Die Ränder von Zarge, Boden, Decke und Halsfußansatz sind mit schlichten Ahornstreifen, die wiederum von noch feineren schwarzen Adern umlegt sind, verziert worden. All das verleiht dem Instrument eine schlichte klassische Eleganz. Alle korpusseitigen Holzarbeiten sind sauber ausgeführt worden. Auch innen sind keinerlei Leimreste oder andere Flüchtigkeitsfehler auszumachen. Auch die Hochglanzlackierung von Decke, Zarge und Hals ist fehlerfrei ausgeführt worden. Ein kleiner Minuspunkt ist allerdings für die Lackierung des Bodens fällig. Hier hat jemand beim Auftragen nicht 100%-ig sauber gearbeitet, so sind leider einige kleine Verlaufsspuren auszumachen.
Das Griffbrett und die Brücke bestehen laut Herstellerangaben aus Ebenholz. Die große Härte und Widerstandsfähigkeit dieses pechschwarz gefärbten und äußerst fein gemaserten Holzes prädestiniert es als das ideale Material für viel bespielte und stark vom Handschweiß beanspruchte Griffbretter. Die 19 darin eingesetzten Bundstäbe sind an ihren Rändern sauber entgratet worden, und auch sonst bietet deren Verarbeitung keinerlei Anlass zur Kritik. Der verwendete Sattel besteht, wie auch die Stegeinlage, aus sehr hartem Kunststoff. Die Form des Sattels entspricht im Querschnitt einem L-Profil. Dadurch ist die Auflagefläche der Saiten nur etwa halb so breit wie die Unterseite des Sattels. Von dieser ungewöhnlichen Gestaltung verspricht sich der Hersteller wohl aufgrund der resultierenden geringeren Reibung eine einfachere Stimmbarkeit und natürlich auch eine höhere Stimmstabilität. Gestimmt wird mit zwei offen arbeitenden Klassikmechaniksätzen, die wie bei Konzertgitarren üblich an der durchbrochenen Kopfplatte montiert sind. Diese funktionieren exakt, spielfrei und völlig ohne Sprünge. Die im schwarzen Ebenholz-Design gehaltenen Kunststoff-Mechanikknöpfe, passen optisch natürlich gut zu Griffbrett und Brücke.
Ein für Konzertgitarren eher unübliches Konstruktionsdetail ist der vom Schallloch zugängliche Halseinstellstab. Auch ohne diesen Stab wäre ein Verziehen des Halses recht unwahrscheinlich, da aufgrund der Materialkombination (Ebenholz für das Griffbrett und Mahagonihals mit von hinten zusätzlich eingelassenem Ebenholzstreifen) mehr als genug Stabilität vorhanden sein sollte, die im Vergleich zu Stahlsaiten wesentlich geringeren Zugkräfte von Nylonsaiten im Zaum zu halten. Ändert sich die Halskrümmung wider Erwarten dennoch einmal, kann dies durch den zusätzlichen Einstellstab leicht korrigiert werden.
Zum Lieferumfang der Ibanez Konzertgitarre gehört eine gepolsterte Transporttasche, die auch reichlich Platz für Saiten, Notenhefte, Stimmgerät usw. bietet. Ein Tragegurt sowie ein passender Innensechskantschlüssel für den Halseinstellstab und eine Ersatzstegeinlage komplettieren das mitgelieferte Zubehör.
Praxis
Mit ihren Standardhalsmaßen von 52 mm Breite am Sattel und 62 mm am zwölften Bund ist die Ibanez G850-NT ganz klar etwas für Gitarristen mit klassisch orientierter Spieltechnik. Kommt man z.B. von der E-Gitarre, braucht es sicher etwas an Eingewöhnungszeit, um sich an diese für Konzertgitarren üblichen Ausmaße zu gewöhnen. Die eingestellte Saitenlage jedoch macht die Bespielbarkeit allerdings wiederum recht einfach. Am zwölften Bund beträgt sie lediglich bequeme vier Milimeter. Damit sollten eigentlich auch E-Gitarristen keine allzu großen Schwierigkeiten haben. Für den „Hardcore-Klassiker“ könnte das allerdings schon wieder zu flach sein. Bei kräftigem Apoyando (Anschlag mit Anlegen) muss dann schon mit leichtem Schnarren der Basssaiten gerechnet werden. Sollte dies stören, kann natürlich eine höhere Stegeinlage eingesetzt werden. Bei etwas gemäßigter Spielweise gibt es allerdings keine Probleme. Ungewohnt könnte für einige Spieler die Tatsache sein, dass der Hals keinerlei Markierungspunkte besitzt – für Klassikgitarren ist dies allerdings nichts Unübliches. Klanglich kann die Ibanez G850-NT durchaus gefallen. Nicht zu basslastig setzt sie sich mit ausgewogenen Mitten bei beachtlicher Lautstärke in Szene.
Vielen Dank für diesen Bericht, der für mich als Einsteiger eine sehr gute Entscheidungshilfe beim Kauf meiner ersten eigenen Gitarre war.