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Test: Wampler Gearbox, Overdrive Pedal für E-Gitarre

Zwei in einem!

16. Mai 2021

Test Wampler Gearbox

Ich gebe zu, in Sachen Signature-Produkten habe ich ein wenig den Überblick verloren. Nahezu wöchentlich erscheinen Produkte, die in Zusammenarbeit mit einem Künstler geschaffen wurden, deren Namen mir bis dato nichts sagten, was aber keineswegs als Wertung zu verstehen ist. Auch das zum Test vorliegende Overdrive-Pedal Wampler Gearbox wurde zusammen mit dem amerikanischen Gitarristen Andy Wood entwickelt, der sich in der amerikanischen Country-Szene insbesondere in Zusammenspiel mit Tele-artigen Gitarren verschiedener Hersteller einen Namen gemacht hat.

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Das Konzept der Wampler Gearbox

Andy Wood fährt erwartungsgemäß innerhalb seines Spiels kein High-Gain, hat für einen Country-Gitarristen aber zuweilen schon eine ordentliche Zerre am Start, so dass ein Overdrive-Pedal durchaus einen Sinn ergibt. Wie die Produktbezeichnung vermuten lässt, handelt es sich bei dem Pedal nicht um den tausendsten 3-Regler-Overdrive-Klon, sondern um eine deutlich flexiblere und umfangreichere Ausführung, was den Praxiswert um einiges erhöht.

Bei dem Wampler Gearbox Pedal handelt es sich vielmehr um ein zweikanaliges Overdrive-Pedal, bei dem zusätzlich beide Kanäle in unterschiedlicher Reihenfolge seriell geschaltet werden können. Entsprechend umfangreicher sind auch die Abmessungen des Pedals, wobei man mit 11,5 x 4 x 9 cm (B x H x T) immer noch im moderaten Bereich unterwegs ist. Das Gehäuse des Pedals ist tadellos verarbeitet und vermittelt einen massiven Eindruck. Farblich wird das Pedal in einer polarisierenden Orange-, Bronze-, Metallic-Lackierung geliefert, was ich der Einfachheit halber in den Bereich des persönlichen Geschmacks einordnen möchte.

 Test: Wampler Gearbox, Overdrive Pedal für E-Gitarre

Wampler Gearbox Oberseite

Der Lieferumfang des Pedals umfasst neben einem Stoffsäckchen mit Wampler Aufdruck, 2 Aufkleber, 4 aufklebbare Gummifüße und ein äußerst übersichtliches, englischsprachiges Handbuch, bei dem auf einer Seite die nötigsten Funktionen des Pedals erklärt werden

Mit insgesamt 9 Drehreglern, 2 Tastern und einem Minischalter geht es schon vergleichsweise eng auf dem Frontpanel zu. Hat man aber erst einmal die einzelnen Funktionen der Regler abgespeichert, findet man sich recht schnell auf der Oberfläche zurecht. Um die Regler dem jeweiligen Kanal zuordnen zu können, wurden die 3 Regler, die den blauen Kanal verwalten, mit silberner Schrift unterlegt, die 6 Regler, die dem roten Kanal zugeordnet wurden, mit goldener Schrift. Beide Beschriftungen sind sehr klein gehalten und insbesondere der goldenen Schrift mangelt es massiv an Abgrenzung zur orangenen Oberfläche. Um die Aktivierung der Kanäle zu überprüfen, verfügt der erste Kanal über eine blaue, der zweite Kanal über eine rote LED. Also, die Farbgebung insgesamt: rot, blau, Silber, gold, orange-bronze … wie gesagt, Geschmacksache.

 Test: Wampler Gearbox, Overdrive Pedal für E-Gitarre

Wampler Gearbox Profil

Die Anschlüsse des Wampler Gearbox Verzerrerpedal

Wie bereits erwähnt, ist das Wampler Gearbox Pedal zweikanalig aufgebaut, wobei man jedoch in diesem Fall die Kanaltrennung bei Bedarf konsequent durchzieht. Beide Kanäle verfügen über getrennte Ein- und Ausgänge, die bei Bedarf separat an unterschiedliche Signalketten oder Verstärker ausgegeben werden können. ACHTUNG: galvanische Trennung der Verstärker berücksichtigen, sonst können unter Umständen Erdungsschleifen auftreten. Man kann allerdings auch beide Kanäle an nur einem Verstärker betreiben, indem man den Eingang von Kanal 1 und den Ausgang von Kanal 2 benutzt. Des Weiteren befindet sich eine Eingangsbuchse für ein externes Netzteil an der Stirnseite, wobei das Pedal mit einer Leistungsaufnahme von 51,5 mA weit unter den üblichen 100 mA Anschlüssen bleibt und sich sehr genügsam herausstellt. Alternativ kann man das Pedal auch mit Batterie betreiben.

 Test: Wampler Gearbox, Overdrive Pedal für E-Gitarre

Wampler Gearbox Rückseite

Die Funktionsweise des Wampler Overdrive Pedal

Wir gehen der Einfachheit halber von der Funktionsweise vor nur einem Amp aus, was wohl 99 % des Einsatzgebietes des Pedals ausmachen wird. Deaktiviert man beide Kanäle des Wampler Gearbox Pedals, erhält man den unbearbeiteten Sound des Instruments. Wenn wir die Funktionsweise des Pedals kurz überschlagen, kommen wir zu der Einsicht, dass man mittels der Wampler Gearbox aus einem einkanaligen, möglichst cleanen Amp einen 4-, 5-kanaligen Verstärken zaubert, was einer der Alleinstellungsmerkmale des Pedals ist.

Gerade der Working Musician wird es ausnahmslos schätzen, mittels eines einzigen, vergleichsweise kleinen Pedals einen Großteil seines Equipment-Transports einsparen zu können. Klemmt man nun noch eine Pedalendstufe, z. B. im Format einer Seymour Duncan Powerstage dahinter, braucht man vor Ort sogar nur noch eine funktionierende Box für seine Darbietung. Alternativ kann man natürlich auch einen guten Speaker-Simulator wie z. B. den ENGL Cabloader für den Inear- oder direkten PA-Betrieb verwenden.

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Wie aber setzen sich die 4, 5 verschiedenen Sounds zusammen? Nun, zum Original-Sound gesellt sich zunächst Kanal 1, der mit einem Gain-, einem Level- und einem Tone-Regler ausgerüstet ist, wobei der Tone-Regler hier mehr als Höhenregler ohne zusätzliche Frequenzformung ins Klanggeschehen eingreift. Anders sieht es bei Kanal 2 aus, der zusätzlich zu Gain und Level über eine komplette 3-Band Klangregelung verfügt. Da dieser Kanal auch etwas „heißer“ ausgelegt ist, verfügt der Kanal zusätzlich über ein regelbares Noisegate. Schaltet man nun diese Kanäle hintereinander, hat man bereits 4 unterschiedliche Sounds, wobei man durch die Drehung der Reihenfolge der Kanäle einen fünften Sound erzeugen kann, wahrlich alles sehr praxisgerecht.

Wampler weist darauf hin, dass es sich bei den beiden Kanälen nicht um Neuentwicklungen handelt, sondern dass bei Kanal 1 eine optimierte Schaltung des Wampler Tumnus und bei Kanal 2 um eine modifizierte Schaltung des Wampler Pinnacle handelt, man erhält also zwei Wampler Pedale in einem Gehäuse.

Die Sounds der Wampler Gearbox in der Praxis

Da die Konzeption des Wampler Gearbox setzt für einen optimalen Sound einen cleanen, respektive leicht saturierenden Amp voraus setzt, habe ich alle Sounds mit meinem Referenz Amp für Crunch Sounds erstellt, dem Sound City Master One Hundred. Für die beiden großen klanglichen Familien kamen eine ’94 Strat mit Texas Special Pickups und eine Les Paul von 2014 mit Burstbuckern zum Einsatz. Beide Instrumente erzeugten zwei hervorragende, leicht angecrunchte Sounds, die mit dem Wampler angeblasen werden sollten. Ich habe ein paar einfache Licks als Basis genommen, jeweils zuerst mit dem Hals-, dann mit dem Stegpickup gespielt. Gespielt wurde über ein Marshall 412er Cabinet mit Celestion G12 75T Speakern, abgenommen mit 2 Stück SM 57.

Was bereits bei den ersten Tönen ins Ohr fällt, ist die latent bessere Interaktion des Pedals mit Singlecoil-Pickups, ein Fakt, der bei seinem Entwicklungspartner nicht wirklich verwundert, bewegt sich Andy Wood doch im primär im Telecaster Klangspektrum. Sowohl der blaue als auch der rote Kanal bieten eine sehr geschmackvolle Interaktion mit den Instrumenten und erlauben auch bei höheren Gain-Werten immer noch eine dynamische Spielweise. Insbesondere die klanglich spartanisch ausgerüstete Tumnus Variante zeigt einmal mehr, dass es je nach Einsatzgebiet keiner umfangreichen Klangregelung bedarf, um einen hervorragenden Ton aus einer guten Instrument-Verstärker-Kombination herauszubekommen. Ein geschmackvoll arbeitender Tone-Regler reicht hier bereits völlig aus.

Im roten Kanal sind wir je nach Gain-Einstellung eigentlich schon längst im Distortion-Modus angekommen, nicht umsonst besitzt der Kanal ein Noise-Gate, das übrigens gute Dienste verrichtet, wenngleich der Schließvorgang vergleichsweise hart einsetzt. Auch hier sind natürlich auch dezente Gain-Einstellungen möglich, allerdings merkt man dem Kanal deutlich die Pinnacle Abstammung an, der bekanntermaßen schon klare Distortion-Charakterzüge aufweist.

Es ist zudem wahrlich interessant, wie viel Gain sich bei Bedarf mit einem Singlecoil über die Wampler Gearbox erzeugen lässt, ohne dass der Ton in Nebengeräuschen ersäuft. Im Bereich Les Paul erweist sich das Klangergebnis erwartungsgemäß deutlich bassiger und höhenärmer, gleitet aber selbst im Halsbereich nicht wie häufig bei anderen Pedalen zu bemerken ist, in übles Gematsche ohne die nötige Definition ab.

Spätestens in der Kombination Humbucker / beide Kanäle ist man tatsächlich im echten High-Gain angekommen, was ich bei der Ausrichtung dieses Pedals nicht erwartet hätte. Das Konzept eines 4-kanaligen Amps geht tatsächlich auf, ohne dass man zusätzliche Anschubhilfe in Form eines Boosters o. ä. benötigen würde. Eventuell noch ein oder zwei Modulations- oder Raumeffekte auf das Pedalboard und man kann sich mit der Nano-Größe zu seinen Füßen anfreunden.

 Test: Wampler Gearbox, Overdrive Pedal für E-Gitarre

Wampler Gearbox im Einsatz

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Fazit

Mit dem Wampler Gearbox Pedal hat der amerikanische Hersteller eine echte Overdrive-Allzweckwaffe in seinem Portfolio, die auch vor Distortion-Attitüden nicht haltmacht. Der Aufbau als 2-kanaliges Pedal in Kombination mit der seriellen Schaltung beider Kanäle ermöglichen zusammen mit einem Cleansound des verwendeten Amps bis zu 5 unterschiedliche Sounds, was das Pedal zu einem extrem transportfreundlichen Tool für den Working-Musician macht.

Das Pedal klingt sehr gut, erzeugt an sich sehr wenige Nebengeräusche, die sich zusätzlich mit einem Noise-Gate im roten Kanal eliminieren lassen, ist sehr flexibel und verbindet zwei Weiterentwicklungen bereits bekannter Wampler Pedale in einem Gehäuse.

Sehr empfehlenswert!

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Konzept
  • Nebengeräuschverhalten

Preis

  • 289,- Euro
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Klangbeispiele
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