Von Räumen, Körpern und Effekten
Wie schon bei den Solo-Strings wurden die Ensemble Strings trocken aufgezeichnet. Für den passenden Raum sorgen dann die – ebenfalls aus den Solo-Strings bekannten – 40 Convolution Reverbs für unterschiedliche Räume. Neben den Klassikern wie „Big Symphony Hall“, „Small Room“ oder der „Medium Church“ finden sich auch Bezeichnungen wie „Smokey Sax“, „Lunar Space“ oder „Dark Room“, die auf den ersten Blick wenig mit einem Streichorchester zu tun haben und erst einmal ergründet werden wollen. Volume und Delay sind jeweils frei wählbar, so dass das Angebot an Räumlichkeiten da insgesamt mehr als ausreicht. Ebenfalls im Angebot sind auch 23 „Bodys“, sehr kurze „Impuls Responses“ von 0,2 bis 1,8 Sekunden, die den Mikrofonabstand zum Instrument emulieren und mit denen sich die Instrumente weiter individualisieren lassen. Die Unterschiede sind nicht dramatisch, reichen aber für kleinere Anpassungen aus. „Body“ wie auch „Room“ lassen sich getrennt zu- und abschalten.
Eher eine nette Zugabe sind die DSP-Effekte, jeweils mit drei Werks- und drei User-Presets. Reverb, Equalizer und meinetwegen auch noch Kompressor mögen ja ganz nützlich sein, doch was ich mit Delay, Chorus, Phaser, Flanger oder Filter bei Streichern veranstalten soll, bleibt mir ein Rätsel. Aber gut, wer mag, kann ja ein wenig damit herumspielen – vier bis fünf Parameter sind da jeweils veränderbar. Bis auf den EQ habe ich bisher dann auch keinen der Effekte genutzt – auch weil die volle DSP-Dröhnung dann mit zehn Prozent mehr CPU-Power einfordert.
Über die gesonderte Ensemble-Funktion lässt sich der Sound noch etwas andicken. Dabei werden dann maximal vier weitere, virtuelle Stimmen hinzugefügt, leicht verstimmt und im Raum verteilt. Das ist ganz ok, wenn man mehr Streicher-PS benötigt, klingt aber natürlich dann auch ein wenig künstlich – was in den meisten Arrangements dann aber nicht weiter tragisch sein dürfte.
Die Gretchenfrage: Wie hört es sich an? Wie ist das Spielgefühl?
Wie schon bei den Solo Strings von Chris Hein ist das Spielgefühl wirklich hervorragend. So gibt es – wie schon bei den Solo-Streichern – zum Beispiel wieder zwei Legato-Modi mit vielen anpassbaren Parametern, die für butterweiche Übergänge sorgen; zum einen mit von Hand eingespielten („kurz“ für schnelle Läufe und „lang“ mit einstellbarem Portamento und Glide), zum anderen mit künstlichen, separaten Tönen, die für die passende Überblendung zuständig sind. Mit der „Blending-Option“ kann man – statt per Keyswitch mit der Tür ins Haus zu fallen – auch über User-definierte CC-Werte organisch in die Tremolo- oder Trill-Artikulationen übergehen, ohne dass da etwas abgehackt oder künstlich wirken würde.
Zudem kann sich jeder der 27 Key-Switches wahlweise auch als „Hot-Key“ einsetzen lassen (was die Zahl der Artikulations-Key-Switches dann natürlich weiter schmälert). Mit diesen Hot Keys wie „Repeat last Note“, „Play Ponticello Tremolo“ oder „Play Fall“ lassen sich dann wirkungsvoll verschiedene Effekte und Artikulationen triggern, wobei auch die gegriffenen Akkorde oder Töne mit der Hot-Key Taste wiederholt werden – was ein Legato dann noch natürlicher klingen lässt.
In den Einstellungen schließlich lässt sich sowohl der Klang grundsätzlich anpassen – etwa durch Aktivieren der Round Robin-Funktion, Einstellen der ADSR-Werte oder mit dem Einschalten der Release FX (die einen regelbaren Releasesound hinzufügt) – aber auch die Dynamic-Eigenschaften des Keyboards.
Schönes, kleines Detail am Rande: Die Nutzeroberfläche warnt, wenn ich den amtlichen Spielbereich eines Instrumentes verlasse, mit einem roten „Extended Range“. Da wissen dann auch Saiten-Laien, wie weit sie gehen dürfen.