Universeller Mikrofonrecorder - nicht nur für Kameras
Inhaltsverzeichnis
Nach den Serien LifeTrak und PodTrak gibt es nun eine weitere Reihe von Spezialisten aus dem Hause Zoom: Mikrofone mit integriertem Recorder. Das ist jetzt nicht ganz neu, denn Zoom H1n, H2n, H3-VR Handy-Recorder und deren Nachfolger könnte man ja ähnlich sehen, neu ist jedoch der Einzug von 32 Bit Float und Dual-ADC, so dass Aussteuern der Vergangenheit angehört. Je nach anliegendem Pegel wird einer der beiden ADCs genutzt, somit sind rechnerisch 1.680 Dynamikstufen möglich.
Überblick zur MicTrak Serie von Zoom
Der Zoom M3 MicTrak gesellt sich zwischen M2 und M4, aber alle sind so unterschiedlich, dass der Zoom M3 MicTrak als „erstes Richtrohrmikrofon mit integriertem 32-Bit Float-Recorder“ genauso eigenständig wie seine Kollegen ist. Mit dem Zoom ZSG-1 bietet der japanische Hersteller auch ein Hypernieren-Shotgun-Mikrofon einzeln an mit derselben Halterung, Kabel und Windschutz im Lieferumfang (natürlich nur Mono).
Die 32-Bit Float-Technik hat Zoom schon in der F-Serie eingeführt (Field-Recorder), auch die mobilen Audiointerfaces setzen sie ein (UAC-Serie) sowie der H8 Handy-Recorder. Genau genommen gilt: Je größer das Modell in einer Linie, um so umfangreicher ist die Ausstattung. Der H8 bringt ebenso einen Podcast-Modus mit wie der PodTrak P8. In der MicTrak-Serie ist das nicht anders, der M4 MicTrak bietet vier Spuren und somit zwei Kombo-Eingänge und tastet als Einziger bis 192 kHz ab. Die X/Y-Anordnung ist feststehend und Hi-Z-Instrumente können nicht genutzt werden, so dass Besitzer des H4n Pro oder H5 genau abwägen sollten, welche Features sie benötigen. Die ruhigen und hochauflösenden Mic-Preamps stammen aus dem F3, Timecode kann per Klinkenbuchsen synchronisiert werden, eine Bluetooth-Steuerung ist dafür nicht vorgesehen.
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Der M2 MicTrak wird von Zoom als Handheld-Recorder bezeichnet, ist im Prinzip das einfachste Modell der Serie und könnte durchaus mit dem H1n verglichen werden. Er kommt aber auch mit 32 Bit Float und bis 96 kHz mit Windschutz, dafür ohne Musiker-Funktionen. Während der M4 über ein Farbdisplay verfügt, bietet der M2 die Wellenformanzeige über ein kleines Monochrome-Display ähnlich dem F3 an, Mono-Aufnahmen sind ebenso möglich.
Hier geht es zu den anderen Tests der Mictrak Serie:
Das Ausnahmetalent Zoom M3 MicTrak
Die niedrigste Abtastung und anscheinend auch die einfachste Ausstattung bietet der Zoom M3 MicTrak. Aber weit gefehlt, denn weil er kein Display hat, wurde vieles in die zugehörige Software für Windows und Mac verlagert. Beispielsweise das nachträgliche Anpassen des Gains und der Stereobreite, denn der M3 MicTrak zeichnet als Einziger mit M/S-Stereophonie auf, wie man es auch vom Zoom H2 und H2n, iQ-7 und anderen gewohnt ist.
Hierbei arbeitet man mit der so genannten Mid/Side-Stereophonie, so dass zwei Mikrofone mit insgesamt drei Kapseln zum Einsatz kommen. Die Hyperniere zeichnet alles frontal vor dem Zoom M3 MicTrak auf, eine zu den Seiten gerichtete Achter-Kapsel ist für das Stereobild zuständig. Durch Summen- und Differenzbildung beider Kanäle lässt sich das Stereobild in der Breite nachträglich anpassen.
Standardmäßig kann man am Zoom M3 MicTrak zwischen Mono, 90 und 120 Grad Stereo auch während der Aufnahme umschalten, richtig flexibel ist man anschließend am Computer. Neben dem Nutzsignal werden auch die RAW-Daten auf die microSD-Karte geschrieben. Dank SDXC sind auch Karten mit bis zu 1 TB nutzbar, 12 Stunden Batterielaufzeit sind möglich. Wählt man am Gerät Mono und stellt hinterher fest, dass man bei einigen Passagen lieber Stereo hätte, lässt sich das hinterher aus den RAW-Daten nachbearbeiten, das wäre mit dem M2 nicht möglich. Der maximale Schalldruck wird mit 133 dB SPL angegeben, damit eignet er sich auch für laute Schallereignisse.
Einzig der Formfaktor des M3 hat nichts mit typischen Audiorecordern zu tun. Hier muss man notfalls etwas erfinderisch sein, wenn man die schwingende Halterung nicht nutzen will. Im Notfall lässt er sich ohne Halterung auch flach auf den Tisch legen, aber anstoßen sollte man ihn dann nicht.
Überblick zum Recorder Zoom M3 MicTrak
Fast schon ungewöhnlich ist der vergleichsweise üppige Lieferumfang: schwingend gelagerte Halterung mit Shoe-Mount für Kameras und innenliegendem ¼-Zoll-Gewinde für übliche Stative, Schaumwindschutz und Klinken-Spiralkabel zum Anschluss an DSLR-Kameras oder Camcorder. Man benötigt noch zwei AA-Zellen, beispielsweise Eneloop-Akkus, und besagte microSD-Speicherkarte. Das Firmware-Update auf Version 1.10 ließ sich schnell installieren.
Als optionales Zubehör gibt es neben dem Zoom-Dreibein TPS-5 auch den Fellwindschutz Zoom WSU-2, alles umweltfreundlich in braunen Pappkartons verpackt.
Das einzige aus Metall am Zoom M3 Mictrak ist die Schuhhalterung und die Rändelschraube zum fixieren, hier das Ganze montiert auf der Kamera Sony FDR-AX53:
Weil es im Schuh-Mount keine Elektronik gibt, ist man auf eine analoge Kabelverbindung angewiesen. Daher passt der Zoom M3 MicTrak auch wunderbar zur Sony DCR-ZV1 und ähnlichen, die über den Blitzschuh keine digitale Tonübertragung erlauben. Die 32 Bit Float sind in jedem Fall besser als die 16 Bit des ADC in meiner Kamera.
Seitlich an der Halterung gibt es eine Kabelführung, in die das kurze Spiralkabel nur auf einer Seite passt, auf der anderen sind die Haltelöcher zu schmal.
Trotz Vollkunststoffgehäuse wirkt der Zoom M3 MicTrak ausreichend stabil, der Mikrofonkorb klingelt allerdings manchmal beim Betätigen der Tasten mit. Diese haben einen guten Druckpunkt, die Aufnahmetaste ist schwingend gelagert. Das Mikrofon wiegt 91 g, ist 20 cm lang, 7 cm breit am Grundgerät und 4,1 cm hoch. Wie man oben auf dem Foto sieht, ragt der Zoom M3 MicTrak etwas über die Sony FDR-AX53 hervor, man kann ihn nicht auf der Halterung verschieben. Für DSLR-Kameras mit längeren Objektiven dürfte die Gesamtlänge besser passen. Griffempfindlich ist der Zoom M3 Mictrak zwar schon, aber nicht mehr oder weniger als andere Recorder. Aus der Hand heraus muss man allerdings etwas aufpassen, dafür ist er aber auch nicht ausgelegt.
Der Zoom M3 MicTrak in der Praxis
Ohne Software gibt es neben den Lautstärketasten für den Kopfhörerausgang fünf Bedientasten auf der Oberseite. Hält man einige beim Einschalten gedrückt, beispielsweise die Aufnahmetaste, ist die Formatierung der eingelegten microSD-Karte möglich. Die Taste für den Stereomodus aktiviert auf ähnliche Weise den Kartenleser.
Die Tasten – von hinten nach vorne – sind Aufnahme, Play/Pause zur Kontrolle des letzten Takes, Lowcut und Stereomodus, Power schließt vorne ab. Auf der linken Seite des Mittelstücks befinden sich die USB-Typ-C-Buchse und der Line-Ausgang, rechts die Kopfhörerbuchse mit zugehöriger Lautstärkekontrolle.
Wen das mit 32 Bit Float noch irritiert, dem empfehle ich die Artikel zum Zoom F8n und M4 Mictrak, die Kollegen haben das anschaulich beschrieben. Als ich den Zoom F3 getestet habe, war das für mich Neuland und es hat auch bei mir etwas gedauert, das Prinzip richtig zu verstehen.
Das Gerät befindet sich stets in Aufnahmebereitschaft, diese ist auch schnell gestartet. Hält man Rec beim Start gedrückt, werden die anderen Tasten verriegelt. Macht man das nicht, lassen sich Stereomodus und Lowcut auch während der Aufnahme verändern. Durch die ständige Aufnahmebereitschaft kann man den Zoom M3 MicTrak wie ein eigenständiges Mikrofon verwenden.
In der App können nicht nur Stereomixe exportiert werden, sondern es lassen sich auch Gain und andere Einstellungen festlegen. Dazu gehört die automatische Abschaltung und der Batterietyp. Asio-Treiber stehen ebenso zur Verfügung, wie ein Plug-in zur Nutzung der RAW-Dateien in einer beliebigen DAW. Einzig was stören könnte, ist der Formfaktor, aber technisch macht er alles richtig gut.
Wie klingt der Zoom M3 MicTrak?
Bei dem Preis sollte klar sein, dass ein Mikrofon mit Recorder genauso kompromissbehaftet ist wie ein günstiges Mikrofon auch ohne Recorder. So ist ein RODE NTG-2 einzeln schon teurer und man braucht noch etwas mehr Equipment. Vielleicht kann man das mit dem Zoom H3-VR vergleichen, das klanglich nicht mit dem RODE NT-SF1 mithalten kann, alleine schon bezogen auf das Eigenrauschen. Bei direkten Vergleichen gehe ich also nicht davon aus, dass der Zoom M3 MicTrak alle Richtrohrmikrofone an die Wand spielen kann. Aber eigenständig betrachtet unter Berücksichtigung der flexiblen Nutzung ist es ein mehr als brauchbares Gesamtpaket. Ob für Vlogger oder selbst für reine Tonaufnahmen, es gelingt jeder Take. Hier ein Sprachbeispiel, auch mit dem Fellwindschutz.
Das Eigenrauschen hält sich sehr in Grenzen, im Mono-Modus ist es noch etwas geringer und die Sprachverständlichkeit ist sehr gut. Der Lowcut reduziert Rumpeln erwartungsgemäß, das Stereobild ist wie bei M/S typisch etwas anders, das ist Geschmacksache.
Thomann: „Leider ist das Produkt Zoom M3 MicTrak nicht mehr im Sortiment.“
@zeitlos Ja, das ist mir gestern auch aufgefallen. Das liegt vermutlich daran, dass es bei der ersten Charge wohl einen Fehler laut Zoom gegeben haben muss. War beim Testgerät übrigens ähnlich, es wirkte so, als gäbe es einen Übergangswiderstand bei der Seitenkapsel, also eine Art störendes Rumpeln bei der Aufnahme (aber nur im Stereomodus). Beim Ersatzgerät war das nicht der Fall. Der wird sicher wiederkommen…
Leider hat der »ZOOM M3« (wie auch schon andere ZOOM Recorder) ein RF-Störgeräusche Problem.