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Test: Zoom F8n Pro, 8-Kanal Field-Recorder

Recording-Flaggschiff segelt jetzt mit 32-Bit-Float

4. August 2023
zoom f8n pro test

Zoom F8n Pro, 8-Kanal Field-Recorder

Ende 2015 brachte Zoom das erste Modell des F8 auf den Markt und sorgte damit für großes Aufsehen. Ein tragbarer Field-Recorder mit acht Spuren und ebenso vielen Mikrofonvorverstärkern für den professionellen Einsatz und das zu einem vergleichsweise überraschend günstigen Preis. Damit hatte Zoom Maßstäbe gesetzt. Rund drei Jahre später folgte mit dem F8n das Upgrade mit einigen Verbesserungen der Hardware, wie Line-Signale an den XLR/TRS-Eingängen oder die Versorgung des Ausgangs auch mit +4dBu Line-Level. Trotzdem blieben noch einige Wünsche in unserem Test damals offen. Hat Zoom die jetzt mit dem Zoom F8n Pro erfüllt? Was ist neu an der Pro-Version? Und: Lohnt sich ein Umstieg?

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Zoom F8n Pro

Intermezzo: Die Zoom Field-Recorder

Die Zoom-Produktlinien sind durch ihren Anfangsbuchstaben in der Namensgebung leicht zu identifizieren: „H“ steht für die Handyrecorder (H1n bis H8), „P“ für die Podcast-Reihe (PodTrak P4, PodTrak P8), „Q“ für die Video-Recorder (Q2n-4K, Q8, Q8n-4K), „M“ für die MicTrak-Serie (M2, M3, M4) und „F“ für die Field-Recorder. Folgende Modelle werden da aktuell angeboten:

  • Zoom F1-LP    (zweikanalig, mit Lavalier-Mikrofon, 2018, 129,- €)
  • Zoom F1-SP    (zweikanalig, mit Shotgun-Mikrofon, 2018, 222,- €)
  • Zoom F2          (zweikanalig, mit Lavalier-Mikrofon, 2021,169,- €)
  • Zoom F2-BT    (zweikanalig, mit Bluetooth und Lavalier-Mikrofon, 2021, 219,- €)
  • Zoom F3          (zweikanalig, 2022, 339,- €)
  • Zoom F6          (sechskanalig, 2019, 629,- €)
  • Zoom F8n Pro (achtkanalig, 2022, 1.199,- €)

Den vierkanaligen Zoom F4 (damals: 600,- €), den ich 2017 hier getestet hatte, hat Zoom zugunsten des F8 vom Markt genommen.
Zoom F8n Pro

Lieferumfang und Verpackung – auf Spurensuche nach den Unterschieden

War der Karton des ersten F8 noch strahlend weiß, kam die Verpackung des F8n ganz in Schwarz mit einem neuen Layout. Und bei dem ist Zoom dann auch geblieben. Einziger Unterschied ist der Aufdruck „32-Bit Float-Recording“ unter dem Foto des Field-Recorders. Beim Packungsinhalt hat Zoom dagegen weiter abgespeckt. Gab es beim F8 noch einen Kamerahalter (CMF-8, 21 Euro) und zwei Mini-XLR auf XLR-Adapterkabel als Zugabe (TXF-8, 69 Euro), so beschränkte man sich schon beim F8n auf zwei Software-Lizenzen zu Cubase LE und Wavelab LE. Und auch die sind inzwischen wegrationalisiert worden – groß vermissen dürfte die zwar ohnehin niemand, aber eine nette Geste war es trotzdem. Mehr vermissen wird man da eventuell das 190 Seiten starke gedruckte Handbuch das es zum F8n noch gab. Stattdessen gibt es eine 15-seitige Kurzanleitung, die aber dann gleich fünf Mal, weil in fünf Sprachen, während das sehr ausführliche und gute Handbuch zeitgemäß  als PDF mit inzwischen 324 Seiten heruntergeladen werden kann.

Etwas beunruhigend ist der leuchtend gelbe Zettel mit der Überschrift „Something that could cause serious injury or death“ und „Warning when using the AC adapter“. Nimmt das Bezug auf den Satz meines Kollegen Raphael Tschernuth, der in seinem Test zum Zoom F8n schrieb: „Auch das mitgelieferte Netzteil ist nicht frei von Kritik. Betreibt man damit den Zoom F8n, steht dessen Gehäuse leicht unter Strom, was deutlich spürbar ist, wenn man die Oberfläche aus Metall berührt.“ Nein, Zoom warnt damit, dass die Verwendung anderer Netzteile als das mitgelieferte „could may cause fire or electric shock, which is extremely dangerous.“ Übrigens hab ich das mit dem „unter Strom stehen“ natürlich beim Zoom F8n Pro nachgeprüft. Ganz zu Beginn scheint es hier ein extrem dezentes „Brizzeln“ auf der Oberfläche zu geben, das sich aber schnell gibt. Keine Spur also von Lebensgefahr. Das beiliegende Netzteil ist übrigens das Zoom AD-19E (12V, 2A), das auch beim TAC-8 und dem UAC-8 zum Einsatz kommt.

Mit dabei ist auch ein Zettel, der beschreibt, was ich tun muss, um mit der F8-App den F8n Pro via Bluetooth über ein Smartphone steuern zu können. Dazu muss unverändert immer noch etwas umständlich erst ein „Software Extension File“, das „Bluetooth Add-on“, auf eine SD-Karte kopiert werden, über die das File dann auf dem F8n Pro installiert wird. Warum das nun noch immer nicht Teil der Firmware ist, sondern vom Nutzer selber angeschoben werden muss, bleibt weiterhin rätselhaft. Und vermutlich auch einzigartig in der Geschichte der Studiotechnik.

Habe ich etwas vergessen? Klar, den Zoom F8n Pro selber. Der ruht – extrem gut gesichert – in dickem Schaumstoff und einer zusätzlichen Tüte verpackt, da kann nichts passieren.

Zoom F8n Pro

Batterien müssen immer noch umständlich einzeln auf der Unterseite gewechselt werden

Ein Blick auf die Hardware: Von Batterien und Farben

Schauen wir uns den Zoom F8n Pro doch einmal näher an. Gibt es Änderungen an den Reglern, Anschlüssen und der Bedienoberfläche? Schon beim Schritt vom F8 zum F8n hielten die sich ja in engen Grenzen: Einzig die Timecode-Anschlüsse waren beim F8n vertikal statt horizontal montiert, außerdem war die leicht und schnell zu öffnende Batteriebox auf der Rückseite des Gehäuses einem Batteriefach auf der Unterseite des F8n gewichen. Was schon damals in der Praxis eine deutliche  Verschlechterung im Handling darstellte, muss der F8n doch – wenn er auf einem Stativ montiert ist – dort erst abgenommen werden, um an das Fach zu kommen. Außerdem konnte man beim F8 (und auch beim F4) mit dem BCF-8-Gehäuse Akku/Batteriepacks vorab bestücken und so schnell am Set komplett wechseln, während man beim F8n die Batterien umständlich einzeln austauschen muss. Daran hat sich auch beim F8n Pro leider nichts geändert, da hat Zoom die Chance vertan, den Fehler wieder rückgängig zu machen. Ein Batteriefach direkt neben dem Stativgewinde auf der Unterseite zu platzieren, ist nun wirklich keine Design-Meisterleistung.

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Geändert wurde hingegen die Farbgebung des erstaunlich kompakten, sehr gut verarbeiteten Gehäuses (das auf Fotos doch sehr viel größer und wuchtiger wirkt). Nach dem schwarzen F8 und dem metallic-blauen F8n kommt der F8n Pro jetzt in einem schicken dezenten Grau. So sieht man immer sofort, welches der drei Modelle man da vor sich hat. An den Gehäusemaßen hat sich seit dem F8 nichts geändert, sämtliche F8-Modelle haben mit 178,2 x 140,3 x 54,3 mm eine bis hinter das Komma identische Baugröße. Auch beim Gewicht hat sich der 8er gut gehalten: Wog der F8 noch 960 g, kam der F8n auf genau 1 kg (wohl wegen des geänderten Batteriefachs), während ich beim F8n Pro beim Nachwiegen auf 1006 g komme. Das gibt allerdings eher wenig Hoffnung, dass sich da groß was an der Hardware geändert haben könnte.

Zoom F8n Pro

Anschlüsse und Regler

Ein näherer Blick auf die Anschlüsse und Regler bestätigt den Verdacht: Gegenüber dem Zoom F8n hat sich in der Beziehung absolut nichts getan, F8n und F8n Pro gleichen sich bis zur letzten Schraube. Alle, die den Vorgänger F8n nicht kennen, folgen mir bitte zu einem kurzen Rundgang, die anderen trinken derweil einen Kaffee. Oder zwei.

Auf der Frontseite haben wir links das 2,4 Zoll große, gut ablesbare Vollfarb-Display (LCD) mit 320×240 Bildpunkten), rechts die zwei mal vier Spurregler in Form von Drehreglern, die – abhängig von der Einstellung – entweder für Mikrofon-Gain, Panning oder Mix-Level zuständig sind. Die fallen schon sehr klein aus, auch sind die Abstände recht gering, so dass deren Handling für Menschen mit größeren Fingern eventuell etwas problematisch sein könnte. Aber das ist nun mal der (nicht zu hohe) Preis für die extreme Kompaktheit des Zoom F8n Pro. Jeder Regler ist mit einer sechsgliedrigen Pegelanzeige (4x grün, 1x gelb, 1x rot) sowie einer PFL-Taste und einer Spurtaste versehen. Zwischen Display und Regelwerk ist noch Platz für den Menü-Button samt Endlos-Push-Regler, dem Lautstärkeregler für den Kopfhörer und einem Schalter für das Slate-Mikrofon bzw. den Slate-Tongenerator. Unter dem Regelwerk befinden sich die sechs Transport-Buttons, der Power-Schalter und das Slate-Mikrofon selber. Und das alles auf einer Grundfläche von gerade einmal 15 x 4,5 cm – da kommen echte Liliput/Puppenstuben-Gefühle auf. Auch wenn das alles etwas beengt und klein ausgefallen ist, hat man so doch alles Wichtige stets vor Augen und unter Kontrolle.

Zoom F8n Pro

Und so geht es dann auch auf den Seiten weiter: Links befinden sich die XLR/TRS-Kombo-Buchsen 1-4 (natürlich verriegelbar, wie es sich für einen Field-Recorder gehört), zwei leicht zugängliche ausgewachsene SD-Karten-Steckplätze mit kleinen Klappen mit Magnetverschluss und kein micro-SD-Karten-Fingernagel-Gefummel (danke dafür), ein USB-Port (Mini-B), um den Zoom F8n Pro als 8IN/4OUT-Audiointerface oder Kartenleser mit Computer, Smartphone oder Tablet zu verbinden und ein 4-poliger Hirose-Anschluss für ein optionales externes Gleichstromnetzteil. Grundfläche hier: 10,5 x 4,5 cm, auch hier wurde also kein Millimeter verschwendet.

Zoom F8n Pro

Auf der gegenüberliegenden Seite dann die XLR/TRS-Kombo-Buchsen 5-8, zwei Main-Outs (Mini-XLR), der Kopfhörerausgang (ebenfalls große Klinke) sowie eine Stereominiklinkenbuchse (ein Wort, bei dem man bei Scrabble so richtig absahnen könnte) als Sub-Out. Auf der Rückseite schließlich die BNC-Anschlüsse für Timecode In/Out, die Buchse für das mitgelieferte 12 V Netzteil, wobei das Kabel aber leider nicht durch einen Haken gegen versehentliches Herausreißen gesichert werden kann, was ich für ein transportables Gerät eigentlich für ein dringend erforderlich  halte. Dazu kommt noch der Anschluss für (separat erhältliche) Mikrofonkapseln wie etwa die Zoom XYH-5 (Stereomikrofon), VRH-8 (Ambisonics VR – ja, der F8n Pro kann auch Ambisonics aufnehmen, ein Pluspunkt gegenüber dem MixPre) oder SSH-6 (M/S Stereo-Richtmikrofon) sowie die Verschlussschraube für die Abdeckung des Batteriefachs. Das sich aber – wie gesagt – eben nicht mehr hinten, sondern auf der Unterseite, direkt neben dem Stativgewinde befindet und sich somit auch nach unten öffnet.

Zoom F8n Pro

Spurensuche: Technische Daten und der Einsatz am Filmset

Nachdem nun die Hardware keinerlei Hinweise auf irgendwelche Neuerungen geliefert hat, verfolgen wir mal die Spur „32-Bit Float-Recording“ von der Verpackung weiter und schauen auch, ob wir weitere signifikante Unterschiede in den technischen Daten/Spezifikationen finden können.

Bei den Eingängen liegt die Eingangsverstärkung für Mikrofone weiterhin bei +10 bis sehr guten +75 dB, bei den Line-Eingängen bei -10 bis +55 dB. Am äquivalenten Eigenrauschen hat sich mit -127 dBu ebenfalls nichts geändert, dafür aber am jetzt etwas schmaleren Frequenzgang (20 Hz – 60 kHz beim Pro gegenüber 10 Hz – 80 kHz beim F8n) und an der A/D-Dynamik (F8n: 120 dB, Pro: 113 dB).

Keine Änderungen gibt es an den Main-Outs (Referenzausgangspegel: -10 dBV / +4 dBu) und dem Sub-Out, dafür aber am Kopfhörerausgang. Dessen Ausgangsimpedanz wurde von 15 auf 18 Ohm erhöht. Gemäß der gängigen „1/8-Regel“, wonach die Impedanz eines angeschlossenen Kopfhörers möglichst 8x so groß sein sollte wie die Ausgangsimpedanz des Kopfhörerausgangs, wäre beim F8n Pro ein Kopfhörer mit jetzt 144 statt 120 Ohm am besten geeignet, um mögliche Klangveränderungen zu vermeiden. Was aber wohl auch nur absolute Klangpuristen interessieren dürfte.

Bei den Aufnahmeformaten werden auch weiterhin – neben den mehr oder weniger üblichen 44,1 / 48 / 88,2 (weniger üblich) / 96 und 192 kHz – die speziellen Filmformate 47,952 (für Filmmaterial, das mit 23,876 Frames pro Sekunde aufgenommen wird, um später aber mit 24 Frames bearbeitet zu werden) und 48,048 (für Filmmaterial, das mit 24 Frames aufgenommen wird und später mit NTSC 29,97 oder 23,98 HD editiert wird) unterstützt. Sehr speziell also, aber passend zu anvisierten Zielgruppe. Dass die F8-Reihe (nicht nur, aber vor allem) für den Einsatz am Filmset gedacht ist, merkt man immer wieder. So etwa am hochpräzisen Oszillator, der mit einer Genauigkeit von weniger als 0,5 Frames pro 24 Stunden Timecode generiert, der über den BNC-Ausgang auch Videokameras damit versorgen kann. Oder das Slate-Mikrofon (als „Slate“ wird auch die Klappe beim Film bezeichnet), einem eingebauten Mikrofon plus Tongenerator, mit dem sich während des Drehs entweder Anmerkungen zu den gefilmten Szenen oder Schnittkommentare hinzufügen lassen, oder Slate-Tonsignale zur Synchronisation mit dem Video aufgezeichnet werden.

Zoom F8n Pro

In der Praxis: Das sind die Funktionen des Zoom F8n Pro

Mit seinen acht Kanälen plus der Stereo-Master-Spur lassen sich bis zu zehn Kanäle gleichzeitig aufzeichnen. Das können sowohl Mikrofone als auch Line-Quellen wie Instrumente sein. Phantomspeisung von +24 oder +48 V lässt sich pro Kanal zugeschalten, jeweils zwei Spuren können auch zu Stereo-Spuren zusammengeschaltet werden. Wer einen zweiten Zoom F8n besitzt, kann den sogar via Timecode synchronisieren und so gleich 20 Kanäle aufzeichnen. Das sollte auch für größere Projekte ausreichend sein, gleichgültig ob eine (Big-) Band inklusive Publikums-Atmo und den Ausgängen des PA-Mixers, eine Podiumsdiskussion mit zahlreichen Teilnehmern oder ein umfangreiches Film-Set. Je nach Sampling-Rate sind bis sechs Sekunden Pre-Record möglich. Wenn der F8n Pro als Audiointerface am Computer hängt, können die Kanäle auch einzeln (auch während der Aufnahme)  in die DAW gespeist und/oder gestreamt werden.

Für jeden der acht Eingangskanäle kann ich die Klangquelle einstellen (Mic, Line, USB 1-4) sowie Trim (+10 bis +75 dB), Phantom-Power, HPF (10 bis 240 Hz in Zehnerschritten), den Input-Limiter (Hard- und Soft-Knee, mit diversen Parametern), Panning, Phase-Invert, Input-Delay, PFL-Mode und noch einiges mehr. Das funktioniert mit Hilfe des Farbdisplays und des Push-Encoders recht gut, auch wenn die Schrift natürlich ebenso klein ist wie die Bedienelemente des Zoom F8n Pro. Aber mit spitzen Fingern und (zur Not) einer Brille bekommt man das schon hin. Was mir da noch fehlt, ist eine Noise-Reduction, wie sie zum Beispiel auch der MixPre anbietet, denn die ist in vielen Situationen doch äußerst sinnvoll.

Statt die Kanäle von Hand zu pegeln, kann ich jeden Kanal auch einzeln – oder alle zusammen – in den Automix-Modus versetzen. Dadurch wird zum Beispiel der Pegel der Mikrofone bei einer Konferenz oder einer Podiumsdiskussion, in die gerade nicht gesprochen wird, automatisch abgesenkt, um Nebengeräusche, Phasenprobleme oder die Gefahr eines Feedbacks zu minimieren. Außerdem kann ich die Kanäle in einer 8×4 Matrix zu Trim-Link-Gruppen verbinden, also mehrere Kanäle nach Wahl zusammenfassen, um sie mit nur einem Regler gleichzeitig zu justieren. Was nur eines von vielen Beispielen ist, wie Zoom hier immer wieder für sinnvolle Erleichterungen im Workflow sorgt, aber auch für detailreiche Einstellmöglichkeiten, die in der Fülle ihresgleichen suchen. Dazu gehört zum Beispiel ein umfassendes Headphone-Routing per Matrix, das Einstellen einer Lautstärkekennlinie für den Kopfhörerausgang, einstellbare Pegelanzeigen, das Anlegen von Shortcuts durch  Transport-Button-Kombinationen, die Editierbarkeit von Metadaten und vieles mehr.

Zoom F8n Pro

Aufgezeichnet wird auf zwei SD-Karten mit einem Fassungsvermögen von bis zu 1 TB, wobei ich jeweils festlegen kann, ob ich ausgewählte Spuren (auch inklusive der L/R-Stereomischung) einzeln oder als Mehrspurdatei aufzeichnen oder eine Stereodatei mit der Summenmischung des internen Mixers erstellen möchte. Dabei kann ich für beide SD-Karten auch unterschiedliche Mixes festlegen. So habe ich immer die Sicherheit, am Ende eine brauchbare Aufnahme zu haben, auch wenn mal eine Karte ausfällt. Weggefallen ist mit der Version F8n Pro jedoch  die Dual-Channel-Aufnahme, also die gleichzeitige Aufnahme von jeweils bis zu vier Spuren mit unterschiedlichem Pegel. Also eine Art Backup mit reduziertem Pegel, um für eventuelle Verzerrungen eine verwertbare Alternative zu haben. Grund dafür ist das neue 32-Bit-Float-Feature, die ein derartiges Backup überflüssig macht. Ob das auch tatsächlich funktioniert, probiere ich natürlich noch aus. Die Aufnahmen können anschließend im Zoom F8n Pro abgehört werden, entweder im Mix oder mit ausgewählten Einzelspuren. Dabei lassen sich Takes sowohl einzeln als auch alle nacheinander wiedergeben, auch im Loop.

Für den Batteriebetrieb mit acht Lithium-Batterien gibt Zoom für den Betrieb unter Volllast (8 Kanäle auf SD1 und 2, bei 192 kHz Sampling-Frequenz (32-Bit-Float/16 Bit Linear/24 Bit Linear) MAIN/SUB OUT ON, TIMECODE Int Free Run, LED/LCD Helligkeit 60, Kopfhörer mit 32 Ω, PHANTOM 48 V) eine Laufzeit von „ca. 2 Stunden“ an, bei nur zwei Kanälen (SD 1, 48 kHz Sampling-Frequenz (32-Bit-Float/16 Bit Linear/24 Bit Linear) MAIN/SUB OUT OFF, TIMECODE OFF, LED/LCD-Helligkeit 5, Kopfhörer mit 32 Ω, PHANTOM OFF) sollen es ca. 13,5 Stunden sein. Da ist man mit einem optionalen 12 V Netzteil mit Hirose-Stecker (gibt es für ca. 40 Euro) oder dem mitgelieferten Netzteil auf der deutlich sichereren Seite, vor allem auch, weil das schnelle Wechseln der Batterien seit dem Modell F8n ja der Vergangenheit angehört. Eine Stromversorgung über USB ist nicht möglich.

Zoom F8n Pro

Ein Wort noch zum Display: Das zeigt wahlweise den Mixerscreen mit allen Eingangs- und Aufnahmepegeln, den Trim-Einstellungen und den Eingangsquellen, einen Screen für die Einstellungen für den Main Out und den Sub Out und – besonders ansehnlich – einen Screen mit den Pegelanzeigen mit bis zu 14 sehr feingliedrigen Pegeln. Damit ist das Arbeiten eine echte Freude. Hier wie auch im übersichtlichen, nicht zu sehr verschachtelten Menüfenster findet man sich schnell und fast schon intuitiv zurecht, daran hat sich nichts geändert.

Übrigens lässt sich am Zoom F8n Pro auch wieder die optional erhältliche Kontrolleinheit Zoom FRC-8 F-Control anschließen, ein Mixer im Kleinstformat, der derzeit für 239,- Euro angeboten wird, und mit dem auch noch eine Tastatur gekoppelt werden kann. Beides macht die Bedienung des F8n Pro noch ein Stück komfortabler.

Zoom F8n Pro

32-Bit-Float-Recording mit dem Zoom F8n Pro

Die 32-Bit-Float-Technologie ist für Zoom nichts Neues, wurden damit doch schon die Modelle Zoom F2, F3 und F6 ausgestattet. Das ist also nicht dem Top-Modell vorbehalten, sondern gehört bei Zoom inzwischen fast schon zur Grundausstattung, die jetzt auch etwas verspätet den F8 erreicht hat. Das ist dann auch kein Alleinstellungsmerkmal von den Recordern von Zoom; auch andere Hersteller, wie etwa Tascam mit dem Portacapture X6 und X8, die MixPre-Reihe von Sound Devices oder auch das NT1 5TH Generation von Rode sind damit ausgestattet. 32-Bit-Float gehört also inzwischen – im wahrsten Sinne des Wortes – zum guten Ton.

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Zoom F8n Pro
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Kundenbewertung:
(9)

Durch die ungleich größere Auflösung von 32-Bit-Float-Dateien (oder 32 Bit Floating Point Audio), die einen (theoretischen) Dynamikumfang von bis zu 1680 dB haben, sollen sich Verzerrungen, die während der Aufnahme aufgetreten sind, in der Nachbearbeitung wieder rückstandslos ausbügeln lassen. Zum Vergleich: Bei 16 Bit ist bei etwa 96 dB Schluss, bei 24 Bit bei rund 144 dB. Einmal damit geclipptes Material lässt sich nicht mehr retten, das Clipping besteht auch dann weiter, wenn ich später den Pegel reduziere – dann habe ich eben ein Clipping mit reduziertem Pegel. Aber müssten dann nicht 24 Bit mit den 144 dB ausreichen? Jein. Denn auch bei  Aufnahmen mit 24 Bit muss ich von Hand pegeln. Und setze ich die Eingangsverstärkung zu niedrig an, muss ich bei leisen Tönen in der Nachbearbeitung den Pegel anheben, und damit auch das Grundrauschen. Ein weiterer Vorteil einer 32-Bit-Floating-Aufnahme liegt dann auch – neben dem erheblich größeren Dynamikumfang –  im insgesamt deutlich geringeren Grundrauschen.

Um das alles zu erreichen, arbeiten 32-Bit-Float-Systeme mit zwei A/D-Wandlern mit unterschiedlicher Eingangsverstärkung, die – abhängig vom gerade anliegenden Eingangspegel – automatisch umschalten. So auch im Zoom F8n Pro. Während bei 16- und 24-Bit-Aufnahmen nur ein Wandler für den gesamten Dynamikbereich zuständig ist (und wir daher hoffen müssen, dass wir mit unserer Wahl des Eingangspegels das Signal in den festgelegten Grenzen halten können), schaltet der F8n Pro zwischen dem Wandler mit geringer Verstärkung für hochpegelige Audiosignale und dem mit hoher Verstärkung für niedrigpegelige Signale hin und her – da müssen wir uns um nichts kümmern. Und sollte es dann doch mal zu einem Clipping kommen, können wir das später in der Nachbearbeitung wieder rückstandsfrei ausbügeln.

Zoom F8n Pro

Wie klingt der Field-Recorder Zoom F8n Pro?

In seinem Test zum Vorgänger Zoom F8n hatte mein Kollege Raphael Tschernuth schon einen ganzen Batzen aussagekräftiger Klangbeispiele vorgestellt und sich dabei auf Instrumentalaufnahmen (Piano, Bass, Gitarre, Drums) konzentriert. Ich möchte die an dieser Stelle um einige Sprachaufnahmen ergänzen – für die der Zoom F8n ja in erster Linie gedacht ist – und einige für die Pro-Version relevante Aspekte überprüfen.

Aufgenommen wurden die Klangbeispiele mit einem Rode NT2a, das direkt mit dem Zoom F8n Pro verbunden war. Aufgezeichnet wurde mit 48 kHz und 32 Bit Float.

Für den ersten Take (in dem ich wie gewohnt ein paar Zeilen aus einer unserer News einspreche) habe ich den Trim (Pre-Gain) des Mikrofons auf +45 dB eingestellt, so dass ich in der Aufnahme auf einen Pegel von um die -6dB komme. Möglich ist ja eine Eingangsverstärkung von bis zu +75 dB; damit macht man auch anspruchsvollen Mikrofonen ordentlich Beine. Das HPF ist ausgeschaltet, der Limiter zwar on, aber für diesen Pegel eigentlich ohne Belang. Das Ergebnis hört sich dann so an:

Sehr ausgewogen und klar, ohne Frequenzbereiche besonders hervorzuheben. Auch ohne Nachbearbeitung ist das Material problemlos auch in professionellen Produktionen verwertbar.

Musste der Limiter hier gar nicht erst eingreifen, so ist sein Einsatz in jedem Fall gefragt, wenn ich die Eingangsverstärkung auf +70dB hochdrehe. Dann nämlich geht die feingliedrige Pegelanzeige auf dem Display weit in den roten Bereich. Wird der Limiter hier eine Übersteuerung verhindern können? Ich habe ihn dabei auf den Voreinstellungen belassen (Type: Hard Knee, Threshold: -2dBFS, Attack-Time: 1 ms, Release-Time: 200 ms, Target-Level: +0 dBFS).

Das Ergebnis ist zufriedenstellend. Einmal geht es kurz ein klein wenig über die 0dB (sagt zumindest die Pegelanzeige von Soundforge), aber das hätte ich mit anderen Werten – etwa mit einem geänderten Target-Level – auch leicht verhindern können. Durch die Nachbearbeitung (Absenkung des Volumes) klingt das dann natürlich noch besser:

Der Limiter funktioniert also, wie auch das folgende Klangbeispiel zeigt. Hier habe ich wieder eine Eingangsverstärkung von +70 dB gewählt, den Limiter aber dieses Mal ausgeschaltet.

Das klingt nun zum einen komplett verzerrt und eigentlich unbrauchbar, zum anderen kommt durch die extrem hohe Eingangsverstärkung auch deutlich das Lüftergeräusch des PCs mit auf die Aufnahme, wie besonders am Ende zu hören ist. Ohne 32-Bit-Float wäre dieser Take reif für die Tonne. Da der aber nun mit 32-Bit-Float produziert wurde, müsste der doch noch zu retten sein. Also senke ich in der Nachbearbeitung den Pegel der WAV-Datei wieder auf ein sendetaugliches Maß ab:

Klingt doch gut! Ohne die 32-Bit-Float hätte ich zwar ebenfalls einen Pegel unterhalb von 0 dB, die Aufnahme wäre aber trotzdem weiterhin verzerrt, nur eben leiser:

Natürlich sollte man trotz 32-Bit-Float vorab einen möglichst „wartungsarmen“ Pegel voreinstellen, um sich spätere, eventuell umfangreiche Nachbearbeitungen zu ersparen, aber als zuverlässiger Retter in der Not ist diese Technologie schon ein extrem nützlicher Helfer.

Nächste Frage: Wie geht der Zoom F8n Pro mit wechselnden Lautstärken am Mikrofon um? Wenn es etwa im Talk eskaliert oder der Schauspieler am Filmset von Flüstern auf Schreien umschaltet? Und das eventuell noch mit zu vorsichtigen Einstellungen, wie +30 dB, um auch für alle sehr lauten Signale gewappnet zu sein. Ohne Bearbeitung hört sich das so an:

Extrem leise also. Wäre das mit 16 oder 24 Bit aufgenommen, würde ich beim extremen Anheben des Volumes in der Nachbearbeitung auch die Lüfter- und andere Nebengeräusche verstärken. Beim Zoom F8n Pro dagegen klingt das File nach einer Anhebung eher insgesamt zu leisen und der Angleichung der unterschiedlichen Pegel dank der zwei (dualen) Wandler wieder brauchbar, ohne Störgeräusche.

Zum Schluss teste ich noch das HPF. Das hier ja mit Frequenzen von 0 bis 240 Hz in Zehnerschritten erfreulich differenziert abgestuft ist. Viele andere Recorder bieten da meist nur Abstufungen in 80er-Schritten an. Hier einmal eine Aufnahme mit 120 Hz:

Und eine mit 240 Hz.

Wir hören, wie gut das HPF hier ins Klanggeschehen eingreift, ohne den Klang dadurch zu verschlechtern.

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Fazit

Mit dem Zoom F8n Pro bringt Zoom seine Flaggschiff-Klasse auf den technisch aktuellen Stand. Die 32-Bit-Floating-Technologie ist inzwischen ja State-of-the-Art und im Recording-Alltag eine echte Erleichterung, die nicht mehr wegzudenken ist.  Zoom verpasst hier aber auch die Gelegenheit, das in der Version F8n verschlimmbesserte Batteriefach wieder zurück auf den sehr viel praxistauglicheren F8-Stand zu bringen. Und auch das damals noch kostenlose Zubehör aus der ersten F8-Version (Mini-XLR-Adapter und Adapter zur Kamera-Montage) hätte ich mir auch wieder zurückgewünscht.

Wer bereits das Modell F8n hat, mag sich einen Umstieg auf die Pro-Version überlegen, muss aber selbst entscheiden, ob ihm die neue 32-Bit-Annehmlichkeit nun tatsächlich 1.200,- Euro wert ist, denn sonst hat sich nur wenig getan. Alle anderen bekommen mit dem Zoom F8n Pro einen Field-Recorder der Spitzenklasse, der weder in Bezug auf seine Ausstattung noch bei Handling, Klang und Featureliste Wünsche offen lässt. Einen „10-Spur-Blockbuster“ nennt Zoom selber sein Gerät. Und liegt damit gar nicht so falsch.

Und noch ein Hinweis: Meine Bewertung und die Plus/Minus-Liste beziehen sich auf das Gerät an sich und nicht allein auf das Upgrade.

Plus

  • kompaktes Gehäuse in bester Verarbeitungsqualität
  • in der Pro-Version jetzt auch mit 32-Bit-Float-Technologie
  • sehr guter Klang
  • 10-Spur-Aufnahmen
  • flexibles Signalrouting
  • Delay für Ein- und Ausgänge
  • exakter Timecode für Synchronisation
  • AutoMix-Funktion
  • PreRecord bis zu sechs Sekunden
  • als Audio-Interface am Computer nutzbar
  • umfassende Abhörfunktionen (pre/post Fader, Kanäle auswählbar)
  • Steuerung auch über die F8-Control App oder über den FRC-8 Mixer
  • parallele Aufnahme auf zwei SD-Karten gleichzeitig
  • Ambisonic-Modus
  • differenziert abgestufter HPF

Minus

  • keine Mini-XLR-Adapter mehr für den Main Out beigelegt
  • Batteriefach noch immer schwer erreichbar
  • weiter reduzierter Lieferumfang
  • Netzkabel lässt sich nicht gegen versehentliches Herausreißen sichern
  • keine Noise-Reduction („nur“ HPF)

Preis

  • 1.189,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Franz Walsch AHU

    ANMERKUNG

    »Dazu kommt noch der Anschluss für (separat erhältliche) Mikrofonkapseln wie etwa die Zoom XYH-5 (Stereomikrofon), VRH-8 (Ambisonics VR – ja, der F8n Pro kann auch Ambisonics aufnehmen, ein Pluspunkt gegenüber dem MixPre) oder SSH-6 (M/S Stereo-Richtmikrofon)«.
    Das stimmt so nicht. Die »VRH-8« Kapsel gibt es nur für den »ZOOM H8« Recorder (Zoom Capsule System 2.0).

    Stromversorgung

    Für meinen »ZOOM F8« habe ich mir bei Kortwich (Berlin) ein Hirose Adapterkabel anfertigen lassen. Verbunden mit einer »Andoer Kameraplatte DV Akku Mount Power« wird der Recorder mit einem »BP-U60 Akku« mit Strom versorgt. Das Batteriefach dient nur als Notlösung bei einem Stromausfall.

  2. Profilbild
    jielkade

    Ich bin 67 Jahre alt und habe mit 10 Jahren meine erste Tonreportage gemacht (Remco) – und so weiter. Daher kann ich sagen, dass dies für seinen Preis ein wunderbares Gerät ist. Wann gibt es einen Blindvergleich mit einen Nagra IVs, einen Revox?

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