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Test: Carl Martin PlexiRanger, Verzerrerpedal

Two-in-one for one-of-a-kind

2. Mai 2021

Die klassischen Sounds der ganz Großen – wer kennt  und liebt sie nicht? Richie Blackmore, Tony Iommi, Brian May, Pete Townshend… Ihr Geheimnis? Die kurz vorm Durchbrennen arbeitenden Röhrenamps und elefantösen Boxen, gern gepaart mit einem Treble-Booster. Der Carl Martin PlexiRanger will nun die so beliebte Kombi aus kotzendem Verstärker und Booster in Geräteunion aufs Pedalboard zimmern. Two-in-one – kann das klappen oder ist das ein Kompromiss?

Test: Carl Martin PlexiRanger, Verzerrerpedal

Der Carl Martin PlexiRanger – die Two-in-one Lösung aller Platz- und Soundprobleme?

Carl Martin PlexiRanger – Facts & Features

420 g schwer schält er sich aus dem Karton, der Carl Martin PlexiRanger. Das Gehäuse aus Metall ruht auf einer verschraubten Grundplatte ohne Füße, eine selbstklebende Moosgummimatte liegt im Karton. Außer einem Aufkleber war’s das dann auch schon an Lieferumfang. Ein Netzteil ist nicht enthalten, Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen. Ein kleiner, Ressourcen schonender Beitrag: Batterien sind doof, Netzteile haben die meisten von uns zentral auf dem Pedalboard. 9 V DC mit 150 mA Minimum an Leistung stellen auch keins der mir bekannten Netzteile vor unlösbare Aufgaben. 120 x 95 x 56 mm misst das Pedal, ein guter Kompromiss aus platzsparender Konstruktion und komfortabler Bedienbarkeit. Das Innere des Pedals, das nach Lösen der 4 Schrauben sichtbar wird, verrät nicht viel. Außer einer doppelstöckigen Platine und den fest mit dem Gehäuse verschraubten Fußschaltern ist nichts zu erkennen. Letzteres erweist sich als äußerst stabile Konstruktion, obwohl die Schalter direkt mit der oberen der beiden Platinen verlötet sind, biegt und drückt nichts, das Kampfgewicht des performenden Gitarristen wird zuverlässig auf das Metallgehäuse umgeleitet. Das Gehäuse selbst ist in Vintage White lackiert, die dunkelgrüne Oberfläche stellt einen guten Kontrast her und macht die Beschriftung des Pedals gut lesbar.

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Test: Carl Martin PlexiRanger

Das Innere des Carl Martin PlexiRanger Verzerrerpedals lässt wenig Rückschlüsse auf verbaute Teile zu

Da das Pedal ja eine Two-in-one Lösung darstellt und tatsächlich zwei voneinander getrennte Zerreinheiten beherbergt, denken wir uns in der Mitte der Oberfläche des PlexiRangers einfach mal einen neongrünen Strich, wahlweise gerne mit Flutlicht. Links und rechts der imaginären Linie befinden sich nun die beiden Pedale, rechts der Booster, links der Plexi-Style Zerstörer. Letzterer ist für Carl-Martin-Fans kein unbekannter, der PlexiTone ist schon länger im Programm und genießt einige Beliebtheit. Ob der Schaltkreis des PlexiTone 1:1 übernommen wurde, kann ich nicht sagen, aber ob er klingt, kann ich hören. Doch noch ein klein wenig Geduld bitte, nicht drängeln, ich muss noch kurz die Regler und Anschlüsse erforschen.

Plexi Drive und Booster im Carl Martin PlexiRanger

Der Plexi-Schaltkreis links auf dem Pedal kommt mit zwei Reglern aus, ganz klassisch und geschmackvoll stehen Gain und Tone auf dem Speiseplan, getreu der Prämisse, dass man mit vielen Reglern auch viel kaputt machen kann. Und tatsächlich haben wir uns doch alle schon dabei ertappt, wie wir stundenlang Parameter editieren, um dann genervt auf Reset zu drücken und festzustellen, dass der Grundsound des Gerätes ja doch irgendwie schon ganz geil war. Der ebenfalls  auf der linken Seite verortete Level-Regler kümmert sich um das Master-Volume bei eingeschalteter Plexi-Einheit. Der Fußschalter der Plexi-Hälfte arbeitet mit anständigem Gegendruck und auch durch dicke Sohlen deutlich spürbarem Knack, das ist prima. Der Schaltvorgang bringt eine rote LED dazu, freudig zu illuminieren und den Betriebszustand „Ready“ zu vermitteln. Gleiches gilt natürlich für den Schalter der Boost-Sektion, hier ist allerdings die LED grün. Der Booster, der komplett unabhängig vom Plexi arbeitet und auch allein als variabler Treble-Booster eingesetzt werden kann, kommt ebenfalls mit drei Reglern aus, hier stehen Boost, Frequenz und Range zur Verfügung. Warum variabel? Der Boost-Regler hebt lediglich das Signal um bis zu 15 dB an, der Frequenzregler jedoch wählt die Frequenz, die dann vom Range-Regler anteilig dem Gesamtsound hinzugefügt wird. Alles klar? Ein Low-Cut-Schalter steht dem Booster noch zur Verfügung, der in zwei Schritten ein Absenken der tiefen Frequenzen ermöglicht, um strafferen Bass zu erzeugen, der dem Toningenieur nicht die Schweißperlen auf die Stirn treibt und ein Wildern im Bereich der Kollegen mit den längeren Saiten im Keim erstickt.

Test: Carl Martin PlexiRanger, Verzerrerpedal

Die Frontseite bietet zusätzlich einen Remote-Anschluss, der das Pedal für komplexere, programmierbare Boards qualifiziert

Die Anschlüsse des PlexiRangers

An Anschlüssen stehen frontseitig ein Input und ein Output zur Verfügung sowie die obligatorische Netzbuchse für einen Hohlstecker mit Minuspol innen. Eine Remote-Buchse finden wir auch noch. Was kann die? Hier kann ein externer Fußschalter angeschlossen werden, der die Boost-Funktion fernsteuert. Moment mal, wozu das denn? Der Schalter ist doch schon auf dem Pedal? Hier schielt der Hersteller auf die Verwendung eines externen Loop-Systems, wie zum Beispiel den hauseigenen Octaswitch. Dabei reicht es natürlich, nur einen der beiden Schalter fernbedienbar zu machen, da diese Geräte ja das Pedal bei Nichtverwendung komplett aus dem Signalweg nehmen und somit einer der beiden Schalter dauerhaft eingeschaltet bleiben kann. Prima Lösung. Als weitere Anwendung kommt mir noch zum Beispiel die Kombination mit einem Multieffektgerät wie dem Boss GT-1000 oder dem TC G-System in den Sinn, dessen Schaltausgänge und Loops den Carl Martin PlexiRanger ebenfalls in die Programmierung der Sounds mit aufnehmen können.

Der Sound des Carl Martin PlexiRanger Verzerrerpedals

Der Treble-Booster

Um dem Sound und den Möglichkeiten des PlexiRangers auf die Schliche zu kommen, kommt er in unterschiedlichen Setups zum Einsatz. Zunächst natürlich der Klassiker: Gitarre, PlexiRanger, Amp. Der Amp ist ein Bogner Alchemist, den ich wegen seines enormen Headrooms im cleanen Kanal schätze. Zudem ist dieser Amp meine eierlegende Wollmilchsau, wenn ich einen Gig mit klassischem Equipment spielen möchte, weil er neben einem ausgezeichneten Reverb auch ein Delay an Bord hat. Ihr hört als erstes den Bogner im cleanen Modus, um den Referenz-Sound kennenzulernen. Die Aufnahme erfolgt mit Hilfe einer Two Notes Torpedo Captor X Loadbox, in der eine virtuelle Egnater-Box mit zwei Mikrofonen als mein Mittel der Wahl arbeitet. Hall und Delay kommen vom Bogner. Die Gitarre ist eine Ibanez AZ226, zunächst hört ihr den Singlecoil am Hals, dann die seriell verschaltete Zwischenposition und zum Schluss den Humbucker am Steg

Test: Carl Martin PlexiRanger

Der Carl Martin PlexiRanger im Einsatz im heimischen Versuchslabor

Das erste Beispiel mit eingeschaltetem Boost in Mittelstellung aller drei Regler offenbart dann direkt, wo es langgeht. Eine erste, harmonische Verzerrung schleicht sich in mein Ohr, die besonders gut zum Singlecoil in Halsposition passt. Die Höhen kommen kristallklar zur Geltung. Im Verlauf des Klangbeispiels schalte ich auf den Humbucker am Steg und passe den Sound mit Hilfe der beiden Regler Freq und Range an, bis es mir gefällt. Damit wird der Sound schon schön „saftig“. Das dritte Beispiel demonstriert den voll aufgerissenen Boost mit Freq und Range in Mittelstellung. Der Sound beginnt jetzt zu leben, die Gitarre schmatzt und bleibt dabei wunderbar dynamisch. Ein Sound, der nach Fingerstyle ruft und dem Charakter der Gitarre Luft lässt. In Humbucker-Stellung beginnt der Amp allerdings, sich in die Ecke gedrückt zu fühlen, da nimmt die Kompression jetzt deutlich zu. Der Treble-Booster im Carl Martin PlexiRanger punktet in meinen Ohren schon mal.

This one goes to eleven – der Plexi-Drive

Teil 2 des Carl Martin PlexiRanger besteht aus dem PlexiDrive. Schaltet man diesen in Mittelstellung der Regler zu, ist man sofort im Klassikrock-Himmel. Eine wunderbar dreckige Zerre, die sowohl, zusammen mit dem Humbucker, zu schmutzigem Rhythmusspiel animiert, als auch dem Singlecoil imposant zu Gehör verhilft. Im ersten Beispiel hier gut zu hören. Voll aufgedreht verwandelt sich der Sound zu einem druckvollen Rockbrett. Deshalb darf jetzt dann auch noch mal die P90-Paula ran. Trotz der hohen Verzerrung bleibt der unterschiedliche Charakter der Gitarren erhalten, die Töne verwaschen nicht. Also hier gibt’s auch Punkte für den Plexi-Charme. Die Nebengeräusche treten deutlicher hervor, sind aber noch voll im Rahmen dessen, was vertretbar ist und stellen für ein gutes Noise-Gate keine Hürde dar.

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Königsdisziplin: Booster meets Plexi

Beide Zerren zusammen machen dann das, was man erwartet: einen brachialen, aber immer durchsetzungsfähigen Sound, der dann allerdings im Bassbereich langsam undifferenziert wird, wenn man auf den Humbucker umschaltet. Wir haben da aber jetzt noch den Low-Cut-Joker, den also schnell aus dem Ärmel gezogen. Beispiel 2 zeigt das Immergleiche, etwas wummernde Riff ohne und in Stellung 1 & 2 des Schalters. Ergebnis ist ein deutlich aufgeräumterer Bassbereich, ohne  den Druck im Sound zu verlieren. Beide Beispiele entstammen der Mittelstellung aller Regler. Dass da noch mehr geht, demonstriert das dritte Beispiel. ein schon gutem Gewissen als „brutal“ zu bezeichnender Leadsound, dem jetzt allerdings nun wirklich ein Noise-Gate zu Leibe rücken muss.

Um jetzt noch ein paar weitere Einsatzmöglichkeiten des Carl Martin PlexiRanger zu testen, kommt er zunächst noch mal in einen Distortion-Loop meines Kempers. Hier lernt er ein angezerrtes Profile von Michael Britt kennen, dem er tatsächlich im reinen Boost-Betrieb noch etwas mehr Leben einhaucht. In der Vollbedienung mit Plexi & Boost macht er ebenfalls einen sehr guten Job. Ein bisschen muss man hier natürlich mit den Pegeln aufpassen, aber alles in allem ist das unkritisch. Im Klangbeispiel ab 0:07 ist der PlexiRanger zugeschaltet. Das letzte Beispiel ist jetzt schon ein bisschen strange, hier habe den Carl Martin PlexiRanger direkt an die Soundkarte des Rechners gestöpselt und mit Guitar Rig bearbeitet. Ein tatsächlich ebenfalls sehr lohnendes Projekt, die Gitarre lebt auf, ab 0:08 gut zu hören, zunächst der Booster allein, dann mit dem Plexi zusammen.

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Fazit

Es ist schon echt ein Knaller, wie der Carl Martin PlexiRanger den Sound der Gitarre veredelt, ohne ihn zu zerstören. In allen Betriebsmodi sammelt er ausschließlich Pluspunkte. Zu keiner Zeit übernimmt das Pedal die Kontrolle, der Sound lässt sich immer wunderbar mit den Fingern formen. Der Klang und die Möglichkeiten des Pedals machen es für mich zu einem der besten Zerrpedale. Selbst im Zusammenspiel mit digitalem Equipment haucht das Gerät dem Sound Leben ein und macht ihn dynamischer und edler. Well done!

Plus

  • klassischer Sound
  • Boost und Zerrpedal in einem
  • Flexibilität
  • sehr effektiver Low-Cut
  • Frequenz-Feature im Boost
  • Remote-Funktion
  • Verarbeitung

Minus

  • -

Preis

  • 159,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    roseblood11

    Mit einer Stereobuchse für Remote könnte man beide Seiten fernsteuern, auch mit dem G-System oder dem G-Major und vielen Loopern. Dass das nicht genutzt wurde, finde ich schwach.
    Klanglich … naja, Diodenclipping mit LED’s halt, ich mag’s nicht und die Nähe zum Plexi ist auch eher vage und resultiert mehr aus der Filterung, nicht der Verzerrung selbst.
    Ein Catalinbread Dirty Little Secret mk1 hat auch nur drei Potis und klingt viel authentischer, die FET-basierte Schaltung ist sogar noch etwas simpler.

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