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Test: Boss Gigcaster 5, Audio-Streaming-Mixer

Kleiner Boss mit Luft nach oben

3. Juli 2023
boss gigcaster 5 test

Boss Gigcaster 5, Audio-Streaming-Mixer

“Auch du, Boss?“ mag man in Anlehnung auf das bekannte Brutus-Zitat Cäsars  beim Anblick des Boss Gigcaster 5 denken, hat der doch auf den ersten Blick große Ähnlichkeit mit Geräten wie Rodecaster, Procaster, Podtrak, Mixcast oder Mackie DLZ. Aber weit gefehlt! Denn der Gigcaster ist kein weiteres Podcast-Produktionsgerät, sondern eine „All-in-one-Audiozentrale für streamende Musiker“, schreibt der Hersteller in seiner Produktbeschreibung. Und wenn dann noch Schlagworte wie „Verstärker und Effekte aus den GT-Topmodellen“ oder „Signalprozessoren in Studioqualität aus der VE-Serie“ fallen, ist meine Neugierde endgültig geweckt. Auch wenn Boss dann etwas später doch noch vom „Partner für Musiker, Online-Lehrer, Podcaster und alle Content Creator, bei denen die Musik im Vordergrund steht“ spricht. Ist das endlich der Streaming-Mixer, der speziell auf die Bedürfnisse von uns Musikern zugeschnitten ist? Finden wir es gemeinsam heraus.

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Boss Gigcaster 5

Zwei Modelle: Boss Gigcaster 5 und Gigcaster 8

Boss hat gleich zwei Gigcaster-Modelle im Angebot, den Boss Gigcaster 5 für 549,- Euro und den Boss Gigcaster 8 für 759,- Euro. Die beiden Modelle unterscheiden sich zum einen in der Zahl der Kanäle – 5 Kanäle und 16 In/12 Out als USB-Audiointerface beim Gigcaster 5, 8 Kanäle und 20 In/14 Out als Interface beim Gigcaster 8. Der kleine Gigcaster hat dann auch „nur“ zwei XLR/TRS-Kombo-Eingänge, der große deren vier. Zudem sind auch die Fader-Wege des 8ers mit 65 mm gegenüber den 50 mm des 5ers etwas luxuriöser. Beide besitzen aber (nur) einen Kanal zum direkten Anschluss von Bass oder Gitarre und einen weiteren Stereo-Line-Eingang.

Weitere Pluspunkte des großen Modells sind unter anderem ein eingebautes Stereomikrofon, vier statt zwei getrennt regelbare Kopfhöreranschlüsse, die Möglichkeit des Multitrack-Recordings auf einer microSD-Speicherkarte und Hardware-Pads statt virtueller Pads auf dem Display.

Boss Gigcaster 5

Die Technik des Boss Gigcaster 5

Der Boss Gigcaster 5 ist ein kompakter 5-Kanal-Livestreaming-Audiomixer mit einem 24 Bit AD-Wandler und einem 32 Bit DA-Wandler (48 kHz). Als USB-Audiointerface liefert er 16 Ein- und 12 Ausgänge, die sich in einer DAW verwenden lassen.

Boss Gigcaster 5: Erster Eindruck

Der schwarze Hochglanzkarton gibt sich bescheiden: Ein buntes Foto, die Modellbezeichnung auf der einen, der Herstellername auf der anderen Seite, dazu mehrsprachig – und recht klein – ein fast schon verschämtes „Signal Processor“. Ansonsten: viel Schwarz und etwas Weiß. Keine ellenlangen Feature-Listen, keine Spur von „Ultimativ & Co.“ Im Inneren finde ich – gut mit passgenauen  Schaumstoffträgern gesichert – den überraschend kleinen Mixer sowie das externe Netzteil mit Klotzstecker. Auch eine gedruckte, achtsprachige Kurzanleitung im DIN-A-4-Format ist enthalten, die – ausreichend bebildert – den Start ins Gigcaster-Leben erleichtert. Dass nun jedes einzelne Teil – Mixer, Netzteil, Handbuch – noch einmal in einer extra Kunststofftüte steckt, ist allerdings nicht mehr ganz zeitgemäß, da ist weniger inzwischen mehr.

Ein Pappkärtchen im Scheckkartenformat reckt mir einen QR-Code entgegen, der zur Anmeldung eines Roland-Accounts führt und als Belohnung für meine Daten dann „Free Support, Updates, Tutorial Videos, Apps und Owner’s Manuals“ verspricht. Ein Blick auf die Website zeigt jedoch, dass es PDF-Handbuch, Treiber, App und Presets auch ohne Account gibt. Gut so.

Boss Gigcaster 5

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Wie lässt sich der Boss Gigcaster 5 bedienen?

Der Boss Gigcaster 5 ist mit 177 x 216 x 78 mm (B x T x H) deutlich kleiner als die meisten Kollegen aus dem Podcaster-Content-Creator-Lager (zum Vergleich: Rodecaster Pro 2: 305 x 270 x 60, Zoom PodTrak P8: 295 x 248 x 61 mm, Mackie DLZ: 330 x 104 x 381 mm) und mit dem Gewicht von 960 g auch um einiges leichter. Und das, obwohl hier die Frontplatte doch tatsächlich aus Metall besteht, was dem kompakten, pultförmig abgeschrägten Gehäuse einen recht stabilen Eindruck verschafft. Auch wenn der Rest des Gigcasters dann doch in der Kunststoff-Liga spielt.

Die Nutzeroberfläche gibt sich schön aufgeräumt und übersichtlich. Im unteren Teil befinden sich die sechs 50 mm Fader, fünf für die Tracks und einer für den Main-Out. Alle sechs können auf Knopfdruck stummgeschaltet werden, die fünf Spurfader haben überdies einen weiteren Button zum Vorhören. Letzteres geschieht dann unabhängig von der Fader-Position, auch wird das Signal dann aus dem Mix genommen und ist lediglich über den Kopfhörer zu hören. Die Fader-Kappen haben ein wenig Spiel zur Seite und kratzen mechanisch ganz dezent – aber das ist alles im vertretbaren Rahmen und wohl mehr dem Tester-Spürsinn geschuldet, im Normalbetrieb fällt das nicht weiter auf. Über den sechs Fadern findet sich ein Edit-Button, um die jeweiligen Kanaleinstellungen auf das Farb-LC-Display zu holen. Der 4,3 Zoll große Touchscreen kommt mit einer Auflösung von 480 x 272 Bildpunkten. Nicht die Welt, aber das reicht für ein Display dieser Größe. Die Edit-Buttons sind mit Symbolen für Gitarre, Kanal 2, Keyboard, USB und Bluetooth gekennzeichnet, wobei die Zuordnung nicht ganz fix ist. Aber dazu gleich mehr.

Und wo sind die obligatorischen Pads? Die finden beim Boss Gigcaster 5 nicht hardwareseitig, sondern „nur“ auf dem Touchpad statt. Eine recht elegante Lösung, um das Gehäuse kompakt zu halten. Aufgerufen werden die acht virtuellen Pads über einen Taster links neben dem Display, genau wie die acht Effekt-Pads, deren dafür zuständige Button direkt darunter untergebracht ist. Auf der rechten Seite sind die zwei Drehregler für die beiden voneinander unabhängigen Kopfhörerausgänge, ganz oben links der Power-Button – angenehm, dass der mal nicht auf der Rückseite zu finden (oder besser: zu suchen) ist.
Boss Gigcaster 5

Welche Anschlüsse bietet der Boss Gigcaster 5?

Der relativ kleine Platz auf der Rückseite des Gehäuses wird gut genutzt. Untergebracht sind dort nicht nur die beiden XLR-Klinke-Kombobuchsen (leider nicht verriegelbar) mit getrennt aufschaltbarer +48 V Phantomspeisung, zwei große Klinken für den Anschluss eines Keyboards und zwei weiteren Klinkenbuchsen für den Main-Out, sondern auch eine Footswitch-Buchse. Hier lassen sich verschiedene Fußschalter oder Expression-Pedale anschließen. Roland/Boss empfiehlt da (natürlich) die hauseigenen Modelle wie die Fußschalter FS-5U / FS-6 / FS-7, die Expression-Pedale FV-500H / FV-500L / EV-30 / EV-5 oder die Pedaleinheit GA-FC. Und rät eindringlich, nur das empfohlene Expression-Pedal zu nutzen, da die Benutzung von Pedalen anderer Hersteller zu Fehlfunktionen oder/und zu Beschädigungen des Geräts führen kann. Das mag man nun glauben oder auch nicht.

Ebenfalls auf der Rückseite zu finden sind die beiden Kopfhöreranschlüsse in Form von Miniklinkenbuchsen. Anschluss 1 kann auch mit einem Headset bestückt werden (mit 3,5 mm CTIA-Typ-Ministecker (4pol), Anschluss 2 ausschließlich mit einem Kopfhörer. Über den USB-C-Anschluss wird der Kontakt zum Rechner hergestellt, um den Gigcaster als Audiointerface einsetzen zu können oder/und die Daten vom Gerät auf dem Rechner zu sichern. Außerdem kann der Gigcaster via USB auch mit Strom versorgt werden – der Hersteller empfiehlt hier den Einsatz eines handelsüblichen USB AC-Adapters (5 V/3 A). Da beim Gigcaster aber ein Netzteil mitgeliefert wird und auch eine DC-IN-Buchse vorhanden ist, ist diese Möglichkeit wohl eher theoretischer Natur. Extra für das Kabel des Netzteils gibt es eine Führung auf der Unterseite, durch die das Kabel gezogen wird, um es gegen versehentliches Herausreißen zu sichern – sehr durchdacht, so etwas kenne ich sonst nur von älteren Schnurtelefonen. Schön ist dabei der Hinweis „Lassen Sie das Gerät beim Umdrehen nicht fallen“, der mich spontan an das gebetsmühlenartige „Fahr vorsichtig“ meiner Mutter früher erinnert. Sämtliche Buchsen sind auch mit Namen oder Symbolen gekennzeichnet, was aber leider (dünne Prägung grau auf grau) nur unter Flutlicht mit Lupe einigermaßen lesbar ist. Ja sicher, eine zweifarbige Fertigung wäre teurer und aufwendiger gewesen, hätte dafür aber auch einen Sinn ergeben.

Aber war da nicht auch noch von einem dedizierten Anschluss für Gitarre bzw. Bass die Rede? Richtig, aber der ist nicht auf der Rückseite, sondern vorn rechts untergebracht. Dass sich Gitarristen aber auch immer in den Vordergrund spielen müssen …

Was auf den ersten Blick fehlt, ist ein Karten-Slot für eine Onboard-Aufnahmemöglichkeit auf SD/MicroSD-Karte, wie sie ja eigentlich Standard ist bei derartigen Geräten. Die gibt es tatsächlich nur in der großen 8er-Version, nur da ist Multitrack-Recording onboard möglich. Weshalb im Handbuch des Gigcaster 5 der Abschnitt „Die Aufnahme“ auch komplett fehlt. Wer hier den Mix aufzeichnen will, kann das nur über den Main-Out bzw. den USB-Ausgang mit zusätzlicher Hardware machen. Was ich schon etwas befremdlich finde – da wurde in meinen Augen am komplett falschen Ende gespart, auch wenn Boss das Erzeugen von Live-Streams heraushebt („All-in-one-Steuerzentrale für streamende Musiker“). Wobei das Thema Streaming dafür dann im Handbuch fast komplett unterschlagen wird, was wiederum etwas seltsam ist. Eine direkte Aufnahmemöglichkeit wäre aber trotzdem nett und technisch sicher auch machbar gewesen, siehe Gigcaster 8.

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Mehr Informationen

Die Einsatzmöglichkeiten: Welche Setups sind möglich?

Musik: Je nach vorhandenem Setup kann ich die fünf Kanäle (in der App sind es deren sechs, da die Pads dort einen eigenen Kanal haben) in Grenzen zuordnen. So ist Kanal 1 für Gitarre, Mikrofon oder Headset gedacht, Kanal 2 nur für Mikrofon oder Headset, wobei die beiden (1+2) auch zu einem Stereokanal verlinkt werden können. Kanal 3 ist der Instrumentenkanal (wie etwa Keyboard, mit zwei Klinkenbuchsen als Eingang), kann aber ebenfalls für das Headset genutzt werden. Kanal 4 ist ausschließlich dem USB-Anschluss vorbehalten, Kanal 5 für Bluetooth reserviert. Was bedeutet, dass sich der kleine Gigcaster – beim Thema Band-Setup – nun definitiv nicht für eine komplette Band mit Bass, Gitarre, Drums, Keyboards und Gesang eignet und wohl auch nicht dafür gedacht ist.

Vielmehr wird damit eher – auf musikalischer Gebiet – die kleine Singer/Songwriter-Besetzung angesprochen. Mit der Einschränkung, dass E-Bass UND E-Gitarre nicht möglich ist, da nur ein dedizierter Hi-Z-Eingang (der für Kanal 1) vorhanden ist und auch nur der mit den entsprechenden Effekten ausgestattet wurde. Denkbar wären also musikalische Besetzungen wie z. B. E-Gitarre, Gesang und Keyboards oder E-Bass, akustischer Gitarre und Gesang, das kleine Besteck also, wobei ich via USB dann noch eine Konserve draufpacken kann. Wer hier mehr möchte, müsste sich für das Gigcaster 8 entscheiden, wobei auch dort die Zahl der elektrifizierten Saiteninstrumente, die Hi-Z und die passenden Effekte benötigen, auf lediglich eines beschränkt ist.

Podcast: Und natürlich kann ich mit dem Gigcaster 5 auch podcasten: Zwei Mikrofone plus Headset sind möglich, dazu die Jingles über die virtuellen Pads plus Zuspieler via USB und Bluetooth (wie Musikbett oder Gesprächspartner am Smartphone). Da geht also so einiges.

Der Gigcaster 5 als Effektgerät: Der Gigcaster 5 enthält 100 der bekannten BOSS Verstärker und Effekte aus dem bekannten Topmodell GT-1000. Die Auswahl ist recht ordentlich, die Handhabung einfach: Gitarre anstöpseln, Effekt wählen, los geht’s. Das spart die Anschaffung von einem Dutzend Bodentretern. Und auch Sänger kommen auf ihre Kosten: Mit dabei sind auch 30 Vocal-, Harmonie- und Voice-Transformer-Effekte aus den Vocal-Prozessoren der Boss-VE-Serie. Und schließlich gibt es obendrein auch noch 30 weitere Effekte für den Bereich Talk.

Wofür er sich nicht eignet: Als mobiles Recording-Studio, da es – wie erwähnt – mangels SD-Karten-Slot oder größerem internen Speicher keine Möglichkeit gibt, im Gerät selber aufzuzeichnen. Was ich persönlich – ebenfalls wie erwähnt – für einen Fehler halte.

Boss Gigcaster 5, Audio-Streaming-Mixer test

Der Boss Gigcaster im Einsatz: Arbeiten am Display

Das 4,3 Zoll große Farb-Touchdisplay ist ausreichend auflösend und grundsätzlich auch gut ablesbar, aber leider nicht entspiegelt, was bei ungünstigen Lichtverhältnissen dann doch zu einer deutlichen Verschlechterung führt. Auch sollte man stets ein Putztuch bereithalten – ist halt der Nachteil eines Touchdisplays. Was in der Bedienung des Displays definitiv fehlt, ist ein Hardware-Scroll-Regler, mit dem ich auch mal größere Strecken überspringen kann. So muss ich beispielsweise genau 28x ansetzen, um mit mich mit dem Finger von Gitarren-Effekt 1 zu Gitarren-Effekt 100 zu wischen, was doch ziemlich umständlich ist. Ansonsten aber reagiert das Display angenehm sensibel auf die Fingereingaben, ohne aber dabei überempfindlich beim Durchwischen durch längere Listen falsche Aufrufe zu starten.

Der Aufbau der Screens folgt einer nachvollziehbaren Logik. Alles startet in der Pegelanzeige der fünf Kanäle plus Main-Out (reicht von -60 bis 0). Über die Kanalbuttons kann ich dann die Kanäle einzeln anwählen, um dort die Eingangsquelle zu wählen und 3-Band-EQ (mit Lo- und HiCut plus Pan)  und Effekt einzuschalten und einzustellen. Außerdem kann ich im Punkt „General“ bei den Instrumenten/Mikrofonen festlegen, ob ich das USB-Audiosignal als zusätzliches Eingangssignal für den Kanal verwenden will, während ich dort auf dem USB- und dem BT-Channel die Ducking-Funktion ein- und ausschalten kann (auch das Sound-Pad hat eine Ducking-Funktion). Bei den beiden Kanälen lässt sich auch eine Mix-Minus-Funktion aktivieren, um Rückkopplungen zu vermeiden.

In den generellen Einstellungen lassen sich zum Beispiel der USB-Audio-Mode festlegen (2 Mix, Multitrack Record, Multitrack Stream), die Art des Foot-Switches einstellen, der Clip-Pegel für das Level-Meter im Hauptbildschirm bestimmen, ein Backup der Einstellungen vornehmen und einiges mehr. Man muss sich schon eine ganze Weile damit beschäftigen, um wirklich alle Feinheiten zu finden. Einige Einstellungen werden durch horizontale Schieberegler vorgenommen, wobei dann mitunter der schiebende Finger die Anzeige verdeckt. Auch deshalb wäre ein Hardware-Scrollrad eine echte Verbesserung der Bedienbarkeit gewesen. Bei vielen Fenstern muss auch aufgrund der vielen Parameter gescrollt werden, so dass man selten alle Infos auf einen Blick hat. Da würde es allerdings dann auch schon ein Display in iPad-Größe brauchen (wie etwa beim Mackie DLZ), um das zu beheben.

boss gigcaster 5

boss gigcaster 5

Intermezzo: Treiber, Software und Anschluss-Späße am PC

Im Download-Ordner der Produktseite befindet sich so einiges an Software. Leider muss man ein wenig raten, wofür genau die nun gedacht ist, da sich das Handbuch darüber größtenteils ausschweigt. Da gibt es ein „System Program“ (das sich als Firmware-Update entpuppt), eine „App“, den „Driver“ für Windows, „MTK-Record und -Stream-Treiber“ für den Mac sowie „Preset Audio Data“ für das Soundpad.

Die App wird z. B. benötigt, wenn man das Sound-Pad nutzen will. „Die Sound Pad-Funktion kann genutzt werden, wenn Sie die dedizierte app erwenden.“ – finde ich etwas versteckt im Kapitel „Sound Pad“ im Handbuch. Wird dann wohl diese App hier sein, auch wenn eine dedizierte Bezeichnung fehlt.

Die Beschreibung für „Driver“ finde ich dann im Readme zum Treiber: Der wird für den Multikanal-Betrieb benötigt. Will man den Gigcaster lediglich im Stereomix am Rechner haben, reichen auch die (in meinem Fall) Windows-Wald & Wiesen-Treiber. Gut, alles installiert, der Gigcaster wird auch prompt von Windows (10) erkannt und brav als Ein- und Ausgabegerät eingetragen. Ich spiele testweise Musik auf dem Rechner ab und die Pegelanzeige reagiert ebenfalls. So weit, so alles gut. Als ich aber das Treiber-Panel aufrufe, wird mir mitgeteilt, dass das Gerät nicht angeschlossen sei. Wohlgemerkt während das Audiosignal vom PC bereits auf dem Gigcaster wiedergegeben wird. Und auch die App startet zwar, allerdings nur im Offline-Modus. Da scheint noch einiges im Argen zu liegen. Ich teste mehrere Kabel, mehrere PCs, das Ergebnis bleibt dasselbe.

Und nun wird es wirklich merkwürdig: Als ich den Treiber wieder deinstallieren will, kommt eine Fehlermeldung: „Gerät ist angeschlossen, bitte erst entfernen, dann wiederholen“. Also doch? Treiber-Panel aufgerufen: „Gerät ist nicht angeschlossen“. Ja was denn nun? Entnervt entferne ich den Gigcaster, klicke wiederholen an, woraufhin der Treiber endlich entfernt wird. Und mein PC ungefragt blitzartig  neustarten will, was ich gerade noch verhindern kann..

Aber ich habe ja auch noch einen alten Mac mit Windows-Partition. Der mir – nach Anschluss des Gigcasters – dann immerhin verrät, dass ich ja nicht die neueste Firmware nutze. Probiere ich, auch wenn der Gigcaster offiziell gar nicht verbunden ist. Was nach einigen weiteren Fehlermeldungen (Speicher zu klein für Update) dann Stück für Stück funktioniert. Man muss halt kreativ sein.

Anschließend funktioniert die App tatsächlich. Sogar auf allen PCs. Nur das Treiber-Panel insistiert weiterhin, dass der Gigcaster nicht angeschlossen sei, der im Hintergrund laufenden App zum Trotz. Wer sich den Gigcaster also zulegt, sollte a) nicht alles glauben, was da an Fehlermeldungen kommt, b) unbedingt die Firmware updaten und c) auf das Treiber-Panel verzichten können. Intermezzo Ende.

boss gigcaster 5

Die Gigcaster App, die Pads und wieder kein Speicher

Nachdem ich die App endlich zum Laufen bekommen habe, kann ich auch vermelden, was die alles kann und das ist so einiges. Die ist nämlich nicht nur die Steuerzentrale für die Pads, sondern gleichzeitig auch das Schaltwerk für alle Belange des Mixers (der dort samt Pegelanzeigen abgebildet ist), der Effekte, der Kanaleinstellungen und der generellen Einstellungen. Alles, was ich an der Hardware regeln kann, lässt sich auch hier mit der App erledigen. Reglerbewegungen werden dabei auf die Software übertragen – umgekehrt aber natürlich nicht, sind ja keine Motorfader. Größtenteils ist das Arbeiten mit der App komfortabler als an der Hardware, da ich hier meist alles auf einmal im Blick habe. Allerdings ist das GUI hier reichlich klein ausgefallen – nur etwa ein Viertel der verfügbaren Monitorfläche wird genutzt – und auch nicht skalierbar. Auf kleineren Bildschirmen ist das mitunter schon etwas (unnötig) fummelig.

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Boss GCS-5 Gigcaster5
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Kundenbewertung:
(11)

Die Pads können tatsächlich nur über die App geladen und gespeichert werden. Ohne App ist kein Pad-Betrieb möglich – anders als bei allen anderen mir bekannten Geräten. Unverständlich auch hier wieder, warum Boss dem Gigcaster nicht eine Handvoll Speicher spendiert hat. Selbst mein kleiner Mobile-Recorder OM System LS-P5 hat da intern satte 16 GB im Angebot – was beim Gigcaster locker für jede Menge Pad-Sounds oder ein paar größere Mehrspuraufnahmen ausreichen würde. Der Hinweis, dass der Gigcaster ja nun in erster Linie für „streamende Musiker“ bestimmt sei, will da nicht so ganz ziehen, verbaut sich Boss damit doch selber ohne Not einige PC-lose Standalone-Anwendungen. Und auch streamende Musiker möchten womöglich auch mal ohne Rechner am Gigcaster arbeiten, wenn sie gerade mal nicht streamen. Zurück zu den Pads: Jedes Pad kann mit bis zu vier Effektbefehlen belegt werden, auch lassen sich die Pads per Fußschalter steuern.

boss gigcaster 5

Wie klingt der Boss Gigcaster 5?

Hören wir uns zum Schluss noch eben ein paar Klangbeispiele an, die ich mit dem Gigcaster 5 und seinen Effekten aufgenommen habe. Und starten mit einer einfachen Sprachaufnahme:

Klingt doch recht ordentlich. Wer mit seiner Stimme nicht zufrieden ist, kann einen von 30 Effekten mit dazu tun. Die – wie alle Effekte – in vielen Parametern veränderbar sind und auf den 200 User-Speicherplätzen gesichert werden können. Immerhin da also gibt es doch ein paar interne Speicherplätze. Genauer: 3x 200. Nachfolgend ein wilder Ritt durch die Talk-Effekte:

Jetzt mal ein paar willkürlich ausgewählte Gesangseffekte. Auch hier gibt es insgesamt 30, die man ändern und speichern kann.

Und zum Schluss noch einige Gitarren-Sounds. Hier sind 100 mit dabei und auch die kann man – wer hätte das gedacht – nach Belieben ändern und in den (ebenfalls 200) User-Presets ablegen. Verbunden mit der üblichen Warnung, dass ich kein Gitarrist bin und mein Vorrat an für mich spielbaren Akkorden daher überschaubar ist.

Vom Rest das Beste

Noch ein paar Features, die ich bisher noch nicht erwähnt hatte: Ein Stimmgerät ist mit dabei, für das Streaming versteckt sich in den Tiefen der Einstellmöglichkeiten auch ein „Stream Delay“, um eventuell Video und Audio aneinander anpassen zu können, MIDI-über-USB wird unterstützt (auch wenn sich das Handbuch da ausschweigt) und auch für den Bluetooth-Kanal gibt es die Möglichkeit, Effekte zu nutzen.

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Fazit

Der Boss Gigcaster 5 hat eine Menge guter Seiten. Dazu gehören sicherlich die guten und brauchbaren Effekte aus anderen Boss-Geräten, die gute Klangqualität, die vielen Einstellmöglichkeiten, die in den Tiefen schlummern, die Möglichkeit, ein Pedal anzuschließen, der Gitarreneingang und einiges mehr. Und auch als Effektgerät leistet er gute Dienste. Selbst mir als Nicht-Gitarristen macht das Herumspielen da eine Menge Spaß.

Allerdings macht verbaut Boss den Weg zu einer höheren Wertung: Warum verzichtete man auf den Einbau einer internen Speichermöglichkeit, so dass ich für Recording oder den Einsatz der Pads zwingend einen Rechner brauche? Will Boss da potentielle Käufer gleich in Richtung des größeren Gigcaster 8 lenken? Auch das Signal-Routing ist hier und da noch ein Buch mit sieben Siegeln. Letztendlich ist der Gigcaster 5 kein schlechtes Gerät, an vielen Stellen sogar ein gutes, aber es hätte auch ein noch besseres werden können. Am Ende schwanke ich bei der Bewertung zwischen „befriedigend“ und „gut“, um mich dann zu einer „2 Minus“ durchzuringen. Da ist der Kauf des größeren Gigcaster 8 angesichts der größeren Möglichkeiten die klar bessere Option.

Plus

  • sehr gute Effekte für Gitarre, Gesang und Sprache
  • gute Klangqualität
  • kompakte Baugröße
  • eigener Kanal für Bluetooth
  • Hi-Z-Eingang
  • zuverlässiges Farb-Touch-Display
  • Talkback-Funktion
  • arbeitet auch 16/12 USB-Audiointerface
  • Anschluss für Fußschalter/Pedal
  • eigene Gigcaster App

Minus

  • keine Möglichkeit des Onboard-Recordings
  • Sample-Pads funktionieren nur, wenn der Gigcaster am Rechner hängt
  • Signal-Routing hier und da etwas undurchsichtig
  • erste Verbindungsaufnahme mit Windows-PC recht chaotisch im Test

Preis

  • 549,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    bluebell AHU

    Besonders aufgefallen ist mir das Foto mit dem Mädel, das gemütlich – zumindest soll es so aussehen – auf dem Bett sitzt und das Notebook auf die Bettdecke gelegt hat. Das ist alles andere als gut fürs Notebook, weil die Belüftung empfindlich gestört wird, und wenn es was ansaugt, dann viel Staub.

    Gerade für die Nutzung auf dem Bett/Sofa sollte ein Computer nicht nötig sein.

  2. Profilbild
    Carsten

    Mir ist das Thema Effekte zu kurz gekommen. Wieviele Effekte können denn gleichzeitig betrieben werden. Aus wieviel Effekten kann beim „Gitarren Kanal“ gleichzeitig gewählt werden (Effektkette)? Im Text heißt es dazu: „Gitarre anstöpseln, Effekt wählen, los geht’s“ . Kann also nur ein Effekt gleichzeitig betrieben werden? Also bspw. nur ein Kompressor oder wählt man eine vorkonfigurierte Effektkette für die Gitarre aus? Wie sieht es bei den übrigen Eingangskanälen aus. Kann hier auch nur ein Effekt oder Effektkette gewählt werden (Stichwort Ve-Effekte)? Sind verschiedene Hall- oder Echos auf den unterschiedlichen Kanälen möglich? Wie sieht es mit dem Masterausgang aus. Sicherlich auch eine Frage der Rechenkapazität und auch eine interessante Frage für das größere Modell.

    • Profilbild
      m.steinwachs RED

      @Carsten Moin Carsten, sorry, du hast Recht – das hatte ich glatt vergessen zu erwähnen. Also, jeder Effekt besteht aus einer ganzen Kette von Effekten, die man auch selber verändern und abspeichern kann. Das gilt sowohl für Gitarre als auch für die Vocal-Effects. Und – wenn ich mich richtig erinnere – sind dabei auch unterschiedliche Hall & Echoeffekte auf unterschiedlichen Kanälen möglich.

  3. Profilbild
    masterBlasterFX

    Hallo m.steinwachs

    So wie ich das sehe, braucht man aber einen sehr hohen Kraftaufwand um eine Klinke
    in deine sogenannten beiden XLR-Klinke-Kombobuchsen einzustecken !

    Ganz abgesehen vom hohen Kraftaufwand bezweifle ich auch einen korrekten elektrischen
    Kontakt ……

  4. Profilbild
    Dizzy

    Danke für den Test!

    Was mir persönlich fehlt und dadurch auch den Einsatz als universelles Audio-Interface (oder auch mal als kleines Mischpult mit Zusatzfunktionen) stark enschränkt, ist mindestens ein zusätzliches „richtiges“ Ausgangspaar. Bei den beschriebenen USB-Routingmöglichkeiten wäre das eine wirklich gute Ergänzung.

    Auch die feste Zuordnung der Eingänge (und die oben beschriebene Einschränkung, dass aus diesem Grund nur ein Instrumenteneingang möglich ist) ist schade.

    Für Podcaster passt es vermutlich aber ganz gut :)

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