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Test: Steinberg Wavelab Pro 10, Mastering-Software

Mastering in der 10. Version

11. November 2019
steinberg wavelab pro 10 elements

Steinberg Wavelab Pro 10, Mastering-Software

Mit Steinberg WaveLab 10 geht Steinberg in das fünfundzwanzigste Jahr: 2020 ist der Audioeditor seit 25 Jahren auf dem Markt. Die angekündigten Neuerungen klingen nicht ganz so vielversprechend wie bei den letzten Updates, trotzdem bzw. gerade deswegen werfen wir einen genaueren Blick auf das gute Stück.

Der erste Eindruck von Steinberg WaveLab 10

Steinberg WaveLab Pro 10

WaveLab startet wie immer

Die Hardware-Anforderungen sind für heutige Rechner gar kein Problem, nur ein aktuelles Betriebssystem sollte es doch sein: Windows 10 64 Bit bzw. macOS High Sierra / macOS Mojave. Der Download erfolgt, wie seit einiger Zeit bei den Steinbergern üblich, über den hauseigenen Download-Manager, der – oh Wunder – mal wieder upgedatet werden muss, bevor er seinen Dienst tut. Manchmal vermisse ich den guten, alten FTP-Server.

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Steinberg WaveLab Pro 10

Kaum ein Unterschied zu WaveLab 9.5

Nach dem Starten erscheint WaveLab gar nicht so sehr verändert. Da gerade WaveLab in den letzen Update-Perioden teilweise extreme Änderungen des GUI erlebt hat, ist das eher unter positiv zu verbuchen: Ich kann WaveLab so bedienen, wie ich es gewohnt bin (wenn ich da an das WaveLab 7 oder WaveLab 9 Update denke …).

Steinberg WaveLab Pro 10

Das Stereowölkchen (Goniometer) oben rechts ist etwas gefälliger abzulesen

Wählerisch: Mit Steinberg WaveLab 10 gezielt rückgängig machen

Ich kann mich noch erinnern, als ich auf einem Rechner (einem Amiga 500 seiner Zeit) zum ersten Mal das Wort „Undo“ entdeckte. Ich hatte keine Vorstellung, was das sollte. Als ich dann verstand, dass man damit den letzten Schritt (und nur den) rückgängig machen konnte, wurde ich ehrfürchtig vor der modernen Technik, damals 1991.

Mittlerweile müssen die Programme ja mindestens 99 Schritte rückgängig machen, besser unendlich viele. Leider können die meisten Programme aber nur einen Schritt nach dem anderen ungeschehen machen. Interessant wäre die Funktion doch, wenn man einen beliebigen Schritt rückgängig machen könnte. Und siehe da, in diese Richtung geht die neue Funktion in Steinberg WaveLab 10.

Der Audioeditor speichert die Stellen, an denen in der Audiodatei ein destruktiver Arbeitsschritt durchgeführt wurde und erlaubt gezielt das Rückspielen einer Vorversion an dieser Stelle. In leicht abgewandelter Form kannte ich diese Art des Handlings anfangs nur aus Systemen wie DigAs.

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Da frage ich mich, warum eine solche Funktion erst jetzt in WaveLab zu finden ist und dann nicht auch in Cubase, Nuendo und den ganzen Marktbegleitern. Ich hatte zwar dieses Feature nicht so richtig vermisst, aber das kommt immer auf die persönliche Arbeitsweise und die Dinge an, die mit WaveLab bewerkstelligt werde sollen.

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Ich habe meine Workflows derzeit so eingerichtet, dass ich dieses Feature (bis jetzt) nicht lebensnotwendig benötige. Evtl. ändere ich meine Arbeitsweisen ja künftig.

Steinberg WaveLab Pro 10

Die neue Undo-History

Ich kam sah und: Video in WaveLab Pro 10

WaveLab 10 erlaubt nun auch Videos in der Audiomontage. Attraktiv ist das für diejenigen Anwender, die kurze Trailer vertonen – aber eben nicht nur für diese Zielgruppe. Spielfilme oder Serien-Episoden wollte ich in WaveLab nicht mischen (müssen).

Das Anlegen von Audio ist sehr praxisorientiert gelöst: Verschiebt man den Audioclip auf der Timeline, wird in der Videoansicht das Bild gezeigt, bei dem der Audioclip eingefügt wird, sehr schön. Solche Funktionen haben eher Videoschnitt-Programme, denn Audiosoftware. Liebe Marktbegleiter, macht das bitte auch so!

Steinberg WaveLab Pro 10

Jetzt mit Video!

Eine Referenz in WaveLab 10: Die Referenzspur

Dieses Feature hat mich sehr, sehr neugierig gemacht: Es kann in Steinberg WaveLab 10 beim Mastering ein Referenz-Track vorbereitet werden, den man nahtlos (ohne „Klick“ und „Popp“-Sound) umschalten kann. Warum auch nicht, mein E-Mail-Postfach ist voll von Angeboten von Plugins, die solche Funktionalitäten bereitstellen.

Im Ernst: Diese Funktion überzeugt mich ganz und gar nicht! Der Referenz-Track ist nur in der Audio-Montage zu finden und – vom Prinzip her – eine normale Audio-Spur, die man auf „Solo“ schaltet, um diese als Referenz zu nutzen. Prinzipiell ging ein solches bereits vorher. In meinen Augen kaum ein Update, schade.

Steinberg WaveLab Pro 10

Damals und heute: So hat sich das Einbinden externer Effekte

Externalitäten in Steinberg WaveLab 10

Zwar konnte man in WaveLab bereits seit einiger Zeit externe Effekte einbinden (ASIO-Plugins), jedoch nicht ganz so komfortabel, wie das beispielsweise Cubase und andere Sequencer aktuelleren Datums können. Bisher hat man in WaveLab nur Pfade angegeben, welcher Ausgang zu einem externen Gerät geht und welcher von einem Gerät zurück in den Rechner führt. „Externe Plugins“ mit Namen (und Mixermap) wie in Cubase gab es nicht. Das hat sich nun geändert.

Man kann in Steinberg WaveLab 10 nun externe Effekte anlegen und genauso in die Effekt-Kette einbeziehen wie ein VST-Plugin. Ich hätte mich noch für die Integration von Editoren interessiert. Natürlich kann ich den LA2A-Clone schwerlich per MIDI fernsteuern, aber es gibt ja durchaus solche analogen Hardware-Effekte, die einen Editor haben bzw. Schnittstellen anbieten.

Wenn man jedoch die Mixermaps in Cubase/Nuendo kennt und weiß, wie verwaist und out-of-date diese sind, wundert man sich kaum über ein fehlendes Äquivalent in WaveLab, schade.

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Etwas bizarr mutet die Option an, externe Editoren in Steinberg WaveLab 10 einzubeziehen. Zweifeln die Steinberger etwa an ihrem eigenen Editor?

Ich hatte noch nie das Bedürfnis, einzelne Arbeitsschritte in einem Konkurrenzprodukt umzusetzen. Oder liege ich falsch? Wie den meisten bereits bekannt sein dürfte, haben die Hamburger den Spektral-Editor SpectraLayers Pro 6 übernommen. Dieser ist aber kein Plugin, sondern ein eigenständiger Editor.

Mit dem neuen Feature (das in Cubase und Nuendo schon „ewig“ enthalten ist) kann man eben solche Editoren recht einfach in WaveLab einbinden. Natürlich auch die Editoren aus dem Hause iZotope und Co. Eine Totalintegration von SpectralLayers in WaveLab Pro wäre allerdings eine konsequente und gute Idee! Man könnte dann WaveLab in drei Stufen anbieten wie Cubase. Die Elements-Version bleibt unverändert, eine Artist-Version entspricht dem jetzigen WaveLab Pro und die Pro-Version kann mit den Spectral Layers aufwarten.

Steinberg WaveLab Pro 10

So kommen die externen Effekte in WaveLab 10

Steinberg WaveLab 10 und die Inspektion

Aus den üblichen Sequencern ist es ja bereits bekannt: Am Rand (meist am linken Rand) ist eine Spalte, mit einigen/allen wichtigen Parametern zur Spur. Im Hause Steinberg heißt dieses Fenster „Inspector“. Eine solche Funktion habe ich in der Audio-Montage schon immer vermisst und Steinberg WaveLab 10 hat diese Funktion nun. Der Inspector kann auf die ganze Montage, die Spur oder den Clip bezogen werden. Es werden alle Effekte, der Pegel und das Panorama angezeigt. Die Fader sind für mich – als „alten Tonkutscher“ – doch etwas seltsam von der Skalierung her (siehe Bild).

Steinberg WaveLab Pro 10

Jetzt mit Inspector

Der neue Inspector macht, was er soll und bringt endlich deutlich mehr Übersichtlichkeit in die Audio-Montage die, je nach Projekt, doch schon recht komplex werden kann. Warum nicht gleich so!

Generell fand ich die Audio-Montage oft (latent) unübersichtlich. Die Optik der Spuren half bei der Orientierung nicht unbedingt weiter. Selbstverständlich ist das „Jammern auf hohem Niveau“, denn es gibt deutlich unübersichtlichere Kollegen auf dem Markt.

Steinberg hat WaveLab 10 nun aber ein neues Design der Spurenköpfe spendiert. Nun erkennt man etwas leichter, was welche Spur ist, sehr schön. Surround-Spuren (oder gar immersive Audio-Spuren) kennt WaveLab noch immer nicht. Ich kann also die 5.1-Wav-Files aus dem hauseigenen Nuendo nicht auf eine Audio-Montage-Spur ziehen. Das verstehe, wer will!

Steinberg WaveLab Pro 10

Verschiedene Spurtypen in der Audio-Montage

Und sonst so in Steinberg WaveLab 10?

Natürlich ist Steinberg WaveLab 10 nach wie vor ein umfängliches Programm für das einfache Editieren bis hin zum Mastering und Erstellen von RedBook-kompatiblen DDPs und DVD-Audio-Mastern. Die mitgelieferten Plugins sind richtig gut (mag sein, dass es bessere gibt, aber mit dem, was dabei ist, kann man schon mal ganz gut arbeiten).

Ein weiteres neues Feature ist die Option, dass man Audio gleich mit Effekten aufnehmen kann. Im Marketing bewerben das die Hamburger als „Time-Saver“. Wenn ich eine Audioaufnahme mit WaveLab mache und dann die Master-Effekt-Kette darauf anwende, habe ich den Zeigefinger kaum von der Maus gehoben, da ist mein Rechner schon fertig. Auf gut Deutsch: Ich sehe keine Notwendigkeit für dieses Feature! Eher sogar im Gegenteil, da man es ja nicht mehr rückgängig machen kann.

Steinberg WaveLab Pro 10

Diese Funktion macht nur die Änderungen hörbar, die ein Effekt am Audiomaterial vornimmt

Auch hübsch ist, dass man beim Bypass nun auch die Differenz hörbar machen kann (auch bei externen Effekten). So hat man auch die akustische Kontrolle, wie der Effekt das Signal verändert.
Der Frequency-EQ aus Nuendo/Cubase ist nun auch in WaveLab, war er aber bereits vorher über das MasterRig. Dieser EQ ist wirklich sehr gut und kann es mit etlichen 3rd Party Plugins aufnehmen. Zumal er latenzmäßig eine gute Figur macht, dank VST3.
Ein wenig schade ist, dass das Erstellen von DDPs oder das Brennen von Premasters keine CDs erlaubt mit Datenteil. Dafür hatte ich schon ein paar Mal den Bedarf und musste auf andere Software zum Erstellen zurückgreifen.

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Fazit

Der Support der neuen Video-Spur in Steinberg WaveLab 10 mag der eine oder andere sehnsüchtig erwartet haben, ich gehöre definitiv aber nicht dazu. Zwar hat WaveLab innovativ (für ein Audio-Progamm/DAW) anmutende Features beim Anlegen von Ton, trotzdem nutze ich dafür lieber Cubase, Nuendo, Reaper, ProTools oder einen der Kollegen. Der Inspektor für die Montage war mehr als überfällig. Wie die Volume-Fader integriert sind, finde ich etwas gewöhnungsbedürftig, aber das sind wirklich kleine Details.

Ein richtiger Hammer ist die Undo-History! Das möchte ich so in jedem meiner Programme haben (Textverarbeitung, Videoschnitt, Bildbearbeitung, Reaktorsteuerung etc.). Das hat wirklich gefehlt.

Die verbesserte Einbindung von externer Hardware ist eine klare Verbesserung, das hat vorher wenig Spaß gemacht. Es fehlt das Nutzen von externen Editoren für die Hardware. Logisch hat ein analoger Kompressor oft keine Steuersoftware, aber es gibt solche analoge Hardware.
Für einige Anwender dürfte die verbesserte Undo-History, die selektiv funktionieren kann, ein glasklarer Kaufgrund für das Update sein. Wer viel mit der Audio-Montage zu tun hat, wird die Arbeit mit dem Inspector nicht mehr missen wollen.

Plus

  • Einbinden extern Editoren
  • Inspekt in der Audiomontage
  • Video-Einbindung in Audiomontage
  • Undo mit der History-Funktion
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • noch immer kein Support von Surround-Files

Preis

  • WaveLab 10 Pro: 389,- Euro
  • WaveLab 10 Elements: 79,99 Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Danke für die Übersicht. Ich fand den Update-Preis noch erwähnenswert, weil passabel. Angesichts der wenigen echten Neuerungen und der geringen Innovation könnte man sich jedoch durchaus fragen, warum ist das kein kleineres Zwischenupdate geworden?

    Man darf aber auch nicht verkennen, dass es sicherlich für die angebotenen (neuen) Funktionen Abnehmer gibt. Jedoch werden das nicht die meisten sein. Trotz dessen ist Wavelab ein gutes Produkt. Die Konkurrenz schläft zwar nicht, aber eine echte Alternative kann ich so nicht entdecken.

  2. Profilbild
    ColdSteel

    Sehr schöner Test, der das Update angenehm kritisch beleuchtet. WaveLab ist eine wunderbare Software – dennoch, finde ich, fühlt sich das Update nicht wie eine Version 10 an. Ebenfalls schade ist, dass wichtige Features wie Plug-In Automation immer noch ignoriert wurden.

  3. Profilbild
    t.goldschmitz RED

    Hallo Florian,
     
    ich hoffe Du kannst mich ein wenig erhellen. Wofür braucht man einen „Waveditor“ heutzutage eigentlich noch, zumal einen, der kein Mehrspurfile versteht? Das ist eine ernstgemeinte Frage. Ich habe seinerzeit Soundforge benutzt, vor allem wegen der SCSI-Anbindung zum Rechner, OK Aber seit ich Reaper nutze, könnte ich mir keinen Grund vorstellen, so eine Anwendung noch zu nutzen.
     
    Viele Grüße,
    Thilo

    • Profilbild
      Florian Scholz RED

      @t.goldschmitz Moin Thilo,

      ich persönlich finde es unpraktisch in Reaper, ProTools, Cubase (…) einfache Schnittaufgaben zu machen. Auch der Batch-Editor bietet Dinge, die viele Sequencer nicht bzw. so nicht anbieten. Im Einzelfall werden noch ein paar Dateiformate unterstützt, die Sequenzer (in der Regel) nicht kennen. Nicht zuletzt sind die Analyse-Funktionen den meisten (allen??) Sequencern extrem überlegen. Auch kannst Du mit jedem Plguin MS-Mastering machen, ohne Dir eine Matrix bauen zu müssen. CD-PreMastering habe ich in noch keinem Sequencer mit dem Komfort gesehen wie in Programmen wie WaveLab. Gerade das DDP angeht…

      Aber klar: Das hängt immer etwas davon ab, was man macht, und WIE man es macht/machen muss/machen möchte: Workflows!
      LG
      Florian

      • Profilbild
        t.goldschmitz RED

        @Florian Scholz Cool, danke Florian.
         
        Wie es mir scheint, unterschätzt Du den Reaper ein wenig. Der kann das alles und noch mehr… (also auch DDP, Masteringfertige CD-Images etc., sogar Spectral Edit und Anzeige sind mit eingebaut) bei den anderen DAWs gebe ich Dir recht, die verlieren eindeutig gegenüber Wavelab!
         
        Aber Du weißt, wie man sagt: The Reaper takes ‚em all ;)

        • Profilbild
          Florian Scholz RED

          @t.goldschmitz Moin Thilo,

          oder Du unterschätzt WaveLab ;) Das Reaper DDP kann, ist mir in der Tat durchgerutscht. Allerdings: Beim Metering würde ich trotzdem WL den Vorzug geben, ich habe Reaper jetzt schon länger nicht mehr offen gehabt, müsste also nochmal schauen.
          Eines vergisst Du: Wenn es um reinen Audioschnitt (Sprachaufnahmen usw.) geht, haben Editoren wie WaveLab (zumindest für mich) die Nase vorne (zB keine Timeline). Ich arbeite bei solchen Sachen lieber mit WL als mit jedem Sequencer ;)

          LG
          Florian

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