Praxis-Test
Das Set aus zwei Linear 5 LTS A Topteilen und vier Linear Sub 4000 A Bässen konnte ich sehr ausgiebig für verschiedene Zwecke testen. Zum einen habe ich das Ganze mit meinen Bandkollegen in unserem 60 Quadratmeter großen Proberaum als Gesangsanlage genutzt. Ich habe es mir aber nicht nehmen lassen, auch die Instrumente mit zu verstärken. Ein Mikrofon steckte in der Bassdrum, die Bassgitarre wurde per DI abgenommen und die E-Gitarre per frequenzkorrigiertem DI-Out. Dazu kommen insgesamt drei Gesänge. Es mag zwar etwas dekadent erscheinen, mit solch einer Anlage zu proben, doch wer es einmal erlebt hat, der möchte nie mehr zurück. Der Proberaum liegt in einem Büro-Komplex in einem alten Hallenschiff der Deutschen Bahn, welcher komplett aus Stahlbeton besteht. Hier wackelt normalerweise gar nichts. Die HK Anlage macht’s möglich. Da wackeln sogar die Fenster in der untersten Etage noch. Selbst dem armen Wachmann, der sich auf dem Gelände die Nächte um die Ohren schlägt, fiel sofort auf, dass es nun ganz anders klingt.
Das Bemerkenswerte an dem Linear 5 System ist aber gar nicht mal die schiere Gewalt und Lautstärke, es ist diese Gelassenheit und Klarheit, die die HK Anlage an den Tag legt. Egal wie laut unser Sänger seine Gesangstiraden ins Mikro brüllt, egal wie heftig die Bassdrum den Raum erschüttert oder der Bassist seine Saiten zupft – es klingt einfach nur fett. „Das muss drücken im Gesicht“ ist ein bezeichnender Ausspruch unter Rockmusikern und es drückt ohne Ende. Noch viel wichtiger ist aber, es gibt keine Spur von Härte oder Klingeln in den Ohren. Wo schon geringere Lautstärken mit anderen PA-Systemen schmerzverzerrte Gesichter hervorbringen, da machen die Linear 5 Topteile und die Linear Bässe einfach nur Spaß. Die Pegelreserven sind enorm für eine PA-Anlage dieser Größe. Der Versuch, die Anlage ans Limit zu bringen, ist zumindest im Proberaum mehr als aussichtslos.
Als nächstes konnte ich die PA für eine Sprachbeschallung mit Musikuntermalung in kleinem Rahmen verwenden. Hier reichen die Topteile vollkommen aus bzw. sind die Bässe sogar zuviel des Guten. Hier zeigte sich auch die hohe Toleranz der Linear 5 LTS A gegenüber Rückkopplungen. Der Vortragende stand nämlich auf Grund einer Video-Leinwand genau neben einem der Topteile und das mit einem einfachen Pultmikrofon, was alles andere als vorteilhaft ist. Durch die Richtwirkung der Topteile konnte ich aber genügend Pegel zum Publikum bringen, ohne Feedback zu erzeugen.
Etwas angemessener konnte ich das System dann bei der alljährlichen Kneipen-Nacht unserer Insel-Haupstadt testen. Der Veranstaltungsort: eine Gastwirtschaft mit etwa 20 Metern Raumlänge und zwischen 7 und 10 Metern Breite, der typische Schlauch also. Dazu sind die meisten Begrenzungsflächen auch noch schallhart und relativ kahl. Der Raum ist akustisch also eine Katastrophe. Aus Platzgründen habe ich nur zwei der Linear-Bässe mitgenommen und diese platzsparend hochkant aufgestellt. Die Tops wurden mittels Distanzstange über den Köpfen der vorderen Reihen angebracht, um das Curving perfekt auszunutzen und die hintersten Reihen auch noch mit Hochton-Signal zu versorgen.
An dem Abend ist die Band Helio aus dem brandenburgischen Wriezen aufgetreten. Die vier Rockmusiker sind für eine typische Kneipennacht ebenso überdimensioniert wie die genutzte PA von HK Audio, aber der Besitzer wollte es so.
Wie dem auch sei, das Linear System von HK-Audio hat sich bestens geschlagen, die Musiker hatten großen Spaß wie auch die Gäste und selbst am anderen Ende des Raumes konnte man die Texte verstehen, was in diesem Raum eher selten der Fall ist. Mehr geht hier mit einer lauten Rockband einfach nicht.
Doch wenn ich ehrlich bin, die Kombination aus HK Audio Linear 5 LTS A und Linear Sub 4000 A ist zu Größerem berufen. Während die Topteile wirklich universell einsetzbar sind, würde ich die großen Bässe normalerweise nicht in einer Kneipe benutzen, doch dafür gibt es ja noch die kleineren Linear Subs 1200 A sowie 2000 A. Die mir vorliegende Konfiguration aus vier 18er Bässen und zwei Tops wird von HK Audio für bis zu 1000 Personen empfohlen. Das schafft sie locker.
Das Linear System in der größtmöglichen Ausbaustufe wird dann sogar für bis zu 3000 Personen empfohlen. Dafür braucht man laut Hersteller aber auch acht Linear 5 LTS A und ganze 12 Linear Sub 4000A. Bei circa 1500,- Euro Straßenpreis für die Linear 5 LTS A und 2000,- Euro für den Linear Sub 4000 A liegt man bei etwa 36.000,- Euro für die größte Ausbaustufe ohne Zubehör. Das klingt vielleicht nach viel, ist aber für die gebotene Leistung mehr als angemessen. Man darf hier nicht vergessen, dass man damit schon mit einem kleinen bis mittleren Line-Array konkurrieren kann. Und selbst ein Line-Array von einer eher preiswerten Firma wie db technologies kostet mit dieser Menge an Bässen eine ganze Stange mehr Geld und ist nicht annähernd so leicht und schnell aufzubauen, von den angesagten französischen Line Arrays mit braunem Lautsprechergehäuse ganz zu schweigen.