Die günstige John Mayer Signature
Ein Weilchen hat es gedauert, doch nun ist auch das US-Signature-Modell von John Mayer in der preisgünstigen SE-Baureihe von Paul Reed Smith angekommen und soll dort den Markt in der heiß umkämpften 1000-Euro-Klasse befeuern. Zur Erinnerung: Für eine Silver Sky aus der US-Fertigung des Herstellers sind zur Zeit knapp 3000,- Euro fällig, da kann man bei der PRS SE Silver Sky für rund ein Drittel des Preises fast schon von einem echten Schnäppchen sprechen. Ohnehin bekommt der Kunde auch von den in Fernost gefertigten Gitarren und Bässen der SE-Baureihe eine ordentliche Qualität geliefert, davon konnten wir uns schon in vielen Tests überzeugen. Nahezu jedes Instrument, das aus der Produktion in Stevensville/USA stammt, bietet PRS auch als preisgünstige Kopie an: Zum einen sicherlich deswegen, um Leuten mit einem geringeren Budget einen Einstieg in die Welt der PRS-Gitarren zu ermöglichen und zum anderen auch ganz sicher zum „Anfixen“, um das Interesse an den Instrumenten aus amerikanischer Produktion zu wecken. Nun denn, schauen wir mal, welchen Eindruck die PRS SE Silver Sky im nachfolgenden Test hinterlässt.
Inhaltsverzeichnis
PRS SE Silver Sky – Facts & Features
PRS wagt sich mit dem Design der SE Silver Sky weit auf das Territorium des berühmten Vorbilds, lediglich die Fräsung im Bereich des unteren Cutaways unterscheidet den aus Pappel hergestellten Korpus im Design von einer klassischen Strat, wie man sie landläufig kennt. Erfreulich und zugleich überraschend niedrig erscheint das Gewicht der Gitarre von knapp über 3 kg, zudem wurden Korpus und Hals perfekt ausbalanciert, was zusammengenommen eine ermüdungsfreie Performance speziell bei ausgedehnten Live-Gigs verspricht. Das Finish unseres Testinstruments trägt die Bezeichnung „Dragon Fruit“ und ist eine von vier farblichen Optionen, darüber hinaus gibt es die SE Silver Sky noch in „Evergreen“, einem cremefarbenen Ton („Moon White“) sowie in einem graublauen Farbton „Stone Blue“. Die Lackierung wurde zum überwiegenden Teil sorgfältig aufgetragen, lediglich auf der Rückseite im Bereich der „Bierbauchfräsung“ ist beim genauen Hinschauen eine leichte Tendenz zur Orangenhaut in der Lackoberfläche erkennbar. Andere Farbvariationen für die Silver Sky sind übrigens folgende:
Elektronik mit 635JM designten Singlecoils
Ein dreischichtiges weißes Pickguard trägt wie gewohnt die komplette Elektronik, die aus drei Singlecoils, ebenso vielen Reglern für Lautstärke und Ton sowie einem Fünfwegeschalter besteht. Die Tonabnehmer sind Kopien der im US-Modell verwendet 635JM Singlecoils, sie werden mit dem Schalter in den fünf bekannten Positionen ausgewählt. Überraschungen gibt es bei der elektrischen Schaltung also keine, hier bleibt alles ganz traditionell. Die Qualität der Regler und des Schalters können überzeugen und dürften über Jahre hinweg dem neuen Besitzer keine Probleme bereiten.
Ahornhals mit 8,5″ Griffbrettradius
Der eingeschraubte Ahornhals besitzt nicht nur ein nach den Vorstellungen von John Mayer designtes Profil auf seiner Rückseite, sondern darüber hinaus auch mit 8,5″ einen etwas flacheren Radius seines Griffbretts, als ihre US-Schwester mit ihren 7,25″. Die Mensur beträgt wie beim US-Modell auch hier wieder 648 mm, während die Breite des Sattels mit seinen schlanken 42 mm seinen Teil zur guten Bespielbarkeit des Instruments beiträgt. Unverzichtbar erscheinen die Bird-Inlays auf dem Griffbrett als Markenzeichen und zur Orientierung gleichzeitig, sie füllen den Raum zwischen den 22 Bünden, die perfekt eingesetzt, auf ihren Oberflächen ausreichend poliert und an den Seiten sorgfältig abgerichtet wurden. Ein ebenso gutes Bild gibt der Knochensattel ab, er sitzt absolut mittig in seiner Position und führt die Saiten im wahrsten Sinne des Wortes „reibungslos“ zu den Mechaniken. Reibungslos deshalb, weil das Vintage-Vibrato überraschend gut funktioniert und die Saiten an dieser Stelle in ihrer Aktion ganz offensichtlich nicht behindert werden. Und damit sind wir bei der Hardware der PRS SE Silver Sky angekommen.
Vintage-Vibrato mit solider Funktion
Während das Vintage-Vibratosystem am John Mayer US-Modell mit sechs Schrauben am Korpus gesichert wird, müssen es hier lediglich zwei mit Kreuzschlitz richten. Einer solchen Konstruktion bin ich ehrlich gesagt noch nie begegnet. Klar, zwei Bolzen zur Aufhängung des Blocks ist ja mehr oder weniger Standard, aber zwei Kreuzschlitzschrauben direkt in die Decke gedreht? Kann das funktionieren? Es funktioniert überraschend gut, denn mit Verstimmungen ist nur bei extrem grobem Einsatz des „Jammerhakens“ zu rechnen. Unser Testinstrument wurde, so wie es den Wünschen von John Mayer entspricht, mit einem auf der Decke aufliegenden System ausgeliefert, was so leider nur Down-Bendings ermöglicht. Etwas Luft gibt es aber, um den Vibratoblock frei schwebend einzustellen und somit den Nutzen bzw. die Performance des Vibratosystems um 50 % zu erhöhen.
Weiterhin positiv erscheint die Montage des Vibratohebels, denn er wird einfach nur eingesteckt und kann mittels einer kleinen Inbusschraube so präzise eingestellt werden, dass er nach dem Benutzen unmittelbar aus dem Aktionsradius der rechten Hand verschwindet und dabei trotzdem niemals durch nerviges Wackeln in seinem Sitz auffällt.
Zur guten Stimmstabilität des Systems tragen neben dem angepassten Sattel ganz sicher auch die sechs Mechaniken an der Kopfplatte bei. Es handelt sich um PRS-eigene Tuner im Vintage-Style, die mit grauen Kunststoffknöpfen bestückt sind und nahezu frei von jeglichem Spiel auf ihren Achsen rotieren. Zugegeben: Die grauen Knöpfe sind optisch nicht gerade das Gelbe vom Ei, aber das ist bei der US-Version auch nicht anders und scheint zumindest Mr. Mayer gut zu gefallen.
Die PRS SE Silver Sky im Praxis-Check
Akustischer Grundsound, Handling
Trocken angespielt präsentiert sich die SE Silver Sky mit einem knackigen und von reichlich Mitten und Höhen besetzten Grundklang sowie keinem übermäßigen, aber dennoch soliden Sustain. Die Bespielbarkeit kann man dank der satinierten Halsrückseite und der perfekt eingestellten Saitenlage unseres Testinstruments als sehr komfortabel bezeichnen. Hinzu kommt das geringe Gewicht, was die Gitarre federleicht und gut ausbalanciert am Gurt baumeln oder im Schoß ruhen lässt. Völlig frei von Schnarren oder anderen unerwünschten Nebengeräuschen kann daher die Reise auf dem Griffbrett beginnen!
Elektrischer Sound
Und diese Reise bietet enorm viele Facetten, denn die drei 635JM „S“ Pickups bergen ein verblüffend hohes Potenzial und halten sich zudem mit Nebengeräuschen sehr bedeckt. Angefangen von warmen und angefetteten Blues-Lines des Hals-Pickups, über glasige und glockige Sounds in bester Strat-Marnier bis hin zum bissigen und drahtigen Klang des Singlecoils am Steg bieten die drei Tonabnehmer eine enorm große Klangvielfalt, die kaum einen Wunsch offenlassen dürfte – sieht man einmal vom Einsatz im Metal-Bereich ab. Doch keine Sorge, auch mit fettem Overdrive behalten die Pickups stets einen kühlen Kopf und damit ein transparentes Klangbild, das nur sehr gering durch das typische Brummen eines Singlecoils gestört wird und darüber hinaus eine ausgesprochen gute Dynamik an die Ohren bringt.
Um diese verblüffend große Klangvielfalt der 635JM „S“ Singlecoils zu demonstrieren, habe ich im ersten der folgenden Klangbeispiele („PRS SE Silver Sky Dragon Fruit Cleansound alle 5 Positionen“) mal alle Positionen des Fünfwegeschalters mit einem Clean-Sound nacheinander durchgeschaltet.
PRS SE Silver Sky – Klangbeispiele
Zum Einsatz kam die SE Silver Sky mit einem Orange Rocker 15 Terror mit angeschlossener 1×12″ Celestion Vintage Box. Zur Abnahme wurde ein AKG C3000 Mikrofon genutzt, weitere Effekte kamen nicht zum Einsatz.
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Ich weiß auch nicht – eigentlich will ich ja nicht festgefahren sein, aber ich habe mir jetzt die PRS John Mayer öfter angeschaut, und ich finde weiterhin, dass der Headstock von PRS einfach nicht zu der Stratform passt … Einfach zu klobig für die schlanke geschwungene Form eines Strat-Korpus. Geht das nur mir so?
@uelef Mir erscheint es auch etwas unpassend, aber ich glaube, das ist nur die Macht der Gewohnheit. Wir wissen halt von tausend Bildern, wie eine Strat auszusehen hat :)
Sonderlich hübsch finde ich dieses Modell von den Farben her allgemein nicht, aber da ich schon eine Strat habe, muss ich mir darum keine Gedanken machen…
Danke für den Test mit den coolen Soundbeispielen. Das macht Lust aufs Ausprobieren dieser besonderen Gitarre.
An den Formfaktor Strat-Korpus mit PRS-Headstock habe ich mich langsam gewöhnt, harmoniert für meinen Geschmack mit der Farbvariante Moon White am Besten.
Hi,
der Bericht ist zwar schon etwas älter, aber die SE Silversky ist ja eigentlich immer noch neu.
Mir gefallen vor allem die cleanen Sounds, danke Stephan. MMn. nach muß eine Gitarre clean gut klingen, dann klingt sie auch, was immer man dranhängt, gut (heavymetall u.ä. mal ausgenommen).
Ich überlege stark mir eine zuzulegen, als Alternative zu meiner US Fender Strat professional (Ahorngriffbrett). Hoffentlich ist sie soundmässig vom Charakter her etwas anders. Am Mittwoch guck ich mal.
Zum Headstock, der ist ja nun mal PRS typisch, und deshalb kein Ausschlusskriterium für mich.
schönen Gruß,
Micky