Dreadbox Erebus Reissue, Facelift oder Weiterentwicklung
Im heutigen Testbericht wird die Neuauflage (hier Reissue genannt) des Dreadbox Erebus V1 Synthesizers vorgestellt. Einen Testbericht zur Version 3 findet ihr hier. Der Dreadbox Erebus Reissue ist ein vollständig analog aufgebauter, paraphoner Synthesizer mit vielen Patch-Punkten zur Integration in ein modularer Setup.
Inhaltsverzeichnis
Die Wiedergeburt: Der Erebus Reissue Synthesizer
Gemäß der griechischen Mythologie ist Erebus der Gott der Finsternis und Sohn des Chaos. Und für den Synthesizer ein „angemessener“ Name. Die Bauform ist kompakt. Die Frontplatte ist mit vier Schrauben gesichert und lässt sich nach dem Entfernen ins Eurorack montieren, so man dies möchte. Neu am Erebus Resissue ist die Stromversorgung mittels USB und dass sich alle Anschlüsse nun auf der Frontplatte befinden. Das mag Leute abschrecken. Ist hier aber nötig, damit bei etwaiger Rack-Montage eben nicht Papa Chaos zuschlägt. Das USB-Netzteil sollte mindestens 1 A liefern. Andererseits. Bei ca 5 W Leistungsaufnahme empfiehlt sich Erebus durchaus für den mobilen Betrieb an einer Powerbank.
Optisch fällt uns zudem auf, dass die Holzseitenteile gewichen sind. Da hier das Auge nicht mithört, passt das, allerdings ist die Positionierung des USB an der Seite etwas unglücklich. Insofern würde ich die Eurorack-Variante bevorzugen. Was dann 42 HP benötigt. Das Buskabel und ein Klinke zu MIDI Adapter gehören zum Lieferumfang. Patch-Kabel hingegen nicht.
Einen Power-Knopf suchen wir demzufolge auch vergebens. Wird der Erebus mit Strom und Spannung versorgt, geht es auch schon los. In unserem Falle nach zwei bis drei Minuten, bis die rote LED im oberen linken Drittel leuchtet. Dann haben sich die beiden Oszillatoren initialisiert und sind bereit. Das ist im ersten Moment sicher verwirrend, da man in der Regel generell eine Einschaltroutine hat, ist dies nicht weiter schlimm.
Generell sind wir hier noch im Bereich eines gelungenen Facelifts. Gegenüber der Version 1 fallen die Änderungen auf, die Holzwangen sind weg, außer der USB-Stromversorgung befinden sich alle Anschlüsse und Regler auf der Frontplatte. Die Patch-Buchsen sind nun mit Plasthülsen eingefasst. Die Haptik der Regler ist gut, für große Finger ist das Rastermaß teilweise zu knapp.
Der Signalfluss des Erebus Reissue
Gegenüber der Erebus Version 1 wurde der Signalfluss nicht geändert, für meinen Geschmack die richtige Entscheidung, Version 2 kam in bestimmten Situation sehr steril herüber. Neu ist die Möglichkeit von Hardsync.
Erebus ist ein Analogsynthesizer mit klassischer Klangerzeugung. Zwei Oszillatoren durchlaufen ein Tiefpassfilter und einen VCA, die jeweils von einem eigenen Hüllkurvengenerator moduliert werden. Dennoch weist das Geräte einige Besonderheiten auf. Zunächst einmal lassen sich die beiden Oszillatoren mit zwei separaten Noten ansprechen und somit Erebus zweistimmig spielen.
Man muss nur einen Schalter umlegen und schon wechselt der Synthesizer von ein- auf zweistimmig. Es handelt sich jedoch um keine vollwertige Duophonie, da Filter, VCA und deren Hüllkurvengeneratoren nur einmal vorhanden sind.
Vielmehr haben wir es hier mit der wieder hip gewordenen Paraphonie zu tun.
Weiterhin besitzt Erebus ein paar Patch-Buchsen, die einerseits wirklich notwendig sind, weil beispielsweise der LFO sonst nicht verwendet werden kann und anderseits die Anbindung an ein Modularsystem oder Analogsequencer ermöglichen. Zu guter Letzt gibt es noch ein integriertes Delay- (LoFi) Echo.
Der LFO ist wieder separat einzupatchen, das eröffnet uns allerdings die Möglichkeit, dem Sound relativ einfach und schnell Bewegung zu geben.
Weiterhin besitzt Erebus ein paar Patch-Buchsen, die einerseits wirklich notwendig sind, weil beispielsweise der LFO sonst nicht verwendet werden kann und anderseits die Anbindung an eine Modularsystem oder Analogsequencer ermöglichen. Zu guter Letzt gibt es noch ein integriertes Delay.
Die bevorzugte Anbindung ist allerdings die MIDI-Buchse.
Die Oszillator-Sektion des Erebus Reissue
Erebus ist, wie auch bei der restlichen Klangerzeugung, ganz klassisch, teils sogar minimalistisch. VCO 1 liefert Saw und Square, VCO 2 Saw und Triangle. Über Mix werden die beiden Signale gemischt, wobei VCO 2 eine Oktave über dem 1er liegen kann. Neben der Gesamtstimmung kann VCO 2 zusätzlich für Schwebungen oder Intervalle verstimmt werden. Aber außer dass jeder Oszillator ein eigenes Glide hat, bietet diese Sektion nichts weiter. Neu ist Hardsync, was die Bandbreite an Sound erweitern kann.
Über einen Audioeingang lässt sich ein externes Signal einspeisen. Jedoch hat der nicht regelbare Eingang einen ziemlich geringen Pegel. Betreibt man parallel dazu die internen Oszillatoren, sind diese stets klar lauter. Schaltet man diese jedoch ab, bleibt beim Triggern über MIDI oder Gate immer noch ein leiser Rest der VCOs zu hören. Hier hätte ich mir persönlich ein Verbesserung gegenüber der Version 1 gewünscht.
Das Erebus Reisssue Filter
Hier zitiere ich Jim, „Das Filter ist ein gewöhnlicher 2-Pol-Tiefpass. Die Resonanz spricht relativ spät an, die Selbstoszillation wird erst auf den letzten Millimetern des Reglers erreicht. Dadurch kann man sie aber gut dosieren, deutlich besser als bei Filtern, die schon ab 11 Uhr Reglerposition anfangen zu pfeifen. Das Filter ist klar auf sanfte Sounds ausgelegt.“. Dem stimme ich zu, bedingt ist Erebus Reissue für schnappige Sound bedingt geeignet, Kick und Perkussionsinstrumente sind möglich, sind aber nicht die Baustelle des Erebus.
Die Hüllurven des Erebus Reissue
Das Filter wird per ADSR-Hüllkurvengenerator moduliert, der wahlweise mit oder ohne Retrigger-Funktion gespielt werden kann. Speziell Decay kommt mir hier merklich zackiger als bei anderen Dreadboxen vor. Auch die AR-Hüllkurve des regelbaren VCAs wirkt etwas schneller. Der LFO bietet nur Triangle und Square. Sein Tempo geht nicht besonders hoch, aber es langt. Generell sind die Hüllkurven schnappiger und schneller als die der Version 1. Klarer Punkt fürs Reissue.
Erebus Reissue – Echo und Delay
Was ich an der Version 1 richtig gut fand, war das Echo/Delay.
Die Anleitung beschreibt es als „LoFi Echo“, das analog mit einem digitalen Element aufgebaut ist. LoFi trifft es wirklich gut. Das Echo verzerrt ziemlich schnell und klingt dann eher kratzig. Bei bestimmten Einstellungen kommt auch noch ein periodisches oder statisches Rauschen hinzu. Und verleiht dem Erebus Reissue einen ganz eigenen und sympathischen Charakter.
Es gibt zwar Ähnlichkeiten zu einem Bandecho, aber mehr im Verhalten, der warme Tape-Sound wird nicht ganz erreicht. Aber das macht nichts, ich finde den Klang trotzdem gut, jedenfalls sticht das Echo aus dem Rest der Klangerzeugung hörbar raus. Bei hohem Feedback kann sich das Signal richtig aufschaukeln und endlos weiterlaufen. Verändert man dann Time, wird das Signal langsamer oder schneller. Und das lässt sich sogar via Steuerspannung modulieren.
Bei kurzen Time-Einstellungen sind dann sogar Pseudo-Hall und Chorus-ähnliche Effekte – mit LFO-Modulation – möglich. Das Echo bringt dem Erbus Reissue ein ordentliches Plus in der Bandbreite seiner Sounds, es wird sphärisch, plastisch und sogar etwas abgedreht. Einen Höllenhund-Sound wird man sich nicht hinbekommen, aber sicher viele andere Sounds aus dem Chaos.
Der Dreadbox Erebus Reissue on YouTube
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Schade, dass die deutlich vielseitigere Version 3 nicht mehr produziert wird.
@gs06 Stimmt. Aber die bekommt man gebraucht aktuell sogar günstiger als das Reissue.
Hallo Toby
„Über einen Audioeingang lässt sich ein externes Signal einspeisen. Jedoch hat der nicht regelbare Eingang einen ziemlich geringen Pegel. Betreibt man parallel dazu die internen Oszillatoren, sind diese stets klar lauter….“
Hab nen Behri 921 am Audioeingang des Erebus. Auxlevel auf 4 – ist der genau so laut wie die Osc des Erebus.
Die Eingangspegel meines Odysseys bzw Grandma verhalten sich genau so.
„Schaltet man diese jedoch ab, bleibt beim Triggern über MIDI oder Gate immer noch ein leiser Rest der VCOs zu hören“
Beide Osc off- also Kippschalter in Mittenstellung… hörste gar nix.
Hab den allerdings im Eurorack verbaut. Vielleicht liegt es daran.