Die SE-Starla bringt das Retro-Feeling
Als die Firma PRS im Jahre 2008 die Starla präsentierte, war das Erstaunen über diesen neuen Typ Gitarre in der Fachwelt groß. Wir erinnern uns: Damals standen die Instrumente des Herstellers mit ihren pompösen 10 Top-Riegelahorndecken und den schlanken Linien und Kurven ganz hoch im Kurs bei der Kundschaft. Umso erstaunlicher war daher die Vorstellung einer geradezu bieder wirkenden E-Gitarre im Retro-Design, die weitgehend auf übermäßiges Statusgehabe verzichtete – sieht man einmal von den Bird-Inlays auf dem Griffbrett ab. Die Starla wurde eine Zeit lang in der PRS-Mittelklassebaureihe „S2“ weiter hergestellt, ehe sie in der kostengünstigen SE-Serie wieder aufgetaucht ist und sich dort seitdem großer Beliebtheit erfreut. Zum Test bei uns erschienen ist nun das aktuelle 2019er Modell der PRS SE Starla in Metallic Green, das wir uns im folgenden Artikel betrachten werden.
PRS SE Starla – Facts & Features
Der organisch geformte Singlecut-Body der Starla wurde aus Mahagoni gefertigt. Ein hochglänzender, grüner und etwas grobkörniger ausgefallener Metalliclack sorgt zusammen mit dem leicht „gilbigen“ Pickguard auf der Decke für eine stimmige Optik: Immer natürlich vorausgesetzt, man steht auf ein solches Retro-Design. Ebenso aus Mahagoni besteht der eingeleimte Hals mit dem äußerst schlanken Halsfuß, was zusammen mit dem weit ausgeschnittenen Cutaway des Korpus für eine mühelose Bespielbarkeit der höchsten Lagen sorgt. Hinauf geht es auf dem Palisandergriffbrett bis zu Bund Nummer 22 und das mit Freude, denn die Verarbeitung der Bundstäbchen und des Griffbretts präsentiert sich in jeder Position auf dem Hals als tadellos.
Das Halsprofil (Wide Fat) der Starla ist schon etwas für kräftigere Hände bzw. für Leute, die gerne etwas mehr Fleisch in der Hand halten, aber mehr Holz sorgt in aller Regel auch für einen fetteren Ton, das wissen wir ja alle. Problematisch könnte für manchen Spieler jedoch die lackierte Halsrückseite werden, denn die bis in die letzten Ritzen sauber aufgetragene PU-Lackierung sieht zwar extrem gut aus, sorgt aber allerdings auch für ein mehr oder minder starkes Ankleben der Greifhand. Und das gefällt nicht jedem, mich eingeschlossen.
Nicht fehlen dürfen an einer echten PRS natürlich die Bird-Inlays auf dem Griffbrett und selbst in dieser niedrigen Preisklasse, die PRS SE Starla E-Gitarre kostet nicht einmal 700,- Euro im Shop, kann sich das Auge bzw. der neue Besitzer diesbezüglich an etwas Luxus erfreuen.
Marken-Hardware und PRS-designed Mechaniken
Die Preise sinken und die Qualität steigt, so wünschen wir uns das ja als Kunden. Im Fall der PRS SE Starla betrifft das die Hardware in Form einer Brücke und eines Tailpiece aus dem Hause Grover sowie einen weiteren sensiblen Bereich, nämlich die Mechaniken, die an der Kopfplatte im „Matched Headstock Design“ angebracht wurden. Die hat PRS mit seinem Namen in Form einer Gravur ausgezeichnet, da sollte man schon etwas erwarten können. Und man kann es, denn die Tuner laufen nicht nur nahezu frei von Spiel auf ihren Achsen, sondern halten das Instrument auch bestens in Stimmung. Bravo PRS, bei den älteren Ausgaben der SE-Modelle gab es nämlich speziell in diesem Bereich immer wieder Probleme mit Mechaniken von minderer Qualität. Dieser Schwachpunkt scheint nun gelöst zu sein und wenn die Starla überhaupt mal während der Testdauer nachgestimmt werden musste, dann geschah dies schnell, präzise und somit ohne Stress.
PRS DS-02 Humbucker mit Singlecoil-Option
Die unter verchromten Kappen sitzenden Tonabnehmer an Hals und Steg sind zwei unterschiedliche Typen. Analog zu den US-Modellen von PRS gibt es auch hier eine Treble- und eine Bass-Version der „PRS designed DS-02“ Pickups. Geschaltet wird über einen soliden Dreiwegeschalter sowie ein Volume- und ein Tone-Poti, wobei das Tone-Poti über eine Push-Pull-Funktion verfügt, welche die Humbucker nach Anheben des Reglers in den Singlecoil-Modus versetzt und somit das Angebot an Sounds der SE Starla noch einmal erweitert.
Obwohl die aufgesteckten Kunststoffknöpfe aufgrund ihrer glatten Oberfläche nicht besonders viel Grip bieten, lässt sich das Tone-Poti trotzdem jederzeit sicher anheben, da hier bewusst etwas mehr Abstand zwischen Unterkante des Knopfes und der Oberfläche des Pickguards gelassen wurde. Kleine, aber feine Details, die sich in der Praxis als sehr sinnvoll erweisen. Zudem laufen die Regler mit einem gesunden Drehwiderstand auf ihren Achsen und auch von Wackeln ist weit und breit keine Spur. Auch hier bei den Bedienelementen scheint PRS, ähnlich wie bei den Mechaniken, bei der aktuellen Starla ein genaues Auge drauf geworfen zu haben, denn die Qualität dieser oft genutzten Teile einer E-Gitarre erscheint im Fall unseres Testinstruments tadellos. Das war bei früheren Modellen auch schon mal anders, umso erfreulicher ist die Verbesserung zu erkennen, dabei sind ja die Preise der SE-Baureihe sogar gefallen!
Die SE Starla im Praxiseinsatz!
Handling und akustischer Grundsound
Eines gleich vorweg: Das Wide-Fat-Halsprofil der SE Starla ist zusammen mit der aufgebrachten PU-Lackierung schon eher etwas für Freunde der Les-Paul-Klasse. Das Profil als „Baseballschläger“ zu bezeichnen, wäre vielleicht etwas übertrieben, hier hat man aber zweifellos schon ein ordentliches Stück Holz in der Hand, was aber erwartungsgemäß zum fetten Grundsound der Gitarre beiträgt. Der Klang ist zudem bereits unverstärkt sehr mittig, drückt gut und ist aufgrund des Hohlraums unter dem Pickguard fast schon in Zimmerlautstärke wahrzunehmen. Etwas träge zeigt sich das Attack, aber auch das war ja bei einer Vollmahagonikonstruktion mit eingeleimtem Hals mehr oder weniger zu erwarten.
Die Bespielbarkeit ab Werk geht so in Ordnung, ebenso war die Oktavreinheit unseres Testinstruments sauber justiert, sodass Akkorde und Voicings aus dem Stand heraus absolut klar und rein klangen. Gut ausbalanciert ist sie ebenso, die Starla, aber das war ja bei E-Gitarren von PRS noch nie anders. Und auch die Shapings des Korpus auf seiner Vorder- und Rückseite sorgen dafür, dass sich das Instrument perfekt an den Körper des Spielers anschmiegt. Nicht zu vergessen sei an dieser Stelle der extrem kleine Halsfuß, der der Greifhand so gut wie überhaupt nicht in die Quere kommt. Es spielt sich also stets geschmeidig, egal in welcher Position auf dem Griffbrett auch immer.
Elektrischer Sound
Die zwei DS-02 Humbucker in ihrem hübschen Blechgehäuse bieten auch nicht zuletzt wegen der Singlecoil-Schaltung ein reiches Angebot an Sounds. Hier und da klingt es vielleicht etwas spröde, insgesamt betrachtet aber sind die beiden Pickups als durchaus gelungen zu bezeichnen und für ein Instrument dieser Preisklasse ungemein flexibel. Das liegt auch daran, dass sich das Klangbild bzw. das Signal kaum spürbar abschwächt, wenn man den Volume-Regler etwas zurücknimmt: Mit einem guten Röhrenamp am anderen Ende der Strippe wird somit eine wunderbare Interaktion möglich. Zwischen den dicken Cleansounds des DS-02 am Hals und den „oldschool“ klingende Riffs des Steg-Humbuckers verbergen sich jede Menge Nuancen.
Überraschend warm und „glasig“ klingen vor allem die Singlecoil-Sounds, die sich mit Nebengeräuschen erfreulich zurückhalten und zudem eine gute Durchsetzungskraft aufweisen. Mit ihnen zusammen kann man auch gerne mal den Verzerrer am Amp anwerfen und insofern man es mit der Zerrung nicht übertreibt, können fast schon Strat-artige, drahtige und herrlich bissige Sounds entstehen.
PRS SE Starla – Klangbeispiele
Genug der Worte, hören wir rein in den Sound der PRS SE Starla E-Gitarre! Für die Klangbeispiele wurde folgendes Equipment eingesetzt: Orange Micro Dark Amp – 1×12″ Celestion Vintage 30 Box – AKG C3000 Mikrofon.
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