Vielseitiger Nachfolger der Podcast-Maschine
Inhaltsverzeichnis
- Die neuen Features des Røde RØDECaster Pro II
- Erster Eindruck: Røde RØDECaster Pro 2
- Gehäuse und Oberfläche
- Die Anschlüsse des RodeCaster Pro 2
- Inbetriebnahme der Podcast-Station
- Arbeiten mit dem Røde RØDECaster Pro II: Die Einrichtung im Detail
- Smart Pads und Effekte
- Rode RODECaster Pro II: Achtung Aufnahme
- Wie klingt der Rode RODECaster Pro II?
Im Dezember 2018 brachte Røde mit dem „RØDECaster Pro“ die erste All-in-one-Lösung für Podcaster und alle anderen Content-Ersteller. Recht schnell zog die Konkurrenz nach: TC Helicon mit dem Go XLR (Mai 2019), Zoom brachte den LiveTrak L8 (Dezember 19), den PodTrak P4 (Januar 21) und den PodTrak P8 (Februar 21), Tascam kam mit dem Mixcast 4 um die Ecke (September 21) – es ist inzwischen also einiges im Angebot für diese Klientel.
Jetzt hat Røde mit dem RØDECaster Pro II den Nachfolger zum Urvater aller Podcast-Maschinen auf den Markt gebracht. Und verkündet gewohnt selbstbewusst: “The RØDECaster Pro II is not simply an evolution of the original. It is a completely new beast.” Beweist Røde wieder einmal, dass man erneut vorangeht, statt einem Trend zu folgen? Was hat das RØDECaster Pro II, was die anderen nicht haben? Das muss schon einiges sein, denn mit einem Preis von 798,- Euro ist der RØDECaster Pro II der mit Abstand teuerste Vertreter seiner Art.
Die neuen Features des Røde RØDECaster Pro II
Was euch jetzt natürlich am meisten interessiert, ist die Frage: Was ist gegenüber der Erstausgabe alles neu? Deshalb gibt’s vorab schon mal eine kurze Übersicht, bevor ich die neuen (und alten) Features dann später noch im Detail vorstelle:
- Vier Neutrik-Kombo-Eingänge erlauben jetzt den Anschluss von Mikrofonen UND Instrumenten.
- Die acht alten Trigger-Pads wurden durch acht SMART-Pads ersetzt und um sieben weitere Achter-Bänke ergänzt – macht zusammen 64 belegbare Pads.
- komplett neue, ultra-rauscharme Revolution Preamps
- zwei USB-C-Schnittstellen statt einer
- neun individuell zuweisbare Kanäle
- interner Audiospeicher mit 4 GB
- Breitband-Bluetooth
- neuer Aphex-Effekt (Compellor)
- Wi-Fi
- 5,5 Zoll-Touchscreen mit haptischem Feedback
Erster Eindruck: Røde RØDECaster Pro 2
„Das Auge isst mit“ weiß Røde und verpackt seinen RØDECaster Pro II in einem optisch ansprechenden Karton, bei dem schon das Öffnen und Auspacken zum Erlebnis wird: Erst den bunten Schuber runter, Karton öffnen, darin dann kunstvoll verschachtelte und gefaltete Kartonteile, deren oberster mich mit einem „Welcome to Next-Level-Audio“ empfängt; das baut Erwartungen auf. Und in mir die Gewissheit, dass ich dieses Marketing-Origami am Ende des Tests vermutlich nur mit Mühe und mit Hilfe zuvor gemachter Fotos wieder werde zusammensetzen können. Nach und nach entdecke ich in den verschiedenen kleinen Pappverstecken ein ausreichend langes stabiles USB-Kabel (USB-C auf USB-C), Netzteil plus Anschlusskabel (auf zwei Kartons verteilt) und einen bunten RØDECaster Pro II-Hochglanz-Prospekt, der mir (mit vielen glücklichen Menschen in unglaublich aufgeräumten Studios) die Vorzüge und Features des Pro II näherbringt. Und – natürlich – das Gerät selber. Fehlt was? Ein Handbuch wäre nett gewesen. Das gibt es auf der Produktseite, allerdings keines zum Herunterladen und Nachschlagen, sondern mehr eine vielschichtige, etwas oberflächliche Schritt für Schritt-Anleitung, in der man teilweise viel klicken und suchen muss, bis man fündig wird, da eine Stichwortsuche oder ein Inhaltsverzeichnis fehlen. Gut gemeint, nicht ganz so gut gemacht.
Gehäuse und Oberfläche
Das Gehäuse ist mit 305 x 270 x 60 mm etwas kleiner und flacher als sein Vorgänger (350 x 275 x 82 mm) und wirkt dadurch kompakter und gedrungener. Das Gewicht ist mit 1,98 kg in etwa gleich geblieben. Während die Frontplatte wie gehabt aus dünnem Alublech besteht, ist der Rest aus Kunststoff gefertigt; auffällig ist, dass einige Kanten gerundet wurden. Gab es beim ersten RØDECaster in einigen Testberichten noch Beschwerden über kleinere Verarbeitungsmängel (Spaltmaße, nicht sauber eingesetzte Scheibe im Display), konnte ich hier in der Beziehung keine Mängel mehr feststellen. Kleine Gummifüßchen verhindern auf glatten Flächen wirksam ein Rutschen des Gehäuses; wer mag, kann das Pro II auch auf ein Stativ montieren, die passende Bohrung ist vorhanden.
Bei der Gestaltung der Oberfläche hat sich grundsätzlich nichts geändert, im Detail dann aber jede Menge. Gehen wir mal gegen den Uhrzeigersinn durch: links unten die Regler, rechts unten die Pads, darüber die Kopfhörerregler, links oben dann Display und REC-Button. Diese Anordnung kennen wir schon vom Vorgänger, allerdings wurde innerhalb dieser vier Felder so ziemlich alles neu gestaltet.
Erste Auffälligkeit: Statt der ursprünglichen acht 100 mm Fader gibt es beim Pro II nur noch deren sechs. Was denn, weniger als beim Vorgänger? Jein – denn zum einen kommen zu den sechs Hardware-Fadern noch drei virtuelle (dazu gleich mehr), zum anderen kann ich die (sauber laufenden) Fader jetzt auch frei belegen und ihnen Mikrofon, Hi-Z, Line-Pegel-Instrument, USB, Bluetooth oder die Pads zuweisen und das Setting (das hier eben „Show“ heißt) für spätere Einsätze abspeichern. Standardmäßig sind die Fader 1-4 den XLR/TRS Inputs 1-4 zugeordnet, Fader 5 kümmert sich um Bluetooth (das z. B. mit einem Smartphone für Studiogäste von draußen belegt ist) und Fader 6 um die Smart Pads. USB 1, USB 1 Chat und USB 2 werden über virtuelle Fader gesteuert. Unter jedem Hardware-Fader befinden sich (wie gehabt) zwei Buttons für Mute und Listen (Pre- oder Post-Fader), darüber ein weiterer für den Schnellzugriff. Der korrespondiert – bei den ersten vier Fadern – farblich mit dem dazugehörigen Kopfhörerausgang und seinem Volume-Regler, so weiß man immer gleich, wo man drehen muss.
Die acht Pads sehen auf den ersten Blick identisch zum Vorgänger aus: Acht Stück (2×4), Kantenlänge knapp 3 cm. Darunter befinden sich aber zwei weitere Taster, über die ich auf sieben weitere Achter-Bänke zugreifen kann; insgesamt komme ich so dann auf 64 belegbare Pads. Dass diese dann zudem auch nicht nur mit Sounds wie Jingles, O-Tönen oder Musikbetten belegt werden können, sondern auch mit Effekten oder MIDI-Steuerbefehlen, werde ich gleich noch ausführlicher betrachten.
Die Kopfhörerregler sind jetzt – wie schon erwähnt – passend farbig gekennzeichnet. Der Volume-Regler für den Monitor-Ausgang ist etwas nach links gerückt und auf den Push-Drehregler neben dem Display gelegt worden, der sich an gleicher Stelle befindet – und auch für die Bedienung des Touch-Displays zuständig ist. Das wiederum ragt nun abgeschrägt (in Pultform) aus dem Gehäuse, so dass es sich von vorne besser ablesen lässt (während Studiogäste hinter dem PRO II dann auch nicht mehr ständig fasziniert auf die Pegel starren, weil diese von dort aus eben schlechter zu erkennen sind). Was daran aber nur haptisch sein soll, konnte ich nicht herausfinden. Der (vormals eckige) Record-Button ist nun rund und auf die andere Seite des Displays gewandert.
Die Anschlüsse des RodeCaster Pro 2
Auch hier hat sich einiges getan. Die einstigen XLR-only-Anschlüsse wurden durch vier XLR/Klinke-Kombo-Buchsen ersetzt. Was bedeutet, dass nun auch Instrumente angeschlossen werden können, wodurch der RØDECaster Pro II auch für Musiker interessant wird. Allerdings sind die XLR-Buchsen nun nicht mehr verriegelbar, was bei einem Gerät, das mit Studiogästen eingesetzt wird (die ja gerne mal über Kabel stolpern oder am Mikro ziehen – isso), nicht so prickelnd ist. Durchdachter dagegen ist wiederum, dass die Beschriftung jetzt zusätzlich auch auf dem Kopf stehend vorhanden ist; wer schon mal von oben hinter ein Gehäuse geschaut und sich den Hals verdreht hat, um die Beschriftung der Buchsen abzulesen, weiß was ich meine.
Das Klinkenbuchsen-Quartett (6,3 mm) für die vier Kopfhörer und das Duo für den Monitor-Ausgang sind unverändert und sind nur etwas dichter zusammengerutscht und haben die Plätze getauscht. Weggefallen ist die Mini-Klinken- (bzw. TRRS)-Buchse für den Anschluss von Smartphones – die werden jetzt per Bluetooth oder über die USB-2-Buchse an Bord geholt. USB-2? Richtig, der RØDECaster Pro II hat nun zwei USB-C-Buchsen: USB 1 ist in erster Linie die Audiointerface-Buchse zum Anschluss an einen Computer (inklusive 16-Spur-Multitrack Recording), auf dem z. B. eine DAW läuft, bietet aber zusätzlich auch einen virtuellen Kanal namens „USB 1 Chat“. Der kann auf einen eigenen Fader gelegt werden, um darüber mit Online-Gästen oder Remote-Anrufern (der Kanal ist optimiert für Kommunikationsanwendungen wie Discord oder Skype) zu plaudern, inklusive Mix-Minus-Schaltung, so dass der Anrufer kein Echo hört; „n-1“ hieß der Button auf dem alten Regiepult damals beim SFB während meiner Aufnahmeleiterzeit dort. Die USB 2 -Buchse hat ebenfalls eine Mix-Minus-Funktion und ist zudem auch MFI-compliant. Wird darüber ein PC angeschlossen (oder der erste ein weiteres Mal), taucht der Pro II als „RØDECaster Pro Secondary“ auf. Womit man dann drei USB-Audio-Devices auf einem Rechner hätte (Main, Chat und Secondary) – das ist schon rekordverdächtig und zudem auch ganz praktisch.
Neu ist auch der Ethernet-Port; außerdem wurde die – einst verriegelbare – Power-Buchse durch eine weitere USB-C-Buchse ersetzt. Auf der der Stromanschluss dann natürlich recht locker sitzt, so ein kleiner USB-Stecker ist schnell mal aus Versehen abgezogen – da reicht schon ein Verschieben des Gerätes. Erwähnte ich schon die toxische Wirkung von Studiogästen auf locker sitzende Kabel? Hier hätte man zumindest für ein paar Cent einen Haken zur Absicherung des Kabels anbringen müssen.
Inbetriebnahme der Podcast-Station
So, endlich – ran ans Netz und eingeschaltet. Also Stecker rein, den – wegen der unspezifischen Rückmeldung etwas unpräzisen – kleinen roten Powerbutton auf der Rückseite betätigt und schon fährt der RØDECaster Pro II hoch. Im Inneren summt es (klingt nach Festplatte), eine Ladebalken auf dem Display, dann die Meldung, ich möge doch bitte die Firmware updaten. Wozu mir gleich mehrere Möglichkeiten angeboten werden. Ich entscheide mich für WLAN, verknüpfe den Pro II schnell mit meinem Netz (und freue mich über den gut ansprechenden Touchscreen), es wird geladen, installiert und dann: Nichts. Kurz vor Ende des Installationsbalkens beschließt der Pro II, dass es Zeit für eine Pause sei. Die Mahnung „Schalten Sie den Pro II während der Installation auf keinen Fall aus!“ im Kopf frage ich besser mal eben beim telefonischen Support nach: „Kann passieren, Stecker raus, wieder rein, neu booten lassen, dann läuft’s.“ Und tatsächlich, dieses Mal startet der RØDECaster Pro II problemlos durch. Die üblichen Kinderkrankheiten eines brandneuen Systems halt. Aber diesen Workaround bitte nicht ausprobieren, falls der PC mal bei einem Windows-Update hängt. Bei einem späteren Update auf die Version 1.04 lief selbiges übrigens fehlerfrei durch.
Bei der Einrichtung der ersten „Show“ werde ich an die Hand genommen und Schritt für Schritt per Touchdisplay auf Deutsch durch alle wichtigen Schritte geführt. Wobei es RØDE mit der Übersetzung zuweilen doch ein wenig übertreibt, wenn zum Beispiel bei den Effekten von „niedriger Schnitt / hoher Schnitt“, „Verzögerung“, „Strom“ (für Power) oder „Angriff“ (für Attack) die Rede ist; und da die deutschen Begriffe oftmals auch deutlich länger sind als die präzisen englischen, werden die dann nicht etwa abgekürzt, sondern einfach über- oder ineinander dargestellt, so dass man die kaum noch lesen kann. Bei so einem hochpreisigen Produkt hätte es dann schon etwas mehr sein dürfen als Google Translate.
Aber zurück zur Einrichtung einer Show (wie ein Setup hier heißt): Die ist wirklich lobenswert einfach. So kann ich gleich mit einem Standard-Setting beginnen, ein älteres abändern oder mit Hilfe des Assistenten ein komplett neues erstellen. Kanalbelegung wählen, Mikrofone aussuchen (einige Modelle sind schon samt den passenden Voreinstellungen als Preset dabei), Mikros einpegeln – auch hier sind die ungefähr richtigen Werte je nach Mikro-Preset schon voreingestellt – Instrumente einpegeln, grundsätzliches Klang-Setting wählen (Neutral, Podcast, Broadcast) und es kann losgehen. Selbstverständlich darf man das jederzeit später von Hand noch wieder ändern und dabei dann wirklich – gerade bei den Effekten – enorm tief am Verzeichnisbaum herunterklettern. Muss man aber auch nicht, was besonders weniger Technik-Affine freuen dürfte. Wie das alles im Detail funktioniert, erkläre ich im nächsten Kapitel.
Dass der RØDECaster Pro II leuchtet wie ein japanischer Neon-Weihnachtsbaum, ist ok. Vielleicht ein bisschen too much, aber halt dem Zeitgeist entsprechend und ja nun auch in gewisser Weise funktional. Nicht ganz gelungen finde ich da lediglich die Beleuchtung der Mute/Listen-Tasten: „Leuchtet“ für ausgeschaltet und „Leuchtet heller“ für eingeschaltet ist nicht immer klar zu unterscheiden. Auch die Kanal-Taster und die Pads funktionieren nach diesem Prinzip; gerade bei Tageslicht ist da nie wirklich klar, was gerade aktiviert ist.
Arbeiten mit dem Røde RØDECaster Pro II: Die Einrichtung im Detail
So, Butter bei die Fische. Ich schmeiße noch einmal den Einrichtungsassistenten an, um meinen Testaufbau festzuzurren: Zwei Mikrofone (Røde Broadcaster und Røde NT1) auf die Kanäle 1+2, auf die 3 testweise einen kleinen Synthie (MicroKorg XL) in Mono und auf die 4 eine E-Gitarre; schließlich will ich ja auch gleich mal die neuen instrumentalen Qualitäten des Pro II ausprobieren. Womit die XLR/Klinke-Buchsen allesamt bestückt sind. Dann noch einen Kopfhörer anschließen (Røde NTH 100 – und auch den kann ich den Voreinstellungen auswählen), fertig. Was mir da direkt auffällt: Auf meinem Zoom PodTrak P8 ist die Verkabelung deutlich komfortabler, da die Anschlussbuchsen alle auf der Oberseite und nicht auf der Rückseite angebracht sind – da lässt es sich wesentlich leichter und schneller mal eben umstöpseln. Hat halt alles seine Vor- und Nachteile.
In der Eingabeauswahl lege ich die Kanalbelegung fest und wähle anschließend die Mikrofone aus. Für das Broadcaster gibt’s bereits ein Preset (auch für PodMic, Procaster, NT1, NT1a (allesamt von Røde) sowie für das Electrovoice RE-20 und das SM-/B von Shure), so dass die +48 V bereits aufgeschaltet sind und mir 27 dB Gain empfohlen werden – was ich aber noch von Hand anpassen kann. Etwas blöd ist beim Mikrofontest, dass der RØDECaster aus Platzgründen gerade hinter mir und dem fest installierten Mikrofon steht und die Pegelanzeige keine Hold-Funktion hat. Bei den vorgeschlagenen 31 dB für das NT1a ziehe ich ein paar dB ab (hier habe ich das Mikro direkt am Pro II und kann die Anzeige sehen), bei Synthie und Gitarre dagegen lege ich noch ein paar drauf, passt. Alles in allem eine gute Sache und ist schnell erledigt, auch von Leuten, die sonst mit solchen Vorgängen eher wenig am Hut haben.
Als etwas komplizierter erweist sich da schon die angebotene Verbindungsaufnahme per Bluetooth. „RØDECaster Pro II ist jetzt auffindbar. Öffnen Sie die Bluetooth-Einstellungen des Geräts, das Sie verbinden möchten und wählen Sie RØDECaster Pro II.“ Fordert mich der Einrichtungsassistent auf. Würde ich ja gern machen, aber weder meine Smartphones noch das iPad können den Podcast-Kollegen finden. Ich vertröste den Pro II auf später, beende den Assistenten, gehe in die Systemeinstellungen und starte einen neuen Anlauf. Und siehe da – jetzt funktioniert es. Beim Thema Bluetooth ist der Einrichtungshelfer wohl noch nicht ganz auf der Höhe. Jedenfalls habe ich den Audioausgang meines Smartphones jetzt per BT bequem auf dem Kanal 5 liegen und kann von dort aus einen Anrufer, aber auch Musik oder was auch immer zuspielen, die Klangqualität ist überraschend gut. Bzw. besser als beim Vorgänger oder bei meinem PodTrak 8 von Zoom. Alternativ kann ich ein Smartphone auch über USB 2 anschließen („The USB 2 port should also be used for connecting smartphones and tablets to the RØDECaster Pro II“), das standardmäßig auf dem virtuellen Fader 9 liegt und eine Mix-Minus-Funktion hat. Im Test produzierte mein so angeschlossenes Smartphone allerdings dann nur ein Rauschen statt eines Audiosignals, warum auch immer. Der Handbuch-Ersatz war in der Frage keine Hilfe. Oder ich habe den fraglichen Passus mangels Stichwortsuche nicht gefunden.
Smart Pads und Effekte
Die SMART Pads haben vier Kategorien: Sounds, Effects, Mixer und Trigger. Im Sound-Modus kann ich den Pads Audios zuweisen, wie Musikbetten, Jingles, O-Töne, lustige und weniger lustige Effekte, whatever. Die werden im internen 4 GB großen Speicher des RØDECaster Pro II abgelegt und können per PC geladen (und auch dorthin zurück exportiert) werden; alternativ können sie auch direkt im laufenden Betrieb aus dem Audiostream des Pro II aufgenommen werden. Auf dem Pro II können die Sounds anschließend auch in einem einfachen Editor getrimmt werden.
In der Kategorie „Effects“ lassen sich Voice-Effekte auf die Pads legen und direkt auf einen Mikrofonkanal anwenden. Dazu gehören Hall, Echo, Megaphon, Roboter, Voice-Disguise und Pitch-Shifter: Ich halte das ja größtenteils für nette, überflüssige Spielereien, die man in der Podcast-Praxis nicht wirklich benötigt (Ich bin bisher zumindest in meinen Podcasts gut ohne Roboterstimmen ausgekommen), aber nun gut, das ist ja vielleicht auch Geschmackssache.
Über die „Mixer“-Funktion der SMART Pads lassen sich verschiedene Aktionen auslösen: Bei „Censor“ wird ein Sound (wie etwa ein Piepton) abgespielt, der alle Kanäle stummschaltet, „Trash Talk“ unterbricht die USB- und BT-Leitung, damit man mal ungestört über den Gast, der per Smartphone oder PC-App zugeschaltet ist, ablästern kann, mit Fade In/Out kann ich meinen Mix ein- oder ausblenden (etwa am Ende der Show), „Ducking“ senkt den Pegel aller Kanäle bis auf den des Host (praktisch, wenn es mal zu laut wird und man alle übertönen möchte) und mit dem „Back Channel“ kann ich eine Kommunikationsverbindung zwischen zwei Audioquellen aufbauen, die nicht mit aufgezeichnet wird – zum Beispiel, um ein Vorgespräch zu führen. Das ist alles recht praxisnah, durchdacht und funktioniert gut.
Und schließlich kann ich auch MIDI-CC-Meldungen an die Software auf meinem PC schicken, wobei ich Meldung und Kanal frei editieren kann. So lässt sich der RØDECaster Pro II auch als Steuergerät für eine DAW einsetzen. Da kann ich beispielsweise mit der REC-Taste des Pro II auch die Aufnahme in meiner DAW starten (die sendet MIDI CC#17 auf Kanal 1). Die Belegung der Pads im Editor ist auch hier wieder kinderleicht, auch können hier Effekte mit allen ihren Parametern ebenso leicht angepasst werden – man muss da nicht den einen Effekt von der Stange nehmen.
Die Trigger-Button (aka Pads) sind ausreichend groß und reagieren gut und zuverlässig. Da auch deren Belegung im Display angezeigt wird und die Pads einen eigenen Kanalregler haben (Kanal 6), lassen sie sich in der Praxis gut nutzen.
Jeden Kanal (auch auf die virtuellen) kann ich einzeln mit einem Effekt-Bundle veredeln. Wer es einfach und schnell mag, der schraubt an den fast parameterlosen Effekten „Depth“, „Sparkle“ und „Punch“, was mit Hilfe des Push-Drehreglers recht simpel ist. Man kann aber auch weiter in die Tiefe gehen und dort an den Emulationen der APHEX-Effektgeräte drehen; dazu gehören Kompressor, EQ, De-Esser, Aural Exciter, Noise Gate, Big Bottom, HPF und Panning. Da kann man dann auch auf alle Parameter zugreifen, sofern man dann enträtseln kann, was sich hinter deren – bereits angesprochener – oft kruder deutscher Übersetzung verbirgt. Da hat der EQ eine „mittlere Glocke“, der Exciter ein „Laufwerk“ und der De-Esser eine „Freigabe“ – das wäre eigentlich ein schönes Thema für ein feucht-fröhliches Musikerspiel („Welcher Parameter ist gemeint?“).
Am Ende der Effektkette stehen ein Master-Kompressor (dem APHEX Compellor nachempfunden), der auf den gesamten Mix wirkt und eine Output-Delay-Control, um Sync-Probleme in Livestream-Applications auszumerzen und z. B. Audio und Video in den Gleichschritt zu zwingen.
Rode RODECaster Pro II: Achtung Aufnahme
Die Record-Funktion läuft über eine einzige Taste: 1x drücken und die Aufnahme läuft, noch 1x drücken und die Aufnahme pausiert. Drücke ich danach 1x kurz, so läuft die Aufnahme wieder, betätige ich dagegen den Button lange, wird die Aufnahme beendet. Dabei zeigt mir der Record-Knopf stets an, wo ich gerade bin: Grün heißt aufnahmebereit, rot, dass die Aufnahme läuft und gelb dann Pause. Und habe ich vergessen, eine Speicherkarte einzulegen, so wird mir das durch ein blaues Leuchten signalisiert. Man kann es aber auch so einstellen, dass die Aufnahme bei der zweiten Betätigung direkt stoppt und nicht in den Pausenmodus geht.
Die Micro-SD-Karte muss übrigens vor dem Ersteinsatz im Pro II formatiert werden, ein „dann nehme ich mal kurz aus Gerät XY“ ist also nicht möglich. Dass dann beim Beenden der Aufnahme im Display nicht „Speichern“, sondern „Sparen“ angezeigt wird, erstaunt bei den seltsamen deutschen Übersetzungen dann auch nicht mehr groß, ebenso wenig wie die Tatsache, dass manche Hinweise nur zur Hälfte erscheinen („Tippen Sie auf den Timer, um die…“). Übrigens kann man aber auch alternativ statt auf einer Speicherkarte auch auf einem angeschlossenen PC oder einem USB-Speichergerät aufnehmen.
Das vorherige Einpegeln der angeschlossenen Mikrofone und Geräte erweist sich in der Praxis als nicht ganz perfekt, aber brauchbar: Während ich im Assistenten (versuchsweise) mal weit im roten Bereich bin, zeigt mir Sound Forge – in das ich das File dann geladen habe – noch locker 3 dB Luft nach oben an. Aber besser zu wenig als zu viel. Ein Limiter – wie er zum Beispiel im Zoom PodTrak P8 zu finden ist – würde hier grundsätzlich das sichere Gefühl vermitteln, nicht über das Ziel hinaus schießen zu können. Vielleicht hätte man da ja einen Roboter streichen können und stattdessen den Begrenzer mit ins Boot holen sollen.
Zurück zur Aufnahme: In den Settings kann ich wählen, ob ich einen Stereomix aller Spuren oder alle Spuren einzeln plus den Stereo-Mix aufzeichnen möchte – und das entweder Pre- oder Post-Fader und wahlweise mit oder ohne Effekte auf den Einzelspuren. Alle Aufnahmen können am RØDECaster Pro II direkt abgehört werden; in der Wellenform-Darstellung des Audios gibt es auch eine einfache Bearbeitungsfunktion, mit dem ich das Material (nicht destruktiv) schneiden und faden kann – das reicht für den Anfang. Durch das Tippen auf die Zeitanzeige kann ich Marker setzen, die dann hier im Bearbeitungsfenster erscheinen, das erleichtert die Sache. In den Settings lässt sich der RØDECaster Pro II in den Übertragungsmodus schalten und kann dann Dateien direkt an einen per USB angeschlossenen Rechner schicken. Was ich aber eher zufällig herausgefunden habe, das versprochen Kapitel „Export“ scheint im „Manual“ noch in Arbeit zu sein.
Aufgezeichnet wird mit 24 Bit / 48 kHz im WAV-Format. Ändern kann man das leider nicht, eine Aufnahme im MP3-Format oder ähnlichem ist nicht möglich, warum auch immer – das sollte eigentlich zum Standardrepertoire derartiger Gerätschaften gehören. Dabei erhält jede Aufnahme einen neuen Ordner, versehen mit dem Datum und einer laufenden Nummer; die Aufnahmen selber haben dann keinen individuellen Namen, sondern heißen (bei Stereo-Aufnahmen) zum Beispiel immer „Stereo Mix.wav“. Was schon mal zu Verwirrungen führen kann, wenn man die alle in ein neues Verzeichnis auf den PC kopiert.
Wie klingt der Rode RODECaster Pro II?
So, nun gibt’s eben noch was auf die Ohren, hier ein paar Klangbeispiele. Starten wir mit ein paar Sprachaufnahmen (Text ist eine Amazona-News) in den drei Grundeinstellungen. Hier die Einstellung „neutral“:
Die Einstellung „Podcast Studio“ klingt etwas voller:
Die „Profi“-Einstellung „Broadcast“ setzt da noch einen drauf und verleiht meiner Stimme einen kleinen Barry-White-Touch. Klingt wirklich nicht schlecht, da machen die Preamps einen guten Job.
Ein über BT angeschlossenes Smartphone klingt zwar etwas dumpf, aber durchaus noch brauchbar – und weit weg von früheren Telefoneinspielern. Mit etwas Bastelei am EQ wäre da sicher noch mehr drin gewesen. Hier einmal mit der Einstellung „neutral“ und einmal mit „Broadcast“.
Kommen wir zu den Effekten, die auf den Pad-Tasten liegen und auf Knopfdruck auf einen Kanal gelegt werden können. Wie gesagt: eine nette Spielerei, die man in der Praxis aber wohl (hoffentlich) eher weniger brauchen wird.
Und so hört es sich an, wenn man ein wenig mit den Pads spielt, während man ins Mikro nuschelt – gar nicht übel.
Hier die Werks-Sounds mal einzeln. Die sollte man sehr sparsam einsetzen, kann sie aber natürlich auch durch eigene ergänzen oder ersetzen. (Bei welcher Gelegenheit brauche ich eigentlich das Zirpen von Grillen?)
Ach ja, Instrumente hatte ich ja auch noch angeschlossen. Da reizt es natürlich, mal zu hören, wie sich die Effekt-Pads auf eine E-Gitarre auswirken. Antwort: ziemlich schräg.
Wesentlich mehr Sinn ergibt es, Effekte wie Echo oder Hall mit der Gitarre zu koppeln.
Ein Solo-Synth wiederum profitiert auch von den Pad-Effekten.
Also wer die Hörspielserie „Jan Tenner“ noch kennt, die wäre damit eine Bedroom-Produktion. ;) Markus, ist Dir eventuell aufgefallen, dass es Probleme mit dem Ausschalter geben kann? Darauf hat mich ein befreundeter Radiomoderator hingewiesen, das Problem hat er und ein Kollege und auch schon Thomann informiert. Als Weiteres, vielleicht habe ich das auch überlesen, kann man wenigstens das Pannning der Inputs regeln? Und wieso gibt es den Master-Limiter nicht mehr, den hatte der Vorgänger. Ich weiß nicht, dieses ganze Chichi bräuchte ich jedenfalls alles nicht, ich bleibe beim alten.
@Stephan Merk „Also wer die Hörspielserie „Jan Tenner“ noch kennt, die wäre damit eine Bedroom-Produktion. ;)“
Was meinst du damit?
Ich kenne die Serie noch, aber mir fehlt da wohl Kontext…
@mort76 Naja, ich bezog das auf die Leonen (Voice-Effekte). Das war in den 80er Jahren deutlich aufwendiger und heute bekommst Du das alles quasi frei haus out of the box. Ich frage mich allerdings, wer das wirklich in der Prxis außer vielleicht für Jingles nutzt.
@Stephan Merk Ich habs mir nochmal angehört…die Leonen klingen genau wie der Sprecher aus „Sataan – die Serie“.
https://www.youtube.com/watch?v=4pgSCtGPCm0
Und für sowas wie die Känguru-Sketche wärs wohl auch brauchbar – Marc-Uwe Kling klingt original ja auch anders.
https://youtu.be/LEB8WYFmakQ
Ich sehe da vor allem Comedy-Potential…
@Stephan Merk Was für ein Problem mit dem Ausschalter sprichst Du denn da an – wäre vielleicht auch interessant für alle, wenn es so bedeutsam ist?
@PiaTen Ich habe das eher als Frage aufgeworfen, weil ein Problem wäre es erst dann, wenn es nachvollziehbar ist. Wie mir berichtet wurde, soll der Ausschalter beim Drücken wohl nicht immer reagieren, die Kiste friert dann wohl ein und Steckerziehen bleibt als Lösung. Ich habe rückgefragt, ob der Schalter denn mechanisch hängt, das soll wohl nicht der Fall sein, somit wäre es möglicherweise ein Software-Problem. Im Test scheint das offenbar nicht aufgetreten zu sein und aus der Vergangenheit wissen wir ja, dass RODE auch die Firmware pflegt und regelmäßig aktualisiert. Bin mal gespannt, ob es für den alten Pro noch ein Update gibt, der APHEX-Effekt ist ja im Prinzup nur Software.
@Stephan Merk Ok – Danke für die Info :-)
Tester (Youtube) hatten häufig in den Testgeräten noch einen PreRelease-Stand der Firmware.
Zur USB-Aufnahme gibt’s vielleicht anzumerken, dass beim Export über die RodeCentral-App u.a. das Format von WAV auf MP3 zu wechseln ist (https://www.youtube.com/watch?v=m1hGFtj0Yfg).
Ansonsten bestimmt ja bei Aufnahme auf dem PC die DAW oder die entsprechende Recording-App das Format, oder sehe ich das falsch?
@PiaTen Ich sprach jetzt von Endanwendern, die sich einen gekauft haben. Bzgl. dem Format, man unterscheidet zwischen der Einstellung und dem, was als Endgültig dann aus der Software kommt. Die Auflösung sollte man in den ASIO/Windows-Einstellungen dann auf 48 kHz bei 24 Bit einstellen, vor Allem ist wichtig, dass die Abtastrate passt, also bei 48 kHz sollte man dann auch MP3 mit 48 kHz erstellen.
@Stephan Merk Und wer ist Markus? :-)
Falls ich gemeint war – nein, mit dem Powerbutton gab es keine Probleme. Ich fand den ein wenig klein, auch ist der Druckpunkt etwas schwammig, aber ansonsten war alles ok. („den – wegen der unspezifischen Rückmeldung etwas unpräzisen – kleinen roten Powerbutton auf der Rückseite betätigt“)
@m.steinwachs Bei mir eigentlich auch keine Probleme. Genauer: Beim ersten Test hatte ich das Gerät eingeschaltet, einfach erstmal um zu gucken ob sich generell was tut, es war sonst noch nichts angeschlossen. Dann ist das Mischpult hochgefahren, hat gesagt es will updaten also wollte ich es ausschalten. Es fuhr runter aber danach blieb das Rode Logo. Also nochmal gedrückt, es fuhr wieder hoch. Seitdem ist der Bildschirm aber jedesmal nach dem Runterfahren schwarz geworden und ich konnte es abstöpseln. Daher wohl kein Problem.
@ollo Was mir noch aufgefallen ist, das Teil vergisst wohl die Uhrzeit, jedenfalls stimmte das Datum und die Uhrzeit eben nach längerer Nichtnutzung ohne Netz nicht. Und dann nach einigen Stunden ohne Netzteil die Uhrzeit nicht (Datum allerdings schon)
@m.steinwachs Achherjeh, Schande über mein Haupt. Ich weiß nicht, aus Deinem M. mache ich instinktiv immer ein Markus, wieso auch immer. :D Ja, natürlich warst Du gemeint und vielen Dank, ich gebe das mal so weiter.
Hm! Ganz okay so weit. Aber warum es immer an Kleinigkeiten haken muß. Sparsam Okay, aber am falschen Ende? Limiter oder MP3 ist nun wirklich keine große Sache. Stimmen haben zum teil einen sehr großen Pegelsprung zur Folge. Dynamikkontrolle daher wichtig. MP3 ist sehr verbreitet. Ärgerlich wenn man das extra extern über Verkabelung einschleifen muß, wenn man das mahl braucht. 738 € ist ja jetzt so gesehen, kein absolutes Schnäppchen. Insgesamt ok, aber etwas zu eng gedacht.
@suwannee Nun ja, bei professionellen Recordern oder Recording-Mixern ist MP3 auch deshalb kein Thema, weil die Nachbearbeitung dann nicht ohne Artefakte verläuft. Wer so ein Gerät kauft, wird also Post-Production bevorzugen bzw. das Ergebnis eh komprimieren. Master-Limiter wundert mich, mein RODECaster Pro hat einen und kann den Main-Mix auf Wunsch verdichten bzw. Clipping verhindern. Aber nochmal zu MP3, es gibt faktisch ja kaum noch Hardware-Encoder. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und die MP3-Funktionen einiger Recorder von Olympus, Tascam und Zoom zu vergleichen, dabei fällt Olympus selbst bei 320 kBit/s deutlich ab und die anderen sind im Vergleich zu aktuellen Software-Encodern auch nicht besser. Wer unbedingt seine Show im Zielformat abspeichern will, sollte dann einfach einen PC-Recorder oder Smartphone anschließen und kann das dann verlustfrei über USB machen. Dann allerdings sollte man sich überlegen, ob man nicht lieber das RODE NT-USB Mini nutzen will und lieber mit dem Software-RODECaster arbeiten möchte, sollte man nicht unterschätzen und ist virtuell besonders flexibel.
Gibt es eigentlich Erfahrungen, welche SD-Karten man am besten nimmt? Die Anleitung sagt mindestens 100MB/S was schon wirklich heftige Karten wären oder aber auch microSDHX bzw microSDXC sollten gehen, die also doch wesentlich langsamer sein könnten.
@ollo Ich habe jetzt eine Standard Karte „SanDisk Ultra Micro SDHC“ genommen, funktioniert.
Was allerdings praktisch gewesen wäre, wenn man auch von der SD-Karte Audiofiles auf die Smart-Pads laden könnte.