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Test: Hercules Mobile DJ MP3

Mobile DJ MP3

4. September 2007
Während Hersteller wie Allen&Heath oder Ecler die Profis unter den Turntable-Artisten bedienen, hat Hercules mit den preisgünstigeren Produkten aus der DJ-Console-Reihe eher den Gelegenheits-Aufleger im Auge. Jetzt wurde die Produktpalette der rechnergebundenen DJ-Mischpulte mit dem Mobile DJ MP3 nach unten abgerundet; das erste kabellose Gerät seiner Art soll es dem DJ erlauben, während des Auflegens gleichzeitig auch auf der Tanzfläche oder am Büffet mitzumischen – funktioniert das?
Hercules Mobile DJ MP3

Hercules Mobile DJ MP3

Toys ‚R’ Us

Eine Steuereinheit, ein USB-Empfänger am Rechner und die passende DJ-Software mit zwei Decks, die sich mit der Hardware bis aus 10 Metern Entfernung fernsteuern lässt – das Konzept klingt zumindest schon mal interessant. Beim ersten Auspacken kommt
jedoch unwillkürlich der Verdacht auf, dass das Gerät nicht vom Musik-Fachhändler, sondern aus der Spielzeug-Abteilung des örtlichen Kaufhauses stammt: Das weiße Kunststoffgehäuse ähnelt mehr einer Kreuzung aus Funkfernsteuerung für Modellflugzeuge und Lerncomputer für den Nachwuchs denn einem Handwerkszeug für DJs. Dazu passt auch, dass der Mobile DJ für den Betrieb zwei Babyzellen benötigt – richtig, das sind die Batterien, mit denen sonst nur Taschenlampen oder klatschende Plüschaffen gefüttert werden. Was dann auch für zusätzliches Gewicht sorgt: Mit knapp 500 Gramm ist die mobile Steuereinheit zwar kein Schwergewicht, aber wer mit dem halben Kilo dann den ganzen Abend über die Tanzfläche wirbeln möchte, braucht schon kräftige Unterarme. Extrem billig wirken auch die Fader, die mit ihren Pendants aus den höheren Preisligen nur die Funktionsweise gemeinsam haben: Man schiebt sie rauf und runter (bzw. von links nach recht und umgekehrt beim Crossfader) und es verändert
sich etwas; schwarze Plastikröhrchen als Endstücke und leicht haklige und extrem kurze Faderwege lösen bei Profis aber dezentes Entsetzen aus. Dafür arbeiten immerhin die 25 Buttons für Pitch, Sync, Effekte oder Playlist-Funktionen sauber mit einem klaren Druckpunkt, die beiden dreizeiligen Displays sind gut ablesbar; sogar zwei Jogwheels sind vorhanden, wenn auch im Miniformat.
Die Software
Als Software hat Hercules nicht – wie sonst bei seinen DJ Controllern – den Virtual DJ von Atomix beigelegt, sondern eine Spezialanfertigung zur Hardware. Benötigt wird diese aber nur zu Beginn einer Plattenteller-Session, etwa zum Anlegen der Playlists, dem Einstellen des – recht einfachen – 3-Band-Equalizers und des Filters oder zum Starten der Aufnahmefunktion, falls die DJ-Kunst als WAV- oder AIF-Datei auf Festplatte verewigt werden soll. Auch die vier Effekt/Sample-Slots werden von hier aus bestückt.

Der Editor

Der Editor

Virtuelle Plattenteller wie beim Virtual DJ gibt es keine. Da die Software aber auch nur beim ersten Einrichten des Sets benötigt wird, muss sie in der Beziehung auch keinen Schönheitspreis gewinnen (hält aber trotzdem mehrere Skins bereit). Sind alle Einstellungen vorgenommen, kann man den Rechner tatsächlich für den Rest des Abends aus den Augen lassen und theoretisch sogar den Monitor abschalten; alles, was jetzt noch benötigt wird, lässt sich auch mit der Steuereinheit erledigen.

Praxis
Die Installation der einzelnen Komponenten geht schnell über die Bühne: Die Software belegt gerade mal knapp 50 MB auf der Platte. Der USB-Stick, der als Empfänger dient, wird auf eine biegsame Verlängerung in Antennenart möglichst vorne am Rechner
eingestöpselt, nur so gibt es keine Störungen im Signal. Beim Einschalten der Fernsteuerung ist auch darauf zu achten, dass die drei Fader auf Extrempositionen stehen, um das System zu kalibrieren. Was im Test trotzdem nicht immer ganz einwandfrei funktionierte, mitunter kam es zu kleineren Volume-Differenzen zwischen den beiden Decks.
Hercules Mobile DJ MP3

Hercules Mobile DJ MP3

„Mobile DJ MP3 ist speziell für das Mixen aus der Hand heraus entwickelt worden und ist nicht für den Gebrauch auf Tisch oder Pult geeignet“ – schreibt das Handbuch. Tatsächlich liegt das Gerät erstaunlich gut in der Hand, sämtliche Bedienelemente sind bequem mit den Daumen zu erreichen. Die gut ablesbaren Displays mit blauer Hintergrundbeleuchtung geben fast alle wichtigen Infos preis: Welcher Song läuft, wie lange noch, in welchem Tempo, welche Effekte sind zugeschaltet. Über zwei Klickräder lassen sich – auch während ein Titel läuft – Songs aus der Playlist nachladen oder die Festplatte nach weiterem Material durchsuchen. Da allerdings fehlt wiederum dann die Angabe zum Tempo; auch wenn man das zuvor mit der Analyse-Funktion der Software präzise bestimmt hat, taucht die nur in der Playlist der Software auf. Zwar lassen sich die
beiden Decks per Knopfdruck synchronisieren – mit oder ohne Änderung des Pitch – doch funktioniert das nur in einem Rahmen von 16% plus oder minus. Da erwischt man dann schon mal zwei Songs, die zu weit auseinander liegen.
Recht zuverlässig arbeitet dafür die „Automix“- Funktion: Ist die eingeschaltet, sucht das System automatisch den nächsten, tempomäßig passenden Titel und blendet selbstständig über. Da kann man dann die Mobile Control schon mal machen lassen und
sich für eine Weile seinen Gästen oder dem Essen widmen. Einziger Haken: Es kann bei einer zu kleinen Auswahl an Songs schon mal vorkommen, dass dann zweimal das gleiche Stück läuft.
Über vier Buttons kann man ein- und mehrtaktige Loops fabrizieren oder Effekte (Autopan, Delay, Echo und Flanger) unterlegen. Die sind aber nicht veränderbar, greifen sehr massiv und erinnern daher eher an die Beschallung am Kettenkarussell.
Auch Samples lassen sich auf diese Weise einspielen – zum Glück auch eigene, die mitgelieferten sind ziemlich übel. Da die Lautstärke da zudem nicht veränderbar ist, muss man vorher das Material anpassen, will man da nicht unliebsame Überraschungen
erleben. Ist man im Besitz einer Multi-Channel-Soundkarte, so können die hinteren Kanäle auch zum Vorhören via Kopfhörer genutzt werden – was dann aber doch die Anwesenheit am PC erfordert, die Fernsteuerung selber hat keine Anschlüsse.
Die „Spielzeugfader“ erlauben mit ihren knapp 20 Millimetern kein feinfühliges Justieren, besonders der Crossfader neigt zu Sprüngen. Die Volumefader können auf Knopfdruck auch zum Verändern der Tonhöhe und/oder des Tempos eingesetzt werden, aber
auch hier ist recht vorsichtiges Jonglieren angesagt. Auch die Jogwheels sind mit Tune und Scratch gleich doppelt belegt; aufgrund ihrer geringen Größe, ihrer relativen Schwergängigkeit und der Bedienung per Daumen sind hier aber ebenfalls keine
artistischen Wunderwerke im Rhythmus zur Musik zu erwarten, mehr als ein wenig „Schrubben“ für die Galerie ist nicht drin.
Fazit
Ja – der Mobile DJ MP3 ist ein Spielzeug: Die Fader sind Murks, die Effekte, Samples und das Filter haben Kirmes-Niveau und mit den Jogwheels lässt sich vielleicht die Tanzpartnerin etwas beeindrucken, aber keinesfalls vernünftig scratchen. Aber:
Der Mobile DJ ist auch gar nicht angetreten, die Profiliga nun drahtlos zu machen. Sein erklärtes Ansinnen ist es, den Typen, der auf kleinen privaten Parties auflegen muss, nicht sozial verkümmern zu lassen, sondern ihm Zutritt zu Tanzfläche und Küche zu verschaffen und dabei trotzdem für eine geregelte Beschallung zu sorgen – oder einfach den privaten Wohnraum bequem mit Musik zu versorgen, ohne dauernd am Rechner zu stehen.
Und diese Grundfunktionen erledigt der Kleinste von Hercules sehr ordentlich. Die Bedienung ist simpel und intuitiv, damit kommen auch Flachwasser-DJs bestens zurecht – und genau für die ist es gedacht. Vergleiche mit anderen DJ-Mischpulte verbieten sich daher von selbst, besetzt der Mobile DJ doch ein ganz neues Marktsegment. Und das zu einem unschlagbaren Preis: Beim Händler ist er schon für unter 60 € zu haben. Als DJ-Mixer wäre er ein mittlerer Totalschaden, als Musik-Fernbedienung mit DJ-Funktionen ist er ein spaßiges Funktions-Spielzeug. Nicht mehr und
nicht weniger.
PLUS
Controller
+++ Innovative Idee, die aufgeht
+++ Intuitive, einfache Bedienung
+++ Praktische Automix-Funktion
++ ergonomisch gutes Gehäuse
++ Songs können auch per Fernbedienung im PC gesucht werden
Software
+++ Gute Tempo-Erkennung
+ benötigt kaum Platz auf der Festplatte
MINUS
Controller
—– Spielzeugfader mit extrem kurzem Weg
— schwergängige und kleine Jogwheels
— Kalibrierung nicht immer einwandfrei
– keine Tempo-Angaben der Titel auf dem Display
Software
— schwache Effekte
— Sample-Lautstärke nicht regelbar
Herstellerpreis
79,99 €, Straßenpreis: 58 €

 

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Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    3 jahre lange habe ich mit verschiedenen hercules consolen rumgeärgert. auch aufgrund solcher rezensionen, dachte immer, das müßte doch funktionieren. fehlanzeige. beim 2. benutzen war, trotz pfleglicher behandlung, meistens schon was kaputt.
    FINGER WEG

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