Kostenloses Update nicht nur für DJs
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Vor rund einem Jahr hatte Tracktion die Version Pro 12 seiner DAW Waveform veröffentlicht. Nachdem Waveform zwischen 2018 und 2020 zuverlässig im Jahrestakt erschienen war, hatte man sich dafür dann zwei Jahre Zeit gelassen. Die Programmierer hätten einfach mehr Zeit gebraucht, hieß es und das glaubten wir angesichts der gründlichen Neustrukturierung samt der von Grund auf neu entwickelten Audio Engine gerne.
Nun ist wieder ein Jahr ins Land gegangen und Tracktion kommt erneut mit einem Zwischenschritt zur Version 13 und behält so die neue Schlagzahl bei. Was aber steckt alles drin in Tracktion Waveform Pro 12.5? Auch wenn man einem geschenkten Gaul bekanntlich ja nichts in Maul schaut, habe ich mir die Ausgabe 12.5 – die es für alle Besitzer der Vollversion 12 kostenlos gibt – einmal näher angeschaut. Dabei standen aber lediglich die Neuerungen im Fokus. Den ausführlichen Test zur Version 12 könnt ihr hier nachlesen.
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Installation und Download der Waveform DAW
Das Update auf die Version 12.5 ist für Besitzer der Ausgabe 12 kostenlos. Besitzer der Free- oder der OEM-Version können die DJ Mix Tools und das Pro Video-Paket für je 50,- US-Dollar auch einzeln dazubuchen. Download und Installation erfolgen über den „Tracktion Download Manager“, aus der DAW heraus, direkt ist das nicht möglich. Überhaupt sollte man da mal ab und zu vorbeischauen, da läuft doch – bei der Vielzahl der in der DAW eingesetzten/genutzten Instrumente – einiges an Updates auf. Aktuell zum Testzeitpunkt ist übrigens gerade die Version 12.5.5. Wie gesagt: Öfter mal reinschauen lohnt sich. Download und Installation sind schnell und problemlos erledigt, kann also losgehen.
Das alles ist neu in Tracktion Waveform Pro 12.5
Bevor wir uns einige der neuen Features näher anschauen, hier erst einmal eine Liste der Neuerungen im Schnelldurchlauf:
- Video: Videoclips können jetzt direkt per Drag & Drop in das Edit-Fenster gezogen werden. Die bisherige Limitierung auf einen Clip wurde aufgehoben
- Smart DJ Tools: Coloured Waveforms auf Knopfdruck, automatischer Tempo-Sync von Clips
- Split to Stems: Audioclips können auf Knopfdruck in Stems gesplittet werden
- Workflow-Verbesserungen: Zeitlich verschiebbare Loop-Points und Loop-Bereiche
- Allgemeine Verbesserungen: Plug-in als Standard im Rack
Warum Tracktion aber nun einige Neuerungen aus der Version 12.0 – wie der BassOSC, überarbeiteter Browser, neue Farbschemata der UI oder die verbesserten Schnellaktionsleisten auch wieder unter „What’s New in 12.5“ aufführt, will sich mir nicht so ganz erschließen.
Ein Wort vorab
In meinem Test zur Version 12 schrieb ich damals: „Unverändert ist, dass es Tracktion wie immer nicht auf die Reihe bekommt, zum Release ein aktuelles PDF-Manual abzuliefern.“ Das war vor einem Jahr. Ein Blick auf das PDF-Manual verrät, dass sich daran nichts geändert hat. Das nämlich stammt noch immer vom Februar 2021 (!) (also noch zu Zeiten von Version 11) und gibt noch immer freimütig zu: „This guide is in-progress (seit Februar 2021 anscheinend nicht). Many updates and features have not yet been included here.” Heißt: Es ist das Handbuch zur Version 11, den Rest also Version 12 und 12.5 – darf man sich aus YouTube-Videos selber zusammenfrickeln. Wo es mitunter aber kein „How-To“, sondern eine reine Feature-Parade gibt, die wenig hilfreich ist. Daher noch einmal: Wer mehrere hundert Euro für ein Produkt ausgibt, der darf erwarten, dazu auch ein aktuelles Handbuch zu bekommen, alles andere ist – vor allem nach mehr als zwei Jahren – doch ziemlich peinlich. Auf meine Nachfrage hin erklärte Tracktion: „The vast majority of our users request video training over written manuals these days.” Es solle aber in Kürze (trotzdem) ein aktuelles Manual erscheinen. Ich bin gespannt
Smart DJ Tools und Split to Stems
In der Version 12.5 lässt sich in den DJ Tools die übliche Wellenform-Anzeige nun auch auf Knopfdruck einfärben – das kennt man ja aus DJ-Software wie Traktor oder Virtual DJ. Rot steht für die tiefen Frequenzen, Orange und Grün für die mittleren und blau für die hohen. Das macht es einfacher, bestimmte Sektionen und Elemente wie Breakdown, Drop, Basslines oder Vocals zu identifizieren und zusammenzumischen.
Apropos mischen: Dafür sind jetzt ein Zwei-Spur und ein Vier-Spur DJ-Mixer am Start, die im „Faceplate-Modus“ an bekannte Hardware-Mixer erinnern, inklusive Cross- und Channelfader, 3-Band-EQ, Filter + Resonance, Trim- und Master-Regler. Die liegen auch in einer reduzierten „Smart-Version“ vor, die sich auf Cross-Fader (2Track) bzw. vier Channel-Fader (4Track) und Resonance beschränkt. Eine Besonderheit von Waveform ist, dass sich das Innenleben der Mixer im Editor frei verkabeln lässt und man die vielen Reglerbewegungen auch auf einer Automationsspur ablegen kann. Ziehe ich einen Track auf eine Spur, passt der sich automatisch dem Songtempo an, was nur ein paar Sekunden dauert.
Neu ist hier auch die „Stem-Separation“, mit der sich ein Stereomix entweder in vier Bestandteile zerlegen lässt (Drums, Vocal, Bass, other) oder mit der ich die genannten einzelnen Teile aus dem Mix extrahieren kann. Was allerdings – je nach Songlänge – ein paar Minuten dauert und nichts ist, das man „mal eben schnell“ während einer Session probieren sollte. Das Ergebnis ist wirklich erstaunlich gut: Ich erhalte ein Spur mit „Drums only“ und eine weitere ohne Drums. Und das bei einem recht komplexen Ausgangsmaterial („Heartbreaker Part 1&2“ von Zapp & Roger). Auch Bass und Vocals funktionieren gut. Klar, nicht so sauber wie echte Einzelspuren im Studio, aber durchaus brauchbar. Wobei das natürlich auch immer auf das Ausgangsmaterial ankommt. Nicht nur für DJs eine schöne Sache.
Videos in Waveform 12.5: Schmalfilm
Tracktion hat sich nun endlich auch dem Thema Video angenommen, das bisher ja eher recht spartanisch nebenher lief. Videoclips lassen sich jetzt auch einfach per Drag & Drop in das Bearbeitungsfenster ziehen, entweder aus dem Waveform-Browser oder aus irgendeinem Verzeichnis auf den Festplatten. Dabei bin ich dann auch nicht mehr wie bisher auf nur einen Clip beschränkt, sondern kann beliebig viele einsetzen.
Die Bearbeitungsmöglichkeiten der Videos sind allerdings absolut Basic, viel mehr als Cut, Verschieben und Tracklänge ändern ist da kaum möglich. Fade ist anscheinend nur für das Audio eines Videos möglich („anscheinend“, weil es wie gesagt kein Handbuch gibt und sich der 2-Minuten-Clip zum Thema Video darüber ausschweigt). Überlappen sich zwei Clips auf einer Spur, erfolgt auch kein automatischer Crossfade zwischen den beiden Clips. Ja, ich kann mehrere Clips ins Fenster ziehen, auch untereinander anordnen, aber mischen, überlagern oder faden ist eben nicht drin.
Überhaupt liegt der Schwerpunkt auch bei den Videoclips weiterhin naturgemäß auf Audio: Da kann ich muten, faden, mit Effekten arbeiten und auf eine eigene Spur extrahieren. Am Ende lässt sich die Arbeit dann im H.264-Format in verschiedenen Größen (auch 4K) rendern. Waveform ist halt eine DAW und kein Videoprogramm, es reicht halt, um Musik unter ein Video zu legen, viel mehr auch nicht.
Und auch das noch:
- Plug-ins mit mehreren Outputs können von nun an automatisch entsprechend viele Ausgänge im Mix bzw. Submix zugewiesen werden, die anschließend dann teilweise aber noch von Hand benannt und richtig zugeordnet werden müssen.
- Plug-ins innerhalb eines Racks lassen sich als Default festlegen, so dass es – wird das Rack vom Mixer aus geöffnet – gleich mit seiner Oberfläche erscheint. Das spart Zeit.
- Mit der neuen Faceplate-Control „Meter“ können nun auch Pegelanzeigen in die Racks eingebaut werden
- Loop-Points und ganze Loop-Bereiche lassen sich jetzt einfach vor und zurück verschieben.
Was dagegen immer noch nicht gefixt wurde: In den Menüs geht es mit Englisch und Deutsch noch immer wild durcheinander. Vielleicht schafft es Tracktion ja irgendwann doch noch, da Ordnung reinzubringen. Und „Waveform“ dann auch nicht automatisch mit „Wellenform“ zu übersetzen.