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Test: OM System LS-P5, mobiler Recorder

Verbesserter Recording-Zwerg

4. November 2022
om system ls p5 test

OM System LS-P5, mobiler Recorder

Asche über mein Haupt: “OM System – kenne ich gar nicht, sind die neu?“ – so tatsächlich mein erster Gedanke, als das Testmuster bei mir eintrudelte. Nein, natürlich ist OM System nicht wirklich neu, sondern ein Ableger der OM Digital Solution, eine im September 2020 gegründete hundertprozentige Tochtergesellschaft von Olympus. Und an die hatte Olympus im Januar 2021 seine Produktsparten Kameras, Audio-Recorder und Ferngläser übertragen.

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So ist der OM System LS-P5 dann auch ein direkter Nachfolger des LS-P4 aus dem Jahr 2018, der damals noch unter dem Namen Olympus verkauft wurde und den mein Kollege Stephan Merk damals in seinem Testlabor hatte. Sein Urteil damals: „Ein zu diesem Preis ordentlicher und vor allem kompakter Audiorecorder mit vielen Einstellmöglichkeiten.“

Dann schauen wir mal, was der LS-P5 noch besser macht als sein mittlerweile viereinhalb Jahre alter Vorgänger.

OM Systems LS-P5

Technische Daten des OM System LS-P5

Der OM System LS-P5 ist ein mobiler Digitalrecorder mit drei Mikrofonen und einer TRESMIC II 3 Mikrofonrichtungsregelung ( 3Mic Autozoom mit 21 Stufen). Aufgezeichnet wird mit maximal 24 Bit / 96 kHz in den Formaten FLAC, PCM (WAV) und MP3, den Grenzschalldruckpegel gibt der Hersteller mit 125 dB SPL an. Gespeichert wird entweder intern auf 16 GB (8 mehr als im Vorgänger P4) oder auf einer MicroSDXC-Karte mit bis zu 2 TB. Die Laufzeit der beiden AAA NiMH-Akkus soll – je nach Arbeitsweise – bis zu 37 Stunden betragen. Über einen eingebauten kleinen Lautsprecher können die Aufnahmen vorgehört werden, alternativ aber auch per Bluetooth oder Kabel-Kopfhörer-Monitoring.

Lieferumfang und erster Eindruck

Im recht kleinen, schwarzen Pappkarton finde ich – neben dem OM System LS-P5 selber – ein etwa zehn Zentimeter langes (oder besser: kurzes) USB-Kabel (USB-A auf Micro-USB), das eher ein Adapter bzw. eine Verlängerung denn ein Kabel ist, zwei AAA-Akkus sowie ein 186 Seiten starkes, gedrucktes Handbuch im ungefähren DIN A6-Format. Das aber nur deshalb so dick ist, weil es die Anleitung in gleich 23 Sprachen enthält und zudem sehr eng mit Mini-Schriftsatz gesetzt ist. Eine deutlich ausführlichere englische Version gibt es aber auch als PDF zum Download, so dass man die Schrift dann auf eine lesbare Größe bringen kann.

Als optionales Zubehör bietet OM System für seine LS-Serie zudem unter anderem noch einen Shockmount für die Kamerabefestigung (SM2, ca. 50,- Euro), eine Transporttasche (CS131, ca. 10,- Euro), ein Audiokabel zur Verbindung von Audio-Recorder und einer Kamera (KA335, ca. 15,- Euro) und einen Windschutz an (WJ2, ca. 36,- Euro). Letzteren hatte ich im Rahmen des Tests ebenfalls erhalten.

OM Systems LS-P5

Links: Line In, Kopfhörer und Powerbutton

Der OM System LS-P5 im Detail

In meinem bisherigen Radioreporter-Leben war ich die letzten 15 Jahre mit einem – mittlerweile uralten – Zoom H2 unterwegs und auch zufrieden, der aber im direkten Vergleich mit dem LS-P5 geradezu klobig wirkt. Und auch wenn die mobilen Recorder in den letzten Jahren natürlich gehörig geschrumpft sind, gehört der LS-P5 mit seinen gerade einmal 39 x 112 x 16 mm und einem Gewicht von 78 g (inklusive Batterien!) zu den absoluten leichtgewichtigen Zwergen seiner Zunft.

Selbst sehr kompakte Geräte wie der Zoom H1n (50 x 137,5 x 32 mm) oder der Tascam DR-07X (69 x 158 x 26 mm) sind da um einiges größer. Der LS-P5 hat sich das Prädikat „hosentaschentauglich“ also wirklich redlich verdient. Wobei ich den vielleicht nicht unbedingt in der Gesäßtasche unterbringen würde, dafür erscheint mir das mattschwarze Kunststoffgehäuse eventuell doch nicht robust genug. Da stellt sich natürlich die Frage: Kann man so einen Winzling denn überhaupt noch zufriedenstellend bedienen?

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OM Systems LS-P5

Auf der Oberfläche sind die Standard-Bedienelemente jedenfalls schon mal alle übersichtlich und gut erreichbar angeordnet – sofern man den OM System LS-P5 dabei ein wenig in der Hand nach oben schiebt, aber das geht schon. Record und Stop, darunter ein Steuerkreuz mit dem mittigen OK/Play-Button, unten dann zwei weitere Buttons für „Erase“ und „List“.

Eine Peak-LED ist gut sichtbar zwischen Stop und Record untergebracht, darüber (direkt unter dem Display), zwei F-Tasten (F1, F2) und die Menü-Taste. Bei all dem hat sich OM System bemüht, die relativ kleinen Buttons auch im Blindflug unterscheiden zu können. So ist die runde Record-Taste nach außen gewölbt, die Stop-Taste dagegen nach innen. Der F1-Button hat einen kleinen Punkt auf der Oberseite, der F2-Button deren zwei, die Menütaste einen langen Strich. Bei den beiden letzteren braucht es zwar schon recht sensible Fingerkuppen, um die Unterschiede zu erspüren, aber die Idee an sich ist nicht schlecht.

Der geriffelte Power-Button befindet sich auf der linken Seite und ist mit der Hold-Funktion kombiniert. Dort sind auch die Anschlüsse von Kopfhörer und Line In/ext. Mikrofon untergebracht (Miniklinke). Auf der gegenüberliegenden Seite ist der Schacht für die Micro-SD-Karte, auf der Rückseite das Batteriefach. Beide Deckel sind durch einen Gummiriemen am Gehäuse befestigt, so dass man die nicht verlieren kann (was mir mit meinem Zoom H2 schon vor Jahren passiert ist).

Ebenfalls auf der Rückseite befindet sich der kleine Lautsprecher und das Gewinde für die Stativ/Kamerabefestigung. Auf der Unterseite schließlich sind noch die USB-Buchse und eine Öse zur Befestigung eines Sicherungsbandes, ähnlich wie bei den Controllern der Nintendo Switch. Das sollte man auch unbedingt nutzen, da das Gehäuse schon arg glatt ist. Und da man es zur Bedienung ständig in der Hand bewegt, ist die Gefahr groß, dass der LS-P5 dann auch mal fällt.

OM Systems LS-P5

Die drei Mikrofone

Hab ich etwas vergessen? Natürlich: Das beleuchtete LC-Display, das trotz seiner geringen Größe von 108 x 84 Pixeln erstaunlich gut ablesbar ist (auch die Pegelanzeige) und vor allem die Mikrofone. Von denen es gleich drei gibt: Zum einen die beiden äußeren Stereo-Mikrofone (90 Grad-Anordnung), zum anderen eine zentrale, mittig dazwischen im Gehäuse versenkt untergebrachte Mikrofonkapsel mit Kugelcharakteristik, das Center Microphone, mit Öffnungen nach vorn, oben und nach hinten. TRESMIC-System nennt OM-Systems das. Très chic. Während die beiden Außenmikrofone für die Frequenz von 60 Hz bis 20 kHz zuständig sind, ist das mittlere Mikrofon für den Bassbereich (20 – 60 Hz) zuständig. Anders als beim Vorgänger lässt sich aber das mittlere Mikrofon nicht mehr abschalten; zumindest habe dazu weder etwas im Manual noch im Menü gefunden.

OM Systems LS-P5

Das Display ist gut ablesbar

OM System LS-P5 in der Praxis: Recording-Optionen

Was mir schon mal gut gefällt: Der LS-P5 ist in Sekundenschnelle einsatzbereit. Nach dem Einschalten ist er fast direkt da, und nach dem Druck auf den Record-Button läuft die Sache auch schon. Beim P4 brauchte man da noch zwei Klicks; beim P5 kann der Doppelklick aber auch optional eingestellt werden. So ein Schnellstart kann – aus eigener Erfahrung – gerade für Journalisten und Reporter manchmal unbezahlbar sein. Vor allem geht das auch blind, ohne aufs Gerät schauen zu müssen: In der Zeit, in der ich den kleinen Recorder aus der Hosentasche gezogen habe, läuft der auch schon. Dafür gibt es schon zum Start einen fetten Pluspunkt.

In dem logisch aufgebauten Menü stelle ich vorab schon mal den Pegel ein. Entweder fix (hoch, mittel, niedrig) oder variabel. Bei letzterem kann ich mich wiederum entweder für die automatische Lösung entscheiden, indem ich den LS-P5 vor der Aufnahme kurz auf die Schallquelle richte, damit sich der Recorder einpegeln kann, oder ich erledige das Einpegeln manuell. Und wer ganz sicher sein will, dass er sich seine Aufnahme nicht durch Spitzen versaut, schaltet noch den Limiter dazu. Der gibt sich mit den beiden Presets „Sprache“ und „Musik“ jedoch ein wenig nebulös, sagen die doch eher wenig darüber aus, wie weit der Limiter da nun jeweils ins Klangeschehen eingreift. Vermutlich wird „Sprache“ etwas schneller zupacken als „Musik“.

OM Systems LS-P5

Besser immer mit „Puschel“

Enorm praktisch ist, dass der LS-P5 tatsächlich auch vorkonfigurierte Templates für verschiedene Aufnahmefunktionen anbietet, wie zum Beispiel Vorlesung, Konferenz, Treffen, Diktat, laute Umgebung oder Musik. „Laute Umgebung“ beispielsweise kommt mit einer 2-Mikrofon-Rauschunterdrückung, eine Art Noise-Cancelling für Aufnahmen: Ein Mikrofon hört die Hintergrundgeräusche ab, während der Benutzer in das andere Mikrofon spricht.  Zwei weitere Template-Plätze können mit eigenen Zusammenstellungen gefüllt werden. In den einzelnen Templates können die Parameter Rec Level, Rec Mode, Zoom Mic (dazu gleich mehr), Low Cut Filter und External Input eingestellt werden. Ist ein Template aktiv, werden allerdings einige andere Parameter wie Pre-Recording oder Overdubbing gesperrt. Aber wenn es mal schnell gehen muss, helfen diese – ebenfalls fix erreichbaren Scenes – schon mal weiter.

OM Systems LS-P5

Ebenfalls vor der Aufnahme muss man sich für ein Format entscheiden. Zur Wahl stehen MP3 (64 kbps mono, 128 kbps, 320 kbps), PCM (von 44,1 kHz mono bis 96 kHz/24 bit) und FLAC (dito).

Die Stereobreite der beiden Außenmikrofone lässt sich in 21 Schritten einstellen (beim P4 waren es nur deren neun), von 180 Grad Breite für Atmo- oder Konzertaufnahmen bis hin zur Konzentration auf einen Punkt, um zum Beispiel bei einem Straßen-Interview störende Geräusche von links und rechts abzumildern. Leider kann man diese nützliche Funktion nicht mit in die Templates nehmen; wird Zoom aktiviert, schaltet sich das Template ab. Vermutlich war das technisch nicht machbar, schade. Aber auch so eine gute Sache.

Um die Aufnahme zu starten, muss ich nicht zwangsläufig den Record-Button drücken. Möglich sind auch „Timer Rec“ (Start- und Endzeit vorher festlegen) oder „Voice Sync“ – dann startet die Aufnahme beim Überschreiten eines festgelegten Pegels und endet bei dessen Unterschreitung. Was recht praktisch ist, wenn ich zum Beispiel Musik von einem externen Gerät auf den LS-P5 überspiele: Dann nämlich teilt der Recorder die Aufnahme ganz automatisch in mehrere Songs und speichert sie nicht am Stück ab.

Weitere Recording-Features: Overdub (Aufnahme über eine bestehende Aufnahme), Clear Audio (Aufnahmen mit einem klareren Sound), Slate Tone (Referenzton zur Synchronisierung von Audio vom Recorder und Video von einer Kamera), Low Cut und Pre-Recording. Schon erstaunlich, was alles in diesem kleinen Gerät steckt. Einige dieser Features schauen (bzw. hören) wir uns gleich natürlich einmal an.

OM Systems LS-P5

Playback, Audiointerface und die erstklassige App-Fernsteuerung

Auf dem OM System LS-P5 lassen sich auch Audiodateien im WAV-, FLAC- oder MP3-Format abspielen – entweder die, die man selber mit dem Recorder aufgezeichnet hat oder die, die vom PC übertragen wurden. Fast Forward, Rewind oder Skipping erleichtern den Transport, während Funktionen wie Noice Cancel, Voice Balancer oder Equalizer das Klangbild beim Abhören verbessern. So kann man den LS-P5 auch zum Music Player machen, da selbst kleine Annehmlichkeiten wie Repeat-Play, Playback-Range, Ändern der Abspielgeschwindigkeit oder Random-Play mit dabei sind. Und wer nicht mehr genau weiß, was sich hinter dem Songnamen verbirgt, kann sich über die Funktion „Intro Play“ beim Scrollen durch die Liste automatisch die ersten Sekunden vorspielen lassen. Was natürlich auch bei Interview-Takes sehr nützlich sein kann, ebenso wie das „ABC-Playback“, eine erweiterte Form des AB-Playbacks.

Apropos File-Liste: Die Files können nicht nur kopiert, sortiert, verschoben, geteilt oder gelöscht, sondern auch grob geschnitten oder mit Fade-In/Out versehen werden. Ja, es kann mit der „Voice-Detect“-Funktion sogar der Wortanteil aus einer Aufnahme/einem File extrahiert werden.

Abgehört wird entweder über einen Kopfhörer, der an die Miniklinkenbuchse angeschlossen wird, über Bluetooth Headphones oder über den internen Mini-Speaker. Letzteres kann aber nur einer ersten Kontrolle dienen („Habe ich überhaupt was aufgenommen?“), da der eingebaute Leisesprecher schon aufgrund seiner winzigen Baugröße keinen sonderlich annehmbaren Klang abliefern kann.

Am PC angeschlossen kann der OM System LS-P5 sowohl als Massespeicher genutzt werden (um so um Beispiel bequem Files zu übertragen), aber auch als 24/96 Audiointerface. In dem Fall kommt der Sound aus dem internen Lautsprecher bzw. dem angeschlossenen Kopfhörer, während über die Mikrofone des LS-P5 oder den Line-In aufgenommen werden kann. Es muss allerdings vorab im Menü eingestellt werden, ob ich den Recorder als Interface oder als Speicher nutzen will, ein Umstellung ist nur möglich, solange er nicht via USB am PC hängt. Er kann übrigens auch per Bluetooth als Audiogerät laufen.

OM Systems LS-P5

Mit der App DVR.Remote kann der OM System LS-P5 bequem ferngesteuert werden. Nachdem die App installiert ist, aktiviert man im Gerätemenü des Recorders den Punkt „Smartphone App“. Die sucht sich nach dem Start dann selber ein Smartphone, auf dem ich zwecks Kopplung nur noch den PIN-Code vom Display des LS-P5 eingeben muss, schon steht die Verbindung. Die Bedienung über die App ist um einiges komfortabler als am Recorder selber. Sämtliche Parameter für die Aufnahme können hier am Touchscreen eingestellt werden, ohne dass ich mich auf dem Mini-Display des LS-P5 durch die Menüs hangeln muss. Dazu gibt es eine große Pegelanzeige, eine grafische Wellenverlaufsform in Stereo während der Aufnahme, große Transportbuttons sowie das bequeme Einpegeln des Digitalrecorders auf Knopfdruck. Hier ist die App – anders als bei so manchem Konkurrenzprodukt – nicht nur eine nette Zugabe, sondern eine echte Bereicherung, die man unbedingt nutzen sollte. So kann ich zum Beispiel den OM System LS-P5 auf einem Stativ befestigen und bei Pressekonferenzen in die Nähe des Redners bringen oder ihn auf einem Meeting in der Mitte des Raumes stellen, um alle Teilnehmer in gleicher Qualität aufzuzeichnen.

Klang und Handling des LS-P5

Die Feature-Liste liest sich ja schon mal gut, aber wie sieht es mit der Aufnahmequalität des LS-P5 aus? Die Testaufnahmen habe ich über die App gesteuert und dabei auch die praktische und meist recht zuverlässige Smart-Funktion zum Einpegeln des Recorders genutzt. Zuerst einmal ein paar Sprachaufnahmen (wie immer einige Sätze aus einer unserer News). „Aufnahmemodus“ ist dabei immer MP3 mit 320 kbps, der Limiter war dabei im Modus „Sprache“.

Erster Versuch: Zoom Mic (also Stereobreite) auf schmal (20), Low Cut aus, klare Sprache aus, Windschutz drauf, Entfernung ca. 15 cm.

Schon gar nicht übel. Sehr klar und unverfälscht, breit in allen Frequenzen aufgestellt, im Bassbereich natürlich nicht ganz im Bereich von einem großen Mikrofon mit Nierencharakteristik. Aber klar und gut verständlich.

Wie sieht es aus, wenn ich die Entfernung zum Mikrofon verdopple? Die automatische Pegeleinstellung jedenfalls gleicht die größere Distanz nicht immer ganz optimal aus, das ist in dem Fall etwas leise. Zudem war ich da etwas unvorsichtig: Direktes Besprechen der Mikrofonkapseln ohne jedweden Schutz wirkt sich auch aus dieser Entfernung noch deutlich aus, wie man hört.

Selber kann man das gut ausgleichen (wenn man es denn nicht vergisst), aber im Interview mit Gesprächspartnern kann das schon fatal sein. Daher: Wind- oder Poppschutz drauf und den LS-P5 möglichst nicht direkt mit der Kapsel auf den Sprecher richten. Hier (mit etwas mehr Sorgfalt) und der Funktion „Klarer Ton“ mit erhöhtem Mittel- und Hochtonpegel, die eine „klarere Aufnahme des gesprochenen Wortes“ bieten und gleichzeitig die Auswirkungen von Umgebungsgeräuschen minimieren soll.

Na gut, so groß ist der Unterschied mit dem klaren Ton zur ersten Aufnahme in diesem speziellen Fall eher nicht.

Auch wenn es in meinem Studio meist eher windstill ist (und zum Zeitpunkt des Tests leider auch draußen), stülpe ich mal den Windschutz über, der laut Hersteller dem Wind 15 dB rauben soll. Verändert er den Klang?

Nein, eher nicht. Den Lowcut sollte man nur im Notfall bemühen: Er nagt doch recht heftig an den unteren Frequenzen, wodurch die Aufnahme dann sehr mittig und ein wenig nach Comedian Harmonists klingen.

Um den Zoom-Faktor (also die veränderbare Stereobreite) zu testen, habe ich in der DAW eine Tonleiter eingespielt, die im Panorama auf dem Weg nach oben komplett die Seite wechselt, um abwärts dann wieder zur Ausgangsposition zurückzukehren. Bei der Aufnahme habe ich den LS-P5 mittig zwischen die Boxen gehalten (etwa 1 m Entfernung zur linken und rechten Box). Der Limiter wurde dazu von der Einstellung Sprache“ auf „Musik“ umgestellt“

Das Originalfile aus der DAW hört sich also so an:

Zuerst die Recorder-Aufnahme mit der maximalen Stereobreite:

Das kommt doch der Vorlage schon recht nahe, das Stereobild ist schön ausgeprägt. Und – wie schon erwähnt – auch besser abstufbar als im Vorgänger P4, der ja lediglich neun einstellbare Breiten anbot. Da hatte Kollege Merk kritisiert, dass es bei zu großem Stereobild zu Phasenverschiebungen kommen würde; davon ist hier nichts zu hören.

Zum Vergleich nun mit maximal reduzierter Stereobreite, also extrem schmal aufgestellt:

Der Unterschied ist deutlich zu hören, die Wanderung im Panorama ist hier eher angedeutet, das Klangbild deutlich verengt. So lassen sich dann auch unerwünschte Klänge von der Seite gut ausblenden.

Ein weiteres Beispiel: Hier springt die Gitarre im Stereobild von einer Wand zur anderen. Erst das Original:

Und hier die Recorder-Aufnahme mit dem breiten Stereobild:

Dabei hört man auch, dass der LS-P5 bei starken Subbässen ein wenig ins Schwimmen gerät, wenn der Lowcut abgeschaltet ist.

Die Aufnahme mit der schmalen Zoom-Einstellung hört sich fast schon nach Mono an:

Zum Schluss noch eine Aufnahme mit einer akustischen Gitarre.

Klingt sehr ordentlich. Also, nicht mein jämmerliches Gitarrenspiel, sondern der Sound.

Gegenüber Handgeräuschen ist der OM-System LS-P5 übrigens extrem empfindlich. Hier mal ein Beispiel, wie es sich anhört, wenn man die Hand nicht ruhig hält:

Daher sollte man da unbedingt das Gewinde nutzen und einen Griff anschrauben oder den Recorder auf einem Stativ platzieren.

Der Kopfhöreranschluss produziert bei alldem ausreichend Power, um die Aufnahmen entspannt und in der angemessenen Lautstärke abzuhören – und klingt dabei auch noch gut.

OM Systems LS-P5

Da der LS-P5 recht empfindlich ist, sollte man für Aufnahmen besser einen Griff oder ein Stativ benutzen

Ist der OM System LS-P5 auch für Musiker interessant?

Über den Line-In (Miniklinke) kann ich auch externe Klangerzeuger anschließen – mangels Hi-Z (natürlich) keine Gitarren, aber für Synthesizer, Drummachines und ähnliches reicht das völlig. Zusammen mit der Overdub-Funktion – mit der ich ohne Klangverlust beliebig oft einen weiteren Track über eine Aufnahme legen kann, der dann in einer neuen Aufnahme abgespeichert wird – kann ich schon mal kleinere musikalische Ideen festhalten. Oder ein Kollege schickt mir einen Gitarrentrack, auf den ich dann den Gesang aufnehme. Eine hörbare Latenz, wie sie Stephan Merk in seinem Test zum Vorgänger kritisierte, konnte ich dabei nicht feststellen. Overdubbing funktioniert allerdings nur im WAV-Format (44,1/16), doch das sollte kein unüberwindliches Hindernis sein. Nimmt man die Overdubs über das interne Mikrofon auf, addieren sich natürlich auch das Grundrauschen und die Raumgeräusche. Einen 12-stimmigen Chor sollte man daher nicht unbedingt nacheinander einspielen.

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OM System LS-P5
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Kundenbewertung:
(7)

Ebenfalls für Musiker interessant ist vielleicht auch noch die veränderbare Abspielgeschwindigkeit (von 0,5x bis 3,5x). Damit lassen sich dann zum Beispiel schwierigere Passagen üben. Weitere Musikertools wie Metronom oder Stimmgerät fehlen zwar, gehören aber bei einem Digitalrecorder nun auch nicht unbedingt zur Standardausstattung.

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Fazit

Ich gebe es zu: Beim ersten Anblick dieses kleinen Leichtgewichts und dem Gedanken „Olympus – machen die nicht Büromaschinen und Diktiergeräte“ waren meine Erwartungen nicht allzu hoch, was die Leistungsfähigkeit des OM System LS-P5 betrifft. Umso größer war meine Überraschung angesichts des überzeugenden Klangbildes und der vielen Möglichkeiten, die in diesem Recorder stecken. Der passt wirklich in jede Hosentasche, ist in Sekundenbruchteilen aufnahmebereit, hat eine extrem lange Akkulaufzeit und ist sowohl für Journalisten als auch für Musiker interessant – und überhaupt für alle, die schnell mal eben irgendwo etwas in guter Qualität aufnehmen möchten. Die einfache Bedienbarkeit – insbesondere über die kostenlose App – sind ein weiterer Pluspunkt dieses multifunktionalen, gut klingenden Digital Recorders, der sich gegenüber seinem Vorgänger noch einmal deutlich steigern konnte.

Plus

  • extrem kompakt
  • guter Klang
  • drei Mikrofone
  • Stereobild in 21 Stufen einstellbar
  • Overdub-Funktion
  • lange Akkulaufzeit
  • interne Dateibearbeitung
  • einfache Bedienbarkeit
  • kostenlose App zur Fernsteuerung
  • auch als Audiointerface nutzbar
  • automatisches Einpegeln
  • Einstellungen in Templates speicher- und abrufbar
  • stufenlose Abspielgeschwindigkeit
  • 16 GB interner Speicher
  • Speichern im MP3, WAV- und FLAC-Format

Minus

  • sehr empfindlich bei Handgeräuschen

Preis

  • 219,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    CDRowell AHU

    Da ich mit meinen Handwerkerpranken schon beim E-Gitarre-Greifen etwas kreativ werden muss, damit ich die Akkorde gut klingend greifen kann, befürchte ich bei den Abmessungen des Recorder, den würde ich kaum passend ansteuern…😁
    Schön ist, wenn die Geräte wenig Ressourcen verbrauche und an Hardware gespart wird, hoffe jedoch, viele mögen das Gerät.😀

  2. Profilbild
    Stephan Merk RED

    Oh, das ist mir total entgangen. Für mich die zentrale Frage aller Fragen: Hat er noch Voice Guidance, sprich Sprachausgabe oder hat man die entfernt? So gesehen ist es ja ehe rein Nachfolger des LS-P4. Ich hatte viel mit den Olympus-Geräten zu tun, DM-/LS-Serie, für die LS-P-Geräte und DM-770, was die blindengerechte Einfachversion des LS-P2 ist, hatte ich die akustischen Anleitungen produziert. Wir wussten zwar, dass Olympus sich zurückzog, aber nicht, dass es sie noch unter andreem Namen gibt. Wenn das Teil spricht, wird das viele bestimmt sehr freuen.

    • Profilbild
      m.steinwachs RED

      @Stephan Merk Moin Stephan, Olympus hat sich ja nicht wirklich zurückgezogen, sondern die Sparte an eine (selbst gegründete) Tochterfirma ausgegliedert. Den Voice Guidance habe ich – trotz intensiver Suche – nicht entdecken können, der scheint gestrichen worden zu sein. Zumindest hat das Gerät bisher nicht zu mir gesprochen, und auch im Menü und auf der Webseite gibt es dazu keinen Anhaltspunkt.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Danke für den Test! Ich nutze seit 10 Jahren Olympus Recorder für Field Recording. Für mich besteht der große Vorteil in der Größe: Der LS-P4 ist so klein, dass er überall mit hin und auch unauffällig verwendet werden kann. Zwei Fragen zum LS-P5 habe ich:

    1) Mit den bisherigen Recordern von Olympus hatte ich mit Handgeräuschen so gut wie keine Probleme. Ich hatte zudem die Recorder von Sony, Tascam und Zoom im Vergleich: Da war wirklich alles zu hören. Für mich waren die Geräte überhaupt nicht verwendbar. Bei Olympus war das immer viel besser. Könnt Ihr das mal bitte präzisieren, weil so einen Mini-Recorder auf einem Griff ist ja kontraproduktiv.

    2) Bewertung bei Thomann. „Leider funktioniert die Bluetooth-Funktion jedoch nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Anders als bei der Konkurrenz wird die Verbindung nicht über das Bluetooth-Menü im iOS, sondern direkt über die App hergestellt. Das führt dazu, dass diese Verbindung sofort unterbrochen wird, wenn man die App in den Hintergrund schiebt – oder wenn das iPhone nach ein paar Sekunden Inaktivität in den Sperrbildschirm wechselt. Die Aufnahme läuft auf dem Rekorder zwar weiter, aber beim Neustart der App dauert der erneute Verbindung.“ Könnt Ihr das bestätigen?

    • Profilbild
      m.steinwachs RED

      Die Handgeräusche sind schon zu vernehmen (siehe Hörbeispiel 13), sofern man die Finger arg bewegt. Solange man die ruhig hält, ist es aber ok. (Oder Wollhandschuhe tragen, das hilft auch :-) ) Ich schraube im Zweifel dann einen kleinen Griff an (Interviews usw).

      Und die Bluetooth-Funktion wird tatsächlich direkt über die App hergestellt, wie im Artikel beschrieben:

      „Nachdem die App installiert ist, aktiviert man im Gerätemenü des Recorders den Punkt „Smartphone App“. Die sucht sich nach dem Start dann selber ein Smartphone, auf dem ich zwecks Kopplung nur noch den PIN-Code vom Display des LS-P5 eingeben muss, schon steht die Verbindung. “

      Ich habe das unter Android gemacht, und gerade auch noch einmal ausprobiert. Die Verbindung bricht zwar ab, wenn ich die App in den Hintergrund schiebe, ist aber anschließend innerhalb von 2-3 Sekunden wieder hergestellt – finde ich absolut ok und nicht weiter störend.

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