Genos 2.0 und Superior Pack – kostenloses Mega-Upgrade
Das Erscheinen des Yamaha Genos hat viel Staub aufgewirbelt und doch gab es nicht nur Lob für den Nachfolger des Tyros 5. Die Kritik fiel dabei höchst unterschiedlich aus, je nach Schwerpunkt des jeweiligen Testers. Dennoch war das Fazit klar: Der Yamaha Genos ist ein mehr als würdiger Nachfolger für den zum Erscheinungsdatum vier Jahre alten Tyros 5. Nun hat Yamaha nach fast zweijähriger Reifezeit das große Upgrade auf die Genos Firmware 2.0 nachgelegt – kostenlos. Wir haben uns das Upgrade genauer angeschaut. Es empfiehlt sich in diesem Zusammenhang, noch einmal den Test des Yamaha Genos von Thilo Goldschmitz zu lesen, der hier zu finden ist. Auch interessant sind der Praxistest und die News zum Update auf Version 1.4.
Vorbereitungen zum Upgrade Version 2.0
Vor jedem Upgrade stehen umfangreiche Vorbereitungen. Das gilt nicht nur für Computer, sondern auch für das Betriebssystem eines Keyboards. Bevor das Upgrade aufgespielt wird, sollten in jedem Fall wichtige Daten und Einstellungen gesichert werden. Die Genos Firmware 2.0 ändert einige Systemparameter. Diese werden deshalb mit der Installation zurückgesetzt. Da sich die Einstellungen im Systemmenü nicht per Backup zurückspielen lassen, sollten diese unbedingt notiert oder vom Display abfotografiert werden.
Überschrieben werden auch die Registration Memory und Song Settings. Sounds oder Styles, die man als Favorit markiert hat, sollten ebenfalls unbedingt notiert werden, da die Favoriteneinstellungen nach dem Upgrade gelöscht sind. Durch das Aufstocken der User-Speicherplätze für Effekt-Settings sind auch diese vom Gedächtnisverlust betroffen. Möchte man seine selbst zugewiesenen Funktionen zu den Assignable Buttons oder Fadern behalten, müssen diese vor dem Upgrade auf einer Registrierungsbank gespeichert werden.
Das Upgrade besteht einerseits aus der Firmware für den Genos, andererseits aber auch aus einem Expansion Pack mit neuen Sounds und Styles. Bevor letztere installiert werden, sollten sie unbedingt über den Yamaha Expansion Manager gesichert werden. Doch dazu später mehr.
Download und Installation der Genos Firmware 2.0
Der Download über die Yamaha Website gestaltet sich problemlos. Wer den Yamaha Expansion Manager noch nicht auf seinem PC oder Mac installiert hat, sollte diesen in diesem Zusammenhang auch gleich herunterladen und installieren. Um auch in den Genuss der neuen Sounds und Styles zu kommen, ist außerdem das Genos V2.0 Superior Pack herunterzuladen, welches eben diese enthält.
Nun kann es losgehen. Benötigt wird lediglich noch ein mindestens 500 MB großer USB-Stick, der auf dem Genos formatiert wurde.
Zunächst einmal wird das Firmware Update installiert. Dazu wird der USB-Stick eingesteckt und der Genos ausgeschaltet. Beim Einschalten muss die START-Taste gedrückt gehalten werden. Der Genos sucht nun automatisch die Genos Firmware 2.0. Wurde sie gefunden, muss noch einmal mit START bestätigt werden, bevor die Installation beginnt. Der ganze Vorgang nimmt genug Zeit für einen frisch gebrühten Kaffee in Anspruch und sollte in keinem Fall kurz vor einem wichtigen Gig durchgeführt werden.
Nach der Installation muss der Genos einmal aus- und wieder eingeschaltet werden. Der Firmware-Teil ist nun erledigt.
Installation Superior Pack für Yamaha Genos
Um das Superior Pack mit den neuen Sounds und Styles auf den Genos zu bekommen, gibt es zwei Methoden. Die erste und einfachste Methode, ich wage es kaum zu sagen, löscht alle im Genos enthaltenen nachträglich installierten Expansions. Sie ist also nur für diejenigen von Belang, die bisher keine Expansions von Yamaha oder Drittanbietern auf dem Genos installiert haben.

Eine von zwei möglichen Installationen des Superior Packs. Bei dieser Variante sollte sich aber kein andere Expansion Pack auf dem Genos befinden
Um die Installation über das Systemmenü zu starten, kopiert man zunächst die Datei Genos_PackInstallData.ppi auf einen USB-Stick. Diesen steckt man ein und startet über Expansion > Pack Installation das Erweiterungspaket. Danach befinden sich die neuen Styles und Sounds spielbereit im Genos.
Der zweite Weg ist ungleich beschwerlicher und unnötig umständlich. Er führt über den Yamaha Expansion Manager und ist unbedingt für all diejenigen zu gehen, die bereits Sounds und Styles nachinstalliert haben und diese weiterhin nutzen möchten. Dazu muss die Software auf dem PC oder Mac installiert sein und per USB-Stick vom Genos die Keyboard-Infos geholt werden. (Menü 2 > Expansion > Export Instrument Info). Diese Keyboard-Infos müssen nun in den Yamaha Expansion Manager importiert werden, damit dieser weiß, mit welchem Gerät er es zu tun hat. Nun müssen alle Expansion Packs, die wieder den Weg in den Genos finden sollen, in den Yamaha Expansion Manager geladen und verknüpft werden. Anschließend wird daraus eine Installationsdatei erzeugt, die entweder per WLAN oder wiederum per USB-Stick und Methode 1 den Weg in den Genos findet. Umständlicher geht es kaum.
Genos Firmware 2.0 – was ist neu?
Zunächst einmal habe ich die „Version History“ studiert, um herauszufinden, welche Neuheiten das Update auf die Genos Firmware 2.0 mit sich bringt. Leider sind nicht alle neuen Funktionen oder Änderungen ausreichend dokumentiert, so dass oft nur das eigene Ausprobieren am Instrument hilft. Die Änderungen betreffen einerseits neue Funktionen wie den Chord Looper, andererseits kosmetische Dinge oder System Settings, neue System Exclusive Messages oder weitere Taktarten für Styles. Um nicht jede kleine Änderung aufzulisten, konzentriere ich mich im Folgenden auf die wichtigsten Neuerungen.
Chord Looper
Der Chord Looper ist schon vom PSR-SX900 bekannt, sieht nicht nur ähnlich aus, sondern funktioniert auch in gleicher Weise. Sinn und Zweck des Chord Loopers ist es, die linke Hand frei zu bekommen, um beispielsweise Registrierungen vorzunehmen oder Pitch Bends in das Spiel zu integrieren. Dazu können mehrere Akkordfolgen aufgenommen werden, zwischen denen während des Spiels umgeschaltet werden kann. So ist es zum Beispiel möglich, für Intro, Strophe, Chorus, Bridge oder Solo eigene Akkordfolgen aufzunehmen und zwischen diesen hin und her zu springen. Dafür stehen Bänke mit je acht Slots zur Verfügung. Eine komplette Bank lässt sich speichern. Ähnlich wie bei einem Looper für die E-Gitarre ist es auch hier möglich, nahtlos von der Aufnahme ins Playback zu springen und somit den Chord Looper auch während der Live Performance einzusetzen. Anders als das PSR-SX900 bietet der Genos jedoch keine eigene Taste zum Aufrufen des Chord Loopers. Bestimmte Funktionen können jedoch auf die Assignable Buttons gelegt werden.
Song Player
Die nächste große Neuerung gibt es im Bereich des Song Players. Nutzer des Song Players wird es freuen, dass nun bereits während der Wiedergabe der nächste Song selektiert und geladen werden kann, der dann nach Ablauf des gerade aktuellen Songs automatisch gestartet wird. Das konnte schon der Tyros 5 und nun endlich auch der Genos. Zu lange und peinliche Pausen zwischen den Songs werden so vermieden.
Ebenfalls im Bereich des Song Players angesiedelt ist eine Systemeinstellung, die verhindert, dass beim Betätigen der Rücksprungtaste bei laufendem Song zum vorangegangenen Song gesprungen wird. Die neue Funktion nennt sich „Song Previous Type Edit“ und die dazugehörige Option „Song Top only“.
Die Playlist hat nun eine Sortierfunktion erhalten. Endlich lassen sich Playlists zum schnelleren Auffinden von Songs kurzerhand alphabetisch sortieren.
Ruft man das MIDI MULTI RECORDING auf, kann der gerade im Song Player aktivierte Song automatisch in den Sequencer übernommen werden.
Scale Tune
Das Scale Tune-Menü wurde neu gestaltet. Ab sofort kann für alle drei Parts der rechten Hand separat die Stimmung eingestellt werden. Außerdem ist Scale Tune nun leichter vom Menü aus erreichbar. Temporäre alternative Skalen lassen sich per Sub-Scale-Funktion erstellen und per Fußschalter aufrufen.
Yamaha gibt zudem an, dass MIDI System Exclusive Messages hinzugefügt wurden, die Scale Tune betreffen.
Style Section Reset
Endlich: Durch einfaches Drücken der Tap Tempo-Taste springt der Style auf die Zählzeit 1 zurück. So ist nicht nur mehr Kontrolle während des Live-Spiels mit anderen Musikern möglich, sondern es lassen sich auch spontan Taktwechsel, zum Beispiel von 4/4 auf 3/4 oder 2/4 umsetzen. Auch „Stottereffekte“ sind mit dieser neuen Funktion möglich. Nie wieder Schweißausbrüche, wenn ein Mitmusiker die Eins verpasst.
Time Signature
Taktarten lassen sich nun frei definieren und somit auch Songs in seltener genutzten Taktarten umsetzen.
Neu im Mixer: Multi Pad
Im Mixer sind nun auch die Parameter der Audio Multi Pads 1-4 zu finden.
Mehr Platz für neue Sounds
Nach dem Lesen fühlte ich mich sofort an den Waldorf Blofeld erinnert, bei dem sich durch einen kostenpflichtigen SysEx Code Sample Speicher freischalten ließ. Yamaha haben jetzt durch die Firmware 2.0 mal eben den Speicher für neue Sounds und Styles auf satte 3 Gigabyte erhöht. Und das alles ohne den Einbau von Flash-Speicher. Das freut natürlich einerseits den User, andererseits wirft es die Frage auf, warum dieser nicht von Anfang an freigeschaltet war. Immerhin ist das Upgrade kostenlos und somit freuen wir uns einfach über den gewonnenen Speicherplatz.
User-Effekte
Die Zahl der User-Effekte, die gespeichert werden können, wurde auch mal eben verzehnfacht. Statt drei Effektspeicherplätze gibt es nun 30.
Sonstiges
Weitere Änderungen sind teils kosmetischer Natur und betreffen das User Interface (zum Beispiel mehr Infos in der Statuszeile) oder beheben kleinere Probleme. Yamaha fassen viele davon unter dem Punkt „Fixed other problems“ zusammen. Hier lohnt es sich, selbst nachzuforschen oder auf das angepasste Benutzerhandbuch zu warten.
GENOS 2.0 Superior Pack
Die wohl interessanteste Neuigkeit dürfte das kostenlose GENOS 2.0 Superior Pack mit 50 neuen Styles und 68 neuen Sounds sein. Viele davon stammen aus dem Bereich der volkstümlichen Musik und dem Schlager/Oldie Genre. Ich möchte diese Erweiterung etwas mit der Musikant-Erweiterung bei KORG vergleichen.
Die neuen Sounds und Styles sind eine willkommene Erweiterung des ohnehin schon großen Angebots des GENOS. Acht Akkordeon-Varianten, 23 Bässe, Alphörner, Klarinetten, Trompeten, Flügelhörner, Tenorhörner, Tuba in allen Variationen und natürlich Hackbrett-Sounds, Zither-Sounds und Alpen-Schellen.
Die Styles umfassen viele typische Begleitrhythmen für Musik der 50er bis heute. Swing, Pop, Rock, Disco Fox, Schlager, Polka, Dance bis hin zu Schweden-Pop. Oftmals hört man sofort den Song, den die Programmierer beim Erstellen des Styles im Sinn hatten, heraus. Alle Styles und Sounds sind von sehr hoher Qualität. Es macht Spaß, damit zu spielen. Ausreißer konnte ich keine finden. Eine Liste aller neuen Voices und Styles gibt es auf der Yamaha-Website zum Download. Hier einmal ein kleiner Überblick über einige der Highlights:
Es ist wohl recht eindeutig, welchen Song Yamaha da mit Afrika assoziiert haben. Der Style ist sehr gut gemacht und der Titel lässt sich authentisch mit dem Style spielen.
Ein weiterer, sehr gut gemachter Style ist dieser:
Leider ist die Sängerin der schwedischen Band Roxette, Marie Fredriksson, gerade erst viel zu früh verstorben. Der Top-Hit, der die Band durch seine Verwendung als Filmmusik für „Pretty Woman“ weltweit bekannt gemacht hat, wird wohl ewig bleiben und somit freuen wir uns über diesen tollen Style.
Albano & Romina Power dürfen auf keiner Tanz-Party fehlen und dieser Style befähigt uns zum Spielen eines ihrer größten Hits. Die Bezeichnung „80sItalianEvergreen“ trifft es wohl sehr gut.
Ein großer britischer 70s Hit darf natürlich auch nicht fehlen. Wie auch der Song von Roxette erkennt man auch ihn innerhalb eines Taktes:
Nach so viel Liebe in der Luft benötigen wir dringen mal einen gestandenen deutschen Künstler. Wer könnte die deutschen Lande besser vertreten als der Altrocker aus einem Hamburger Hotel mit seinem Panikorchester? Also zurück in die 80er und Klammer-Blues tanzen:
Es sei zu den Hörbeispielen noch erwähnt, dass hier nichts selbst gespielt wurde. Es wurden lediglich einige Akkorde gewechselt. Alles, was es hier zu hören gibt, ist Bestandteil der Styles, Intros und Endings. Das ist einerseits natürlich ein Vorteil, wenn man genau diese Songs performen möchte. Leider schließen sich viele Styles dadurch aber automatisch für die Verwendung mit anderen Songs aus. Aber wir wollen nicht meckern, denn schließlich gibt es all das umsonst.
Damit man auch direkt loslegen kann, gibt es passend zu allen Styles natürlich Registrierungen. Diese sind getrennt von der Yamaha-Seite herunterzuladen und zu installieren.