Interface, Lautsprecher, Mikro - mit was fange ich an?
Möchte man im Musikbereich durchstarten und die ersten eigenen Songs aufnehmen und produzieren, ist ein Mindestmaß an Equipment notwendig. Doch wo früher Equipment für Zigtausende von Euros notwendig war, reichen heutzutage schon ein passabler Computer, ein Audiointerface, Studiomonitore sowie Kabel. Ggf. kommt noch ein Mikrofon hinzu oder man nutzt als Alternative zu den Lautsprechern einen Kopfhörer. Mit solch einem Setup ist man gut gewappnet und für die ersten Schritte in der Welt der Musikproduktion sollte dies ausreichen.
Doch die Auswahl der passenden Produkte ist aufgrund der großen Vielfalt enorm schwierig. Schon alleine im Einsteigerbereich tummeln sich etliche Produkte, die es gilt zu finden, zu begutachten und auszusortieren, das fällt nicht jedem leicht und trübt ggf. sogar die Lust mit dem Komponieren und Produzieren zu beginnen. Daher bieten mittlerweile fast alle Hersteller sogenannte Recording-Pakete an, die die o. g. Produkte enthalten und vor allem Anfängern den Einstieg erleichtern sollen.
Neben den großen Musikhäusern bieten auch diverse Hersteller solche Bundles, bestehend aus Audiointerface, Kopfhörer, Kabel, Mikrofon & Co., an. Auch speziell auf Podcasts fokussierte Recording-Pakete gibt es mittlerweile.
Im folgenden Artikel geben wir euch Tipps, damit ihr das passende Bundle für euch findet. Nach der Erklärung einiger spezifischer Begriffe und Hilfestellungen, auf was hierbei geachtet werden sollte, haben wir die aktuell erhältlichen Bundles aufgeführt.
Welche Produkte benötige ich zum Komponieren und Produzieren?
Ganz einfach gesagt: Zettel und Stift! Komponiert und produziert wird schon seit Tausenden von Jahren. Und das gänzlich ohne Computer, Audiointerface und weiteren Gerätschaften. Wer also etwas komponieren möchte, benötigt im einfachsten Fall lediglich die eigene Stimme oder ein Instrument – und natürlich Kreativität.
Doch Computer, Audiointerface, Lautsprecher und weiteres Equipment kann natürlich nicht schaden und entspricht heutzutage mehrheitlich der Art und Weise, wie Musik produziert wird. Nachfolgend ein paar Tipps, auf was ihr beim Kauf dieser Produkte achten solltet.

Studiomonitor oder Kopfhörer? Zumindest eines davon muss für unsere Kaufberatung im Bundle enthalten sein
Welches Audiointerface ist das richtige für mich?
Ein erster Anhaltspunkt, für welches Audiointerface ihr euch entscheiden solltet, ist die Frage, wie viele Audioeingänge man benötigt. Daher möchten wir hier auch nur die unterschiedlichen Ausführungen beschreiben.
- Line-Ein-/Ausgänge: Können entweder symmetrisch oder unsymmetrisch ausgeführt sein und die Pegel entweder fest, schaltbar oder per Poti pegelbar haben. Sind meist als 6,3 mm Klinke ausgeführt.
- Mikrofoneingänge: Können mit 48 V Phantomspeisung oder ohne angeboten werden. XLR-Buchsen sind Standard, es können aber auch mechanisch manchmal recht anfällige XLR/Klinken-Kombobuchsen zum Einsatz kommen. Leider wird hier viel zu oft die Zugverriegelung eingespart. In den letzten Jahren hat sich in puncto Qualität der Vorstufen auch einiges getan und auch günstige Interfaces bieten recht gute Qualität. Die Erfahrung hat gezeigt, dass dennoch nicht alle Preamps mit allen Mikrofontypen zurechtkommen. Es kann also durchaus sein, dass ein Preamp nicht zum Mikro passt.
- Instrumenteneingänge: Um einen Tonabnehmer, Synthesizer oder anderes Line-Equipment direkt anzuschließen, bieten die meisten Interfaces auch solche Eingänge an. Meist wird dabei einfach die Mikrofonvorstufe mit angepasstem Pegelbereich und angepasster Impedanz durch Umschalten benutzt.
Auch bei den Ausgängen gibt es Unterschiede:
- Kopfhörerausgänge: Hier spielt vor allem deren Leistung und damit auch die Verzerrungsarmut eine große Rolle. Günstige Kopfhörerverstärker gehen bei hohen Leistungen in die Knie und produzieren ein unangenehm klingendes verzerrtes Klangbild, während gut dimensionierte Köpfhörer Impulse immer noch gut wiedergeben können.
- Main-Ausgänge: Für Homerecording wie auch für eine professionelle Arbeitsweise unerlässlich sind kleine Abhörsektionen, die sich glücklicherweise in vielen Audiointerfaces finden. Es steht dabei ein Main-Ausgang bereit, der in der Lautstärke regelbar ist und auch Funktionen wie Mute-, Dim- und Monoschaltung anbietet. Sind für diese Funktionen auch noch extra Bedienelemente vorgesehen oder lassen sich diese Funktionen per MIDI fernsteuern, bleiben kaum noch Wünsche offen.
Darüber hinaus ermöglichen MIDI-Ports den direkten Anschluss von MIDI-Hardware an das Audiointerface und den Computer. Auch wenn viele (Controller-) Keyboards und Synthesizer mittlerweile über USB-Ports für den direkten Computeranschluss verfügen, wird man auf kurz oder lang auf ein Gerät mit MIDI-Anschlüssen stoßen.
Weitere Stichworte zur Wahl des richtigen Audiointerfaces:
- Latenz, also die zeitliche Verzögerung, die durch jede digitale Audioverarbeitung zustande kommt. Erreicht ein analoges Audiosignal einen A/D-Wandler, so erzeugt selbst dieser aufgrund der internen Filter eine Latenz. Dazu kommen sogenannte Buffer (Sicherheitsspeicher auf der Soundkarte und im Rechner), die mehrfach jeweils für die Ein- und Ausgänge vorhanden sind. Möchte man ausschließlich abmischen, so kann die Latenz mehrere hundert Millisekunden (ms) betragen. Setzt man hingegen Software-Instrumente ein, die live eingespielt werden, so sollte die Ausgangslatenz möglichst gering sein. Um eine möglichst geringe Latenz ohne Aussetzer zu erreichen, sollte man auf einen möglichst schnellen Rechner mit passendem Mainboard zurückgreifen. Wer mit Windows arbeitet, findet die wichtigsten Informationen in unserem Special Audio PC.
- Digitale Audioein- und -ausgänge: Am Anfang sicherlich zu vernachlässigen, spielen digitale Anschlüsse spätestens bei der Erweiterung des Setups eine Rolle.
Welche Studiomonitore sind die richtigen für mich?
Das oder die Herzstücke im Studio – egal ob Hobby-Status, semi-professionell oder Top-Producer – sind und bleiben die Studiomonitore. Auch wenn die besten Monitore im kargen Kellerraum nur schwer zur Verbesserung des Mixes beitragen werden, geht einer der ersten Entscheidungen bei der Einrichtung des Studios in Richtung: Welche Monitore bieten den besten Klang (wobei der „beste Klang“ für jeden höchst unterschiedlich sein kann) oder besser: Welche helfen mir beim Analysieren und Verbessern des Mixes und natürlich, was kann und will ich mir überhaupt leisten? Denn bereits für unter 100,- Euro bekommt man mittlerweile Studiomonitore.
Wertvolle Tipps zu Studiomonitoren findet ihr in unserem Workshop „Der beste Lautsprecher-Monitor für ihr Studio“
Für welches Studiomikrofon soll ich mich als Einsteiger entscheiden?
Auch wenn in den folgenden Recording-Bundles bereits alle Komponenten fix vorgegeben sind, kann es nicht schaden, sich vor dem Kauf über die unterschiedlichen Arten und Einsatzgebiete von Mikrofonen zu informieren, denn Mikrofon ist nicht gleich Mikrofon.
Im folgenden Artikel „Welches Mikrofon für Sprache und Gesang im Tonstudio“ gibt euch unser Autor Armin Bauer eine Einführung dazu.
Nachfolgend haben wir euch die aktuellen Recording-Bundles mit unseren bestehenden Tests aufgelistet. Mindestens vorhanden sein sollten ein Audiointerface, Studiomonitore oder Kopfhörer sowie die passenden Anschlusskabel. Preislich reicht die Palette dabei von 79,- bis 999,- Euro, so dass man bereits mit einer Investition in Höhe eines zweistelligen Euro-Betrags durchstarten kann. Qualitativ darf man hier zwar nicht das Nonplusultra erwarten, aber für den Einstieg sind die aufgelisteten Produkte absolut geeignet. Sofern wir die im Bundle erhältlichen Produkte getestet haben, teils auch als Einzeltest, haben wir euch diese ebenfalls verlinkt.
Audient EVO Start Recording-Bundle
- Test: Audient EVO4, USB-Interface
- Ladenpreis: 209,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite EVO Start Recording Bundle
Austrian Audio Home-Studio-Bundle
- Test: Austrian Audio OC18, Mikrofon
- Test: Audient iD4, USB-Audiointerface
- Test: Austrian Audio Hi-X50, Studiokopfhörer
- Ladenpreis: 999,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite Austrian Audio Home Studio Bundle
Behringer U-Phoria Studio Pro
- Test: Behringer U-Phoria UMC202HD, USB-Audiointerface
- Test: Behringer C-1, Mikrofon
- Ladenpreis: 125,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite Behringer U-Phoria Studio Pro
Focusrite Scarlett Solo 3rd Podcast Set
- Test: Focusrite Scarlett 2i2, 4i4 3rd Gen. (im Bundle enthalten ist das Scarlett Solo)
- Test: The t.bone MB85 Beta, Mikrofon
- Ladenpreis: 169,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite Focusrite Scarlett Solo 3rd Podcast Set
Focusrite Scarlett 2i2 Studio 3rd Gen
- Test: Focusrite Scarlett 2i2 Studio 3rd Gen., USB-Audiointerface
- Ladenpreis: 249,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite Focusrite Scarlett 2i2 Studio 3rd Gen.
Presonus Audiobox 96 Studio
- Test: Presonus Audiobox 96, USB-Audiointerface
- Test: Presonus Studio One 4 (im Bundle ist lediglich die Artist-Version enthalten)
- Ladenpreis: 173,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite Presonus Audiobox 96 Studio
Presonus Audio iTwo Studio
- Test: Presonus Audiobox iTwo, USB-Audiointerface
- Test: Presonus Studio One 4 (im Bundle ist lediglich die Artist-Version enthalten)
- Ladenpreis: 214,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite Presonus Audiobox iTwo Studio
Rode Rodecaster Pro Bundle 1
- Test: Rode Rodecaster Pro, Digitalmischer Multimedia
- Test: Rode PodMic, Mikrofon
- Ladenpreis: 725,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite Rode Rodecaster Pro Bundle 1
SSL 2 Producer Plus Bundle
- Test: SSL 2, USB-Audiointerface
- Ladenpreis: 525,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite SSL 2 Producer Plus Bundle
Steinberg Production Starter Kit
- Test: Steinberg UR22C, USB-Audiointerface
- Test: Nektar Impact LX49+/LX61+, Controllerkeyboard (im Bundle ist das 25-Tasten-Keyboard LX25+ enthalten)
- Test: Steinberg Cubase 11 (im Bundle enthalten ist die Cubase Elements Version)
- Test: Steinberg Wavelab 10 (im Bundle enthalten ist die Wavelab LE Version)
- Ladenpreis: 529,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite Steinberg Production Starter Kit
Steinberg UR22 Mk2 Recording Pack Elements
- Test: Steinberg UR22 MK2, USB-Audiointerface
- Test: Steinberg Cubase 11 (im Bundle enthalten ist die Cubase Elements Version)
- Test: Steinberg Wavelab 10 (im Bundle enthalten ist die Wavelab LE Version)
- Ladenpreis: 289,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite Steinberg UR22 Mk2 Recording Pack Elements
Tascam US-16×08 Recording-Bundle
- Test: Tascam US-16×08, Audiointerface
- Ladenpreis: 377,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite Tascam US-16×08 Bundle
The t.mix Micromix 2 USB-Bundle
- Ladenpreis: 79,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite The t.mix Micromix 2 USB-Bundle
The t.mix Mix 502 Bundle
- Ladenpreis: 89,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite The t.mix Mix 502 Bundle
und allen nicht-singer-songwritern würde ich den tipp geben:
kauft zuerst mal einen Midi-Controller mit ordentlichem Software-Bundle und halbwegs vernünftige Kopfhörer.
Studio-Monitore sind mM erstmal Luxus und im nicht akustisch optimierten Bedroomstudio auch nicht besser zum mixen als Kopfhörer.
Ein Audio-Interface ist good to have aber erst bei anschaffung von hardware-instrumenten oder mikro wirklich essentiell.
Aus heutiger Sicht würde ich mit elektronischer Musikambition so anfangen:
Controller-Keyboard: Arturia Essential 49 oder Novation Launchkey Mini Mk3
Kopfhörer um die 100-150€
Kontinuierlich Gratis oder sehr billig Software Instrumente abstauben (siehe Reddit/Audioproductiondeals; Alles von Airwindows, Komplete Start (gibt zugriff auf die reaktor user library), Gratis Sachen von TAL etc. etc.
und als nächstes eine DAW-Vollversion anschaffen. Wenn man das mal hat und auch etwas damit zusammenbringt, lohnt sich der blick auf audio interfaces, mikros und synthies
PS: Gibt grade eine Global Producer Challenge, bei der man fürs anmelden einige gar nicht so günstige VSTs gratis bekommt
@Lapin Sehr gute Kaufberatung von Dir. Ich bin immer wieder erstaunt wie in Foren Anfängern gleich zu einem Interface geraten wird, mit dem sie dann meist gar nichts anfangen können.
Wer elektronische Musik machen will braucht einen Computer (fast egal,welcher) und einen Controller. Und etwas Zeit um sich durch den Freeware-Dschungel zu kämpfen