. Du kannst damit Tubular Bells erzeugen, gigantische Glockenspiele, oder es klingt wie Eisenbahnschienen – alles sehr metallisch. Auf ‚The First Seven Days‘ wurden die Melodiesounds dadurch geschickt.“ (Contemporary Keyboard, Oktober 1978)
Jazz Fusion – über den Unsinn musikalischer Schubladen
Auf „Light/Sun“, „Oceans and Continents“ und „Fourth Day – Plants and Trees“ macht man Bekanntschaft mit Hammers ganz besonderem Stil auf dem akustischen Klavier, unterstützt vom Mellotron. „Animals“ ist experimenteller: Reichlich Percussion erweckt den entstehenden Dschungel zum Leben. Und darüber zwitschert das virtuose Synthesizer-Spiel des Meisters. „Sixth Day – The People“ beginnt ganz elegisch, fast klassisch mit Streichern und Klavier. Hier klingen auch Motive der mittel- und osteuropäischen Musik an. Später kommt die Geige Steven Kindlers dazu und Jan Hammer erfreut unser Ohr mit seinem großartigen Spiel auf dem Fender Rhodes. Auf „The Seventh Day“ ist dann dieser klassische weiche Synthesizer-Sound (Pulsschwingung) zu hören, den ich immer mit Jan Hammer verbunden habe. Das Ende ist euphorisch und könnte mit den Mellotron-Chören und dem abfallenden Dreiklangmotiv auch von Genesis oder Yes stammen. Auf Wikipedia wird das Album dem Genre „Jazz Fusion“ zugeordnet. Diese Musikrichtung kann manchmal ein bisschen anstrengend sein. Aber „The First Seven Days“ finde ich bis heute großartig. Entweder ist die Schublade „Jazz Fusion“ hier irreführend, oder aber ich muss meine klischeehaften Vorstellungen von „Jazz Fusion“ als einer nervös-frickeligen Musik gründlich überdenken, weil diese Stilrichtung viel vielseitiger und umfassender ist, als ich es mir habe träumen lassen.
Eine musikalische Familie
Jan Hammer wurde am 17. April 1948 in Prag geboren, das damals noch Hauptstadt der Tschechoslowakei war. Jan wuchs in einer musikalischen Familie auf. Seine Mutter war die Jazzsängerin Vlasta Průchová und der Herr Papa – Jan Hammer senior – ein Arzt, betätigte sich ebenfalls Jazzmusiker. Da war die musikalische Richtung ja schon mal vorgegeben. Im zarten Alter von vier Jahren erlernte Jan das Klavierspiel. Er war gerade mal 14 Jahre alt als er mit einer Jazzgruppe Platten aufnahm und Live-Konzerte gab. Sein prominenter Bandkollege war Miroslav Vitous, später Bassist und Gründungsmitglied der legendären Jazz Rock Gruppe „Weather Report“. Jan Hammer studierte an der Prager Musikakademie Kompositionslehre und Musiktheorie. Mit 20 Jahren übte er sich schon mal im Schreiben von Filmscores. Für den 1968 erschienenen tschechoslowakischen Märchenfilm „Die wahnsinnig traurige Prinzessin“ mit Helena Vondrácková als Prinzessin komponierte er die Musik. Auf YouTube finden sich Auszüge des Films, der früher immer mal gern im DDR-Fernsehen gezeigt wurde. Das hat mit Jazz oder Rock natürlich nichts gemein, eher klingt es nach Schlagermusik mit Musical-Anklängen. Aber interessant ist es allemal, welche Musik Jan Hammer damals als 20-jähriger komponierte.
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Prager Frühling: Jan Hammer geht in die USA
Ins gleiche Jahr fallen die Ereignisse des Prager Frühlings. Alexander Dubček, Generalsekretär der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei versuchte im Frühjahr 1968, einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu schaffen. Doch das Streben nach Liberalisierung und Demokratisierung wurde von der Sowjetunion brutal niedergeschlagen. Am 21. August 1968 rollten die Panzer des Warschauer Pakts durch Prag. Bereits am ersten Tag des Einmarsches starben 23 Menschen, der Prager Frühling endete in einem blutigen Alptraum.
Jan Hammer emigrierte gemeinsam mit dem Bassisten Miroslav Vitous in die USA, wo beide ein Stipendium am Berklee College of Music in Boston erhielten. Jan Hammer stieg auch gleich standesgemäß in die Musikszene ein, als er Sarah Vaughan als Keyboarder und Bandleader auf Tour begleitete. Die 1990 verstorbene Sarah Vaughan, die am Anfang ihrer Karriere mit Charlie Parker und Dizzy Gillespie gearbeitet hatte, wird heute neben Ella Fitzgerald und Billie Holiday zu den einflussreichsten Jazz-Sängerinnen überhaupt gerechnet.
1970 nahm Jan Hammer mit dem Jazzflötisten Jeremy Steig ein Doppel-Album auf, das allerdings erst zwei Jahre später veröffentlicht wurde. Der wegweisende Titel: „Fusion“. Diese Platte, bei der Jan Hammer auch an den Kompositionen beteiligt war, wurde übrigens 1996 unter dem Titel „Something Else“ wiederaufgelegt. Sie hat nicht ganz die Beachtung gefunden, die sie verdient hätte. Steig hat viele der Spieltechniken eingeführt, die klassische Flötisten bewusst vermeiden – wie etwa den bewussten Einsatz von Luftgeräuschen und das Überblasen des Tons, ebenso die Verfremdung des Flötenklangs durch den Einsatz von Wahwah-Pedalen und Ringmodulatoren. Das „progressive“ Flötenspiel etwa eines Ian Anderson bei Jethro Tull hat der Pionierarbeit Jeremy Steigs viel zu verdanken.
Mahavishnu Orchestra
Und dann war es für Jan Hammer an der Zeit für die erste Supergroup. Egal ob man die Musik nun mag oder nicht: Niemand wird dem Mahavishnu Orchestra seine herausragende Bedeutung als eine der ersten Fusion-Bands bestreiten wollen. Für viele Fans ist diese Band stilbildend und der Inbegriff des Genres. Jan Hammer war Mitglied der fünfköpfigen Originalbesetzung: Seine Mitstreiter waren John McLaughlin an der Lead-Gitarre, Billy Cobham an den Drums, Rick Laird am Bass und Jerry Goodman an der Violine. Nicht ohne Stolz blickt Jan Hammer zehn Jahre später auf diese Zeit zurück: „Das war schon ein Ding, wenn du Teil von etwas bist, das gerade passiert und von dem du weißt, dass es einen Einfluss auf die Zukunft der Musik haben wird. Das war eine großartige Erfahrung.“ (San Diego People Magazine 1982)
Der britische Gitarrist John McLaughlin hatte mit Miles Davis und Jimi Hendrix musiziert. Er brachte psychedelische Rockmusik mit Jazz zusammen. Eine faszinierende Mischung, wenn auch immer die Gefahr bestand, dass die Musiker – ergriffen von ihrer eigenen Virtuosität – bei ihren insgesamt 530 Konzerten etwas zu selbstverliebt solierten. Auf die beiden hochgelobten Studioalben “The Inner Mounting Flame“ (1971) und „Birds of Fire“ (1973) folgte das im New Yorker Central Park im August 1973 live aufgenommene „Between Nothingness & Eternity“. So ambitioniert der Titel klingt, so anstrengend zu hören ist das Album, das nur drei Titel enthält. Der Song „Dream“ ist gut 21 Minuten lang und nahm damals die komplette zweite Plattenseite ein. „Doch trotz des hervorragenden Spiels hört man auf diesem Album nicht wirklich viel Musik“, moniert der Kritiker von all music. Und fügte hinzu: „Elektrizität und kämpferisches Einfühlungsvermögen reichen eindeutig nicht aus.“
Hier eine allerdings großartige Live-Version von „You know, you know“ vom Album “The Inner Mounting Flame“ auf BBC. Irgendwo in den Kommentaren zu dem Video schreibt jemand sehr treffend „Elektrische Kammermusik“. Am Anfang sehen wir allerdings Jan Hammer sichtlich unzufrieden mit seinem Rhodes hadern, das knisternde Störgeräusche produziert. Davor war auch eine Supergroup nicht gefeit. Und deswegen wechselt er bald zum Minimoog. Interessant zu hören, wie manche Synthesizerfiguren Jan Hammers sehr perkussiv angelegt sind und sich offensichtlich aus seinen Erfahrungen als Schlagzeuger speisen. Großartige Drums vor allem gegen Ende des Songs von Billy Cobham:
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Jan Hammer: Gefühl vor Schnelligkeit
Jan Hammer erkannte, dass die Fusion-Musik, die er viele Jahre spielte, ihn künstlerisch in eine Sackgasse geführt hatte: „Ich sehe mich ja ebenso sehr als Komponisten wie als Spieler. Und deshalb musste ich diese einseitige Spielweise aufgeben. Weißt du, da lernst du ein paar Licks, spielst sie schnell und das ist es dann. Du führst deine Technik vor. Aber wenn du ein emotionales Statement machen möchtest, dann kannst du nicht nur schnelle Noten spielen. Kunst ist die Manifestation von Gefühl, und Feeling sollte vor Technik kommen.“ (Contemporary Keyboard, Oktober 1978)
Irgendwann war er es leid, vor einem zumeist männlichen Publikum zu spielen, das sich daran hochzog (um keinen vulgäreren Ausdruck zu verwenden), wie schnell John McLaughlin auf seiner Gitarre war. Außerdem schossen schon bald unzählige Bands wie Pilze aus dem Boden, die den Stil des Mahavishnu Orchestras kopierten: „Die Leute konnten doch gar nicht unterscheiden, ob das nun John McLaughlin oder Al DiMeola war – für sie war das einfach schnell gespielte Gitarrenmusik“, resümiert Hammer. „Klar, wir als Musiker hören die Unterschiede, aber das tut nichts zur Sache, weil wir doch für das Publikum spielen und nicht für uns. Ich habe mein ganzes Leben für Musiker gespielt und es war an der Zeit mal für die Leute zu spielen.“ (Contemporary Keyboard, Oktober 1978)
Kleiner Nachsatz: Eine wunderschöne Hommage an den typischen Mahavishnu Orchestra-Sound hat übrigens die Berliner Band Spliff auf ihrem Album „The Spliff Radio Show“ vorgelegt. Hört man den Text von „Gooroo“, der direkt auf die Superband der 70er Jahre verweist, kippt der Song aber auch ins Persiflagehafte:
„The wings of karma – Panning my soul– Golden mahavishnu – Helps me empty my bowl“
Like Children
Es war für Jan Hammer an der Zeit, etwas neues auszuprobieren: „Mit all diesen Bands, die das Mahavishnu Orchestra kopieren, wer braucht da noch das Original? Wir würden heute selber wie eine gute Kopie von uns klingen…es würde sich wirklich so anfühlen, als ob ich mich selbst nachahmte.“ (Contemporary Keyboard, Oktober 1978) Und wer möchte schon wie die Kopie seiner selbst klingen? Wenn auch Jan Hammer 1973 das Mahavishnu Orchestra verließ, tat er sich ein Jahr darauf noch einmal mit dem Mahavishnu-Geiger Jerry Goodman zusammen. Das Album „Like Children“ kann die musikalische Herkunft seiner beiden Protagonisten natürlich nicht gänzlich verleugnen. Wie es in einer User-Kritik auf all music so schön heißt: „Das Mahavishnu Orchestra war sicherlich eine bessere Band, aber es war auch proppevoll.“ Nun, „Like Children“ klingt nicht ganz so „crowded“ und lässt den musikalischen Einfällen mehr Platz, sich zu entwickeln. Anspieltipp: das fünfeinhalbminütige Eröffnungsstück „Country and Eastern Music“. „Was wirklich zählt ist, was Du spielst“, ist Jan Hammer überzeugt. „Ob du jetzt besser oder schlechter spielst, ist eine Sache. Aber entscheidend ist, was du spielst. Auch die einfachsten Sachen können sehr inspirierend klingen.“ (Contemporary Keyboard, Oktober 1978)
Timeless
Im Jahr 1974 wirkte Jan Hammer am zweiten Solo-Album des Bassisten Stanley Clarke mit, das schlicht „Stanley Clarke“ heißt. Auf „Power“ „lodert das Moog-Solo von Hammer wie ein kalifornisches Grasfeuer“. (Classic Rock Review)
In diesem Jahr sollte noch ein absolutes Juwel der Jan Hammer-Diskografie entstehen: „Timeless“, das Debütalbum des 29-jährigen Gitarristen John Abercrombie für ECM Records. Der Schlagzeuger Jack DeJohnette vervollständigte das Trio. Neben Hammond-Orgel und Minimoog spielt Hammer auf „Timeless“ auch sehr viel akustisches Klavier. Die u.a. von Miles Davis „In a Silent Way“ inspirierte Platte legte mit den Grundstein zum klassischen Jazz-Sound des Münchner ECM-Studios. Das 1975 veröffentlichte Album war auch kommerziell sehr erfolgreich und wurde von der Kritik zu den „zeitlosen Einspielungen“ gezählt. Da ist der stereoplay-Kritiker angesichts des Albumtitels „Timeless“ ja richtig kreativ gewesen.
Jan Hammer erreichte einen Höhepunkt seiner Kreativität. 1975 spielte mit dem Schlagzeuger Elvin Jones u.a. auf dem Album „On The Mountain“ und veröffentlichte das oben bereits ausführlich gewürdigte Meisterwerk „The First Seven Days“. „Timeless“ gehört mit „The First Seven Days“ zu meinen absoluten Favoriten im Oeuvre von Jan Hammer. Mit den satten Einnahmen aus der Zeit mit dem Mahavishnu Orchestra hatte sich Jan Hammer inzwischen auch sein eigenes Studio einrichten können. Das Album „The First Seven Days“ wurde bereits im Red Gate Studio in Hammers Farmhaus im Norden des US-Bundesstaates New York produziert und aufgenommen.
Jan Hammer Group
Um seine Solo-Musik auch auf die Bühne zu bringen, gründete er die Jan Hammer Group. Nachdem die Band mit „The First Seven Days“ erfolgreich auf Tour war, kam 1976 ein weiteres Album heraus „Oh, Yeah?“. Die Besetzung: Fernando Saunders am Bass, Tony Smith saß an den Drums und sang auch und David Earle Johnson steuerte zusätzliche Percussion bei. Einen Gitarristen sucht man in dieser Formation vergeblich, die Gitarrensoli lieferte ja Jan Hammer selbst mit verstärkerverzerrtem Minimoog. Aber seiner Vorliebe für (E)-Geige ist Hammer treu geblieben. Steve Kindler spielt die Fiedel – mal elektrisch verstärkt, mal pur. „Oh, Yeah?“ bietet eine brillante Mischung aus Funk, Jazz und Rock. „Fusion at its best“, urteilt all music. Anspieltipps sind „Magical Dog“ (das Rhodes!) und „Red & Orange“ (virtuoses Geigen- und Synthesizerspiel über treibendem Rhythmus).
Einen ziemlichen Kontrast bietet das Album „Melodies“, kurze poppige Nummern mit einem ordentlichen R&B-Blues und einschmeichelndem Gesang. Wären da nicht des Meisters typischen Soli auf dem Minimoog, man käme nicht unbedingt darauf, ein Jan Hammer-Album zu hören. Alle extremeren Grenzerkundungen des Fusion-Kosmos bleiben auf „Melodies“ aus. Dafür klimpert auf „I sing“ eine akustische Gitarre. „Honey 5379“ und „What it Is“ kommen schön funky rüber, so dass wohl niemand beim Hören die Füße still halten kann. Die Eröffnungsnummer „Too Much To Lose“ geht gut ins Ohr und „Peaceful Sundown“ bewegt sich zwischen easy listening und Soul. Sicher kein typisches, dafür ein besonders zugängliches Jan Hammer-Album.
Zusammenarbeit mit Jeff Beck
Einen neuen Höhepunkt brachte 1976 die Zusammenarbeit mit dem britischen Rock-Gitarristen Jeff Beck. „Als wir uns 1973 zum ersten Mal trafen, kamen wir ins Gespräch und stellten fest, dass wir dieselbe Musik mochten“, erinnert sich Jan Hammer 2004 im Interview mit Sound on Sound. „Ein paar Jahre später kam er dann zu mir nach Hause und wir arbeiteten an Wired…Wir haben in die Welten des jeweils anderen hineingeschnuppert. Einige der Dinge, die er macht, sind unglaublich, und ich habe keine Ahnung, wie er das macht. Ich habe noch nie jemanden gehört, der das macht, und er ist einfach umwerfend – wunderbar.“
„Wired“, Becks drittes Soloalbum, erreichte Platin-Status und begeisterte Fans und Kritiker. „Beck spielt locker, aber es ist wirklich Hammers Album, denn seine Synthesizer Soli sind es, was die Gruppe letztlich antreibt“, schreibt J.D. Considine im Rolling Stone Album Guide (S. 47). Jan Hammer beschränkte sich auf die Arbeit am Synthesizer, für Fender Rhodes und das Hohner D6 war Max Middleton zuständig. Toningenieur Peter Henderson goss zwar später etwas Essig in den süßen Wein, als er feststellte: „Ich habe mir das ein paar Jahre später angehört und es klang, als wäre es direkt auf Kassette aufgenommen worden. Ich glaube nicht, dass das einer meiner besseren Momente war.“ Aber insgesamt war diese Zusammenarbeit so fruchtbar, das ein Jahr später „Jeff Beck with the Jan Hammer Group live“ erschien und 1980 das Studio-Album „There and back“, bei dem Jan Hammer bei drei Tracks die Keyboards spielte und bei „Star Cycle“ auch hinter den Drums saß. Die Sequenzerfigur des Songs und auch einige der Gitarrenmotive geben schon einen Vorgeschmack auf Miami Vice. Und tatsächlich avancierte „Star Cycle“ zur Titelmelodie der erfolgreichen britischen Fernsehserie The Tube.
Jan Hammer und Jeff Beck 1986 „Live in Japan“:
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Jan Hammer – seine Keyboards Ende der 70er Jahre
1976 bestand Jan Hammers Live Rig aus einem Fender Rhodes 88, einem Freeman String Symphonizer, zwei Minimoogs, von denen einer mit einem Oberheim SEM Modul verbunden war. Ein anderer bekannter Fan dieser Kombination aus Minimoog und Oberheim Modul ist Manfred Mann. Jan Hammer war vor allem von der Sync-Möglichkeit des Oberheim Expander Moduls begeistert, die ein wesentlicher Baustein für seinen gitarrenähnlichen Sound war.
Das ganze lief über einen Tapco-Mixer, an Effekten setzte Hammer eine Moog Filter Bank für den String Synthesizer ein und ein Maestro Echoplex. Das Fender Rhodes schickte Hammer durch einen Bode Frequency Shifter, mit dem er die Frequenz anheben oder absenken konnte. Damit imitierte er im Prinzip den Pitchbending-Effekt auf einen Polysynthesizer. „Über eine Art Wählscheibe – ich selbst habe allerdings ein Pedal benutzt – konnte ich den Sound so splitten, dass sich die Tonhöhe ‚beugen‘ ließ“, erklärt Hammer im Interview mit Keyboards. „Das Teil war schwer zu steuern und ein bisschen unberechenbar, aber es war ein Anfang!“
Um den Rhodessound anzufetten, benutzte Jan Hammer einen dbx-Kompressor. Den Kompressor hängte er aber auch manchmal hinter das Maestro Echoplex, um den Echo Return zu manipulieren. Für Flangingeffekte kam der MXR Flanger zum Einsatz.
Auf der Bühne ließ Hammer sein Set über zwei Verstärkersysteme parallel laufen: Einen Gallien Krueger GMT steuerte Acoustic Control 201 Lautsprecherkabinette für die Höhen an, während der Bassbereich von 18-Zöllern von Cervi Vega versorgt wurde. Dieses Ensemble war für den cleanen, unverzerrten Sound zuständig. Für die ordentliche Verzerrung bei den Lead-Sounds musste ein Marshall Verstärker ran mit 200 Watt, der über SRO Electro Voice Speaker lief, die in speziell gefertigten Boxen steckten. Über den Stereo-Mixer konnte Jan Hammer jedes Instrument mit einem Mischungsverhältnis seiner Wahl über beide Systeme laufen lassen.
Spezielles Verhältnis zum Fender Rhodes
Mit dem Fender Rhodes 88 verband Jan Hammer eine Art Hassliebe: „Ich habe meine Probleme mit dem Rhodes insofern gelöst, als ich es nicht mehr für Solozwecke nutze. Ich nutze es mehr oder weniger für die Begleitung…es ist frustrierend, da übt man jahrelang auf einem Steinway und dann passiert einem so etwas!“ Hammer hatte zwar die Keyboard-Action seines Rhodes überarbeiten lassen, aber nur mit mäßigem Erfolg: „Ich will es ja auch nicht rausschmeißen aus dem Rig, weil ich es sehr mag. Ich bevorzuge es zum Beispiel eindeutig im Vergleich zum Yamaha E-Flügel. Obwohl bei dem der Anschlag 10 mal besser ist, aber es fühlt sich immer wie ein Kompromiss an zwischen einem elektrischen und einem akustischen Sound.“ Am Fender Rhodes schätzt Hammer, dass es eben nicht versucht, wie ein akustisches Instrument zu klingen: „Es hat schon einen großartigen Klang, vor allem wenn man es etwas komprimiert. Live ist es großartig.“ (Contemporary Keyboard, Oktober 1978)
Als Jan Hammer dieses Interview 1978 gab, hatte er sein Live-Set bereits wieder verändert und um einen Polymoog und einen Oberheim Four Voice ergänzt. Den Oberheim-Synthesizer hat er dann auf ein 6 Voice-System erweitert. Die Folge war, dass das Rhodes und der Bode Frequency Shifter seltener zum Einsatz kamen. „Der Bending-Effekt ist auf den Polysynthesizern doch etwas prononcierter“, erläutert Jan Hammer die Veränderungen in seinem Rig.
Black Sheep – Jan Hammers „Gitarren“-Album
Eine echte Rarität ist das Album „Black Sheep“, das nur auszugsweise auf YouTube zur Verfügung steht. Eine Doppel-CD, die „Black Sheep“ von 1978 mit dem schlicht „Hammer“ bezeichneten Album aus dem Jahr 1979 koppelt, ist derzeit nicht lieferbar und wird gebraucht bei Amazon für rund 430,- Euro angeboten. Unterstützt von den Sängern Bob Christanson und Colin Hodgkinson sowie Fernando Saunders am Bass und Tony Smith am Schlagzeug spielt Jan Hammer alle übrigen Instrumente selbst. Das Verrückte – man könnte schwören, ein Gitarrenalbum zu hören. Weiter hat Jan Hammer die Imitation eines Lead-Gitarristen nie getrieben. Er wagt sich sogar an „Manic Depression“ von Jimi Hendrix. Und nein – das klingt nicht peinlich. Aber es drängt sich schon die Frage auf, warum ich eine Bluesgitarren-Nummer wie „Heavy Love“ unbedingt auf einem Synthesizer darbieten muss. Jan Hammer ließ sich sogar mit einer Keytar auf dem Cover abbilden. Seht her, ich muss mich nicht hinter einer Keyboard-Burg verstecken. Dahinter steckte „jahrelange Frustration darüber, dass wir nicht in der Lage waren, das zu tun, worum es beim Rock ’n‘ Roll geht, nämlich Spaß zu haben! Es macht einen enormen Unterschied, wenn man einfach bis an den Bühnenrand vordringen kann.“ (Electronics & Music Maker, Februar 1986)
Das Probe-Umhängekeyboard
Bei der Keytar handelte es sich um das Royalex by Probe. Bereits Mitte der 70er Jahre hatte Hammer angefangen mit einem modifizierten Keyboard aus einem modularen Moog-System zu experimentieren, das mit Controllern für die linke Hand ausgestattet war. Dann benutzte er das Powell Probe, das ursprünglich von Roger Powell entworfen worden war. Dieses Modell wurde nach Jan Hammers Wünschen modifiziert: „Es hat eine Vier-Oktaven-Tastatur, was wirklich die ideale Länge ist – fünf Oktaven sind einfach albern – und eine ähnliche Elektronik, aber bessere Controller, einschließlich eines Stratocaster-Tremolohebels.“
Interessanterweise setzte Jan Hammer das Probe nicht nur für Live-Auftritte ein: „Ich benutze es auch im Studio, weil es einen dazu bringt, auf eine andere Art zu spielen, ähnlich wie Chuck Berry. Ich kann jeden Sound nehmen, sogar einen Flötenton, und mit dem Probe kann ich ihm einen bestimmten Tonfall geben, der jeden Zuhörer glauben lässt, dass es sich um eine Gitarre handelt.“ (Electronics & Music Maker, Februar 1986)
Zusammenarbeit mit Neal Schon und Al DiMeola
An dem Album „Hammer“ von 1979 ist vor allem bemerkenswert, dass es die erste Version von Hammers Miami Vice-Hit „Forever Tonight“ enthält, ganze 8 Jahre bevor er in der 4. Staffel der Serie 1987 in der Serie erschien. Und mit „Oh, Pretty Woman“ gibt es wieder einen Coversong.
Danach muss es Jan Hammer gedämmert sein, dass es für Gitarrenmusik Leute gibt, die dafür irgendwie prädestiniert sind – richtig: Gitarristen. Jedenfalls tat er sich mit mit Neal Schon von Journey zusammen, mit dem er 1981 und 1983 an den Alben „Untold Passion“ und „Here To Stay“ arbeitete. Auf beiden Scheiben sitzt Hammer auch wieder am Schlagzeug. Und auch auf Mick Jaggers Soloalbum „She’s The Boss“ ist Jan Hammer zu hören. Er spielt das Piano auf „Hard Woman“.
1982 begann Hammer seine Zusammenarbeit mit dem Jazz- und Jazzrock-Gitarristen Al DiMeola, die zu den Alben „Electric Rendezvous“, „Tour de Force“ und „Scenario“ führte. Auf „Scenario“ setzte Al DiMeola erstmalig einen Roland Gitarren-Synthesizer ein und benutzte eine Drummachine. „Die bei dieser Aufnahme verwendete Technologie klingt veraltet“, urteilt all music, „aber die Absicht scheint aufrichtig zu sein. Jan Hammers Miami Vice-Sound ist überall zu hören, besonders bei ‚Sequencer'“.
Jan Hammer mit seinem Probe-Umhängekeyboard und Al DiMeola live im New Yorker Savoy bei einem Auftritt im Jahr 1982.
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Jan Hammer – Miami Vice
Der typische Miami Vice-Sound ist also nicht vom Himmel gefallen. Tatsächlich hat sich dieser Stilwandel allmählich vollzogen und schon auf früheren Hammer-Alben angekündigt. Er, der früher virtuos über die Tastatur seines Rhodes Pianos und des Minimoogs wuselte, schrieb nun Up Beat-Nummern, mit einem rockigen Groove unterlegt und mit klarer Melodieführung – im Falle von „Crocett’s Theme“ wirklich zum mitsummen. Seit den Tagen der „unglaublich traurigen Prinzessin“ stand Jan Hammer auch immer dem Thema Filmmusik aufgeschlossen gegenüber. Er wirkte an mehreren Kinofilmen, einer Reihe von Dokumentarfilmen mit, schrieb aber auch Musik für Werbespots und Titelmusiken für Sendungen.
Seine Alben und die Filmarbeiten warfen genügend Gewinn ab, so dass Hammer sein Studio um ein mächtiges Tool erweitern konnte: das Fairlight System. Es sollte die Musik-Produktion für eine komplette Filmserie ungemein erleichtern, ja machte sie überhaupt erst möglich. Mit dem Sequential Polysequencer und dem Oberheim DSX allein wäre er wohl nicht ausgekommen.“Die Serie wurde von Michael Mann inszeniert… und ich lernte ihn durch einen gemeinsamen Freund kennen, als er gerade an der Musik arbeitete. Ich hatte zufällig ein paar Kassetten dabei, die ich ihm vorspielte, und sie passten so gut zu einer der Szenen, dass wir sie schließlich fast unverändert in der Pilotfolge verwendeten. Danach begann ich, für jede Folge bis zu 20 Minuten Musik zu produzieren.“ (Electronics & Music Maker, Februar 1986)
Das Miami Vice Theme schlug voll ein, aber auch Crocett’s Theme wurde ein großer Hit. Jan Hammer, der sich eigentlich nach der ersten, spätestens der zweiten Staffel zurückziehen wollte, fing an, Musik wie am Fließband zu produzieren. „Der Terminplan war wirklich haarig. Ich hatte manch schlaflose Nacht – Schweißausbrüche!“, erinnert sich Hammer im Interview mit Keyboards. „Ich bekam eine Video-Kassette mit dem Rohschnitt, wo die lizensierten Songs (anderer Musiker wie Phil Collins oder Glen Frey, Anm. d. Verf.) schon platziert waren. Ich sah mir die Episode an, ich las nicht einmal das Script. Je nach Schauplatz, Hauptfigur und so weiter führte mich der Film in eine bestimmte Richtung; ich musste ihr nur folgen, um die Wirkung der Bilder zu maximieren.“
Jan Hammer blieb bis zur vierten Staffel dabei. Tantiemen und Grammies werden die Qualen gelindert haben. Jan Hammers eiserne Disziplin ist jedenfalls bemerkenswert.
Neben dem Fairlight konnte sich auch die übrige Ausrüstung sehen lassen: Ein Roland Jupiter 8, eine Linn Drum, der unvermeidliche DX7 und ein Memorymoog. Nostalgisch gestimmt lässt sich in den alten Musikzeitschriften lesen, wie die Keyboarder damals am Memorymoog herummäkelten: Er hätte einfach nicht die Urgewalt des Minimoog. Fast so, wie heute der Moog One im Vergleich zum Memorymoog gerne als etwas saft- und kraftlos beschrieben wird. Manche Dinge ändern sich nie. Jan Hammer nahm den Memorymoog damals ausdrücklich in Schutz: „Wer will sich schon mit instabilen Minimoogs herumschlagen, wenn man eine stabile, polyphone Version mit MIDI und einem Sequenzer haben kann? Ich habe zwei meiner alten Minimoogs behalten, aber nur aus sentimentalen Gründen – obwohl ich gelegentlich mit ihnen sample.“ (Electronics & Music Maker, Februar 1986)
Es waren beileibe keine Unbekannten, mit denen Jan Hammer bis dahin musiziert hatte: Ob wir an das Mahavishnu Orchestra denken oder Musiker wie Neal Schon, Jeff Beck, Al DiMeola, Stanley Clarke und noch viele andere. Und trotzdem war Jan Hammer bis dahin vor allem ein Name für die Spezialisten, die sich für Jazz-Rock, Fusion oder Funk interessierten. Nun kannte praktisch die halbe Welt Jan Hammer – er war in die Liga der absoluten Superstars aufgestiegen. In einem Interview aus dieser Zeit wird die tiefe Genugtuung deutlich, die Jan Hammer damals verspürte: „Das letzte Jahr war großartig für mich – nach so langer Zeit in der Branche ist das alles wie ein unausgesprochener Traum, der wahr geworden ist“. (Electronics & Music Maker, Februar 1986)
Wer sich für die Miami Vice-Ära speziell interessiert, dem möchte ich meinen Making of-Artikel ans Herz legen, der die Geschichte, das verwendete Equipment und die Aufnahmetechnik des weltberühmten Soundtracks ausführlich behandelt. Hier das legendäre Crockett’s Theme:
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Der Erfolg durch die Musik zur „Miami Vice“-Serie war sehr prägend für Jan Hammer. Er war jetzt auf den Geschmack gekommen und es ist sicher kein Zufall, dass sich die Filmmusiken nun häuften. So komponierte er die Titelmusik für die europäische Krimiserie Eurocops. 1991 schrieb er die Filmmusik für den US-Spielfilm Knightrider 2000 mit David Hasselhoff in der Hauptrolle. Vanishing Son – Der Sohn der untergehenden Sonne ist eine US-amerikanische Actionserie, für die Hammer die Musik zum Pilotfilm und die insgesamt 13 Folgen lieferte. Auch für den ersten kommerziellen Sender Tschechiens – TV Nova – leistete Hammer die musikalische Komplettausstattung. Damit war der Schritt zum Komponieren von Gebrauchsmusik vollzogen. Folgerichtig erstellte er einen Soundtrack für das Computer-Autorennspiel Outlaw Racers.
„Beyond the mind’s eye“ – Musik für Videospiele
Das Spätwerk von Jan Hammer empfinde ich als etwas disparat. Das gilt etwa für „Beyond the mind’s eye“ aus dem Jahr 1993. Das Album gehörte zur Mind’s Eye-Reihe: Filme mit computergenerierten Bildern, die mit genau angepasster Originalmusik unterlegt wurden. Einige Szenen von Beyond the Mind’s Eye wurden ursprünglich für das Arcade-Lasergame Cube Quest entwickelt.
Auf dem Eröffnungsstück „Seeds“, bei dem es um die Besiedlung unseres Planeten durch Samen geht, greift Hammer auf die vom Miami Vice Theme noch lebhaft erinnerlichen gepitchten Toms zurück. Die seit Einführung des Korg M1 ebenso beliebte (wie leicht penetrante) Panflöte ist zu hören und der Orchester-Hit, den Hammer beim Miami Vice-Theme noch wohlweislich in stark abgemilderter Form ans Ende gestellt hat, wird hier munter immer mal dazwischengehauen. Bei „Magic Theater“ wimmern wehmütig die Oboen. Und beim Schlussstück „Seeds of Life“ singt der von der Manfred Mann Earth Band bekannte Chris Thompson. Die Synthie-Bläser machen immer schön „Bab Baa Bam“ und die Melodieführung ist wenigstens für meine Ohren ziemlich kitschig geraten – aber vielleicht dem Sujet angemessen, wenn man sich den bonbonfarbenen Thumbnail zum Videoclip ansieht. Hier das Video zum Albumopener „Seeds“:
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Dem Erfolg stand das keineswegs entgegen: „Beyond The Mind’s Eye gehörte 1993 zu den fünf meistverkauften Musikvideos in den Billboard Top Music Videos Charts. Es hielt sich 112 Wochen in Folge in den Charts (bis März 1995) und wurde mit Dreifach-Platin ausgezeichnet.“ (The Official Jan Hammer Website)
Ein Fest ist dieses Album auch für Keyboarder, die es lieben, „ihr“ Instrument auf dem Album eines berühmten Musikers verewigt zu finden: „Beyond the mind’s eye“ ist ein Showcase für die Korg Workstation 01/W und die Korg Wavestation, viele der Presets sind direkt in der Produktion zu hören.
Irgendwo hatte ich es schon mal etwas ironisch angemerkt – am Ende landen die Keyboarder anscheinend alle bei Korg: Tony Banks, Rick Wakeman, Manfred Mann und eben auch Jan Hammer, der nach Kawai K5 und dem Oberheim Xpander schließlich auf Korg-Synthesizer umstieg. An seinem T3 ließ er sich den bei Korg üblichen Modulationsstick eigens noch gegen Räder austauschen. Später hatte er unter anderem den Korg Z1, den Trinity und den Triton Extreme am Start.
Jan Hammer – Zurück zu den Anfängen
2020 hat Jan Hammer 10 neue Songs veröffentlicht – „Sketches in Jazz“. Das Album höre ich gerade, während ich diese letzten Zeilen meines Artikels schreibe. Das Cover ist sehr retro, und so ist auch die Musik. Mit über 70 Jahren ist Jan Hammer zu seinen Jazz-Anfängen zurückgekehrt. Eine Hommage an die großen Jazzmusiker, die ihn beeinflusst haben: Miles Davis, John Coltrane und Bill Evans. Der wohl persönlichste Titel des Albums heißt „My Father’s Vibes“ und erinnert an Jan Hammer Senior, der Vibraphon und Bass spielte. Man mag sich vorstellen, dass es so geklungen hat, wenn Familie Hammer damals in Prag Hausmusik gemacht hat. Das swingt und klingt sehr beschwingt und schön. Jan Hammer hat es also noch nicht verlernt.
NATÜRLICH »Crocket’s Them« … oh Mann! Unglaublich, was von dem Mann – Jan Hammer – an Arbeit für diese Serie geleistet wurde. Man sieht ihn einmal ganz kurz während einer Hochzeits-Feier in einer Band (ich meine, wenn Crocket heiratet). Ja, ich bin sowas ein Fan von »Miami Vice«, aber sowas von.
Wobei ich heute im gereiften Alter nicht umhin komme zu bemerken, dass es doch alles etwas arg oberflächlich und teilweise auch zutiefst deprimierend ist (die »Guten« sind bemerkenswert oft drauf gegangen). Man hat von der Serie behauptet »Stile over Substance« … das sehe ich nicht so. Diese Serie hat es geschafft, Gefühle auf den Punkt nicht mit endlosem plattem Gelaber sondern mit der Mimik der Schauspieler und der allgemeinen Optik und dann knallhart nur mit der unterlegten Musik auszudrücken. Das geht direkt ins Zentrum. Und viel intensiver, als anderweitig möglich wäre. Musik geht nun mal direkt auf die Gefühle los. Jedenfalls für mich. Und Jan Hammer hat das wie kaum ein anderer in dieser Serie genutzt. Und sei es nur, dass »nur« eine einfache manchmal etwas krumme Arpeggiator-Sequenz im Hintergrund läuft, während Crocket und Tubbs im Ferrari durch Miami heizen. Das wirkt. Das funktioniert. Und zwar Bestens.
Gott, ist das geil. Ich LIEBE es.
@Flowwater Lieber Henrik, wenn Du so ein großer Miami Vice-Fan bist wie ich, kannst Du Dich auf alle Fälle freuen. Im Mai gibt es noch einen ausführlichen Making of-Artikel von mir – der ausschließlich die Entstehung und musikalisch-technische Umsetzung der Filmmusik behandelt :)
@costello YAY! 😍😍😍
@costello Da freue ich mich sehr drauf!
Miami Vice ist eine sehr schöne Jugenderinnerung.
Ich durfte länger Aufbleiben und habe die Folgen verschlungen.
Die Musik hat wirklich sehr die Stimmung geprägt.
Erinnert sich noch jemand an: „Ein Colt für alle Fälle“,“Trio mit vier Fäusten“, oder „Simon und Simon“?
Das durfte ich mir immer anschauen, davor und auch danach wurde aber immer draußen getobt und mit Nachbarskindern gespielt.
Freddy Quinn würde singen: “So schön, schön war die Zeit“
Miami Vice kam allerdings später am Abend.
@chris Ohh ja „ein Trio mit 4 Fäusten“ war meine absolute Lieblingsserie. Vielleicht gibt’s darüber auch noch einen amazona-Artikel :-D
@chris Ja genau. Die kenne ich auch noch. Habe ich auch alles geschaut
@chris Habe ich auch gesehen als Kind, das waren schöne Zeit und nicht zu vergessen Knight Rider, Remington Steel, Magnum, Kojak, Airwolf, Alf, Das A-Team, Die besten Jahre und viel mehr, besonders ist mir auch die Melodie vom A-Team im Kopf geblieben.
@costello Kann es kaum erwarten. Die Musik der Serie hat sich in mein Gehirn eingebrannt und hat meinen Musikgeschmack geprägt.
@Flowwater Same here. Der Legende nach hat damals ein 14 jähriger Junge zu Weihnachten just dieses Escape from Television Album bekommen und ward für den Rest der Feierlichkeiten nicht mehr gesehen. Selbst das Sakko unvermeidlichen Konfirmationsanzugs stammte aus der Miami Vice Kollektion eines großen Katalogversandhauses :) ich glaube ich muss mal nach einer bestimmten DVD Box scouten gehen :D
Ich höre dieses Album heute noch gerne rauf und runter. Muss aber gestehen das ich mit dem Rest des Schaffenden nicht so eingehend beschäftigt habe da ich nach einigen Hörproben leider feststellen musste das es nicht unbedingt meinen Vorlieben entspricht. Jazz / Fusion steht jetzt nicht in meinen Top 10… Aber nichtsdestotrotz wird diese Scheibe immer in meinem Stapel für die einsame Insel liegen.
Ich hol mir jetzt ne Packung Lucky Strike ohne Filter und fahre im weißen Lambo weiter down the Memory Lane :)
Danke für den Erinnerung und einen großartigen Artikel zum Morgenkaffee!!
@SkandinAlien Danke SkandinAlien für Dein nettes Feedback! Konfirmationsanzug aus der Miami Vice-Kollektion finde ich ja super. Ich hatte damals auch eine Vorliebe für Pastellfarben und Sakkos mit gepolsterten Schultern Modisch war das teilweise etwas fragwürdig, aber die Mucke war klasse :)
@costello Ja da muss ich Dir recht geben XD Gut das die Musik geblieben ist und die Mode temporär ist :) Aber hey, damals fand ich es super. Heute bin ich älter und weiser vielleicht auch.
@Flowwater Beispiel, was ich meine
Weil ich’s zufällig gerade auf YouTube gefunden habe: Das ist genau das, was ich meine und was für Miami Vice so typisch ist: Da läuft eine etwas „komisch“ Sequenz und dann komme da typische Snythesizer-Bässe und -„Glocken“ dazu. Oh Mann (Gänsehaut):
https://www.youtube.com/watch?v=dP-RHWv5aBQ
Nebenbei ist das auch noch aus einer meiner Lieblings-Folgen „Absolut Miami“, wo Crocket sich während eines „Deals“ in eine Blondine verliebt, die dann aber wiederum mit einem Typen zusammen ist, der bei Rauschgift-Deals die Käufer abknallt um die Kohle zu kassieren.
Ich wusste gar nicht, dass es von Jan Hammer diese „Miami Vice Special Edition“ gibt, Ich muss gleich mal wieder Musik einkaufen gehen. 😁
@Flowwater Die Musik zu Miami Vice hat sich ja über x Soundtrackalben verteilt, auf dem ersten war ja nicht mal das Crockett’s Theme drauf, dafür u.a.Tina Turner, Glenn Frei, Phil Collins. Der erste Sampler nur mit Jan Hammer-Musik war Escape from Television und dann hat er so viel Fanpost gekommen, wo Leute nach diesen ganzen atmosphärischen Sachen gefragt haben in irgendwelchen Folgen, die Jan selber gar nicht mehr erinnerte. Und dann hat er sich die alten Video-Kassetten vorgenommen und diese Themen für die Complete Edition neu eingespielt! Mit dem alten Equipment, also Fairlight, Memorymoog etc. Nur die bereits veröffentlichten Songs konnte er von den früheren Mastertapes nehmen und remastern.
Wow, Costello, (wieder einmal) ganz großes Kino von Dir…!
Ich fing seinerzeit gerade an, mich mit Synthesizern zu beschäftigen, als Jan Hammer um die Ecke bog und mich glauben liess, daß man keine Gitarre mehr braucht, um Gitarre zu spielen.
Ich arbeite bis heute dran, komme aber immer wieder an meine Grenzen, bevor es sich anhört wie bei ihm… :-D
Sein Spektrum ist schon enorm, unabhängig davon, ob man zu Allem einen persönlichen Bezug findet.
In der „Prä-Net-Ära“ war mein Wissen über ihn so ziemlich auf Miami Vice reduziert, was ihn aber trotzdem zu einem meiner besseren Vorbilder werden liess.
Tolle Überraschung, mit dem Morgenkaffee in der Hand diese „Doktorarbeit“ von Dir vorzufinden.
Großes Dankeschön, habe jetzt echt gute Laune…! :-)
@Codeman1965 Danke Codeman1965, Dein nettes Feedback macht mir gute Laune :)
Immer wieder magisch, wenn der Jupiter 8 Stringsound bei Crockett’s Theme einsetzt.
Übrigens, wer einen ähnlichen Moment sucht:
Auf „Horizon“ von TD (Poland Live LP) gibts auch solche Momente. Jupiter 8 übernimmt die Harmonien und alles wird von einem warmen Teppich umhüllt. .. ach göttlich. Für mich das zweite „Crockett’s Theme“, könnte auch in Miami Vice passen.
https://youtu.be/I5x7wK7GDUs?t=360
@Sven Blau Ach Gott, jaaaaa … ganz vergessen … sehr sehr geil!
@Sven Blau Interessant, dass du in dem Zusammenhang Tangerine Dream erwähnst. Michael Mann, der Produzent von Miami Vice, soll nämlich vorher angeblich bei TD wegen dem Score zur Serie angefragt haben. Die konnten aber nicht, weil sie davor schon für die TV-Serie „Streethawk“ unterschrie-
ben hatten …
@fitzgeraldo Ich weiß :)
Michael Mann war wohl sehr enttäuscht. Wer weiß wie dann der Soundtrack geworden wäre.
@fitzgeraldo In einem Keyboards-Interview wird Jan Hammer diesbezüglich auf den Zahn gefühlt: „Edgar Froese hat später erklärt, Sie hätten sich mit Ihren musikalischen Beiträgen zu Miami Vice „ziemlich eng” an das angelehnt, was Tangerine Dream zur selben Zeit machten. Hat die Musik von Tangerine Dream Sie auf irgendeine Weise beeinflusst?“
Hammer reagiert auf diese Frage verständlicherweise etwas reserviert:
„Bei allem Respekt für die Jungs in der Band [Tangerine Dream]: eine Menge Leute haben damals unabhängig voneinander an Sachen mit Synthesizern und Sequenzern gearbeitet. Zu der Zeit, als ich mit der Arbeit an „Miami Vice” anfing, hatte ich das schon 10 Jahre lang gemacht! Interessant auch, dass Michael Mann in den vier Jahren, die ich an der Serie mitgearbeitet habe – vom ersten Meeting bis ganz zum Schluss -, Tangerine Dream kein einziges Mal erwähnt hat! Dass meine Musik so gut funktioniert hat, lag, glaube ich, auch nicht nur an dem elektronischen Part, sondern an der [stilistischen] Vielfalt, die sich im Lauf dieser 22 Folgen pro Jahr entwickelt hat; manche Themen waren eher klassisch angelegt, manche waren jazzig oder ziemlich latin-mäßig. Das auf gesequenzte elektronische Musik zu reduzieren wird der Sache nicht gerecht.“
@Sven Blau Ist den meisten hier wahrscheinlich bekannt: Aber eine tolle Zusamenarbeit von TD und Michael Mann gab es schon 1981 für den Film „Thief“, der übrigens der Knaller ist. Hab ihn neulich zum ersten Mal gesehen. sehr stylish!
https://youtu.be/aJIn7batAtc
Ich weiß, dass viele Jan Hammer vor allem mit seiner Musik für Miami Vice verbinden. Früher hätte ich diesen Artikel glatt auf das Doppelte verlängert. Dieses Mal habe ich mich entschieden, Hammers wegweisender Filmmusik einen eigenen Making of -Artikel zu widmen, der auch noch im Mai veröffentlicht werden soll. Deshalb gibt es hier auch keine Verlinkung zu dem zweiten Artikel. Peter wollte eigentlich beide Artikel an einem Tag raushauen, aber das wäre vielleicht etwas zu viel gewesen. Das ist wie bei diesen schweren Sahnetorten. Ein Stück schmeckt lecker, bei zweien fängt der Bauch an zu zwicken ;)
@costello Es kommt noch ein … ZWEITER … Teil?!? Oh Mann! (freu) 😃
PS: Hab‘ mich schon gewundert über den Hinweis im Text auf den Artikel über die Produktion der Miami-Vice-Musik … wo dann kein Link zu finden ist. 😉
Danke, Danke, Danke für diese Story! Jan Hammer ist – neben George Duke – der König des Pitch Benders! Er ist für mich eine absolute Inspirationsquelle und einer der größten Keyboarder des Fusion-Jazz!
Als junger Mann integrales Mitglied des Mahavishnu Orchestras zu werden – da muss man schon sehr, sehr gut sein…. Bei aller später nicht unberechtigt geäußerten Kritik (Eklektizismus, Virtuosität etc.) an der Band – als ihr Album „The Inner Mounting Flame“ 1973 herauskam, war das eine echte musikalische Explosion! Nie zuvor wurde Jazz so explosiv und knallhart mit Rock kombiniert!
Sehr schön, dass Du, Costello, auch das Spliff-Zitat benennst. Nicht nur textlich wurde das Mahavishnu Orchestra bei der Spliff Nummer „Goroo“ zitiert, sondern auch musikalisch: Reinholds Keyboardlinie in der Strophe erinnert mich an McLaughlins Gitarrenlinie in „Meeting of the spirits“ (nach dem explosiven Intro). (Reinhold ist ja auch nach eigener Aussage ein großer Fusion-Fan:-)
Nochmals: Herzlichen Dank für dieses tolle Portrait!
@moogist Vielen Dank Moogist! Es freut mich, dass auch andere bei Amazona Fusion-Musik etwas abgewinnen können :) Für mich war das schon eine schrittweise Annäherung, weil ich die an Klassik geschulten Keyboarder wie Emerson, Wakeman, Lord und Banks zugänglicher fand. Aber ein Hammer oder auch ein Duke, der ja von Disco bis Zappa alles drauf hatte, sind schon toll. Und übrigens: Die Spliff Radio Show finde ich bis heute absolut großartig, die Live-Aufführung in der Berliner Waldbühne war einfach nur genial.
Von der TV-Serie ist bei mir nicht viel hängengeblieben, die Musik aber ist geblieben.
Vor Jahren habe ich auch mal die Titelmusik selbst aufgenommen (zu Übungszwecken).
Während der Lockdownzeit ist daraus eine Mini-Repertoire klassischer Instrumentaltitel der Rockgeschichte geworden (u. a. auch mit TOTO, ELP,…). Dabei verwende ich Playbacks und spiele ein oder zwei Stimmen live dazu (und als Zugabe den „Root Beer Rag“).
Nicht perfekt, aber bei einer Geburtstagsfeier ist es ganz gut angekommen. Jetzt spielt die Live-Band wieder, da muss ich nicht mehr auf Playbacks zurückgreifen.
All-time favorite:
https://www.youtube.com/watch?v=PR_FW0ZfBhA
Als Keyboarder muss ich immer schmunzeln, wenn Leute Manfred Mann, Gary Numan und dergleichen für Synthesizer-Legenden halten, bloß weil sie erfolgreich Synthsounds eingesetzt haben.
Dabei gibt es Musiker wie Jan Hammer, Joe Zawinul, George Duke etc., die das Instrument um Größenordnungen besser gespielt und kreativ bereichert haben. Jan Hammer ist
– a) einer der führenden Synth-Solisten aller Zeiten, mit einer komplett selbst erforschten Pitch-Bend Spielweise voller kreativer Licks, die es vorher so noch nie gegeben hat
– b) hat er es geschafft, Gitarre nicht bloß nachzuäffen (das war nie sein Hauptziel), sondern die Spielweise von Gitarristen besser zu verstehen und quer durch verschiedene Sounds – von Overdrive bis Flöten-Synth – ins Keyboard-Spiel als eigenständige Synth-Melodik zu integrieren und dann gemeinsam mit Ausnahme-Könnern unter den Gitarristen wie Jeff Beck, AlDimeola, Neil Schon und Steve Lukather im Keytar-Wechselspiel zu zelebrieren.
c) hat er komplette Moog- und Oberheim-Synth-Sound-Welten von Bass-Sounds bis FX erschaffen wie auf Seven Days
d) hat er als Auch-Schlagzeuger hervorragend Rhytmus-Feeling ins Synth-Spiel integriert, in Kooperation mit guten Drummern und Perkussionisten von Billy Cobham bis Dave Earle Johnson
e) hat er europäische Moll-Harmonik (aus Klassik und Volksliedern) fließend mit Jazz-Harmonik und später TV-Filmmusik verbunden. etc…
@defrigge Richtig: Joe Zawinul gehört definitiv in die Liga von Jan Hammer und George Duke!
Schöner (1.) Artikel. Und ja, Mahavishnu Orchestra und Al Di Meola stehen hier auch. Zumindest die mit Hammer Beteiligung. ;-)
Ein paar Anmerkungen:
Forever Tonight und Before The Storm sind nicht aus Miami Vice. Steht auch so drauf.
Deswegen ist es auch kein Miami Vice Album.
Dafür lief aber Theresa zu der Zeit jahrelang um 17.00 Uhr in der ARD zur Programmvorschau.
Und als Miami Vice Fan sollte man das Doppel-Album Miami Vice The Complete Collection haben.
Nur noch gebraucht, oder als Download.
Und dann am besten noch den Soundtrack zu Cocaine Cowboys kaufen, nur als Download erhältlich. Eine Doku, quasi über die realen Verhältnisse in Miami.
PS. ist es Zufall, daß du Phil Collins und Glenn Frey erwähnt hast? ;-)
Hi wolftarkin, Forever Tonight lief in Staffel 4, Episode 5 „Child’s Play“, wurde 1987 als Single rausgebracht und war auf „Escape von Television“ enthalten. Glenn Frey und Phil Collins habe ich erwähnt, weil sie prominent auf dem 1. Miami Vice Soundtrack vertreten sind. Und die lange schweigsame Fahrt im Ferrari zu der einsamen Telefonzelle zu „In the air tonight“ gehört ja zu den absolut ikonischen Miami Vice-Momenten :)
@costello Forever Tonight scheint ein interessanter Fall zu sein. Ich habe jetzt in Zusammenhang mit der „Child’s Play“ Folge auch davon gelesen. (Auf deutsch „Die Killer“ :-))
Im Booklet von Escape from television wird extra darauf hingewiesen, daß es einer von zwei Titeln ist, die nicht aus Miami Vice stammen. In der Complete Collection und der Best of kommt der Titel auch nicht mehr vor.
Auf NITRO läuft gerade Staffel 1. Ich hoffe, die halten bis Staffel 4 durch, dann werde ich Gewissheit haben. ;-)
Und ich dachte, du hättest Frey und Collins extra erwähnt, weil sie selbst in Miami Vice mitgespielt haben. :-)
Leider finde ich als Release Datum für Escape from television nur das Jahr 1987. Die fragliche Folge ist am 30.10.87 ausgestrahlt worden. Vielleicht war da das Album schon auf dem Markt und man hat sich erst nach Veröffentlichung entschieden, den Song in der Serie einzusetzen. Das wäre zumindest eine mögliche Erklärung.
Crockett’s Theme ist für mich wirklich ein absoluter Ohrwurm !
Miami Vice hab ich damals natürlich auch geguckt. Fand die Serie aber oberflächlich und viel mehr Schein als Sein. Daher hab ich mich auch nie näher mit Jan Hammer befasst, den ich ansonsten gar nicht wahrgenommen habe. Bis heute! Danke für diesen interessanten Artikel!
Crockett’s Theme habe ich früher im Orgelunterricht gespielt!! Cooler Typ, der Herr Hammer
Danke Costello für diesen Report über einem meiner Lieblinge an den Keyboards. Ich habe alle seine CDs gesammelt und suche schon seit Jahren nach einem Auftritt von ihm und seiner Band im deutschen Fernsehen, muss 1975 oder 1976 gewesen sein.. Er war Teil einer Reihe von verschiedenen Künstlern, u.a. wurden Exeption, Nice u.a. gezeigt, aufgenommen glaube ich durch die BBC, ausgestrahlt im WDR oder in der ARD, ist aber einfach nicht zu recherchieren. vielleicht weiß jemand noch etwas über diese Sendereihe?
@hejasa Danke hejasa, bei dem TV-Auftritt stehe ich leider auch auf dem Schlauch. Wenn’s ursprünglich von der BBC war, könnte Toby etwas wissen. Der ist (nicht nur) bei UK-TV bestens informiert :)
Auch wenn costello es gefühlt sechsmal erwähnt hat, so möchte ich trotzdem nachsetzen: „Timeless“ – Hammeralbum! (was in meinem einfachen Weltbild keine Überraschung ist, weil: Jack DeJohnette…). Ich kannte die „Solo Concert“-Version des Titelsongs von Ralph Towner früher (tatsächlich viel früher weil ich ganzklein von Mama und Papa zum Konzert geschleppt wurde), und die Art, wie Towner Hammers Spiel imitiert sagt viel über Hammer (und Towner freilich auch).
Apropos, liebe amazonen, schreibt doch mal was (auf dem Level von dem Artikel hier) über DeJohnette. Und Towner.
@moinho Da müssten jetzt andere Amazona-Fachbereiche übernehmen :) Wobei – Jack DeJohnette hat außer Schlagzeug ja auch Klavier, D6 und Orgel gespielt.
@costello Genau wie (im Fall vom Klavier) Towner auch…
Früh aufstehen ist angesagt, denn MiVi läuft Sonntags 5.30 Uhr auf Nitro. Für mich ist Crocketts Theme auch einer der besten Synthsongs. Gilt besonders für die Live-Performance von Kebu. Interessant auch die Tatsache mit Knight Rider 2000. Aber abgesehen von dem leider kurzen Synth-Intro ist das ganze Teil filmisch wie musikalisch ein Flop (sogar aufgelistet bei Kalkofes schlechtesten Filme aller Zeiten)!
Wunderbar! Musik und Musiker aus der Tschechoslowakei, Tschechien und Slowakei werden gerne übersehen. Dabei haben eben diese der Filmmusik und nicht nur der wichtige Impulse gegeben. Prag war und ist auch eine Musik und Filmstadt. Und hat mit der Reduta und gleich darunter das Rock Cafe wichtige Musik Spielstätten. Kein Joke oben spielte Jan Hammer und unten im Keller Kebu. Und Toby war beide Male am Start. So schliesst sich der Kreis. Ich empfehle jedem einen Besuch im Filmstudio Barandov. Fernab von ADAM 84/Die Besucher, den wunderbaren Jules Verne Verfilmungen, gibt es es dort zur Musik und Geschichte der Filmmusik viel sehens und hörenswertes.
@TobyB Hi Toby! Eben noch auf der Superbooth geschuftet und schon wieder auf den Beinen :) Ich dachte, Du bist vor allem bei Musik von der Insel fit. Kennst aber auch die Läden in der Národní. Prag ist eine tolle Stadt, ich glaube aber, es gibt nirgendwo in der EU rauere Sitten bei den Taxifahrern. Einer hat uns mal von der Altstadt zu unserem eher auswärts gelegenen Hotel gefahren, und als wir uns weigerten, den mittels manipulierten Taxameters völlig überhöhten Fahrpreis zu zahlen, hat er wütend das Gaspedal durchgetreten (ich hatte schon ein Bein auf dem Bürgersteig) und uns in Höllentempo zurück zum Ausgangspunkt gebracht, wo er uns unter Beschimpfungen aus dem Wagen geworfen hat.
@costello Natürlich kenn ich Prag und weiss was man lieber nicht machen sollte ;-) Taxifahren. Tschechische und Slowakische Filme und Musik sind mein Lieblingsthema. Ich hab alle Karel Zeman Filme auf DVD. Ich mag den Humanismus der Filme. Und eben auch die Musik. Die Barandov Studios waren und sind weit vorne. Da wurden schon etliche Hollywood Blockbuster realisiert. Mein Lieblingsfilm ist „Der Boss kennt auch den Staatsanwalt“, lief 1987 in den DDR Kinos. Der Gag an dem Film ist seine Kritik am Sozialismus und das „Welcome to the Pleasure Dome“ von FGTH als Filmmusik genommen wurde. Der Elefant muss so gross gewesen sein, dass die „Zensoren“ den komplett übersehen haben. Also da gibts viel zu entdecken :-)
Klasse Artikel – vielen Dank! Da gibt’s für mich noch viel zu entdecken und im Streaming Dienst meines Vertrauens zu stöbern. Crockett’s Theme kannte ich bisher nur als einen Demo-Song auf meiner Yamaha W5 und wusste nicht, wer der Komponist ist. Dann hätte ich dem Stück vielleicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Hab leider auch damals keine Folge Miami Vice gesehen. So geht manches im Leben an einem vorbei…
Man lernt nie aus. Ich bin zwar auch in den ’80 groß geworden, aber Jan Hammer habe ich immer nur mit der „Miami Vice“ Sache verbunden. Das er in so viel einflussreichen Bands und Projekten mitgewirkt hat, ist komplett an mir vorbei gegangen. Toller Bericht.
Hallo costello,
danke für den schönen Artikel!
Als Gitarrist war ich schon immer ein großer Fan von Jan Hammer. Insbesondere das von Dir zitierte Solo von „Earth in Search of a Sun“ ist Hammer ;-)
Was Du allerdings etwas übersehen hast, ist, dass Jan Hammer nach dem Einmarsch des Warschauer Pakts nicht direkt in die USA gegangen ist, sondern wohl einige Zeit im München verbracht hat und u.a. dort im berühmten Jazzclub „Domicile“ die Live-Platte „Maliny, Maliny“ eingespielt hat (z.B. mit dem Track „Domicile’s Last Night“). Vielleicht kam dort auch der Kontakt in die Münchener Szene zustande, also auch zu Manfred Aicher von ECM.
Das Miami-Vice-Thema finde ich zwar sehr gelungen, aber es ist halt Kommerzmusik. Es ist schön und auch gegönnt, dass Hammer damit gut Geld verdienen konnte. Dazu gehört eben auch „Escape From Television“: damit bin ich nie warm geworden, ich halte es sogar für eine ziemlich schlechte Platte.
Aber so unterscheiden sich die Geschmäcker…
Gruß
Fredi
@Fredi Hi Fredi, danke für Dein nettes Feedback, stimmt: die Münchner Zeit habe ich unterschlagen, als Timeless aufgenommen wurde, lebte Hammer aber schon längst in den USA. Aber der Kontakt zu ECM kann natürlich gut auf die Zeit in München zurückgehen. Und Hammer der Fusionmusiker und Miami Vice sind tatsächlich unterschiedliche musikalische Welten. Ich habe an beiden meinen Spaß :)
„there is no guitar on this album“ erinnert mich an das geniale Album A Night at the Opera von Queen von 1975 mit dem Vermerk „No synthesizer“ auf der Hülle. Brian May ist damals den umgekehrten Weg gegangen und hat die Gitarre wie Synthies klingen lassen.
In der Zone kam Miami Vice immer spät auf ZDF. Ich war noch Schüler aber mein Vater erlaubte mir ausnahmsweise länger aufzubleiben, um so die Serie voller Begeisterung schauen zu dürfen ( natürlich jetzt immernoch ). Mich hat das musikalische Schaffen von J.H. derart beeindruckt, dass ich später neben meiner professionellen DJ Tätigkeit angefangen habe selbst Musik zu machen. Seitdem hänge ich in dieser verdammten Zeitschleife mit einer unheilbaren 80s und Moviescore Macke fest. Danke für den tollen Artikel.
@MK D-J Kenn ich. Und stell dir meine Enttäuschung vor als ich festgestellt habe das das Yamaha PSR 6 das ich damals von der Musikschule als Übungsinstrument bekommen habe mit keinem einzigen Preset auch nur annähernd so klang wie das Zeug auf der Platte XD. Ich hatte ja keine Ahnung
@MK D-J Tröste Dich, in der Zeitschleife stecke ich auch :)
Der erste – und gleichzeitig letzte – der mir nahe gelegt hat, ich solle mich doch mal abseits von Miami Vice mit Jan Hammer beschäftigen, war ein gewisser Jordan Rudess anlässlich seiner Solo-Tour (ok, er hat es natürlich während seines Programmes erzählt). Herr Costello, wenn das mal kein Zeichen ist ;-)
Ich schaue gerade Miami Vice. Bin bei der ersten Staffel. Da kommt einmal ed o’neill (Al Bundy) und bruce Willis als Nebencharaktere vor. Bin gespannt wer noch mitspielt. Grosses Kino!
Danke!
Mit der Musik von Jan Hammer habe ich eine persönliche Geschichte, weil ich „The First Seven Days“ eine Zeit lang hörte, ohne zu wissen, was das ist. Anfang 1980er, mitten im einer finstren, kalten und grauen Zeit in der „Volksrepublik“ Polen gab es wenig Musik zu kaufen – umso mehr lief dafür ungestört im Radio. Die Propaganda-Nachrichten konnte man abschalten. ;) Spät in der Nacht in meiner Studentenbude schaltete ich mitten im ersten „Tag“ der Hammer-Musik ein und war sofort hin und weg. Das obwohl mein dank Beziehungen erstrittener Grundig-Cassettenrecorder nicht ansatzweise das elektroakustische Spektrum dieser Musik wiedergeben konnte. Fieberhaft suchte ich nach einer freien Cassette – bzw nach einer, deren Inhalt ich schmerzfrei hätte löschen können. Cassetten waren ja auch Mangelware. Ich weiß noch, dass OMD „Architecture and Morality“ dran glauben musste. :-) Bis ich aufnahmebereit war, war der 2. Titel schon im Gange. Deshalb beginnt „The 1st 7 Days“ bei mir gefühlt immer noch mitten in „Light/Sun“. Das Album lief bis zu Ende durch, wie es damals üblich war, nur die letzten Sekunden wurden ausgeblendet – danach gingen die Nachrichten los, ich habe also nicht gleich erfahren, was das für eine merkwürdige Musik war. Geschweige denn etwas über den Künstler. Erst Monate später erzählte mir ein mit Jazz familiäre Kommilitone über die Musik und den Künstler.
Vielen Dank für den großartigen Artikel. Ich habe ihn wahrhaft verschlungen.
Auch wenn das Album vielleicht nicht so viel Anerkennung findet, weil es überhaupt nicht „Fusion“ ist, ist für mich „ Melodies“ ein Meisterwerk. Es ist weitaus mehr als Pop. Das Arrangement der Synthesizer und die Soundqualität sind seiner Zeit weit voraus.
Dieser Track gehört definitiv zu meinen Top100:
https://youtu.be/M7oilg2Satg
Ich finde es schön, einige Statements von Hammer zu hören, die ich auch vertreten würde. Ich sah ihn vor ziemlich genau 50 Jahren, ja ich bin uralt, mit Mahavishnu in der Festhalle in Frankfurt. Die Musik war für mich die Offenbarung. Zufällig stand Volker Kriegel neben mir, der die Kinnlade auch fast nicht mehr hochbrachte. Und der war damals ne Nummer in Deutschland. So vehement meine Liebe für diese Musik war, innerhalb relativ kurzer Zeit konnte ich sie nicht mehr hören. Jeder Musiker machte seine eigene Formation auf. Leider traten sie nicht im Zirkus auf, wo sich für mich hingehörten. Wer schafft 450 Anschläge pro Minute und spielt das Solo perfekt in 11/8? Glücklicherweise kam dann Patti Smith um die Ecke, Punk und New Wave im Schlepptau. Das Jahrzehnt war für mich gerettet.
Richtig guter Artikel Danke dafür. :-)
Steven
Der Artikel ist wirklich sehr gut geschrieben – nochmal danke dafür!