Mackie neuester Spross - USB, Effekte und Bluetooth
Inhaltsverzeichnis
Über die Firma Mackie, die offiziell „Loud Audio, LLC“ heißt, muss man nicht mehr viel schreiben. Bezahlbare Mischpulte sind quasi in der DNA der amerikanischen Firma fest verankert und so soll auch das neue Mackie ProFX6v3+ ein umfangreiches Funktionsangebot bei gleichzeitig sehr guten Klangeigenschaften und günstigem Verkaufspreis bieten. Die ProFX-Serie ist nicht neu, so hat der Vorgänger es bereits 2020 in Peter Ludls Testarena geschafft und dort sehr gut abgeschnitten. Jetzt kommen aber ein paar nützliche Gimmicks hinzu, die diese Pulte in die Gegenwart katapultieren. Die Rede ist von Bluetooth-Anbindung, Loop-Back und eine umfangreichere programmierbare Effektsektion.
Für Gamer, Streamer, Podcaster: Mackie ProFX6v3+
Die neue Serie, die den Zusatz „+“ trägt, besteht aus insgesamt drei Modellen mit einer unterschiedlichen Anzahl an Kanälen bzw. verschiedenen Anwendungsprofilen. Sind die beiden größeren Pulte mit zehn bzw. zwölf Kanälen auch bestens dazu geeignet, kleinere Bands live zu verwalten oder Aufnahmen mehrerer Klangquellen gleichzeitig zu verwirklichen, ist das kleinere Mackie ProFX6v3+ ideal für Streaming, Gaming, Podcasts und dergleichen mehr. Schauen wir uns zunächst die Features des kleinsten Geschwisterchens der Serie an.
Facts & Features zum Mackie ProFX6v3+
Zunächst muss man mal dem Baby unter den Mackies mal eins attestieren: Es ist klein! Mit gerade einmal 190 × 74 × 213 mm sollte es auf jedem Schreibtisch Platz finden und auch schnell mal im Gigbag verstaut sein, denn auch live und unterwegs lässt sich das kleine Pult wunderbar einsetzen. Die Stromversorgung erfolgt über ein mitgeliefertes Netzteil, das sich der Spannung der Steckdose von 100 bis 240 Volt automatisch anpasst. Der Anschluss am Pult erfolgt über einen Stecker mit Rändelschraube zum Arretieren an der Buchse. Das ist großartig, denn die herkömmlichen Hohlstecker sind leider auch hurtig mal rausgerutscht und dann wird’s ganz schnell ganz still.
Satte 1,2 kg wiegt der Mix-Zwerg, was ihm, in Zusammenhang mit den vier Gummifüßen, auch auf rutschigen Tischen stabil stehen lässt, ohne dass ihn das erste Kabel mit etwas Zug sofort dem Abgrund der Tischkante entgegenziehen würde. Sechs Eingangskanäle bietet der ProFX6v3+, wobei zwei davon mit hochwertigen Onyx Mikrofon-Preamps ausgestattet sind. Diese zeichnen sich durch Rauscharmut und guten Klang aus und bieten bis 60 dB Verstärkung, sodass auch schwachbrüstige dynamische Mikrofone adäquat Gehör verschafft bekommen. Wer ein Kondensatormikrofon einsetzen möchte, bekommt natürlich auch die obligatorische Phantomspeisung von 48 V geliefert. Das Pult arbeitet mit einer maximalen Auflösung von 24 Bit/192 kHz.
Die Eingangssektion des Mackie Pro6FXv3+
Kanal 1 und 2 sind identisch aufgebaut. Beide verfügen über einen Kombibuchse für XLR oder Klinke, einen Hi-Z-Schalter für die bessere Anpassung von Instrumenten wie Bass oder Gitarre sowie einen Low-Cut, der unterhalb 100 Hz alle Frequenzen mit 18 dB pro Oktave unterdrückt. Wer also gern nah ans Mikrofon geht, um seine sexy Radiostimme aufzunehmen, kann damit wirkungsvoll etwaiges Gerumpel unterdrücken. Ein Gain-Regler kümmert sich um die Eingangsempfindlichkeit des jeweiligen Kanals, die „neutrale“ Einstellung von 0 dB ist bei Mackie mit „U“ betitelt, was „Unity Gain“ meint. Arbeitet man mit Mikrofonpegel, ist das U bei Linksanschlag des Gain-Reglers zu Hause und kann bis +60 dB gepegelt werden. Instrumente, die mit Line-Level eingespielt werden, finden ihr „U“ in Mittelstellung, die leider nicht einrastet. Hier ist ein Regelweg von -20 dB bis +40 dB vorgesehen.
Verfügen die beiden größeren Modelle über eine 3-Band-Klangregelung, muss das kleine Mackie ProFX6v3+ mit einem Hi- und einem Low-Regler auskommen. Beide arbeiten als Kuhschwanz, der Hi-EQ boostet oder cuttet ab 12 kHz bis zu +/-15 dB, der Low-Regler macht selbiges unterhalb der 80 Hz. Zwei kleine Drucktaster schalten einen Kompressor oder die komplette Effektsektion in den Signalweg. Regelmöglichkeiten gibt es hier keine, der Kompressor arbeitet mit einer fixen Ratio von etwa 6:1, was einen unauffälligen, aber wirkungsvollen Effekt ergeben sollte. Die Effektsektion bespreche ich später noch genauer. Einen Panoramaregler gibt es zwar nicht, wer aber eine Stereoquelle an Kanal 1 & 2 gleichzeitig anschließt, kann mittels des Stereo-Pan-Schalters die Kanäle hart nach links und rechts pannen. Simple Idee, gut umgesetzt. Für Fader ist das Pult natürlich etwas klein geraten, hier arbeiten Potis im Bereich von -∞ bis +10 dB.
Die Kanäle 3 und 4 gehören zusammen und bilden einen Stereokanal. Sie sind mit jeweils einer Klinkenbuchse ausgestattet und vertragen sowohl ein symmetrisches als auch ein unsymmetrisches Signal. Die Eingänge sind, soweit beide verkabelt werden, im Stereobild links und rechts verteilt. Nutzt man nur den linken Eingang, ist das Signal Mono und in der Mitte. In diesem Kanal steht nur ein Level-Poti zur Verfügung. Dieses Kanal dient auch als Rückkanal, wenn das Pult als USB-Interface genutzt wird. Für Mac User gilt hier: Anleitung lesen! Da für Mac in der Regel bei externen Audiogeräten keine zusätzlichen Treiber installiert werden müssen, muss im Audio-MIDI-Setup des Macs die Audioausgabe auf Kanal 3 und 4 umgestellt werden, sonst hört man auf diesen Kanälen nichts! Die Kanäle 3/4 können nur entweder USB oder Line-In verarbeiten.
Die Kanäle 5 und 6 sind für externe Quellen wie ein Mobiltelefon oder einen MP3-Player ausgelegt. Neben einem Line-In im Miniklinkenformat dominiert hier der Bluetooth-Taster. Lange gedrückt blinkt der Taster paarungsbereit in Blau und wird im Gerät der Wahl als ProFX6v3+ angezeigt. Mit dem iPhone klappt das wunderbar, das Pult merkt sich die letzte Paarung und stellt diese beim nächsten Einsatz automatisch wieder her. Neben dem Einspielen etwaiger Pausen-Jingles für Podcasts oder sonstiger audiophiler Gags, kann hier natürlich auch ein Gesprächsteilnehmer vom Telefon in einen Stream oder Cast eingebunden werden. Auch in diesem Stereokanal steht ein Level-Poti zur Verfügung.
Die Ausgangssektion des Mackie ProFXv3+
Natürlich verfügt das Mackie ProFX6v3+ Mischpult über einen Kopfhörerausgang. Da vor allem Streamer und Podcaster mit diesem Pult angesprochen werden, ist der auch fast wichtiger als die Main-Outs. Auf dem Kopfhörer landet alles, was in die Kanäle 1 bis 6 hineingegeben wird. Neben dem obligatorischen Phones-Level-Regler gibt es noch einen Blend-Regler, der stufenlos zwischen der Summe der Inputs 1 bis 6 und den bislang noch unerwähnten USB 1 & 2 Eingängen hin und her blenden kann. Dieses Signal landet ausschließlich auf dem Kopfhörer, nicht auf den Main-Outs! Hier kann zum Beispiel das Signal einer DAW hinzugemischt werden, in dieser müssen dann allerdings auch die Ausgangskanäle 1 und 2 ausgewählt werden. Für die Produktion von Podcasts hätte ich mir einen zweiten Kopfhöreranschluss gewünscht.
Die Main-Ausgänge sind als Klinken- und als XLR-Buchsen ausgelegt und auch hier ist es egal, ob die Klinken symmetrisch oder unsymmetrisch verlötet sind. An diesen Ausgängen liegt das Signal der Kanäle 1 bis 6 an. Auch hier gibt es wieder einen Level-Regler. Zusätzlich finden wir dort einen Taster, der alle Kanäle auf den Main-Outs stummschaltet. Die zugehörigen LED-Meter, die über insgesamt jeweils acht LEDs verfügen, zeigen die Aussteuerung des Gesamtsignals für den linken und rechten Kanal an. Eine PFL-Solo-Funktion gibt es beim ProFX6v3+ nicht, die ist den größeren Geschwistern vorbehalten. Ebenso fehlt dem kleinen 6-Kanal-Pult ein Control-Room-Out, der es ermöglichen würde, statt der Kopfhörer auch die Studiomonitore als Abhörmonitore zu nutzen. Nutzt man dafür die Main-Ausgänge, liegen immer auch neben den Signalen aus dem Rechner die Originalsignale der Kanäle an. Logisch, wenn ich das Pult als schlichtes Mischpult für ein Live-Event nutzen möchte, ergibt das ja auch Sinn. Wenn man aber überlegt, das kleine Pult anstelle eines Audiointerfaces anzuschaffen, sollte einem das bewusst sein. Eine Aufnahme von zum Beispiel einer Gitarre unter Verwendung eines Plug-ins in der DAW funktioniert dann nur mit Kopfhörer als Monitor und der Verwendung der USB 1 /2 Rückkanäle, weil man sonst immer das unbearbeitete „Plönk“ der Saiten mit auf den Boxen hat. Hierfür sollte man dann auf die größeren Pulte umsteigen, weil diese eine Möglichkeit bieten, die USB-1/2-Ausgänge auf den Control-Room zu routen.
Die Recording-Funktion des Mackie ProFX6v3+
Drei unterschiedliche Modi stellt das kleine Mackie Pult für die Aufnahme bzw. fürs Streaming bereit: „Standard“, „Loop Back“ und „Interface“. Im Standard-Modus wird alles, was an den sechs Kanälen anliegt, an den Rechner gesendet, einschließlich aller Effekte (zu denen kommen wir gleich) und den Einstellungen des Equalizers der Kanäle 1 und 2. Wer gerne seine Gaming Sessions streamen möchte, ist mit dem Loop-Back-Modus gut beraten. Hier wird das Audio vom Computer mit in den Mix aufgenommen und kann zusätzlich kommentiert werden. Oder man hört eben die Anranzer im TeamSpeak im Stream. Ich habe dafür früher immer die Ohren an die Zimmertür meiner Kinder pressen müssen, heute drückt man einfach einen Knopf. Toll :)
Der Interface-Modus ist dafür gedacht, ausschließlich das Signal der Inputs der Kanäle 1 und 2 unbearbeitet aufzunehmen, Die Effektsektion und der Equalizer werden hierbei nicht berücksichtigt. Die Funktion des Pultes ist dann vergleichbar mit einem einfachen 2×4 Audiointerface. Hierbei ist zu beachten, dass auch in diesem Modus das Direktsignal inklusive aller Effekte der Kanäle an den Main-Outs anliegt, wie ich es eben schon beschrieben habe. Diese Funktion eignet sich hervorragend, um zum Beispiel eine Gesangsspur aufzunehmen, denn so kann der trockene Sound in der DAW aufgezeichnet werden, auf dem Kopfhörer hat man aber fürs Gefühl ein bisschen Hall und Delay aus dem Onboard-FX-Prozessor zur Verfügung. Und was der so kann, wird der Erklärbär jetzt verkünden:
Die Effektsektion des Mackie ProFX6v3+
Ein kleines, farbiges LCD bildet das Herz der GigFX+ Effects Engine. Insgesamt zwölf Effekte bzw. Kombinationen stehen hier bereit, die in sechs Presets abgespeichert werden können. Neben je drei verschiedenen Delays, Reverbs und Modulationseffekten können noch weitere drei Kombinationen aus jeweils zwei Effekten aufgerufen werden. Die Bedienung der Effektsektion erfolgt über lediglich einen Endlos-Drehregler mit Push-Funktion und einen „Zurück-Button“. Die Effekte im Einzelnen zeigt folgender Screenshot aus dem englischsprachigen Handbuch.
Beim Einschalten des Pultes ist zunächst immer das einfache Delay aktiv, ein gelb hervorgehobenes Parameterfeld kann per Push auf den Regler bearbeitet werden, beim Delay stehen hier Time, Feedback und Hi-Cut sowie ein Equalizer zur Verfügung, letzterer wirkt natürlich nur auf den Effekt, nicht auf den Kanal. Hier kann, ebenfalls per Push, die zu bearbeitende Frequenz, die Flankensteilheit des Filters, Gain (+/-8 dB), ein Hi-Pass- und ein Low-Pass-Filter gewählt werden. Wer sich vergaloppiert hat, findet unten rechts das Feld „Reset“, hier kann die Einstellung des Equalizers zurückgesetzt werden auf die Standardwerte, die da lauten:
- Frequency – 1.0 kHz
- Width – 2.0
- Gain – ±0 dB
- LPF – 18.0 kHz
- HPF – 80 Hz
Über den Zurück-Button gelangt man wieder in die nächsthöhere Ebene. Drückt man noch einmal mehr, kann der Effekttyp gewählt werden. Je nach Effekt färben sich die virtuellen Regler im Display blau für die Delays, rot für die Reverbs, lila für die Modulationen und gelb für die Kombinationen. Je nach gewähltem Effekte variieren natürlich die Auswahl der Parameter und die Werte, so kann das Delay zum Beispiel bis 1000 ms anbieten, während Slapback mit maximal 400 ms auskommt. Die Effekte werden über den Button „FX“ im Kanalzug 1 und 2 hinzugeschaltet. Der „FX to Main“-Regler schickt dann die Effekte auch über die Main-Outs, sodass sich das Pult natürlich auch wunderbar für Solisten eignet, die mit Playbacks oder Drum-Machine, Looper, Akustikgitarre oder Keyboard unterwegs sind und schnell gut klingende, professionelle Effekte für ihre Stimme oder die Gitarre generieren möchten. Eigene Effektkreationen können jederzeit unter einem der sechs Presets gespeichert und später wieder aufgerufen werden.
Ein paar der Effekte möchte ich hier mithilfe einer Gitarre mal zu Gehör bringen. Meine Duke Akustik, ausgestattet mit einem Misi Trio-Air Pickup, wird direkt in Kanal 1 gesteckt und per USB in Logic aufgenommen. Das erste Beispiel demonstriert den Kompressor im Kanalzug. Ab der Hälfte des Audios wird er eingeschaltet. Er arbeitet wunderbar unauffällig, nimmt die Spitzen, ohne dass man ihn arbeiten hören würde. Genau so muss das! Die weiteren Beispiele sind die Werks-Presets der GigFX Engine, der FX to Main Regler steht bei 0 dB, es findet also keine Verstärkung des Effektsignals statt. Mehr geht natürlich immer, weniger selbstverständlich auch. Der Chorus ist im Werks-Preset etwas sehr eierig, aber in Kombination mit dem Reverb hört man ganz gut, was er eigentlich kann. Die Effekte haben insgesamt ein hervorragende Qualität und eignen sich für so ziemlich alles. Ob Gitarre, Stimme, Mundharmonika, dezent eingesetzt können sie jedem Signal das i-Tüpfelchen aufsetzen.
Eigene Effektkreationen können jederzeit in einem der sechs Preset gespeichert werden, damit man sie später wieder aufrufen kann. Was die Qualität der Onyx Mikrofon Preamps angeht, müssen wir uns glaube ich keine Sorgen machen. Ich nehme euch kurz mit in meinen Kopf und erzähle euch was, während ich ein wenig am Pult herumschraube.
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Das ist doch exakt das Gerät, das Christoph Rocholl am 7.3. getestet hat. Nur mit weniger Kanälen. Pro & Con wurden da ausreichend diskutiert. Gelten auch hier. Oder täusche ich mich?
@Tai Das kleine Mackie Pult hier hat eine andere Zielgruppe. Es verfügt nicht nur über weniger Kanäle, sondern auch über weniger Features, die einen Bericht aus anderer Perspektive durchaus sinnvoll machen. Gerade die Pros und Cons sind ja bei den unterschiedlichen Zielgruppen relevant. Während die großen Pulte für Recording und Live-Beschallung kleinerer Events prädestiniert sind, richtet sich der Zwerg hier eher an Podcaster, Streamer und Gamer 🙂