Die schwedische Explorer!?
Der schwedische Hersteller HAGSTROM baut schon lange E-Gitarren verschiedenster Variationen. Mit der Fantomen Serie bauen sie optisch eine Variation eines Klassikers in Kooperation mit der Band „Ghost“. Mit ein paar Special-Features an Bord kommt sie im blauen Finish daher: schon sehr schick. Heute nehmen wir sie mal genauer unter die Lupe. Hier kommt sie, die „moderne“ Explorer aus dem hohen Norden: HAGSTROM Fantomen Worn Denim. Viel Spaß beim Abnerden!
Inhaltsverzeichnis
UNBOXING – Hagstrom Fantomen Worn Denim, E-Gitarre
Das Instrument wird per Post im Versandkarton ohne Koffer geliefert. Schade, aber in Ordnung bei einem überschaubaren Preis. Der Gitarre liegen im Karton bei: Hinweiskarten und Einstellschlüssel. Sehr überschaubar, aber eben das Nötigste. Was wurde denn da so verbaut?
SPECS & FACTS – Hagstrom Fantomen Worn Denim, E-Gitarre
Neben der Korpusform ist das wohl auffälligste Unauffällige an der Fantomen die verlängerte Mensur von 25,5”-Mensur (648 mm). Das wird laut Hersteller für „bissigeres Attack und mehr Sustain im Vergleich zu Gitarren mit der klassischen 24,75”-Mensur“ führen (dazu später mehr).
Der Korpus besteht aus Mahagoni und mit einer Stärke von 3,5 cm. Das Binding ist mehrlagig. Der ebenfalls aus Mahagoni gefertigte Hals wurde eingeleimt und verfügt zusätzlich über lange Zapfenverbindungen. Die Technik („Mortise & Tenon“) aus Schlitz und Zapfenverbindung schafft eine sehr gute Verbindung zwischen Hals und Korpus, was zu einem längeren Sustain führt. Der in allen Hagstrom Gitarren verbaute patentierte H-Expander Halsstab ist sehr steif und ermöglicht eine komfortable und dauerhaft gleichbleibende Bespielbarkeit des Halses. Auch besonders ist das Resinator™ Holz im Griffbrett. Dieser drucklaminierter Holz-Verbundwerkstoff hat eine dichtere und stabilere Struktur als Standardhölzer, was sogenannte „Dead Spots“ verhindert. Klanglich ist es ähnlichdem Ebenholz. Der Griffbrettradius beträgt 15“. Auf dem Griffbrett befinden sich 22 Medium-Jumbo-Bundstäbchen und Pearl-Block-Inlays zur Orientierung.
Am Übergang zur Kopfplatte findet man einen 43 mm breiten GraphTech Black Tusq XL Sattel. Auf der Hagstrom Kopfplatte befinden sich die hauseigenen Hagstrom Design Mechaniken mit einer 18:1 Übersetzung.
Wandert man auf den Saiten entlang Richtung Korpus, kommt man irgendwann an die beiden von Lundgren Design gebauten und ausgesuchten Pickups. Ein AlNiCo-2 No. 2-Humbucker am Hals und ein AlNiCo-2 No. 5-Humbucker an der Brücke.
Diese lassen sich mit Hilfe von zwei Volume-Reglern mit R/C-Beschaltung (Widerstand + Kondensator), zwei Klangreglern mit Push/Pull-Split und einem 3-Wege-Schalter feiner einstellen.
Als Brücke kommt eine Long-Throw Tune-O-Matic Bridge zum Einsatz.
Die Hardware der Gitarre ist in Chrome ausgeführt.
Die Gitarre ist ab Werk mit D’Addario EXP 110 (.10 auf .46) besaitet.
Das Instrument ist in sechs Farbvarianten erhältlich:
- White Gloss
- Black Gloss
- Tobacco Sunburst
- Cosmic Black Burst
- Mystique Burst
- Worn Denim
Wie fühlt sich das gute Stück denn nun beim Spielen an?
PRAXISTEST 1: HANDLING – Hagstrom Fantomen Worn Denim, E-Gitarre
Die Gitarre liegt ordentlich in der Hand. Relativ schwer und für mein persönliches Empfinden etwas „klobig“ und unhandlich (Anmerkung des Autors: Spiele aber selbst nur S-/P-/T-Style Korpusformen). Ab Werk war die Saitenlage etwas hoch, aber dank der beigelegten Schlüssel lässt sich diese im Handumdrehen gut einstellen und an den persönlichen Geschmack anpassen. Selbst für Setup-Anfänger in diesem Fall ein einfaches Spiel, da die HAGSTROM Fantomen über kein Tremolosystem verfügt, was das Setup deutlich erleichtert (Tipp: Hier helfen online Tutorials im Zweifel, um mehr aus dem neuen Instrument herauszuholen). Die moderne Explorer-artige Optik finde ich ja optisch in Kombination mit der dezenten, aber schönen Farbe sehr schick. Ein Blickfang ist sie somit auf jeden Fall, ohne zu präsent zu sein.
Der Hals ist ordentlich verarbeitet und spielt sich gut. Persönlich würde ich sagen: „Gute Arbeit, aber nichts Außergewöhnliches.“ Das Gewicht der Gitarre ist relativ hoch. Nichts für Menschen mit Rückenproblemen oder die keine Lust aufs Schleppen haben!
Der Cutaway sitzt ordentlich, sodass man auch beim Solo die hohen Lagen sehr angenehm bespielen kann. Die Platzierung der Volume- und Tone-Potis ist sinnvoll (und klassisch): Man kommt gut dran, es stört aber nichts beim Spielen. Gleiches gilt für den 3-Wege-Switch. Gut platziert, um nicht versehentlich beim Spiel dranzukommen. Klar, Ghost hat ja durchaus einiges an Live-Erfahrung mit Performance.
Persönlich hätte ich für die Push-Pull-Funktionen der Tone-Potis andere, leichter gängige Potis bevorzugt. Man muss schon mit etwas mehr Schmackes ziehen, um die Pickups zu splitten. Die Qualität der Schalters ist aber hervorragend. Wirkt grundsolid und stabil, auch für den häufigen exzessiven Einsatz gemacht.
PRAXISTEST 2: SOUNDS – Hagstrom Fantomen Worn Denim, E-Gitarre
Man hört auf jeden Fall, was der Hersteller verspricht: eine Gitarre, die durch ihre Hölzer und Verzapfung eine Menge Sustain und sehr aggressiven Attack hat, durch die Pickups klanglich flexibel ist und verschiedene Genres abdecken kann. Obwohl man den härteren Gangarten wohl etwas Vorrang geben würde.
Die unverzerrte Fraktion zuerst:
CLEAN SOUNDS
Im cleanen Bereich macht die Hagstrom ein bisschen nüchternen Eindruck im Grundsound. Sehr positiv zu erwähnen sind die acht Pickup-Kombinationen aus Singlecoil(s) und Humbucker(n), die sehr unterschiedliche Klänge generieren und so eine weite Klangpalette zur Verfügung stellen. Man hört hier, dass die Gitarre mit dem Gedanken gebaut wurde, Vintage-artige Sounds zu erzeugen wie auch moderne Metal-Welten abzudecken. Der bissige Attack und längere Sustain durch die leicht verlängerte Mensur ist im cleanen Bereich schon deutlich zu hören.
Man ergänze etwas Drive:
LOW/MID-GAIN-SOUNDS
Auch wenn die Gitarre für härtere Gangwarten (à la Ghost) gebaut wurde, schauen – oder besser hören – wir uns auch mal Low- und Mid-Main-Bereiche an, um die Vintage-mäßige Seite des Instruments zu hören. Hier hört man sehr schön, wie direkt das Instrument ist. Sehr upfront, auch ohne Kompressor. Die Anschläge des Plektrum kommen klar durch. Das wird im Bandkontext eine klare Stärke der Gitarre sein!
Und nun wird’s richtig böse:
HIGH-GAIN-SOUNDS
Man hört direkt, dass die Gitarre für High-Gain entwickelt und gebaut wurde. Da matscht nichts, das Gespielte wird sehr klar an den Amp weitergegeben und Details in Akkorden werden recht klar gezeichnet. Auch hier sind die vielen Kombinationen aus Singlecoil(s) und Humbucker(n) von Vorteil, um bereits den Sound der Gitarre möglichst gut an die Klangvorstellung heranzubringen.
Im Lead-Bereich macht die Fantomen auch ein sehr gutes Bild. Mit viel Sustain singt sie Leadlines und schneidet durch den Mix, ohne unangenehm zu sägen.
Alle Klangbeispiele wurden in folgender Signalkette angefertigt:
HAGSTROM Fantomen Worn Denim, E-Gitarre -> Universal Audio Apollo Twin X Interface -> NeuralDSP Plugins (Tone King Imperial Mk II & Archetype: PLINI X) -> MacBook Pro -> Steinberg Cubase 13 PRO
Es kamen keine EQs, Kompressoren und andere Plug-ins zum Einsatz.
Erster Gedanke: Sieht von der Optik eher aus, wie eine Gibson RD, die natürlich auch Exploreranleihen hatte.
@lambik danke! wollte ich auch sagen.
leider ist mir die rd nicht eingefallen.. :-)
Eine richtig tolle Gitarre ist das….eine Schönheit
Das Design hätte mir durchaus gefallen, der große Rest klingt ebenfalls gut, aber das Gewicht… schade, aber danke! Dann hätte mich noch das Thema Herkunft der Hölzer interessiert.