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Test: Jackson Audio Golden Boy, Verzerrer-Pedal

Goldene Zeiten für deine Zerrung!

15. November 2020

Jackson Audio Golden Boy

Wie jetzt, Jackson baut neuerdings auch Effektgeräte? Nein, ganz und gar nicht. Obwohl der Name Jackson vielen von uns vermutlich die gleichnamige Gitarrenschmiede in den Kopf schießen lässt, hat die Firma Jackson Audio nun gar nichts mit den legendären Klampfen aus dem sonnigen Kalifornien zu tun. Die im Jahre 2016 von Brad Jackson und Nigel Hendroff gegründete Firma hat ihren Sitz in Texas und widmet sich der Fertigung von Effektpedalen in Handarbeit, womit mal wieder der etwas ausgelutschte Begriff „Boutique-Effekte“ und deren eher happige Preise ins Spiel kommt. Denn mit einem Kurs von über 300,- Euro spielt der Golden Boy Overdrive schon in der Liga der High-End-Geräte in diesem Sektor und muss sich daher zwangsläufig mit den Boliden in diesem Sektor, wie etwa den Pedalen von Strymon, messen lassen.

Das Sortiment von Jackson Audio besteht derzeit aus Verzerrer- und Dynamik-Effekten sowie einem DIY-Cabinet – und wird vermutlich schnell weiter anwachsen. In aller Munde bzw. Ohren ist momentan allerdings der Golden Boy Overdrive mit seinen vier verschiedenen Drive- und Boost-Stufen und unter anderem der Möglichkeit, einen Großteil seiner Funktionen auch per MIDI abrufen zu können. Von daher mussten wir uns eines dieser goldenen Stücke einfach mal für einen Test zukommen lassen.

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Jackson Audio Golden Boy 2

Jackson Audio Golden Boy – Facts & Features

Einen dicken Pluspunkt fährt die goldene Kiste schon gleich beim ersten Betrachten ein, denn sämtliche Anschlüsse befinden sich an der Stirnseite des Gehäuses, das aus gekantetem Aluminium besteht. Neben einem Audioeingang, einem Output sowie der Buchse für das Netzteil existiert noch ein vierter Anschluss mit der Bezeichnung MIDI, hier kann ein entsprechendes Interface angeschlossen werden. Der Hersteller selbst hat zwar kein eigenes im Programm, verweist aber auf ein Kabel von Disaster Area Amps, mit dem die wichtigsten Funktionen des Pedals gesteuert werden können. Welche das genau sind, werden wir später noch erfahren. Mit den Maßen von 123 x 68 x 69 mm und einem Gewicht von rund 320 g ist der goldene Jüngling noch recht kompakt ausgefallen und dürfte sich daher recht unauffällig auf dem Pedalboard unterbringen lassen, da links und rechts vom Gehäuse ja aufgrund der stirnseitigen Anschlüsse kein großes Gerangel zu erwarten ist.

Analoger Overdrive und Booster unter einem Dach

Praktisch haben wir es beim Golden Boy mit zwei Effekten in einem zu tun. Neben einem klassischen Overdrive existiert ein davon völlig unabhängiger Booster-Effekt, der vier unterschiedliche Charaktere bereitstellt und sich alleine oder zusammen mit der Drive-Sektion benutzen lässt. Auch der Overdrive besitzt vier verschiedene Grundsounds, beide Einheiten verfügen über nicht zu helle LEDs, die in vier verschiedenen Farben die unterschiedlichen Betriebsarten anzeigen. Geschaltet bzw. ausgewählt wird über zwei Softklickschalter: Bei einem Drücken > 1 Sekunde fangen die LEDs an zu blinken und man kann durch erneutes Drücken zum gewünschten Preset gelangen. Beim erneuten Betätigen des Schalters von mehr als eine Sekunde wird die Grundeinstellung dann geladen und kann mit dem Dreiband-EQ nach Wunsch weiter bearbeitet werden. Der Equalizer basiert auf dem Klang des legendären Baxandall-EQs, der in zahllosen Studios eingesetzt wird und in diesem Fall auf die Bedürfnisse eines Gitarrensounds zugeschnitten wurde. Er bietet eine Absenkung bzw. Anhebung des Signals um +/- 12 dB und verfügt über eine Rasterung in der Mittelposition, sodass man auch ohne hinzuschauen stets fühlen kann, in welcher Position auf der Achse sich das Poti gerade befindet.

Die Drive- und Boost-Presets

Hier eine Übersicht über die einzelnen Presets im Drive- bzw. Boost-Modus:

Drive-Mode

  • Preset 1 – LED grün: Classic Screamer, eine Emulation des legendären Ibanez Tube Screamer.
  • Preset 2 – LED leuchtet in Magenta: unsymmetrisches Clipping von drei Dioden mit Anhebung der Bässe und der Höhen des Signals.
  • Preset 3 – LED blau: Ein symmetrisches Clipping pusht erneut die Bässe und die Höhen, hier allerdings mit vier Dioden. Laut Hersteller wird hier ein Klang generiert, der dem des MXR Timmy und des rar gesäten Analog Man King of Tone nahekommen soll.
  • Preset 4 – LED leuchtet in Amber: Nachbildung eines klassischen Marshall-Sounds mit hohem Headroom und weniger starker Kompression.

Boost-Mode

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  • Preset 1 – LED gelb: Bright Boost, nützlich für einen schneidenden, durchdringenden Sound oder auch gut dafür geeignet, einen ohnehin schon fetten Overdrive eines Amps mit einem zusätzlichen Biss abzurunden.
  • Preset 2 – LED leuchtet in Grün auf: Ein klassischer Mid-Boost
  • Preset 3 – LED aqua: „Tailored Boost“, nennt der Hersteller diesen Boost-Sound, der sich besonders gut zusammen mit dem Overdrive-Effekt der Drive-Section eignet.
  • Preset 4 – LED blau: Ein Full-Range-Booster, der den Grundsound der Gitarre unverändert beibehält und ihn nur in der Lautstärke anhebt.

Easter Egg auf der Platine

Die Booster-Schaltung des Jackson Audio Golden Boy basiert auf einem Mosfet-Transistor – das bevorzugte Bauteil, das der Charakteristik eines echten Gitarren-Amps sehr nahekommt. Allerdings können bei diesem Typ Transistor unschöne Nebengeräusche entstehen, wenn man die Intensität der Zerrung mit dem Boost-Poti regelt. Um dem vorzubeugen, wurde auf der Platine ein Jumper eingesetzt, der dem Benutzer die Wahl zwischen einem vollkommen lautlosen Betrieb beim Drehen des Boost-Reglers oder aber der originalen Mosfet-Schaltung im „Oldschool-Style“ bietet. Das geht jedoch auf Kosten der möglichen Gain-Reserven, rund 5 % weniger Drive stehen beim „beruhigten Betrieb“ zur Verfügung. Kann man mit leben.

Golden Boy Easter Egg Mosfet or not

Jackson Audio Golden Boy Easter Egg: Mosfet or not!

Besonderes Feature: „Gain Cycle“

Das gleichzeitige Drücken der beiden Softklickschalter eröffnet eine sehr nützliche Funktion des Golden Boy, nämlich das Variieren der Stärke der Verzerrung, vom Hersteller als „Gain Cycle“ bezeichnet. Je nachdem wie stark der Zerrgrad mit dem Gain-Poti ausgewählt wurde, wird die Verzerrung des Signals bis zu dieser Stärke hin in vier Teile unterteilt. Das erscheint sehr praktisch, denn so kann man beispielsweise in einem Song von einem crunchigen Rhythm-Sound bis hin zum singenden Lead-Sound wechseln, ohne dabei vor dem Pedal niederknien zu müssen, um das Gain nachzuregeln – um dann erneut die Hände zu benutzen, wenn das Solo rum ist. Abgesehen davon, dass man die Änderungen in der Verzerrung natürlich hören und spüren kann, vermittelt die Drive-LED durch ihr unterschiedlich starkes Aufleuchten auch eine optische Kontrolle über das Geschehen.

Golden Boy Gain Cycle

Jackson Audio Golden Boy – Gain-Cycle-Funktion

MIDI-Funktionen

Die Gain-Cycle-Funktion kann selbstverständlich auch über MIDI aktiviert werden, ebenso wie das Steuern des Equalizers sowie das Aktivieren des Drive- und/oder des Boost-Moduls mit ihren jeweils vier unterschiedlichen Settings. Im Lieferumfang bzw. im Karton des Golden Boy befinden sich zwar keinerlei Dokumentationen darüber, auf der Website allerdings wird das Einrichten des Pedals für ein MIDI-Setup sehr anschaulich und ausführlich erläutert.

Jackson Audio Golden Boy MIDI Interface

Jackson Audio Golden Boy MIDI-Kabel bzw. Interface

Praxis-Check – das flexibelste Zerr-Pedal aller Zeiten?

Vier Drive-Modi, vier Boost-Modi, beide unabhängig voneinander oder auch zusammen nutzbar, der effektiv zupackende EQ und die Gain-Cycling-Funktion: Was hier an Performance geboten wird, ist ehrlich vom Allerfeinsten. Doch eines muss ganz klar sein, der Jackson Audio Golden Boy ist definitiv kein Tool für den Metal-Gitarristen, brutale Scoop-Sounds sind hier eher Mangelware, aber für alles andere fällt mir persönlich kaum ein analoger Verzerrer ein, der dermaßen flexibel klingt und diese Menge an Optionen bietet. Schon die Drive-Sounds bieten ein ungemein breites Spektrum an wunderbar weich und sahnig klingenden Sounds, während der Booster mit seinen vier Grundsounds eine perfekte Ergänzung darstellt, um die gewünschte Verzerrung konsequent in die Höhe zu treiben.

Hervorzuheben ist neben der grandiosen Dynamik, die der eines guten Röhren-Amps verdächtig nahe kommt, vor allem das geringe Grundrauschen, mit dem der Golden Boy seine Arbeit verrichtet. Selbst bei beiden aktiven Effekten und vollem Hochregeln des Gain- und Boost-Potis sind die entstehenden Nebengeräusche kaum der Rede wert und machen dieses Pedal somit auch für den Einsatz im Studio sehr interessant. Als weiteres interessantes Feature erweist sich die Gain-Cycle-Funktion, die sich dank der beiden Softklick-Metallschalter einfach und effektiv bedienen lässt und vier verschiedene Zerrstufen ermöglicht, die ein Nachregeln für einzelne Teile eines Songs überflüssig macht. Ein wahres Sammelsurium an Sounds wartet hier auf seine Entdeckung und es kann Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis man alle Nuancen entdeckt hat!

Golden Boy Front

Golden Boy – Klangbeispiele

Um den Klang des Jackson Audio Golden Boy möglichst unverfälscht abzubilden, habe ich das Pedal in den Return des Effektwegs meines Orange Micro Dark eingeklinkt. Der besitzt ja eine Transistorendstufe, insofern ist hier mit keiner großen Eigenfärbung des Amps zu rechnen. Der Amp wurde mit einer 1×12″ Celestion Vintage 30 Box verbunden, davor wurde ein AKG C3000 Mikro platziert. Als Gitarre wurde eine Music Man Silhouette Special benutzt.

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Fazit

Man kann nur gratulieren: Jackson Audio ist mit dem Golden Boy ein echt großer Wurf gelungen, daran bestehen nach Abschluss des Tests für mich keine Zweifel. Eingepackt in ein hochwertige verarbeitetes Äußeres werkelt im Innern des Pedals eine enorm flexible und rauscharme Schaltung, die mit ihren vier Drive- und den vier Boost-Modi, der MIDI-Option, dem wirkungsvollen Equalizer sowie der cleveren Gain-Cycle-Funktion bei der Gestaltung eines beeindruckenden Sounds kaum einen Wunsch offenlassen dürfte. Von daher ist auch der Preis vollkommen gerechtfertigt. Sämtliche Daumen nach oben!

Plus

  • enorme Klangvielfalt
  • clevere Features
  • beste Rauschwerte
  • hochwertige, robuste Verarbeitung
  • MIDI-Kompatibilität

Preis

  • 309,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    ollo AHU

    Ja, ich weiß, dass ist erstmal ein Gitarrenpedal aber viel interessanter wäre es für mich (und sicherlich auch einige andere), wenn man auch mal ein paar 909-Beats durchschickt. Daran hört man auch viel eher, was so ein Teil kann, als bei Gitarren finde ich.

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