Upgrade oder Downgrade?
Der neue Zoom F8n steht in den Startlöchern! Bereits seit Ende 2015 ist der Zoom F8 auf dem Markt und damals hat er mächtig für Furore gesorgt. Einen professionellen Fieldrecorder mit 8 Mikrofonvorverstärkern und Timecode hatte man bis dato noch nicht zu diesem Preis gesehen. Für knapp 1200,- Euro konnte man den Zoom F8 mit seinem sehr stimmigen Gesamtkonzept ergattern. Das hat viele andere Platzhirsche auf diesem Gebiet enorm unter Druck gesetzt, die ihrerseits mit neuen, günstigeren Produkten konterten. Nun bringt Zoom die nächste Version in die Läden. Muss die Konkurrenz wieder bangen? Welche Verbesserungen der Zoom F8n mit sich bringt, haben wir uns für euch angesehen und angehört.
Schwarz auf weiß – der Zoom F8n
Während der Zoom F8 noch einem unschuldig wirkenden weißen Karton verschickt wurde, kommt der neue Zoom F8n in einer schwarzen, fast düsteren Umverpackung. Wie Tag und Nacht ist der Unterschied der beiden Versionen allerdings nicht. Ausgepackt gleichen sich die beiden Recorder wie Zwillingsbrüder. Die Abmessungen sind identisch und mit 17,8 x 14 x 5,4 cm nach wie vor unglaublich kompakt. Der Zoom F8n hat allerdings etwas zugenommen und ist mit genau 1 kg geringfügig schwerer als der Zoom F8, der 960 g auf die Waage bringt.
Die Bedienungselemente an der Front und alle Anschlüsse an der linken und rechten Seite sind exakt gleich wie beim Vorgänger.
Das ist fast etwas ungewöhnlich von Zoom, denn bisher bekamen alle “n”-Versionen auch immer ein überarbeitetes, aufgefrischtes Design spendiert. Beim F8n scheint man kein Potenzial für Verbesserungen gefunden zu haben. Oder doch? Die Rückseite ist tatsächlich anders. Das Batteriefach ist verschwunden und die Timecode-Anschlüsse sind nun vertikal statt horizontal platziert.
Für den mobilen Betrieb muss man die Batterien nun in ein neues Fach auf der Unterseite einlegen.
Eine eigene Box, mit der man wie beim F8 die Batterien in Windeseile wechseln konnte, gibt es nicht mehr. Wie sich das wohl in der Praxis auswirkt? Dazu später mehr.
Beim Lieferumfang hat sich auch etwas getan und auch hier bin ich verwundert. Es gibt weniger Beigaben als beim Vorgängermodell. Hatte dieser noch ein anschraubbaren Kamerahalter und für den Main-Ausgang zwei Mini-XLR auf XLR Adapterkabel mit im Gepäck, kommt der neue Zoom F8n nur noch mit Handbüchern, Software-Lizenzen und 12 Volt Netzteil. Weniger ist mehr?
Die Handbücher im praktischen DIN A5 Format liegen in verschiedenen Sprachen bei und sind sehr gut aufgebaut. Sie laden richtiggehend zum Schmökern ein. Das Zoom F8n ist ja bis obenhin vollgepackt mit Funktionen und diese werden auf 190 Seiten allesamt sehr gut und ausführlich erklärt. Auch Fragen, die im Betrieb entstehen, werden an den richtigen Stellen beantwortet. Sehr gut!
Als Software-Lizenz liefert Zoom übrigens Cubase LE und Wavelabs LE mit. Damit kann man bei Bedarf also auch gleich die ersten Aufnahmen im Computer bearbeiten.
Dem Zoom F8n liegt auch ein Faltblatt mit einer Installationsanleitung für das „Bluetooth Add-On“ bei. Mit dem „Bluetooth Add-On“ hat man die Möglichkeit, alle Einstellungen mit der „F8 Control“ App fernzusteuern. Um diese Bluetooth-Funktion zu nutzen, muss man sich von der Zoom Website eine Datei herunterladen, auf SD-Karte kopieren und mithilfe einer Tastenkombination beim Neustart des Zoom F8n installieren. Das funktioniert ohne Probleme, die Frage bleibt allerdings warum dieses Feature nicht schon von Werk aus integriert ist.
Wie bereits vom Vorgänger gewohnt, ist auch der Zoom F8n hochwertig verarbeitet – alle Regler sind griffig und machen einen robusten Eindruck. Die kombinierten Neutrik XLR/TRS-Buchsen gelten als Qualitätsstandard und haben ihre Verlässlichkeit in der Vergangenheit unter Beweis gestellt. Qualitativ gibt es wirklich nichts zu bemängeln und man wird auch einem rauen Arbeitsumfeld mit dem Recorder über Jahre seine Freude haben.
The same but different – der neue Zoom F8n
Viele technische Daten sind identisch zur Vorgängerversion. So bietet der Zoom F8n 8 Mikrofon-Vorverstärker mit je 75 dB Gain und 24 V oder 48 V Phantomspannung. Zusammen mit der Stereo-Master-Spur kann man bis zu 10 Kanäle gleichzeitig aufnehmen. Per Timecode lassen sich sogar zwei Recorder synchronisieren, womit bis zu 20 Kanäle aufgenommen werden können. Der Zoom F8n kommt wie gehabt mit 2 SD-Karten-Slots, die gleichzeitig mit Daten beschrieben werden können. Die Datenformate müssen dabei nicht identisch sein, d. h. man kann auf einer SD-Karte die einzelnen WAV-Spuren und auf der anderen nur den Mix im MP3-Format aufnehmen.
Als Abtastraten stehen einige ungewöhnliche Werte zur Verfügung: 44,1 kHz / 47,952 kHz / 48 kHz / 48,048 kHz / 88,2 kHz, 96 kHz und 192 kHz. Die Zwischenstufen sind für den Filmbereich relevant. Bei der Bit-Tiefe kann man zwischen 16 oder 24 Bit wählen.
Unter 44,1 kHz und 48 kHz ist es nun möglich, Aufnahmen sowohl auf SD-Karte als auch gleichzeitig als Interface am Computer bzw. unter iOS zu machen. Das ist wirklich toll und funktioniert auch einwandfrei. Höhere Abtastraten werden dafür allerdings nicht unterstützt. Unter iOS kann das Zoom F8n/Zoom F8 übrigens mehr, als Zoom offenbart. Offiziell sind laut Handbuch unter iOS nur Stereoaufnahmen möglich, aber im Praxisteil nehmen wir das genauer unter die Lupe.
Des Weiteren bietet der Zoom F8n eine „Pre-Recording“-Funktion – er nimmt also schon auf, bevor man auf die Rec-Taste drückt. Das ist zum Beispiel toll, wenn man den Einsatz um einen kurzen Augenblick verpasst hat. Bei 44,1 und 48 kHz sind es 6 Sekunden, die hinzugefügt werden, bei 88,2 und 96 kHz 3 Sekunden und bei 192 kHz reduziert sich die Zeitspanne durch das erhöhte Datenvolumen auf 1 Sekunde.
Wer mit nur 4 Aufnahmespuren auskommt, kann sicherheitshalber den sogenannten „Dual Channel Rec“ Modus nutzen. Dabei werden auf einer SD-Karte zwei Versionen eines Kanals aufgenommen und zwar einmal in der vom Benutzer eingestellten Lautstärke und einmal mit einem um 12 dB reduzierten Pegel. Das ist fantastisch, um eventuellen unerwarteten Pegelspitzen Paroli zu bieten und klanglich besser als jeder Limiter! Leider stehen hierfür nur die Tracks 1-4 zur Verfügung.
Auch ein Slate-Mikrofon hat das Zoom F8n mit an Bord – die Qualität ist zwar nicht berauschend (obwohl es recht rauscht), aber es reicht allemal, um schnell Ideen festzuhalten.
Was ist neu am Zoom F8n?
What’s new Pussycat? Ich lasse die Katze gleich mal aus dem Sack:
Zwar gibt es einige neue Funktionen im Vergleich zum Zoom F8, allerdings sind fast alle Neuerungen Software-basiert und auch der Vorgänger F8 bekommt diese spendiert. Einen neuen Limiter, mehr Power für den Kopfhörerausgang, ein neues Mixing-Fenster, Zooms AutoMix, verbesserte Timecode-Genauigkeit, die Möglichkeit auf SD-Karten und im Interface-Modus gleichzeitig aufzunehmen – all das gibt es auch für den Zoom F8 mit dem neuen Firmware-Update 5.0. Das finde ich äußerst bemerkenswert von Zoom und als stolzer Besitzer eines Zoom F8 ziehe ich den Hut vor dieser Entscheidung. Manch ein Hersteller würde wohl allein durch die verbesserte Software einen Kaufanreiz für das neue Modell schaffen. Zoom geht hier einen besseren, loyaleren Weg und gibt bisherigen Käufern all diese Funktionen gratis dazu.
An den Innereien wurde Folgendes geändert:
Man kann den XLR/TRS-Eingängen nun sowohl Mic- als auch Line-Signale zuordnen. Beim F8 war die Trennung klar: An XLR lag das Mikrofonsignal an, an den 6,3 mm Klinkeneingängen musste das Line-Signal angeschlossen werden. Jetzt schaltet intern ein Relais (durch einen Klick gut hörbar) in den jeweiligen Modus, den man pro Kanal auswählen kann.
Neben den Eingängen hat sich auch beim Ausgang etwas getan und zwar bietet der Zoom F8n nun auch die Möglichkeit, diesen auf professionellen +4 dBu Line-Level umzuschalten. Bisher war nur -10 dBV Line-Level und -40 dBV Mic-Level möglich. Durch die Neuerung muss man fortan allerdings auf -40 dBV Mic-Level verzichten.
Auch neu ist, dass als Stromquelle nun statt 9-16 Volt ein Netzteil mit 9-18 Volt zum Einsatz kommen kann und per USB die zusätzlich zu erwerbende FRC-8 Mixing-Fernbedienung mit Strom versorgt wird.
Gelitten hat unter dem Update allerdings die Laufzeit im Batteriebetrieb, die Zoom bei einer 8-Kanal-Aufnahme nun mit 3,5 statt 4,5 Stunden angibt. Das ist doch eine recht erhebliche Reduktion. Allerdings schweigt sich Zoom darüber aus, ob es mit oder ohne Phantomspannung betrieben wurde und welche Batterien bzw. Kopfhörer verwendet wurden. All das spielt natürlich in die Laufzeit mit ein und der Praxistest wird zeigen, wie lange der Zoom F8n bei Puste bleibt.
Wünsche die bleiben – beim Zoom F8n
Bei der vorhin erwähnten „Dual-Rec“-Funktion hätte ich Folgendes auf meiner Wunschliste gehabt: Die Möglichkeit, auf einer SD-Karte 8 Spuren mit normalem Pegel aufzunehmen und auf der zweiten SD-Karte 8 Spuren mit einem um 12 dB reduziertem Pegel. Das bietet sich bei zwei individuell ansteuerbaren SD-Karten-Slots an und man würde die Reduktion auf nur 4 Spuren umgehen.
Ein großer Wermutstropfen ist auch, dass der Zoom F8n nicht fähig ist, Overdub-Aufnahmen zu machen. Das heißt, wenn man zum Beispiel eine Aufnahme mit 3 Spuren gemacht hat, kann man dazu im Nachhinein keine weiteren Spuren hinzufügen. Obwohl es innerhalb des Projektordners ja theoretisch noch 5 freie Kanäle geben würde.
Der bereits getestete Zoom L-12 Recorder kann das und technisch wäre es beim Zoom F8n bestimmt leicht zu realisieren. Auch eine eigene Firmware mit einer Overdub-Variante wäre denkbar, so wie es die Konkurrenz von Sounddevices vorgemacht hat – sie bieten ihre neue Mixpre Serie auch als M-Variante an, mit der Musiker bis zu 12 Spuren overdubben können und so ein echtes Studio im Miniformat erwerben können.
Warum Zoom sein Recording Flaggschiff diesbezüglich nicht für uns Musikschaffende öffnet, ist mir ein Rätsel. Ich hatte sehr gehofft, dass Zoom diese Chance mit dem F8n nutzen wird – leider bleibt das bisher unerfüllt.
Ebenfalls ganz groß auf der Wunschliste (mit dem Fokus auf uns Musikschaffende) steht bei mir ein ADAT-Anschluss. Da die Mehrzahl der aktuellen Audiointerfaces ab ca. 300 Euro einen ADAT-Eingang anbieten, wäre es toll, die 8 hochwertigen Mikrofonvorverstärker des Zoom F8n einfach in ein bestehendes Setup einbinden zu können. Das hauseigene Zoom UAC-8, ein RME Babyface oder Focusrite Scarlett könnten somit auf einen Schlag und ohne Qualitätsverluste um 8 zusätzliche Eingänge erweitert werden.
Zoom, wie wäre es mit einer Musikervariante des F8n (vielleicht ein F8m?), die statt auf Timecode auf ADAT setzt und eine einfache Overdub-Funktion bietet? Zooms Slogan lautet „We are for creators“ – drum bitte: Let us create!
Der Zoom F8n in der Praxis – Power To the People!
Das neue Batteriefach verstört mich erstmal und ich frage mich, was das soll. Noch dazu ist das 1/4 Zoll Gewinde auf der Unterseite direkt neben dem Fach platziert. Wenn das Zoom F8n also auf einem Stativ steht heißt es:
- Zoom F8n vom Stativ abschrauben
- Batteriefach auf der Unterseite öffnen und jede Batterie einzeln herausnehmen und wieder einlegen
- Zoom F8n wieder auf Stativ schrauben.
Das Ganze dauert natürlich erheblich länger und ist viel umständlicher als die tolle Lösung beim Zoom F8. In der Praxis sind meine Zeiten für diesen „Boxenstopp“ wie folgt:
Zoom F8n Batteriewechsel + Stativ ab- und aufschrauben: 70,40 Sekunden
Zoom F8n nur Batteriewechsel: 49,35 Sekunden
Zoom F8 nur Batteriewechsel: 12,16 Sekunden
Zoom F8 Batteriewechsel + Stativ ab- und aufschrauben: nicht notwendig
Wie ihr seht, sind die Zeiten beim Vorgängermodell bedeutend geringer. Auch hatte man die Möglichkeit, mehrere Akkupacks vorzubereiten, um diese am Set schnell wechseln zu können. Dazu konnte man weitere Leergehäuse (Zoom BCF-8) einzeln als Zubehör erwerben. Im Eifer des Gefechts ist das ein wichtiger Punkt, zumal bei Drehpausen ohnehin gefühlte 8 Personen gleichzeitig mit einem reden wollen und man eigentlich mit wichtigeren Dingen beschäftigt ist. Beim Batteriewechsel des Zoom F8n habe ich die XLR-Anschlüsse während des Ab- und Aufbaus übrigens nicht ab- und wieder angesteck,t sonst käme wohl noch mal einiges an Zeit dazu.
Was mich auch sehr stört, ist die Tatsache, dass ich den Zoom F8n zum Wechsel der Batterien verkehrt herum auf den Tisch legen muss, was dazu führt, dass die Schrauben an der Gehäuseoberseite des Zoom F8n (die dann auf dem Tisch liegen) Kratzer verursachen können. Nicht nett so was.
Warum sich Zoom für dieses neue Batteriefach entschieden hat, ist mir ein Rätsel – für mich ist das ein großer Fehler und ein klarer Rückschritt.
Die Akkulaufzeit des Zoom F8n
Bleiben wir gleich bei den Batterien und vergleichen die Akkulaufzeit des Zoom F8n mit dem Vorgänger Zoom F8. Es kommen 8 frisch geladene Eneloop Ni-MH zum Einsatz und ich nehme insgesamt 6 Kanäle auf: 3 dynamische Mikros, 2 Kleinmembran- und ein Großmembran-Kondensatormikrofon, wobei die Preamps jeweils 45 dB Gain liefern. Das Ganze in 24 Bit, 48 kHz und auf 2 SD-Karten gleichzeitig. Die Helligkeit der LEDs stelle ich auf den kleinsten Wert (5) und das LC-Display schaltet sich nach wenigen Minuten Inaktivität aus. Es ist kein Kopfhörer angeschlossen.
Mit diesem Setup erreiche ich mit dem Zoom F8n eine Aufnahmezeit von 3 Stunden und 55 Minuten. Tags darauf, mit neu geladenen Akkus mache ich dasselbe Spiel mit dem Vorgängermodell Zoom F8. Hier erreiche ich unter gleichen Bedingungen eine Laufzeit von 4 Stunden und 17 Minuten. Der Unterschied ist nicht so groß wie befürchtet, allerdings würde ich mir von einem neuen Modell natürlich eher eine verbesserte Akkulaufzeit wünschen als umgekehrt.
Zusätzlich zum umständlichen Batteriefach und der verringerten Akkulaufzeit macht mir auch der Hirose-Anschluss Probleme. Unter Verwendung eines 12 Volt Netzteils mit Hirose-Stecker gibt es einen hohen Pfeifton auf dem Kopfhörer. Nach langer Suche habe ich das LC-Display als den Schuldigen ausgemacht. Ändert man hier den Helligkeitswert, ändert sich auch die Frequenz des Pieptons. Schaltet man die Hintergrundbeleuchtung des LC-Displays aus, bleibt der Pfeifton auf niedriger Frequenz bestehen. Man kann sich also seine präferierte Tinnitus-Frequenz selbständig auswählen … Auf die Aufnahme selbst überträgt sich dieser Ton zwar nicht, aber eine konzentrierte Arbeit ist damit nicht möglich. Mein Zoom F8 macht übrigens keinerlei Probleme dieser Art.
Auch das mitgelieferte Netzteil ist nicht frei von Kritik. Betreibt man damit den Zoom F8n, steht dessen Gehäuse leicht unter Strom was deutlich spürbar ist, wenn man die Oberfläche aus Metall berührt. Das ist nicht schön, aber war leider auch schon beim Vorgänger so. Andere Netzteile können hier Abhilfe schaffen.
Ton? Läuft! Mit dem Zoom F8n
So, läuft das gute Ding erstmal richtig, nimmt der Spaß wieder Fahrt auf.
Die Qualität der Preamps ist wie beim Vorgänger auf sehr hohem Niveau und das Rauschen sehr gering. Egal ob Bändchenmikros oder das legendäre Shure SM7b, der Zoom F8n hat genügend Gain-Reserven.
Pro Kanal lassen sich Highpass-Filter mit verschiedenen Frequenzen, Phantomspeisung in 24 und 48 Volt, Phase, Input Delay, Mid-Side-Matrix, Stereo-Mode und Limiter einstellen.
Der Limiter wurde in der neunen Version überarbeitet. Man kann entweder alle Werte wie Hard Knee, Soft Knee, Attack, Release und Threshold selbst einstellen („Normal Mode“) oder man überlässt dem F8n die Einstellungen im „Advanced Mode“.
Im Advanced Mode verzögert der Zoom die Aufnahme um 1 ms und nutzt diese Zeit, um dynamisch auf den Eingangspegel zu reagieren und eventuelle Pegelspitzen zu entschärfen. Bei Musikaufnahmen benutze ich persönlich keine Limiter, da diese normalerweise nicht sehr musikalisch agieren. Hier greife ich lieber auf die „Dual Rec“-Funktion zurück, die mir das Signal zur Sicherheit auch mit einem um 12 dB reduziertem Pegel aufnimmt. Beim Filmdreh und bei Sprache ist ein Limiter aber natürlich hilfreich und kann Aufnahmen retten.
Hier hört ihr ein gut ausgepegeltes Signal, ein Signal mit Übersteuerung und 4 Beispiele mit unterschiedlichen Limiter-Einstellungen am Piano:
Bei dynamischerem Audiomaterial „pumpen“ alle Varianten recht deutlich.
Ein kleines, aber wichtiges Detail: Wenn man beim Zoom F8n innerhalb eines Songs Marker setzt, so bleiben diese beim Import in die DAW erhalten. Das kann in der Nachbearbeitung Vieles erleichtern.
Pegelanzeigen zum Verlieben beim Zoom F8n
In der Praxis ist die Pegelanzeige des Zoom F8n übrigens ausgezeichnet und war für mich persönlich ein wichtiges Argument beim Kauf des Vorgängers.
Das große Display und die 6-stufigen LEDs pro Kanal ermöglichen einen wunderbaren Überblick über die Aussteuerungen während der Aufnahme. Was genau im Display angezeigt werden soll, lässt sich im Menü bestens einstellen und mit dem Multifunktionsdrehregler kann man durch 6 verschieden Ansichten scrollen und hat alles stets gut im Blick.
Selbst wenn man das Display im Batteriebetrieb deaktiviert, erlauben die LEDs noch eine gute Kontrolle der Pegel. Damit lässt sich wirklich super arbeiten.
Die Funktion der Gain-Potis lässt sich ebenfalls einstellen und man kann auch während der Aufnahme leicht zwischen Mikrofon-Gain, Panning und Mix-Level umschalten.
Der Zoom F8n kann noch mehr
Im Betrieb mit iOS kann der Zoom F8n bzw. F8 weit mehr als das Handbuch verspricht. Anstatt nur den Stereomix an mein iPad zu senden, empfange ich mit Auria oder Multitrack DAW 8 einzelne Kanäle. Auch die iOS-App F8 Control funktioniert ausgezeichnet und im Zusammenspiel mit einem iPad und einer guten Software hat man alles, was man braucht, um erstklassige Songs aufzunehmen und zu schneiden.
Das interne Routing des Zoom F8n ist wie beim Vorgänger sehr flexibel, einfach zu ändern und bleiben kaum Wünsche offen. So kann man zum Beispiel den Zoom F8n auch als externen 6-Kanal-Preamp benutzen. Dafür routet man Kanal 1+2 auf den Main-Out, Kanal 3+4 auf den Sub-Out und Kanal 5+6 auf den Kopfhörerausgang. Wenn man die Ausgänge nun mit einem Interface verbindet, hat man auf die Schnelle 6 Preamps mehr.
Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Recorder bietet der Zoom F8n also auch noch weitere Einsatzmöglichkeiten: Interface für iOS, PC und Mac, stand-alone Mischpult und sogar stand-slone Mikrofon-Preamp.
Klangbeispiele des Zoom F8n
Zum Abschluss meines Tests noch einige Audiodateien, um die Mikrofon-Preamps zu vergleichen.
Dazu kam an der verzerrten E-Gitarre ein Shure SM57 und am E-Bass ein SM7B zum Einsatz:
Kleiner Praxis Tipp: Man kann zum Beispiel bei Schlagzeugaufnahmen durchaus auch mal das Slate Mikrofon aufzeichnen. Wenn man dieses Signal später komprimiert, kann es einen schöne, dreckige Räumlichkeit oder auch mehr Biss hinzufügen.
Für mich bleibt es beim »ZOOM F8«. Das Firmware Update auf Version 5 reicht mir völlig aus. Ganz schrecklich finde ich das neue Batteriefach, was für mich ein absolutes »No Go« ist und dazu noch sehr schlecht gestaltet wurde (andere Farbe und Oberfläche).
Für die Filmtontasche z. B. »Porta Brace AR-Z8« ist die »F8« Lösung sehr praktisch und vor allem schnell. Mit dem Hirose Anschluss habe ich keine Probleme. Filmton Kortwich hat mir ein Kabel mit einem Winkel-Hirose-Stecker gelötet und als Stromversorgung kommen ein »BP-U60« mit Adapterplatte und »NPF-960« Akku mit Hawk Woods Platte direkt am ZOOM-Netzeingang zum Einsatz.
ZOOM hat sein Handbuch auf Version 3 aktualisiert, die Version 5 muß man dem »ZOOM F8n« Handbuch entnehmen. Für den Filmton ist für mich die neue »AutoMix« – Funktion die größte praktische Neuerung und ein Alleinstellungsmerkmal unter den Filmtonrecordern.
Auch mag ich den farbigen Bildschirm mit seinen umschaltbaren Anzeige Modi. Er ist linksseitig was mit mehr liegt, als rechtsseitig und größer ist als bei Sound Divices. Das mag an der »Nagra«-Sozialisierung liegen.
Die »ZOOM F« Recorderreihe wird als Filmton und Sounddesigner Werkzeug beworben und genau das leistet diese Reihe auch. Ich finde es abwegig andere Eigenschaften einzufordern.
Für Musikaufzeichnungen hat ZOOM ja genügend andere Tools im Sortiment.
Von ARRI verlange ich auch nicht meine Alexa auf Ambisonic aufzurüsten.
Es gibt aber auch ein paar Wünsche. Z. B. wäre es schön direkt eine Tastatur anschließen zu können.
Das geht zurzeit nur über die »ZOOM F-Control«. Ferner wäre es gut alle Tasten zu beleuchten.
Noch ein Wort zu Sound Devices T10. Auch den Recorder kann man via kostenpflichtigem Update um die »M« Features erweitern. Aber bei der Recorder Linie hat sich ein Designfehler eingeschlichen. So ist der HP-Encorder in einer Audiotasche nicht erreichbar!
Mein Tipp für Filmton und Konzert wäre eine »MetricHalo ULN8«. Das Gerät ist Standalone.