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Test: Ketron Event, Entertainer-Keyboard

Frischer Wind durch Audio-Styles

16. August 2023

Im Bereich der professionellen Arranger- oder Entertainer-Workstations waren die Marktführer der letzten Jahre Yamaha mit dem Genos und Korg mit der Pa-Serie und zuletzt mit dem Pa5x. Zwischenzeitig stand in den Thomann-Verkaufscharts für Arranger-Workstations ein neues Gerät auf dem 1. Platz: das Ketron Event. Grund genug, das Keyboard einmal einem ausführlicheren Test zu unterziehen.

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Erhältlich ist das Ketron Event Entertainer-Keyboard seit Ende 2022. Inzwischen hat Ketron mit einer Ausgabe mit 61 Tasten und einem Modul (Event X) nachgelegt.

Da ich auf der Bühne sowohl solo als auch im Bandkontext gerne einfach gute Sounds spiele, ohne dafür stundenlang programmieren zu müssen, sind die Arranger mit ihren Klangerzeugungen schon vor vielen Jahren auf meinem musikalischen Radar aufgetaucht. Wer Synthesizer oder Workstations mehr oder weniger nur als „ROMpler“ verwendet, dem offenbart sich hier eine oft sehr gut klingende Alternative. Den klassischen Anwendungsbereich des Entertainer-Keyboards, also die automatische Begleitung bei Auftritten, habe ich nie genutzt. Nichtsdestotrotz können die vorhandenen Styles eine schöne Phrasen- oder Ideenschmiede für eigene Arrangements sein. Und die inzwischen bei manchen Geräten umfassenden Möglichkeiten im Bereich Sequencer oder Patterns machen die Geräte ebenfalls interessant für Anwendung im Studio. Der bei uns in Deutschland häufig kultivierte abschätzende Blick der „Profis“ auf die „Alleinunterhalter“ mit ihren „Tischhupen“ ist im internationalen Vergleich ohnehin sehr speziell. Ich kenne die beiden direkten Konkurrenten, den Yamaha Genos und das Korg Pa5x, daher versuche ich immer wieder, die Eigenschaften und Features einzuordnen oder zu vergleichen. Also, werfen wir einen Blick auf das Testgerät.

Der erste Eindruck des Ketron Event-Keyboards

Ich hole das Ketron Event-Keyboard aus seiner Verpackung und hebe es auf den Ständer. An der Verarbeitung gibt es nichts zu beanstanden. Die Seitenteile, die Deckplatte, der Boden, alles fest und sicher – insgesamt ein stabiles Erscheinungsbild. Die Seitenteile bestehen aus Aluminium, die Oberfläche aus solidem Blech. Das scheint für den harten Bühnenalltag mit häufigem Auf- und Abbau gemacht zu sein. Das Gewicht ist mit 14,8 kg aus meiner Sicht gut transportierbar und bewegbar. Die Regler gleiten sanft und die Knöpfe haben einen klaren Druckpunkt.

Strom bezieht das Gerät über ein externes Netzteil. Dadurch hat man ein zusätzliches Kästchen und ein Kabel mit Steckverbindung mehr im Koffer. Für den Heimgebrauch ist das nicht so schlimm, für Auftritte macht es die Sache unnötig kompliziert. Sei’s drum.
Ich schalte das Gerät ein und warte eine gute Minute, bis es hochgefahren ist. Sofern das Gerät nicht abschmiert, ist das nicht gerade schnell, liegt aber im Rahmen.

Es gibt drei Bedienfelder, ein Modulationsrad und Pitchbend-Rad mit Leslie Slow- und Fast-Schaltern, von denen einer noch als Artikulationsschalter für Sounds dient. In der Mitte prangt ein 7 Zoll Touch-Display, rechts und links jeweils Slider und Knöpfe. Als nette Spielerei lässt sich die Farbigkeit der Beleuchtung der Slider verändern.

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Die Kopfhöreranschlüsse befinden sich auf der Rückseite. Das fand ich noch nie praktisch, vor allem, wenn sich der Kopfhörerausgang in die übrigen Anschlüsse einreiht. Aber auch damit kann man leben. Andere Hersteller machen das schließlich auch immer noch.
Ich schlage ein paar Tasten an, kann aber nichts hören. Und hier bin ich zum ersten Mal verwirrt. Wo finde ich den Regler für die Lautstärke?

Ich wandere mit dem Blick von links nach rechts und noch mal zurück. Erst auf den dritten Blick komme ich darauf, dass einer der Slider im rechten Bedienfeld mit „Master“ beschriftet ist. Aha! Verständlich, nachvollziehbar und auch logisch, aber irgendwie auch ziemlich ungewohnt. So geht es mir immer wieder während des gesamten Tests. Meine Intuition, die sich aus der Nutzung anderer Geräte speist, bringt mir hier nichts. Hier ist vieles ziemlich ungewohnt. Also: RTFM! Das ist gut dokumentiert und verständlich. Und wenn man die Logik eines solchen Systems einmal verstanden hat, geht dann doch alles ziemlich schnell.

Test Ketron Event

Das rechte Bedienpanel mit dem Master-Regler

Linkes Bedienpanel mit Wheels und Steuerung für Rotary und Artikulation

Denn – wie gesagt – dieser Aufbau ist durchaus logisch. Allein beim Effektmenü bin auch nach aufmerksamem Lesen des Handbuchs noch unsicher. Die Verschachtelungen in dem Bereich sind mir zu kompliziert. Damit bin ich in den Tagen des Tests nicht warm geworden.

Die halbgewichtete Tastatur mit Aftertouch ist ähnlich wie die Tastatur des Korg Pa5x. Sie lässt sich gut und griffig spielen und ermöglicht im Zusammenspiel mit der Klangerzeugung eine gute Dynamik.

Ketron Event: Best original Sounds?

Bevor ich mir die Styles anhöre, will ich erst einmal die Sounds hören. Über 450 Voices sind an Bord, die Polyphonie ist mit 216 Stimmen angegeben. Das sollte auch für komplexe Arrangements oder Layers reichen. Im Pianist-Mode kann ich den jeweiligen Sound über die gesamte Tastatur spielen. Ich tippe mich durch die Kategorien und spiele die Bread-and-Butter-Sounds durch. Sie sind von guter bis sehr guter Qualität. Der aufliegende und zuallererst angespielte Sound ist das Grand Piano. Es ist für den Mix gut abgestimmt und universal einsetzbar. Aber: Wenn ich es solo spiele, gefällt mir die Abklingphase nicht, egal ob mit oder ohne Sustain. Ich frage mich, woran das liegt: Fehlt ein Release-Sample? Auch einen Effekt wie Sympathetic Resonance oder gesampelte Pedalgeräusche suche ich vergeblich. Der Sound hat auch nach dem Ausschalten des Reverbs noch einen ziemlich starken Hallanteil, der zum Sample zu gehören scheint.

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Ketron Event
Ketron Event
Kundenbewertung:
(7)

Die E-Pianos gefallen mir dagegen sehr gut. Die Auswahl der Orgeln ist in Ordnung; sie lassen sich im Twin-Modus spielen und mit digitalen Zugriegeln steuern. Doch auch hier gibt es eine Sache, an der ich hängenbleibe. Der Leslie-Effekt ist nicht mein „Cup of Tea“. Im Arrangement mag das zu vernachlässigen sein, aber wenn es schon digitale Drawbars gibt, will ich auch hören, dass Bass und Mittelton in unterschiedlichen Tempi anlaufen (der sogenannte Hochtonrotor erreicht beim Original schneller die Endgeschwindigkeit als der Bassrotor). So bleibt er leider mittelmäßig. Da der Bereich der Orgeln bei den Entertainer-Keyboards für viele Musiker ziemlich wichtig ist, sei mir diese Detailverliebtheit erlaubt. Aber zur Ehrenrettung sei gesagt: Diesbezüglich tun sich andere Hersteller auch manchmal schwer. Vielleicht habe ich da einen Spleen …

Die anderen Bereiche wie Strings, Bläser, Gitarren, Ethnic, Bass etc. sind von guter Qualität und ohne irgendwelche Ausrutscher. Weniger gefallen hat mir persönlich der Synthesizer-Bereich. Aber das ist auch ein bisschen Geschmackssache.

Beim Ketron Event kommen zum ersten Mal bei Ketron Artikulationen hinzu, also spezielle Zusatz-Samples wie beispielsweise Glissandi, Brass Falls, Frullato etc. Sie werden über eine Taste einzeln (für den zu artikulierenden Ton) aktiviert. Ein wichtiger Schritt, um die Sounds noch realistischer klingen zu lassen.

Die Soundauswahl orientiert sich am wesentlichen Bedarf, nur darf der aus meiner Sicht ruhig größer abgesteckt sein. Wie gesagt, die meisten der über 450 Sounds sind im Großen und Ganzen gut gemacht und klingen gut. Allerdings bieten Korg und Yamaha hier etwas komplexere Multi-Samples mit mehreren Artikulationen an, durch die die Sounds für meinen Geschmack doch noch etwas realistischer und lebendiger klingen (und in den Arrangements bei Jazz oder Rock echten zusätzlichen Rumms machen), aber auch hier gilt: Im Arrangement sind die Ketron-Sounds völlig in Ordnung.

Während Korg sehr umfangreiche Editier-Möglichkeiten im Bereich der Sounds zulässt, sind die Bearbeitungsmöglichkeiten der Sounds beim Yamaha Genos doch ziemlich begrenzt. Der Event liegt hinsichtlich der Veränderbarkeit der Klänge in der goldenen Mitte, bietet aber außerdem einen 2,5 GB großen User-Sample-Bereich für eigene Kreationen.

Ein interessanter Punkt noch zu den Sounds: Jedem der Upper-Sounds lassen sich mehrere Sounds zuordnen. Ebenso im Lower-Bereich. Das bedeutet eine Vervielfachung möglicher Layer.

Ketron Event Styles

Das Ketron Event-Keyboard bietet über 400 Styles an. Ketron unterscheidet zwischen Real-, Live- und MIDI-Styles. Während die Real-Styles einen Mix aus Audio-Parts und MIDI bieten, greifen die Live- und MIDI-Styles auf die internen Sounds zurück. Ketron arbeitet bereits seit der Veröffentlichung des Audya im Jahr 2009 mit Audio-Styles. Die Kategorien sind Ballad, Pop, Dance, Rock, Swing, Latin, Country, Folk (und das meint hier Volksmusik aus aller Herren Länder), Party und Unplugged. Damit ist so ziemlich alles abgedeckt, was man für einen Auftritt braucht. Von Rock bis Schlager, von Jazz bis Dance. Für jeden dieser Styles stehen drei Intros und Endings, vier Variationen, vier Fills und vier Breaks zur Verfügung. Außerdem die Möglichkeit, des Reintro und eines einfachen Count-in.

Klingt jetzt erstmal unspektakulär, aber richtig interessant wird es, wenn man sich an das Style-Modeling heranwagt, denn damit lassen sich die vorhandenen Styles modifizieren oder gar komplett neu zusammenstellen. Es lassen sich auch externe Live-Drums ins Gerät laden.
Gerade die Real-Styles klingen durch die „echten“ Drums und Bass- und Gitarrenriffs sehr gut und stehen der Konkurrenz in nichts nach. Das klingt eben wie live gespielt. Wie ein gutes Stück Musik von Hand gemacht. Nicht überproduziert oder total perfekt abgemischt, wie bisweilen bei Yamaha. Aus meiner Sicht liegt das aber nicht nur an den echten Phrasen, sondern auch an den Effekten, in denen abgemischt wird. All das trägt zum Live-Klang bei. Und das sollte genau das sein, was ein Musiker, der alles alleine spielt, will. Für meinen Geschmack und im Vergleich klingt Yamaha in diesem Mix deutlich HiFi-mäßiger, aber auch etwas raffinierter und voller in den Arrangements. Korg bildet einen guten Zwischenbereich mit einer ausgewogenen Lebendigkeit und ebenfalls sehr guten Arrangements. Gerade die Round-Robin-Samples bei den Drums haben Yamaha beim Genos und Korg beim Pa5x nochmal einen starken Schub gegeben. In Sachen Realismus liegt Ketron hier eine Nasenlänge vorne. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Style-Variationen dürften aus meiner Sicht jedoch manchmal noch etwas größer ausfallen.

Ein kleines Problem habe ich im sogenannten Pianist-Mode mit schnellen Akkordwechseln oder Licks im Übergang: Ich glaube zu hören, dass die Akkordwechsel manchmal ein bisschen ruppig oder ungenau sind. Das fällt gerade in diesem Spielmodus auf, weniger bei geteilter Tastatur und den mit linker Hand gegriffenen Akkorden. Es mag am „schlampigen“ Spiel liegen, aber: Das kenne ich von Yamaha oder Korg so nicht. Ich vermute eher, dass das Phänomen an den Phrases der Audio-Styles liegen könnte, die ja  beim „Umschalten“ bzw. Abfeuern der jeweiligen Phrase beim Wechsel des Akkordes einen Kompromiss machen müssen. Das wird sich beim Auftritt verspielen, aber wenn man zu Hause sehr genau hinhört, ist das ein kleines Manko. Vielleicht ist das der Preis, den man für die Audio-Styles zahlt, denn irgendwie muss die Phrase ja umschalten und die Audiowiedergabe beenden, während bei MIDI die Tonerzeugung einfach eine neue Note spielen kann. Vielleicht liegt es auch an der Quantisierung der Akkordwechsel oder die Akkorderkennung hat mit Sustain-Befehlen beim Pianospiel zu kämpfen? Was auch immer es ist, ich empfand es beim Spiel als etwas irritierend. In der Liste der Verbesserungen im Rahmen des neuesten Updates (OS 1.2), das auch auf dem von mir getesteten Gerät aufgespielt ist, finde ich den Punkt „Verbesserte Phrasenfunktion“. Ketron scheint das so oder ähnlich zu kennen, aber im Blick und bereits daran gearbeitet zu haben.

Nichtsdestotrotz: Die Real-Styles klingen richtig gut und machen Spaß. Und insgesamt bildet Ketron das ab, was für einen Auftritt für TOP 40, Schlager und auch Volksmusik gebraucht wird. In manchen Bereichen – wie zum Beispiel bei Country oder Swing – hätte ich mir noch mehr Real-Styles gewünscht, denn sie sind schon ein deutlich hörbarer Qualitätssprung im Gegensatz zu den Live- und MIDI-Styles. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Die Systeme sind heutzutage ja offen für Zusatz-Styles und -Sounds.

Ausbaumöglichkeiten und Goodies des Ketron Event: Audio Style Modeling und Real Solo

Ein sehr gutes Feature ist die Möglichkeit, sich eigene Styles mit den Grooves, Phrases und Patterns zusammenzubauen. Mit diesem Audio Style Modeling System, das MIDI und Audio frei kombinierbar macht, eröffnet der Ketron wirklich große Möglichkeiten und hier liegt eine echte Stärke des Gerätes. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass das eine echte Schatztruhe ist. Neben den bereits sehr umfangreichen Möglichkeiten wie Remapping, der Editierung von BPM, der Stimmen, des Pegels und der Effekte und so weiter und so fort kann ich mich aus dem vorhandenen Material bedienen und neues Material dazu mixen.

Das ist nicht unaufwändig, um nicht zu sagen, extrem komplex, aber erschließt völlige neue Dimensionen. Es öffnet unter anderem den oft geschlossenen musikalischen Rahmen der Arranger-Keyboards. Denn was denen durch die Bank fehlt, ist ein wirklich modernes Repertoire (was wahrscheinlich auch mit dem Zielpublikum zu tun hat).

Es mag jetzt im Vergleich ein wenig knapp klingen, was ich da über die Ausbaumöglichkeiten schreibe, aber bei aller Kürze sei noch einmal mit Nachdruck unterstrichen: Hier schlummert ein Riese! Wer versteht, wie man ihn weckt, um im Bild zu bleiben, wer diese Features für sich und seine Musik zu nutzen weiß, dem öffnen sich viele Türen und schier unbegrenzte Möglichkeiten!

Und als Extra kann man – wer es denn will oder braucht – zu den gespielten Akkorden auch einzelne Instrumente wie ein Saxofon spielen lassen. Real Solo nennt sich das. Es erinnert mich an den Melodist oder Soloist in der Band in a Box, nur in Echtzeit! Die Voices, die dafür möglich sind, sind Instrumente wie Trumpet, Sax, Flöte, Oboe oder Violine. Nette Idee und die Umsetzung klingt auch bei ungewöhnlichen Akkordwechseln sehr gut . Ob es in der Praxis gebraucht wird, steht auf einem anderen Blatt.

Die sogenannte STEM-Funktion ersetzt offensichtlich das aus dem Vorgänger SD9 bekannte Launchpad. Bis zu fünf Backing-Elemente lassen sich, sortiert auf vier Szenen, synchron abfeuern.
Ein Nachteil gegenüber dem erwähnten Launchpad: Das funktioniert nur mit Audio-Elementen, nicht mit MIDI-Elementen. Mit „Phrase Rec“ kann man Akkordfolgen aufnehmen, die dann wieder abgespielt werden können.

Zwei Multiplayer hat der Event an Bord, die folgende Formate unterstützen: MIDI, MP3-, MP4 und WAV-Files. Aber auch Textdateien (TXT und PDF) können gelesen werden. Mit einer entsprechenden Playlist lassen sich die Songs in die gewünschte Reihenfolge für den jeweiligen Auftritt bringen. Für die Styles gibt es dafür die Registrations, in denen sehr umfangreich spezifische Settings des Keyboards aufgerufen werden können.
Außerdem steht ein Audio- und MIDI-Recorder zur Aufnahme bereit, ergänzt durch einen Modus, der das Style-Spiel aufnimmt.

Anschlussmöglichkeiten des Ketron Event

Neben den klassischen MIDI-Buchsen (einmal Out, einmal Thru und zweimal In, eine Buchse für GM-Files und eine für ein Masterkeyboard) gibt es die USB-Ports to Device und to Host und einen SD-Card-Slot. Auch standardmäßig vertreten: ein Sustain-Pedalanschluss sowie ein Anschluss für ein Expression-Pedal. Ketron hat zudem noch eine Art hausinternen Port für Ketron Pedale zu Steuerung der Begleitautomatik.
Es gibt ein eigenes Mikrofonmenü mit 2 Eingängen, mit entsprechenden jeweiligen Gain-Reglern. Eine zuschaltbare Phantomspeisung gibt es nicht. Außerdem bietet der Event einen Vocal Harmonizer. Es gibt einen extra Ausgang für das Micro 1, so kann es gegebenenfalls extern abgemischt werden. Gut mitgedacht! Oben drauf gibt es noch einen Stereo-Line-In. Das ist nicht selbstverständlich und kann eine echte Hilfe sein, wenn man live mit mehreren Geräten arbeitet.
Die Qualität der Effekte (Hall, Delay, Compressor und Equalizer) ist gut, die Leistung, die Breite der einstellbaren Parameter und der Klang des Vocal Harmonizers sind ordentlich. Da es sich hier um einen echten Live-Effekt handelt, erreicht er natürlich nicht die Qualität eines Plug-ins, aber für den genannten Anwendungsbereich ist das absolut ausreichend.
Standard für Entertainer ist der Port für einen externen Monitor. Ketron geht einen Schritt weiter: Über HDMI lässt sich sogar ein weiterer Touchscreen anschließen, der das Gerät steuern kann. Gute Idee!

Ketron Event – Updates als Chance

Der Yamaha Genos, der seit 2016 auf dem Markt ist, wartet schon länger auf einen Nachfolger. Korg hat mit dem Pa5x zwar vor gut einem Jahr einen neuen Top-Arranger veröffentlicht, aber es standen noch ein paar einige Updates an, um es mal vornehm auszudrücken. Inzwischen hat Korg das OS 1.2 geliefert und jetzt einige Features an Bord, die es der Konkurrenz schwer machen – vorausgesetzt, das Betriebssystem läuft rund und ohne Bugs. Ketron ging es nach Veröffentlichung des Event wohl ähnlich. Doch hier kamen die Updates deutlich schneller. „Time to market“ nennt man das im Wirtschaftsdeutsch. Man drängt mit einem neuen Produkt auf den Markt. Der Käufer wird zum Beta-Tester und die Updates kommen mit der Zeit. Zumindest hat man dann schon mal was verkauft. Bei Software ist so etwas durchaus üblich. Da die Musiker im Bereich der Arranger verlässliche Instrumente für den Auftritt brauchen, ist dieses Vorgehen in diesem Bereich (und natürlich nicht nur hier) allerdings nicht ganz unproblematisch. Abschmierende Instrumente beim Auftritt sind ein absolutes No-Go. Wenn man das vermeiden will, kauft man das Gerät einfach erst, wenn es einigermaßen Bug-frei ist. Wie die Erfahrungen der letzten paar Jahre bei den meisten Herstellern komplexer elektronischer Musikinstrumente zeigen, kann das aber eine Weile dauern. Mein Eindruck ist, dass Ketron offensichtlich ganz gut im Blick hat, was noch geändert werden soll und auch muss. Das letzte Update von Ketron ist zum Zeitpunkt des Tests erst wenige Tage alt, das bedeutet – wenn ich mich nicht täusche – drei Update-Schritte innerhalb eines guten halben Jahres. Zudem ist die Liste der Veränderungen oder Verbesserungen mit neuen Funktionen sehr lang. Das spricht für eine gute Produktbegleitung durch den Hersteller und ist alles andere als selbstverständlich.

Der Ketron Event on YouTube

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Ein Klangbeispiel für ein vom Event generiertes Solo (Ambient Sax):

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Der Ketron-Experte und Event-Fan Bartek Krzemiński demonstriert die Styles und Sounds (weitere Videos zum Ketron Event mit allen möglichen Sounds und Styles findet ihr auf seinem Channel).

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Fazit

Der Aufdruck auf dem Paket verspricht „Best original sounds“. Das Ketron Event-Keyboard klingt gut. Punkt. Aber den Superlativ würde ich persönlich nicht vergeben. Dazu fehlt mir im Solosound manchmal die Liebe zum Detail. Doch das Spiel des Einzel-Sounds, mal abgesehen von Pianos oder E-Pianos, ist bei Arrangern ehrlich gesagt auch eine eher seltene Anwendung.
Das Ketron Event-Keyboard ist der jüngste unter den derzeitigen Top-Arrangern. Er bietet gute Qualität, allerdings zu einem hohen Preis. Der Genos liegt inzwischen gut 1.000,- Euro unter dem Event. Korg pendelt sich ebenfalls bei mehreren hundert Euro weniger ein. Der Kauf will also überlegt sein. Wie schon gesagt, den Event gibt es in drei Varianten: Als Modul, mit 61 und mit 76 Tasten. Das finde ich als Produktpolitik sehr lobenswert.

Der Ketron Event ist ein gutes und professionelles Instrument für Entertainer. Zweifelsohne kann man damit sehr gut Musik machen und es ist klar für den Live-Betrieb konzipiert. Aber: Die Bedienung ist aus meiner Sicht gewöhnungsbedürftig. Die Lernkurve ist erst einmal ganz schön steil, wenn man von anderen Geräten kommt. Gleichzeitig taucht das Instrument bei den Styles und ihren Kombinationsmöglichkeiten schon ziemlich tief, vorausgesetzt man weiß es zu steuern. Und es macht Spaß. Wenn Ketron – wie es sich in den bisherigen Updates andeutet – das vorgestellte Konzept mit den Real-Styles ausbaut und zu perfektionieren versteht, wäre das ein echter und deutlicher Vorsprung vor der Konkurrenz. Die aber schläft nicht: Korg hat den Einbau der Audio-Slices mit dem letzten Update ausgebaut. Und Yamaha wird den Genos, der auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, sicher auch irgendwann ersetzen. Wenn man den Blick in die Foren der Anwender von Arrangern wirft, ist die Diskussion oft ganz schön aufgeladen. Die Entscheidungen über Hopp oder Top fallen oft schon, bevor das Gerät überhaupt auf dem Markt ist; allein durch Beurteilung der Produktvideos. Daher sei es an dieser Stelle nach einem mehrtägigen Test deutlich gesagt: In der momentanen Reihe der Top-Arranger ist der Ketron Event ein gut klingender, solider Mittelfeldspieler mit sehr umfangreichen Ausbaumöglichkeiten und für diejenigen, die sich im Streit darüber, ob Yamaha oder Korg nun besser ist, unsicher sind eine gute Alternative.

Plus

  • guter Grundklang
  • Real-Styles
  • freie Kombination von Grooves, Patterns und Phrases (Audio Style Modeling System)
  • externer Touchscreen anschließbar
  • Updates mit neuen Funktionen bisher sehr umfangreich
  • Modellvarianten (61 Tasten und Expandermodul)

Minus

  • hoher Preis
  • steile Lernkurve bei der Bedienung
  • (externes Netzteil)

Preis

  • 4.998,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    MartinM.

    Danke für diesen Test! Zur Untermauerung Deines Höreindrucks hätte ich noch gerne Audiobeispiele gehört. So bilde ich mir doch ein, auch heute noch trotz allen elektronischen Fortschritts aus Einzelsamples erstellte Musik von analog aufgenommenen Tracks unterscheiden zu können. Tasteninstrumente können Samples prinzipbedingt ja noch sehr überzeugend nachbilden. Aber schon bei Schlagzeugen oder Streichern höre ich Defizite. Beim Samplen will man wohl jedes Einzelsample optimal aufnehmen, und so klingen Schlagzeugsamples dann immer wieder zu kurz, zu scharf, zu clean. Das kann man wohl nur besser hinkriegen, wenn man es in ganzen Takten aufnimmt.
    Den kurz angesprochenen Vergleich mit der Software Band in a Box finde ich sehr passend. Damit kann man sich von diesen Real-Track Aufnahmen einen Eindruck verschaffen für erheblich weniger Geld als für die Ketron Geräte. Bei Band in a Box klingen übrigens Pianos wiederum problematisch — insbesondere bei Akkordwechseln. Das scheint prinzipbedingt zu sein. Strickt man den Track auf MIDI um, erklingt er fehlerfrei.
    Wieviele Real-Styles bietet denn das Ketron Event? Welchen Anteil haben die an den 400 Styles?

  2. Profilbild
    vssmnn AHU

    sorry, aber nach einer halben Stunde YouTube mit unserem polnischen Fraund, kann ich diese Wohlfühl-Klänge nicht mehr ertragen….

    • Profilbild
      TobyB RED

      @vssmnn Ach so schlimm ist es nicht, man sieht er hat Spass bei der Arbeit :-)

      • Profilbild
        mudi2000

        @TobyB Definitiv. Ich schaue mir ja lieber seine Videos zum VPS Avenger an, insbesondere zu den Italo Disco expansions.

      • Profilbild
        vssmnn AHU

        @TobyB trotzdem verstehe ich den Sinn dieser rappelkisten nicht, da wird ein riesenaufwand betrieben um dann ein bisschen lächerliches Klavier dazu zu klimpern oder diese hässlichen Staubsauger-Synthi-Akkorde zu drücken…. welche mich immer irgendwie an einen schalmeien-orchester mit gucke Mucke erinnern

        okay, daheim im stillen kämmerlein hat man vielleicht etwas Spaß damit, aber ansonsten kann ich mir doch auch gleich ein halb playback einlegen und mir die Investition in diese komische Hardware sparen.
        ich bin wahrscheinlich die falsche zielgruppe, ich könnte mir niemals vorstellen, was ich mit so einem Teil auf der Bühne anfangen sollte, ohne mich peinlich berührt zu fühlen.

        • Profilbild
          TobyB RED

          @vssmnn … wenn wir Alleinunterhalter auf einem Kreuzfahrtschiff wären und Abends funky Barjazz zum besten geben müssten, wäre das genau unser Ding. Mehr mag ich mir da jetzt nicht vorstellen. ;-) Ich denke die Arranger und Begleitautomatik Kisten haben ihren Sinn. Andersrum würde die Zielgruppe auch aus den Latschen kippen, wenn man denen einen Legato Bass mit Filtermodulation anbieten würde. Ob Moog oder Sequential wär da egal.

    • Profilbild
      chardt

      @customstudio Öhm … vielleicht weil ein Plugin den meisten Entertainern nicht weiterhilft?

      • Profilbild
        iOwner

        @chardt Ich würde mal sagen, dass der VPS Avenger schon fast ein solches Plugin mit seinen EDM Styles und Begleitautomatik ist. Auch wenn hier nicht die Tiefe und Fülle von Entertainer Rhythmen/Styles und Variationen zu finden sind.

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