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Test: Austrian Audio MiCreator Studio, Satellite, Y-Lav, USB-Mikrofon-System

Vielseitiges, kompaktes Recording-System

23. Oktober 2023
Austrian Audio MiCreator Studio, Satellite, Y-Lav, USB Mikrofon-System

Austrian Audio MiCreator Studio, Satellite, Y-Lav, USB-Mikrofon-System

Es begann Anfang August mit einer kurzen E-Mail von Austrian Audio mit einer vielversprechenden Ankündigung. Es gehe um ein Mikrofonprodukt namens MiCreator, das aber mehr als ein reines Mikrofon sei. Vielmehr positioniere man es als ein „einfach zu bedienendes, extrem flexibles Aufnahmesystem für die Hosentasche.“ Das klang spannend. Auf der Website von Austrian Audio: nichts. Und auch sonst im Netz: Keine Hinweise auf einen „MiCreator“. Das versprochene Testmuster ließ dann erst einmal auf sich warten. Und selbst UPS brauchte dann drei Anläufe, bis das geheimnisvolle Paket endlich bei mir ankam. Der Inhalt: 3 kleine schwarze Kartons. Wieso jetzt drei? „MiCreator Studio“, steht auf dem größten, „MiCreator Satellite“ auf dem mittleren und „MiCreator Y-Lav“ auf dem kleinsten. Ohne weitere Erklärung. Die kommt dann etwas später in Form einiger PDFs und eines kleinen internen Videos. Und dem Hinweis, dass bis zum 9. Oktober ein striktes Embargo gilt.

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Woran wir uns natürlich halten, auch wenn es schwer fällt. Denn das Austrian Audio MiCreator Studio ist mehr als „nur“ ein USB-Mikrofon, sondern das Herzstück des versprochenen „flexiblen Aufnahmesystems“, das ich euch hier endlich im Test vorstellen will und darf und zu dem auch die beiden Erweiterungen „MiCreator Satellite“ und „MiCreator Y-Lav“ gehören. „The Austrian Audio MiCreator is a new type of creative tool: An easy to use, ultra flexible recording system for your pocket” – schreibt der Hersteller.

So, habe ich es spannend genug gemacht? Dann kann es ja losgehen.

Austrian Audio MiCreator

Austrian Audio MiCreator Studio: Geheimnisvolle Blackbox

Die durchweg schwarze Verpackung des MiCreator Studio verrät wenig über den Inhalt. „MiCreator Studio“ steht vorn drauf, und „Austrian Audio“. Keine bunten Produktbilder, keine weiteren Erklärungen. Auf der Rückseite befindet sich dann aber doch der kleine Hinweis „USB microphone für content creators and musicians“, plus ein paar Spezifikationen und der Box-Content. Der dort angegebene Link endet zum Zeitpunkt des Tests verständlicherweise im „Page not found“-Nirvana.

Im Inneren finde ich – in einem schwarzen Stoffsäckchen für die Aufbewahrung und den Transport – das MiCreator Studio USB-Mikrofon (das nicht nur ungewöhnlich ausschaut, sondern auch unerwartet massiv und schwer ist – aber dazu gleich mehr), dazu ein USB-C auf USB-C–Kabel, zwei Meter lang (sagt die Verpackung), 1,2 m lang (sagt mein Bandmaß), ein Instrumenten-Adapterkabel (3,5 mm TRRS auf 6,3 mm Klinke), zwei rote Austausch-Faceplates, ein großformatiger Stativ-Adapter, ein Voucher (aka Gutschein) für Cubase LE12 ODER für Wavelab Cast, ein englischsprachiger Quickstart-Guide im Liliput-Format/Ikea-Design (inklusive einer in Europa wohl notwendigen Konformitätserklärung in 37 (!) Sprachen) und schließlich auch ein per Hand unterschriebenes Quality-Certificate, das mir ein „End of Measurement“, eine „Visual Inspection“ und eine „Box Content Verification“ garantiert. Wobei wohl nicht mal mein Apotheker den Namen entziffern könnte. Da ist also eine Menge drin, in der Black Box. Und doch auch so einiges, was neugierig macht.

Austrian Audio MiCreator

Das zentrale MiCreator Studio: Gusseisen und Design

Erster Gedanke beim Auspacken: Woran erinnert mich diese ungewöhnliche Bauform nur? Als Sockel ein massiver Quader mit einer 4 mm starken Stahlumrandung, darauf aufgesetzt und mit einem Gelenk verbunden ein Stahlring, in dem locker die Mikrofonkapsel aufgehängt ist. Unten eckig, oben rund? Na klar, rein von der Formgebung her an die Mikrofone von Sontronics, wie das Helios, das Orpheus und vor allem auch das Saturn 2. Womit die Ähnlichkeiten aber auch schon fast wieder erschöpft wären.

Schauen wir uns das zentrale MiCreator Studio einmal näher an. Der quaderförmige Sockel  mit den Anschlüssen und Reglern ist mit 8,6 x 6,0 x 2,6 cm angenehm kompakt – ungefähr so groß wie eine Zigarettenpackung. Zusammen mit dem Mikrofonaufsatz kommt das MiCreator Studio dann auf eine Höhe von 15,5 cm, das ist immer noch recht moderat. Umso mehr überrascht dann das Gewicht, wenn man es das erste Mal in der Hand hält: Gut 370 g bringt das Austrian Audio MiCreator Studio auf die Waage, ein echt massiver Brocken. Grund für das relativ hohe Gewicht ist die mattgraue Umrandung aus Stahl, die vermutlich auch Hammerschlägen trotzen dürfte.

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Austrian Audio MiCreator

Am oberen Ende befindet sich ein stabiles Gelenk, an dem ein ebenso grauer Stahlring befestigt ist, in welchem an vier „Gummis“ die Mikrofonkapsel aufgehängt ist, die von einem kleinen schwarzen Metallkäfig geschützt wird. Wie mir Austrian Audio auf Anfrage mitteilte, bestehen die Aufhängungen aus Thermoplast, was ja um einiges haltbarer (aber auch nicht unzerstörbar) als Gummi ist. Was nicht unwichtig ist, da diese Aufhängungen fest mit der Kapsel und mit dem Ring verbunden sind und sich nicht auswechseln lassen. Es ist zwar ziemlich unwahrscheinlich, dass diese innerhalb der Lebenszeit des Mikrofons mal reißen, doch kann man ja eine wie auch immer zustande gekommene Beschädigung nie ganz ausschließen. Insofern wäre da eine reparaturfreundliche Lösung sicherlich die bessere Wahl gewesen.

Das Mikrofon – bzw. der Ring mit der darin aufgehängten Kapsel – lässt sich um ca. 35-40 Grad in beide Richtungen kippen, (ich habe gerade kein Geodreieck zur Hand, um das zu überprüfen), „FlexTilt Mechanic“ nennt Austrian Audio das. So kann ich, wenn es vor mir auf dem Tisch steht, dafür Sorge tragen, dass ich im einigermaßen rechten Winkel einspreche – gut gelöst. Aber so ein Stahlrahmen – leitet der nicht den Schall, wenn ich das Mikrofon auf den Tisch stelle? Prinzipiell ja, doch hat das MiCreator Studio auf der Unterseite zum einen zwei Gummistreifen, die zudem – zusammen mit dem hohen Gewicht – für sicheren Stand sorgen, und zum anderen auch eine Bohrung für die Befestigung auf einem Stativ.

Austrian Audio MiCreator

„Schick“ sind die abnehmbaren Kunststoff-Faceplates auf der Front und auf der Rückseite, bei denen kleine Magneten für einen sicheren Halt sorgen und die mit einem Handgriff ausgetauscht werden können. Mit dabei sind je zwei schwarze und zwei rote, weitere – neutrale, die sich mit eigenen Artworks, Fotos oder Logos personalisieren lassen – soll es wohl dann auch noch geben. Was natürlich für YouTuber oder Radiojournalisten eine feine Sache ist, mit dem persönlichen Mikro aufzutauchen. Wer dagegen mehr auf den „naked look“ steht, kann die Plates auch ganz weglassen und sich mit dem grauen Gehäuse begnügen.

Anschlüsse und Regler des MiCreator Studio: Die Frontseite

„Easy to use“ ist einer der Leitgedanken hinter dem MiCreator Studio. Und so beschränkt sich das Regelwerk einerseits auf das Notwendigste, hat aber andererseits trotzdem mehr zu bieten als die meisten anderen USB-Mikrofone. Der großformatige Drehregler (mit Push-Funktion) auf der aufgeräumten Front ist einerseits für die Kopfhörerlautstärke, andererseits für die Balance beim Direct-Monitoring zuständig – Umschalten per Push. Die darüber angebrachte längliche LED zeigt dabei den augenblicklich eingestellten Wert in Form eines Leuchtbalkens/-punkt an.

Was vielen USB-Mikrofonen ja fehlt, ist ein Gain-Regler für das Eingangssignal. Das MiCreator Studio bietet hier zumindest einen Schieberegler mit drei Einstellungen an: High, Low und Mute, wobei der Unterschied zwischen High und Low 20 dB beträgt (Low = 0 dB, High = 20 dB). So kann man dann wenigstens schon mal grob vorsortieren: Low zum Beispiel bei (Stereo-) Aufnahmen im Rockkonzert (wie, „Stereoaufnahmen“? Nur die Ruhe, dazu komme ich noch), High bei Sprachaufnahmen aus entspanntem Abstand. Wie gut das nun in der Praxis funktioniert und ob das dann wirklich so „easy to use“ ist, probiere ich gleich natürlich aus. Auf Anhieb würde ich ja sagen, dass wirklich „easy to use“ ein Limiter wäre, aber – schauen wir mal, was der Schiebeschalter kann.

Die rückseitigen Anschlüsse des MiCreator Studio

Auf der Rückseite – und nun wird es wirklich interessant – befinden sich drei Anschlüsse. Weniger aufregend ist da noch die USB-C-Buchse für die Verbindung zum PC / Mac / Smartphone/Tablet (Android und iOS, Letzteres halt mit Camera Connection Kit, falls keine USB-C-Buchse vorhanden ist). Und auch die Miniklinken-Out für den Kopfhörer gehört mit zum Standard bei USB-Mikrofonen. Nicht aber die TRRS- Buchse (ebenfalls Miniklinke), die mit „In/Out“ beschriftet ist. Hier nämlich kann ich nämlich entweder ein zweites Mikrofon anstecken, ein Headset, einen Kopfhörer oder ein Instrument. Was ich jetzt mal der Reihe nach erklären und sortieren werde.

Als zweites Mikrofon eignen sich zum Beispiel ganz besonders das Austrian Audio MiCreator Satellite und das Austrian Audio MiCreator Y-Lav (zu denen ich gleich noch komme). „Besonders“, weil die beiden pegeltechnisch auf das MiCreator Studio angepasst sind; „volume calibrated“ nennt Austrian Audio das. Heißt: Wenn in einem Podcast der Host in die Kapsel des MiCreator Studio spricht und der Gast ins angesteckte Lavalier-Mikrofon oder in das Satellite, sind die beiden vom Pegel her mit dem MiCreator Studio auf Augenhöhe.

Ihr erinnert euch an das beiliegende Instrumentenkabel mit den ungewöhnlichen Anschlüssen Miniklinke TRRS auf der einen und große Klinke auf der anderen Seite? Auch das kommt in die In/Out-Buchse auf der Rückseite des Austrian Audio MiCreator Studio. So können Singer/Songwriter ins Mikrofon singen und gleichzeitig ihren Gitarrensound aufnehmen. Auch den von der E-Gitarre, da der Eingang Hi-Z-tauglich ist. Und schließlich kann ich am In/Out auch ein handelsübliches Headset mit TRRS-Klinke anschließen, oder einen zweiten Kopfhörer – ganz schön vielseitig.

Und der Pegel? Wie für das eingebaute Mikrofon auf der Vorderseite, gibt es auch für den In/Out auf der Rückseite einen Schieberegler zur groben Pegelanpassung, die beiden Eingänge lassen sich also unabhängig voneinander grob pegeln. Den Rückseitigen allerdings nur mit den Einstellungen High und Low, Mute fehlt. Weil „man da ja einfach den Stecker ziehen kann, wenn man den Eingang muten will“, sagt Austrian Audio. Jein, sage ich. Denn einerseits wäre es ja schon schön, wenn ich den Eingang – etwa in einem Talk – auch einfach mal so kurz stummschalten könnte. Aber andererseits rumpelt eh beides in die Aufnahme, sowohl das Steckerziehen als auch das Betätigen des Schalters. Denn das ist nun mal das Schicksal aller USB-Mikrofone, bei denen sowohl die Bedienelemente als auch die Kapsel in einem Gehäuse sitzen.

Austrian Audio MiCreator

Die technischen Daten des Austrian Audio MiCreator Studio

Das MiCreator Studio ist ein USB-2.0-Mikrofon mit der Richtcharakteristik Niere und Audiointerface-Funktionalität. Die maximal mögliche Auflösung beträgt laut Hersteller 24 Bit, 48 kHz. Den Frequenzbereich des Mikrofons gibt Austrian Audio mit 20 Hz – 20 kHz an, die Dynamik Range mit 108 dB und den maximalen Schalldruckpegel (SPL) mit doch recht beachtlichen 130 dB, bei einem equivalent Noise-Level von 22 dB SPL. Da kann man das Mikrofon auch schon mal auf der Bühne vor die Boxen stellen. Die Kapsel selber wurde laut Austrian Audio zwar zugekauft, wurde aber umgebaut und verbessert. Das MiCreator Studio benötigt keinen Treiber (class-compliant) und ist zu allen Systemen (Windows PC, Linux, Mac, iOS, Android) kompatibel. Einen eigenen ASIO-Treiber für das MiCreator Studio bietet Austrian Audio stand jetzt (20. September) nicht an.

Austrian Audio MiCreator

Das Zubehör: MiCreator Satellite und MiCreator Y-Lav

Das MiCreator Satellite sieht aus wie ein abgesägtes MiCreator Studio: Die vertraute graue Stahlumrandung wie beim Studio, eine identische Mikrofonkapsel samt Stahlring und Aufhängung, nur der Sockel ist nicht 8,6 cm, sondern nur 3,3 cm hoch. Es fehlen auch sämtliche Regler und Schalter, auch ein USB-C-Anschluss ist nicht vorhanden. Trotzdem kann das Satellite – neben seinem Haupteinsatzgebiet als Zweitmikrofon am MiCreator Studio – auch als eigenständiges externes Mikrofon mit durchgeschleiftem Kopfhöreranschluss betrieben werden. Dazu reicht es, das Satellite mit dem beiliegenden Kabel (2x TRRS-Miniklinke) zum Beispiel mit der passenden Buchse am PC oder am Smartphone zu verbinden. Die  Lautstärkereglung erfolgt dabei beispielsweise über die Soundeinstellungen von Windows. So gibt es am Gehäuse des Satellite auch nur zwei Buchsen: eine für den Kopfhörer („Out“) und eine zum Anschluss an das MiCreator Studio bzw. an ein anderes externes Gerät („Link“).

Andere mögliche Einsatzgebiete des MiCreator Satellite außerhalb des MiCreator-Universums, die Austrian Audio aufzählt:

  • als Mikrofon an einer Kamera (über das ebenfalls mitgelieferte Y-Stück (TRRS-Buchse auf 2x Miniklinke-Stecker),
  • als externes Mikrofon für Videokonferenzen (das dann sicherlich besser klingt als das eingebaute im Notebook)
  • oder als Mikrofon am Vocoder/Synthesizer

Der Anschluss erfolgt da jeweils über das TRRS-Kabel. Die technischen Daten des Satellite sind identisch mit denen des MiCreator Studio. Zum Lieferumfang gehören – neben dem Kabel und dem Y-Stück – ein kleines Handbuch, zwei zusätzliche kleine (rote) Faceplates und der Stativ-Adapter (3/8 auf 5/8).

Austrian Audio MiCreator

Das MiCreator Y-Lav ist ein Lavalier-Mikrofon mit Kugelcharakteristik. Das Mikrofon hat einen kleinen Windschutz und eine Klammer zur Befestigung, das 2 m lange Kabel endet in einer TRRS-Miniklinke. Warum TRRS? Weil vor dem Stecker noch eine Y-Weiche kommt, an deren zweiter Buchse auch ein Kopfhörer eingesteckt werden kann. Stecke ich das dann zum Beispiel an die Audiobuchse meines Notebooks (wo ich ja sonst entweder Mikrofon oder Kopfhörer verbinden kann), bekomme ich hier beides oder kann am Smartphone Kopfhörer und das Lavalier-Mikrofon für Telefonate nutzen. Ein nettes Extra. Das MiCreator Y-Lav kann – wie das Satellite auch – ebenfalls als Erweiterung am MiCreator Studio genutzt werden, in dem es an die In/Out-Buchse angestöpselt wird. Praktisch für Studiogäste im Podcast, die sonst dauernd den Kopf vom Mikrofon wegdrehen und die man dann mit wilden Gesten wieder zurück an die Kapsel locken muss. (Und davon gibt es wahrlich genug.) Ob auch als Klemmmikrofon für eine Akustikgitarre oder eine Ukulele taugt, probiere ich gleich mal aus. Im nächsten Kapitel.

Austrian Audio MiCreator

Das MiCreator-System in der Praxis

Die Installation des MiCreator Studio am Windows 10-PC ist simpel: Anstöpseln, fertig. Treiber gibt es keine, insofern ist das USB-Mikrofon sofort als „Kopfhörer (MiCreator)“ und „Mikrofon (MiCreator)“ in den Soundeinstellungen vermerkt. Die LED-Bar über dem Lautstärkeregler macht mal kurz einen auf Dorfdisco und signalisiert dann mit einem grünen Balken, dass das Studio am Start ist. Je länger der grüne Balken, desto höher der am Kopfhörerausgang (bzw. an den Kopfhörerausgängen) anliegende Pegel. Auf Druck auf den Push-Regler wird aus dem grünen Strich ein roter Punkt, der dann – je nach Balance des Direct-Monitorings – nach rechts oder links wandert. Da sieht man auf den ersten Blick, „was Sache ist“, gut gelöst.

Dann hören wir doch mal rein, wie die Komponenten einzeln und im Zusammenspiel klingen. Ich bin gespannt und starte mit dem MiCreator Studio. Das steht direkt vor mir auf der Tischplatte, Abstand etwa praxisübliche 30 cm, die Kapsel geneigt, Einstellung auf „high“. Das Feintuning der Lautstärke erfolgte im Test dann in den Windows-Soundeinstellungen.

Ok, da ist natürlich einiges an Raum mit dabei bei dieser Entfernung, aber der Klang ist schon sauber aufgelöst, rauschfrei und mit etwa -7 dB auch ausreichend Druck, ohne dass ich nachbearbeiten müsste.

Wie sieht es mit dem Nahbesprechungseffekt aus? Ich schraube das MiCreator Studio auf ein Tischstativ und nähere mich auf etwa 7 cm – absolute Nahdistanz.

Klanglich wirklich klasse, ausgewogen, klar in den Höhen, mit viel Volumen im Bass. Aber ohne Popschutz geht da aus der Entfernung nichts. Also schraube ich das Gravity MA Pop 1 davor. Und siehe (bzw. höre) da:

Jetzt will ich es wissen und gehe auf engste Tuchfühlung mit dem MiCreator Studio. Nur der Popschutz trennt uns noch.

Und tatsächlich: Der Nahbesprechungseffekt legt noch mal einen drauf und bringt viel Schmelz und eine Prise Barry White in die Stimme. Gefällt mir gut. Frage: Wie groß muss die Distanz sein, damit ich auf den Popschutz verzichten kann? Antwort: Mindestens 15 cm. Besser mehr.

Hier zum Vergleich noch die 15 cm mit Popschutz mit dem Studio.

Ok, jetzt hole ich das MiCreator Satellite mit auf die Bühne und schließe es mit dem mitgelieferten Link-Kabel an das MiCreator Studio an. Beide Gain-Schalter stehen auf High. Austrian Audio liefert das Satellite wahlweise auch zusammen mit dem Studio in einem Bundle aus, dem MiCreator System Set. Zum Lieferumfang gehören da, neben einem Case, auch eine „Stereobar“ – ein Tischstativ mit einem langen Quer-Arm, auf dessen äußere Enden man für Stereo-Aufnahmen Studio und Satellite schrauben kann. Das hatte ich im Test zwar leider nicht da, aber habe mir mit dem Arm des Gravity MA Pop 1 (der mit seinen fünf Gelenken ja sehr beweglich ist), eine gute Alternative geschaffen. Wer also die Studiobar braucht, aber nicht das Set kaufen möchte, der kann sich damit gut behelfen.

Austrian Audio MiCreator

Die Mikrofonkapseln von Studio und Satellite haben bei der nachfolgenden Aufnahme rund 20 cm Abstand. Beim Einsprechen wechsle ich von links nach rechts  und zurück. Auf dem linken Ohr das MiCreator Studio (mit dem ich starte), auf dem rechten dann das MiCreator Satellite.

Was auffällt: Das MiCreator Satellite klingt exakt so gut wie das Studio (kein Wunder, die sind ja technisch identisch), auch bei den Lautstärken gibt es keine Unterschiede. Und natürlich kann man auch einen zweiten Sprecher/Sänger an das Satellite setzen. Heißt auch: Endlich kann ich zwei Mikrofone an einem USB-Anschluss betreiben, sehr praktisch.

Die Stereomikrofonie mit Studio und Satellite kann man auch gut für Instrumentalaufnahmen einsetzen. Hier mal mit einer Akustikgitarre (die ich, wie langjährige Leser wissen, sehr viel mehr schlecht als recht spiele).

Das klingt doch wirklich schön räumlich. Das stellt man besonders dann fest, wenn man mal eine E-Gitarre ins MiCreator Studio einstöpselt (In/Out), die dann ja nur mono auf einer Spur aufgenommen wird. Die andere ist ja fix für das Mikrofon des Studio.

Austrian Audio MiCreator

Mit Hi-Z-Signalen hat MiCreator also tatsächlich keine Probleme, das klingt alles sauber. Ich hatte die Gitarre dabei auch noch runtergedreht, da war pegeltechnisch noch viel Luft nach oben. Für Stereo-Aufnahmen einer E-Gitarre müsste man dann wieder die Stereomikrofonie-Möglichkeiten nutzen und die beiden Mikros vor der Box platzieren.

Andererseits habe ich so aber noch eine Spur frei (die Mikrofonspur) und kann dazu singen. Dann habe ich links den Gesang und rechts die Gitarre (oder den Synthesizer, das Klavier, whatever). Und kann die Spuren dann auch nachträglich noch einzeln bearbeiten und anpassen.

Wie schon erwähnt, kann ich das MiCreator Satellite auch ohne das MiCreator Studio an das Notebook /Smartphone – über die Mic/Headphone-Kombi-Buchse – anschließen. Das hört sich dann so an:

Das Austrian Audio MiCreator Y-Lav

Kommen wir zum Schluss noch zum MiCreator Y-Lav. Das wird mit einer sehr hart zupackenden Klammer am T-Shirt-Kragen, der Knopfleiste oder am Revers der Jacke befestigt. Irgendwo da, wo es nicht raschelt halt. Das 2 m lange Kabel kommt in die Rückseite des MiCreator Studio – das reicht, um einen Studiogast zu verkabeln.

Austrian Audio MiCreator

Erster Test: Am Kragen meines T-Shirts. Der Gain-Regler steht auf High, das Mikrofon-Volume in Windows auf Maximum.

-9 dB kommen an, dazu einiges an Raum. Kein Wunder, das Y-Lav arbeitet ja  mit Kugelcharakteristik. Kann man die Aufnahme später noch nachbehandeln, ist das ok, live aber vielleicht ein klein wenig zu leise. Wird das oben an der Knopfleiste meiner Jacke besser?

Nicht wirklich. Aber gut, das ist nun mal das Schicksal vieler (preiswerter) Lavalier-Mikrofone. Dabei ist der Sound an sich recht ordentlich – was man vor allem dann hört, wenn man das kleine Mikrofon in die Hand nimmt und direkt hineinspricht. Näher als 10 cm sollte man da aber nicht herankommen, sonst kapituliert der (ebenfalls kleine) Windschutz.

Vorhin hatte ich mich ja gefragt, ob ich das Lavalier auch für die Aufnahme einer Gitarre nutzen kann. Ans Schallloch klemmen, klappt hier leider aus Platzgründen nicht, also hänge ich das Mikrofon einfach ein Stück ins Schallloch hinein.

Geht, aber klingt schon – wie eigentlich erwartet – etwas dumpf.

Fehlt noch was? Der Kopfhörerverstärker liefert eine gute Leistung (Dynamic-Range laut Hersteller: 89 dB, Output Power 45 mW (32 Ohm Load)) und bringt ausreichend Druck auf die Ohren. Ist ein zweiter Kopfhörer angeschlossen – zum Beispiel am MiCreator Satellite – wird der ebenfalls über den Regler auf der Front des MiCreator Studio gesteuert, beide Kopfhörer haben also stets ein identisches Volume und liefern auch immer beide Signale.

Natürlich habe ich das MiCreator-Trio auch am (Android)-Smartphone ausprobiert, wo sie ohne Probleme funktionierten.

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Fazit

Die Möglichkeit, ein zweites Mikrofon oder ein Instrument an ein USB-Mikrofon anzuschließen, ist praxistauglich und dürfte auf einiges Interesse stoßen, sowohl bei Singer/Songwritern als auch bei Sprach-Content-Lieferanten. Die wirklich einfache Bedienbarkeit geht zwar ein wenig zu Lasten der Zugriffsmöglichkeiten (Stichwort: nur zweistufiger Gain-Regler), aber das ist ok – da muss das Feintuning eben am Host erfolgen (PC, Mac, Smartphone).

Ebenfalls auf die Habenseite darf sich das MiCreator-System den sehr guten Klang, die überaus massiv-stabile, aber gleichzeitig kompakte Bauweise und das komplett mitgelieferte Kabelangebot verbuchen. Die nicht auswechselbare Aufhängung der Mikrofonkapseln halte ich allerdings für eine weniger gute Designidee, das könnte sich irgendwann rächen.

Die hier genannten Preise sind übrigens ausnahmsweise mal nicht die Ladenpreise, sondern die UVPs, da das MiCreator System zum Zeitpunkt des Tests noch nicht im Handel war; da könnte sich eventuell noch etwas tun.

Fazit: Mit dem MiCreator Studio samt Erweiterungen bietet Austrian Audio ein hochinteressantes Konzept, das auch technisch überzeugt.

Plus

  • massive, stabile Gehäuse (Studio, Satellite)
  • kompakte Bauform
  • interessantes, praxisnahes Erweiterungs-Konzept
  • leicht zu bedienen
  • auswechselbare Faceplates (Studio, Satellite)
  • zwei Mikrofone an einem USB-Port möglich (Studio)
  • mit Hi-Z-Instrumenteneingang (Studio)
  • guter Klang (Studio, Satellite, Y-Lav)
  • alle Kabel mit dabei

Minus

  • Thermoplast-Aufhängung der Kapsel nicht auswechselbar (Studio, Satellite)

Preis

  • MiCreator Studio: € 199,- (UVP)
  • MiCreator Satellite: € 99,- (UVP)
  • MiCreator Y-Lav: € 49,- (UVP)
  • MiCreator System Set (Studio + Satellite + Stereobar + Case): € 299,- (UVP)
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