Kurvenbändiger im Plug-in-Format
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Mit dem HOFA IQ-Series Transient haben die Karlsdorfer in ihrer Plug-in-Sparte ein heißes Eisen nicht nur zur Drum-Bearbeitung im Feuer. Mit einer detaillierten grafischen Darstellung und einem teilweise konfigurierbaren GUI bietet HOFA IQ-Series Transient eine wirklich umfangreiche Ausstattung um die Transienten eines Signals präzise zu bearbeiten.
Arbeitsweise eines Transienten-Designer
Transienten-Designer gibt es noch gar nicht so lange. Das erste Hardware-Gerät war der SPL Transient Designer Modell 9946 im Jahr 1999. Erdacht von Mastermind Ruben Tilger, ermöglichte das Gerät erstmals eine pegelunabhängige Bearbeitung von Perkussionsinstrumenten und anderem impulslastigem Audiomaterial. Setzt ein Kompressor immer erst ab einer bestimmten Schwelle, dem Threshhold, ein, so wirken die Einstellungen eines Transienten-Designer genauso auf leise wie auf laute Schläge.
Erreicht wird das mit einer Kombination von mehreren Hüllkurvenfolgern mit verschiedenen Attack- und Decay-Zeiten, jeweils für die Attack- und die Sustain-Phase eines Signals. Durch geschicktes Justieren und Differenzbilden kann daraus ein Steuersignal für einen VCA abgeleitet werden, der dann die eigentliche Lautstärkeregelung übernimmt. Mit dieser Methode ist es sehr einfach möglich, dem Klang mehr Attack zu geben, um ihn knackiger zu machen oder sein Sustain unabhängig davon zu bearbeiten. Das macht es auch möglich, ungewolltes Nachklingen oder Raumteile zu entfernen.
HOFA IQ-Series Transient: Installation des Plug-ins
All das und eben noch einiges mehr bietet der HOFA IQ-Series Transient, der für Betriebssysteme ab Windows 7 und macOS 10.13 erhältlich ist. Bei der Installation empfiehlt es sich nicht den kompletten Installer auf der HOFA-Seite herunterzuladen, nachdem die Registrierung abgeschlossen wurde.
Dieser ist nämlich ein paar GB groß und enthält alle HOFA-Plug-ins. Stattdessen ist der Web-Installer-Manager die bessere Wahl, der einem die Auswahl einzelner Downloads ermöglicht. Damit reduziert sich der Download auf eine 17 MB große Datei. Im HOFA-Plug-ins-Manager können zudem auch die Lizenzen aktiviert und vor allem auch einfach deaktiviert werden.
Die Anleitung ist in einer lokalen HTML- sowie einer eigenen PDF-Version vorhanden und das sogar in deutscher und englischer Sprache. Da beides (PDF und deutschsprachige Version) auf dem Rückzug ist, muss das mal lobend erwähnt werden. Auf 38 Seiten werden alle Bedienelemente ausführlich beschrieben und es gibt auch eine Einleitung zum Thema Transienten.
Oberfläche von HOFA IQ-Series Transient
Die Oberfläche ist modern und frei skalierbar, einzelne Komponenten können sogar auf dem GUI verschoben werden, um sie den eigenen Bedürfnissen anzupassen. So zum Beispiel die Einstellungen für Limiter, Dry/Wet und Gain.
Ein Klick auf den Preset-Namen oben im Fenster, an welcher Stelle sich auch die Undo-Funktion, ein A/B-Vergleich sowie die Einstellung der Stereo-Arbeitsweise befinden, öffnet die seitlich ausklappende Preset-Verwaltung. Hier können eigene Presets in einer Ordnerstruktur angelegt und mit einem Favoriten-Herzchen bedacht werden. Es fehlen zwar Schlagworte und Kategorien, aber es gibt eine einfache Suchfunktion.
Da HOFA IQ-Series Transient eine recht staatliche Anzahl an Einstellungen bietet, könnte ich mir vorstellen, dass die Ansammlung von Presets auf Dauer etwas unübersichtlich werden könnte, wenn nicht eiserne Disziplin beim Abspeichern geübt wird.
Die Preset-Verwaltung lässt sich auch beliebig auf dem Bildschirm positionieren, was ebenso für die sogenannte Time-Chart des HOFA IQ-Series Transient gilt. Hier kann das Signal und dessen Bearbeitung optisch detailliert betrachtet werden.
Transienten und Sustain – Brot und Butter
Das ist eben die Haupteigenschaft eines Transienten-Designers, dass er Transienten- und Sustain-Anteile getrennt bearbeiten kann. Deswegen teilen sich diese beiden Bereiche großzügig ca. 90 % der Gesamtoberfläche.
Standardmäßig bearbeitet das Plug-in das Stereo-Signal, es können aber auch linker und rechter
Kanal getrennt voneinander bearbeitet werden. Noch wichtiger ist die Möglichkeit, Mitten- und Seitensignal getrennt voneinander bearbeiten zu können, was den HOFA IQ-Series Transient eventuell auch für den Einsatz auf dem Mastering- oder Subgruppen-Bus interessant macht. Orte, an denen Transienten-Designer üblicherweise nicht so häufig zum Einsatz kommen.
Das Schöne am HOFA IQ-Series Transient ist, dass er im Prinzip sehr einfach zu bedienen ist und sehr schnell gute Ergebnisse liefert. Bei Bedarf sind aber verschiedene Extras zuschaltbar, so dass auch eine detaillierte Bearbeitung, wie sie für schwieriges Ausgangsmaterial typisch ist, möglich wird.
Ich möchte das gleich mal mit einem Drum-Loop demonstrieren, dessen Transientenanteil ich um 33 % erhöhe, während der Sustain-Anteil um satte 74 % abgesenkt wird. Die Werte können wahlweise über den Drehregler, die Plus/Minus-Tasten oder per Tastatur eingegeben werden. Wenn man sich mal vertippt hat, gibt es eine UNDO-Funktion, die es ermöglicht, mehrere Bearbeitungsschritte rückgängig zu machen.
So einfach kann es sein. Der HOFA IQ-Series Transient arbeitet hier zuverlässig und mit deutlichem Effekt, ohne das Klangbild zu verändern.
Detaillierte EQ-Bearbeitung im HOFA IQ-Series Transient
Das Gute ist ja, dass beides unabhängig bearbeitet werden kann. Bleiben wir beim Beispiel der Bassdrum. Vielleicht ist es gewünscht, hier etwas mehr Punch zu haben, aber ohne das Nachschwingen des Kessels zu beeinflussen. Dieses könnte im Mix nämlich nachteilig mit dem E-Bass konkurrieren. Dafür hat HOFA dem HOFA IQ-Series Transient für beide Abteilungen eine vollparametrische EQ-Sektion mit bis zu fünf Bändern spendiert. Es stehen pro Band fünf Filter-Typen zur Verfügung.
Die eingestellten Bänder können auch deaktivert werden, ohne sie zu löschen, womit eine gute Kontrolle möglich ist. Die orangefarbene Linie zeigt dabei den Gesamtverlauf der EQ-Linie an, an dem alle aktiven EQs beteiligt sind. Zusätzlich dazu können noch die eigenständigen Low- und High-Passfilter aktiviert werden, deren Aktivität mit einem grauen Flächenverlauf signalisiert wird. Einstellbar sind hier 6, 12, 24 und 48 dB Flankensteilheit – eine Solo-Funktion zum Vorhören ist auch integriert.
Deren Funktion ist auf die Sidechain begrenzt, die das Audiosignal passiert. Wie bei einem Kompressor, können hier aber auch externe Signale in die Sidechain geführt werden. Zu diesem Zweck hat das HOFA Plug-in auch noch einen weiteren Stereo-Eingang für Sidechain-Zwecke.
Ebenfalls der Wirkungsweise eines Kompressors entliehen, kann ein Threshold-Wert, oder besser gesagt Threshold-Fenster, eingestellt werden. Außerhalb dieses Fensters werden dann keine Transienten bearbeitet. Das ist nützlich, wenn sich eine Übersprechung von anderen Instrumenten auf der Spur befindet – diese soll ja nicht auch noch präsenter gemacht werden.
Mit all diesen Einstellungen ist es leicht möglich, nur den Transienten einer Bass-Drum mehr Druck zu verleihen, ohne dass andere Instrumente beeinflusst werden. Das ist so mit einer klassischen Kompressor/EQ-Kombination nicht so leicht zu erreichen. Von zu extremen Einsatz des EQ-Filters ist aber abzuraten, da es doch recht erhebliche Phasenprobleme verursachen kann.
Weitere Einstellungen, Darstellung und ein bisschen Magie
Der Anteil, den die beiden Transient- und Sustain-Verarbeitungen haben, kann zur Kontrolle auch einzeln abgehört werden. So kann genau bestimmt werden, was das Plug-in hinzufügt oder wegnimmt.
Time-Chart ist ein grafischer Monitor, in dem alle Auswirkungen der Einstellungen dargestellt werden. Es ist genau zu sehen, wie die Transienten verändert werden. Zusätzlich zum Gehörten eine gute „zweite Meinung“.
Kommen wir nur zu etwas Magischem, der Magic-Boost-Funktion. Diese versucht etwas auszugleichen, was eigentlich eine der typischen Eigenschaften und auch Vorteile eines Transienten-Designers ist, nämlich die einheitliche Bearbeitung von leisen und lauten Transienten. Mit aktiviertem Magic-Boost hebt die Software nicht mehr alle Transienten auf 100 % an, sondern definiert die Einstellung zusammen mit einem Threshold-Wert als einen Zielwert. Leisere Transienten bekommen so mehr Attack-Boost und „lautere“ werden von der Bearbeitung ausgeschlossen, zu sehen im Bild oben. In Kombination mit dem Threshold-Fenster eine weitere Möglichkeit, zielgenaue Drum-Bearbeitung zu erreichen. Die Funktion kann vor allem für ein ausgeglicheneres Klangbild sorgen.
Hier noch ein Drum’n’Bass Loop aus einer Library, der selbsteverständlich hoffnungslos überkomprimiert und drucklos ist. Nach der Bearbeitung sind die Akzente wieder zu hören.
wie sieht ein Vergleich mit dem Eventide Split EQ aus?