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Test: Marantz PMD661 MKIII, Mobiler Recorder

Wuchtiges mobiles Arbeitstier

28. Mai 2017

Der Marantz PMD661 MKIII ist die dritte Version des mobilen Recorders, der sich von den Vorgängern gleich auf den ersten Blick unterscheidet. Es hat den Anschein, dass die Denon Marantz Group auf Reaktionen der Kunden hört und das Gerät immer besser machen will. Ob das gelungen ist, soll dieser Test zeigen.

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Der als Solid State Recorder beworbene Marantz PMD661 MKIII will sich nicht so wirklich zwischen die bekannten Recorder einreihen. Er ist irgendwie anders, das merkt man schon am großen Gehäuse und der Optik. Retro könnte man meinen, ich würde das eher professionell und robust nennen.

So punktet der PMD661 MKIII nicht nur mit einer klassischen und übersichtlichen Bedienstruktur, sondern auch mit Funktionen, die man bei anderen Geräten einerseits vergeblich sucht, andererseits jedoch nicht immer brauchen wird. Marantz sieht als Zielgruppe nicht nur Musiker und Nutzer von Digitalkameras, sondern vor allem auch Reporter und Einsatzgebiete, in denen eine beweissichere Dokumentation erforderlich ist. Dafür sorgt die optionale Dateiverschlüsselung und eine Rettungsfunktion für die SD-Karte.

Das ist auch das einzige unterstützte Speichermedium, auch wenn der Zusatz Solid State einen Festspeicher vermuten lässt. Generell ist der PMD661 MKIII ein langlebiges und zuverlässiges Arbeitstier, dem sicher auch Umwelteinflüsse nicht viel anhaben können. Persönlich habe ich mich auf diesen Test gefreut, denn vor Jahren wollte ich den ersten PMD661 erstehen. Mit etwa 520,- Euro Straßenpreis hat man den Anschaffungswiderstand nun deutlich gesenkt und das bei einem gleichbleibenden Konzept, wenn auch mit äußerlichen Veränderungen.

Ausgepackt

Der gut aufgeräumte und wuchtige Karton enthält neben dem Recorder ein Schaltnetzteil, USB-Kabel (Mini-B), Klinke-Cinch-Kabel, SD-Karte mit 4 GB, Tasche mit Trageriemen und ein Grenzflächenmikrofon mit passendem drei Meter Kabel. Auch ein mehrsprachiges Handbuch liegt bei, das die Gerätefunktionen anschaulich erklärt. Die bei den Vorgängern enthaltene Recording-Software hat Marantz allerdings eingespart.

Eine sinnvolle Ergänzung wäre noch die Kabelfernbedienung RC600PMD gewesen, die man leider extra kaufen muss und die offenbar nicht so leicht zu kriegen ist. Drei Tasten und LEDs zeigen den Betriebszustand an und so muss man laut Marantz nicht immer zwischen Gerät und Aufnahmeposition hin und her laufen.

Der Recorder mit seinem Gehäuse von 3,6 cm Höhe, 9,3 cm Breite und einer Länge von 16,5 cm wirkt wie ein Ziegelstein, ist aber mit einem Nettogewicht von 410 Gramm gar nicht mal so schwer. Irgendwie erinnert er mich an analoge Aufnahmegeräte vergangener Tage. Während die erste Version im Querformat ausgelegt war, hat man das Gehäuse schon ab der zweiten Version etwas handfreundlicher gestaltet. Das recht glatte Kunststoffgehäuse mit den Kunststoffbuchsen wirkt solide, ein Teil der Oberseite ist metallverstärkt, die Klappe für den SD-Kartenschacht knarzt etwas und lässt sich mit dem Fingernagel etwas schwergängig öffnen.

Überblick und Ausstattung

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Auf der Oberseite befindet sich die gut lesbare OLED-Anzeige mit einer Auflösung von 128 x 64 Pixeln und ist identisch zu den Vorgängern. Das mag nicht zeitgemäß wirken, mich und sicher auch Brillenträger freut aber die kontrastreiche und große Darstellung. Neben den üblichen Statusanzeigen fällt mir ein Balken für den verbleibenden Speicherplatz auf, der mich an eine Bandspule erinnert.

Darunter befinden sich auf der Metallblende die 13 etwas hervorstehenden Gummitasten, die einen guten Druckpunkt haben und groß genug für eine sichere Bedienung sind. Zwei Soft-Tasten unter dem Display stehen für Menü- und Dateifunktionen bereit, die mittige Funktionstaste schaltet kontextbezogen deren Belegung um. Darunter befindet sich links die Rücksprung-Funktion und rechts die Taste zum Wechseln der Anzeige. In der Mitte sind die Pfeiltasten kreisförmig angeordnet, man nutzt sie auch zum Springen zwischen Dateien, zum Spulen auch während der Wiedergabe und für die Abspielgeschwindigkeit ohne Tonhöhenkorrektur von minus bis plus 40%. Mittig davon ist die Enter- bzw. Play/Pause-Taste platziert.

Die unteren drei Tasten für Stopp, Aufnahmebereitschaft und Aufnahme sind haptisch unterschiedlich gestaltet. Sie sind recht geräuscharm und zielsicher zu treffen. Unten befindet sich die mehrfarbige LED-Kette mit 10 LEDs je Kanal (-60 dB bis Over) und eine zusätzliche REC-Leuchte. Diese ist heller als der LED-Ring um die Aufnahmetaste und daher durchaus sinnvoll. War die LED-Anzeige bei der ersten Version noch abgeschrägt, wurde sie nun bündig in die Gehäuseplatte eingelassen. Zwar lässt sie sich auch von vorne noch erkennen, wirkt aber beim Tragen des Geräts in der Tasche irgendwie unsinnig.

Generell finde ich das Auslagern der Pegelanzeige sinnvoll, zumal diese auch draußen heller ist als das nicht ganz so leuchtstarke OLED-Display. Auf diesem lässt sich allerdings ein präziseres Level-Meter mit Peak-Anzeige einblenden. Die vielen Anschlüsse hat Marantz auf alle Geräteseiten verteilt. Das mag ich bei einem Gerät dieser Größe nicht, weil der stationäre Betrieb ohne Stolperfallen weniger gelingt.

So befinden sich an der Vorderseite die beiden symmetrischen und verriegelnden XLR/TRS-Kombibuchsen und zwei versenkte Ösen für einen Tragegurt. Diese waren bei der ersten Version zum Schutz der Level-Regler herausgestellt, das ist hier nicht nötig. Bei den Vorgängermodellen befand sich der Kopfhöreranschluss hingegen auf der Front, dieser wurde nun auf die Rückseite nebst Lautstärkeregler zwischen die Mikrofone verlegt.

Die Kapseln sind hinter Gitter verborgen und sehr windunempfindlich, ein weiterer Einlass befindet sich auf der Oberseite und schließt auf den Gehäuseseiten ab. Das ist gut, wenn man den Rekorder von oben besprechen will. Vergleicht man die Anordnung mit XY- oder M/S-Kapseln, wirkt das beim Marantz PMD661 MKIII zwar nicht ganz zeitgemäß, dennoch überzeugt er bei räumlichen Aufnahmen. Vermutlich sind es zwei Kugelmikrofone in 0°-Anordnung, das lässt sich aber nicht erkennen.

Weiterhin sitzt unter der linken Kapsel der dreistufige Umschalter für Line/Mic und 48V Phantomspeisung. Bei versehentlicher Aktivierung liegt diese dauerhaft an. Unter dem rechten Mikrofon sitzt die Klinkenbuchse für die Fernbedienung.

Auf der linken Gehäuseseite finden sich der koaxiale Digitaleingang, Netzteilbuchse und USB-B-Anschluss für den Datenaustausch und daneben der geschützte SD-Kartenschacht. Es werden auch SDXC-Karten mit FAT32 erkannt, in meinem Fall eine Transcent mit 64 GB.

Vorne an den Seiten sitzen die Stereolautsprecher. An der rechten Gehäuseseite befinden sich ein nichtrastender Soft-Powerschalter und die Tastensperre, beide Schieber sitzen etwas vertieft und sind vor versehentlicher Betätigung geschützt. Während der Aufnahme ist der Power-Schalter zudem blockiert. Danach folgen die Cinch-Ausgänge und der zweite Line-Eingang in Form einer Mini-Klinke, ein Mikrofonanschluss in 3,5 mm Klinkenformat mit Plug-in-Power fehlt. Auch ist leider kein simultaner Aufnahmebetrieb mehrerer Eingänge möglich, das schränkt den Einsatz etwas ein.

Direkt neben dem Mikrofon auf der rechten Seite befindet sich ein koaxialer Pegelsteller für getrennte Kanalregelung mit rastender Mittelstellung. Die fummeligen Knöpfe sollen sich laut Handbuch gleichzeitig drehen, allerdings ist das Gegenteil der Fall. Will man beide Kanäle gleich laut einpegeln, ist das etwas mühsam, man hätte vielleicht den äußeren Ring als Balance-Regler und den inneren nur für die Lautstärke belegen sollen. Auf der Unterseite befindet sich das Batteriefach für die vier Mignonzellen, wahlweise für Batterien oder Akkus. Marantz gibt eine kontinuierliche Aufnahmezeit von etwa sechs Stunden bei Alkaline-Batterien an, das stellt im Vergleich zu anderen Rekordern einen Mittelwert dar.

Ergonomie und Bedienung

Wer sich mit älteren Recordern oder Bandmaschinen auskennt, kommt gut ohne Handbuch zurecht. Fast alle Funktionen erschließen sich auf Anhieb, auch wenn manche Abkürzungen wie ALC (Automatic Level Control) daran erinnern, dass Marantz früher auch gute Tuner und Amateurfunkgeräte gebaut hat. Datum und Uhrzeit werden mit einer Lithium-Zelle gepuffert, daher behalten Aufnahmen auch nach dem Batteriewechsel den korrekten Zeitstempel.

Besonders genial finde ich die drei Profileinstellungen, die jeweils mit acht Zeichen beschriftet werden können. In diesen lassen sich je 24 Optionen festlegen, die sich auch als Text-Datei auf der SD-Karte speichern, am Computer bearbeiten und in anderen Recordern importieren lassen. Dazu gehört auch die Dateiverschlüsselung mit einer vierstelligen PIN, auch das ganze Menü lässt sich mit dieser schützen. Das macht Sinn, wenn man beispielsweise dem Korrespondenten das vorkonfigurierte Gerät in die Hand drückt und verhindern will, dass dieser an den Aufnahmeeinstellungen rumspielt. Auch lassen sich automatisch alle Tasten bis auf Stopp und Pause während der Aufnahme sperren, so dass nur noch die Fernbedienung genutzt werden kann und man Dateien in der Tasche nicht ungewollt aufteilt oder Marker setzt. Auch Batterietyp und automatische Abschaltung werden je Profil definiert. Alle weiteren Funktionen sind im Hauptmenü zu finden, die Menüeinträge sind zur besseren Übersicht durchnummeriert. Im Tools-Menü können die Profile geladen und gespeichert werden, auch kann der Recorder zeitgesteuert aufnehmen oder abspielen.

Das Menü und auch die Dateiverwaltung werden intuitiv über Pfeil- und Enter-Taste bedient. Der Marantz PMD661 MKIII erkennt nicht nur die am Computer vorbereitete Ordnerstruktur, sondern es lassen sich auch Ordner und Unterordner frei erstellen, benennen und löschen. Dateien können beliebig kopiert, verschoben, aufgeteilt und umbenannt werden. Allerdings lassen sich Dateien nur einzeln löschen, das bietet auch eine erhöhte Sicherheit. Wird eine leere SD-Karte eingelegt, erstellt der Recorder einen leeren Ordner, in dem er die Aufnahmen ablegt. Das kenne ich von anderen Recordern überhaupt nicht, die stets eine vordefinierte Ordnerstruktur vorgeben und alles außerhalb davon ignorieren.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Chick Sangria

    Sehr kluger Test, eine Freude zu lesen, vielen Dank! Beim ersten Beispiel dachte ich – aha, ein neuer Physical Modeling Synth…

  2. Profilbild
    Franz Walsch AHU

    Marantz hat es wieder getan – und es ist leider wieder nur ein halbgares Gerät für zuviel Geld herausgekommen. Sehr schade!
    Mich hat an dem Gerät, wie seinen Vorgängern Marantz PMD620 mkII & Marantz PMD661 mkII, besonders die Verschlüsselung interessiert.
    Aber auch im dritten Anlauf bekommt die Firma das nicht hin. Bei beiden war die Software nur für Windows und zuletzt nur auf der Denon Web-Seite erhältlich (http://marantzpro.com/products/view/pmd661mkii), heute findet man dort nur eine Mark-Editor Software (Win only) und das letzte Firmware Update von 2014.
    Damit ist dieses Alleinstellungsmerkmal verspielt und so geraten die anderen Details wie Ausstattung, Bedienbarkeit etc. in den Focus.
    Leider finde ich für mich nichts was mich begeistert. Dafür erscheint mir der Preis doch sehr ambitioniert.

  3. Profilbild
    tubeheat

    Die Verschlüsselung soll doch sicherlich nur verhindern, dass man mal eben schnell kopieren und abspielen kann. Oder sind Deine nicht näher definierten Vorstellungen etwa harte Requirement für solche Field Recorder?
    Gibts denn überhaupt andere Hersteller die bei vergleichbarem Preis etwas bieten, so wie Du es gerne hättest oder erwartest Du möglicherweise etwas zuviel davon?
    Auch ein RME UFX* mit DuRec hat, wenn man es Standalone für Aufnahmen verwendet, keine Verschlüsselungsfunktion. Es ist doch einfaches Recording. Und wie bei einem Handy oder Hausschlüssel muss man halt aufpassen, dass man es nicht unbeobachtet liegenläßt.
    Da finde ich ist der PIN doch ein nettes Feature und anscheinend recht einfach implementiert. Oder möchtest Du noch eine weitere Komplexität wie mit Bitlocker? Das könnte vielleicht Anwender abschrecken, wenn es zu kompliziert wird.

  4. Mehr anzeigen
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