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Test: Ibanez RG631ALF E-Gitarre

The beauty or the beast?

13. Juni 2021

Blue Chamäleon heißt die Farbe, in der die Ibanez RG631ALF BCM ausgeliefert wird. Ist ein Chamäleon nicht ursprünglich grün? Aber Moment … Aus dem richtigen Winkel betrachtet ist die Gitarre tatsächlich grün. Oder lila? Aaaaach, ich weiß doch auch nicht. Irgendwie erinnert mich dieses Stück Holz an den legendären „Fire and Ice“ VW Golf aus dem Jahr 1990. Übrigens noch immer ein begehrtes Sammlerstück. Ob die Ibanez RG631ALF auch das Zeug dazu hat?

Ibanez RG631 ALF total

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Die Ibanez RG631ALF – Facts & Features

Nyatoh heißt das Holz, aus dem japanische Rockhelden geschnitzt werden. Unsichtbar unter der Lackierung verborgen, bringt es, komplett verarbeitet und mit allem drum und dran, 3,5 kg auf die Waage. Stabiles Halbschwergewicht also. Meine Ibanez AZ226 wiegt dagegen gerade mal 3,1 kg, während eine Les Paul schon mal die 4-Kilo-Marke locker überspringt. Dies nur mal so zum Vergleich. Das kantig-markante Korpusprofil der RG-Serie ist nicht zu übersehen, die schon fast als Neoklassiker zu bezeichnenden, spitz und modern nach vorn gerichteten Hörner mit den tiefen Ausschnitten in Richtung Korpus sprechen die Fans des modernen Strat-Designs an. Ein dezentes Shaping für den rechten Oberarm durchbricht als einziges die ansonsten plane Oberfläche. Auch rückseitig setzt sich die kantige Form fort, der Rippenspoiler ist alles andere als stratig verrundet. Bleiben wir kurz auf der Rückseite, hier befinden sich, neben den Hülsen für die String-Thru-Body-Konstruktion, ein kleines Batteriefach für die Versorgung der Fishman Pickups und ein kleiner Zugang zur Klinkenbuchse.

Ibanez RG631 ALF back

Die Rückseite der Ibanez RG631ALF

Der Hals-Korpus-Übergang verfügt ebenfalls über ein leichtes, ergonomisch verrundetes Shaping, um zusammen mit dem unteren, tiefen Cutaway den Zugang zu den 24 Bünden zu erleichtern. Der Hals aus Panga Panga und Walnuss ist 5-streifig und unlackiert, das Holz ist großporig und fühlt sich dadurch sehr natürlich und „holzig“ an. Der Übergang zur etwas nach hinten abgewinkelten Kopfplatte erfolgt ohne stützenden Holzkragen, was mich tatsächlich etwas ratlos macht, denn der Zugang zum Halsstab befindet sich ebenfalls an der Kopfplatte, so dass an dieser Stelle verhältnismäßig wenig Holz zur Stabilisierung übrig ist. Ein versehentlicher Sturz aus dem Ständer dürfte der Kopfplatte damit recht schnell den Garaus machen. Ein „Daumenstopper“ an dieser Stelle wäre eine sinnvolle Erweiterung. Die Kopfplatte trägt sechs Gotoh Locking Tuner und ist mit der gleichen effektvollen Lackierung versehen wie der Korpus. Das Griffbrett aus Ebenholz trägt die 24 perfekt abgerichteten „Sub Zero Treated“ Bünde  und ist eingefasst von einem weißen Binding, das auf der Oberseite des Halses die fluoreszierenden Sidedots umrahmt. Bei dem Bundmaterial handelt es sich höchstwahrscheinlich um cryobehandeltes Nickel, Ibanez hält sich da aber mit Informationen eher bedeckt.

Test: Ibanez RG631ALF E-Gitarre

Die Side Dots der Ibanez RG631ALF lumineszieren im Dunkeln

Die Saiten (ab Werk 0.10 – 0.46 D’Addario) laufen schnurgerade über den Kunststoffsattel und münden am anderen Ende in eine feste Brücke, die sich „Gibraltar II Standard“ nennt. Eine simple, aber effektive Konstruktion, zusammen mit den durch den Korpus geführten Saiten einer sauberen Schwingungsentfaltung der Drähte sicherlich eher förderlich. Lobend erwähnen möchte ich an dieser Stelle die werksseitige Montage der Schaller Security Locks, die gurtseitigen Gegenstücke liegen im Gigbag, das ebenfalls zum Lieferumfang gehört. Sehr schön! Das einschichtige, schwarze, RG-typische Pickguard passt optisch hervorragend zur restlichen Erscheinung der Gitarre und verdeckelt die Elektronik, zu der ein paar Worte extra geschrieben werden wollen.

Die Elektronik der Ibanez RG632ALF

Die Ibanez RG631ALF ist werksseitig mit zwei Humbuckern von Fishman ausgestattet, die hier, der Optik der Gitarre entsprechend, mit schwarzen Kappen geliefert werden. Die Fishman Fluence Modern Pickups werden derzeit vor allem von Metal-Gitarristen gefeiert und gehypt, Tosin Abasi zum Beispiel soll darauf schwören. Diese Pickups sind entweder mit AlNiCo- oder Keramik-Magneten bestückt und bieten ab Werk eine Voicing-Option, die mittels Push/Pull-Potis oder, wie bei der hier getesteten Gitarre, mittels eines Minischalters aktiviert werden kann. Dabei handelt es sich nicht um ein Coil-Splitting, sondern tatsächlich um einen aktiven elektronischen Eingriff in die Tonwandlung. Nix für Puristen also. Bei der Ibanez RG631ALF kommen ein AlNiCo-Pickup in Halsposition und der Keramik-Kollege in Stegposition zum Einsatz. Ohne Batterie geht nichts, auch wenn die Beschreibung auf der Fishman Homepage von „Modern Passive Attack“ beim Keramik-Pickup spricht. Die Elektronik der Tonabnehmer will immer Saft aus einer 9V-Batterie. Verschaltet werden die beiden Fischmänner von einem 3-Wege-Schalter auf klassische Art und Weise, also Hals-Pickup, beide Pickups, Steg-Pickup. Zusammen mit dem Voicing-Switch ergeben sich also sechs Kombinationen, die wir später im Einzelnen durchgehen werden.

Ibanez RG631 ALF Switching Diagram

Die Elektronik der Ibanez RG631ALF ist übersichtlich aber effizient

Ein Volume- und ein Tone-Regler komplettieren die elektronische Ausstattung der Ibanez RG631ALF. Die Klinkenbuchse befindet sich an der unteren Zarge, von dort wird also der Ton, den wir als Spieler produzieren, auf die Welt losgelassen. Mal schauen, wie das so klingt. Aber zunächst ein trockener Test ohne Strom.

Die Ibanez RG631ALF in der Praxis

Die Gitarre liegt ergonomisch bestens austariert auf dem Schoß, eine leichte Kopflastigkeit ist spürbar, fällt aber in der Praxis nicht negativ auf und somit auch nicht ins Gewicht. Die Saitenlage ist perfekt und sportlich flach, zusammen mit dem schlanken Hals und seinem holzigen Feeling ein rundum modernes Gefühl. Wer gern etwas mehr Holz in der Hand hält, wird sich mit diesem Hals nicht anfreunden können. Im direkten Vergleich fühlt sich meine AZ226 an wie ein Baseballschläger, was mir persönlich aber entgegen kommt. Das ist und bleibt natürlich Geschmacksache, das Spielgefühl auf der RG631 ist alles in allem aber sehr stimmig – und nur darauf kommt es an. Der Hals ist bis in die höchsten Lagen problemlos bespielbar, die Fender-Style-Mensur vom 648 mm und die Werksbesaitung vom 0.10 bis 0.46 vermitteln schnell ein vertrautes Gefühl. Scharfe Kanten, die die Spielfreude trüben würden, befinden sich weder am Hals noch an der Bridge. Zeit also für ein paar unverstärkte Akkorde. Was sofort auffällt, ist die direkte, drahtige Tonansprache. Mit den Fingern gespielt ist schon unverstärkt ein gefühlvolles, dynamisches Spiel möglich, die Gitarre singt bereits ohne Amp. Wenn sich das am Verstärker nicht verliert, ist diese Gitarre definitiv mehr als ein Metal-Monster. Die Ibanez RG631ALF schwingt auf dem Schoß so stark, dass man ausklingende Akkorde lange im Oberschenkel spürt. Zum Vergleich hat die schon im Test in puncto Schwingungsverhalten sehr gut abschneidende Cort X700 da tatsächlich das Nachsehen. Am Verstärker, in diesem Fall wie so oft bei meinen Tests ein Kemper, wird sich nun zeigen, ob die Fishman Pickups das Potenzial der Gitarre umsetzen können.

Test: Ibanez RG631ALF E-Gitarre

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So klingt die Ibanez RG631ALF

Ich beginne mit einem cleanen Sound mit ein wenig Reverb, zum Einsatz kommt das Profile eines Morgan AC20. Im Verlauf der Beispiele schalte ich den Voice-Switch um, der Unterschied ist deutlich zu hören. Der Hals-Pickup klingt im Voice 1 Modus voll und warm mit satten Bässen und klaren, harmonisch schön ins Klangbild passenden Höhen. Voice 2 dünnt den Sound dann im Bass etwas aus, die Höhen treten hervor, werden aber nie spitz oder anderweitig unangenehm. Schaltet man beide Pickups zusammen, mischt sich der Steg-Pickup mit dezenter Kompression ein und man erhält einen wirklich schönen Rhythmus-Sound ohne Matsch oder Mulm, durch den Voice-Switch wieder im Charakter deutlich änderbar. Das Sustain der Gitarre ist im zweiten Beispiel demonstriert. Der Steg-Pickup allein klingt straff, brillant und mit deutlich reduzierteren Bässen und vernehmlicher Kompression. Erste Verzerrungen des eigentlich cleanen Sounds machen sich im Voice 1 Modus bemerkbar, der Pickup hat Dampf!

Ich behalte das Profile des Morgan AC20 bei, drehe jetzt allerdings den Input-Gain etwas hoch. Das, was die Pickups clean versprochen haben, halten sie auch im angezerrten Bereich. Die Gitarre singt mit klaren, niemals nervenden Höhen und straffen Bässen, bleibt dabei immer wunderbar dynamisch spielbar. Wieder habe ich jeweils im Verlauf der Klangbeispiele den Voice-Switch bedient. Klasse, wie der Charakter der Gitarre in allen Beispielen immer erhalten bleibt. Die Fishman Fluence Modern Pickups machen bis hierher wirklich einen erstklassigen Job!

Zeit für die Keule. Das Bogner Ecstasy Profile von Guido Bungenstock ist am Start. Die Gitarre besticht in allen Positionen durch ihre saubere Auflösung, den satten, komplett aufgeräumten Bass und die präsenten Höhen. Obertöne sind eine leichte Übung, es schreit, quietsch und brüllt auf allerhöchstem Niveau. Das letzte Beispiel ist ein Engl Steve Morse Profile, garniert mit etwas Delay und Reverb. Das Verhalten der Gitarre im Solo setzt sich nahtlos fort, es schmatzt und drückt aus den Speakern, dass es eine wahre Freude ist. Der Voice-Switch ist bei höheren Gain-Settings natürlich nicht mehr so wirkungsvoll, kann aber seinen Stempel noch immer aufdrücken.

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Fazit

Die Ibanez RG631ALF ist wahrlich ein Chamäleon. Nicht nur die Farbe ist, je nach Betrachtungsweise äußerst flexibel, sondern auch der Sound ist in nahezu jeder Stilrichtung zuhause. Die Fishman Fluence Modern Humbucker machen einen erstklassigen Job und unterstützen die positiven Schwingungseigenschaften der Gitarre aufs Feinste. Die Gitarre bleibt in jedem Soundmodus sie selbst, dynamisch, ausdrucksstark und dem Spieler zu Diensten. Eine moderne, vielseitige Rockgitarre, die angesichts des Ladenpreises von deutlich unter 1.000 Euro von mir eine unbedingte Empfehlung erhält.

Plus

  • Sound
  • Vielseitigkeit
  • Optik
  • Verarbeitung
  • Fishman Fluence Pickups
  • Security Locks im Lieferumfang enthalten

Minus

  • Übergang Hals/Kopfplatte ohne Verstärkung

Preis

  • 949,- Euro
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