Die Waffe für Blues & Rock
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Nachdem ich vor gar nicht allzu langer Zeit die Gelegenheit bekam, ein Instrument der PRS NF-Serie in Form der Myles Kennedy Signature zu testen, steht nun das Basismodell der neuen Baureihe zur genauen Begutachtung in den Startlöchern. Auf den ersten Blick unterscheidet sich die NF 53 Blue Matteo kaum vom Signature-Modell des Alter Bridge Sängers und Gitarristen, sieht man einmal von den unterschiedlichen Lackierungen ab. Die Hölzer für Korpus und Hals sind identisch, ebenso die Hardware in Form eines PRS Plate-Style-Stegs und den Vintage-Style-Mechaniken an der Kopfplatte.
Leichte Unterschiede finden sich auch in der variierenden Stärke des Halses, das Herzstück einer elektrischen Gitarre sind jedoch bekanntermaßen die Tonabnehmer und da wurde der PRS NF 53 Blue Matteo mit zwei Narrowfield DD Humbuckern ein anderer Antrieb auf der Decke montiert. Weniger ist mehr, lautet hier das Motto: Drei Positionen mit dem Schalter müssen genügen und sie tun es auch, wie sich im folgenden Artikel herausstellen wird.
PRS NF 53 Blue Matteo – Aufbau
Ein Stück leichte Sumpfesche mit schwungvoller Maserung dient als Basis für den neu entwickelten Singlecut-Korpus der NF 53. Das aufgebrachte Nitro-Klarlack-Finish lässt unter seiner Schicht sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite makelloses Holz erkennen, nichts bremst den Fluss der Jahresringe in irgendeiner Form. Ein kleines schwarzes Pickguard schützt die Decke vor Kratzern und endet am Cutaway, dessen innere Fräsung ein typisches Merkmal einer Gitarre von PRS darstellt. Das ist sinnvoll, auch bei unserer NF 53 Blue Matteo lassen sich die oberen Register mühelos erreichen, selbst für zwei volle Oktaven würde der Platz noch ausreichen.
22 Bünde sind aber auch schon eine Menge und die sitzen auf einem Ahorngriffbrett, das wiederum auf einen Ahornhals aufgeleimt wurde. Die Stärke des Halses variiert geringfügig von 22 mm am ersten Bund bis auf 25 mm in der Oktavlage, was für ein besseres Greifgefühl in den jeweiligen Positionen auf dem Griffbrett sorgt. Das zeigt sich mit einem Radius von 10″ eher traditionell, dennoch lassen sich auch moderne Spieltechniken mühelos zelebrieren. Und das trotz der Satinlackschicht, mit der die Halsrückseite gründlich versiegelt wurde. Bei den obligatorischen Bird-Inlays herrscht eher dezente Zurückhaltung und weniger Lametta – steht dem Stil der Gitarre bzw. dem hellen Ahorn des Griffbretts in meinen Augen auch besser.
Der Blick auf die Rückseite des Korpus zeigt eine ausgiebige Fräsung im oberen Bereich, mit der sich das Instrument bequem an den Körper des Spielers anschmiegt. Der Hals-Korpus-Übergang blieb unbehandelt, was überhaupt nicht dramatisch ist, da es der exzellenten Bespielbarkeit auch an dieser Stelle keinen Abbruch tut. Mit Freuden stellen wir zudem fest, dass der Kunststoffdeckel des Elektronikfachs versenkt eingesetzt wurde. Somit ist an dieser Stelle mit keiner Reibung zu rechnen.
PRS NF 53 – Hardware
So frisch im Programm wie die NF 53 selbst ist die neue PRS Plate-Style Bridge, die mit lediglich zwei Messingsätteln die sechs Drähte aufnimmt. Die beiden Sättel können aber mit ihren jeweils zwei Schrauben so variabel eingestellt werden, dass bei der dann und wann anliegenden Prozedur der Einstellung der Oktavreinheit hier keine besonderen Komplikationen zu erwarten sind. Der Steg bietet keine Saitenführung durch den Korpus, wie man vielleicht vermuten könnte. Die Saiten werden ganz herkömmlich in der Grundplatte verankert. Kaum zu glauben bei dem kräftigen Sustain, das die NF 53 an den Tag legt. Doch dazu später mehr im Praxis-Check.
Am anderen Ende der Drähte warten sechs PRS eigene geschlossene Mechaniken mit cremefarbenen Flügeln auf ihren Einsatz. Die sechs Tuner entsprechen den Erwartungen an ein Instrument dieser Preisklasse vollkommen, sie laufen butterweich und vollkommen ohne Spiel auf ihren Achsen und hielten das Instrument während der Testdauer zudem centgenau in Stimmung.
Narrowfield-Pickups
Einen Mix aus Singlecoils und dem Charakter von Humbuckern sollen die beiden Narrowfield DD (Deep Dish) Pickups liefern. Dass dieser Spagat dem Team von PRS ausgesprochen gut gelungen ist, konnte ich schon beim Test der Myles Kennedy feststellen. Die Tonabnehmer werden mit größeren Spulen für einen erweiterten Dynamikumfang ausgestattet und besitzen zudem einen Mix aus klassischen Pole-Pieces und kleinen Metallteilen für die Abnahme der Saiten.
Im Gegensatz zu den zum Teil sehr umfangreichen Schaltungen bei PRS-Gitarren, verfügt die Elektronik der NF 53 lediglich über einen 3-Wege-Schalter, mit dem der Neck-Pickup, beide Tonabnehmer zusammen oder der Narrowfield am Steg ausgewählt werden. Kein Push-Pull, doppelte Tone-Regler oder sonstiger Schnickschnack stört den Ton bei seinem Weg durch den Schaltkreis bis zum Amp. Die Bedienelemente überzeugen schon beim ersten Zugreifen: Der Schalter rastet satt in seinen drei Positionen ein und die zwei Regler laufen wunderbar weich – so wie man es von einer „PRS Made in USA“ eben gewohnt ist.
Die NF 53 Blue Matteo in der Praxis
Zugegeben, auf den ersten Blick könnte man meinen, man habe es hier schlicht und ergreifend mit einer weiteren Tele-Kopie zu tun – nur eben auf sehr hohem handwerklichen Niveau und weit ab von jeglicher Stangenware. Von Leo Fenders Meisterstück hat die NF 53 allerdings nur die Form geerbt, alles andere spielt in einer ganz anderen Liga und vor allem für einen ganz anderen Einsatzzweck. Sicherlich kann man der Gitarre eine Art „Twang“ entlocken, insbesondere der Pickup in Stegposition empfiehlt sich naturgemäß dafür. Der erzeugte Sound ist jedoch prinzipiell ein ganz anderer, nämlich sehr offen und luftig mit kraftvollen und klar definierten Bässen, einem fast schon zu übertrieben cremigen Mittenspektrum und nicht zu aufdringlichen Höhen, denen es dennoch nicht an Brillanz fehlt. Hinzu kommt das verblüffend niedrige Nebengeräuschverhalten der beiden Narrowfield-Tonabnehmer, weder das gefürchtete Singlecoil-Brummen, noch irgendwelche anderen Störgeräusche stören den Spielfluss. Und das unabhängig davon, ob nun beide Pickups parallel oder aber einzeln mit dem Schalter ausgewählt werden.
Fantastisch ist auch, wie nuancenreich und ausgeglichen über den gesamten Regelweg das federleicht zu drehende Volume-Poti auf jede kleinste Bewegung prompt reagiert. Darüber hinaus zeigt sich das Signal beim Absenken der Lautstärke mit dem Poti ziemlich unbeeindruckt, was Verluste in der Klangqualität bzw. der Dynamik betrifft. Ein ganz wichtiges Kriterium für Musiker, die gerne mit ihrem Röhren-Amp am anderen Ende der Strippe eine gelungene Interaktion führen möchten.
Das gebotene Klangspektrum der NF 53 deckt wohl so ziemlich alles ab, was nur im Entferntesten mit Rock ’n‘ Roll zu tun hat. Angefangen mit dicken, fetten Linien und Akkord-Voicings des Neck-Pickups wahlweise in klarer, angezerrter und hoch verzerrter Form, über saftigen Crunch beim Einsatz beider Tonabnehmer bis zu schneidigen Riffs mit hoher Durchsetzungskraft des Narrowfields am Steg erstreckt sich das Angebot. Stets umhüllt von einem gewissen Vintage-Flair und dazu mit einer beeindruckend hohen Dynamik ausgerüstet!
NF 53 Blue Matteo – Klangbeispiele
Für die folgenden Klangbeispiele habe ich die PRS NF 53 Blue Matteo zusammen mit einem Orange Micro Dark eingesetzt, der mit einer 1×12″ Celestion Vintage 30 Box verbunden wurde. Vor der Box wurde ein AKG C3000 Mikrofon platziert und die Tracks in Logic Audio aufgezeichnet.
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