Neue Königsklasse unter den Arranger-Keyboards
Das Yamaha Genos2 Entertainer-Keyboard ist da. Gerne wählen die Hersteller für die Ankündigung ihrer Produktneuheiten große Worte oder monumentale Phrasen. Die Firma Yamaha bewirbt nun den Mitte November vorgestellten Yamaha Genos2 mit der Überschrift „Your next masterpiece“. Da schwingt der Quantensprung an Technologie mit, den der Kunde mit dem neuen Gerät verbinden soll. Ich wollte wissen, ob der Genos2 dieses Versprechen einlösen kann und habe ihn mir mal genauer angesehen.
Inhaltsverzeichnis
- Yamah Genos2 als Arranger-Workstation
- Minimales Facelift für den Genos
- Bedienung Genos2: Mehr Licht – mehr Übersicht
- Anschlüsse des Yamaha Genos2
- So klingt der Genos2
- Neue Software: MIDI-Song to Style
- Bereit für mehr: Expansions im Genos2
- Playlist – speichern, suchen, sortieren
- Style-Control – die musikalische Leitung der Band
- FX-Power im Yamaha Genos2
- Recording – Audio und MIDI
- Der Genos2 in der Praxis
- Yamaha Genoss2: Technischen Daten im Überblick
- Der Yamaha Genos2 on YouTube
Da ich mich auf die Neuerungen fokussieren möchte, sei an dieser Stelle auf den Test des Yamaha Genos und der Software Version 2.0 hingewiesen. Außerdem gibt es hier noch einen Praxistest auf AMAZONA.de
Yamah Genos2 als Arranger-Workstation
Digital Workstation ist die Gattung, unter der das neue Arranger-Keyboard Genos2 firmiert. Die Abgrenzungen der Instrumentengruppen wie Digital Workstation und Synthesizer Workstation gegeneinander und die Zuordnung des Synthesizers zum Profi und des Arrangers zum Ein-Finger-Amateur sind in den vergangenen Jahren immer mehr verschwunden. Denn die Arranger-Keyboards bieten einen sehr guten Klang und sind für kleine Gruppen oder auch TOP40-Coverbands eine oft bessere Wahl, da sie unkompliziert schnellen Zugriff auf die entsprechenden Sounds und Rhythmen bieten. Und sie dienen außerdem selbst dem Profi-Keyboarder oder gar Produzenten als Inspirationsquelle für neue Songs oder Arrangements.
Minimales Facelift für den Genos
Das Aussehen des Yamaha Genos2 lehnt sich sehr deutlich an den Vorgänger an. So hat es mit dem neuen Modell nur ein paar kosmetische Veränderungen gegeben: Das Display bleibt zwar gleich groß (9-Zoll) bei gleicher Auflösung (800 x 480 Pixel), wird aber anders gerahmt. Es sitzt nun etwas tiefer im Gehäuse, ist „antireflektierend“ und gleichzeitig deutlich heller. Diese leichte Absenkung, die minimale Veränderung des Winkels, die Rahmung, alles das sorgt dafür, dass der Bildschirm sehr gut ablesbar ist und das in jeglicher Situation und Umgebung. Ich empfinde das als gute und sinnvolle Änderung. So ist gewährleistet, dass man beim Auftritt trotz Störlicht und Streulicht den Überblick nicht verliert. Außerdem hat Yamaha das Zusatzdisplay der Live-Control-Sektion insofern verändert, dass das OLED durch ein LC-Display ersetzt wurde und es jetzt die Möglichkeit gibt, zwischen einem Hell-Modus und einem Dunkel-Modus umzuschalten. Darüber hinaus lässt sich die Helligkeit der LED-Beleuchtung aller Taster jetzt stufenweise einstellen.
Bedienung Genos2: Mehr Licht – mehr Übersicht
Um neben dem Display eine bessere Übersicht über die Regler und Fader zu erhalten, wurden im linken Bedienbereich die sechs Assignable-Knobs mit LED-Kränzen und die neun Fader mit entsprechenden beleuchteten Seitenleisten versehen. Die anzeigten Werte werden mit dem Regler „abgeholt“, d. h. sobald der eingestellte Wert erreicht ist, lässt sich der Wert variieren und die Beleuchtung folgt dann dem neuen Wert. Hier hat Yamaha einen häufig formulierten Kundenwunsch erhört, da es früher beim Regeln oft zu unerwünschten Nebeneffekten kam.
Neben den Tastern zur Kontrolle der Styles, gibt es jetzt auch eine explizite Tastensteuerung (REC/STOP und ON/OFF) für den Chord-Looper, d. h. die Möglichkeit der Aufzeichnung einer Akkordfolge und Wiedergabe in einer Schleife. Praktisch, wenn man mal eine oder zwei Hände frei haben will, während die Begleitautomatik weiterhin die nötigen Akkorde spielt oder man einfach bestimmte Teile eines Songs üben will. Auch die Assignable-Taster A-F sind jetzt beleuchtet, außerdem gibt es drei neue Assignable-Taster (ebenfalls beleuchtet) oberhalb der drei Artikulation-Tasten über dem Pitchbender.
Anschlüsse des Yamaha Genos2
Bei den Anschlüssen des Yamaha Genos2 gibt es eine sofort erkennbare Neuigkeit: Auf den bisher im Genos verwendeten digitalen S/PDIF-Ausgang wird verzichtet. Dafür hat der Genos2 ein USB-Audiointerface. Und über Bluetooth lässt sich ein Handy oder Tablet zum Abspielen von Musik verbinden, die dann auch noch im Recorder mit aufgenommen werden kann.
Zudem verfügt der Genos2 über einen neuen HDMI-Anschluss, an den ein externer Monitor angeschlossen werden kann, der sowohl das Display spiegeln, aber auch Noten oder Texte der MIDI- oder Audiosongs anzeigen kann.
Bei der Tastatur setzt Yamaha auf die bewährte und auch im Montage verwendete FSX-Tastatur mit Initial-Touch und Aftertouch, die aber hinsichtlich des Aftertouchs überarbeitet wurde. Einen echten Unterschied konnte ich jetzt nicht feststellen. Da ich vom Klavier komme, finde ich die Tasten zwar gut spielbar, aber ein Stückchen zu kurz. Mir persönlich gefällt etwa die 76er-Tastatur des Pa5x von Korg da deutlich besser. Aber jenseits dessen ist die FSX-Tastatur sehr gut spielbar, hochwertig und verlässlich. Ich spiele sie seit Jahren am Yamaha Montage und hatte noch nie irgendwelche Probleme oder Abnutzungserscheinungen.
Für den USB-Anschluss stehen auf der Vorderseite rechts oben im Bedienfeld ein TO DEVICE-Anschluss zur Verfügung, auf der Rückseite sowohl ein TO DEVICE- als auch ein HOST-Anschluss. Es gibt zwei Paare MIDI-Anschlüsse (A und B) mit je einer In-/Out-Buchse.
Der MIC INPUT ist mit und ohne 48 V Unterstützung, also sowohl für dynamische als auch für Kondensatormikrofone verwendbar. Zudem gibt es drei ASSIGNABLE FOOT PEDALs, die standardmäßig mit Sustain, Art.1, und Volume belegt sind. Die LINE OUT-Buchsen sind geteilt in 2 MAIN- und 4 SUB-Kanäle. Hinzu kommen noch die Anschlüsse für das optionale Lautsprecherset (TO RIGHT SPEAKER, TO LEFT SPEAKER und TO SUB WOOFER).
Gewichtstechnisch ist der Yamaha Genos2 minimal schwerer geworden (14,2 kg statt 13 kg beim Genos), ist aber für seine Größe wegen des Kunststoffs immer noch ein relativ leichtes Keyboard. Gerade bei vielen Live-Einsätzen ist man ja froh über jedes Kilo, das man nicht herumwuchten muss. Ob die Plastikverkleidung längerfristig allerdings einem doch manchmal eher harten Bühnenalltag mit etwas groberem Handling gewachsen ist, wage ich zu bezweifeln.
So klingt der Genos2
Sounds/Voices
Der riesige Vorrat von 1990 Voices und 75 Drum-/SFX-Kits steht im Genos2 zur Verfügung. Außerdem lassen sich – wie schon im Vorgängermodell – noch weitere Expansion-Packs hochladen.
Die Sounds des Yamaha Genos waren, besonders was den Bereich der Naturinstrumente anging, bereits sehr gut gesampelt und programmiert. Die Articulations (Super Articulation, mit „S.Art.“ oder „S.Art.2“ neben dem Sound gekennzeichnet) ermöglichen nochmal Zusatzgeräusche und Spieleffekte wie Anatmen, Pitch-Slides, Glissandi, Body-Noises etc. Das war eine der Stärken des Genos und sie bleibt es im Genos2. Eine dritte Zündstufe der Super Articulations, also „Super Articulation 3“ gibt es derzeit noch nicht.
Der wichtigste Klang in einem Keyboard ist naturlich das Piano. Der bereits aus dem Genos und dem Montage bekannte CFX-Flügel klingt sehr ausgewogen und rund und hat einen großen Dynamikumfang. Ich finde, dieser Pianosound schmeichelt den Ohren. Er ist nicht zu hart und nicht zu weich, Anschlag und Ausklingphase sind perfekt abgestimmt: Ein universell einsetzbarer Sound, bei dem unter anderen – so hieß es bei der Online-Präsentation am 15.11.2023 von Yamaha – für den Genos2 die Länge der Samples sogar noch einmal gegenüber dem Genos verdoppelt wurde. Auf zusätzliche Details der Nachbildung des Klanges wie etwa Pedalgeräusche verzichtet Yamaha. Ich finde das insofern etwas seltsam, da man bei allen anderen Naturinstrumenten und ihren Super-Articulations versucht, alle Aspekte eines Sounds, also auch alle Neben- und Zusatzgeräusche, nachzubilden. Nur bei den Pianos verzichtet man auf ein – wie ich finde – wesentliches Element, das ja auch musikalisch genutzt werden kann: Immerhin sind die Pedalgeräusche oder Key-Noises in vielen Songs bewusst hervorgehoben. Auch in den Stagepianos wie der CP- oder YC-Linie und Synthesizern wie dem Montage verzichtet Yamaha auf diese Elemente; insofern bleibt sich die Firma da selbst treu.
Wer neben dem CFX-Piano einen Flügelsound sucht, der schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und „eingespielter“ klingt, findet eine Entsprechung im sog. „Character Grand“, einem Flügel aus den 80ern von einem namhaften deutschen Hersteller (unter „German Grand“ findet sich meist ein Sample eines Bechstein-Flügels, ich denke, das ist hier genauso). Er ist härter, kantiger, hat mehr eben Charakter, wie der Name schon sagt, dadurch ist er aber eben auch etwas spezieller in der Verwendung. Darüber hinaus gibt es sehr schöne neue Samples von Felt-Pianos und Upright-Pianos sowie bereits bekannte Sounds wie C7-Grand oder das U1-Piano.
Bei der Menge der zusätzlichen neuen Sounds gefallen mir besonders zwei neue Nylongitarren-Sounds, die mir schon bei der Online-Präsentation auffielen; sie stehen aus meiner Sicht exemplarisch die Verbesserung im Bereich der Sounds: „ClassicNylonOpen“ und „ClassicNylonNeck“. Die akustischen und elektrischen Gitarren waren für mich bei Yamaha schon immer ein Highlight, mit den beiden Sounds hebt Yamaha die Authentizität nochmal auf eine neue Ebene.
In jeder der Kategorien hat Yamaha neue Sounds hinzugefügt. Bei den Streichern ergänzt eine neue Gruppe unter dem Titel Filharmonic die SeattleStrings und KinoStrings. Leider lässt sich nicht sofort erkennen, welche Klänge nun wie das CFX-Grand verbessert oder überarbeitet worden sind.
Insgesamt klingt der Yamaha Genos2 für mich etwas detailreicher als sein Vorgänger. Auch der neue Halleffekt spielt hier sicher eine wichtige Rolle. Bei den insgesamt 1991 Sounds dürfte für jeden etwas dabei sein. Die Qualität ist sehr gut. Der Genos2 bildet alle denkbaren Instrumentengruppen gekonnt ab.
Die Synthesizer-Sektion war schon im Genos gut aufgestellt mit zahlreichen Sounds, die sich beim Yamaha Montage bedienten. Auch die Ensemble-Sounds finden sich wieder im Genos2.
Für Fans der Filmmusik oder entspannter, meditativer Improvisationen (und nebenbei auch aller Super Articulation 2 Sounds) sind die neuen Klänge wie Duduk, Shakuhachi und keltische Flöte.
Die folgenden Beispiele sind die kleinen Audition-Files, die Yamaha pro Sound zur Verfügung stellt:
Die AWM-Voices im User- und Preset-Bereich haben jeweils 128 Stimmen, zusammen mit der FM-Tonerzeugung – auch noch einmal 128 Stimmen – ergibt sich eine Gesamtpolyphonie von 384 Stimmen. Stattlich!
Genos2 mit DX7 FM-Technologie
Im Genos2 implementiert Yamaha, wie eben schon erwähnt, die FM-Tonerzeugung. Auch dieser Soundbereich, dessen Vertreter in allen Kategorien zu finden sind, ist durch die Bank gut programmiert und wer je einen Yamaha DX-Synthesizer sein Eigen nennen durfte, wird einige akustische Déjà-Vus mit dem FM-Sounds erleben.
Da die Editiermöglichkeiten im Bereich der Voices im Genos aber begrenzt sind, mag die Freude über die zusätzliche Syntheseform einen Dämpfer erhalten; nichtsdestotrotz ich finde die Auswahl der zur Verfügung stehenden Sounds ziemlich gut. Wie das dann im Zusammenspiel mit Styles klingt, dazu später!
Styles
Die Zahl der Styles hat sich gegenüber dem Vorgänger von 550 auf 800 erhöht. Da ist eine stattliche Steigerung der Anzahl um 45 Prozent! Wow! Alle Styles bieten drei Intros, vier Main-Variation, einen Break und drei Endings und vier One Touch-Settings. So viel zu den Äußerlichkeiten.
Die neu hinzugekommenen Styles klingen sehr gut. Wo immer man auch hinspringt innerhalb der Styles, welches Genre man auch aufruft: Die Begleitungen sind hochprofessionell programmiert, musikalisch anspruchsvoll und absolut gelungen. Ich bin natürlich nicht in allen musikalischen Genres stilsicher und konnte auch nicht alle einzeln länger durchprobieren, aber was ich mir angeschaut habe, klang für mich total überzeugend. Yamaha macht hier einfach verdammt gute Arbeit. Und offensichtlich zahlt sich aus, dass Yamaha eben auch Hersteller aller möglichen anderen Instrumente ist. Offensichtlich hörbar wissen die Leute, die das eingespielt oder programmiert haben, was man mit einem Instrument machen kann, wie man es spielt und wie man das gewinnbringend in einem Arrangement einbaut. Außerdem sind die Arrangements sehr gut abgemischt. Es bleibt immer Luft für zusätzliches Spiel auf dem Keyboard.
Diejenigen Styles, die sich der neuen FM-Sounds bedienen, lassen richtig schön die 80er aufleben! Für diesen Bereich hat sich die Einbindung der FM-Tonerzeugung total gelohnt. Jetzt kann man beim Auftritt die DX-Bässe knarzen, die DX Pianos perlen und die DX-Pads wabern lassen. Ein weiterer starker Punkt in Sachen Lebendigkeit des Gesamtsounds. Die Zuhörer werden es einem danken!
Durch das neue Reverb und die überarbeiteten Klänge klingt der Genos2 in meinen Ohren noch transparenter, detailreicher. Der Mix ist „crisper“, klarer als im Genos. Mag sein, dass sich das dann auf einer Bühne mit PA wieder verspielt, aber das Instrument soll ja auch zu Hause oder im Projektstudio eine gute Figur machen.
Der Yamaha Genos2 ist mit seinem Styles hörbar nah an den üblichen Verdächtigen der TOP40. Wem das beim Genos2 nicht gefällt oder wer eher eigene Styles sucht, dem bleibt noch der Import eigener Styles (wie unten beschrieben) oder die Erstellung mit dem Style-Creator.
Der Genos2 enthält Audio-Demos, in denen die neuen Styles und Songs je nach Genre präsentiert werden. Ich habe die Tracks aufgenommen und hier eingestellt. Sie zeigen schön die musikalische Vielfalt und die Möglichkeiten:
Ambient-Drums
Die Revo-Drums im Genos waren ein wichtiger und großer Schritt, um den Klang des Drum-Sets lebendiger und realistischer zu machen; nun geht Yamaha noch weiter und bietet im Genos2 sogenannte Ambient-Drums. Die Drums klingen nicht wesentlich anders als die bisherigen Revo-Drums, aber darüber hinaus wird der räumliche Abstand des Mikrophons vom Schlagzeug emuliert und er lässt sich stufenlos von trocken bis stark räumlich (mit entsprechenden Reflektionen) variieren. Ambience-Depth nennt sich das. Da die Drums für die Band aus der Box, Verzeihung, das Arranger-Keyboard, wesentlich sind, ist das ein interessantes und gewinnbringendes Feature. Es macht Spaß, damit etwas herumzuexperimentieren. Und der Effekt klingt wirklich überraschend gut.
Neue Software: MIDI-Song to Style
Wer die eigenen Songs oder vorhandene MIDI-Files zu Styles umarbeiten will, für den steht eine zusätzliche Software zur Verfügung: „MIDI Song to Style“ heißt das Programm, das einen bestehenden MIODI-Song durch Easy-Import schnell in einen Style mit entsprechenden Zuordnungen wie Intro, Ending und Variationen samt Fill-ins verwandelt. Diese Zuordnung lässt sich im Editiermodus noch variieren und anpassen. Das klingt erstmal nicht so spektakulär, ist aber eine tolle Ergänzung, die das System öffnet. Man könnte sagen, damit hat man eine Art voll editierbaren Style-Editor an der Hand. Auch das ist ein sinnvoller und kluger Schachzug.
Bereit für mehr: Expansions im Genos2
Wer sein Instrument bei Yamaha registriert, erhält die Möglichkeit, sich zwei bereits bestehende Voice-Packs herunterzuladen: Zum einen das DX7 Voice Pack, das eine Sammlung von 128 zusätzlichen Voices aus dem DX7 enthält, zum anderen das Genos Complete Pack, das die – aus unerfindlichen Gründen – nicht bereits in den Genos2 übertragenen Voice und Styles aus dem Genos enthält. Yamaha verspricht, dass die Bibliothek dieser Expansion Packs stetig ausgebaut wird. Früher musste man eine ganze Stange Geld hinlegen, wenn man diese Packs haben wollte. Im Moment sieht es so aus, dass die Registrierung einen kostenfreien Download ermöglicht. Download und Verwaltung der Packs erfolgt wie bisher über den Yamaha Expansion Manager.
Playlist – speichern, suchen, sortieren
Diese Funktion ist dient dazu, die vom Benutzer erstellten Registrierungen zu organisieren. Eine Registrierung umfasst alle Bedienfeldeinstellungen, die dann durch Drücken der entsprechenden Registrierungstaste abgerufen werden kann. Unterhalb des Displays sind daher zehn Registration-Memory-Tasten. Jeweils 10 Registrierungen ergeben eine Bank.
Die gespeicherten Einstellungen reichen von der einfachen Voice bis hin zu komplexen Einstellungen wie die des Tempos, der Style-Control oder auch des Vocal-Harmonizers. Die Benutzeroberfläche wurde so verändert, dass die Einträge nun alphabetisch sortiert werden können und ein Filter in der Suchmaske dabei hilft, die Registrationen schnell zu finden und auch gleich zu sortieren.
Style-Control – die musikalische Leitung der Band
Das aus meiner Sicht interessanteste neue Feature ist die Möglichkeit, die Band innerhalb der gewählten Style-Variation von leise bis laut zu kontrollieren: Dynamic-Control heißt das bei Yamaha. Ich kann meine Backing-Band also dirigieren, Platz schaffen für ein Solo, lauter werden, wenn ich richtig Druck brauche. Ich finde nicht nur die Idee gut, sondern auch die Umsetzung, denn die funktioniert nicht einfach nur über Lautstärke, sondern die musikalische Dynamik wird verändert. Das kenne ich von keinem anderen Arranger-Keyboard. Es ist sozusagen ein Alleinstellungsmerkmal. Und ein ziemlich gutes, wie ich finde, aber das sagte ich glaube ich schon.
FX-Power im Yamaha Genos2
Brandneu bei den Yamaha Genos2 Effekten ist eine Einbindung des beliebten und erprobten REVeletion-Reverbs aus dem Hause Steinberg (einer Tochterfirma von Yamaha). Der Effekt ist hochauflösender als die bisherigen Hall-Effekte im Genos. Er ist auf alle Bereiche der Tonerzeugung, einschließlich dem Vocoder oder Vocal-Harmony, die Styles, die Sounds und Multipads anwendbar. Der Klang ist über jede Kritik erhaben und wertet für mich den Gesamtklang deutlich auf bzw. professionalisiert ihn noch einmal. Neben der erwähnten Verbesserung der Sounds trägt der Hall zum detailreicheren Gesamtbild des Genos2 bei. Daneben gibt die üblichen Kategorien von Effekten wie Chorus, Flanger, Distortion, EQ, Noise-Gate usw., die sich auf die Kategorien Reverb, Chorus, DSP, Insertion-Effect, Master-Compressor, Master-EQ, Part-EQ verteilen.
Recording – Audio und MIDI
Der Genos2 enthält sowohl einen 16-Spur-Sequencer als auch einen Audiosequencer (wie bisher mit MAIN und SUB-Spur). Die Aufnahme im Bereich MIDI erfolgt per Multi-Recording, Quick-Recording oder Step-Recording. Der Audio-Recorder nimmt im WAV-Format mit 44,1 kHz und 16 Bit in Stereo auf und kann WAV und MP3 abspielen. Außerdem stehen Time-Stretch, Vocal-Cancel und Pitch-Shift für Audiodateien zur Verfügung. Die Aufnahme von Styles per MIDI funktioniert einwandfrei und lässt im Nachgang auch noch bearbeiten. Wer will, kann die Akkorde auch per Step-Eingabe programmieren und sich ein MIDI-File aller Spuren ausgeben lassen. Alles das kann – Stand November 2023 – nicht jeder Top-Arranger auf dem Markt, daher hat Yamaha meines Erachtens nach hier einen klaren Vorteil und der Genos2 trägt damit auch zu Recht den Titel Workstation.
Der Genos2 in der Praxis
Wer den Yamaha Genos kennt, wird sich im Genos2 schnell zurechtfinden. An der Menüstruktur oder der Bedienung hat sich nichts wirklich Wesentliches geändert. Die Bedienung ist durch die Beleuchtung der Fader und Knobs etwas übersichtlicher geworden. Die Sounds und Styles sind hervorragend und gegenüber dem Vorgänger noch mal ein Stückchen verbessert worden.
Wie schon gesagt, die FM-Tonerzeugung ist ein schönes und gut brauchbares Add-on, denn gerade im Bereich der Styles macht sie die 80er- und 90er-Songs deutlich hörbar authentischer. Dass diese Sounds – wie alle anderen Sounds im Genos2 auch – nicht oder nur marginal zu bearbeiten sind, finde ich persönlich etwas schade. Um nicht missverstanden zu werden: Die Presets sind allesamt extrem gut und liebevoll programmiert und sofort verwendbar. Aber eine Brücke zu den Synthesizer-Spielern, die vielleicht individuellere Sounds spielen möchten, wird damit nicht gebaut. Meiner Meinung nach hat in dieser Hinsicht Korg da mit dem Pa5x, der deutlich mehr Editiermöglichkeiten im Soundbereich bietet, die Nase vorn. Zumindest entscheidet sich Yamaha sehr klar und grenzt die Produktlinien – und damit auch die Nutzer – deutlich voneinander ab. Wie gesagt, aus meiner Sicht spricht aber nichts gegen Hybridmodelle. Wer das nötige Kleingeld hat und sich einen Montage M und den Genos2 im Doppelpack leisten kann, hat letztlich die eierlegende Wollmilchsau. Sowohl die Implementierung des neuen Halleffekts, die neuen Ambient-Drums und besonders die Dynamik-Kontrolle der Styles sind für mich die neuen Highlights des Genos2.
Und noch ein Punkt für Yamaha: Wenige Tage nach Erscheinen des Genos2 kommt ein erstes Betriebssystem-Update, das ein paar kleinere Bugs behebt. Da hat die Konkurrenz ihre Nutzer oft lange im Regen stehen lassen und gewartet, bis die Liste der Bugs ganze Seiten füllte.
Yamaha Genoss2: Technischen Daten im Überblick
- 76 Tasten (FSX) mit Anschlagsdynamik und Aftertouch
- 1990 Sounds + 75 Drum/SFX Kits – u. a. 106 S.Articulation 2, 437 S.Articulation, 141 FM, 123 Mega Voices, 24 Organ Flutes, 11 Ambient Drums/SFX, 11 Revo Drums/SFX, 95 Ensemble Voices
- 800 Styles (u. a. 720 Pro, 69 Session, 11 Free Play) mit je 4 Variationen und 4 One Touch Settings (OTS)
- 384-stimmig polyphon: 128 für AWM + 128 für Expansion AWM + 128 für FM Voices
- Keyboard Parts Right1, Right2, Right3, Left
- Registration Memory – 10 Plätze pro Bank
- reflektionsarmer 9″ LC Touchscreen
- Sub Display über den Fadern und Knobs
- 6 zuweisbare Knobs mit LED-Statusanzeige
- 9 zuweisbare Fader mit LED-Statusanzeige
- Cross Fader
- 9 zuweisbare Tasten: A-F, 1-3
- 3 Articulation Buttons
- Midi-Sequenzer: Playback (SMF Format 0 und 1, XF), Recording (SMF Format 0)
- Audio: Playback (WAV + MP3, mit Time Stretch, Pitch Shift und Vocal Cancel),
- Recording: WAV (44,1 kHz, 16 Bit, stereo)
- Effekte: Reverb (85 Preset, inkl. Steinberg REVelation Reverb), Chorus (107 Presets),
- DSP (363 Presets inkl. VCM), Master Compressor (5 Presets), Master EQ (9 Presets), 28 Part EQs, Vocal Harmony (54 Presets) Synth Vocoder (20 Presets)
- Multi Pads – 504 Bänke mit je 4 Pads
- Chord Looper
- Playlist-Funktion – max. 2500 Einträge pro Playlist
- USB Audio Interface – 44,1 kHz, 32 Bit, stereo
- Sample-Speicher für Voice Expansion (ca. 3 GB)
- interner Speicher mit ca. 15 GB u. a. für Style/Audio Style Expansion
- Bluetooth 5.0, Codec: SBC, Reichweite ca. 10 m
- W-LAN: 2,4 GHz
- Abmessungen (B x T x H): 1234 x 456 x 151 mm
- Gewicht: 14,2 kg
Der Yamaha Genos2 on YouTube
https://www.youtube.com/watch?v=f8k3Wu7iujc
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Das mit den fehlenden Soundbearbeitungsmöglichkeiten würd ich speziell beim Genos gar nicht mal so als Negativpunkt sehen, da das Keyboard eigentlich nur für Livemusiker/Entertainer gedacht ist und die wollen eigentlich nur eines: Sofort abrufbare gutklingende Sounds. Ich denke da werden die wenigsten noch grossartig am Sound schrauben wollen.
Ich weis jetzt nicht ob der Montage auch so eingeschränkt ist bei der Bearbeitung, aber da würd ich es eher als Negativpunkt sehen, da dieser eine andere Zielgruppe hat.
Schon mal danke für den Test!
Die erwähnten neuen Ambient Drums scheinen mir jetzt in keinem der Beispiele zu hören zu sein, oder? Das Demovideo von Yamaha bezeichnet leider nirgendwo die in den Styles verwendeten Drums. In dem zweiten verlinkten Video scheint mir noch nicht einmal die unterlegte Musik irgendetwas mit dem Genos2 zu tun zu haben, das sieht leider nur nach spärlich kommentierten Produktfotos aus.
Knapp zweitausend Sounds laut Yamaha ist ja eigentlich schon wieder zu viel. Den Vogel hat für mich da Roland mit dem Integra7 Modul abgeschossen mit etwa 6000 Tones. Das wirkte nicht nur, als ob man da alles auf die interne SSD gestopft hatte, was noch irgendwo bei Rolands rumlag, das klang auch danach. Und „dank“ der dem zu kleinen Display geschuldeten verstümmelten Soundbezeichnungen, war es kaum möglich, einen Überblick über das Angebot zu erlangen. Bei meinem Yamaha PSR SX 700, das mit 986 „Voices“ beworben wird, komme ich beim Nachzählen allerdings nur auf 680 Sounds. Das ist zwar immer noch mehr als genug, es wundert mich nur, dass sonst niemand so etwas überprüft. Da bleibt bei mir ein leichtes Misstrauen gegenüber der Marke Yamaha zurück.
Gefällt mir sehr gut, dieser neutrale Bericht! Eigentlich ist es nur dem persönlichen Geschmack und der Spielweise geschuldet, für welches Arranger-Keyboard man sich entscheidet! Preislich liegen Ketron, Korg und Yamaha auf Augenhöhe und erfüllen alle 3 für sich, das Musikerherz mit Wärme! Der FM Sound im Genos 2 ist viel besser, als bei meinem DX7! Den konnte ich auch nicht editieren und war mit den Preset-Sounds glücklich! Jetzt erklingt er 4fach und bekommt schöne Effekte dazu!
Die eingeschränkte Soundbearbeitungsmöglichkeit würde ich schon als Minuspunkt betrachten – besonders im Hinblick auf den hohen Preis. Dass „Livemusiker/Entertainer“, zu denen ich mich auch zählen darf, keinen Wert darauf legen, ihre Sounds mehr oder weniger tiefgreifend anzupassen, halte ich für ein Gerücht. Gerade wer den Ehrgeiz hat, ein individuelles Klangbild abzugeben, kommt an einer Bearbeitung der Sounds und Styles/Songs nicht vorbei. Auch der hohe Preis wird zu Recht als Minuspunkt gewertet. Wer als Tanzmusiker das Investment in ein solches Instrument durchkalkuliert, braucht lange, bis er bei den mickrigen Gagen in den Kurhäusern & Co. mal in die Gewinnzone kommt.
Ich als Liveband-Keyboarder, der keine Entertainer-Keyboards benutzt sehe ein bissl neidisch auf die Taster über der Tastatur. Die sind sehr übersichtlich und sehen so aus, als wären sie sehr griffig & robust.
@calvato Bin „Liveband“-Keyboarder (komisches Wort, eigentlich, weil ich den Arranger in Duo-Situation auch live spiele, meistens mit LH-bass). Denn das Genos klingt auch mit einer Band , als reine Klangquelle sozusagen, verdammt gut, die Sounds sind exzellent. ob du ein MODX, Montage oder Genos verwendest, hört doch mittlerweile niemand mehr raus, es sei denn, Du möchtest Deine Sounds tiefgehend verändern und selbst programmieren .