Keeler Design Push
Als ich seiner Zeit mit dem Erlernen der E-Gitarre begann, sah die Welt in Sachen Verstärkertechnik noch etwas anders aus als heutzutage. Außer dem schon damals außerhalb jedes Schüler-Budgets angesiedelten Mesa-Boogie-Combo war kein regulärer Combo oder Head in der Lage, einen Sustain-reichen Solosound vom Werk aus zu erzeugen. Von der „Gurkenabteilung“, mit der ich mich damals herum schlug, einmal ganz abgesehen.
Ein angesagter Verzerrer war damals (wie wahrscheinlich auch noch heute) das erste Pedal, was sich jeder Schüler zulegte, in der Hoffnung, aus seinem zweitklassigen Behelfscombo den gleichen Sound heraus zu holen, wie es die persönlichen Idole auf Vinyl auch taten. Damals galt die Faustregel, dass ein amtlicher Verzerrer knapp unter 100,- DM (knapp 50,- Euro) kostet. Anmerkung: Es gab auch die Faustregel, pro Watt Lautsprecherleistung eine Mark, d.h. ein 100 Watt Celestion Speaker hat damals 50,- Euro gekostet – das waren noch Zeiten!
Wer hätte gedacht, dass der Verzerrermarkt sich preislich sowohl in den Kellerbereich, als auch, Boutique-Trend sei Dank, insbesondere in ungeahnte Höhen schnellen würde. So fragt sich der Eine oder Andere schon, was neben reiner Handarbeitsfertigung den UVP-Preis eines Verzerres über die 300,- Euro Grenze schnellen lässt, zumal wenn er nicht mit Interfaces, Schnittstellen oder Steuerungsfunktionen ausgestattet ist.
Genau diese Attribute treffen auf die Keeler Pedale zu, allesamt handgefertigt von Rob Keeler, seines Zeichens einer der neuen Namen am Boutique Himmel, der innerhalb der Szene mit großen Vorschusslorbeeren überhäuft wurde. Die Neugier war geweckt, und somit liegt nun das Keeler Design Push Overdrive-Pedal zum Test auf Amazona.de vor.
Konstruktion
Das mir zum Test vorliegende Keeler Design Pedal hört auf den Namen „Push“ und zählt zu der Untergruppe der Overdrive-Pedale, soll also eine übersteuerte Röhre eines Röhrenverstärkers simulieren. Hochklassige Pedale dieser Bauart zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie interaktiv mit dem Volumeregler der Gitarre harmonieren, sprich sie reduzieren auf natürliche Weise den Verzerrungsgrad des Pedals bei Rücknahme der Lautstärke an der Gitarre. Streng genommen ist es DAS Qualitätsmerkmal, was neben einem hochwertigen Grundsound einen Low-Budget-Quäker von einem High-End-Gerät mit dem Preisfaktor 10 unterscheiden sollte.
Optisch kommt das Pedal in einem herrlichen „Gary-Glitter-Gedächtnis-Violett-Metallic“ daher, eine der Standard-Disko-Farben der späten Siebziger / frühen Achtziger. Lacht mich aus, aber ich stehe dazu, ich mag diese Farbe. Ach ja und die Diskomucke à la Saturday-Night-Fever ist für mich nach wie vor die beste Tanzmusik, die eh je gab, basta!
Dass hier in Handarbeit gewerkelt wurde, sieht man auf den ersten Blick. Da ist auch schon mal einer der vier Gummifüße auf der Unterseite des Gehäuses nicht ganz in der Flucht, oder aber die Dreieck Piktogramme der Input- und Outputbuchsen sind in unterschiedlichen Größen aufgesprüht. Macht nichts, wenn die inneren Werte stimmen, sind solche optischen Kleinigkeiten reine Peanuts.
Toller Artikel!! Tolle Soundfiles!!
Generell würde ich mich freuen, wenn ein genaues Aufnahmesetup im Artikel vermerkt würde, sodass z.B. nicht nur der benutzte Gitarrentyp, sondern auch der Verstärker und uU. das Mikrofon genannt werden.
Grüße!!