X/Y-Stereomikrofon mit integriertem Recorder
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Für Reporter hat sich der Alltag gewaltig verändert. Ich erinnere mich noch an Reporter, die nach einem Konzert mit Zettel und Miniaturblock in der Hand um ein Interview oder um einige Fakten zur Band oder zur Veranstaltung gebeten haben (es gibt sie tatsächlich immer noch). Andere nutzten ein Diktiergerät. Mit dem Apple iPhone hat sich viel verändert und so finden immer öfter spontane Interviews mit dem Smartphone statt.
Bei größeren Reportagen und für die Verwendung von O-Tönen kam meistens ein tragbarer Recorder zum Einsatz, an den dann ein Mikrofon für das Interview angeschlossen wurde. Besonders in lauten und windigen Umgebungen ist das Mikrofon immer noch die bessere Wahl, weil man näher an den Interview-Partner heran kann und ein Fellschutz Windgeräusche einigermaßen gut unterdrückt. Auch Mikrofone mit integriertem Recorder werden für Reportagen genutzt. Zu dieser Gattung gehört unser heutiger Testkandidat, der Zoom M2 MicTrak Recorder.
Zoom
An anderer Stelle habe ich schon viel über den japanischen Hersteller Zoom geschrieben. Gegründet im Jahr 1983, blickt man auf einen nunmehr 40-jährige Geschichte zurück. Die Produktpalette reicht von Field-Recordern, Kameras, Multieffektgeräten, Digitalrecordern, Digitalpulten, Instrumenten, Mikrofonen bis hin zu Audiointerfaces.
Zoom M2 MicTrak Recorder
Das Zoom M2 MicTrak ist eine Kombination aus X/Y-Stereomikrofon und 2-Spur-Recorder. Die Wandlung und Aufnahme erfolgt dabei im 32-Bit Fließkomma-Verfahren.
Floating-Point-Wandler
Aufmerksame Leser erinnern sich an meinen kürzlichen Test des Zoom UAC-232 Audiointerfaces. Die Gleitkomma- oder Fließkommaberechnung hat einige Vorteile gegenüber Festkommaberechnungen. Bei Festkommaberechnungen kommen sehr schnell aufgrund vieler Stellen vor oder nach dem Komma an die Grenzen dessen, was mit 24 Bit oder auch 32 Bit darstellbar ist. Fließkommazahlen jedoch arbeiten mit einer exponentiellen Schreibweise.
Bei einem 32-Bit-Fließkomma-Wandler werden nun 32 Bit für die Mantisse genutzt, 8 Bit für den Exponenten und ein weiteres Bit für das Vorzeichen. Somit ergibt sich eine theoretische Gesamtdynamik von 1528 dB. Ein solches System ist nicht zu übersteuern und somit entfällt eine korrekte Aussteuerung, wie sie für 16 und 24 Bit Wandler notwendig ist. Das aufgenommene Signal wird nach der Aufnahme einfach in der DAW oder einem Audio-Editor auf den gewünschten Pegel gebracht. Für genauere Infos zum 32-Bit-Fließkomma-Format verweise ich auf meinen Test zum Zoom UAC-232 Audiointerface.

Unterschiede 16/24 Bit Recording und 32-Bit-Floating-Point-Recording. Quelle: Zoom M2 Bedienungsanleitung
Der Zoom M2 MicTrak Recorder verfügt gleich über zwei A/D-Wandler mit unterschiedlicher Aussteuerung. Diese werden in Abhängigkeit vom Eingangspegel automatisch umgeschaltet, um immer den optimalen Dynamikumfang zu gewährleisten.

Aufgrund der Floating-Point-Verarbeitung lassen sich Aufnahmen, die in der Darstellung übersteuert aussehen, dennoch ohne Verzerrung im Pegel absenken. Quelle: Zoom M2 Bedienungsanleitung
Recorder & USB-Mikrofon
Zurück zum Zoom M2 MicTrak Recorder: Dieser wandelt wie gesagt mit 32 Bit (Fließkomma) und mit einer Sampling-Rate von 44,1/48/96 kHz. Daraus resultiert eine WAV-Datei (mono/stereo), die auf microSDHC-Karten mit bis zu 32 GB oder microSDXC-Karten bis zu 1 TB geschrieben wird. Diese Karten lassen sich dann recht leicht mit einem Kartenleser auslesen und die Datei auf die Festplatte des heimischen Computers zur Weiterverarbeitung spielen.
Bequemer geht das, wenn man gleich den Zoom M2 MicTrak Recorder per USB-Kabel (USB C) an den Computer, ein Smartphone oder Tablet anschließt und die Dateien sofort überträgt. So lässt sich zum Beispiel auch eine Aufnahme direkt per Smartphone an die Redaktion verschicken. Oder man nutzt den Zoom M2 MicTrak Recorder als USB-Mikrofon mit 24 Bit/48 kHz oder 32 Bit Float.
Mikrofone
Bei den beiden Mikrofonen des Zoom M2 MicTrak handelt es sich um Mikrofone mit Kugelcharakteristik in X/Y-Anordnung. Dass Kugelmikrofone auch beim X/Y-Verfahren funktionieren, hängt mit der Richtwirkung für höhere Frequenzen zusammen, die auch bei Kugelmikrofonen existent ist. Die Empfindlichkeit beträgt -42 dB/1 Pa bei 1 kHz und der maximale Schalldruckpegel 135 dB SPL.
Stromversorgung
Die Stromversorgung des Zoom M2 MicTrak erfolgt über zwei AA-Batterien (Alkaline, NiMH oder Lithium) oder alternativ über ein Netzteil mit DC 5 V/1 A (wie z. B. das ZOOM AD-17). Eine Stromversorgung über USB wird ebenfalls unterstützt. Die Laufzeit mit Batterien ist recht hoch und wird von Zoom für 10,5 bis 11 Stunden für Alkaline/NiMH-Batterien (1900 mAh) bis hin zu 22 Stunden mit Lithium-Batterien angegeben. Wie lange die Laufzeit tatsächlich ist, hängt davon ab, ob ein Kopfhörer genutzt wird oder wie lange das Display mit seiner Hintergrundbeleuchtung eingeschaltet ist.
Integrierter Kopfhörerverstärker und Lautsprecher
Natürlich ist es bei Aufnahmen unterwegs immer wichtig, diese zu kontrollieren. Das geschieht beim Zoom M2 MicTrak Recorder entweder über einen Kopfhörer oder den integrierten Lautsprecher. Der Monolautsprecher dient eher der Kontrolle, ob die Aufzeichnung an sich erfolgreich war. Viel mehr lässt sich nicht mit dem winzigen Lautsprecher beurteilen. Besser geeignet ist ein Kopfhörer. Angeschlossen wird dieser an die Stereo-Miniklinkenbuchse des integrierten 2x 20 mW (32 Ohm) Verstärkers.
Bedienung des Zoom M2 MicTrak
Für die Bedienung des Zoom M2 MicTrak stehen insgesamt neun Tasten und ein Display zur Verfügung. Fünf dieser Tasten sind Laufwerkstasten und steuern direkt Funktionen wie Aufnahme, Wiedergabe, Vor- und Zurückspulen und Stop. Direkt unter dem Display sind vier Tasten angeordnet: Eine Taste ruft den Low-Cut-Bildschirm auf, eine andere schaltet den Recorder vom Stereo- in den Monobetrieb um. Zwei Tasten sind der Lautstärkeanpassung zugeordnet. Diese letzten vier Bedientasten erfüllen außerdem weitere Funktionen. Die Belegung wird in der untersten Reihe der jeweils aktiven Bildschirmseite angezeigt.
Weitere Tasten befinden sich jeweils an den Seiten des Zoom M2 MicTrak. Dazu gehören zwei Tasten für die Kopfhörerlautstärke, eine Menütaste für das Öffnen des Menü-Screens und ein Power/Hold-Schalter als Betriebsschalter und für das Sperren der Tasteneingabe.
Die Bedienung des Zoom M2 MicTrak ist nahezu selbsterklärend und ein langes Studium der Bedienungsanleitung entfällt.
Display
Das Display zeigt uns auf verschiedenen Menüseiten alle wichtigen Informationen zur Aufnahme, darunter zum Beispiel eine Kurvenformdarstellung der Aufnahme des linken und rechten Kanals, die verfügbare Aufnahmezeit, die verstrichene Aufnahmezeit, den Stereo/Mono-Modus, die verbleibende Batteriekapazität, die Einstellung des Low-Cut-Filters. Es gibt verschiedene Screens für Aufnahme, Wiedergabe, Dateiverwaltung, Einstellungen (Menü-Screen). Durch die Zuordnung der vier Tasten unterhalb des Screens zu den jeweiligen Funktionen ist die Navigation ein Kinderspiel.
Bei der ersten Inbetriebnahme sind noch die Display-Sprache und das Datum sowie die Uhrzeit einzustellen sowie der benutzte Batterietyp, damit die Batteriekapazität korrekt dargestellt wird.
Aufnahme
Zunächst einmal muss eine passende SD-Karte eingelegt werden. Diese sollte dann im Gerät selbst formatiert werden. Jetzt sollte noch ausgewählt werden, ob die Aufzeichnung monofon oder stereofon erfolgen soll. Möchte man tieffrequente Nebengeräusche minimieren, setzt man noch das Low-Cut-Filter. Hier hat man die Wahl zwischen off, 80 Hz, 160 Hz und 240 Hz. Für Sprache kann man eine der höheren Einstellungen wählen. Bei sehr naher Besprechung oder Außenaufnahmen empfiehlt sich das Aufsetzen des mitgelieferten Windschutzes. Ein Fellschutz für sehr windige Situationen liegt allerdings nicht bei. Nun kann man auch schon mit der Aufnahme beginnen.
Nach der Aufnahme
Nach der Aufnahme kann man sich das Ergebnis anhören – über den integrierten Lautsprecher und natürlich über Kopfhörer. Außerdem ist natürlich das Übertragen der Aufnahme auf einen Computer möglich. Möchte man das Mikrofon selbst als Card-Reader nutzen, benötigt man ein USB-C-Kabel. Nach dem Einstecken des Kabels muss das USB-Menü aufgerufen werden, um dort den Zoom M2 MicTrak vom Betrieb als USB-Mikrofon auf Dateiübertragung zu schalten. Direkt im Anschluss wird die SD-Karte am Rechner sichtbar und mit der Dateiübertragung kann begonnen werden.
Wie lässt sich das Zoom M2 MicTrak einsetzen?
Ausprobiert habe ich den Zoom M2 MicTrak Recorder mit einer Akustikgitarre und Sprache. Für die Aufnahme der Akustikgitarre habe ich den Zoom M2 MicTrak auf ein Stativ montiert. Eine Mikrofonhalterung wird mitgeliefert. Der Abstand zur Gitarre betrug circa 50 bis 60 cm. Die Aufnahme ist im Stereomodus entstanden, der Low-Cut war ausgeschaltet. Der Klang der Gitarre gefällt.
Es folgten diverse kurze Sprachaufnahmen. Hier habe ich das Mikrofon im Nahbereich (5 cm) und im Abstand von ungefähr 30 cm besprochen. Außerdem wurden Stereo- und Monoaufnahmen gemacht und die einzelnen Low-Cut-Filter durchgeschaltet. Die Aufnahmen ohne Low-Cut und mit dem Low-Cut bei 80 Hz gefallen mir gut, 160 Hz und 240 Hz Grenzfrequenz gefallen mir weniger. Die Sprache wird recht dünn.


Zoom M2 MicTrak
Wie bereits erwähnt, ist die Bedienung selbsterklärend. Das Abhören über den Miniaturlautsprecher ist tatsächlich nur als Kontrolle geeignet, ob etwas aufgezeichnet wurde. Die Qualität liegt noch deutlich unter der Freisprecheinrichtung eines Smartphones. Der Einsatz eines Kopfhörers zur Qualitätskontrolle ist dringend anzuraten. Trotzdem ist der kleine Lautsprecher sinnvoll, denn eine Aufnahmekontrolle ist besser als keine Aufnahmekontrolle. Schön ist, dass man sich dank der 32-Bit-Floating-Point-Wandlung um die korrekte Aussteuerung überhaupt keine Gedanken machen muss. Aufnahmeknopf drücken und los geht’s.
Die Aufnahmen habe ich im Anschluss auf meinen Mac Mini überspielt und dort in Audacity geladen. Hier wurden sie normalisiert und als WAV und MP3 ausgespielt. Die Resultate hört ihr in den Klangbeispielen.
schöner bericht, danke. ich vermisse allerdings eine aussage zu nebengeräuschen bei aufnahmen aus der hand (dh durch die mechanische berührung). manche zoom-recorder knarzen da gelegentlich, zB mein H1. das würde in diesem fall auch die bedienung während einer aufnahme erschweren. grundsätzlich finde ich es problematisch, bei aufnahme einer anderen person den recorder mit all seinen bedien- und vor allem kontroll-elementen aus der hand zu geben. wie schnell ist die aufnahme versehentlich gestoppt.
@mdesign Solange man nicht nervös daran herumfingert, ist das kein Problem. Weiter oben habe ich über den Schalter zum Sperren der Tasten geschrieben, man darf den Recorder also problemlos weiterreichen.
Von denen hier wurde die neue Reihe ja ziemlich abgestraft: https://youtu.be/8wF99pmA3y0
Sind dem Tester auch Interferenzen untergekommen? Vielleicht wurde das ja auch inzwischen behoben?
32bit Float reizt mich persönlich, da ich mir besonders beim Field Recording von Atmo und ähnlichem hier besser Ergebnisse erhoffe, da man hier ja im nach hinein recht viel Verstärken muss. Das M2 wäre da schon eine Überlegung Wert.
@Basicnoise Wenn du mit Interferenzen Einstreuungen ins Audiosignal meinst, nein, da waren kein.