Ordentlich P(R)S unter der Haube!
Paul Reed Smith hat laut Angaben des Herstellers nach vielen Jahren des Testens diverser Overdrive-Pedale seine eigene Wunschvorstellung umgesetzt. Das Ergebnis ist das PRS- Horsemeat-Pedal. Der Name dieses Produktes wird Tierschützer nicht gerade amüsiert stimmen. Mir kam einmal zu Ohren, Pferdefleisch wäre außergewöhnlich zart und wohlschmeckend, ich kam aber selbst noch nicht in den Genuss.
Laut PRS wurde das Overdrive-Pedal mit einer „neu entwickelte Schaltung, welche den Gitarrensound hervorhebt, ohne ihn zu verfärben“, ausgestattet. Hier wurden unter anderem auch Germanium-Dioden verbaut, welche einen obertonreichen Sound erzeugen sollen. Das klingt alles außergewöhnlich vollmundig. Wer sich mit den „Innereien“ von Overdrive-Pedalen beschäftigt, weiß, dass solche Verzerrer-Schaltungen bereits seit einigen Dekaden zum Einsatz kommen und meist nur in einigen Bauteilen abgewandelt als neues Pedal beworben werden. Das Rad wurde hier sicherlich nicht neu erfunden. Hier könnte man darüber nachdenken, dass möglicherweise ein Klon Centaur als Inspiration diente, dieser ist gleichfalls für seinen großartigen Clean-Boost und charaktervollen Zerrsound bekannt und ebenso u. a. mit Germanium-Dioden bestückt.
Bei der Beschreibung des Pedals wird erwähnt, dass das Pedal als Overdrive, aber auch als Clean-Boost genutzt werden kann. Auch ein einfacher Tubescreamer kann selbstverständlich auf die gleiche Weise fungieren, das haben bereits Dutzende große Gitarristen bewiesen. Das PRS-Horsemeat muss also mehr zeigen, was seinen üppigen Preis rechtfertigt.
PRS Horsemeat – Facts & Features
Das Pedal wurde in den Vereinigten Staaten hergestellt und ist schon dadurch kostenintensiver. Seine Abmessungen sind mit (B x T x H): 94 x 119 x 35 mm, größer als beispielsweise ein „gewöhnliches“ BOSS-Pedal. Das Gewicht beträgt satte 500 g. Die Stromversorgung erfolgt wahlweise über eine 9-V-Batterie oder ein 9-V-DC-Netzteil, welches nicht im Lieferumfang inkludiert wurde. Das Pedal kann, um evtl. mehr Headroom zu erreichen, auch wahlweise mit einer Spannung von 18-Volt-DC betrieben werden. Die Hohlsteckerbuchse (5,5 x 2,1 mm, Minuspol innen) wurde an der Stirnseite platziert. Die Stromaufnahme liegt bei nur 16 mA. Das Gehäuse macht einen sehr soliden Eindruck, was man bei dem aufgerufenen Preis natürlich erwarten darf.
Regler
Wie bei jedem Verzerrer bzw. Booster ist ein Gain-Regler, welcher den Verzerrungsgrad einstellt und ein Mastervolume (Level) an Bord. Die Bass- bzw. Treble-Regler ermöglichen ein schnelles Anpassen an die gewünschte Klangvorstellung. Der VOICE-Regler simuliert eine Art-Endstufenverzerrung und fügt dem Signal bei Bedarf noch etwas „Grit“ (Schmutz) hinzu. Werte oberhalb der 12 h Marke sind eher weniger zu empfehlen, da der Sound dann etwas „fuzzy“ wird.
Die Potiknöpfe wurden aus Aluminium hergestellt, schwarz lackiert und mit einem weißen Streifen zur besseren Ablesbarkeit bestückt. Eine blaue LED signalisiert den momentanen Schaltungszustand. Der stabile Fußschalter schaltet den Effekt aktiv, in inaktivem Zustand wird das Signal direkt vom Ein- an den Ausgang weitergeleitet (True Bypass).
Der Sound des PRS Horsemeat in der Praxis
Checken wir das Pedal zunächst als Clean-Boost, der Gain-Regler steht auf Linksanschlag, der Level-Regler sorgt für eine leichte Anhebung der Lautstärke. Der Effekt wird bei ca. 5 Sek. aktiviert, um einen Vergleich zu haben:
Als Clean-Boost klingt er ausgezeichnet, da das Signal klanglich quasi unverändert bleibt, es wird lediglich etwas Fülle im Sound erreicht und die Brillanz minimal angehoben, was dem Signal außergewöhnlich gut tut. Auch hier sind Parallelen zum Klon Centaur auszumachen, viele Gitarristen setzen den Klon nicht grundlos ausschließlich als Booster ein.
Nun testen wir den Sound bei leichter Verzerrung. Der Testamp ist klar eingestellt. Der Gain-Regler steht auf 9 h, die beiden Regler der Klangregelung stehen jeweils auf 12 h. Ab Sekunde 08 ist der Effekt aktiv:
Wir erhöhen das Gain bis zur 12 h Marke:
Das Horsemeat liefert einen angenehmen Sound, der sich wunderbar für viele Stilrichtungen (vor allem Blues, Pop, Rock, Country etc.) einsetzen lässt.
Nun reißen wir den Gain-Regler voll auf. Auch hier bleibt der Klang transparent und matscht nicht. Der Sound hat sicherlich einen eigenen Charakter und bekommt eine „majestätische Note“:
Im letzten Klangbeispiel funktioniert das Pedal als „Anbläser“ vor einem bereits crunchy eingestelltem Amp. Auch diesen Job macht das Pedal hervorragend. Der Gain-Regler stand auf 09 h, der Effekt wird nach 5 Sek. aktiviert:
Klangliche Ähnlichkeiten zum legendären Klon Centaur, dem „heiligen Gral der Overdrives“, sind durchaus feststellbar, möglicherweise auch gewollt. Das Horsemeat verhält sich recht ähnlich, wie ich beim Vergleich mit meinem DIY-Klon eines Klon Centaur feststellen durfte.
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
Stratocaster (SSH) – PRS Horseman -Peavey Classic 20 – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – MOTU M4 – Mac mit Logic (etwas Hall bzw. Delay hinzugefügt).
Der klingt aber sehr angenehm. Gute Hörbeispiele.