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Test: Hagstrom Swede Gold, E-Gitarre

I am the girl with golden hair - Von wegen ABBA

9. Juli 2023

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OK, natürlich haben wir nicht alle unsere skandinavischen Freunde aus Schweden als erstes auf dem Plan, wenn es um internationalen E-Gitarrenbau geht, dennoch verfügt das nordische Land über eine Firma, die nunmehr auch schon seit knapp 73 Jahren im E-Gitarren- und E-Bassbau tätig ist. Die Rede ist von der Firma Hagstrom, die seiner Zeit unter anderem auch den ersten achtsaitigen E-Bass in Serienfertigung herausbrachte. Spätestens seit Hagstrom eine Kooperation mit dem 1-Mann-Theaterensemble „GHOST“ an den Start gebracht hatte, hat der Name auch im Heavy-Bereich stark an Popularität gewonnen. Das aus dem Akkordionbau stammende Unternehmen hat nunmehr seinem stärksten Modell, der „Swede“, ein optisches Upgrade spendiert und führt nunmehr auch ein komplett in Gold lackiertes Modell mit der Bezeichnung Hagstrom Swede Gold in seinen Reihen, das uns zum Test vorliegt.

Hagstrom Swede Gold Test

Hagstrom Swede Gold, Front

Die Konstruktion der Hagstrom Swede Gold

Es ist unschwer zu erkennen, welches Modell für die Hagstrom Swede Gold in Sachen Konstruktion und Optik Pate gestanden hat, dennoch verfügt die Schwedin über einige Merkmale, die sie von der Les Paul unterscheidet. Auch wenn Gibson Anfang der Fünfziger ebenfalls eine LP auf dem Markt hatte, die nicht nur die Decke, sondern auch die Hals- und Body-Rückseite golddeckend lackiert hatte, so ist diese auffällige Form der Lackierung dennoch vergleichsweise selten. Umso mehr überzeugt die handwerkliche Ausführung der Lackierung des in China gefertigten Instruments.

Lasst uns kurz auf die beiden Besonderheiten der Hagstrom Instrumente im Allgemeinen eingehen, die durchaus als Markenzeichen verstanden werden wollen. Da hätten wir zum einen den Dual Action H-Expander Trussrod, der als eine Art Mini H-Stahlträger für eine extrem hohe Stabilität des Halses nebst sehr guter Justiermöglichkeiten sorgt und zum anderen das Griffbrett aus Resinator-Holz, einem Verbundstoff, bei dem mehrere dünne Holzschichten im Vakuum miteinander verleimt werden und das mit den Resonanzeigenschaften des alten Black Beauty Ebenholzes vergleichbar sein soll. Beide baulichen Elemente sind natürlich markenrechtlich geschützt und dürf(t)en nur in Lizenz genutzt werden.

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Hagstrom Swede Gold
Hagstrom Swede Gold
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(2)

Ansonsten ist die Hagstrom Swede Gold sehr klassisch ausgeführt, soll heißen, ein massiver Mahagoni-Korpus nebst eingeleimtem Mahagoni-Hals, die dem Instrument ein Gesamtgewicht von stattlichen 4 kg ermöglicht, zzgl. einer Riegelahorndecke, die aber leider unter der deckenden Lackierung nicht zum Vorschein kommt. P.S. dies war auch der Grund, warum Gibson 1958 mit den LP Standards in Sunburst um die Ecke kam, zu Anfang ein Flop und heute die teuersten E-Gitarren, die man (ab und zu noch) erwerben kann.

Hagstrom Swede Gold Test

Hagstrom Swede Gold, Aufsicht

Als Griffbretteinlagen zwischen den 22 Bünden aus Edelstahl kommt Ivoroid zum Einsatz, ein Kunststoff, der optisch an Elfenbein angelegt ist und eine streifige „Maserung“ aufweist. Optisch angedeutet wird das Hagstrom ”Crest” Wappen zzgl. eines Hagstrom Löwens am 12. Bund. Mit einer Halsstärke von 21 mm am 1. Bund und 22,5 mm am 12. Bund, einem Griffbrettradius von 14,4“, einer Sattelbreite von 43 mm (GraphTech Black Tusq XL) und einer kurzen Mensur von 628 mm (24,75“) bewegt sich die Hagstrom Swede Gold in einem moderaten Rahmen, der von vielen Gibson Playern bevorzugt wird und hier auf offene Ohren treffen sollte.

Auch in Sachen Hardware verfolgen die Schweden einen eigenständigen Kurs, indem sie mit der Long Travel Tune-O-Matic Bridge in Kombination mit dem Sustain-Block-Tailpiece, bei dem jede Saite einen massiven Messingblock als Halterung spendiert bekommt. Auch die geriffelten 19:1 Gear Ratio Locking Machine Heads bieten ein Alleinstellungsmerkmal im Bereich der Tuner und sind seit geraumer Zeit ein fester Bestandteil der Hagstrom Optik.

Hagstrom Swede Gold Test

Hagstrom Swede Gold, Rückseite

Die Pickups der Hagstrom Swede Gold

Eine weitere Besonderheit findet sich im Bereich der Pickups. Im Gegensatz zu vielen anderen Playern, die mit den großen Namen der Branche zusammenarbeiten oder aber eigene Pickups entwickeln, findet man bei der Hagstrom Swede Gold am Hals einen Lundgren Design AlNiCo-2 No. 2 (Medium Output – Calibrated – 7,3 K) Humbucker und am Steg einen Lundgren Design AlNiCo-2 No. 5 (High Output – Calibrated – 13,2 K) Humbucker. Beide Humbucker sind splitbar und ermöglichen durch die Push/Pull-Funktion der Tone-Regler den Singlecoil-Betrieb. Die insgesamt vier Hagstrom “H” Barrel Knurled Brass Knobs (Chrome-Plated) Volume- und Tone-Regler sind übrigens angenehm schwergängig und ermöglichen einen gleichmäßigen Regelweg. Des Weiteren wird das Instrument in einem hochwertigen Koffer geliefert, der im Tweed-Look angelegt ist.

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Hagstrom Swede Gold Test

Hagstrom Swede Gold, Kopfplatte

Die Hagstrom Swede Gold in der Praxis

Nimmt man die Hagstrom Swede Gold das erste Mal in die Hand, überkommt einen ein vertrautes Gefühl. Auch wenn ein Hersteller verständlicherweise so viele Alleinstellungsmerkmale wie möglich in sein Instrument integrieren möchte, der optische und haptische Pate ist zu jeder Zeit präsent, wenngleich die Hagstrom Swede Gold durchaus einige Unterschiede aufzuweisen hat. So geht zum Beispiel der Übergang in die hohen Lagen durchaus geschmeidiger vonstatten als bei dem durchweg kantigen und eckigen Vorreiter.

Auch die kurze Mensur, kombiniert mit einer klassischen, dezent erweiterten Schaltung, lässt bereits im unverstärkten Zustand den typischen Mittenansatz hervortreten, der zudem mit einem sehr hohen Sustain-Anteil veredelt wird. Die Werkseinstellung auf den 010er-Satz ist gut und bedarf keiner weiteren Justierung. Nebenbei, aufgrund der kurzen Mensur sollte man auf Gitarren dieser Bauart wirklich keinen 009er-Satz oder womöglich weniger in Standard-Tuning spielen, die Saitenspannung wäre einfach zu gering.

Das „männliche“ Gewicht des Instruments, gepaart mit den Sustain-unterstützenden Elemente wie zum Beispiel dem Sustain-Block-Tailpiece, ermöglichen dem Instrument in der Tat einen sehr geschmackvollen Grundklang, der sich unter anderem auch durch ein sehr gutes Schwingungsverhalten auszeichnet. Das Instrument hängt sowohl am Gurt gut am Körper und lässt sich aufgrund der Form erwartungsgemäß auch sehr gut im Sitzen spielen.

Kommen wir aber nun zu dem Punkt, in dem sich die Hagstrom Swede Gold von vielen Paula Anleihen unterscheidet, den Tonabnehmern. In der Tat bin ich relativ sicher, dass ich Lundgren Design Pickups wohl auch aufgrund der räumlichen Nähe bisher fast nur vom Werk aus auf Hagstrom Gitarren gesehen habe. In meinem Hinterkopf erinnere ich mich auch an eine Auslieferung bei einem Ibanez Modell, aber der überwiegende Teil der Kunden besteht aus Künstlern, die die Pickups nachträglich in ihre Instrumente einbauen, was an sich schon mal einen Beweis für die Qualität der Pickups darstellt.

Schaut man sich die Werte der Pickups an, so glaubt man schon im Vorfeld deren Klang bestimmen zu können, was sich aber in der Praxis als ein Irrtum darstellt. Auch ich hatte mir in meiner Voreingenommenheit aufgrund der Wiederstandsangaben eingebildet, das Pickup-Set könnte klanglich stark auseinanderfallen, aber ich wurde eines Besseren belehrt. In der Tat entpuppte sich der trotz 13,2 K recht kräftig ausgelegte Bridge-Pickup als eine optimale Ergänzung zum moderaten Neck-Pickup, so dass es innerhalb des Sets keinerlei Pegelsprünge gab, wie man sie sonst gerne einmal vorfindet, insbesondere wenn man wie in vielen Vintage-Sets den gleichen Pickup mehrfach verbaut.

Auch konnte die Split-Schaltung für einen Humbucker durchaus überzeugen. Wenngleich der erzeugte Klang ein wenig spitz aus den Lautsprechern tönte und die Ausgewogenheit eines reinen Singlecoil-Pickups nicht ganz erreichen konnte, so war es dennoch einer der besten Split-Sounds, die ich seit langer Zeit gehört habe. Die Humbucker-Schaltung hingegen kligt deutlich wärmer und höhenärmer und bietet insbesondere im Crunch-Bereich sehr gute Ergebnisse, die bis hinauf in den Lead-Bereich reichen. Hier können die Pickups ihre echten Stärken ausspielen, die von definierten Riffs bis zu geschmackvollen Leads reichen. Für echtes High-Gain-Metal-Geballer sind diese Art der Pickups weniger bis gar nicht geeignet, da sie durch individuelle Peaks im Frequenzgang zu sehr auf Eigenständigkeit und weniger auf Durchsetzungsvermögen bei sehr hohem Obertonanteil setzen.

Insgesamt gesehen hält man mit der Hagstrom Swede Gold eine hervorragende Rockgitarre in seinen Händen, die auch im Blues oder Jazz ein gern gesehener Gast sein dürfte. Wer eine Alternative zu den Klassikern sucht und sich über handwerklich gute Detaillösungen und sehr guten Pickups freut, ist bei diesem Instrument an der richtigen Adresse.

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Fazit

Mit der Hagstrom Swede Gold hat das schwedische Traditionsunternehmen ein klanglich heißes Eisen im Feuer. Das komplett vergoldete Instrument überzeugt mit einer sehr guten Verarbeitung, einer Fusion von Tradition mit Eigenständigkeit und einem bekannten, aber dennoch individuellen Klang, der insbesondere von Clean über Crunch bis zu Lead zu überzeugen weiß.

Wer auf der Suche nach einem klassischen Klang ist, der nicht aus den USA stammt, sollte diese Gitarre unbedingt einmal ausprobieren.

Plus

  • Klang
  • Verarbeitung
  • Pickups

Minus

  • -

Preis

  • 1.029,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Sokrates

    Von Joel Hoekstra gibt es ein YouTube Übungsvideo, in dem er eine Les Paul Goldtop verwendet. Mir gefällt allerdings der Sound der Gibson besser. Es kann aber auch sein, dass bei den Klangbeispielen zu wenig Solos gespielt werden. Dadurch klingen alle Sounds nach „Lagerfeuer“. Hier der Link zum Joel Hoekstra Video: https://www.youtube.com/watch?v=FkynAFM2dFo

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @Sokrates Lagerfeuer? … 😂 … eine interessante Analyse, da würde mich spontan interessieren was du deinen Zuhörern am Lagerfeuer für Songs kredenzen würdest. 😅

      • Profilbild
        chardt

        @Axel Ritt Ich vermute, mit „Lagerfeuer“ meint er, dass Du Akkorde und Riffs spielst statt nur rumzugniedeln – was mir wiederum gefällt :)

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