Amerikanischer Sound aus Taiwan
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Der Hersteller Fredenstein hat mit seinen Produkten schon für einiges Aufsehen gesorgt. Eine ganze Batterie von System-500 Komponenten und die passenden Racks bietet die Firma aus Taiwan zu günstigen Preisen an. Dass auch andere Formate bedient werden, zeigt der Fredenstein V.A.S. Mic Pre Mikrofonvorverstärker, der mir hier zum Test vorliegt.
Fredenstein V.A.S. Mic Pre – Überblick
Der V.A.S. (Vintage Analog Sound) ist ein einkanaliger Mic Preamp im 9,5″ Format auf einer HE. Auffallend ist zuallererst natürlich die kupferfarbene Frontblende. Das sieht recht schick aus und verspricht einen hohen Wiedererkennungswert.
Auf der Vorderseite geht es ziemlich gedrängt zu. Ganz links sitzt der DI-Eingang als Klinke. Darauf folgen die Taster Low Z, Phantom und Pad. Bei der Low Z-Funktion handelt es sich nicht, wie ich zunächst vermutete, um eine falsch geschriebene Hi Z-Anpassung für den Klinkeneingang, sondern hier wird die Eingangsimpedanz des Mikrofoninputs von 1.500 Ohm auf 300 Ohm reduziert. Dies soll dynamischen und Bändchenmikrofonen zugute kommen.
In der Mitte sind acht LEDs für die Aussteuerungsanzeige zuständig, das ist in dieser Klasse ein auffallendes Feature. Zwei Taster sind für Phase und LowCut zuständig. Es folgt der Output-Regler und das Poti für die Lautstärke des eingebauten Kopfhörerverstärkers. Die Buchse dazu sitzt direkt daneben. Eine grüne Power-LED schließt die Front ab.
Welche Anschlüsse bietet der Fredenstein V.A.S. Vorverstärker?
Auch auf der Rückseite gibt es einiges zu entdecken. Da wären zunächst, heureka, ein internes Netzteil, das das Gerät über eine Kaltgerätebuchse mit Strom versorgt. Das Netzteil kann mit 90 bis 240 V und 50/60 Hz betrieben werden, die Sicherung ist von außen zugänglich. Der Netzschalter sitzt daneben.
Ein- und Ausgang sind sowohl als XLR-Buchse als auch im Klinkenformat vorhanden, selbst an eine Insertbuchse wurde gedacht.
Technische Daten des MicPre
Die Impedanz des DI-Inputs wird mit größer 100 kOhm angegeben. Der Mikrofoneingang ist, wie schon beschrieben, mit dem Low Z-Button von 1.500 Ohm auf 300 Ohm umschaltbar. Die Phantomspeisung liefert 48 V, der Pad-Schalter schwächt das Signal um 20 dB ab.
Das Gain reicht von 20 bis 65 dB, mit dem Pad ist also ein Umfang von 0-65 dB zu erreichen. Der LowCut liegt bei 60 Hz, die Steilheit ist nicht angegeben. Der Output-Regler kann das Signal zum Ausgleich eines erhöhten Gains um bis zu 20 dB abschwächen.
Die Verzerrung gibt Fredenstein mit <0,05 % bei +4 dBu Outputlevel an, das ist ebenso wie der Eingangsgeräuschepegel von <-127 dB ein guter Wert und lässt auf eine rauschfreie Performance schließen.
Verarbeitung und Optik
Bisher kann der kleine Fredenstein mit durchdachten und umfangreichen Ausstattungsdetails punkten, wie sieht es aber mit der Verarbeitung aus?
Nun, das Gehäuse besteht aus stabilem Stahlblech und ist seitlich mit Lüftungsschlitzen versehen. Die Potis laufen seidig, die Taster schalten sauber, die Buchsen sind vergoldet. Die LEDs sitzen alle sauber in einer Reihe und Tiefe. Die Füße können demontiert werden, was für einen etwaigen Rack-Einbau nicht uninteressant ist. Ein Einbaukit für zwei V.A.S. Mic Pre auf 19″ ist erhältlich.
Der hauseigene Operationsverstärker ist gesockelt und kann so bei Bedarf leicht getauscht werden. Beim Ausgangsübertrager handelt es sich um ein amerikanisches Eisenkernmodell. Obwohl Fredenstein die Eigenständigkeit ihres Designs betont, kommen wir da nicht umhin, eine Assoziation zu einem bekannten amerikanischen Hersteller zu entwickeln.
Bevor wir uns an den Soundcheck machen, noch ein Wort zur Optik. Trotz des Funktionsumfangs ist es den Entwicklern gelungen, eine optimale Bedienbarkeit zu erreichen. Buchsen, Potis und Buttons lassen sich gut erreichen. Allein die Drehregler für Output und den Kopfhörerverstärker liegen etwas nahe beisammen. Die Taster sind bei Funktion alle farbig beleuchtet, die Level-Anzeige ist sehr übersichtlich.
Rein vom ästhetischen Gesichtspunkt hingegen haben die Designer für mich etwas übertrieben. Matt-kupferfarbene Front, Buchsen und die Muttern dazu in gold-glänzend, die schwarzen Potis haben silberne Ränder und Markierungsstriche. Dazu die Taster in fünf verschiedenen Farben. Dezent ist anders, aber was soll’s, klingen muss das Teil und das werden wir jetzt überprüfen.
Praxiseinsatz des Fredenstein Mic Pre im Tonstudio
Das geht natürlich am besten im direkten Vergleich und so nehme ich wieder meinen Standard-Preamp, den TLAudio A1 her. Der TLA arbeitet zwar mit einer stufenlos zuschaltbaren Röhrenstufe, die ist aber auch komplett aus dem Signalweg zu nehmen und dann ist er ein recht neutraler Geselle mit einer schönen Auflösung.
Zuerst vergleiche ich die Störgeräusche der beiden Preamps. Hier nehme ich beim V.A.S. ein geringfügig höheres Rauschen wahr, wohingegen der TLA etwas mehr Netzbrummen erzeugt. Beide Geräusche befinden sich aber in einem Bereich, der für einen normalen Arbeitsprozess absolut irrelevant ist, hier also schon mal Entwarnung.
Als Signalquelle probiere ich zuerst ein dynamisches Gesangsmikro aus. Während der A1 hier recht neutral werkelt, bringen sich beim V.A.S. die Mitten deutlicher und kerniger ins Klanggeschehen ein, der Höhenbereich ist nicht ganz so offen. Der amerikanisch-kernige Grundcharakter ist hier deutlich zu vernehmen.
Bei der Gelegenheit wird auch gleich die Low Z-Taste gedrückt, das nimmt hier die Mitten etwas zurück und der Höhenbereich gerät offener. Der leichte Pegelabfall lässt sich schnell mit der übersichtlich funktionierenden Pegelanzeige korrigieren.
Als nächstes kommt als Großmembran ein AKG C 414 B-ULS zum Einsatz. Hier präsentiert sich der Fredenstein weitgehend neutral, die Mittenbetonung tritt nicht so in den Vordergrund, bereichert aber das Signal in diesem Bereich um eine schöne Dreidimensionalität. Tatsächlich gefällt mir hier der Klang für Stimme sogar besser als der des TLAudio, Gesang und Sprache rücken in den Vordergrund, ohne durch allzuviel Einfärbungen aufzufallen. Ein Check der Impedanzverringerung zeigt hier nur marginale Unterschiede.
Anders verhält es sich mit einer Erhöhung des Gains unter gleichzeitiger Zurücknahme des Outputs. Das Signal wird körniger und druckvoller. Mit dem C 414 verträgt sich das nicht ganz so gut, also nehme ich noch ein Groove Tubes AM51 mit dazu, das eine weniger perfekte Höhenauflösung liefert. In der Tat vertragen sich Fred und GT hier sehr gut, es kann schön mit den Soundnuancen gespielt werden.
Jetzt ist es an der Zeit, mal den Kopfhörerverstärker zu testen. Der liefert ein detailliertes und ordentlich lautes Signal ab. Die Lautstärke lässt sich mit dem Volume-Regler unabhängig vom Output einstellen, d. h. bei Versuchen mit dem Gain muss auch hier nachgeregelt werden. Trotz der guten Performance bin ich etwas unschlüssig, wie ich dieses Feature bewerten soll. Klar kann ich hier den Klang des Preamps unverfälscht abhören, da ich am Gerät aber keine Möglichkeit habe, ein Playback einzuspielen, reduziert sich der Nutzwert auf reine Sprachaufnahmen bzw. Instrumental-/Übungssession. Andererseits, bei einem Ladenpreis von 249,- Euro für den Einkanaler kann nicht viel vom Budget für den Headphone-Amp verbraten worden sein. Also nehmen wir sein Vorhandensein einfach so mit, er lässt sich ja auch als separat regelbarer zweiter Ausgang nutzen, vielleicht manchmal ganz nützlich.
Bisher habe ich nur mit der Stimme getestet, nun soll auch ein Instrument zum Einsatz kommen. Dafür nutze ich ein Kleinmembran-Kondenser, ein AKG SE 300B mit CK91 Nierenkapsel. Hier würde ich eindeutig dem TLA A1 den Vorzug geben, er klingt offener und detaillierter, der Fredenstein kommt hier etwas topfig. Allerdings ist mit dem Low Z-Button eine deutliche Klangveränderung Richtung Neutralität zu erreichen, da gefällt mir der Preamp wieder richtig gut. Obwohl die Impedanzveränderung laut Beschreibung vorwiegend für dynamische Mikros implantiert wurde, lohnt es sich doch hier ein wenig zu experimentieren.
Auch für Bändchenmikrofone soll der Low Z-Button taugen, eine gute Gelegenheit, das Audio-Technica AT4080 zum Einsatz zu bringen. Hier geben sich die beiden Schalterstellungen nicht viel, der Klang gefällt sehr gut. Die Mitten agieren hier nicht so „eisenhaltig“, sondern geben einen schönen Schmelz auf die Stimme. Auch mit der Akustik-Gitarre lässt sich sehr schön arbeiten. Ein samtiger Sound mit dezenten, aber angenehmen Höhen ist das Ergebnis.
Wo die Gitarre schon parat ist, gleich noch den DI-Eingang gecheckt. Der liefert ordentlich Pegel, bei meiner Breedlove mit aktivem Tonabnehmersystem kann das Gain ganz unten bleiben. An der Gitarre schwäche ich auch noch ordentlich ab. Zum Klang: Auch hier macht sich der Ausgangsübertrager mit einem guten Pfund Mitten bemerkbar, der offenere und neutralere Klang gelingt mir hier wieder mit dem TLA.
Von einer Erhöhung des Gains ist in dieser Funktion beim V.A.S. abzuraten, das macht sich schnell in fiesen Verzerrungen bemerkbar. Prima gelöst ist übrigens die Mute-Funktion des Mikroeingangs. Sobald eine Klinke im DI steckt, ist dieser automatisch stummgeschaltet. Das ist praktisch, so muss man nicht auf der Geräterückseite ein- und ausstecken.
Bevor ich nun zu meinem Fazit komme, sei noch angemerkt: Natürlich versuchen wir Tester jedes Gerät so objektiv wie möglich zu beurteilen und persönliche Präferenzen außen vor zu lassen. Trotzdem sei gesagt, dass meine Klangphilosophie bei Preamps eher von englischen Firmen abgedeckt wird. SSL, wenn es neutral sein soll. Wenn Farbe ins Spiel kommt, mag ich den Neve-Sound sehr gern. Deshalb war ich sehr verwundert, dass ich mich beim Test öfters dabei überrascht habe, die Anschaffung von 1-2 V.A.S. in Erwägung zu ziehen. Das darf Fredenstein als persönliches Kompliment von mir verstanden wissen.
Das klingt doch alles sehr gut ! Flexibel, internes Netzteil und fairer Preis!
Aber sorry, bei dem Design tun mir die Augen weh! Viel BlingBling welches man sich besser verkniffen hätte . Dann wäre man bei ca. 220 Tacken …. meine Meinung.